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Inhalt

Inhalt des Aussprache Trainers (separat erhältlich)

Vorbemerkung

 

Aussprache

 

Schottland und seine drei Sprachen

 

Einführung

Kleine Grammatik des Schottischen

Track 2

Satzbau und grammatische Formen

Track 3

Die Vergangenheit

Track 4

Im Gespräch

Aufgepasst! – falsche Freunde

Track 5

Stadt – Land – Fluss

Track 6

Unterwegs

Track 7

Wetter

Track 8

Kleidung

Track 9

Was da kreucht und fleucht

Track 10

Was da grünt und blüht

Track 11

Essen & Trinken

Track 12

(Zwischen-) Menschliches

Track 13

Feste & Feiern

Track 14

Nicht nur der Dudelsack

Track 15

Sport & Spiel

Track 16

Geschichte: eine Katastrophe

Track 17

Religion: ein Kapitel für sich

Track 18

… und wie sie alle heißen

Track 19

Bauernsprache Buchanesisch

Track 20

Großstadtsprache Glescaranto

Track 21

Sammelsurium der Alltagssprache

Track 22

Von Arschloch bis Zuckermaus

Track 23

Körperliches

Track 24

Krankheiten

Track 25

Anhang

Mehr zum Thema bei Reise Know-How

 

Lese- & Hörtipps

 

Register

 

Der Autor

 

Impressum

 

Vorbemerkung

Dieses Buch ist in erster Linie für Schottlandreisende mit englischen Grundkenntnissen gedacht. Zumindest ein wenig Englisch haben wir ja nun heutzutage doch alle parat. Wer Lehrbuch-Englisch redet, hat auch gute Chancen, von allen Schotten verstanden zu werden. Dass ein Besucher Scots spricht, erwartet man ebenso wenig wie Mecklenburger Platt oder Ostfriesisch aus dem Mund eines ausländischen Touristen.

Wenn es aber um das Verstehen der Einheimischen geht, sieht die Sache anders aus. Die Einwohner Schottlands sprechen zwar mitunter ein Englisch, das nur leicht schottisch eingefärbt ist. Aber daneben gibt es in Glasgow, Dundee oder Aberdeen noch eine Menge an Sprachgebrauch, der sogar Nordamerikanern oder Engländern äußerst rätselhaft vorkommen kann.

Gerade hier liegt jedoch der Schlüssel zu einem Verständnis schottischer Denk- und Wesensart. Was Schotten in Scots zu Themen wie Geld, Sport, Musik oder Liebe von sich geben, führt zu tieferen Einsichten: wer dem Schotten auf den Mund schaut, blickt nicht selten bis ins Herzensinnere. In diesem Sinne ist der vorliegende Band also auch ein Führer durch die Alltagskultur im ganzen Sprachgebiet des Schottischen und in zweien seiner Regionaldialekte.

Ergänzendes Tonmaterial

Zu diesem Buch gibt es ergänzedes Tonmaterial in der Kauderwelsch AUDIO-Reihe. Es ist als MP3-Download erhältlich unter

https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-scots-mp3-1332

Auch erhältlich auf Audio-CD unter

https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-scots-audio-cd-840

Kauderwelsch AUDIO enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch vorkommen, ohne Wiederholung und ohne deutsche Übersetzung.

Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus

Kauderwelsch AUDIO anhören.

Aussprache

Die schottischen Laute werden in diesem Buch wie folgt wiedergegeben. Abweichungen und Besonderheiten gegenüber dem Englischen und in den verschiedenen Dialekten werden später aufgezeigt.

Selbstlaute

a

wie in „acht“

â

wie in „aber“

å

wie in „fort“

åå

lang wie in „Callgirl“

ai

wie in „ein“

e

wie in „eng“

ê

wie in „er“

è

wie in „genau“

ei

wie in „hey

i

wie in „in“

î

wie in „mir“

ô

wie in „oder“

ü

wie in „fünf“

üü

wie in „müde“

Mitlaute

ch

hart wie in „Bach

ch

weich wie in „Licht“

l

dunkel und kehlig wie im engl. „ball

ñ

wie in „Ring

s

stimmhaft wie in „Rose“

ß

stimmlos wie in „Reis

th

stimmhaft wie im englischen „this“

th

stimmlos wie im englischen „thin“

v

wie in „Vase“

w

wie im englischen „we“

sch

wie in „schön“

sch

stimmhaft wie im frz. „Journal“

Ein Apostroph (‘) in der Lautschrift steht für einen Stimmabsatz oder Knacklaut. Das Hochdeutsche kennt diesen sogenannten Glottisverschluss nur in einer schwachen Form vor Selbstlauten am Wort- oder Silbenanfang wie in „Achtung“ ‘achtuñ oder „Brecheisen“ brech’aisèn. Einen echten glottal stop glå’lßtåp als Mitlautersatz findet man z.B. im Ruhrgebiet, wo „Garten“ wie gâ’n klingt.

Wer mit einer anderen Lautschrift vertraut ist, mag mir bitte verzeihen, dass ich hauptsächlich an den in dieser Hinsicht nicht vorbelasteten Leser gedacht habe.

Schottland und seine drei Sprachen

Scots ßkåtß oder Schottisch ist eine Variante des Englischen, die sich zu Standardenglisch ungefähr so verhält wie Plattdeutsch zu Hochdeutsch. Aus englischer Sicht ist es ein Dialekt — aber für sprach- und identitätsbewusste Schotten ist es eine der drei Landessprachen Englisch, Schottisch und Gälisch.

Gälisch – eine keltische Sprache – hat trotz vieler Unkenrufe alle Versuche zur kulturellen Gleichschaltung Großbritanniens überlebt. Die Gälisch sprechende Minderheit – zumeist im Hochland und auf den Hebrideninseln angesiedelt – kann heute zwar auch Englisch, es gibt aber dennoch gälische Bücher, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendungen. Der vielleicht überzeugendste Beweis für die Lebendigkeit der Sprache sind die gälischen Texte der in ganz Schottland populären Rockmusikgruppe Runrig ranrig.

Scots ist mindestens genauso oft totgesagt worden wie Gälisch, hat sich aber als ähnlich widerstandsfähig erwiesen. Dabei waren die Voraussetzungen noch ungünstiger, denn schottischer Sprachgebrauch wurde leicht als „schlechtes“ oder „falsches Englisch“ abgetan. Das Gälische musste als eigenständige Sprache anerkannt werden, wenn man für diese auch keinen Platz in der modernen Welt sehen wollte. Scots ließ sich nicht so scharf abgrenzen, denn es gibt wegen der engen Verwandtschaft von Scots und Englisch eine Menge an Mischformen in der alltäglichen Verwendung. Zudem fehlt für Scots eine verbindliche schriftsprachliche Norm.

„Reines“ Scots hört man selten, aber in Süd-, Ost- und Mittelschottland reden die Leute etwas mehr oder minder stark schottisch Geprägtes. Das Sprachgebiet des Schottischen besteht vor allem aus den Lowlands lôlèns – dem Tiefland, weshalb Scots auch Lowland Scots oder kurz Lallans lalèns genannt wird. In den Lowlands lebt die Bevölkerungsmehrheit und hier sind die größeren Städte. Im Hochland und auf den Hebrideninseln — Highlands hailèns oder Hielands hîlèns und Hebrides hebridîs — merkt man noch, dass Englisch dort bis vor gar nicht so langer Zeit eine Fremdsprache war. Heute gibt es zwar einen typischen Hochlandakzent, aber keinen gewachsenen Dialekt mit eigenem Wortschatz. Besonderheiten im Sprachgebrauch sind hier meist auf den Einfluss von gälischer Aussprache und Satzbau zurückzuführen. Die Ersetzung der stimmhaften Mitlaute s, b und d durch die im Gälischen vorherrschenden stimmlosen ß, p und t ergibt zum Beispiel für den Satz:

It is as it should be.

itiß eßit schüt pî

Es ist so wie es sein sollte.

Gälische Satzkonstruktionen sind zu erkennen in Äußerungen wie:

It is a terrible headache that is at me.

es ist ein schrecklicher Kopfschmerz der ist bei mir

Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.

So etwas hört sich für Nichthochländer ebenso befremdlich an wie für Deutsche beispielsweise die wörtlichen Übersetzungen aus dem Englischen in „Asterix bei den Briten“. Hochlandenglisch wird gern in ähnlicher Weise als komisches Stilmittel verwendet. Wer mag, der kann sich davon in den Geschichten von Neil Munro nîl mènrô um den Kapitän Para Handy pâra handî überzeugen. Dahinter steht eine lange Tradition des nicht immer ganz so gutmütigen innerschottischen Spotts der Tiefland-Schotten über die Hochländer oder teuchters tjüüchtèrs. Dieses Wort ist von teuch tjüüch grob abgeleitet und bedeutet so etwas wie „Bauerntölpel“.

Kleine Grammatik des Schottischen

Die meisten schottischen Laute existieren auch im Englischen – mit einigen wichtigen Ausnahmen. Das mit der Zungenspitze gerollte „r“ ist in Schottland die meistgehörte Aussprachevariante. Im Glasgower Raum nimmt es auch den Platz des englischen th-Lauts ein, wie in ra farra ra fara für „der Vater“, der sonst in Schottland faither fêthèr heißt. Die gerollten „r“ und die kehlig-dunklen „ch“ geben Scots einen ziemlich harten Klang. Ein „ch“ wird nur am Wortanfang wie tsch ausgesprochen. Ansonsten klingt es wie im Deutschen: licht licht Licht und loch låch See.

Kein Problem für Deutsche oder Niederländer – ganz im Gegensatz zu einem Engländer, für den man in Schottland sowieso nicht unbedingt gehalten werden möchte. Die Schotten nennen die Nachbarn oft mit abfälligem Ton Southrons ßathrèns Südländer oder auch Sassenach ßaßènach Sachsen (Gälisch). Anders als diese Angelsachsen haben Deutsche auch kein Problem mit dem ü, das in Schottland gesprochen wird, obwohl die Umlautpunkte im Schriftbild fehlen:

mune müün

Mond

gude / guid güd

gut

hoose hüüß

Haus

broon brüün

braun

toon tüün

Stadt

floors / flooers flüürs

Blumen

oor üür

unser/Stunde

hoor / hure hüür

Hure

Das für das Englische typische o ou gibt es im Schottischen nicht. Man hört ein langes o ô oder es steht an entsprechender Stelle ein ae ê wie in den folgenden Wörtern:

gae / gang / go gê, gañ, gô

gehen

sae / so ßê, ßô

so

dae

tun

An einem unbetonten Wortende klingt ae wie a oder î, beispielsweise in he cannae hî kanî er kann nicht. Deshalb ist nur bei den Schotten die Scherzfrage nach dem Unterschied zwischen Bing Crosby und Walt Disney disnî möglich. Die Antwort:

Bing sings and Walt disnae.

biñ ßiñs èn wålt disnî

Bing singt und Walt tut es nicht.

Ein langer î-Laut kann sowohl durch ie wie durch ei wiedergegeben werden: gie geben und heid hîd Kopf. An gie sieht man eine Tendenz zur Weglassung von Mitlauten, die auch Wortenden verkürzt; das englische „-ing“ wird im Schottischen -in in. Auch die vier folgenden häufig benutzten Wörter werden abgekürzt (im Englischen: and, not, of, with):

an an

und

no

nicht

o ô/è

von

wi wi

mit

In der gesprochenen Sprache ist die Unterschlagung von Lauten natürlich noch ausgeprägter als in der Schrift. Wenn man am schottischen Frühstückstisch jemanden etwas sagen hört, was wie gîsè ba’r klingt, so ist das englische Could you give methe butter please? gemeint und wird auf Schottisch gie’s the butter! geschrieben. Weiterhin wird das w nur am Silbenanfang ausgesprochen. Ein l zwischen Selbst- und Mitlaut ist ebenfalls stumm und ll am Wortende wird nicht geschrieben.

Beispiele:

flow flô

fließen

slow ßlô

langsam

fa fåå

fallen

fu füü

voll

ba / baw båå

Ball

braw bråå

schön

a/aw åå

alles/alle/ganz

saut ßååt

Salz

haud hååd

halten

Die zu ‘s abgekürzte Mehrzahlform us (as) wird häufig anstatt der Einzahl me (mî) (mir/mich) verwendet.

Eigentlich kurze Selbstlaute erscheinen im Schottischen häufig gedehnt: man klingt also eher wie die erste Silbe in dem Wort „Mahnmal“ als wie das deutsche „Mann“.