image

WASSERKELCHE

CRYPTOCORYNEN IM AQUARIUM

Maike Wilstermann-Hildebrand & Cord Hildebrand

image

Bildnachweis

Titelbild: Cryptocoryne aponogetifolia Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

Rückseite: Cryptocoryne wendtii Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

Bild Seite 1: Cryptocoryne wendtii Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder der Autoren. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert oder vervielfältigt werden.

eISBN: 978-3-86659-371-8

© 2011 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Mike Zawadzki

Layout: Tanja Denker

Inhalt

Vorwort

Systematische Stellung

Hybriden und Polyploide

Natürliches Vorkommen

Anatomie

Blütenstände

Erwerb von Cryptocorynen

Pflanzung im Aquarium

Umstellung auf die Unterwasserkultur

Kulturansprüche

Wasserwerte

Licht

Düngung

Pflegemaßnahmen

Algenbekämpfung

Cryptocorynenfäule

Kultur über Wasser

Cryptocorynen im Aquaristikhandel

Härtels Wasserkelch

Weißlicher Wasserkelch

Hammerschlag-Wasserkelch

Becketts Wasserkelch

Bewimperter Wasserkelch

Herzförmiger Wasserkelch

Grasblättriger Wasserkelch

Zungen-Wasserkelch

Kleiner Wasserkelch

Pontederiablättriger Wasserkelch

Spiraliger Wasserkelch

Gewellter Wasserkelch

Riesen-Wasserkelch

Walkers Wasserkelch

Wendts Wasserkelch

Willis Wasserkelch

Weitere aquarientaugliche Arten

Cryptocoryne fusca

Hudoros Wasserkelch

Keeis Wasserkelch

Langgeschwänzter Wasserkelch

Möhlmanns Wasserkelch

Cryptocoryne x purpurea

Zwerg-Wasserkelch

Weitere Informationen

Literatur

Vorwort

image

Cryptocorynen müssen lange ungestört wachsen, damit sich solche schönen Bestände bilden können
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

Wasserkelche gehören zu den schönsten und vielfältigsten Aquarienpflanzen überhaupt. Es gibt kleine Arten, die sich hervorragend für die Vordergrundbepflanzung oder Nano-Aquarien eignen, und große Arten mit bis zu 1,20 m Blattlänge. Sie können Aquarien mit Weichwasserfischen bereichern oder Becken mit Barschen begrünen. Sie sind als „grüne Wiese“, dichter Bestand im Hintergrund und auch als solitärer Blickfang geeignet, je nachdem, womit man sie kombiniert.

Wer Cryptocorynen kultivieren möchte, braucht aber Geduld. Die Pflanzen benötigen wenig Pflege und machen kaum Arbeit, benötigen aber für ihre Entwicklung auch sehr viel länger als andere Aquarienpflanzen. Was bei Stängelpflanzen oder Echinodorus-Sorten in wenigen Wochen passiert, dauert bei Wasserkelchen mehrere Monate. Schnellwüchsige Arten bringen 1–2 Blätter im Monat hervor und beginnen schon nach etwa einem halben Jahr im Aquarium Ausläufer zu bilden. Langsamer wachsende Arten bilden im ganzen Jahr nur 4–8 Blätter. Dafür ist die Lebensdauer der Blätter aber auch ausgesprochen lang und kann unter günstigen Bedingungen mehr als zwei Jahre betragen. Worauf man bei der Kultur achten muss, damit sich die Pflanzen gut entwickeln, und welche Besonderheiten es bei den einzelnen Arten zu beachten gibt, haben wir in diesem Buch über die Aquarienkultur von Cryptocorynen für Sie zusammengestellt.

Maike Wilstermann-Hildebrand & Cord Hildebrand
Warendorf, im Sommer 2011

Systematische Stellung

image

Die Spatha, das Hüllblatt um die Blüten, kann bei Cryptocorynen unterschiedlich geformt und gefärbt sein
Foto: U. Mierendorf

Die Cryptocorynen gehören zu den Aronstabgewächsen (Araceae). Zur gleichen Familie gehören auch die Speerblätter (Anubias) und die Arten aus der recht ähnlichen Gattung Lagenandra. Cryptocoryne- und Lagenandra-Arten kann man recht sicher daran unterscheiden, dass bei Cryptocoryne die jungen Blätter tütenförmig zusammengerollt sind, während sich bei Lagenandra die Blattränder von beiden Seiten zur Mitte einrollen. Auch anhand der Blütenstände kann man die beiden Gattungen unterscheiden: Bei Cryptocoryne sind die weiblichen Blüten verwachsen und bei Lagenandra nicht.

Stamm

Planta (Pflanzen)

Abteilung

Spermatophyta (Samenpflanzen)

Unterabteilung

Angiospermae (Bedecksamer)

Klasse

Monocotyledoneae (Einkeimblättrige)

Unterklasse

Arecidae (Palmenähnliche)

Ordnung

Arales (Aronstabartige)

Familie

Araceae (Aronstabgewächse)

Gattung

Cryptocoryne (Wasserkelche)

Die systematische Stellung der Wasserkelchgattung Cryptocoryne

Zurzeit sind 61 Cryptocorynen-Arten wissenschaftlich anerkannt. Es gibt aber zusätzlich zahlreiche Varietäten. Man kann sie nur anhand ihrer Blüten sicher zuordnen, weil es innerhalb der Arten eine große Variabilität in der Form und Farbe der Blätter gibt. Besonders auffällig ist diese Veränderlichkeit bei Wendts Wasserkelch (C. wendtii). Von dieser Pflanze sind mehr als zehn Formen im Handel, die rein grün, bräunlich oder braun mit rotviolett Blattunterseite sind und unter Wasser Wuchshöhen zwischen 15 und 45 cm erreichen.

image

Bei den Lagenandra-Arten sind die Blätter von beiden Rändern zur Mitte hin aufgerollt
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

image

Blick in ein aufgerolltes Lagenandra-Blatt
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

image

Blütenstand von Lagenandra nairii. Die Spatha, von der die Blüten eingehüllt werden, ist charakteristisch für Aronstabgewächse
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

image

Dass die jungen Blätter tütenförmige eingerollt sind, ist typisch für Cryptocorynen
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

Hybriden und Polyploide

image

Cryptocoryne x willisii ist eine Bezeichnung für einen Komplex aus verschiedenen Hybriden mit unterschiedlich gefärbten Blütenständen und variablen Blattformen
Foto: M. Wilstermann-Hildebrand

In Regionen, in denen sich die Lebensräume von zwei oder mehr Cryptocoryne-Arten überschneiden, kommen natürliche Hybriden vor. Willis Wasserkelch (C. x willisii) ist so eine Hybride. Hybriden aus zwei Elternarten sehen unterschiedlich aus. Das ist unter anderem auch davon abhängig, welche Art den Pollen beisteuert und welche als Mutter fungiert. Aber auch die natürliche Selektion an einem Standort spielt eine Rolle. Daher ist die Variationsbreite der Form und Farbe von Blättern und Blüten sehr groß. Es ist also nicht erstaunlich, dass verschiedene Typen als eigenständige Arten beschrieben worden sind. Bis heute sind Formen von C. x willisii unter verschiedenen Namen im Handel. Die Pflanzen, die als C. lucens und C. nevillii angeboten werden, gehören zum Formenkreis von C. x willisii.

Bei einigen Cryptocoryne-Arten gibt es Formen mit abweichenden Chromosomenzahlen. In der Regel haben alle Lebewesen einen diploiden (doppelten) Chromosomensatz (2n), der sich aus dem halben Satz des Vaters und dem halben Satz der Mutter zusammensetzt. Bei Pflanzen ist es aber möglich, dass die Zahl der Chromosomen variiert, ohne dass dadurch ihre Lebensfähigkeit eingeschränkt ist. So gibt es z. B. Formen von C. spiralis mit den Chromosomensätzen 2n = 33, 66, 88 und 132. Cryptocoryne beckettii, C. walkeri, C. wendtii und C. undulata können 2n = 28 oder 42 Chromosomen besitzen.

Polyploide Pflanzen unterscheiden sich oft nur wenig von den normalen Pflanzen. Die diploide C. ciliata var. ciliata hat lange, kriechende Ausläufer und entwickelt 70 bis 100 % lebensfähigen Pollen. Bei der triploiden C. ciliata var. latifolia bilden sich die Jungpflanzen an kurzen, steifen, aufrechten, zerbrechlichen Stielen, und nur etwa 30 % der Pollen sind befruchtungsfähig. Aber weder an den Blütenständen noch an den Blättern lassen sich die Formen eindeutig unterscheiden.

Natürliches Vorkommen

image

Cryptocoryne schulzei