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Perry Rhodan

 

Nr. 40

 

Dolan-Alarm

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Noch führen die terranischen Raumschiffe im Solsystem eine erbitterte Schlacht gegen die angreifenden Dolans. Da taucht Tro Khon auf. Der schon geschlagene Zeitpolizist lässt die Terraner zu Zeugen eines verzweifelten Kampfes werden.

 

Schließlich weist Tro Khon einem Kommando aus Terranern und Halutern den Weg in die ferne Galaxis M 87. Dort ringen bereits Perry Rhodan und seine Gefährten von der CREST IV um ihr Überleben und die Rückkehr zur Milchstraße. Das Kommando stößt nun direkt in die Kriegswirren, die in der Kugelgalaxis toben.

 

Die Terraner und Haluter müssen sich zudem gegen die mysteriösen Bestien behaupten, die zum letzten Kampf gegen die Beherrscher von M 87 rüsten. Sie treffen schließlich auf die CREST IV – doch es sieht so aus, als müssten die Terraner in der fernen Galaxis gemeinsam untergehen ...

Vorwort

 

 

Wenn im vorliegenden 40. Band der PERRY RHODAN-Bibliothek wieder von »Bestien« die Rede ist, stellt sich auch wieder die Frage, inwieweit solche Bezeichnungen für intelligente Lebensformen zulässig sind, die vielleicht nur aus unserer Sicht Bestien sind. Zum Trost für den Bearbeiter und hoffentlich auch des Lesers, dem derlei Klassifizierungen ebenfalls etwas bitter aufstoßen mögen: Die Bestien wurden nicht von unseren wackeren Helden als solche katalogisiert, sondern von jenen, die sie besser kennengelernt haben – die allerdings auch nicht ganz unschuldig an ihrer Entstehung waren. Dass Perry Rhodan und seine Gefährten in M 87 am eigenen Leib erfahren müssen, wozu die »Bestien« imstande sind, ist eine andere Geschichte. Perry hätte sie wohl »Berserker« getauft.

Ein weiteres Klischee findet in diesem Buch den Anfang vom Ende, nämlich das vom verbohrten und hirnlos agierenden Zeitpolizisten, der – im wahrsten Wortsinn – nur mit dem Kopf durch die Wand geht. Das Problem der scheinbar gedankenlos Befehle ausführenden Zeitpolizei verschiebt sich allerdings vorerst nur auf eine Macht im dunkeln, die uns eines baldigen Tages sagen werden muss, warum sie hasst und bestraft – oder vor wem und wovor sie so wahnsinnige Angst hat.

Ab sofort finden sich in den RHODAN-Büchern Romane eines »neuen« Autors, Hans Kneifel, der in der Heftserie mit Nr. 352 sein Debüt gab. Dafür verabschiedet sich aus (haupt-)beruflichen Gründen ein anderer Mitarbeiter, der seit Buch Nr. 3 zunächst Willi Voltz, ab Buch Nr. 20 dann mir eine wertvolle Hilfe und Unterstützung war. Gemeint ist Franz Dolenc, dem für sein Engagement ein großer Extra-Dank gebührt. Er wird PERRY RHODAN so oder so verbunden bleiben.

Die dem vorliegenden Buch zugrundeliegenden Originalromane sind, in dieser Reihenfolge und ungeachtet notwendiger Kürzungen: Der versklavte Riese von William Voltz, Brutstation im Pararaum von H. G. Ewers, Ein Zeitpolizist desertiert von William Voltz, Die Arenakämpfer von H. G. Ewers, Begegnung in M 87 von Clark Darlton, und Im Reich der Teleporter von Hans Kneifel.

 

Ich bedanke mich, wie immer, bei allen, die auf die eine oder andere Art am Zustandekommen dieses Buches beteiligt gewesen sind.

 

Bergheim, im Herbst 1990

Horst Hoffmann

Zeittafel

 

 

1971 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und trifft auf die Arkoniden Thora und Crest.

1972 – Mit Hilfe arkonidischer Technik Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Das Geistwesen ES gewährt Perry Rhodan und seinen engsten Wegbegleitern die relative Unsterblichkeit.

1984 – Galaktische Großmächte versuchen, die aufstrebende Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden und kann sich gegen galaktische und außergalaktische Gegner durchsetzen.

2400/2 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda. Abwehr von Invasionsversuchen aus der Nachbargalaxis.

2404/6 – Direkter terranischer Vorstoß nach Andromeda und Erkenntnisse über die Herkunft der humanoiden Völker der Milchstraße. Die Meister der Insel werden Opfer ihrer eigenen Machtgier.

2435 – Mächte aus der Großen Magellanschen Wolke versuchen, den Riesenroboter OLD MAN zum Werkzeug einer Bestrafungsaktion wegen angeblicher »Zeitverbrechen« der Terraner zu machen.

2436 – Die Zweitkonditionierten (»Zeitpolizei«, auch »Zweite Schwingungsmacht«) erscheinen mit ihren Dolans. Die Besatzung der CREST IV führt in der 32 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis M 87 einen verzweifelten Kampf um das Überleben und die Rückkehr in die Milchstraße. Im Solsystem wird die Großoffensive der Dolans mit Hilfe des neuen Superroboters Paladin I zurückgeschlagen.

Prolog

 

 

Am 12. Januar 2436 geschieht es: Das solare Flaggschiff CREST IV wird durch unbekannte Energien im Kampf gegen die Zeitpolizei in die rund 32 Millionen Lichtjahre entfernte Kugelgalaxis M 87 geschleudert. Für Reginald Bull und die anderen Zurückgebliebenen muss es so aussehen, als wäre das Schiff mit Perry Rhodan, Atlan, vielen Mutanten und der gesamten Standardbesatzung verloren. Kurz nach dem Verschwinden der CREST greift der Gigantroboter OLD MAN mit seinen rund 15.000 Ultraschlachtschiffen das Solsystem an. OLD MAN, ursprünglich als Geschenk an die Menschheit erbaut, ist in der Gewalt der Zeitpolizei und soll nun dazu herhalten, die Terraner für ein »Zeitverbrechen« zu bestrafen, das sie niemals begangen haben.

Der Kampf um das Solsystem entbrennt, die Übermacht des Gegners ist erdrückend. Für die entscheidende Wende im ungleichen Kräfteverhältnis sorgt das neue FpF-Gerät des genialen, aber bisher verkannten Wissenschaftlers Geoffry Abel Waringer. Mit seiner Hilfe kann den Zeitpolizisten eine erste schwere Niederlage beigebracht werden. Nur ein einziger Zweitkonditionierter – Tro Khon – kann dem Chaos entfliehen. Zwei Oxtorner und ein Terraner fliegen OLD MAN an und schaffen das Wunder: Sie führen den Robotgiganten endlich seiner Bestimmung und somit der Menschheit zu, was die Lage im Solsystem weiter zugunsten Terras stabilisiert.

Doch von der CREST IV und Perry Rhodan gibt es nach wie vor keine Nachricht. Niemand im Solsystem kann ahnen, dass die Besatzung der CREST und die beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik in M 87 um ihr Überleben kämpfen – und verzweifelt darauf hoffen, eine Möglichkeit der Rückkehr zu finden. Jeder Versuch, mit den Beherrschern von M 87 Kontakt aufzunehmen, scheint zum Scheitern verurteilt, solange Perry Rhodan nicht bereit ist, die Haluter zu opfern. In ihnen sehen die Beherrscher von M 87 jene Bestien, die vor Jahrzehntausenden M 87 verwüsteten und unvorstellbare Gräuel anrichteten. Perry Rhodan bleibt entschlossen, einen Weg zu den geheimnisvollen »Konstrukteuren des Zentrums« zu finden und mit ihnen zu verhandeln. Helfen soll ihm dabei der mächtige Stützpunktingenieur Agen Thrumb, der als Gefangener auf der CREST ist. Rhodan blufft damit, sich mit den echten Bestien zu verbünden.

Im Solsystem wird unterdessen die erwartete Großoffensive der Zeitpolizei, gegen die der Angriff OLD MANS nur ein Vorspiel war, zum Desaster für die Zweitkonditionierten, die mit 500 Dolans angreifen. Entscheidenden Anteil daran haben die sechs Siganesen des »Thunderbolt-Teams« mit ihrem Superroboter Paladin I. Doch auch diesmal ist der Sieg nur ein Aufschub, denn in ihren Paraarsenalen warten zehntausend Zweitkonditionierte auf ihre Aktivierung gegen die Menschheit. Dann aber taucht plötzlich Tro Khon wieder auf – und der Gigant führt einen erbitterten Kampf gegen einen unheimlichen, furchtbaren Gegner, der ihn geistig versklavt ...

1.

 

Tro Khon

 

 

Mein Gott, dachte Reginald Bull. Es ist vorüber.

Er ließ die Erleichterung auf sich einwirken und lehnte sich im Sessel zurück. Daran, dass seine Hände zitterten, erkannte er, unter welcher Anspannung er in den letzten Stunden gestanden hatte.

Die Schlacht war vorüber.

Einhundertvierundsiebzig Dolans, die den Kampf überstanden hatten, waren im Rückzug begriffen.

Bully starrte auf die Bildschirme, als könnte er noch nicht begreifen, dass die Menschheit diese Schlacht überstanden hatte. Er war sich darüber im klaren, dass die Zweitkonditionierten, hätten sie nicht einen strategischen Fehler begangen, die Auseinandersetzung gewonnen hätten. Wären die Dolans von verschiedenen Seiten ins Sonnensystem eingedrungen, hätten die neunundsiebzig mit FpF-Geräten ausgerüsteten terranischen Schlachtkreuzer nicht genügt, um den Angriff zu bremsen. Im Bewusstsein ihrer Stärke waren die Zeitpolizisten jedoch in einem Pulk in das Solsystem eingeflogen.

Bully hörte sich aufatmen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie sich Oberst Don Redhorse neben ihm im Kommandosessel bewegte. Bully begriff, dass die Anstrengung für die Männer, die keinen Zellaktivator besaßen, ungleich größer gewesen sein musste, und er fühlte Dankbarkeit und Bewunderung.

Bully wandte den Kopf und blickte zu Redhorse hinüber. Der schwarzhaarige Cheyenne saß zusammengesunken im Sessel, als hätte er eine schwere Last zu tragen. Aber er lächelte.

»Wir haben sie zurückgeschlagen«, sagte Redhorse ruhig.

Reginald Bull nickte bedächtig. Weil ihr Sieg so unerwartet und beeindruckend war, fiel es schwer, sich mit dem Gedanken an ihn vertraut zu machen. Außerdem war Bully davon überzeugt, dass die Zweitkonditionierten bald zurückkommen würden.

Dann allerdings würden sie den für sie verhängnisvollen Fehler nicht noch einmal begehen.

Ein zweiter Angriff würde das Ende des Solaren Imperiums bedeuten.

Don Redhorse schien sich mit ähnlichen Gedanken zu beschäftigen.

»Hoffentlich kehren die Zeitpolizisten nicht mit Verstärkung zurück«, sagte er.

»Damit müssen wir rechnen«, antwortete Bully. »Alles hängt davon ab, wie viele Schiffe wir in kurzer Zeit mit Waringers FpF-Gerät ausrüsten können.«

»In der Paratronblase im Hyperraum schlafen zehntausend Zweitkonditionierte«, erinnerte Redhorse. »Wenn sie alle zusammen angreifen, helfen uns auch die FpF-Geräte nicht.«

Bully blickte auf den Bildschirm. Die Einheiten der Solaren Flotte begannen sich wieder zu formieren. Die WYOMING, an deren Bord Reginald Bull sich aufhielt, operierte in den Randzonen des Sonnensystems.

»Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es meinen Vorfahren zumute war, wenn sie einer Übermacht von Pferdesoldaten ein Schnippchen schlugen«, sagte Don Redhorse lächelnd.

»Letzten Endes unterlagen sie doch«, erwiderte Bull.

»Ja«, sagte Redhorse dumpf. »Ich bin jedoch der lebende Beweis, dass meine Ahnen eine Überlebensmöglichkeit fanden.«

Auch die Menschen würden bei einem vernichtenden Angriff der Zeitpolizisten eine Möglichkeit zum Überleben finden, überlegte Reginald Bull. Das Imperium, das die Menschheit unter der Führung Perry Rhodans aufgebaut hatte, würde jedoch zerbrechen. Auf kleineren Kolonialwelten würden die Menschen überleben und vielleicht in Jahrtausenden die Galaxis zum zweiten Mal erobern. Aber – wenn man an den Vergleich mit den Indianern dachte – gab es nicht genügend Stämme, die ausgestorben waren und an die man sich kaum noch dem Namen nach erinnerte?

Bully erhob sich und streckte sich. Ein Kadett, der in der Zentrale des Schlachtkreuzers Dienst tat, brachte den Männern am Kontrollstand heißen Kaffee.

Seltsam, dachte Bully. Auch in Augenblicken höchster Gefahr geht der Mensch nicht in seinen Gewohnheiten ab.

Er umschloss seinen dampfenden Becher mit beiden Händen.

»Was geschieht jetzt?«, fragte Redhorse.

»Wir warten auf den Bericht von der Erde«, antwortete Bully. »Ich bin sicher, dass Harl Dephin in Zusammenarbeit mit Tako Kakuta und Jumpy die gelandeten Zweitkonditionierten besiegen wird.«

»Es ist schade, dass wir nicht über die Mutanten verfügen können, die sich an Bord der CREST IV befinden«, sagte Major Santanjon. Der hochgewachsene Galaktopsychologe hielt sich in der Nähe von Redhorse auf.

Reginald Bulls Gesicht verfinsterte sich. Er wurde nicht gern an seinen verschollenen Freund erinnert. Von Tag zu Tag wurde Bullys Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Perry Rhodan geringer.

»Rhodan braucht die Mutanten wahrscheinlich ebenso dringend wie wir«, sagte er.

Bully wurde durch das Knacken der Interkomanlage unterbrochen.

»Transmitter spricht an!«, meldete eine sachliche Stimme aus dem Transmitterraum.

Bully beugte sich über das Mikrophon.

»Wer will an Bord?«, erkundigte er sich.

»Tako Kakuta, Sir«, war die Antwort.

Bully runzelte die Stirn und wechselte einen schnellen Blick mit Don Redhorse.

Was hatte die Ankunft des Teleporters an Bord zu bedeuten? Welche Nachrichten brachte der Japaner?

»Schalten Sie den Transmitter auf Empfang«, ordnete Bully an. »Kakuta kann an Bord kommen.«

Die WYOMING, im Augenblick Flaggschiff der Solaren Flotte, war mit einem Bordtransmitter ausgerüstet.

»Der Kampf auf der Erde ist wahrscheinlich vorüber«, sagte jemand. »Deshalb kehrt Tako Kakuta zurück.«

»Harl Dephins Roboter scheint gesiegt zu haben«, mutmaßte Oberstleutnant Camaron Olek, der sich ebenfalls in der Zentrale aufhielt.

»Ich hoffe, dass Sie recht behalten«, murmelte Bully.

Wenige Augenblicke später betrat der kleine Japaner die Zentrale des Schlachtkreuzers. Wie schon so oft, wunderte sich Bully auch diesmal, dass ein so unscheinbar wirkender Mann wie Kakuta solche erstaunlichen parapsychischen Fähigkeiten besaß.

Kakuta schien nicht erschöpft zu sein. Er lächelte, als er auf den Kontrollstand zukam. Es sprach für Kakutas bescheidenes Wesen, dass er vom Transmitterraum aus durch den Antigravschacht in die Zentrale gekommen war und sich nicht seiner Psi-Kraft bedient hatte. Kakuta teleportierte nur, wenn es angebracht war.

»Hallo, Tako!«, rief Bully zur Begrüßung. »Ich hoffe, es ist ein gutes Zeichen, wenn Sie lächeln.«

»Das Lächeln eines Asiaten ist bedeutungslos«, sagte Kakuta philosophisch. »Diesmal haben Sie jedoch recht. Harl Dephin hat alle Zweitkonditionierten bis auf einen besiegt. Mit dem letzten kämpft er noch, und es gibt keine Zweifel am Ausgang dieses Kampfes.«

Bully seufzte zufrieden.

Dies war die zweite beruhigende Nachricht innerhalb kurzer Zeit. Die Zeitpolizisten hatten nicht nur im Weltraum, sondern auch auf der Erde eine schwere Niederlage erlitten.

»Wir werden Harl Dephin entsprechend feiern«, versprach Bully.

Tako Kakuta schüttelte den Kopf.

»Tun Sie es besser nicht«, meinte er. »Der Kleine wird sonst größenwahnsinnig. Sie müssten einmal hören, welche Sprüche er von sich gibt. Er hält sich für den Retter des Universums. Die Thunderbolts sind begeistert von ihm. Sie verlangen, dass ihm in Terrania ein Denkmal errichtet wird.«

»Wir werden ein Denkmal aus Gips anfertigen lassen, das Harl Dephin in natürlicher Größe zeigt, und es auf einem Grasplatz in irgendeinem Park aufstellen lassen«, verkündete Reginald Bull.

»Man wird es zertreten«, prophezeite Major Santanjon. »Dephins Gipskopf wird Mühe haben, über die Grashalme hinwegzublicken.«

Tako Kakuta überreichte Reginald Bull drei Speicherkristalle.

»Sie enthalten einen detaillierten Bericht über die Geschehnisse auf der Erde, vor allem über die Zweitkonditionierten. Leutnant-Spezialist Cool Aracan von den Thunderbolts hat diese Datenträger besprochen.« Kakuta grinste. »Ich hoffe, dass er sich wenigstens um den Anschein von Objektivität bemüht hat.«

Bully übergab die Kristalle einem Kadetten, der sie zur Auswertung in die Funkzentrale der WYOMING brachte.

Bevor Bully sein Gespräch mit Tako Kakuta fortsetzen konnte, erreichte ein Funkspruch des Leichten Kreuzers TOSSA DE MAR, der den fliehenden Dolans als Beobachtungsschiff folgte, die WYOMING.

Auf dem Bildschirm über den Kontrollen erschien das abgespannte Gesicht von Major Dessalin, dem Kommandanten der TOSSA DE MAR.

»Ich habe eine wichtige Meldung zu machen, Sir!«, rief der Raumfahrer.

Bully winkte ab.

»Ersparen wir uns die Formalitäten, Major«, sagte er. »Kommen Sie zur Sache.«

»Wir haben festgestellt, dass einer der fliehenden Dolans sich merkwürdig verhält, Sir!«, stieß Dessalin hervor. Seine Stimme klang atemlos, und er bewegte ununterbrochen die Augenlider.

»Was verstehen Sie unter merkwürdig?«, erkundigte sich Bull.

»Der Dolan, von dem ich spreche, hat sich von dem Pulk abgesondert. Sein Flug ist unregelmäßig. Er ... er taumelt regelrecht, Sir.«

»Beobachten Sie weiter, Major!«, befahl Bully. »Wir kommen.«

Dessalins Bild verblasste, und Bully wandte sich in seinem Sessel um. Seine Augen fanden Camaron Olek, der neben Major Santanjon in einem Sessel saß.

»Zweifellos sind Sie unser größter Experte, was die Dolans betrifft«, sagte Bully. »Was halten Sie von der Sache?«

Camaron Oleks Lippen wurden schmal. Als einziger Terraner hatte er längere Zeit an Bord eines Dolans gelebt. Allerdings war es kein Leben in menschlichem Sinne gewesen, denn nur Oleks Bewusstsein hatte noch existiert. In diesem Zustand hatte Olek dem Zweitkonditionierten Tro Khon als Exekutor gedient. Seine Aufgabe hatte darin bestanden, den Dolan auf dem richtigen Kurs zu halten. Camaron Olek, der schon immer in dem Ruf gestanden hatte, ein astronautisches Genie zu sein, besaß nach seinem Erlebnis an Bord des Dolan ein geradezu unheimliches Gefühl für Flugkoordinaten.

Bully räusperte sich.

»Ich weiß, dass Sie sich nicht gern an diese schwere Zeit erinnern«, sagte er. »Wir brauchen jedoch Informationen über unsere Gegner.«

Olek straffte sich.

»Natürlich, Sir«, sagte er. »Wenn der Dolan sich unregelmäßig bewegt, so kann das eigentlich nur bedeuten, dass einer der Exekutoren ausgefallen ist. Vielleicht muss der Zweitkonditionierte sogar auf zwei oder drei Bewusstseinshüter verzichten. Die Exekutoren sind mehr oder weniger labil, so dass es immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommen kann.«

»Für Sie sind die Beobachtungen Major Dessalins also nicht ungewöhnlich?«

»Ungewöhnlich schon, aber nicht unmöglich«, antwortete Camaron Olek.

»Nun gut!« Bully gab Don Redhorse ein Zeichen. »Wir sehen uns den mysteriösen Dolan aus der Nähe an.«

Redhorse gab seine Befehle und betätigte einige Kontrollen. Sekunden später begann das Schiff zu beschleunigen und raste hinter dem Pulk der fliehenden Dolans her.

 

Der Dolan war deutlich auf dem Panoramabildschirm zu erkennen. Wie Major Dessalin berichtet hatte, war seine Flugbahn unregelmäßig. Außerdem entfernte er sich immer weiter von den anderen Dolans.

»Jetzt sehen Sie es mit eigenen Augen«, sagte Bully leise zu Camaron Olek, der aufgestanden war und nun vor dem Bildschirm stand.

»Hm!«, machte Olek verbissen. Seine Augen glänzten im Widerschein der Kontrollen. Bull beobachtete ihn von der Seite. Oberstleutnant Olek war ein Individualist, ein Mann, der sich schwer anpassen konnte. Seine Erlebnisse an Bord des Dolans hatten ihn zwar ruhiger werden lassen, aber er schien immer noch in seiner eigenen Welt zu leben, die für alle anderen unzugänglich war.

»Es muss an den Exekutoren liegen«, sagte Olek nach einer Weile. »Der Zweitkonditionierte hat offenbar die Gewalt über sie verloren.«

Plötzlich sahen sie, wie der Schutzschirm um den Dolan zusammenbrach.

»Da!«, rief der Ortungsoffizier erregt. »Der Schutzschirm. Jemand an Bord des Dolans hat ihn ausgeschaltet.«

»Könnte ein Exekutor dafür verantwortlich sein?«, fragte Bully.

»Normalerweise nicht«, sagte Olek grimmig. »Der Schutzschirm wird von der Zentrale des Dolans aus überwacht.«

»Also hat der Zweitkonditionierte den Schutzschirm ausgeschaltet«, vermutete Tako Kakuta.

»Vielleicht wurde er dazu gezwungen«, überlegte Bully.

»Ich weiß es nicht«, gestand Camaron Olek ratlos.

Ein paar Sekunden später konnten sie beobachten, wie der Schutzschirm um den durch den Raum taumelnden Dolan wieder aufgebaut wurde.

Bully kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Er wünschte, er hätte gewusst, was das zu bedeuten hatte. Auch Olek schien sich nicht über die Bedeutung der rätselhaften Geschehnisse im klaren zu sein.

Sie folgten dem Dolan eine halbe Stunde. Während dieser Zeit brach der Schutzschirm des Retortenwesens viermal zusammen und wurde jedes Mal mühsam wiederaufgebaut.

»Ich möchte wissen, was an Bord des Dolans vorgeht«, überlegte Bully.

Kakuta beugte sich vor. Seine dunklen Augen blickten unergründlich.

»Soll ich hinüberspringen und nachsehen?«

»Nein«, sagte Bully hart. »Das ist zu gefährlich.«

Während er noch über das Für und Wider eines Teleportereinsatzes nachdachte, meldete sich der Cheffunker der WYOMING.

»Wir empfangen verstümmelte Funksprüche im terranischen Flottenkode!«, berichtete der Funkingenieur.

»Wahrscheinlich von einem weit entfernten Schiff«, vermutete Bully.

»Nein, Sir«, widersprach der Funker. »Die Funksprüche kommen zweifellos von dem Dolan vor uns im Raum.«

»Was?«, rief Redhorse.

Bully nagte an seiner Unterlippe.

»Sparks, sind Sie sicher, dass Sie sich nicht täuschen?«

»Ich bin kein Anfänger, Sir«, erwiderte der Funker beleidigt.

Bully schluckte ein paar Mal. Er musste sich mit der Tatsache vertraut machen, dass der Dolan im Kode der Solaren Flotte funkte.

»Das sieht nach einer Falle aus, Sir«, meinte Major Santanjon.

»Schon möglich«, gab Bully knapp zurück.

Redhorse nahm einige Manipulationen an der Steuerung vor.

»Wir werden uns nicht in eine Falle locken lassen«, sagte er.

Reginald Bull wandte sich wieder an den Funker.

»Können Sie die Funksprüche verstehen?«

»Nein, Sir.« Der Mann schüttelte bedauernd den Kopf. »Es handelt sich um willkürlich zusammengesetzte Symbole. Ich glaube nicht, dass man uns eine Nachricht übermitteln will.«

Einen Augenblick blieb es still. Bully dachte angestrengt nach. Das Verhalten des Dolans und seiner phantastischen Besatzung war rätselhaft. Wollten die Exekutoren mit den Terranern in Verbindung treten, um sich befreien zu lassen, oder war es der Zweitkonditionierte selbst, der die Initiative ergriffen hatte?

»Wir müssen einen schnellen Entschluss fassen«, sagte Redhorse und deutete auf den Bildschirm. »Sehen Sie sich das an.«

Bully hob den Kopf. Er konnte sehen, dass sich fünfzig Einheiten aus dem Pulk der Dolans gelöst hatten und in Richtung des Einzelgängers flogen.

»Sie wollen den verlorenen Sohn zurückholen«, vermutete Major Santanjon.

»Die Tatsache, dass sie ihn nicht uns überlassen wollen, beweist mir, dass sie selbst nicht wissen, was an Bord des Einzelgängers geschieht«, überlegte Bully laut.

»Was nun?«, wollte Redhorse wissen. »Gegen fünfzig Dolans sind wir auch mit einem FpF-Gerät machtlos.«

»Ich weiß, ich weiß«, murmelte Bully.

Es fiel ihm schwer, jetzt eine schnelle Entscheidung zu treffen. Er wollte den seltsamen Dolan auf jeden Fall weiterhin beobachten. Das konnte bedeuten, dass er hier, im Randgebiet des Solaren Systems, eine neue Raumschlacht mit den Dolans heraufbeschwor. Dieses Risiko musste er jedoch eingehen, wenn er mehr über den Gegner erfahren wollte. Informationen waren wichtig.

Bully stellte eine Verbindung zur Funkzentrale her.

»Rundspruch an alle Schiffe mit FpF-Geräten«, sagte er. »Die WYOMING und der aus den eigenen Reihen ausgebrochene Dolan müssen gegen die verfolgenden Zweitkonditionierten abgeschirmt werden.«

»Halten Sie es für richtig, die FpF-Schiffe in diesem Sektor zu konzentrieren, Sir?«, fragte Redhorse.

Bully nahm die unverhohlene Kritik gelassen hin.

»Die Richtigkeit wird sich später erweisen«, sagte er gleichmütig. »Wichtig ist die Abschirmung auf jeden Fall.«

Die Dolans kamen schnell näher. Nur die WYOMING stand im Augenblick zwischen dem Einzelgänger und dem Verfolgerpulk. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte Bully das Geschehen auf dem Bildschirm. Würden die Schlachtkreuzer mit ihrer Spezialausrüstung rechtzeitig eintreffen?

»Die Funksprüche des Dolans sind verstummt«, meldete der Funker.

Auf dem Bildschirm war nicht zu erkennen, wie sich der ausgebrochene Dolan verhalten wollte. Sein Flug war nach wie vor unregelmäßig. Der Schutzschirm flackerte, als wollte er jede Sekunde ausfallen.

Die beiden ersten Schlachtkreuzer materialisierten in der Nähe der WYOMING.

Die Dolans setzten ihren Kurs fort.

»Es wird zu einer Schlacht kommen«, prophezeite Redhorse.

»Nicht, wenn alle Schiffe schnell genug hier sind«, widersprach Bully. »Die Zeitpolizisten wissen inzwischen, über welche Waffe wir verfügen. Sie werden sich hüten, gegen eine Übermacht zu kämpfen. Das Bewusstsein ihrer Niederlage ist noch zu frisch.«

Schnell hintereinander materialisierten jetzt zwei Dutzend Schiffe von der gleichen Bauart wie die WYOMING im Raum. Kurz darauf tauchten einige Posbi-Fragmentraumer auf, die mit ihren herkömmlichen Waffen ebenfalls eingreifen wollten.

Als die Dolans in Gefechtsnähe kamen, stand zwischen ihnen und der WYOMING eine Kette von sechzig Raumschiffen.

»Sie fliegen weiter!«, rief Redhorse bestürzt. »Sie machen vor unseren Schiffen nicht halt.«

Bully stand mit den Kommandanten der Spezialschiffe in Funkverbindung.

»Nehmen Sie die Dolans unter Beschuss!«, befahl er.

Eine FpF-Salve brachte die Dolans zum Stillstand. Die Zweitkonditionierten erwiderten das Feuer.

Unverhofft war die Schlacht zwischen der Solaren Flotte und den Dolans noch einmal entbrannt. Die Zeitpolizisten schienen entschlossen zu sein, den ausgebrochenen Dolan zurückzuholen.

»Beeilen Sie sich!«, rief Camaron Olek Bully zu. »Noch haben wir Gelegenheit, in die Nähe des Dolans zu gelangen.«

Bully runzelte die Stirn. Einen derartigen Ausbruch hatte er von Olek nicht erwartet. Warum lag dem Oberstleutnant so viel daran, in die Nähe des Retortenwesens zu gelangen?

»Haben Sie einen Verdacht?«, fragte Bully.

»Ich bin jetzt sicher, dass an Bord des Dolans kein Exekutor ausgefallen ist. Wenn das der Fall wäre, hätte der Zweitkonditionierte an Bord seinen Flugkörper längst hinter den eigenen Reihen in Sicherheit gebracht. Ich nehme an, dass der Zeitpolizist selbst in diese Geschehnisse verwickelt ist.«

Bully beugte sich in seinem Sessel zu Redhorse hinüber.

»Fliegen Sie den Dolan an!«, befahl er. Sein nächster Befehl galt der Feuerleitzentrale: »Transformkanonen mit FpF-Gerät feuerklar machen.«

Er wollte sich nicht überraschen lassen. Die Vermutung, bei dem Einzelgänger könnte es sich um eine Falle handeln, hatte sich als falsch erwiesen. Die Zeitpolizisten hätten keine fünfzig Dolans eingesetzt, um einen funktionsfähigen Partner zu retten. Trotzdem bestand die Gefahr, dass der ausgebrochene Dolan kämpfen würde, wenn die WYOMING sich ihm näherte.

Auf den Bildschirmen wurde der Dolan schnell größer. Immer wieder brach sein Paratronschutzschirm zusammen.

»Wir werden ein Beiboot ausschleusen, das im geeigneten Augenblick mit einem Kommando von Spezialisten auf dem Dolan landet«, verkündete Bully.

»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Redhorse hastig. »Halten Sie ein solches Vorgehen für richtig?«

Bully kniff die Augen zusammen.

»Haben Sie bessere Vorschläge?«

Redhorse deutete auf Tako Kakuta, der mit Camaron Olek zusammenstand. Olek und der Teleporter diskutierten heftig miteinander.

»Ich nicht«, sagte Redhorse. »Ich bin jedoch sicher, dass Kakuta und der Oberstleutnant eine Idee haben.«

Kakuta lächelte, und sein Gesicht erinnerte an das eines Kindes.

»Der Oberst hat recht«, sagte er. »Olek und ich melden uns freiwillig.«

»Freiwillig?«, brauste Bully auf. »Wozu?«

»Kakuta kann mit mir an Bord des Dolans springen«, schlug Olek vor. »Wir warten, bis die Paratronblase um den Dolan zusammenbricht, dann springen wir.«

»Ich sprach von einem Beiboot«, sagte Bully.

Redhorse mischte sich wieder ein.

»Ein Beiboot ist zu unbeweglich«, sagte er. »Tako Kakuta kann zurückspringen, auch wenn er sich im Innern des Dolans befindet. Mitglieder eines Spezialkommandos müssten erst an Bord des Beibootes zurückkehren, wenn sie fliehen wollten.«

Bully war halbwegs überzeugt, obwohl er den Teleporter nicht einer solchen Gefahr aussetzen wollte.

»Ich bin ein Fachmann für Dolans«, sagte Camaron Olek. Seinem Gesicht war nicht zu entnehmen, ob der leicht spöttische Unterton seiner Stimme gewollt oder unbewusst war. »Ich halte das Beiboot nicht für die beste Lösung.«

Mit einem Achselzucken gab Bully nach.

»Legen Sie Kampfanzüge an«, sagte er. »Und machen Sie keine Dummheiten.«

Kakuta und Olek gingen davon, um ihre Ausrüstung zu holen.

»Oberst!«, rief Reginald Bull. »Wohin wollen Sie?«

Redhorse verschränkte die Arme über der Brust und starrte aus seinen dunklen Augen gleichgültig auf Bully herab.

»Ich hole mir einen Anzug«, erklärte Redhorse.

Bully versteifte sich.

»Wozu?«, wollte er wissen.

Redhorse fuhr mit einer Hand über sein schwarzes Haar.

»Ich dachte mir, dass Kakuta ohne Schwierigkeiten zwei Männer mit an Bord des Dolans nehmen kann«, meinte er.

»Und Sie glauben, dass Sie der zweite Mann sind?«

»Ja«, bekräftigte Redhorse gelassen.

»Solange ich zurückdenken kann, waren Sie ein sturköpfiger Narr, der sich mit anderen sturköpfigen Narren in irgendwelche Abenteuer stürzte«, warf ihm Bully vor.

»Schon möglich, Sir«, sagte Redhorse und sah nicht im mindesten niedergeschlagen aus.

»Sie könnten mich immerhin um Genehmigung fragen«, sagte Bully wütend.

»Sir, ich dachte, Sie würden mich dazu auffordern, Tako und Oberstleutnant Olek zu begleiten.«

Bully traute seinen Ohren nicht.

»Was reden Sie da?«

»Ich war schließlich im Arsenal der Giganten«, erinnerte Redhorse. »Meine Erfahrung ist genauso wertvoll wie die Camaron Oleks.«

Noch immer stand Redhorse abwartend da. Auch Kakuta und Olek waren stehengeblieben und warteten auf Reginald Bulls Entscheidung.

»Gehen Sie!«, rief Bully aufgebracht.

Als Redhorse steifbeinig davonging, rief Bully ihm nach: »Achten Sie auf Ihren Skalp.«

 

Die drei Männer in ihren dunkelgrünen Kampfanzügen standen in der Zentrale der WYOMING und beobachteten den Bildschirm.

Der Dolan, der ihr Ziel war, flog mit niedriger Geschwindigkeit. Für die WYOMING war es leicht, ihm in einem Abstand von vierhundert Kilometern zu folgen.

Reginald Bull hatte die Kontrollen des Schlachtkreuzers übernommen. In einer Entfernung von sechshunderttausend Kilometern tobte noch immer die Schlacht zwischen den fünfzig Dolans und den terranischen Schiffen.

»Sobald der Schutzschirm des Dolans zusammenbricht, springen wir«, kündigte Tako Kakuta an.

Don Redhorse fand die alte Weisheit bestätigt, dass Geschehnisse, auf die man dringend wartete, spät oder gar nicht eintrafen. Wenn sie Pech hatten, blieb die Paratronblase des Dolans stabil, so dass der Mutant sie nicht durchdringen konnte.

»Der Schirm!«, rief Olek in diesem Augenblick.

Bully blickte auf. Er konnte sehen, dass der Schutzschirm des Dolans wieder einmal zusammengebrochen war.

Er drehte sich im Sessel herum und wollte Kakuta den Einsatzbefehl geben.

Er kam zu spät, denn der Mutant hatte blitzartig reagiert.

Nur noch ein schwaches Flimmern deutete an, dass hinter den Sesseln vor einer halben Sekunde noch drei Männer gestanden hatten.

2.

 

 

Sie materialisierten in einem Raum mit gewölbter Decke und Wänden wie aus gelbem Wachs. Der Boden glich erstarrter Lava, er war rissig und von dunkelgrauer Farbe.

Von irgendwoher kam ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie das Stöhnen eines verwundeten Riesentiers.

Eine kurze Überprüfung der Kontrollen ihrer Raumanzüge zeigte ihnen, dass sowohl der Schutzschirmprojektor als auch der Deflektorschirm ausgefallen waren. Damit hatten sie gerechnet, denn in der Vergangenheit hatte es sich einige Male gezeigt, dass an Bord der Dolans unbekannte Strahlungsquellen vorhanden waren, die bestimmte Funktionen der terranischen Kampfanzüge lahmlegten.

Don Redhorse blickte sich um. Er hielt seinen Strahler schussbereit in der rechten Hand. Sie waren irgendwo im Innern des Dolans herausgekommen.

»Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe der Zentrale«, klang Camaron Oleks Stimme auf.

»Warum sind Sie so sicher?«, fragte Redhorse.

Olek lachte.

»Ich habe lange genug als Exekutor für einen Zweitkonditionierten gedient«, antwortete er. »Ich habe ein Gefühl für die Räumlichkeiten eines Dolans.«

Redhorse fragte sich, ob der Oberstleutnant noch als Mensch bezeichnet werden konnte, oder ob er im Grunde seines Wesens nicht zu etwas Fremdartigem geworden war.

Schräg vor ihnen befand sich ein unregelmäßig geformter Durchgang in der Wand.

Tako Kakuta deutete auf die Öffnung.

»Ich schlage vor, dass wir uns ein bisschen umsehen«, sagte er.

In diesem Augenblick kamen vier hässliche Wesen durch den Eingang. Ihre Gestalten waren menschenähnlich, aber ihre Körper wurden von einem schuppenähnlichen Panzer bedeckt. Redhorse sah, dass der Kopf des zuerst eingedrungenen Fremden in eine spitze Schnauze zulief. Zwei gelbe Fangzähne ragten daraus hervor.

Die vier Kreaturen trugen kurzläufige Waffen.

Kakuta hob seinen Kombistrahler.

»Nicht!«, schrie Redhorse voller Panik. »Das sind Dimoschützen.«

Er schlug Kakutas Waffenhand nach unten.

»Mein damaliger Begleiter Zachary Parral hat diese Wesen in der Paratronblase der Zweitkonditionierten kennengelernt«, erklärte Redhorse hastig. »Die Waffen, die sie tragen, sind Dimetransstrahler. Ein Schuss genügt, um uns für alle Zeiten in den Hyperraum zu versetzen.«

»Die Waffen der Dimoschützen haben keinen Abzug«, erkannte Kakuta.

»Das ist vollkommen überflüssig«, erklärte Redhorse. »Jeder dieser Dimetransstrahler besitzt einen Sensibilisator, der die kaum wahrnehmbaren Hautausscheidungen eines jeden Gegners messen kann. Einem jeden Angriff geht eine Veränderung dieser Ausscheidungen voraus. Die Dimetransschützen brauchen also nicht selbst zu entscheiden, ob sie schießen sollen oder nicht. Ihre Gegner tun das für sie.«

»Der Oberst hat recht«, bestätigte Olek. »Wir können froh sein, dass wir noch leben, nachdem Kakuta seine Waffe erhoben hat.«

»Ich hatte nicht die Absicht zu schießen«, erklärte der Mutant. »Ich wollte nur zeigen, dass wir nicht wehrlos sind.«

Redhorse atmete auf.

»Das war unser Glück«, sagte er.

Inzwischen hatten die Dimoschützen die Terraner umringt.

»Es ist zum ersten Mal, dass sie an Bord eines Dolans sind«, sagte Camaron Olek. »Normalerweise besteht die Besatzung nur aus einem Zweitkonditionierten.«

»Ob die Anwesenheit dieser Kreaturen etwas mit dem Verhalten des Dolans zu tun hat?«, fragte Kakuta.

Niemand konnte ihm darauf eine Antwort geben.

Einer der Dimoschützen machte eine unmissverständliche Geste in Richtung der Wandöffnung.

»Wir sollen abgeführt werden«, sagte Redhorse. »Ich schlage vor, dass wir den vier Dimoschützen folgen. Bei einem Kampf würden wir nichts erreichen. Warten wir ab, bis wir eine Chance haben.«

»Ich hoffe, dass wir dem Zweitkonditionierten gegenübergestellt werden«, sagte Tako Kakuta. »Vielleicht erfahren wir dann, warum wir an Bord der WYOMING verstümmelte Funksprüche empfangen haben.«

Zwei der Dimoschützen übernahmen die Führung, die beiden anderen folgten hinter den drei Terranern. Durch die Wandöffnung gelangten sie in einen halbdunklen Raum. Das Stöhnen, das sie seit ihrer Ankunft gehört hatten, nahm an Lautstärke zu.

»Hören Sie das?«, fragte Kakuta unterdrückt. »Das klingt ja entsetzlich.«

»Es scheint aus der Zentrale zu kommen«, bemerkte Olek.

»Was bedeutet das?«, wollte Redhorse wissen.

»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete der Oberstleutnant.

Redhorse dachte über die Zweideutigkeit dieser Antwort nach. Unterlag Olek vielleicht einem bestimmten Zwang, wenn er an Bord eines Dolans war? Vielleicht stand er unbewusst noch immer unter dem Einfluss der Zeitpolizei.

Redhorse verwarf diese Gedanken. Olek hatte seit seiner Rückkehr oft genug bewiesen, dass er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Wie jeder andere Raumfahrer der Solaren Flotte war er bereit, gegen die Zweitkonditionierten zu kämpfen, um den Untergang der Menschheit zu verhindern.

Der Gang, durch den sie sich bewegten, brach plötzlich ab. Redhorse wusste, dass dies im Innern eines Dolans bedeutungslos war, denn es konnten sich ständig überall neue Öffnungen bilden, während andere sich gleichzeitig verschlossen. Die synthetische Masse, aus der der Dolan bestand, war nur stellenweise mit festem Material verbunden.

Wie Redhorse erwartet hatte, zog sich die gelbe Wand rechts neben ihnen an einer Stelle zusammen. Gleich darauf wurde eine Öffnung sichtbar. Ohne zu zögern, gingen die beiden Dimoschützen an der Spitze weiter. Sie gelangten in einen kreisförmigen Raum, in dem einige seltsam geformte Maschinen standen.

»Das ist ein Nebenraum der Zentrale«, sagte Camaron Olek.

Redhorse nickte, während er sich umschaute. Das Stöhnen wurde immer lauter. Der Cheyenne war sicher, dass es von einem lebenden Wesen kam. Er fragte sich, ob der Zweitkonditionierte vielleicht verletzt war. Das hätte das bisherige Verhalten des Dolans erklärt. Redhorse wandte sich an Kakuta.

»Wenn es gefährlich wird, springen wir in einen anderen Raum«, sagte er. »Ich habe keine Lust, mich von den Dimoschützen in eine fünfdimensionale Energiespirale verwandeln zu lassen.«

Die Dimoschützen blieben jetzt stehen. Sie schienen zu lauschen. Ihre Schlitzaugen richteten sich auf die Terraner.

»Sie warten auf Befehle«, erkannte Tako Kakuta.

Obwohl Don Redhorse äußerlich ruhig und gelassen war, fühlte er, wie seine innere Spannung anstieg. Beunruhigt fragte er sich, was sie in der Zentrale erwartete. An Bord dieses Dolans ging etwas Ungewöhnliches vor.

»Besteht keine Möglichkeit, sich mit den Exekutoren in Verbindung zu setzen?«, fragte Redhorse Camaron Olek.

Der Oberstleutnant verneinte.

»Nicht von hier aus«, sagte er. »Von der Zentrale aus hätte ich vielleicht eine Möglichkeit, aber ich glaube kaum, dass man mir erlaubt, einen solchen Versuch zu machen.«

Vor den Dimoschützen und den drei Männern glitt eine Öffnung auf. Sie konnten in die beleuchtete Zentrale sehen.

Noch bevor sie eintraten, erblickte Don Redhorse den riesigen Zweitkonditionierten, der sich wie unter heftigen Schmerzen am Boden wälzte. Der Zeitpolizist trug einen roten Kampfanzug. Seine vier Hände zerrten an seinem Symboflex-Partner, den er im Nacken trug. Es sah aus, als wollte er ihn abreißen. Aus dem aufgerissenen Rachen des Riesen kam ein schmerzvolles Stöhnen.

Die Dimoschützen blieben stehen, als wären sie sich nicht darüber im klaren, was sie nun unternehmen sollten.

Olek trat neben Redhorse und Tako Kakuta.

Er deutete auf das sich am Boden windende Ungeheuer, das ihre Anwesenheit offenbar nicht wahrnahm.

»Das ist Tro Khon«, sagte Camaron Olek.

So, wie er es sagte, bestanden keine Zweifel an seiner Feststellung.

»Was ist mit ihm?«, fragte Don Redhorse verwirrt. »Ist er krank?«

Olek antwortete nicht. Er ging in die Hocke und blickte in die Richtung des Zweitkonditionierten. Redhorse und Kakuta wechselten einen schnellen Blick.

Die Dimoschützen hatten im Eingang Aufstellung genommen. Sie hatten ihre Aufgabe offenbar erfüllt. Redhorses Verwirrung stieg.

»Das Ding in seinem Nacken bewegt sich«, stellte Tako Kakuta fest.

Redhorse starrte auf den Wulst, der den Nacken des Zeitpolizisten im Halbkreis umschloss. Das Gebilde schien zu pulsieren.

Tro Khon stöhnte so laut, dass der Oberst erschauerte.

»Es sieht so aus, als wollte der Zweitkonditionierte den Symbionten entfernen«, sagte Tako Kakuta.

»Etwas stimmt hier nicht«, sagte Redhorse. Er trat hinter den am Boden kauernden Olek und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Was halten Sie davon?«, fragte er.

Der Oberstleutnant erhob sich nur langsam. Redhorse, der ihn aufmerksam beobachtete, konnte feststellen, dass Oleks Augen wie im Fieber glänzten. Mit Olek war eine sichtbare Veränderung vorgegangen, seit er Tro Khon erblickt hatte.

»Wir müssen ihm helfen!«, stieß Camaron Olek hervor.

»Helfen?«, wiederholte Don Redhorse ungläubig. »Er ist unser Gegner. Er hat mitgeholfen, die Erde anzugreifen. Wissen Sie überhaupt, was Sie sagen, Olek?«

Olek schien ihn nicht zu verstehen.

»Sehen Sie nicht, dass Tro Khon leidet?«, ereiferte er sich.

Redhorses Gedanken wirbelten durcheinander. Seine Augen waren auf den Zweitkonditionierten gerichtet, der sich hilflos am Boden wälzte. Redhorse konnte keine Verwundungen feststellen. Auch der Kampfanzug des Giganten war in Ordnung.

Die Dimoschützen standen noch immer mit schussbereiten Waffen am Eingang. Sie beobachteten die Szene. Redhorse war sich nicht darüber im klaren, welche Rolle diese Wesen spielten. Hatten sie die drei Terraner hierher gebracht, damit Tro Khon geholfen wurde?

Tro Khons mächtige Arme zuckten konvulsivisch. Redhorse sah, wie der über vier Meter große Zeitpolizist versuchte, auf die Beine zu kommen. Bei seinen Bemühungen stieß er den Sessel um, der vor den Kontrollen stand. Jetzt sah der Oberst, dass der tobende Riese schon eine Anzahl von Geräten zerstört hatte.

Tro Khon sank wieder auf den Boden zurück und rollte auf die Terraner zu.

Die drei Terraner mussten ausweichen, um nicht zerschmettert zu werden.

»Er ist krank«, sagte Camaron Olek.

»Was wissen Sie?«, fragte Redhorse scharf.

Olek machte eine schwache Handbewegung.

»Er kämpft gegen das Ding in seinem Nacken«, behauptete er.

»Gegen den Symbionten?« Redhorse verzog ungläubig das Gesicht. »Er könnte leicht mit ihm fertig werden, wenn er Schwierigkeiten mit ihm hätte.«

In diesem Augenblick brüllte Tro Khon auf. Redhorse zuckte zusammen. Der Schrei des Zeitpolizisten dröhnte in seinen Ohren. Die drei Augen des Zweitkonditionierten schienen aus ihren Höhlen zu treten.

»Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Olek entschlossen.

 

Die Schmerzen verebbten langsam, aber Tro Khon wusste, dass sein Peiniger erneut zuschlagen würde, sobald er versuchen würde, mit den drei Terranern zu sprechen. Die Sinnlosigkeit seines verzweifelten Kampfes machte Tro Khon fast wahnsinnig. Seitdem der Symboflex-Partner in seinem Nacken durch zufällige Berührung eines Hochspannungskabels kurze Zeit ohne Bewusstsein gewesen war, wusste der Zeitpolizist, dass er nur ein Werkzeug des Symbionten war.

Bisher hatte er den Symboflex-Partner für dumm und primitiv gehalten. Nun wusste er, dass sein Bewusstsein von den Impulsen des Symbionten gesteuert wurde.

Immer wieder hatte er sich während des Kampfes mit den Terranern gegen seinen Beherrscher aufgelehnt, ohne dass es ihm gelungen war, sich aus der Versklavung zu befreien. Wenn der Symbiont sein Opfer auch nicht immer vollständig unter Kontrolle bringen konnte, so war er doch in der Lage, Tro Khon handlungsunfähig zu machen.

Auch jetzt verhinderte der Symboflex-Partner, dass der Zeitpolizist Kontakt zu den drei Terranern aufnahm. Er quälte Tro Khon mit schmerzenden Impulsen.

Tro Khons Bewusstsein war gespalten. Ein Teil befahl ihm, die Terraner sofort zu töten, während der andere Teil sich immer wieder dem Einfluss des Symbionten entzog und nach einer Verständigung mit den drei Männern verlangte. Tro Khon schüttelte sich vor Entsetzen, wenn er daran dachte, wie lange er schon als Werkzeug seines Symbionten fungierte. In den Augenblicken, in denen er sich von der hypnotischen Umklammerung befreien konnte, begann er zu ahnen, dass die Terraner nicht die Zeitverbrecher waren, für die er sie immer gehalten hatte. Jetzt erschienen ihm die Unschuldsbeteuerungen dieser Wesen glaubhaft, obwohl er sie zuvor immer als Lügen angesehen hatte. Schon die Perlians, die so genannten Drittkonditionierten, hatten wahrscheinlich einen ungerechten Krieg gegen das Solare Imperium geführt.

Tro Khon versuchte angestrengt, die Zusammenhänge zu verstehen.

Wie lange besaß er schon einen Symboflex-Partner? Woher kam dieses Wesen überhaupt? Es war undenkbar, dass es zu einem Volk selbständiger Intelligenzen gehörte. Viel wahrscheinlicher erschien es Tro Khon, dass die Symbionten im Auftrag einer unbekannten Macht als Kontrollorgane fungierten.

Tro Khons bisheriges Wissen über die Symboflex-Partner war vollkommen wertlos, weil es nicht den Tatsachen entsprechen konnte. Sein Symbiont hatte ihm Geschichten suggeriert, die nicht der Wahrheit entsprachen. Es war sinnlos, wenn er in dieser Richtung Überlegungen anstellte. Er musste ein völlig neues Bild von der Situation gewinnen.

Aber, so fragte er sich niedergeschlagen, wie sollte er das schaffen, wenn er ständig gegen die Beeinflussung des Symbionten kämpfen musste?

Er fühlte seine geistige Widerstandskraft erlahmen und ahnte, dass der Symbiont ihn früher oder später bezwingen würde. Dann wäre das alte Verhältnis wiederhergestellt, und Tro Khon würde seine von dem Symbionten gesteuerten Handlungen als das Resultat eigener Entschlüsse ansehen.

Tro Khon versuchte sich aufzurichten und zu den drei Terranern zu sprechen. Wenn er ihnen erklärte, welche Bedeutung das Ding in seinem Nacken hatte, konnten sie ihm vielleicht helfen.

Der Symbiont spürte, was Tro Khon vorhatte, und verstärkte die Impulswellen. Tro Khon sank nach vorn und zerschmetterte dabei ein großes Kontrollgerät. Obwohl ihm das Schicksal des Dolans und der sieben Exekutoren mehr oder weniger gleichgültig war, beabsichtigte der Zeitpolizist solche Schäden nicht. Es war möglich, dass er den Dolan noch brauchte. Er fragte sich, was die anderen Zweitkonditionierten getan hatten, als er mit seinem Dolan aus dem Verband ausgebrochen war. Der Symbiont hatte ihm keine Zeit gelassen, irgendwelche Beobachtungen anzustellen. Nur einmal hatte er sich zu den Kontrollen schleppen und einen Funkspruch im Flottenkode der Terraner abstrahlen können. Dabei hatte der Symbiont ihn pausenlos angegriffen, so dass er nicht wusste, ob die abgestrahlte Nachricht überhaupt einen Sinn besessen hatte. Wahrscheinlich war sie vollkommen verstümmelt gewesen.

Tro Khons Hoffnung, die Exekutoren könnten eingreifen, hatte sich nicht erfüllt. Die Bewusstseinshüter waren in Aufruhr, aber sie wussten nicht, was in der Zentrale geschah, und hielten sich angstvoll zurück. Jetzt, da Tro Khon sich hilflos am Boden wälzte, hätten sie die Herrschaft über den Dolan übernehmen können.

Der Terraner Camaron Olek, der einmal an Bord eines von Tro Khon befehligten Dolans als Navigator fungiert hatte, hätte eine solche Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Aber unter Tro Khons Exekutoren befand sich kein Terraner mehr.

War es Zufall, dass Camaron Olek bei den Terranern war, die an Bord des Dolans gekommen waren? Tro Khon kannte auch die beiden anderen Männer. Sie waren in das Waffenarsenal der Zweitkonditionierten im Hyperraum eingedrungen und wieder daraus entkommen. Die Terraner hatten also drei Männer an Bord des Dolans geschickt, die bereits Erfahrungen mit der Zeitpolizei gesammelt hatten.

Würden sie seine missliche Lage erkennen?

Der Symboflex-Partner überschüttete Tro Khon mit einer Welle schmerzhafter Impulse, und der vierarmige Riese wälzte sich am Boden hin und her. Seine Arme und Beine zuckten und schlugen planlos umher.

Tro Khon hatte längst erkannt, dass die vermeintliche Partnerschaft mit dem Symbionten eine einseitige Angelegenheit war. Die Kreatur in seinem Nacken profitierte von seinen Fähigkeiten und von seiner körperlichen Kraft, aber sie war nicht gewillt, dafür irgendwelche Gegenleistungen zu erbringen.

Der Zeitpolizist fühlte, dass er geistig ermattete. Jedes Mal, wenn er nach dem Symbionten griff, um ihn abzureißen, verstärkten sich die Schmerzen und die hypnotischen Impulse.

Sekundenlang ließ der Symbiont in seinen Angriffen nach, und Tro Khon lag ruhig am Boden.

Ich muss vorsichtig sein, dachte er. Jetzt ist vielleicht eine günstige Gelegenheit, mit den Terranern Verbindung aufzunehmen.

Er wusste, dass er seine Überlegungen vor dem Symboflex-Partner nicht geheim halten konnte. Trotzdem resignierte er nicht. Auch der Symbiont musste einem Ermüdungsprozess unterliegen. Der Zwischenfall mit dem stromführenden Kabel hatte bewiesen, dass auch Symbionten anfällig waren.

Tro Khons Blicke irrten durch die Zentrale und blieben schließlich an den drei Männern in ihren Kampfanzügen hängen. Der Zweitkonditionierte sah die Terraner nur undeutlich, denn selbst seine Sehfähigkeit wurde von dem Symbionten beeinflusst. Hinter den Eindringlingen standen bewegungslos die Dimoschützen. Tro Khon stieß ein erbittertes Knurren aus. Sie waren wahrscheinlich ebenso verwirrt wie die Exekutoren. Zum Glück hatten sie richtig reagiert und die drei Männer in die Zentrale gebracht.

Tro Khon strapazierte sein Gedächtnis, und in Gedanken formte er einige Worte in Interkosmo.

Da schlug der Symboflex-Partner abermals mit voller Heftigkeit zu. Tro Khon bäumte sich auf. Ein durchdringender Schrei hallte durch die Räume des Dolans.

Der Zweitkonditionierte begriff, dass der Symbiont zum entscheidenden Schlag ausholte.

Dann würde alles wie früher sein, und Tro Khon würde die Terraner als seine Feinde ansehen, die ein verabscheuungswürdiges Zeitverbrechen begangen hatten und deshalb getötet werden mussten.

 

»Ich glaube, er erkennt mich«, murmelte Camaron Olek, als Tro Khon ruhig am Boden lag und die Terraner anstarrte.

Oberst Don Redhorse warf seinem Begleiter einen zweifelnden Blick zu.

»Sind Sie davon überzeugt?«, fragte er. »Das Monstrum macht nicht den Eindruck als würde es überhaupt etwas erkennen.«

Olek antwortete nicht. Wie fasziniert starrte er auf den Zweitkonditionierten.

Redhorses Unbehagen wuchs. Er hatte den Eindruck, als müsste er den Zeitpolizisten und Camaron Olek mit gleicher Aufmerksamkeit beobachten, denn beide schienen in der Lage zu sein, unerwartete Dinge zu tun.

»Die Sache gefällt mir nicht«, sagte Tako Kakuta gepresst und bewies Redhorse damit, dass er die gleichen Befürchtungen hegte.

Redhorse fasste einen schnellen Entschluss.

»Wir verlassen die Zentrale«, befahl er. »Kommen Sie, Oberstleutnant!«

Olek fuhr wütend herum, wie ein Mann, der bei einer Beschäftigung unterbrochen wird, die keinen Aufschub duldete.