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Die Autorin

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Brigitte Schneider
geb. 1961, gelernte Erzieherin, Neuropädagogin, zahlreiche Zusatzqualifikationen (Basale Stimulation®, Führen nach dem St. Galler Modell, Bobath, F.O.T.T.®, HODT, Perfetti, Kinästhetik u.v.a.).
Seit 1993 ist sie in einer neurologischen Frührehabilitationsklinik in der heilpädagogisch-therapeutischen Abteilung tätig.

Angehörigen-Seminare und Workshops für Pflege und Therapie führt sie seit 2000 durch.

RATGEBER

für Angehörige, Betroffene und Fachleute

herausgegeben vom
Deutschen Verband der Ergotherapeuten

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Brigitte Schneider

Der Umgang mit
schwerstbehinderten
Menschen

Ein Ratgeber für Angehörige,
Pflegepersonal, Therapeuten,
Ärzte und alle Interessierten

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Die Informationen in diesem Ratgeber sind von der Verfasserin und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Verfasserin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de

1. Auflage 2010

Auch als Buch erhältlich unter der ISBN 978-3-8248-0654-6

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Reihe

Einleitung

Um wen geht es

Therapeutische Möglichkeiten

Methoden

Basale Stimulation®

Bobath-Konzept

Fazio-Orale-Trakt-Therapie nach K. Coombes (F.O.T.T.®)

Führen nach F. Affolter bzw. nach dem St. Galler Modell

Perfetti-Konzept

Kombination der einzelnen Konzepte

Erfahrungen aus der Praxis

Der Umgang miteinander

Werde ich verstanden?

Was soll ich erzählen?

Wie oft soll Therapie stattfinden und wie viel Besuch ist erlaubt?

Die Hände – das wichtigste Medium

Berührungen – wichtige Informationsquelle für betroffene Menschen

Nonverbale Kommunikation

Angebote für den Tagesablauf und die Besuchszeiten

Lagerungen

Mikrolagerungen

Rückenlagerung

Seitenlagerung

Schiefe Ebene

Bodenlagerung

Bauchlagerung

Wahrnehmungsübungen

Somatische Angebote

Vestibuläre Angebote

Vibratorische Angebote

Geführte Bewegung

Angebote im Freien

Das Riechen

Die Füße

Hypertonus

Anlegen einer Handtuchschiene

Lockerung der Beine

Was kommt nach der Frührehabilitation?

Häusliche Versorgung

Pflegeheim

Wie geht es Ihnen?

Abschließende Bemerkungen

Literaturverzeichnis

Vorwort zur Reihe

Die „Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute“ vermitteln kurz und prägnant grundlegende Kenntnisse (auf wissenschaftlicher Basis) und geben Hilfestellung zu ausgewählten Themen aus den Bereichen Ergotherapie, Sprachtherapie und Medizin.

Die Autorinnen und Autoren dieser Reihe sind ausgewiesene Fachleute, die seit vielen Jahren als Therapeuten in der Behandlung und Beratung und/oder als Dozenten in der Aus- und Weiterbildung tätig sind. Sie sind jeweils für den Inhalt selbst verantwortlich und stehen Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Im vorliegenden Band „Der Umgang mit schwerstbehinderten Menschen“ hat Brigitte Schneider ihre jahrelange Erfahrung in der Arbeit nicht nur mit Betroffenen, sondern gerade auch mit deren Angehörigen zusammengefasst. Dieses Buch kann den Angehörigen eine gute Hilfestellung im Umgang mit ihren schwerstbetroffenen Familienmitgliedern geben.

Einleitend erfolgt ein kurzer Überblick über verschiedene therapeutische Methoden. Im Hauptteil wird in sehr einfühlsamer Form sowohl der Blick auf das mögliche Empfinden von schwerstbehinderten Menschen gerichtet als auch konkret aufgezeigt, wie Angehörige hiermit adäquat umgehen können. Darüber hinaus gibt es ausführliche Erläuterungen für den gemeinsamen Tagesablauf, die durch viele Abbildungen veranschaulicht werden. Beschrieben werden verschiedene Formen der Lagerung, Wahrnehmungsübungen und andere Hilfestellungen für den Alltag.

Nicht zu kurz kommt auch der Hinweis, dass auch die Angehörigen sorgsam mit ihren Ressourcen umgehen müssen, ein Aspekt, der ansonsten leider häufig unbeachtet bleibt.

Durch die verständliche Sprache und die konkreten Hinweise kann das Buch dazu beitragen, die während der Pflege und Therapie im Behandlungsprozess oft mündlich an die Angehörigen gegebenen Informationen zu festigen. Es empfiehlt sich daher als gute Ergänzung. Der Umgang mit schwerstbehinderten Menschen kann dadurch verbessert werden, die Anregungen zu den therapeutischen Programmen sind alltagsnah und hierdurch auch leicht durchführbar.

Wir hoffen, mit diesem Ratgeber zu einem größeren Verständnis im alltäglichen gemeinsamen Umgang von schwerstbehinderten Menschen und ihren Angehörigen beizutragen und so die Belastungen der Betroffenen selbst und ihrer Angehörigen zu verringern.

Arnd Longrée

Herausgeber für den DVE

Einleitung

„Was du mir sagst, das vergesse ich.
Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich.
Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“

Konfuzius

 

Seit nunmehr 16 Jahren arbeite ich auf einer „Intermediate Care Station“ (Überwachungsstation) in einer neurologischen Frührehabilitationsklinik. Da einer meiner Schwerpunkte auch in der Angehörigenarbeit liegt, habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen in diesem Ratgeber zusammenzufassen.

Dabei war für meinen Versuch, Angehörige zu unterstützen, vor allem ausschlaggebend, dass mir täglich bewusst wird, wie hart ein Schicksalsschlag wie z.B. ein Autounfall, ein Schlaganfall oder Ähnliches die gesamte Familie und den Freundeskreis trifft. Angesichts der oft ausweglos erscheinenden Situation reagieren die meisten Menschen im ersten Moment verständlicherweise hilflos und verzweifelt.

Ängste und Unsicherheiten sind im ersten Umgang mit schwerstbetroffenen Menschen oft ständige Begleiter. Dabei können Berührungsängste häufig schon durch einfache Handgriffe, z.B. aus der „Basalen Stimulation®“, oder Erklärungen über notwendige Apparate abgebaut werden. Meist hilft es bereits, den Angehörigen einfach nur zuzuhören. Denn es entstehen viele Fragen, aber kaum jemand hat Zeit, sie zu beantworten.

Dieser Ratgeber will praktische Hilfestellungen im Umgang mit betroffenen Menschen im Alltagsgeschehen leisten, indem er Tipps über Lagerungen und geführte Bewegungen in Alltagssituationen gibt sowie Angebote zur Förderung der Wahrnehmung macht.

Er beabsichtigt aber auch, Angehörige, TherapeutInnen, Pflegende und ÄrztInnen auf die menschlichen „Kleinigkeiten“ (mit fachlichem Hintergrund) im Alltag der schwerstbetroffenen Menschen aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Im Alltagsgeschäft geht dieses oft unter, spielt aber für die Genesung oder für das Wohlbefinden der betroffenen Menschen eine wichtige Rolle.

Es ist zu bewundern, wie viel Kraft und Mut Angehörige trotz ihrer Verzweiflung und Belastung immer wieder aufbringen. Ihnen hoffe ich, mit diesem Ratgeber eine kleine Hilfe anzubieten.

Um wen geht es?

Der Personenkreis, um den es hier geht, umfasst schwerstbetroffene Menschen nach einem Schlaganfall, einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder sonstigen schwerwiegenden neurologischen Ereignissen. Nach ihrem Unfall, Insult oder ihrer Operation kommen die PatientInnen zunächst auf eine Überwachungsstation. Damit befinden sie sich in der Frührehabilitation der Phase B (s. unten). Dies ist nach der Akutklinik die „erste“ Station auf einem oft langen Weg.