Die drei ???® Kids

Band 71

Tatort Trampolin

Erzählt von Ulf Blanck

Mit Illustrationen von Harald Juch

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KOSMOS

Umschlagillustration von Harald Juch, Berlin

Innenillustrationen von Harald Juch und Udo Smialkowski, Berlin

Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg

Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar

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© 2017, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-15720-6

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Rasende Reporter

Seit über einer Viertelstunde wartete Justus Jonas auf dem Marktplatz von Rocky Beach auf seine beiden Freunde, Bob Andrews und Peter Shaw. Sie hatten sich an diesem Samstagmorgen hier verabredet, denn Bob wollte alle mit etwas Aufregendem überraschen. Gelangweilt setzte Justus sich auf den Rand des Marktbrunnens und blickte zur Kirchturmuhr.

In diesem Moment kamen Peter und Bob auf ihren Rädern angefahren. »Da seid ihr ja endlich!«, rief Justus. »Seit zwei Stunden sitze ich hier und warte auf euch. Ich hab schon angefangen, die Enten im Brunnen mit Brot zu füttern.« Bob stellte sein Rad ab. »Quatsch! Erstens sehe ich hier keine Enten, und zweitens würdest du das Brot lieber selber essen.« Als Peter daraufhin zu lachen anfing, bekam er von Justus eine Ladung Wasser ins Gesicht. »Na schön«, lachte auch er. »Ihr habt mich überführt. So schnell wurde noch nie ein Fall der drei ??? gelöst.« Peter trocknete sich mit dem T-Shirt sein Gesicht ab. »Ich wünschte, dass wir endlich mal wieder einen richtigen Fall zu lösen hätten. Detektive sollten im Training bleiben.«

Bob hatte plötzlich eine Idee und wühlte in seiner Hosentasche. Mehrere 1-Cent-Münzen kamen zum Vorschein. »Lasst uns den Brunnen in einen Wunschbrunnen verwandeln, Freunde. Die gibt es überall auf der Welt.«

»Einen Wunschbrunnen?«, wiederholte Peter. »Was soll das sein?«

Bob stellte sich jetzt mit dem Rücken zum Brunnen. »Ganz einfach. Man nimmt eine Münze und wirft sie über den Kopf nach hinten ins Brunnenbecken. Dabei wünscht man sich etwas.« Peter nahm Bob eine Münze aus der Hand. »Gute Idee, da mache ich mit. Ich wünsche mir …« Doch er wurde von Bob unterbrochen. »Halt! Du darfst den Wunsch nicht aussprechen, sonst geht er nicht in Erfüllung.«

Kurz darauf standen die drei ??? nebeneinander am Brunnen und hielten jeder eine Münze fest in der Hand. »Eins, zwei, drei!«, riefen sie gleichzeitig, und die Münzen klatschten ins Wasser. Keiner von ihnen verriet seinen Wunsch.

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Tief im Wasser glitzerten die drei Münzen in der Sonne. Peter grinste. »Cool! Jetzt haben wir in Rocky Beach einen Wunschbrunnen. Hoffentlich fischt sich Skinny Norris das Geld nicht heraus. Zutrauen würde ich es ihm.« Skinny Norris war der Erzfeind der drei ??? und kam ihnen immer wieder bei ihrer Detektivarbeit in die Quere.

Justus erinnerte sich jetzt daran, warum sie sich hier eigentlich verabredet hatten. »Nun sag schon, Bob, was für eine Wahnsinnsüberraschung du für uns hast!«

Peter war genauso gespannt. »Ja, raus mit der Sprache!«

Bob schob grinsend seine Brille zurecht. »Dahinten! Da kommt unsere Überraschung.«

Peter entdeckte einen kleinen Sportwagen am Rande des Marktplatzes. »He, das ist doch dein Vater, oder?«

»Richtig erkannt. Er wird euch verraten, um was es geht.«

Justus zeigte auf die Beifahrertür. »Aber da steigt noch jemand aus. Eine junge Frau mit Pferdeschwanz. Kennst du die, Bob?«

»Nein, nie vorher gesehen. Aber wir werden gleich mehr erfahren.« Dann winkte er seinem Vater zu. »Hallo, Dad! Hier sind wir!«

Mr Andrews hob eine zusammengerollte Zeitung in die Luft als Zeichen, dass er sie entdeckt hatte. »Hallo, ihr drei. Wartet, wir kommen zu euch.« Kurz darauf stellte er die junge Frau vor: »Das ist Kira Clarkson. Sie arbeitet in unserer Zeitungsredaktion als Volontärin.«

»Was ist denn eine Volodings?«, fragte Peter.

Die junge Frau lächelte ihn an. »Eine Volontärin. Nun, ich mache eine Ausbildung in dem Zeitungsverlag in Los Angeles, bei dem auch Mr Andrews tätig ist. Ich möchte Reporterin werden.«

Bob nickte freudestrahlend. »Das will ich vielleicht später auch werden, Dad.«

»Ja, das ist ein spannender Beruf. Jeden Tag erlebt man etwas Neues. Kira begleitet mich in den nächsten Wochen bei meiner Arbeit und schreibt auch schon erste Artikel. Sie hat sich bereits auf ein Thema spezialisiert.«

Die junge Frau strahlte übers ganze Gesicht. »Ich schreibe kleine Berichte über alles Neue. Ganz in der Nähe wird heute nämlich eine Freizeitattraktion eröffnet: der Rocky Beach Jump Park.«

Peter hatte schon davon gehört. »Ja, das ist cool. Das ist eine riesige Halle mit ganz vielen Trampolinen. Da will ich unbedingt mal hin. Man kann von einem Trampolin zum nächsten springen und vieles mehr.«

Mr Andrews nickte. »Richtig. Ich dachte mir, das wäre eine prima Sache für Kiras Testberichte. Und damit sie auch die richtigen Testkandidaten hat, dachte ich an euch.«

Bob klatschte in die Hände. »Da hast du genau richtig gedacht, Dad. Wir sind nämlich die weltbesten Testkandidaten. Und das nicht nur für Trampoline, sondern auch für Wasserrutschen, Kinofilme, neue Eissorten, Pommes und Pizzarestaurants. Wann geht es los?«

Kira Clarkson stand auf. »Jetzt. Der Jump Park feiert seine große Eröffnung in genau einer Stunde.«

Die drei ??? mussten auf dem Rücksitz des kleinen Sportwagens eng zusammenrücken. Bob schnappte nach Luft. »Just! Mach dich nicht so dick! Ich werde gleich aus dem Fenster gedrückt.«

»Ich bin nicht dick! Wie oft soll ich das denn noch sagen. Nur kräftiger gebaut.«

Die Fahrt führte über die lange Küstenstraße in ein Gewerbegebiet außerhalb der Stadt. Bobs Vater zeigte auf ein großes Gebäude. »Das dort hinten ist der Jump Park. Früher wurden in der Halle Teppiche verkauft.«

Das Gebäude war knallbunt angemalt. Überall an den Mauern sah man riesige Comicfiguren, die durch die Luft flogen und Saltos schlugen. Kira Clarkson zückte gleich ihren Fotoapparat. »Die Bilder hat ein berühmter Graffiti-Künstler gemacht. Ihr wisst schon, das sind die Leute, die mit Spraydosen alles Mögliche auf Wände sprühen.«

Mr Andrews stellte seinen Wagen auf dem großen Parkplatz ab. »Zur Eröffnung scheint ja einiges los zu sein«, stellte er fest. »Ich bin froh, dass ich noch einen guten Platz für mein Auto gefunden habe.«

Vor der Tür hatte sich eine lange Schlange gebildet. Doch Kira Clarkson führte alle zu einem Nebeneingang. Dann zückte sie eine kleine Plastikkarte. »Das ist ein Presseausweis«, verkündete sie stolz. »Damit kommt man als Reporter überall rein.«

Mr Andrews grinste. »Überall natürlich nicht. Man muss sich vorher anmelden. Aber ich sehe, Kira ist die geborene Reporterin.«

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Am Nebeneingang wurden sie von einem Mann begrüßt. Er trug einen knallroten Anzug und die langen Haare hatte er nach hinten zu einem Zopf gebunden. »Ah, Leute von der Presse. Willkommen in meinem Park! So hohe Sprünge haben Sie in Ihrem Leben noch nicht gemacht. Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Huckleberry Snyder. Ich bin der Besitzer der allerneuesten Nummer-eins-Attraktion in Rocky Beach. Kommen Sie rein und lassen Sie sich begeistern!«

Kira Clarkson schoss ein Foto von ihm. »Ob wir wirklich begeistert sein werden, müssen wir zunächst testen, Mr Snyder.«

Plötzlich hörte man vom Parkplatz her eine krächzende Lautsprecherstimme. Dazu ertönte Musik. Huckleberry Snyder ballte wütend die Faust. »Das darf doch nicht wahr sein! Geht das schon wieder los?«

Justus unterbrach ihn. »Was geht schon wieder los, Mr Snyder?«

»Das will ich dir sagen, mein Junge. Dort drüben auf dem Lastwagen steht Robinson, der Idiot. Seit Tagen nervt er mich mit seinem neuen Laden.«

Neugierig blickte Bobs Vater in die angegebene Richtung. »Was für ein Laden?«, fragte er.

»Kommen Sie mit! Den knöpfe ich mir vor.« Verwundert folgten alle dem Mann mit dem roten Anzug. Mitten auf dem Parkplatz stand jetzt ein großer Lastwagen. Auf der Plane war ein Schriftzug angebracht, und Bob las laut vor: »Die neue Nummer eins in Rocky Beach: Unterwasser-Minigolf. Hä? Was ist denn das?«

Mr Snyder gab ihm Antwort. »Lächerlich ist das. Dort spielt man Minigolf in einem bunten Kellerraum. Robinson, der Idiot, hat seinen Laden auch hier im Gewerbegebiet. Und zufällig hat er gestern eröffnet. Ha! Dass ich nicht lache. Die neue Nummer eins ist ja wohl eindeutig mein Jump Park.«

Justus knetete seine Unterlippe. Das tat er immer, wenn er scharf nachdachte. »Das heißt, Sie beide sind Konkurrenten?« Der Geschäftsmann lief rot an vor Zorn. »Konkurrenten ist noch höflich ausgedrückt. Robinson macht alles, um sich in den Vordergrund zu drängen. Seht euch doch mal seine rollende Plakatwand an! Und das auf meinem Parkplatz! Vor meinen Kunden. Das ist verboten.«

Wieder krächzte die Lautsprecherstimme: »Meine Damen und Herren! Wenn Sie Spaß haben wollen, dann kommen Sie zum Unterwasser-Minigolf! Direkt hier um die Ecke. Trampolingehüpfe war gestern.«

Erzfeinde

Huckleberry Snyder platzte jetzt fast vor Wut. »So, das reicht! Dem werde ich es zeigen.« Mit großen Schritten rannte er auf den Lastwagen zu. Zornig riss er die Fahrertür auf. Dort saß ein dicker Mann mit Cowboyhut. »Robinson!«, schrie Snyder. »Das ist verboten, was du hier machst! Fahr dein hässliches Werbemobil sofort von meinem Parkplatz. Das ist nämlich Privatbesitz.«

Der dicke Mann im Lkw hatte ein Mikrofon in der Hand, das er nun beiseitelegte. »Was regst du dich auf, Huckleberry? Was war denn gestern? Da hast du über meiner Unterwasser-Minigolf-Welt zur Eröffnung eine Million Werbezettel für deinen Jump Park abgeworfen. Wenn das nicht verboten ist, weiß ich auch nicht.«

Huckleberry Snyder riss die Arme hoch. »Erstens waren das zwei Millionen Zettel, und zweitens fliege ich mit meinem Hubschrauber, wo ich will. Verschwinde, sonst lass ich dich abschleppen!«

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