Laura de Weck
Lieblingsmenschen
Stück in 15 Szenen
Die Erstausgabe erschien 2007 im Diogenes Verlag
Covermotiv: Illustration von Tomi Ungerer
Aufführungsrechte:
Rowohlt Theater Verlag
Hamburger Straße 17
21 465 Reinbek
Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2016
Diogenes Verlag AG Zürich
www.diogenes.ch
ISBN Buchausgabe 978 3 257 24256 0 (2. Auflage)
ISBN E-Book 978 3 257 60347 7
Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.
[5] Inhalt
Studenten [6]
1. Szene Zigaretten [7]
2. Szene Monolog [15]
3. Szene SMS [19]
4. Szene Nacht [24]
5. Szene Nacht [28]
6. Szene SMS [33]
7. Szene Zigaretten [34]
8. Szene Bibliothek [38]
9. Szene Monolog [45]
10. Szene Zigaretten [48]
11. Szene Zigaretten [53]
12. Szene Bibliothek [59]
13. Szene SMS [61]
14. Szene Nacht [64]
15. Szene Monolog [65]
[6] Studenten
JULE
LILI
DARIUS
ANNA
SVEN
(PHILLIP)
—: der Gedankenstrich zwischen den Repliken steht für ›Pause‹
[7] 1. Szene
Zigaretten
JULE, ANNA, später DARIUS
ANNA Hey, haallo.
JULE Hallo.
ANNA Ja. Hi.
JULE Hi.
ANNA Hey.
JULE Hey.
ANNA Ja.
JULE Jaja.
—
ANNA Wie geht es dir?
JULE Gut. – Und du?
ANNA Gut. – Danke.
JULE Ja.
ANNA Wir haben uns schon lange nicht…
JULE Jaja.
ANNA Oh ja.
—
JULE Und das Studium. Macht Spass?
ANNA Ja.
JULE Physiotherapie, oder?
[8] ANNA Philosophie.
JULE Ah ja, genau.
ANNA Doch, es macht Spass.
JULE Willst dann Philosophin werden, oder was?
ANNA Ach, mal sehen.
JULE Du bist sicher gut, du warst ja immer klug.
ANNA Ach.
—
Und du machst die Schauspielschule, oder?
JULE Ja, genau.
ANNA Macht es Spass?
JULE Doch, ja.
ANNA Willst du dann nach Hollywood, oder…
JULE Mal sehen.
ANNA Du bist sicher auch gut, du warst ja immer… so.
—
JULE Bist du noch mit Phillip zusammen?
ANNA Ja.
JULE Oh, das sind dann…
ANNA Sechs Jahre.
JULE Wow, macht Spass?
ANNA Wie?
JULE Ne, ich mein, wollt ihr heiraten, oder was?
[9] ANNA Mal sehen.
JULE Ihr seid sicher gut.
ANNA Was?
—
JULE Ne, ich mein, wartest du hier auf ihn?
ANNA Nein, er muss lernen.
JULE Ah – ja…
ANNA Medizin.
JULE Ah ja, genau.
ANNA Es macht ihm richtig Spass.
JULE Gut.
ANNA Ja.
—
JULE Sechs Jahre, das ist ja Wahnsinn.
ANNA Ja, es klappt irgendwie.
JULE Und ihr wart nie auseinander?
ANNA Nein, irgendwie funktioniert’s.
JULE Ne, ich find’s ja schön.
ANNA Ja, wir lieben uns irgendwie.
JULE Aber ab und zu gibt’s Streit?
ANNA Nein, ich liebe ihn.
JULE Jaja, ich find’s ja toll.
—
Und? Hast du Prüfungen, oder so?
ANNA Ich schreib gerade meine Diplomarbeit.
JULE Und, macht Spass?
ANNA Wie?
[10] JULE War ein Witz.
ANNA Es macht aber Spass. Ich hab heute gerade etwas rausgefunden.
JULE Ach, was denn?
—
ANNA Ich weiss nicht.
JULE Doch, doch, sag ruhig.
—
ANNA Also, kennst du den Philosophen Karl Rosenkranz?
JULE Ja klar, der Grieche.
ANNA Nein, nein, er ist Deutscher.
JULE Ah ja, genau.
ANNA Kennst du ihn?
JULE Ja, also so vom Hören.
ANNA Das ist ein Philosoph aus dem 19. Jahrhundert, ein Nachfolger von Hegel. Und auf jeden Fall hat er die Theorie, dass etwas, zum Beispiel Kunst, aber auch Leben, nur dann schön ist, wenn es wahr ist. Und wahr ist es aber nur dann, wenn man ihm die Gefahr der Vernichtung ansieht, verstehst du. Dadurch wird das Schöne und das Hässliche, die Vernichtung also, vereinigt zur Wahrheit. Und mein Ansatz liegt darin, dass die Welt, dass – aber das wird zu kompliziert.