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Über dieses Buch:

Seit ihr Onkel Ambrosius eine Zeitmaschine gebaut hat, erleben Michael, Heike und Thomas ein Abenteuer nach dem anderen: Sie landen immer in einer Zeit und an einem Ort, wo sie eine Mission erfüllen sollen. Dieses Mal verschlägt es sie in das Alte Ägypten.

Immer mehr Grabräuber treiben ihr Unwesen im Tal der Könige: sie stehlen Gold und Edelsteine – und stören dabei die Totenruhe. Nefer, die Tochter des Statthalters, fürchtet den Zorn der Götter. Als sie und ihre neuen Freunde erfahren, dass das Grab des Tutanchamun als Nächstes aufgebrochen werden soll, schmieden sie einen Plan, der den Räubern ein für alle Mal das Handwerk legen soll!

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Bei dotbooks veröffentlicht sie auch:

ZM – streng geheim. Band 1: Das Geheimnis des alten Professors

ZM – streng geheim. Band 3: Die Sonnenstadt von Ol-Hamar

ZM – streng geheim. Band 4: Die Feuerhexe

ZM – streng geheim. Band 5: Das Rätsel von Machu Picchu

ZM – streng geheim. Band 6: Der Herrscher von Atlantis

Weitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: marliese-arold.de

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eBook-Neuausgabe Oktober 2016

Copyright © der Originalausgabe 1983 by Pelikan AG, D-3000 Hannover 1

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/KeilaNeokow EliVokoumova (Hintergrund), Denis Christo (Kids), DM7 (Anubis)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-725-3

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Marliese Arold

ZM – streng geheim

Band 2: Grabraub im Tal der Könige

dotbooks.

Wer geht auf Abenteuerjagd?

Ambrosius Kohler

Spinner oder Genie? Er ist Professor der Physik und hat früher an Hochschulen unterrichtet. Aber man hat ihn gefeuert. Seitdem ist der große, hagere Mann ziemlich launisch und verkriecht sich am liebsten in seine vier Wände. Mit seinen langen, grauen Haaren, seiner dicken Hornbrille und seinem geistesabwesenden Gesichtsausdruck macht er auf Fremde keinen besonders freundlichen Eindruck. Manche halten ihn sogar für verrückt. Doch das ist dem Professor nicht einmal so unrecht. Dann lassen ihn die Leute wenigstens in Ruhe, und er kann ungestört seiner Arbeit nachgehen. Über seinen merkwürdigen Erfindungen vergißt er oft alles andere. Übrigens ist er der Großonkel von Michael und Heike Jaschke, auch wenn er normalerweise mit der ganzen Verwandtschaft verkracht ist.

Michael Jaschke

liebt nichts mehr als Krimis und Gruselgeschichten. Bei einem Skelett kann er schon mal schwach werden. Zum Ärger seines Deutschlehrers besitzt Michael eine überschäumende Phantasie. Was in seinen Aufsätzen steht, klingt nicht immer glaubhaft. Aber die Schule ist Michael ziemlich schnuppe. Für einen Elfjährigen gibt es wichtigere Dinge, findet er. Mit seinem blonden Haar, seinen blauen Augen und den unzähligen Sommersprossen sieht Michael seiner Schwester überhaupt nicht ähnlich. Aber trotz seiner kurzen runden Arme und Beine ist er flinker, als man denkt.

Heike Jaschke

schwärmt für Tiere, besonders für Pferde. Von Skeletten hält die Dreizehnjährige nicht viel – im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie ist groß und schlank, hat grüne Augen und braunes Haar, das sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Niemand würde sie für Michaels Schwester halten – nur ihre Stupsnasen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Das Lernen fällt Heike leicht, und obwohl sie in der Schule eine der Besten ist, bildet sie sich nichts darauf ein. Überhaupt ist sie ein echter Kamerad und verliert selbst in heißesten Situationen nicht den Kopf – auch wenn ihr das Herz manchmal ziemlich flattert. Ihr Wahlspruch ist: Erst denken, dann handeln!

Thomas Pahl

kennt mit seinen vierzehn Jahren nur ein Ziel: Er will Detektiv werden. Seine Spürnase ist fast noch besser als die von Moorteufel, seinem Hund. Das Fell des Labradors ist ebenso schwarz wie die Locken des schlaksigen Jungen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb Moorteufel Thomas’ bester Freund ist. Der Hund ist nämlich ein Geschenk von seinem Vater, der inzwischen gestorben ist.

Mit seinem Stiefvater kommt der Junge nicht zurecht, und daher geht er ihm am liebsten aus dem Weg. Thomas weiß, wie wichtig es ist, Augen und Ohren offenzuhalten. Es macht ihm Spaß zu kombinieren, allerdings schießt er dabei manchmal übers Ziel hinaus.

Kapitel 1
Das Experiment mit der Sprachdroge

»Nun ist der Professor total übergeschnappt«, verkündete Michael. »Er hockt in der Küche vor dem Radio, hört Sender Peking oder so und murmelt wirre Sprüche vor sich hin.«

»Vorhin habe ich ihn nach Frau Schneider gefragt«, erzählte Heike. »Aber er hat mich nur verwirrt angestarrt, als würde er kein Wort verstehen.«

Die Kinder lagen im Gras vor dem Haus und ließen die Sonne auf sich herabbrennen. Die Hitze machte sie schlapp und träge. Nur Moorteufel jagte unermüdlich hinter dem Stock her, den Thomas für ihn durch die Luft schleuderte.

»Erfinder sind eben besonders merkwürdige Menschen. O nein, Moorteufel, nicht schon wieder!« Der Junge wehrte den Hund ab, der den Stock zurückgebracht hatte und auffordernd bellte. »Ich habe schon einen Krampf in meinem Arm! Nein, Moorteufel, ich brauche jetzt dringend eine Verschnaufpause!«

»Und ich brauche jetzt dringend ein Eis«, sagte Michael. »Mit viel Sahne obendrauf.«

»Kannst du das eigentlich verantworten?« neckte Thomas seinen Freund und warf einen kritischen Blick auf dessen rundliche Gestalt.

»Sicher«, erwiderte Michael und blinzelte in die Sonne. »Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren.« Er gähnte.

»Sieht aber gar nicht danach aus«, widersprach Heike.

»Der Schein trügt«, sagte Michael ungerührt. »Ich überlege gerade, ob man Zeitmaschinen ins Irrenhaus mitnehmen darf.«

»Du hast vielleicht Probleme!« meinte Thomas. »Denk lieber mal drüber nach, ob du deine morschen Knochen in dieser Affenhitze aufraffen kannst. Ich kenne nämlich ein paar Kilometer von hier einen See, in dem wir baden können.«

»Wenn ihr mich dorthin tragt, habe ich nichts dagegen.« Michael wälzte sich faul auf den Rücken und ließ sich den Bauch bescheinen. Aus seiner Hosentasche zog er eine Maultrommel, die er sich vor drei Tagen im Dorf gekauft hatte, und klemmte sie zwischen seine Zähne. Als er an dem schmalen Draht zupfte, hielt sich Heike die Ohren zu.

»Ich frage mich, warum das Ding Maultrommel heißt und nicht Nervensäge!« stöhnte sie. »Ich kann das Geräusch nicht mehr hören!«

»Ist doch Klasse!« entgegnete Michael.

Im gleichen Augenblick wurde die Haustür aufgerissen, und die Haushälterin kam heraus. Sie war totenbleich im Gesicht.

»Einen Arzt! Wir brauchen einen Arzt! Der Professor hat einen Zusammenbruch.«

Die Kinder sprangen auf, taumelig von der Hitze. Thomas zögerte nicht lange, sondern spurtete hinunter ins Dorf, um den Arzt zu benachrichtigen. Heike und Michael eilten mit Frau Schneider in die Küche. Der Professor lag auf dem Boden. Seine Hände umkrampften ein Stuhlbein. Er versuchte, sich hochzuziehen, schaffte es aber nicht. Sein Gesicht war verzerrt, und die Haut schimmerte fahl. Die Hornbrille war dem Professor von der Nase gerutscht und lag unter dem Tisch. »Wasser …«, lallte der Erfinder. Seine Augen waren blutunterlaufen, der Blick gläsern. »Nur Wasser …« Heike hielt ihm rasch ein Glas an die Lippen. Gierig trank der Professor.

»Die Dosis war zu groß … Aber es funktioniert… Gott, ist mir übel…«

Die Kinder zogen den Mann hoch. Mit Frau Schneiders Hilfe betteten sie den Professor auf die Couch ins Wohnzimmer. Wenig später kam der Arzt. Er fühlte den Puls, horchte das Herz ab und machte ein bedenkliches Gesicht.

»Kreislaufversagen«, stellte er fest. »Eigentlich sollte man Sie ins Krankenhaus schaffen. In Ihrem Alter kann so etwas gefährlich werden.«

Der Professor sträubte sich. »Nicht ins Krankenhaus! Nein, nein!« Sein Blick wanderte hilfesuchend zu den Kindern. »Ich kann nicht… meine Erfindung …«

»Das Wichtigste ist Ihre Gesundheit und nicht irgendwelche Erfindungen«, widersprach der Arzt. Natürlich kannte er den Dorftratsch und die Geschichten, die man sich über den alten Gelehrten erzählte. Wie die meisten Leute hielt auch der Arzt den Professor für einen verschrobenen Menschen, der viel zu viel Aufhebens um seine Erfindungen machte, die allesamt ziemlich nutzlos waren. Von der Zeitmaschine, die im Keller stand, ahnte der Arzt nichts.

»An dem Anfall ist nur das grüne Zeug schuld, das der Professor geschluckt hat«, verriet Frau Schneider und verschränkte energisch ihre Arme vor der Brust. »Pures Gift! Er hat es sich selbst zusammengebraut.«

»So?« Der Arzt zog interessiert die Augenbrauen hoch. »Was ist das für eine Mixtur?«

»Ein … ein Vitamintrunk«, stieß der Professor rasch aus, doch jeder konnte sehen, daß er log.

»Von wegen Vitamintrunk! Zu spinnen hat er angefangen, nachdem er von dem teuflischen Zeug getrunken hat. Und wirre Worte hat er geredet!« empörte sich Frau Schneider. »Nun ehrlich, was war es wirklich?« forschte der Arzt. »Nichts …« Der Professor machte eine abwehrende Handbewegung. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm.

»Haben Sie vielleicht noch einen Rest von der Flüssigkeit? Ich möchte sie gern in meinem Labor untersuchen lassen.«

Der Erfinder überhörte die Frage. »Oh, ich glaube, es geht mir schon viel besser.« Er versuchte aufzustehen. »Sehen Sie, es war wirklich nur ein Vitamin – … O weh, alles dreht sich …« Ächzend fiel er zurück.

»Das ist die Strafe!« sagte Frau Schneider mitleidslos. »Sie wollen es ja nicht anders!«

Heike und Michael wechselten einen Blick. Sie ahnten, was geschehen war. Der Professor hatte ein Mittel erfunden und es an sich selbst ausprobiert, um die Wirkung zu testen. Natürlich wollte er das vor dem Arzt nicht zugeben. Die Kinder vermuteten, daß die Flüssigkeit etwas mit der Zeitmaschine zu tun hatte, doch vorerst war aus dem Erfinder nichts herauszukriegen.

Der Arzt gab dem Professor eine Spritze für den Kreislauf, dann packte er seine Sachen zusammen. »Wahrscheinlich muß ich Sie nicht erst darauf aufmerksam machen, wie gefährlich es ist, Chemikalien an sich zu erproben. Als Wissenschaftler müßten Sie eigentlich darüber Bescheid wissen. Ich kann Sie lediglich davor warnen, Ihr Leben leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.«

»Ja, sagen Sie es ihm nur!« ereiferte sich Frau Schneider. »Der Professor wird sich noch ganz ruinieren! Nicht nur, daß er Tag und Nacht arbeitet – jetzt schluckt er auch noch Gift!«

»Es war kein Gift!« widersprach der Erfinder. Allmählich kehrte etwas Farbe in sein Gesicht zurück.

»Sie können mir viel erzählen!« Frau Schneider sah beleidigt aus.

»Nächstens erklären Sie mir noch, daß Ihr Rattengift Vitamin XY enthält.«

»Vitamin ZM«, grinste Thomas und zwinkerte den Geschwistern zu. Aber als der Arzt ihn streng anblickte, wurde er ernst und setzte eine unschuldige Miene auf.

»Ich werde morgen noch einmal vorbeischauen«, sagte der Doktor und ging zur Tür. »Falls sich der Zustand des Patienten allerdings verschlechtern sollte, rufen Sie mich bitte sofort!«

»Selbstverständlich.« Frau Schneider begleitete den Arzt hinaus.

Kaum waren die beiden draußen, setzte sich der Professor auf. »Papperlapapp, Unkraut verdirbt nicht«, brummte er. »Wäre doch gelacht, wenn ich das bißchen Zeug nicht vertragen würde. Jetzt habe ich aber genug gefaulenzt. Im Labor wartet ein Berg von Arbeit auf mich, und ich mache hier auf der Couch seelenruhig ein Nickerchen.« Er erhob sich und taumelte zur Tür. Dort mußte er sich festhalten. »Verflixt, es geht doch noch nicht so gut!« murmelte er kleinlaut. Die Kinder führten ihn behutsam zur Couch zurück.

»Ich habe einen ganz schönen Schreck gekriegt, wie du auf dem Fußboden gelegen bist«, berichtete Heike. Und Michael fragte ohne Umschweife:

»Jetzt mal raus mit der Sprache, Onkel Ambrosius: Was hast du dir da zusammengemixt?«

Der Professor verdrehte die Augen, starrte zur Decke, holte tief Atem und antwortete: »Eine Sprachdroge.« »Aha«, sagte Michael verständnislos. »Und wozu soll das gut sein?«

»Man kann damit ganz fix Sprachen lernen«, erwiderte der Professor. »Normalerweise braucht man Jahre, bis man eine Sprache völlig beherrscht. Oder zumindest ein paar Wochen, um sich einigermaßen zu verständigen. Mit meiner Sprachdroge schafft man es in wenigen Minuten.«

Die Kinder sahen den Erfinder ungläubig an. Sie konnten sich nicht vorstellen, daß so etwas möglich war.

»Die Droge regt das Lernzentrum im Gehirn ungeheuer an. Die Aufnahmefähigkeit wird aufs Hundertfache gesteigert. Und man lernt eine fremde Sprache wie ein Kind die Muttersprache lernt: Ohne mühseliges Vokabelnpauken, sondern durch Gesten, durch den Tonfall und durch Wiederholung.«

»Mann!« staunte Michael. »Kannst du uns die Droge mal für den Englischunterricht borgen?«

»Natürlich hat die Sprachdroge auch Nachteile«, wandte der Professor ein. »Ihr habt ja gesehen, was mit mir passiert ist. Außerdem vergißt man die eigene Sprache, solange die Droge wirkt. Man denkt, redet und fühlt nur noch in der Fremdsprache.«

»Deswegen hast du mich vorhin nicht verstanden, als ich dich gefragt habe, wo Frau Schneider ist«, erinnerte sich Heike.

»Trotzdem eine fabelhafte Sache«, sagte Thomas bewundernd. »Stellt euch vor, wenn man eine Reise in fremde Länder macht: Man schluckt das Zeug und kann sich mit den Einheimischen ohne Probleme unterhalten!«

»Genau aus diesem Grund habe ich die Sprachdroge entwickelt«, erklärte der Professor. »Wenn wir mit der Zeitmaschine in vergangene Epochen reisen, wäre es schade, wenn wir die Leute nicht verstehen würden. Und es würde viel zu lange dauern, bis wir ihre Sprache von Grund auf gelernt haben.«

»Bei den Dinosauriern haben wir jedenfalls keine Sprachschwierigkeiten gehabt«, grinste Michael.

»Erinnere mich nicht daran«, sagte Heike. Mit Grausen dachte sie an das Abenteuer, das um ein Haar übel ausgegangen wäre.

Da kam Frau Schneider zurück und beendete ihr Gespräch. Sie ließ ein heftiges Donnerwetter auf den Professor herabbrausen, weil dieser nicht mehr auf der Couch lag.

»Wie kann man in Ihrem Alter nur so unvernünftig sein!

Allmählich habe ich es satt, mich dauernd mit Ihnen herumzuärgern!« Erbost schüttelte sie das Sofakissen auf, drückte den Professor mit aller Kraft auf die Couch, hob seine Beine hoch und breitete eine dicke Wolldecke über ihn. »So, liegengeblieben! Sonst hole ich zwei Stricke und binde Sie fest! Und daß Sie mir ja nicht mehr dieses selbstgebraute Zeug anrühren! Sonst kündige ich, und Sie können sich nach einer anderen Haushälterin umschauen!«

Ambrosius Köhler seufzte ergeben. Doch als sich Frau Schneider umdrehte, blinzelte er den Kindern heimlich zu, und seine Lippen formten lautlos das Wort: »Schreckschraube!«

Kapitel 2
Ein Hund und vier Versuchskaninchen

Am nächsten Tag war der Professor wieder völlig hergestellt und so fit wie eh und je. Sogar der Arzt war mit ihm zufrieden und wunderte sich über die zähe Kondition des Erfinders. Nur Frau Schneider fand, daß Herr Köhler noch immer krank und blaß aussah.

»Sie brauchen mehr Vitamine!« behauptete sie. Fortan setzte sie ihm zu jeder Mahlzeit bergeweise Gemüse und Salate vor und überwachte streng, daß der Professor auch alles aufaß. Eine Weile spielte der Erfinder dieses Spiel mit, aber einmal riß ihm die Geduld. Energisch schob er seinen Teller weg.

»Jetzt aber Schluß mit dem Grünzeug! Mir wächst der Kopfsalat schon aus den Ohren, die Radieschen kommen mir aus der Nase, und in meinem Genick sprießt Kresse!

Entweder kommt ab sofort wieder etwas Anständiges auf den Tisch – oder ich kündige Ihnen, Frau Schneider!«

Die Haushälterin erbleichte. Derartigen Widerstand war sie nicht gewohnt. Kleinlaut räumte sie den Tisch ab.