Informationen zum Buch

Ihr erster Fall fordert die ganze Frau

Daß ihr Ehemann sie betrügt, ändert ihr ganzes Leben. Von einem Tag auf den anderen wird die wohlbehütete Harfenistin zur Haushälterin in der ziemlich chaotischen Familie der Ärztin Katja. Als Katja entführt wird, muß Tanja auch noch die Rolle der Ermittlerin übernehmen.

Darja Donzowa moderiert im russischen Radio eine Talkshow. Sie wurde in Rußland dreimal »Schriftstellerin des Jahres«, zwei ihrer Bücher wurden zum »Bestseller des Jahres« gekürt.

Darja Donzowa

Nichts wäscht weißer als der Tod

Kriminalroman

Aus dem Russischen
von Helmut Ettinger

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Epilog

Über Darja Donzowa

Impressum

Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …

Die Wolken teil’ ich mit den Händen

Und schließe zum Gestern die Tür.

Versteck’ mich hinter sieben Wänden.

Du findest nie wieder zu mir.

1. Kapitel

Ich hasse meinen Mann. Als er heute morgen um zehn Uhr mit seinem schönsten Lächeln ein Tablett mit Kaffee, Sahne und Zucker in mein Schlafzimmer trug, hätte ich ihm am liebsten die Nachtlampe an den Kopf geworfen und losgeheult. Der Gerechtigkeit halber sei gesagt, daß der Morgen nur dann so anfängt, wenn Mischa zu Hause ist. Tausende Frauen würden für einen solchen Mann bedenkenlos ihr rechtes Auge hergeben, so zartfühlend, gutmütig, großzügig, vermögend und verständnisvoll, wie er ist … Aber mir wird schon übel, wenn er nur in meiner Nähe seine Suppe schlürft. Auf seinen Zigarettenrauch bin ich allergisch, obwohl auch meinem Vater immer eine Papirossa im Mundwinkel hing.

»Meine Liebe«, säuselte mein Gatte und setzte das flache Tischchen auf meinen Knien ab, »du bist ja heute so blaß! Tut dir der Kopf weh? Trink einen heißen Kaffe, ich hoffe, er ist dir nicht zu süß …«

Ich schluckte gehorsam die schwarze Flüssigkeit, ohne etwas zu schmecken. Mischa trat ans Fenster und zog die Vorhänge auf. Ein grauer Tag schaute ins Zimmer.

»Na so was!« rief er entzückt aus. »Der November hat gerade angefangen, und wir haben schon Schnee und knakkigen Frost. Vielleicht geht es dir deswegen nicht so gut?« meinte er besorgt. »Weißt du was? Bleib einfach im Bett. Natascha wird schnell bei dir aufräumen, und dann hast du deine Ruhe. Soll ich dir Kuchen holen?«

Ich schüttelte langsam den Kopf.

»So schlimm? Nicht einmal ein Eclair?« fragte Mischa enttäuscht und schlüpfte zur Tür hinaus.

Ich schaute ihm hoffnungslos nach. Mischa ist so ein fescher Kerl, daß er glatt als Dressman gehen könnte. 1,90 Meter groß, 80 Kilo schwer, blondes, gewelltes Haar und blaue Augen … Er hat früh mit Bodybuilding angefangen. Wenn er sein Hemd auszieht, verschlägt es den Frauen den Atem, und die anwesenden Männer ziehen den Bauch ein.

Mischa ist wohlhabend. Aber glauben Sie nicht, er hätte sein Vermögen als Straßenhändler gemacht oder leichtgläubige Menschen für betrügerische Finanzpyramiden geworben. Nein, ihm gelingt einfach alles. Vor zehn Jahren hat er mit seinem Freund Aljoscha einen Computerhandel angefangen. Ihr Büro fand damals in einem kleinen Zimmerchen Platz. Heute gehört beiden ein ganzes Netz von Geschäften und Servicezentren. Den Gewinn steckt mein Mann sofort wieder in die Firma. Aber zum Leben bleibt uns immer noch mehr als genug. Wir haben eine Wohnung, eine Datsche, zwei Autos, eine Hausangestellte und machen mehrmals im Jahr Urlaub im Ausland … Aber warum sage ich »wir haben«? Alles läuft auf Mischas Namen. Ich selber bin arm wie eine Kirchenmaus. Wenn sich mein Gatte einmal von mir scheiden läßt, stehe ich mit leeren Händen da. Ich arbeite nicht, denn ich habe einen für diese Zeit ungewöhnlich »gefragten« und »einträglichen« Beruf: Ich bin Musikerin.

Aber ich spiele nicht Gitarre und hopse auch nicht mit dem Mikrofon auf der Bühne herum. Ich spiele die Harfe, und das höchstens auf Durchschnittsniveau, obwohl ich dieses Fach viele Jahre lang studiert habe. Irgendwie habe ich kein Verhältnis zu diesem merkwürdigen Saiteninstrument entwickelt. Im Grunde mag ich es so wenig wie meinen Mann. Eines muß ich Ihnen noch im Vertrauen mitteilen: Mischa ist dreißig, ich dagegen bin schon sechsunddreißig und sehe aus wie eine kranke Heuschrecke. Dort, wo es sich bei anderen Frauen angenehm rundet, ist es bei mir eher knochig. Ich bin nur einen Meter sechzig groß und wiege kaum mehr als ein Frosch. Zu alledem hat mir die Natur Schuhgröße 39 beschert. Ich habe blaue, eng beisammenstehende Augen, einen kleinen Mund und ständig Probleme mit meinen Haaren: Sie wollen sich weder kräuseln noch legen lassen, sondern stehen meist nach allen Seiten ab. Auch mit meinen Zähnen ist kein Staat zu machen. Wenn Mischa seine ebenmäßigen Beißerchen in einen Apfel schlägt, dann könnte ich platzen vor Neid: Warum nur kriegen die einen alles und die anderen gar nichts?

Seit meiner Kindheit bin ich ein schrecklicher Pechvogel. Ich wurde in einer wohlhabenden Familie geboren. Meine Eltern waren allerdings nicht mehr ganz jung. Papa, der Professor, war damals schon fünfundfünfzig, Mama, Opernsängerin, auch nur zehn Jahre jünger. Als sie jünger waren, wollten sich keine Kinder einstellen, und sie dachten schon, sie müßten sich damit abfinden. Dann scheint Gott sich ihrer erbarmt zu haben, und ich erblickte das Licht der Welt.

Wenn Sie glauben, es sei leicht, ständig von grenzenloser Liebe umgeben zu sein, dann irren Sie sich. Ich hatte eine schwere Kindheit. Niemals, unter keinen Umständen ließ man mich allein. Als Säugling hatte ich eine Kinderfrau, später als Schülerin meine Gouvernante Rosa. Wenn andere Kinder im Winter mit roten Backen auf dem Schlitten einen Abhang hinuntersausten, stand ich in Pelzmantel, Filzstiefeln, zwei Mützen, Handschuhen und Schal fast bewegungsunfähig dabei und schaute ihnen voller Sehnsucht zu. Meine Mutter verbot mir alle kindlichen Freuden – angeblich nur zu meinem Wohl. Denn bei der rasenden Schlittenfahrt konnte man sich den Hals brechen, beim Ballspielen ein Bein, beim Seilspringen irgendeinen anderen Körperteil. Im Sommer durfte ich nicht im Fluß baden, und in die Schule brachte mich Rosa bis zur zehnten Klasse. Kiosk und Kantine der Schule galten in meiner Familie als verbotene Zonen. Sie durfte ich nie betreten, denn dort lauerten schreckliche Krankheiten – Gelbsucht, Ruhr und noch Schlimmeres. Überhaupt wurde mein Schutz vor Bakterien und Mikroben außerordentlich ernst genommen. Eis mußte zunächst auf einer Untertasse zerlaufen, bevor das Kind den Löffel bekam. Äpfel und Apfelsinen wurden sorgfältig gewaschen und mit kochendem Wasser gebrüht. Mein Kinderzimmer wurde zweimal täglich feucht gewischt. Und trotzdem hatte ich ständig irgendwelche Leiden. Von der ersten Klasse an nahm ich alle Kinderkrankheiten mit – von Masern über Windpocken bis zum Ziegenpeter. Wenn in der Stadt die Grippe umging, bekam ich sie mindestens zweimal. Ich ließ wirklich nichts aus – weder Scharlach noch Keuchhusten. In der Schule war ich immer nur zeitweilig, lernte schlecht und hatte keine Freunde.

Dann mußte entschieden werden, ob ich ein Musikinstrument erlernen sollte. Meine Mutter, die Sängerin, näherte sich der Sache systematisch und ging alle Möglichkeiten durch. Das Klavier wurde sofort verworfen: Pianisten leiden an schwerer Osteochondrose. Die Geige verursacht häßliche Druckstellen am Kinn. Das Cello behindert die natürliche Entwicklung des Brustkorbes … Schließlich tat mein Vater, dem Mamas Jammern langsam auf die Nerven ging, den Ausspruch: »Offenbar sind das beste Instrument für unsere Tochter zwei Holzlöffel. Sie sind leicht und man kann laut damit klappern!«

Papa hatte wenigstens Humor, aber Mama ging er völlig ab. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und erklärte empört: »Volksmusik? Nur über meine Leiche!«

Als sie wieder einmal auf der Bühne stand und ihren Blick über den Orchestergraben gleiten ließ, bemerkte sie die Harfe. Sofort war alles klar.

»Ein wunderbares Instrument«, schwärmte sie. »Es ist so groß, daß das Kind es nicht allein zum Unterricht tragen kann. Es braucht also eine Begleitperson! Sehr gut, damit ist es immer unter Kontrolle!«

Damit begann der Kreuzweg eines gewöhnlichen Mädchens, aus dem unbedingt ein Genie werden sollte. Wie viele Stunden habe ich stumpfsinnig hinter meiner Harfe verbracht! Kleine Freuden gab es dabei durchaus. Ab und an hatte Mama ein Gastspiel in einer anderen Stadt. Dann ließ ich es mir wohl sein: Ich machte es mir auf dem Sofa mit einem Buch bequem und fuhr mit dem Fuß über die Saiten. Das verursachte zwar fürchterliche Geräusche, aber mein Vater, ein Mathematikprofessor, hatte keinerlei Gefühl für Musik, und außerdem brachte ich auch mit den Fingern nicht gerade wohlklingende Töne zustande. Wenn Mama zu Hause war, konnte ich mir das allerdings nicht erlauben.

Die Harfe lernte ich hassen wie ein lebendes Wesen. Ich versetzte ihr Fußtritte und brachte ihr Kratzer bei. Aber in der achten Klasse erklärte meine Mutter: »Du bist begabt, Kind, deshalb bereiten wir dich jetzt auf das Konservatorium vor.«

Ich zuckte die Schultern. Mein Zeugnis war übersichtlich. Dreien in allen Fächern. Vielleicht war da das Konservatorium keine schlechte Lösung. Mama setzte alle Hebel in Bewegung, und ich wurde genommen.

Viele meinen, die Studienjahre seien die besten des Lebens. Meine waren grau in grau. Freunde fand ich auch hier nicht. Und die Lehrer, die bald wußten, welches »Talent« in mir schlummerte, gaben sich keine große Mühe. So schleppte ich mich von Semester zu Semester bis zum Diplom. Mir drohte ein Leben Arm in Arm mit der verhaßten Harfe.

Papa war inzwischen verstorben. Meiner Mutter wollte ich es nicht antun, die Musik aufzugeben. Wir schrieben 1984, das Jahr, da die Perestroika heraufzog. Mama ließ noch einmal alle Beziehungen spielen, und ich erhielt eine Anstellung in der Philharmonie. Monatlich hatte ich fünf bis sechs Auftritte zu absolvieren. In meinem Falle ging das so: Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen der ständig vergriffenen Bestseller von Pikul kaufen. Sie kriegen ihn nur, wenn Sie ein Bändchen Gedichte des Poeten Pupkin »Der Marschschritt der Arbeiterklasse« mitnehmen. Sie wollen die Arbeiterklasse nicht? Dann kriegen Sie auch keinen Pikul! So war das mit mir und meiner Harfe. Die Leute wollten einen Schlagersänger oder einen Komiker hören, Jongleure oder wenigstens dressierte Hunde sehen. Statt dessen kündigte der Conferencier mit süßem Lächeln an: »Camille Saint-Saëns, Intermezzo für Harfe.«

Meine Wenigkeit in weißem Konzertkleid und schwarzen Lackschuhen schleppte sich mit dem Instrument auf die Bühne und begann nicht besonders wohlklingend in die Saiten zu greifen. Heute kämen bei einem solchen Auftritt bestimmt faule Tomaten geflogen. Aber Mitte der achtziger Jahre war das Publikum noch intelligenter und vor allem mitfühlender. Alle wußten, daß die Harfe die Draufgabe zum Schlagersänger war, die sie über sich ergehen lassen mußten, wenn sie ihn hören wollten. Manche spendeten sogar ein wenig müden Beifall.

So lief das sieben Jahre lang. Dann fiel meiner Mutter eines Tages auf, daß ihre geliebte Tochter schon auf die Dreißig zusteuerte und noch nie einen Verehrer gehabt hatte. Wie sollte sie auch? Zu Besuch ging ich nur mit Mama, in den Urlaub fuhren wir immer gemeinsam, und Freundinnen hatte sie nie an mich herangelassen. Nun wollte sie das Problem mit Hilfe ihres Telefonbüchleins lösen. Für mich begann ein neuer Lebensabschnitt – die Brautschau! Ich wurde natürlich nicht gefragt, ob ich überhaupt einen Mann wollte. Und mit Mama darüber zu streiten, hatte überhaupt keinen Zweck …

Kandidaten, die in Frage kamen, lehnte sie einen nach dem anderen ab. Semjon war zu alt, dazu Witwer mit Kindern. Pjotr war nicht schön genug, Konstantin trank. Alexej war zwar hübsch anzusehen, aber arm wie eine Kirchenmaus. Meine Mutter wollte einen Mann für mich, der in jeder Hinsicht vollkommen war: schön, klug, reich, intelligent, Nichttrinker, am besten ohne Eltern, dafür aber mit Wohnung und Datsche. Und das Unwahrscheinliche geschah. Nach einem Jahr intensiver Suche war der ideale Gatte gefunden – Mischa Gromow, der Neffe von Mamas bester Freundin, ein höchst erfolgreicher Geschäftsmann. Ein Problem jedoch hatte auch er. Der Bräutigam war kaum 24 Jahre alt, während ich im Juni gerade meinen 30. Geburtstag gefeiert hatte. Aber beim Alter hielten sich die hohen vertragschließenden Seiten nicht lange auf. Mischas Tante Adelaide wollte die Verantwortung für den Neffen, den sie nach dem Tode seiner Eltern bei sich aufgenommen hatte, möglichst bald loswerden. Und meine Mama war zu allem bereit, um endlich einen schlichten Ehering an meiner rechten Hand zu sehen. Wir wurden miteinander bekannt gemacht und bald darauf verheiratet.

Ein halbes Jahr nach der Hochzeit starb meine Mutter mit dem Gefühl eines Menschen, der seine Pflicht erfüllt hat. Ihre Freundin Adelaide folgte ihr schon einen Monat später. Sie werden verstehen, daß die Konzerte das erste waren, was ich aufgab.

Nun verbringe ich ganze Tage auf der Couch. Die Hauswirtschaft führt uns Natascha, und Kinder haben wir keine. Manchmal habe ich schon überlegt, ob ich mir nicht einen Hund anschaffen soll. Wir haben uns sogar schon ein paar Welpen angeschaut, sind aber jedesmal enttäuscht und mit leeren Händen nach Hause gekommen. Außerdem muß ein Hund ausgeführt, streng nach Plan gefüttert, zum Tierarzt und auf Ausstellungen gebracht werden – eine einzige Hektik. Zudem bin ich seit jüngstem gegen alles mögliche allergisch, so daß sich die Frage nach einem Haustier von selbst erledigt hat.

Meine Tage vergehen einer wie der andere. Gegen zehn Uhr morgens stehe ich auf und nehme ein Bad. Dann frühstücke ich und mache es mir mit einer Tasse Kaffee vor dem Fernseher bequem. Danach folgt das Mittagessen und ein Schläfchen von eineinhalb Stunden. Später findet man mich entweder beim Friseur oder beim Shopping … Ich habe es mit Schwimmen probiert, mir aber prompt eine Lungenentzündung geholt. Beim Body-Shaping habe ich mir das Bein gezerrt. Damit war der Sport für mich erledigt. Eine Massage lasse ich mir gern gefallen. Ich gehe auch in die Sauna, springe aber auf keinen Fall nach dem Schwitzen ins kalte Tauchbecken. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

In meinem todlangweiligen Dasein gibt es allerdings einen Lichtblick. Das sind Kriminalromane. Ich vergöttere dieses Genre der Literatur und kaufe solche Bücher gleich kistenweise. Die Marinina, Daschkowa, Serowa, Jakowlewa und Poljakowa – das sind meine wirklichen Freundinnen. Wenn ich auf einen neuen Thriller stoße, ist das jedesmal ein Fest! Leider reicht er meist nur für einen Tag. Warum schreiben diese Damen nur so langsam? Heute zum Beispiel habe ich wieder mal gar nichts vor, und im Fernsehen läuft solcher Schrott, daß es einem übel werden könnte.

Ich ließ mich auf der Couch zwischen Kissen und Dekken nieder, öffnete eine Schachtel Pralinen und befahl Natascha: »Seien Sie so nett, laufen Sie auf den Prospekt hinaus und holen mir ein paar Zeitungen, am besten die Kriminalchronik, Megapolis und Petrowka 38 (die Adresse der Moskauer Kriminalpolizei).«

Natascha nickte und flatterte davon, um meinen Wunsch zu erfüllen. Ich streckte mich, daß es knackte. Es ist doch gut, daß wir keinen Hund angeschafft haben, dachte ich bei mir. Der käme jetzt angekrochen und störte mich bei der wohlverdienten Erholung …

Ein schrilles Klingeln ließ mich zusammenfahren. Die Uhr zeigte kurz vor zwölf. Wahrscheinlich hatte Natascha in der Eile die Schlüssel vergessen. Ich wälzte mich ärgerlich von der Couch und riß die Tür auf. Aber statt der kräftigen blonden Natascha stand ein schlankes schwarzhaariges Mädchen vor mir.

»Sind Sie die Frau von Michail Gromow?« fragte sie.

Ich nickte befremdet. Das Mädchen reichte mir ein Päckchen, drehte sich um und klapperte mit ihren Absätzen die Treppe hinunter.

»Wer sind Sie?« rief ich ihr nach, aber da war sie schon aus der Tür.

In dem Päckchen fand ich eine Videokassette und einen Zettel, auf dem stand: »Allein anschauen!«

Unser Videogerät steht im Arbeitszimmer. Zuerst liefen graue Streifen über den Bildschirm, dann plötzlich stöhnte jemand tief auf, und vor meinen Augen erschienen zwei nackte Körper. Ich zuckte zusammen. Pornos kann ich auf den Tod nicht leiden. Wer erlaubte es sich, mir solchen Schweinkram zu schicken? Bevor ich zu mir kam, ging es auf dem Bildschirm richtig zur Sache. Auf einmal drehte sich der Mann um, und ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen: Direkt mir ins Gesicht schaute … Mischa!

Jetzt konnte ich meinen Blick nicht mehr vom Bildschirm wenden. Die Kamera nahm alles gleichmütig auf – vom Anfang bis zum Ende. Dann erschien das Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens, das gerade vor mir davongelaufen war. Mit wunderschöner Bruststimme, einem echten Mezzo, sagte sie: »Hallo, wir kennen uns nicht, sind aber durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Gestatten Sie: Sweta Molotowa. 25 Jahre alt, Dolmetscherin. Ich spreche Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch, verdiene gut und bin nicht gerade häßlich, wie Sie sehen.«

Da hatte sie wohl recht. Eine dichte, pechschwarze Mähne umrahmte ihr schmales Gesicht mit makellos weißem Teint. Große graublaue Augen, dichte Wimpern und feine halbkreisförmige Brauen … Ein kleines Näschen und ein Schmollmund wie Brigitte Bardot. Und erst die Figur: Wespentaille, lange Beine und ein üppiger Busen.

»Ja, ich bin eine Schönheit«, fuhr das Mädchen lächelnd fort, »was man von Ihnen nicht gerade sagen kann. Außerdem bin ich jung. Mischa und ich sind schon ein ganzes Jahr zusammen. Sie werden zugeben, daß ich in jeder Hinsicht besser zu ihm passe. Und da ist noch etwas: Ich bekomme bald ein Kind. Das braucht einen Vater. Mischa wird sich nie von Ihnen scheiden lassen. Er will den schönen Schein wahren und traut sich nicht, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Aber ich muß nicht vor Ihnen kuschen, deshalb hören Sie mir zu: Sie sind eine ganz nutzlose faule Trine, die ohne Sinn und Verstand in den Tag hineinlebt. Dem armen Mischa haben Sie eingeredet, Sie seien todkrank. Aber mir macht man nicht so leicht etwas vor. Sie sind eine Schmarotzerin, die es nicht einmal fertigbringt, ein Kind zu gebären. Deswegen soll mein Sohn ohne Vater aufwachsen? Auf keinen Fall! Denn Sie reichen jetzt sofort die Scheidung ein. Das Materielle interessiert mich nicht. Mischa wird Sie mit einem einzigen Koffer verlassen und Ihnen großzügig Unterhalt zahlen. Sie selber sind ja nicht in der Lage, auch nur eine Kopeke zu verdienen … Keine Angst, wir kriegen Sie schon durch. Sie lieben sich nicht und schlafen so selten miteinander, daß man es glatt vergessen kann. Wenn Sie auf meine Bedingungen nicht eingehen, haben Sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Die Scheidung kommt sowieso, aber Sie sitzen dann allein in einem Zimmerchen einer Gemeinschaftswohnung. Und jetzt dürfen Sie noch einmal zuschauen, wie sehr wir uns lieben.«

Wieder wälzten sich die nackten Körper über den Bildschirm. Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Die schwarzhaarige Schöne hatte vollkommen recht. Die Natur hatte bei mir neben allem anderen auch noch am Temperament gegeizt. In den ersten Monaten nach der Hochzeit schliefen wir zusammen in einem Bett. Aber dann zog Mischa aus, angeblich, weil er mich nicht wecken wollte, wenn er morgens zur Arbeit ging. Wann waren wir zum letzten Mal miteinander intim gewesen? Am 9. Juni, bevor er nach London fuhr. Und jetzt hatten wir November! Auch alles andere stimmte genau – ich war eine Schmarotzerin, eine faule Trine, die keine Kopeke verdienen konnte …

Da klappte die Eingangstür, und ich hörte Natascha fröhlich rufen: »Die Zeitungen sind da!«

Hastig schaltete ich das Videogerät aus, fuhr mir mit der Hand über die Wangen und rief: »Legen Sie sie auf die Garderobe!«

Aber Natascha hatte nichts gehört und kam ins Arbeitszimmer gestürzt. Als sie meine roten Augen sah, fragte sie sofort: »Sie haben geweint? Was ist passiert? Ist Rosa ermordet worden?«

Man mußte schon so einfältig wie Natascha sein, um zu glauben, ich sei bei einer mexikanischen Seifenoper in Tränen ausgebrochen.

»Sie haben die Decken nicht richtig ausgeschüttelt«, erwiderte ich böse, »und ich kriege wieder meine Allergie!«

»Wird sofort erledigt«, sagte Natascha erschrocken und legte die Decken zusammen.

Ich sah trübsinnig zu, wie rasch und geschickt ihre kleinen Hände arbeiteten.

»Meine Güte«, murmelte sie vor sich hin, »weswegen regt die sich so auf? Keine Sorgen, den ganzen Tag nichts zu tun, ein schöner Mann, der ihr jeden Wunsch erfüllt – lebt wie im Paradies!«

Das war zuviel. Als Natascha draußen war, heulte ich los wie ein Schloßhund. Dabei bin ich kein bißchen hysterisch und habe das letzte Mal richtig geweint, als meine Mutter starb. Aber jetzt liefen mir die Tränen übers Gesicht, als hätte ich gerade ein Pfund Zwiebeln geschnitten.

Erst nach zwei Stunden hatte ich mich wieder so weit beruhigt, daß ich klar denken konnte. Wie sollte es nun weitergehen? Sollte ich so tun, als wäre nichts geschehen, die Kassette in den Mülleimer werfen und ruhig weiterleben wie bisher? Nein, das ging jetzt nicht mehr. Meine Mutter hatte mir eingebleut: »Eheleute dürfen keine Geheimnisse voreinander haben. Mann und Frau sind wie ein einziger Körper.«

Sie hatte leicht reden gehabt. Mein Vater schien gar nicht zu ahnen, daß es auf der Welt außer seiner Gattin noch andere Frauen gab. Nein, ich mußte mit Mischa sprechen.

Ich holte mein Telefonbuch. Welche Frau kennt die Telefonnummern ihres Mannes nicht auswendig? Bitte schön – Sie haben eine vor sich. Ich rufe Mischa nie im Büro oder auf dem Handy an.

Das Handy antwortete nicht, also mußte ich es in der Firma versuchen.

»Hallo«, ertönte eine angenehme Frauenstimme, »womit kann ich dienen?«

»Ich hätte gern Mischa gesprochen.«

»Bist du das, Sweta?« kam es erfreut vom anderen Ende.

»Nein«, antwortete ich tonlos und spürte, wie es mir die Kehle zuschnürte, »nein, sagen Sie ihm, seine Frau möchte ihn sprechen.«

Die Stimme wurde augenblicklich kalt und offiziell: »Herr Gromow ist zu einer Außenstelle gefahren. Rufen Sie ihn auf dem Handy an.«

Mit zitternden Händen drückte ich erneut mehrere Knöpfe. Sweta! Na bitte! Seine Geliebte kannte schon das ganze Büro! Eine größere Schande hatte ich noch nicht erlebt. Ich probierte es wieder und wieder, bis schließlich Mischas Stimme im Hörer ertönte: »Hallo!«

»Mischa, komm bitte sofort nach Hause.«

»Was ist passiert?« fragte mein Gatte erschrocken. »Bist du krank?«

»Mir fehlt nichts«, versicherte ich ihm. »Wir müssen miteinander reden.«

»Entschuldige, meine Liebe, ich habe furchtbar viel zu tun. Vor neun kann ich nicht da sein.«

»Komm bitte sofort, es ist etwas Unangenehmes passiert!«

»Was denn? Hast du dich mit Natascha überworfen?«

Mein Mann sprach wie immer in freundlichem Ton, aber aus seiner Frage hörte ich einen spöttischen Unterton heraus. Na klar, das Schlimmste, was mir passieren konnte, war ein Streit mit unserer Hausangestellten.

»Reg dich nicht auf, meine Liebe«, redete Mischa in beruhigendem Ton auf mich ein. »Wir werfen sie raus und suchen uns eine neue. Wenn du dich aufregst, bekommst du gleich deine Migräne. Schick sie nach Hause, leg dich hin und ruh dich aus.«

Ich warf das Telefon auf die Couch und starrte wütend zum Fenster hinaus. Auf der Straße liefen Menschen hin und her – Männer mit Aktentaschen, Frauen mit Einkaufsbeuteln, Großmütter mit Kinderwagen … Alle hatten ein Ziel, nur für mich gab es in diesem Fest des Lebens keinen Platz. Ich brauchte nicht aus dem Haus zu gehen, ich hätte gar nicht gewußt, wohin.

Dann aber handelte ich wie ein Automat.

Ich legte die Kassette auf Mischas Bett. Dazu schrieb ich einen Zettel: »An meinem Tod ist niemand schuld.« Den befestigte ich mit einer Sicherheitsnadel an seinem Kopfkissen. Danach ging ich in die Diele und zog mich an. Zu Hause meinem Leben ein Ende zu setzen, hatte keinen Sinn. Natascha würde es sofort bemerken, den Notarzt rufen, und die Tragödie geriete zur Farce.

Ziellos schlenderte ich über den Prospekt und spürte, wie meine Wildlederstiefel allmählich durchweichten. Zum ersten Mal hatte ich keine Angst, mich zu erkälten. Warum auch? Eine Leiche kriegt keinen Schnupfen.

Stundenlang lief ich ziellos durch Moskau. Mir wollte einfach nicht einfallen, wie ich auf würdige Weise aus dem Leben scheiden könnte. Von einem Hausdach springen? Ich habe schreckliche Höhenangst. Mich vergiften? Womit? Aufhängen? Dazu fehlte der Strick, und kaufen konnte ich keinen, denn meine Handtasche mit Handy, Geldbörse und Schlüsseln lag zu Hause auf der Garderobe.

Dann war die Stadt plötzlich zu Ende, und ich stand auf einer endlosen Chaussee. Graue Novemberdämmerung legte sich langsam über die Hauptstadt. Meine Nase kitzelte, ich mußte lauthals niesen und spürte, wie es in meinem Hals zu kratzen begann. Nein, diesen verzögerten Abschied von meinem traurigen Leben mußte ich rasch beenden, sonst wurde ich noch ernsthaft krank. Auf der leeren Chaussee flog ein Paar Scheinwerfer auf mich zu, der Fahrer bediente verzweifelt die Lichthupe, aber da lag ich schon über dem Kühler des Wagens. Es krachte und quietschte fürchterlich, alles drehte sich vor meinen Augen. Mit dem Gesicht in einer eisigen Pfütze liegend, hörte ich jemanden rufen: »Um Gottes willen, nein!!!«

Ich konnte nur noch träge denken: Hoffentlich war’s das.

2. Kapitel

Mein Bett schaukelte aus einem unerfindlichen Grund gleichmäßig hin und her. Mit Mühe öffnete ich die Augen ein wenig, und mein Blick fiel auf eine niedrige, mit Kunstleder bezogene Decke. Sofort war ich hellwach – ich wurde in einem Auto gefahren!

Blinzelnd setzte ich mich auf und sah entsetzt, daß die Stiefel an meinen Beinen klatschnaß waren, als seien es Kompressen. Auch Rock und Mantel sahen nicht besser aus.

»Du bist ja wieder munter!« hörte ich eine Frauenstimme sagen.

Die schlanke Blondine am Steuer fuhr sofort rechts heran und hielt.

»Raus mit der Sprache, du blöde Kuh, was schmeißt du dich vor meinen Wagen? Warum hast du dir gerade mein Auto ausgesucht? Ist dir überhaupt klar, du dämliche Trine, daß du hättest tot sein können?«

Ich sah in ihr wutverzerrtes Gesicht und nickte langsam. Meine Retterin funkelte mich mit ihren großen blauen Augen an, als wollte sie mich damit durchbohren. Der hellbraune Lippenstift war verwischt, und kurze Haarsträhnchen standen ihr nach allen Seiten. Wahrscheinlich sah ich um den Kopf herum auch nicht besser aus. Ich hob die Hand und fuhr mir übers Haar.

»Auch noch schön will sie sein!« rief die Frau wütend. »Du bist mir vielleicht eine! Wenn du dein Leben satt hast, dann ersäuf dich doch zu Hause in der Badewanne! Weißt du überhaupt, was du da angerichtet hast? Wenn ich dich nun tot gefahren hätte! Das wär’s dann gewesen, ab hinter Gitter! Und ich habe Kinder! Ach, was soll’s …«

Die Fortsetzung dieses wütenden Wortschwalls hörte ich nicht mehr. Ich war wirklich zu nichts zu gebrauchen. Nicht einmal einen richtigen Selbstmord brachte ich zustande! Dicke Tränen rollten mir über die Wangen …

»Ist ja gut, ist ja gut«, murmelte die Frau und kam zu mir auf den Rücksitz. »Putz dir die Nase.«

Völlig unerwartet nahm sie mich in den Arm. Ich barg meine Stirn in ihrem nach Parfüm duftenden Kragen aus Kaninchenfell und heulte laut los.

»Hör auf, das bringt doch nichts«, sagte meine Samariterin jetzt im Befehlston. »Erzähl mir deinen Kummer, wenn du willst.«

Ich schluchzte noch einmal tief auf. Dann sprudelte es aus mir heraus wie ein Wasserfall. Ich erzählte ihr alles – über Mama, die Harfe, Mischa und die Videokassette …

Das ging so über eine halbe Stunde. Schließlich meinte die Blondine seufzend: »Und jetzt weißt du nicht, wohin?«

Ich nickte.

»Also los, fahren wir.«

»Wohin?«

»Zu mir! Oder willst du auf der Straße schlafen?«

Ihr Lada schnürte lange durch endlose Gassen und hielt schließlich vor einem neungeschossigen Plattenbau. Die Haustür schaute ohne Glasscheiben in die Welt, im Fahrstuhl hatte jemand auf allen Knöpfen Zigaretten ausgedrückt. Wir fuhren in den sechsten Stock, die Blondine wühlte in ihrer Handtasche, fluchte dann kurz vor sich hin und drückte auf den Klingelknopf. Hinter der Tür ertönte vielstimmiges Gebell, und da sprang sie auch schon auf.

»Mama ist da!« rief ein Junge von etwa elf Jahren.

Ich zuckte unwillkürlich zurück. In der engen Tür drängte sich ein ganzes Knäuel von Hunden und Katzen, alle durcheinander.

»Rein mit dir!« Meine Retterin schob mich vor sich her. »Was stehst du da wie angewurzelt? Die beißen nicht!«

Irgendwie drängte ich mich durch das Gewühl. Der Junge hüpfte neben seiner Mutter auf und ab.

»Hier, nimm!« Sie drückte ihm eine große Einkaufstasche in die Hand. »Trag sie in die Küche.«

Fröhlich trällernd lief der Junge den langen Korridor entlang, die Meute hinter ihm her.

»Da bist du ja endlich«, brummte ein junger Mann. »Beeil dich, sonst werden die Kartoffeln kalt.«

»Gleich, gleich«, schnaufte die Blondine und zog sich die Stiefel aus. Dann zu mir: »Leg ab, steh nicht herum.«

Ich streifte gehorsam meine nassen Stiefel ab und fragte schüchtern: »Haben Sie vielleicht ein Paar Pantoffeln für mich?«

»Schau dort nach«, meinte die Hausfrau und wies auf einen ganzen Berg von Schuhen in einer Ecke. »Und dann ab mit dir ins Bad.«

Nach langem Suchen fand ich endlich zwei ungleiche Pantoffeln und schlurfte in die angegebene Richtung. Als ich in den Spiegel sah, erschrak ich vor mir selbst. Eine blasse, verdreckte Visage unter völlig verwirrtem Haar starrte mir entgegen.

»Hallo!« An der Tür klopfte es.

Ich öffnete. Der junge Mann hielt mir ein fadenscheiniges, aber sauberes Handtuch hin.

»Für mich?«

»Na klar, für dich, womit willst du dich denn abtrocknen?« meinte der Hausherr grinsend und entfernte sich.

Als ich mich wieder etwas in Ordnung gebracht hatte, erschien ich schüchtern in der Küche.

Sie war groß, hatte zwei Fenster und war angenehm warm. Um einen runden Tisch saßen mehrere Personen – die Blondine, der junge Mann, ein Mädchen und der Bengel. Die Hunde wuselten um ihre Beine, während die Katzen sich frech auf der Spüle niedergelassen hatten.

»Also«, kommandierte die Hausfrau, »machen wir uns bekannt! Ich bin Katja. Das ist mein ältester Sohn Serjosha.«

Der junge Mann lächelte, wobei sich sein Schnurrbärtchen verzog, und sagte: »Guten Abend!«

»Und das ist seine Frau Julia.«

Das junge Mädchen warf mir einen raschen Blick zu und lächelte ebenfalls.

»Und ich bin Kira«, mischte sich der Junge ein, »der jüngere Sohn und Bruder von dem da …«

Sein mit Tinte befleckter Zeigefinger bohrte sich in Serjoshas Brust.

»Mach ruhig weiter«, zischte Julia, »laß dich nicht unterbrechen!«

Unter dem Tisch ertönte ein unzufriedenes Knurren.

»Schluß da unten mit dem Tschetschenienkrieg«, rief Katja.

Die Hunde verstummten sofort, statt dessen miauten nun die Katzen.

»Wie viele Tiere Sie haben«, sagte ich erstaunt, »das ist ja ein ganzer Zoo.«

»Na, so viele sind es auch wieder nicht«, erklärte Kira. »Nur drei Hunde und zwei Katzen. Das hier sind unsere Möpse Mulja und Ada.«

Zwei völlig gleiche Schnauzen wandten mir ihre großen vorstehenden Augen zu. Echte Monster. Ihr Unterkiefer stand vor, sie hatten fast keine Nase und tiefe Falten auf der Stirn …

»Und das ist unsere Staffordshire-Dame Rachel«, plapperte der Kleine weiter und holte unter dem Tisch ein riesiges rothaariges Tier mit schwerem, bösem Blick hervor. »Die schwarz-rote Katze da ist Semiramis, und der weiße Kater heißt Klaus … Außerdem …«

Voller Eifer lief er in die Ecke, wo der Kühlschrank stand, und zog ein großes Terrarium hervor, in dem dickbäuchige Hamster herumkollerten.

»Der graue heißt Kescha, der rothaarige Petja und der schwarze Leonardo. Außerdem habe ich noch die Kröte Gertrud. Soll ich sie herbringen?«

»Gertrud stellst du morgen vor«, warf Julia ein. »Greifen Sie zu, sonst wird alles kalt.«

Ich schaute mir das Angebot an. Da stand ein großer Emailletopf mit gekochten Kartoffeln, daneben eine Pfanne mit fettigen, gebratenen Hühnerkeulen und dazu eine riesige Schüssel mit Salat, den man sehr großzügig mit Mayonnaise angerichtet hatte … In unserem Hause wurde Derartiges nicht gegessen. Hühnerbeine sind das reine Cholesterin. Mischa ißt nur Brüstchen, möglichst nicht paniert, dazu gekochten Blumenkohl …

»Genieren Sie sich nicht«, sagte Serjosha lächelnd, »bedienen Sie sich.«

Seufzend griff ich zu. Ob ich wohl statt des Desserts um eine Verdauungstablette bitten konnte? Nach diesem Fett-Bombardement würde meine Leber bestimmt den Aufstand proben. Aber was für eine merkwürdige Familie das war! Der ältere Sohn schon fast dreißig, der jüngere dem Aussehen nach kaum elf, und das Alter der Mutter unbestimmbar …

»Wie heißt du überhaupt?« Katja unterbrach mein tiefes Nachsinnen.

Ich fuhr zusammen. Mein Vater war ein großes Original gewesen. Als ich das Licht der Welt erblickte, gab er der Tochter, ohne lange nachzudenken, den Namen seiner verstorbenen Mutter. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, hätte die Maria, Tatjana oder Jelena geheißen … Nein, man taufte mich … Jefrossinja. Natürlich wurde ich in der Schule und im Konservatorium von allen nur Frossja gerufen. Es gehörte zu den unangenehmsten Momenten in meinem Leben, wenn ich mich unbekannten Menschen vorstellen mußte. Dann murmelte ich: Jefrossinja. Also Frossja, kam regelmäßig die Antwort. Es war zum Heulen, aber jeder reagierte so. Dabei trage ich den Namen der Zarenfamilie – Romanowa.

Serjosha, Julia, Katja und Kira blickten mich erwartungsvoll an. Selbst die Hunde wurden still und öffneten die Mäuler. Wieder mußte ich staunen, wie häßlich diese Möpse waren. Schon wollte ich sagen … Nein, um nichts in der Welt den richtigen Namen! Jefrossinja haßte ich so wie meinen Mann und die Harfe. Lieber sagte ich das Erstbeste, was mir in den Sinn kam. Und schon rutschte mir heraus: »Tatjana.«

»Okay«, platzte Kira heraus, »also nennen wir dich Tanja.« Wofür es von seiner Mutter sofort eine Kopfnuß setzte.

Niedergeschlagen nahm ich einen Löffel voll von dem widerwärtigen Salat. Warum mußte ich immer solches Pech haben?

Zur Nacht bereitete man mir ein Lager auf der Couch. Es war furchtbar unbequem, schmal und hart. Das Kissen knüllte sich zusammen, die Wolldecke stach mit harten Grannen durch das Laken. Ich drehte mich lange von einer Seite auf die andere und dämmerte schließlich ein. Aber es sollte nicht sein.

Plötzlich öffnete sich die Tür des Zimmers mit einem leisen Quietschen. Ich schlug die Augen auf. Da ich nichts erkennen konnte, glaubte ich, es sei ein Luftzug gewesen. Langsam fielen mir die Augen wieder zu. Plötzlich plumpste mir etwas Heißes, Schweres mit unheildrohendem Ton mitten auf die Brust.

»A-a-a!« kreischte ich auf.

Nackte Füße platschten über das Parkett, dann ging das Licht an. »Was ist los?« fragte Serjosha und blinzelte ins Licht. »Schreist du immer so im Schlaf oder nur, wenn du zu Besuch bist?«

»Etwas hat mich angefallen«, stammelte ich und versuchte mich aufzurichten.

»Du meine Güte«, meinte der Bursche seufzend. »In diesem Haus zieht wohl nie Ruhe ein! Das ist doch bloß Mulja. Du liegst im Wohnzimmer, und auf der Couch schläft sie sonst immer. Sie will halt auf ihren Platz. Wo ist das Problem? Rück ein bißchen zur Seite.«

»Wer ist denn Mulja?«

»Unsere englische Möpsin«, erklärte mir der Bursche. »Ada, die andere, schläft bei den Hamstern. Keine Angst, Mulja beißt nicht, sie schnarcht nur ein bißchen. Gute Nacht.«

Das Licht ging aus, und ich war wieder allein. Der Mops machte es sich ganz ungeniert auf mir bequem. So klein das Hündchen wirkte, es war ziemlich schwer und heiß. Ich versuchte den Mops zur Seite zu schieben, aber Mulja dachte gar nicht daran, das Feld zu räumen. Sie streckte ihre Pfoten aus und lag da wie ein Stein. Angewidert betrachtete ich das Geschöpf. Mit einem schmutzigen Hund zusammen in einem Bett schlafen! Auf den ersten Blick wirkte Mulja allerdings recht sauber und roch nach Pfefferminz. Plötzlich begann sie mit ihren Vorderpfoten leicht zu scharren, die Hinterbeine zitterten, und der Mops winselte leise mit geschlossenen Augen. Ich mußte lächeln: Auch Hunde konnten also träumen. Das Winseln hörte nicht auf. Ich strich leicht über Muljas Bäuchlein. Sie schnaufte und beruhigte sich wieder. Ihr Fell fühlte sich glatt wie Seide an. Ganz mechanisch streichelte ich sie noch einmal, weil es so angenehm war. Dann seufzte ich auf. Das war’s, nun hatte ich einen Hund angefaßt, und ich mußte mir die Hände waschen gehen. Aber ich hatte keine Lust aufzustehen. Mit einem Mal kam mir das Sofa sehr bequem vor, die Wärme des Mopses durchströmte meinen Körper, sein leises Schnaufen war gar nicht unangenehm. Einige Minuten lang hörte ich auf das gleichmäßige Atmen und fuhr ihm noch einmal ganz unbewußt leicht übers Fell. Dabei berührte ich sein Schnäuzchen. Der Hund schlug seine riesigen verschlafenen Augen auf und leckte meine Hand mit einer rosigen, schrecklich langen Zunge. Es war nur eine kurze Berührung, als ob jemand mit einem feuchten, warmen, weichen Lappen über meine Hand gefahren wäre. Ich zuckte zusammen, denn mir fiel ein, daß Hunde Würmer haben … Mulja seufzte und schaute mich unverwandt an. Ganz unerwartet für mich selbst wurde mir plötzlich so wohl, als sei mir ein schwerer Stein vom Herzen gefallen. Dieses Tier hatte sicher kein Ungeziefer, schließlich lebte es in einer Familie … Ich drehte mich vorsichtig zur Seite und schloß die Augen. Die Möpsin schnaufte, kroch unter die Decke und machte es sich zu meinen Füßen bequem. Ich wollte sie wegstoßen, aber sie brummte nur friedlich. Nach wenigen Minuten waren meine eiskalten Füße pudelwarm, und ich schlief endlich tief ein.

3. Kapitel

»Gib das her, gib das sofort wieder her!« brüllte Mischa.

»Hol’s dir doch!« schrie Natascha zurück.

Was läuft denn da zwischen den beiden? dachte ich träge und öffnete die Augen. Da entrang sich meiner Brust ein wilder Schrei. Auf dem Kissen, direkt neben meinem Gesicht, blickte mich ein Affenschnäuzchen an! Mit einem Sprung war ich an der Tür, riß sie auf und stieß mit dem Kopf gegen Serjoshas Kinn.

»Au!« rief der Bursche und faßte sich ins Gesicht.

»Verzeihung!« stammelte ich. »In meinem Bett ist ein Affe …«

»Affen gibt’s bei uns nicht, außer Kira vielleicht«, erwiderte Serjosha. Als er auf das Sofa schaute, mußte er laut lachen. »Das ist doch bloß Mulja! Du bist noch nicht richtig munter.«

Ich fuhr herum. Die Möpsin saß mitten auf meinem Lager. Sie werden es nicht glauben, aber sie grinste über ihre ganze häßliche Visage.

»Alles okay?« warf er hin und war schon im Korridor. Dort wurde er laut: »Wie lange brauchst du denn noch? Wegen dir komme ich zu spät!«

»Ich kann meine Stiefel nicht finden«, nörgelte Kira, »und meine Mütze. Ich fahr jetzt ohne.«

»Ohne Mütze auf keinen Fall«, mischte sich Katjas Stimme ein. »Willst du dir eine Meningitis holen?«

»Ist doch egal!« antwortete der Junge empört. »Und warum darf Julia ohne?«

»Wenn du so alt bist wie ich, kannst du meinetwegen im November nackt herumlaufen«, parierte das Mädchen.

»Schluß mit der Diskussion«, erklärte Katja. »Raus mit euch!«

Man hörte Fußgetrappel.

»Moment, und wer führt die Hunde aus?« fragte Serjosha.

»Ich«, antwortete Katja. »Macht, daß ihr fortkommt.«

Die Tür klappte. Dann war es still. Ich schaute zur Uhr – erst acht. Standen die immer in der halben Nacht auf?

Plötzlich ein Ruf von der Straße: »Mama, wirf die Autoschlüssel runter, ich hab sie am Garderobenhaken vergessen.«

»Auch das noch!« sagte Katja ärgerlich und rief: »Fang auf!«

Was wohl die Nachbarn von dieser Familie denken mochten? Oder kamen die alle so früh aus den Federn?

Plötzlich sprang Mulja vom Sofa und trabte in den Korridor.

»Los, Mädels, Gassi gehen«, verkündete Katja und steckte ihren Kopf ins Wohnzimmer.

Ohne Make-up wirkte sie jünger und netter, nur die Haare standen ihr nach wie vor nach allen Seiten.

»Schon munter?«

Ich nickte.

»Nimm dir was zu essen, der Kaffee steht auf dem Tisch, den Rest findest du im Kühlschrank.«

»Und wo gehen Sie jetzt hin?« fragte ich schüchtern.

»Meine Krokodile ausführen«, erklärte Katja.

Ich wich unwillkürlich zurück. Alligatoren hatten sie in diesem Haus also auch.

»Mulja, Ada, Rachel!« rief Katja.

Das Hundeknäuel kollerte die Treppe hinunter.

In der Küche herrschte das reine Chaos. Auf dem Tisch standen Teller mit Resten von etwas Gelbem herum, dazwischen eine offene Dose Nescafé, eine leere Schüssel und ein paar Stückchen Käse. Der emaillierte Teekessel war kalt.

Ich setzte mich an den Tisch und ließ den Kopf hängen. Eine halbe Stunde später kam Katja zurück und meinte: »Ist das kalt draußen! Warum trinkst du keinen Kaffee?«

»Das Wasser ist kalt.«

»Mach dir’s doch warm.«

»Ich kann das Gas nicht mit Streichhölzern anzünden.«

»Wie das?« fragte Katja verwundert.

Ich setzte zu einer umständlichen Erklärung an: »Also, wir haben einen Elektroherd …«

»Und alle deine Freundinnen auch?« Katja ließ nicht locker und drehte dabei an einem schwarzen Knopf.

Ich verstummte verlegen und blickte in die blaue Flamme.

»Also«, meinte Katja, »wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du nicht mehr nach Hause zurück, oder?«

»Lieber sterbe ich.«

»Gut. Wir haben beschlossen, daß du erst mal eine Weile hierbleibst. Gewöhn dich ein, denk über alles nach, und dann sehen wir weiter.«

»Ich hab aber kein Geld, ich kann euch nichts bezahlen …«

»Hab ich dich darum gebeten?« erwiderte Katja lächelnd. »Allerdings – bedienen wird dich hier keiner.«

»Nein, das geht doch nicht«, murmelte ich.

»Moment mal«, kam es von Katja, »du kannst unsere Hausangestellte sein. Wie du siehst, haben wir eine große Wohnung, das waren mal zwei, dann die Kinder und die Hunde. Außerdem kommen dauernd Gäste, Verwandte oder Freunde. Es läuft einfach nicht rund. Ich bin kaum zu Hause, gehe um halb acht weg und komme nach der Abendschau. Wir essen fast nur Fertiggerichte, putzen irgendwann und waschen ein paarmal im Jahr. Ich wollte schon lange eine Hilfe einstellen, da tauchst du auf. Besser kann es gar nicht sein – uns wäre beiden geholfen. Du hast einen Fleck, wo du wohnen und arbeiten kannst, und ich habe eine Unterstützung.«

»Verstehen Sie«, warf ich ein, um Katja etwas zu bremsen, »ich kann überhaupt nicht kochen …«

»Na und?« gab Katja lachend zurück. »Dann lernst du es eben! Das wäre ja noch schöner! In der Woche ist sowieso den ganzen Tag keiner da. Kira geht morgens zur Schule, dann zum Sport. Er ist Turner. Serjosha taucht vor acht nie hier auf, und Julia auch nicht. So viel ist gar nicht zu machen. Morgens alle auf den Weg bringen, die Hunde ausführen, sie und die Katzen füttern, einkaufen, kochen, und schon hast du frei.«

Allein die Aufzählung all dieser Pflichten machte mir Kopfschmerzen.

»Ich zahle dir hundert Dollar im Monat«, verkündete Katja. »Kost und Logis natürlich frei. Und was die Klamotten betrifft, da mach dir keine Sorgen. Serjosha holt heute abend die Koffer vom Hängeboden, da wird sich schon was für dich finden.«

Hundert Dollar! Ob Mischa unserer Natascha wohl auch so einen Hungerlohn zahlte?

»Na, was ist?« drängte Katja. Ich hatte wohl keine Wahl. Mein Kopf nickte fast wie von selbst.

»Na wunderbar«, sagte Katja erleichtert und sprang auf. »Also: Ich laufe jetzt los und komme gegen vier Uhr nachmittags zurück. Unser Geld liegt in der Kommode im Schlafzimmer. Die Schlüssel hängen an der Garderobe. Kannst du Auto fahren?«

»Nein«, sagte ich niedergeschlagen.

»Macht nichts«, meinte Katja obenhin. »Auch das kann man lernen. Und außerdem sind wir jetzt per du.«

Sie lief in den Korridor, schlüpfte in eine schwarze Jacke und hatte schon die Türklinke in der Hand.

»Ach, da ist noch etwas …«

»Was denn?« fragte ich ergeben, denn ich erwartete weitere Anweisungen von meiner neuen Arbeitgeberin.

»Laß dich nicht hängen. Aus der Bredouille kommst du genauso heraus, wie du hineingekommen bist«, warf Katja hin und war schon weg.

Ich schaute mich in der Wohnung um. Sie war in der Tat sehr groß. Von dem langen Korridor gingen nach links und rechts Zimmer ab. Ganz vorn das Wohnzimmer, dann die Küche, in der man noch sehen konnte, wo die alte Zwischenwand gewesen war. Gegenüber das Kinderzimmer. Dort sah es besonders wild aus. Überall auf dem Fußboden lagen Sachen herum. Auf dem Schreibtisch, auf dem Fußboden und auf den Regalen Bücher und Spielsachen bunt durcheinander. Neben dem Bett ein ganzes Häufchen Schokoladenpapier … Daneben befand sich das Zimmer, in dem Serjosha und Julia schliefen. Dort war es nicht ganz sauber, aber wesentlich ordentlicher als bei Kira. Auf die Küche folgte das Zimmer der Hausfrau. Mir fiel auf, daß es das kleinste war – kaum zehn Quadratmeter groß. Eine Liege, ein Sessel und ein Schrank … Man konnte sich kaum drehen. Am Kopfende ein Stapel Bücher. Ich nahm das oberste – Marinina, darunter – Daschkowa. Sie schmökerte also auch gerne Krimis. Welchen Beruf sie wohl hatte? Not herrschte nicht in diesem Haus. Die Möbel waren zwar einfach, aber alle neu, in jedem Zimmer ein Fernsehapparat, und offenbar hatten sie zwei Autos.

Die letzten beiden Zimmer waren ordentlich aufgeräumt. Tagesdecken auf den Betten, und keine Sachen lagen herum. Eines davon war wohl für mich bestimmt.

Zwei Stunden lang mühte ich mich, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Ich trug den Müll hinaus, spülte das Geschirr und machte die Betten. Danach war ich so erschöpft, daß mir richtig schlecht wurde. Ich fiel in der Küche auf einen Stuhl und rührte mir mit kaltem Wasser einen abscheulichen Kaffee zusammen. Als mein Magen revoltieren wollte, dachte ich: Ich muß wohl lernen, wie man das Gas anzündet. Da schrillte ohrenbetäubend das Telefon. Ich fuhr zusammen und nahm den Hörer ab.

»Tanja«, schallte es heraus, »ich bin’s, Katja. Zieh dich rasch an und fahre zur Wolodajewgasse 9, Wohnung Nr. 7. Das ist an der Metrostation Teatralnaja. Dort wohnt Kostja Katukow.«

»Was soll ich da?« fragte ich verwundert.

»Unterbrich mich nicht!« sagte Katja scharf. »Er gibt dir eine kleine schwarze lederne Aktentasche, die bringst du zur Metrostation Dynamo. Punkt zwölf warte ich dort auf dich am ersten Wagen Richtung Zentrum.«

»Ich soll einfach so hingehen und eine Tasche verlangen?«

»Genau. Du sagst: ›Kostja, Katja braucht die Dokumente‹. Dann gibt er sie dir.«

»Aber ich habe noch gar kein Abendbrot fertig, bin gerade beim Aufräumen.«

»Unwichtig, beeil dich!« versetzte Katja und legte auf.