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Über dieses Buch:

Tief im Wald findet man das Kleine Volk. Zwischen Zwergen, Elfen und Kobolden lebt auch Norg, der Pixie. Doch sein friedliches Leben ändert sich auf einen Schlag. Die Elfenkinder sind spurlos verschwunden! Nur Norg und sein Freund, der Menschenjunge Marvin, sind mutig genug, sich auf den gefährlichen Weg in das dunkle Tal zu machen, in dem ein Ungeheuer sein Unwesen treibt. Können sie die Elfenkinder noch retten?

Über die Autoren:

Heike und Wolfgang Hohlbein sind eines der bekanntesten Autorenpaare Deutschlands – nicht nur im Fantasy-Genre. Gemeinsam schrieben sie 1982 das preisgekrönte Jugendbuch MÄRCHENMOND, mit dem sie schlagartig bekannt wurden. Wolfgang Hohlbein hat inzwischen 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 44 Millionen Büchern verfasst. Das Paar hat sechs Kinder und lebt heute in Neuss.

Bei dotbooks erscheinen ihre Bücher:

Norg. Im verbotenen Land
Norg. Im Tal des Ungeheuers
Teufelchen


Bei dotbooks veröffentlichte Wolfgang Hohlbein die Romane FLUCH – SCHIFF DES GRAUENS, DAS NETZ und IM NETZ DER SPINNEN, die ELEMENTIS-Trilogie mit den Einzelbänden FLUT, FEUER UND STURM sowie die große ENWOR-Saga.


Außerdem erscheinen bei dotbooks von Wolfgang Hohlbein:
Der weiße Ritter - Erster Roman: Wolfsnebel
Der weiße Ritter - Zweiter Roman: Schattentanz
Nach dem großen Feuer
Der lange Weg nach Ithaka
Der Drachentöter.
Ein Roman nach Motiven des Nibelungenliedes

Die Autoren im Internet: www.hohlbein.de

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eBook-Neuausgabe Oktober 2016

Copyright © der Originalausgabe 2003 by Thienemann Verlag (ThienemannVerlag GmbH), Stuttgart/Wien

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-692-8

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Heike und Wolfgang Hohlbein

Norg

Zweiter Roman: Im Tal des Ungeheuers

dotbooks.

Die Gefahr

Norg hatte kein gutes Gefühl. Er hatte ganz und gar kein gutes Gefühl. Obwohl die Sonne schon heiß vom Himmel brannte, lief ihm ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. In seinem Magen grummelte es, als hätte er ein ganzes Dutzend Flöhe gefrühstückt, und sein Herz klopfte so laut, dass man es eigentlich noch drüben auf der anderen Seite der Waldlichtung hätte hören müssen.

Nein, Norg hatte gar kein gutes Gefühl. Man hätte auch sagen können, er bibberte vor Angst. Natürlich hätte er das nie zugegeben. Er wäre im Gegenteil jedem an die Gurgel gesprungen, der auch nur eine entsprechende Andeutung gemacht hätte. Norg, der tapferste Pixie, den es jemals gegeben hatte, und Angst? Lächerlich!

Trotzdem begannen die Flöhe in seinem Bauch immer wilder herumzuhüpfen, während er durch das fast zipfelmützenhohe Gras schlich, das die Lichtung bedeckte. Dabei hatte der Tag so gut angefangen!

Norg zog es normalerweise wie fast alle Angehörigen des Kleinen Volkes vor, nachts unterwegs zu sein. Die Tage mit ihrer Wärme und dem unangenehm hellen Licht verbrachte er lieber im behaglichen Schatten seines selbst gebauten Nestes. Dennoch war er jetzt seit drei Tagen fast ununterbrochen auf den Beinen. Aber das war eigentlich kein Wunder, denn in diesem Punkt erging es Norg kaum anders als den meisten: Wenn man eine Weile weg gewesen ist, dann freut man sich einfach auf zu Hause. Und Norg war eine ziemliche Weile weg gewesen.

Es war jetzt fast ein halbes Jahr her, dass das Kleine Volk seine Heimat verlassen musste. Damals hatte es sich ein gehöriges Stück tiefer in den Wald zurückgezogen, um nicht vom Volk der Stinkfüße – die sich übrigens selbst Menschen nannten – entdeckt zu werden. Um ein Haar wäre das nämlich passiert. Hätte nicht der klügste, tapferste, furchtloseste, gewitzteste und stärkste Pixie, der jemals geboren worden war – Norg also –, im letzten Moment eingegriffen. Also gut, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ein ganz klitzekleines bisschen Unterstützung von Marvin, dem Menschenjungen, war auch dabei gewesen. Außerdem hatten der Trollbär Tuff und möglicherweise noch der eine oder andere vom Kleinen Volk mitgeholfen. Aber die Hauptarbeit hatte Norg geleistet. Daran gab es nichts zu deuteln. Er allein hatte verhindert, dass das Geheimnis des Kleinen Volkes gelüftet werden konnte!

Trotzdem war seitdem eine aufregende Zeit angebrochen. So lange die Geschichten zurückreichten, die sich die Elfen, Pixies, Feen, Trollbären und alle anderen Angehörigen des Kleinen Volkes in der Morgendämmerung an den Lagerfeuern erzählten, hatten sie am gleichen Ort gelebt: auf einer tief im Wald verborgenen kleinen Lichtung auf halber Strecke zwischen dem Großen Abgrund und dem Verbotenen Land. Als der große Rat dann beschloss, dass sie in einen anderen, weit entfernten Teil des Waldes ziehen mussten, gaben nicht wenige Norg die Schuld daran. Schließlich war er der erste Pixie, der sich nicht nur einem Stinkfuß gezeigt, sondern sich sogar mit ihm angefreundet hatte.

Nicht, dass Norg sich etwas aus diesen Vorwürfen gemacht hätte. Helden wurden oft angefeindet, das war nun mal so. Dennoch hatte er es vorgezogen, die nächsten Wochen und Monate lieber auf Reisen zu verbringen. Wenigstens bis ein bisschen Gras über die Sache gewachsen war und sich die Gemüter ein wenig abgekühlt hatten. Er wollte Verwandte besuchen, um alte Familienbande aufzufrischen – und natürlich um so ganz nebenbei von seinen Abenteuern zu erzählen.

Auch in diesem Punkt unterschied sich Norg nicht so sehr von den meisten anderen: Man merkt eigentlich erst dann so richtig, wie viel einem seine Freunde bedeuten, wenn sie nicht mehr da sind. So war es kein Wunder, dass sich bei Norg bald das Heimweh einstellte und er sich auf den Rückweg machte. Mehr als eine Woche war er in scharfem Tempo durch den Wald marschiert. Die letzten drei Tage und Nächte fast, ohne auch nur eine Pause einzulegen, und nun freute er sich unbändig darauf, seine Freunde wiederzusehen. Mochten ihm York und Langnase ruhig eine Gardinenpredigt halten und Tuff seine gewohnten Gehässigkeiten loslassen – Hauptsache, er war wieder zu Hause beim Kleinen Volk.

Nur, dass das Kleine Volk nicht mehr da war …

Gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte, hatte er schon seit einer ganzen Weile. Es war zu still.

Das Kleine Volk wäre nicht Jahrhunderte lang unentdeckt geblieben, wenn es nicht eine wahre Meisterschaft darin entwickelt hätte, sich zu tarnen und zu verbergen. Ein Stinkfuß zum Beispiel hätte glatt durch ihr Dorf hindurchmarschieren können, ohne es auch nur zu bemerken. Doch Norg gehörte zum Kleinen Volk. Er wusste, worauf er zu achten hatte, um die verborgenen Zeichen zu erkennen. Aber da waren keine.

Nein – irgendetwas stimmte hier nicht. Allein diese Lichtung …

Als Norg aufgebrochen war, um seine Verwandten im Norden zu besuchen, da hatte sich das Kleine Volk hier gerade gemütlich eingerichtet: Die Quelle, die unter einem Stein hervorsprudelte und sie mit frischem Wasser versorgte, war gereinigt und zu einem kleinen See aufgestaut worden und das giftige Moos, das früher hier gewesen war, entfernt. York hatte sogar mit der Königin der Wespenfamilie einen Friedensvertrag geschlossen, deren Nest sich in einem der höheren Bäume befand.

Jetzt war die Quelle versandet und die Wespen summten angriffslustiger als je zuvor durch die Luft. Das Gras, das normalerweise sorgsam gezupft war, wuchs mittlerweile so hoch, dass es Norg samt seiner spitzen Mütze fast überragte.

Wo waren alle?

Norg blieb stehen und blickte sich mit klopfendem Herzen um. Er konnte nicht viel sehen – das Gras, dessen Halme breiter waren als seine Hand, dabei manchmal so scharf wie gefährliche Messer, umgab ihn wie eine undurchdringliche grüne Wand. Allerdings spürte er dafür umso mehr.

Er wurde beobachtet. Jemand beobachtete ihn und es war jemand, der es nicht unbedingt gut mit ihm meinte.

Norgs Herz begann noch schneller zu schlagen. Fast war er jetzt so weit, sogar sich selbst gegenüber einzugestehen, dass er möglicherweise doch ein klitzekleines bisschen Angst hatte. Er sah nichts und hörte nichts. Aber er spürte mit jedem Atemzug mehr, dass ihn jemand belauerte – vielleicht mehr als nur ein Jemand – und dass er sich in Gefahr befand.

Misstrauisch lugte er zu den Wespen hinauf. Er konnte auf Anhieb fünf oder sechs der schwarzgelb gestreiften Insekten erkennen. Was, wenn sie vielleicht den Friedensvertrag gebrochen hatten? Wespen waren gefährliche Gegner, nicht nur stark und mit einem bedrohlichen Stachel ausgerüstet, sondern vor allem schlau und, wenn es sein musste, ziemlich heimtückisch. Vielleicht war das Kleine Volk von hier vertrieben worden und er kehrte jetzt nichts ahnend auf das Schlachtfeld zurück und würde gleich der ganzen Armee der Wespenkönigin gegenüberstehen …

Nein, Norg mochte gar nicht an diese Möglichkeit denken, und das musste er auch nicht, denn im nächsten Augenblick fiel ihm der Himmel auf den Kopf. Jedenfalls kam es ihm so vor.

Norg erkannte nicht genau, was ihn traf. Irgendetwas Riesiges, Dunkles stürzte plötzlich aus den Baumwipfeln herab. Vermutlich bewahrte ihn nur das weiche Gras vor einer wirklich schweren Verletzung. Trotzdem presste ihm der Aufschlag die Luft aus den Lungen, sodass er nicht einmal einen Schrei ausstoßen konnte. Im ersten Moment sah er nur bunte Sterne.

Aber immerhin konnte er hören. Von der Stille, die ihm gerade noch so unheimlich vorgekommen war, war nichts mehr geblieben. Vielmehr vernahm er ein helles Durcheinander aus Schreien, Schritten, Rufen, Getrappel und Rascheln.

»… pack ihn!«

»… halt ihn fest!«

»… pass auf!«

»… schnapp ihn dir!«

Und noch mindestens zwei oder drei Dutzend anderer, aber allesamt ähnlicher Ausrufe. Norg wusste nicht, wem die Stimmen gehörten. Aber er wusste dafür umso besser, wem die Befehle galten: dem haarigen Koloss, der sich auf ihn gestürzt hatte und der jetzt mit sichtlicher Begeisterung auf ihm herumhüpfte, als verwechsle er ihn mit einem Trampolin.

Mit letzter Kraft stemmte Norg die Hände auf den Boden und schaffte es, sich auf den Rücken zu wälzen. Mit dem Ergebnis, dass der dicke, haarige Hintern, der bisher auf seinem Rücken herumgehopst war, dasselbe nun auf seinem Gesicht tat. Norg hustete, spuckte Fell, kleine Stückchen von einem abgebissenen Grashalm, Erde und noch mehr Fell aus. Dann versuchte er irgendwie, die Hände zwischen sich und das scheinbar mondgroße Etwas aus Fell und Krallen zu schieben.

Jetzt sah er wenigstens nicht mehr nur Haare, sondern er erkannte kleine, wache braune Augen, die ihn kampflustig anfunkelten, runde Ohren und eine feucht glänzende Knubbelnase über einem fellbedeckten Schmerbauch – und natürlich Tuffs haarige Füße, die weiterhin fröhlich auf ihm herumtrampelten. »Tuff!«, krächzte Norg. »Bist du übergeschnappt?! Hör gefälligst auf damit!«

Die Wirkung seiner Worte, die er mühsam unter Ächzen hervorwürgte, war erstaunlich. Tuff hörte zwar nicht auf abwechselnd auf sein Gesicht und seinen Bauch einzutreten, aber der Lärm ringsum verstummte so schlagartig, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.

»Tuff!«, ächzte Norg und spuckte noch mehr braunes Fell und käsig riechenden Fußschmutz aus. »Würdest du … bitte aufhören … auf mir … herumzutrampeln?«

Der Trollbär blinzelte – und landete mit einem weiteren, so gewaltigen Hopser auf Norgs Bauch, dass der Pixie pfeifend die Luft ausstieß.

»Äh … Tuff?«, vernahm Norg eine Stimme, die sich anhörte, als würde sie der alten Yorla gehören.

»Du solltest vielleicht wirklich … «, murmelte eine andere Stimme, die irgendwie nach Langnase klang, und ein reichlich betreten wirkender Kurznase fügte hinzu: »… wenigstens für einen Moment …«

»… aufhören«, piepste jemand, der Plix sein konnte.

»Aufhören?«, wiederholte Tuff und landete so zielsicher auf Norgs Nase, dass der schon wieder Sterne sah. »Aber womit denn? Und warum?«

»Das … das ist Norg«, sagte Langnase.

»Glaube ich jedenfalls«, fügte Kurznase hinzu.

»Norg?« Tuff blinzelte erneut und machte einen weiteren Hopser auf Norgs Nase. »Echt?«

»Ja, echt«, keuchte Norg. »Und würdest du bitte endlich deinen Fuß aus meinem Mund nehmen?«

Der Trollbär guckte verdutzt, zuckte mit den Schultern und bequemte sich endlich von Norg herunterzusteigen. Dabei trat er ihm allerdings so kräftig auf den linken Fuß, dass der Pixie einen quietschenden Schmerzenslaut ausstieß und in die Höhe fuhr. »Tschuldigung«, murmelte Tuff.

Norg erwiderte nichts. Unsicher setzte er sich ganz auf, hielt sich mit beiden Händen den dröhnenden Schädel und versuchte die Tränen wegzublinzeln. Dann sah er sich um.

Nein, er war ganz und gar nicht mehr allein. Das Gras hatte sich geteilt und mehr als ein Dutzend Gestalten standen in einem weiten Kreis um ihn herum. Da waren Yorla, Plix, Langnase und Kurznase, Tuff und zwei oder drei weitere Trollbären, einige Elfen, Knirsch und Knacks, die beiden immer schlecht gelaunten alten Steinbeißer, mindestens vier oder fünf weitere alte Trollweiber und ein Stück entfernt ragte sogar die riesige rote Zipfelmütze eines Zwergs über das Gras. Soweit Norg das erkennen konnte, war fast das gesamte Kleine Volk gekommen. Alle sahen ihn mehr oder weniger betreten an. Abgesehen von Tuff vielleicht, in dessen Augen es trotzig funkelte.

»Das habt ihr genau richtig erkannt«, sagte Norg ärgerlich. Sein Kopf dröhnte noch immer. »Ich bin Norg. Schön, euch zu sehen. Und vielen Dank für die nette Begrüßung!«

Das Schweigen wurde noch betretener. Die meisten wichen jetzt seinem Blick aus.

»Das … ähm … war wohl ein Missverständnis«, sagte Langnase schließlich.

»Wir dachten, du wärest jemand anderes«, fügte Plix kleinlaut hinzu.

»Was musst du dich auch so anschleichen!«, rief Kurznase, der wie üblich wieder einmal die größte Klappe hatte.

»Anschleichen?«, ächzte Norg. Er war empört. »Ich habe mich nicht angeschlichen. Ich war nur vorsichtig, weil ich gespürt habe, dass …« Er brach ab, schwieg einen Moment und wurde dann plötzlich sehr ernst. »Was ist hier los?«

»Wir sind in Gefahr«, sagte Yorla. »Jemand hat uns überfallen.«

»Überfallen?«, murmelte Norg. Er riss ungläubig die Augen auf. »Wer? – Wie? – Wann? – Warum?«

»Welche Frage möchtest du denn zuerst beantwortet haben?«, fragte Kurznase.

Yorla warf ihm einen warnenden Blick zu, den er aber geflissentlich übersah.

Bevor jemand anderes etwas sagen konnte, hörte Norg ein zorniges Brummen. Als er erschrocken den Blick hob, erkannte er ein gutes halbes Dutzend schwarz-gelb gestreifter Wespen, die im Sturzflug auf ihn herabstießen. Sein Schrecken wuchs noch weiter, als er bemerkte, dass es sich nicht um irgendwelche Wespen handelte, sondern um ganz besonders große, kräftige Insekten mit Ehrfurcht gebietenden Stacheln – die Garde der Königin. Sie bestand aus ausgesucht starken und mutigen Kriegerinnen. Von auch nur einer einzigen solchen Wespe angegriffen zu werden, konnte böse enden.

Norg zog hastig den Kopf ein und Mausohr stieß einen schrillen, hohen Pfiff aus. Kaum eine Handbreit über Norgs Mützenspitze schwenkten die Wespen zur Seite, beschrieben noch einen engen Kreis in der Luft und brummten dann in derselben militärischen Gleichform davon, in der sie gekommen waren. Ihre Stacheln blitzten wie kleine, gefährliche Speerspitzen im Sonnenlicht.

Norg atmete erleichtert auf. »Puh, das war knapp!« Er warf Mausohr einen dankbaren Blick zu, den die kleine Fledermaus mit einem neuerlichen Pfiff beantwortete. Dann blickte er den Wespen nach, die schnurgerade wie an einer Kette aufgereiht im Eingang ihres Nestes verschwanden. »Sind … sind es die Wespen?«, fragte er mit klopfendem Herzen. »Haben sie den Friedensvertrag gebrochen?«

Yorla schüttelte betrübt den Kopf. »Ich fürchte, so einfach ist es nicht«, sagte sie. »Ganz im Gegenteil. Wenn uns die Wespenkönigin nicht beschützt hätte, dann hätte es uns vielleicht schon alle geholt.«

»Es? Wer?«

»Das Ungeheuer«, antwortete Plix.

»Es kommt immer in der Morgendämmerung«, fügte Langnase hinzu und Tuff grummelte: »Deshalb dachten wir ja auch, du wärst es … vielleicht.«

»Ich?«, keuchte Norg empört. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Ungeheuer?«

Langnase grinste. »Nö.«

»Also, was ist hier los?«, fragte Norg verwirrt.