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Deutsche Erstausgabe (ePub) September 2016

 

Für die Originalausgabe:

© 2013 by Susan Laine

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»A Luminous Touch«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2016 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor
Lektorat: Susanne Scholze

 

ISBN ePub: 978-3-95823-607-3

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen
von Kathrin Weisenfels

 


 

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Oft sieht das Herz mehr, als dem Verstand lieb ist...

 

Für Jack Waters ist es ein Neuanfang: der Umzug von L.A. nach Washington, D.C. zu seinem Bruder Jordan und die Freiheit einer neuen Stadt. Nicht einkalkuliert war dabei allerdings die Affäre mit Jordans stoischem Polizeikollegen Kevin Thompson, der Jack weit mehr unter die Haut geht, als er zugeben möchte. Als jedoch ein Brandunfall Jack schwer verletzt, wird Jacks Leben erneut auf den Kopf gestellt, und diesmal muss er sich endgültig entscheiden, wie nahe er Kevin an sich heranlassen will – und kann.


 

Wie immer widme ich diese Geschichte

meiner Familie, meinen Freunden und Fans. Ohne euch hätte ich nichts von dem hier geschafft.

Danke.


 

Kapitel 1

 

 

»Hilfe!«

Jack Waters hustete, aber er konnte einfach nicht normal atmen. Seine Stimme war heiser und schwach und seine Kehle staubtrocken. Seine Augen brannten vom Rauch und die Flammen um ihn herum trieben heiße Luft auf ihn zu, bis er das Gefühl hatte, durch einen Ozean aus Feuer zu schwimmen. Seine blonden Haare waren versengt und sein FEMS-Shirt rußbedeckt.

Jack stolperte den Flur entlang und versuchte sich zu konzentrieren, doch er hörte nichts außer dem Brüllen des Feuers, das ihn einschloss, und das Flackern blendete ihn.

»Hilfe!«, versuchte er es erneut, aber selbst wenn ihm jemand vom anderen Ende des Gangs geantwortet hätte, hätte er es wahrscheinlich nicht hören können.

Plötzlich hörte er eine Art Explosion und ein furchtbares Knacken. Das ganze Gebäude erzitterte wie bei einem Erdbeben, dann kippte der Boden unter ihm weg und er rutschte in einem steilen Winkel hinab. Unter sich konnte er undeutlich einen Berg Trümmer ausmachen. Der überwiegende Teil des Gebäudes war zerstört.

Jack wusste, dass der Aufprall seinen Tod bedeuten würde. Dennoch konnte er seinen Schwung nicht abbremsen, als er nach unten glitt, als würde er sich auf einer bizarren Rutsche in einem Freizeitpark befinden.

Am Ende folgte ein kurzer Schmerz. Dann nichts als Dunkelheit.

 

***

 

»Hey. Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Ganz ruhig. Versuchen Sie nicht, sich zu bewegen. Sie liegen auf einer Trage und haben eine Maske auf, die Ihnen beim Atmen hilft.«

Ja, als EMT wusste Jack vermutlich besser als der, der mit ihm sprach, was eine Sauerstoffmaske war. Aber er spürte die Kanten des Plastiks kaum und fragte sich flüchtig, warum. Andererseits brummte sein Kopf und sein Körper drehte sich – oder war es anders herum?

Jack versuchte, die Augen zu öffnen, aber seine Lider schienen eine Tonne zu wiegen. Sein Körper fühlte sich seltsam an, zugleich schwer und als würde er schweben. Was hatten sie ihm gegeben?

Obwohl seine Augen müde waren und nicht kooperieren wollten, fühlte Jack sich immer noch, als könnte er sofort wieder in die Schlacht ziehen. Wahrscheinlich war es nur das durch den Schock freigesetzte Adrenalin und Jack versuchte sich dazu zu überreden, still zu liegen.

Die Winterluft war kalt und obwohl eine Decke über ihm lag, fröstelte er.

Warum bin ich nicht tot?

Plötzlich war da eine schmerzhaft zärtliche Berührung an seiner rechten Wange. Sie fühlte sich kühl und feucht an.

»Ruhen Sie sich aus, Jack. Wir haben Sie. Der Krankenwagen ist gleich da. Sie kommen wieder in Ordnung. Sie hatten verdammt Glück, dass wir so nah bei Ihnen waren, sonst würden Sie noch schlimmer aussehen.« Belustigung und Unbeschwertheit schwang in der tiefen, männlichen Stimme mit und Jack hatte das Gefühl, dass er ihren Besitzer mögen würde.

Moment. Woher kennt er meinen Namen?

»Ihr Namensschild war in Ihrer Tasche«, sagte der Mann. »Wir haben es herausgefischt, als wir Ihr FEMS-Shirt gesehen haben.«

Washington, D.C. Fire and EMS Department, dachte Jack benebelt. Wo er arbeitete.

Konnte dieser Kerl Gedanken lesen?

Ein lautes Lachen drang an Jacks Ohren und ein kräftiger, nach Kaffee riechender Atemzug strich über seine Wange.

»Sie haben eine ziemlich ausdrucksstarke Mimik, sonst nichts. Ich kann auf Anhieb erkennen, was Sie denken. Und...« Seine Stimme kam näher und senkte sich zu einem verführerischen Flüstern. »... Sie sind verdammt sexy.«

Jack hätte geschnaubt, wenn er gekonnt hätte. Mit einem Verletzten am Unfallort zu flirten? Himmel. Aber den Mann zu tadeln, kam nicht infrage, wenn seine Kehle sich anfühlte, als hätte man trockene Stöckchen hineingestopft, und seine Lunge, als wäre sie auf die Größe seiner Hoden geschrumpft.

»Entspannen Sie sich.« Der Mann lachte leise. »Ich necke Sie nur.«

Die Sirenen eines herannahenden Krankenwagens drangen in sein Bewusstsein, ebenso wie die anderen Geräusche um ihn herum. Sie alle kehrten mit einem Schlag zurück, als seine Ohren sich mit einem Knacken öffneten.

»Der Bus ist da«, sagte der Mann und seine Stimme zog sich zurück. »Ich muss wieder an die Arbeit.« Jack ging davon aus, dass der Mann gegangen war – wohin konnte er nicht sagen –, aber dann war er zurück und flüsterte Jack ins Ohr: »Ich bin übrigens Luke. Wir sehen uns im Krankenhaus.« Schwere Schritte entfernten sich und dann war da zu viel Geräuschkulisse, als dass man eine Stimme heraushören hätte können.

Das war Jack jedoch vollkommen egal, da er immer wieder bewusstlos wurde. Menschen beugten sich über ihn, fassten ihn an und fummelten an seinem Körper herum. Er wurde angehoben und Maschinen piepten um ihn herum. Jemand sprach in einem überredenden, leisen, aber dennoch nur mäßig interessierten Tonfall mit ihm und Jack vermutete, dass er im Krankenwagen war, als die Fläche unter ihm sich bewegte, an Geschwindigkeit gewann und mal zur einen, mal zur anderen Seite schwankte. Das Echo des Verkehrs war weit entfernt, verschwand jedoch nie.

Jemand machte sich an seinem Arm zu schaffen und ein winziges Piksen ließ Rückschlüsse auf Nadeln und einen Tropf zu. Aber Jack fühlte sich wie in Watte gepackt und es war ihm egal. Sein Hirn war Brei und seine Empfindungen gedämpft. Einer nach dem anderen schalteten sich seine Sinne ab, als er in einen traumlosen Schlaf fiel.

 

***

 

»Halt die Klappe, Kev. Ich bin mir sicher, dass Jack alles erklären wird, wenn er aufwacht«, sagte eine vertraute Stimme, die danach zu einem tiefen Knurren wurde. »Zumindest sollte er das, sonst drehe ich ihm den Hals um.«

Jack atmete innerlich erleichtert auf.

Jordan ist hier. Mein großer Bruder ist da. Ich bin in Ordnung.

Dann zuckte er zusammen, als ihm bewusst wurde, was Jordan da gesagt hatte.

Kev. Kevin ist auch hier. Oh Gott, warum muss er mich so sehen?

Jack wurde ganz wach, als sein Körper ein System nach dem anderen hochfuhr. Seine Augen mussten noch immer geschlossen sein, da er nur Schwärze sah. Seine Umgebung wurde ihm jedoch deutlich bewusst: Die klumpige Matratze, die leicht aufgerichtete Position des Bettes, die ihn unbequem zusammensinken ließ, das grelle Licht, das auf sein Gesicht gerichtet war, das Piepen und Brummen der Maschinen, das Klicken von Schuhen auf einem Fliesenboden, das Rascheln von Kleidung, Laken und Vorhängen und der widerliche Geruch nach Desinfektionsmitteln. Ja, er war wirklich in einem Krankenhaus.

Jemand berührte ihn an der linken Schulter und drückte sie leicht. Ein trauriges, stockendes Seufzen folgte. »Gott, Kev. Er hätte sterben können. Was zum Teufel hat er sich dabei gedacht?«

»Das weißt du doch, Jordy. Er ist ein EMT. Er ist rein, um zu helfen –«

»Ohne Unterstützung? Wie konnte er nur so dumm sein?«

»Jordy. Jack ist nicht dumm. Nur ein bisschen zu impulsiv manchmal.«

Jack krümmte sich innerlich. Kevin Thompson war Jordans Partner in der Abteilung für Steuerdelikte und Betrug des MPDC – und zeitweise Jacks Liebhaber. Sehr zeitweise, um genau zu sein, da sie beide ihre sogenannte Beziehung abwechselnd begannen und beendeten.

Jack hatte nicht gewusst, wie sehr er Kevins Stimme vermisst hatte – das tiefe Grollen, wie Donner in einem herannahenden Sturm. Ihre beruhigende Wirkung breitete sich in Jack aus wie kleine Wellen in einem Teich. Wie dieser professionelle, beinahe unpersönliche Ton ihn so berühren konnte, würde Jack wohl nie wirklich verstehen.

Im Moment konnte Jack jedoch nur die unterschwellige Schuldzuweisung hören. Nicht dumm, nur impulsiv. Kevin hatte diese Gabe: Er konnte ein Kompliment und eine Zurechtweisung in ein und denselben Satz verpacken. Und das machte Jack wütend genug, dass er seine müden Augen zwang, sich ein wenig zu öffnen. Aber keiner der Männer sah ihn gerade an.

Jordan war Jacks Bruder, körperlich gesehen fünf Jahre älter als er und Jahrhunderte, wenn es um Voraussicht ging. Allein der Gedanke, dass Jack darin mal der Bessere gewesen war... oh, wie sich alles verändert hatte.

Jordan war ein großer, sonnengebräunter, muskulöser Kerl, hatte platinblonde Haare mit lavendelfarbenen Strähnen, smaragdgrüne Augen und zahlreiche Tattoos und Piercings am ganzen Körper, auch wenn sein formeller Anzug mit Krawatte diese gerade verdeckte.

Er war der Typ Mensch, der zu viel über alles nachdachte und analysierte, aber er war ausgeglichener geworden, seit er mit Sebastian Sumner zusammen war, seinem Freund, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Polizeireviers. Sie waren so verliebt, dass Jack sie schon mehr als einmal unglaublich darum beneidet hatte.

Kevin Thompson dagegen, Jordans Partner, war wesentlich gemäßigter in seinem Auftreten. Ein Vollprofi, ein riesengroßer Kerl, der etwas von einem Grizzlybären hatte. Sein Gesicht war kantig, als wäre es aus grobem Stein geschlagen worden, ohne den Feinschliff. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und sein dichter Bartschatten ließ ihn nach Militär aussehen, und obwohl sein schiefes Grinsen eine Statue dazu bringen könnte, zurückzulächeln, zeigte er es nicht oft. Jack wusste, dass Kevin bei den Special Forces gewesen war, bevor er Polizist wurde, aber darüber hinaus wusste er nur wenig über den Mann – obwohl sie schon mehr als einmal gevögelt hatten.

Ihre gegenseitige Anziehung war vom ersten Moment an da gewesen.

Sich besser kennenzulernen und dauerhaft zusammenzubleiben, hatte sich als unmöglich herausgestellt.

In diesem Moment jedoch standen Kevin und Jordan in ihr Gespräch vertieft neben Jacks Bett oder besser gesagt, in bedeutungsschwangeres Schweigen vertieft. Jordans Schultern waren nach unten gesackt und sein Gesichtsausdruck blieb müde und gequält. Kevins Gesicht war bewusst ausdruckslos. Beide sahen zu düster drein, dafür dass Jack am Leben und wach war. Auch wenn man zu ihrer Verteidigung sagen musste, dass sie sich Letzterem nicht bewusst waren, zumal Jacks schwere Lider sich nur einen Spaltbreit geöffnet hatten.

Dann drangen ihre Worte wieder zu ihm durch.

»Warum bist du nicht wütend auf ihn, dass er da einfach so reingerannt ist, Kev? Sieh ihn dir an, seinen Körper. Sieh dir um Himmels willen sein Gesicht an. Gott, wenn er aufwacht, wird er sich...«

Mein Gesicht? Jack wollte es berühren, aber er konnte sich nicht bewegen. Er konnte seine Arme spüren, die an seinen Seiten lagen, aber er hatte nicht die Kraft, sie zu bewegen. Er war so müde, erschöpft bis ins Mark. Er konnte noch nicht einmal die Augen mehr als ein paar Sekunden am Stück dieses winzige bisschen öffnen.

Schließlich schaffte es Jack, nach einer Anstrengung, die sich nach einer Stunde quälendem Dauerlauf wie damals im College anfühlte, seine Hand zu heben. Obwohl Schmerz in heißen Blitzen durch ihn schoss, als er sich bewegte, tastete er nach seinem Gesicht. Sein Körper zuckte permanent.

»Jack, nein!« Jordans erschrockene Stimme schien von weit her zu kommen, aber es war zu spät.

Jacks jungenhaft attraktives, glattes Gesicht war mit einer kühlen Kompresse bedeckt. Er wusste sofort, dass das nur eines bedeuten konnte.

Ich habe Verbrennungen.