DIE SCHÖNSTEN
WOCHENENDSTRECKEN
DEUTSCHLANDS
DELIUS KLASING VERLAG
EDITORIAL
Kurztrip Stralsund/Rügen
WINDSPIEL
Kurztrip Isarwinkel
POSTKARTEN-IDYLL
Kurztrip Teufelsmoor
MOOREXPRESS
Kurztrip Hotzenwald
WALDESRUH
Kurztrip Schlei
KURBELN BIS DER LANDARZT KOMMT
Kurztrip Chiemgau
HIMMEL ÜBER BAYERN
Kurztrip Ammerland
WINDIGE WEITE
Kurztrip Sächsisches Elbland
ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT
Kurztrip Eifel
VERSTECKTES PARADIES
Kurztrip Teutoburger Wald
TEUTONEN-TOUR
Kurztrip Pfälzer Wald
IM FELSENLAND
Kurztrip Dänemark
SÜDSEE IM NORDEN
Kurztrip Elbtalauen
IM URSTROMTAL
Kurztrip Schwäbische Alb
SCHÖN IM OFF
Kurztrip Werratal
MÄRCHENSTUNDE
Kurztrip Siegerland
HELDENEPOS
Kurztrip Odenwald
WIE MONACO, NUR ANDERS
Kurztrip Ostharz
HARTER BROCKEN
Kurztrip Allgäu
BERGBLICKE
Kurztrip Fränkische Schweiz
KLETTERSTEIG
Kurztrip Thurgau
SCHWEIZER LECKERLI
Kurztrip Schorfheide
ENTSPANNT AUFS LAND
Kurztrip Schaalsee
STILL RUHT DER SEE
Kurztrip Nordfriesland
WIND-JAMMERN
Kurztrip Waldviertel
TRAUMWANDLER
Auf meine Bremer Hausrunde lasse ich eigentlich nichts kommen. Kleine, verkehrsarme Sträßchen, Felder, Wälder und sattgrüne Wiesen, dazwischen ein paar verschlafene Orte, das passt. Ich könnte die Tour beinahe im Schlaf fahren, kenne jede Kurve, jede Bodenwelle genau, und die Bauern auf ihren Traktoren schon fast beim Namen. So weit so gut. Aber immer nur die gleiche Strecke, die gleiche Landschaft, die gleichen Kirchturmspitzen in der Ferne?
Nein, von Zeit zu Zeit will ich auch etwas Anderes sehen, will Neuland erkunden, mir kleine Fluchten aus dem (Rad)-Alltag gönnen. Ich will mich die Berge hinaufquälen und wieder herunterrasen. Bei mir vor der Haustür machen sich die Anstiege doch eher rar, die Bergwertung wird am ehesten an Autobahnbrücken ausgefahren.
Deutschland ist ein Paradies für Rennradler, man muss nur wissen, wo. Dieses Buch präsentiert 25 der schönsten Kurztrips aus dem Magazin TOUR. Von erfahrenen Journalisten und neugierigen Rennradlern entdeckt – und in lesenswerten Geschichten beschrieben, von renommierten Fotografen ins rechte Licht gerückt. Die GPS-Daten zu den Touren finden Interessierte im Internet (www.tour-magazin.de), ein Infoteil rundet das Angebot ab.
Begeben Sie sich auf die Spuren von Weltmeistern und Tour-de-France-Siegern: an der Ostseeküste oder ganz im Norden in Schleswig-Holstein, dem Land zwischen den Meeren. Touren Sie durch die Hügelketten in der Mitte Deutschlands, entdecken Sie den Süden vom Rennradsattel aus; der Schwarzwald, der Chiemgau und das Allgäu bieten anspruchsvolle Kletterpartien, garniert mit fantastischen Alpenpanoramen. Auf den meisten der empfohlenen Strecken folgt man den Tipps von ambitionierten Lokalmatadoren.
Ein Kurztrip in den Bergen ist für ein Nordlicht wie mich im wahrsten Sinne des Wortes ein Highlight. Radler aus dem deutschen Süden wiederum genießen es vielleicht, endlich einmal gemütlich in der Ebene dahinrollen zu können. Und sie staunen dann vielleicht über den heftigen Wind an der Küste, der dort eigentlich immer bläst. Nur an der »Waterkant« kann man sich vom Wind zu Höchstgeschwindigkeiten schieben lassen – oder gegen ihn ankämpfen. Rennradler im Norden entwickeln für gewöhnlich eine Hassliebe zum Wind – und nutzen ihn als Ersatz fürs Bergtraining.
Und schließlich geht es bei den Kurztrips nicht nur ums Radeln. Neben der andersartigen Landschaft freue ich mich immer darauf, die Mentalität und die Kultur der jeweiligen Gegend kennenzulernen – und nicht zuletzt die Küche. Wann kommt ein Schwabe schon dazu, eine frische Kutterscholle zu genießen? Wie oft kriegt ein Berliner einen echten Pfälzer Saumagen, Kässpätzle oder einen Leberkäs’ auf den Teller? Die hier gezeigten 25 Kurztrips sind über ganz Deutschland verteilt, drei attraktive Rennrad-Reviere liegen unweit der Grenze in den Nachbarländern Dänemark, Österreich und der Schweiz. Sollte Ihnen, liebe Leser, eine Region fehlen, jede Ecke in Deutschland konnten die TOUR-Reporter bislang noch nicht unter die Räder nehmen – aber sie arbeiten daran.
Viel Spaß auf den Kurztrips wünscht
Sven Bremer (Herausgeber)
WIND UND KOPFSTEINPFLASTER – DAS SIND DIE GEGNER
DES RENNRADFAHRERS AN DER OSTSEE RUND UM DIE
HANSESTADT STRALSUND. WER MIT IHNEN SPIELEN KANN,
ERLEBT AUF EINSAMEN STRASSEN EIN NATURPARADIES.
Als Rennradler an der Küste muss man wohl gebaut sein wie Gert Friedel. Hungerhaken, die von der erstbesten Böe umgeweht werden, haben es im Nordosten Deutschlands nämlich nicht leicht. Aber ein Mecklenburger »Kanten« wie Friedel mit seinen knapp zwei Metern und rund hundert Kilogramm, der pflügt nur so durch die windumtoste Boddenlandschaft. Den kann nix umhauen, nix aufhalten, nix umwehen.
Als Gast profitiert man bei der Trainingsrunde des SV Hanse-Klinikum Stralsund dankbar von dem veritablen Windschatten, den der »Sektionsleiter Radsport« – so heißt das dort auch mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall noch – spendet. Und weil der Sektionsleiter eine Seele von Mensch ist, macht er das auch gerne, das Windschattengeben. Der TOUR-Besuch kann es sich in seinem Rücken also ein wenig bequem machen und die Landschaft im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft genießen.
Unweit der Ostsee fahren wir durch kleine Orte mit Backsteinhäuschen, entlang prächtiger Alleen, wo sich linker Hand der Weizen im Wind biegt; rechter Hand tanzen die Schaumkronen auf dem Bodden unter der ordentlichen Brise. Am kleinen Hafen in Barhöft, Wendepunkt der Trainingsrunde, wird kurz darüber »geschnackt«, wo und wann man den besten fangfrischen Fisch bekommt. Dann geht’s wieder zurück in Richtung der altehrwürdigen Hansestadt Stralsund. Durch eine Gegend, in der im Spätsommer Abertausende von Kranichen auf ihrem Weg nach Süden rasten.
Idyllisch ist es hier, aber auch ziemlich verschlafen. Und flach. Weit und breit verstellt kein Berg den Horizont. Allenfalls erheben sich winzige Hügel, die aber gleich als »Alpen« bezeichnet werden – wie die rund 50 bis 60 Meter hohen Erdhaufen namens »Barther Alpen« gegenüber der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst oder die Bodenwellen im Südosten Rügens, aus denen die »Zickerschen Alpen« wurden – die Gert Friedel aber allesamt auf dem großen Blatt wegdrückt.
Am höchsten hinaus geht es im Nordosten Rügens, im Nationalpark Jasmund, unterhalb des 161 Meter hohen Piekebergs. Aber Angst und Schrecken verbreiten die Anstiege im herrlichen Buchenwald nahe der weltberühmten Kreidefelsen auch nicht gerade. »Eine wunderschöne Ecke, aber im Hochsommer meiden wir die komplett«, sagt Friedel und rät ab von der Rügen-Tour.
In der Hauptsaison steht die Insel nämlich bisweilen kurz vorm Kollaps, und der Autoverkehr entlang der meisten rennradtauglichen Straßen nervt über die Maßen. Aber in der Nebensaison ist Rügen ein Traum: am frühen Morgen, wenn der Nebel über dem Jasmunder Bodden aufsteigt, im Mai, wenn der Raps die Insel in ein gelbes Meer verwandelt, am frühen Abend im Schatten der Deutschen Alleenstraße.
Aber auch ohne harte Steigungen hält die Region für Radler eine Herausforderung parat: Das Kopfsteinpflaster. Über manche Passagen kann man – so man sich nicht wegen seines Materials »anscheißt« – einfach drüberwegdonnern. Das macht sogar Spaß. Aber es gibt Abschnitte in der vorpommerschen »Hölle des Nordens«, dagegen sind die »Pavés« bei Paris–Roubaix ein Kindergeburtstag. Passagen, die man nicht mit dem Rennrad fahren kann, ohne dass Mensch und Material ernsthaften Schaden nehmen. Da hilft es nur, sich auf dem Seitenstreifen durchzumogeln. Zum Glück sind die meisten Kopfsteinpflaster-Passagen rund um Stralsund und auf Rügen relativ kurz, und es werden mit der Zeit immer mehr Abschnitte asphaltiert. Aber dort, wo das historische Pflaster erhalten bleibt, heißt es »Augen zu und durch«. Oder wie Gert Friedel zu sagen pflegt: »Vorher das Gebiss rausnehmen!«
INFORMATIONEN
ANREISE
AUTO
Über Hamburg geht es am Kreuz Lübeck auf die Ostsee-Autobahn 20, Abfahrt Stralsund / Insel Rügen nehmen und über die B96 nach Stralsund (Ausfahrt Altstadt / Franken). Aus Berlin kommend fährt man am besten auf der A11 bis zum Kreuz Uckermark und ab dort auf die A20.
BAHN
Ab Hamburg erreicht man Stralsund mit dem Regionalzug (Umsteigen in Rostock) in knapp dreieinhalb Stunden. Mit dem IC (Radmitnahme reservierungspflichtig) braucht man eine halbe Stunde weniger. Von Berlin ist man mit Regionalzügen ebenfalls in drei Stunden in Stralsund, je nach Verbindung direkt oder mit einmal Umsteigen.
UNTERKUNFT
STRALSUND
Romantik Hotel Scheelehof
Fährstraße 23–25, Telefon 03831 / 283300, www.hotel-stralsund-scheelehof.de Das Vier-Sterne-Superior-Hotel in der Altstadt ist in einem denkmalgeschützten Ensemble untergebracht. Besser geht Hotel kaum (DZ ab ca. 110 Euro).
Eine günstigere Alternative sind die zum Hotel Scheelehof gehörenden Appartements im »Markt Fuffzehn« und im »Alten Schwedischen Konsulat« (Zweierbelegung ab 50 Euro, ohne Frühstück).
RÜGEN, LAUTERBACH
Wasserferienwelt Rügen
Am Yachthafen 1, Telefon 038301 / 8090, www.im-jaich.de Hier wohnt man auf dem Wasser, in schwimmenden Ferienhäusern oder Pfahlbauten (Pfahlhaussuite und kleines Ferienhaus ab ca. 85 Euro in der Nebensaison, Zwischensaison ab 125 Euro).
ESSEN & TRINKEN
Geräucherte Aale, Makrelen oder Forellen, »Braden Maischull« (gebratene Maischolle) – alles nicht zu verachten. Aber die Spezialität in Stralsund schlechthin ist der Bismarckhering. Der Legende nach soll der Stralsunder Fischhändler Johann Wiechmann dem damaligen Reichskanzler 1871 ein Fässchen mit sauer eingelegten Heringshappen zugesandt haben. Bismarck war so angetan, dass er es dem Fischhändler fortan erlaubte, die Delikatesse unter seinem Namen zu vertreiben. Den berühmt-berüchtigten Seeräuber Klaus Störtebeker hat man nie gefragt, ob man ein Bier unter seinem Namen vermarkten darf. Er hätte wohl nichts dagegen gehabt, denn das vielfach prämierte Stralsunder Bier zählt zu den besten Bieren Norddeutschlands.
RESTAURANT-TIPP
Leckerste Fischbrötchen gibt es an den schwimmenden Imbissen im Stralsunder Hafen. Im historischen Gewölbe des Scheelehof verwöhnt das Scheel’s seine Gäste mit innovativer Sterneküche.
SEHENSWERTES
STRALSUND
Stralsunds Altstadt mit ihren zahlreichen historischen Bauten der Backsteingotik ist ein Gesamtkunstwerk und wurde bereits 2002 in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Besonders beeindruckend ist das Ensemble am Alten Markt mit dem Rathaus und der Nikolaikirche. Das Ozeaneum am Hafen wurde 2010 als »Europäisches Museum des Jahres« ausgezeichnet (www.ozeaneum.de).
RÜGEN
Bei Prora kann man einen Strandtag mit dem Besuch des Dokumentationszentrums im gigantischen »Kraft-durch-Freude-Ferienzentrum« der Nazis verbinden. Hübsch anzuschauen sind die weißen Prachtbauten der Bäderarchitektur in Binz und Sellin sowie der »Circus« in Putbus.
FAHRRAD-SERVICE
STRALSUND
Fahrradhandel Heiden
Handwerkerring 16, 18435 Stralsund, Telefon 03831 / 4828999 www.fahrradhandel-heiden.de
Rennradfahrer sollten in die Filiale im Industriegebiet Grünhufe und nicht in die Läden in der Stadt gehen.
BERGEN
Fahrrad Richter
Königstraße 18, Telefon 03838 / 254483 Beim ehemaligen DDR-Meister und Vize-Olympiasieger von 1972, Heinz Richter, sind Rennradler bestens aufgehoben.
VERANSTALTUNGEN
Alljährlich im Oktober findet die »Tour d’Allée« auf Rügen statt (www.tda-ruegen.de). Im Mai richtet das »Team Radmarathon Greifswald« die Vorpommern-RTF aus (www.trg-online.de). Ebenfalls im Mai: der Rügen-Rund-Marathon (www.ruegen-rund.de).
INFO
Tourismuszentrale der Hansestadt Stralsund
Alter Markt 9 18439 Stralsund Telefon 03831 / 24690 www.stralsundtourismus.de
KARTE
Kompass, Fahrradkarte 3020, Rügen, Stralsund, Greifswald, 1:70 000, 7,99 Euro
Marco-Polo-Freizeitkarte, Blatt 50, Rügen und mittl. Ostseeküste, Maßstab: 1:100 000, 7,99 Euro
ROUTEN
GPS-Daten
Touren-Daten zum
kostenlosen Download
(GPX-Format) unter
WWW.TOUR-MAGAZIN.DE
in der Rubrik »Touren«
Webcode #36117
TOUR 1
(Km 51,6)
Café-Restaurant Lichtblick
Greifswald, Markt 23
Telefon 03834 / 517818
www.pommerscherdiakonieverein.de
TOUR 2
PRORA
(Km 48)
Am »Koloss von Prora«,
der rund 4,5 Kilometer langen
Ferienanlage der Nazis, haben
sich zahlreiche Fischbuden und
Imbisse angesiedelt.
LESEBEISPIEL
49,5 rechts Einmündung |
Greifswald, dort am Marktplatz
wenden: Stralsund = bei
Kilometer 49,5 an der Einmündung
rechts Richtung Greifswald.
Dort am Marktplatz wieder
zurück Richtung Stralsund.
TOUR 1
HANSE-TOUR
Kilometer 97
Höhenmeter 400
max. Steigung 1 Prozent
Zwischen den altehrwürdigen Hansestädten Stralsund und Greifswald sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht – was Radlern auf den kleinen, kaum befahrenen und überwiegend gut asphaltierten Sträßchen zugutekommt. Bei Horst wird man erstmals richtig durchgeschüttelt, auf der Nebenstrecke der B 105 noch einmal – aber dort soll das alte Kopfsteinpflaster nach und nach einer neuen Asphaltdecke weichen.
KM |
ORT | RICHTUNG |
0 Start |
Stralsund, Hafen, Ozeaneum | Seestraße nach Norden, am Kreisel Fernverkehr, Grimmen |
9,7 links |
Negast, Kreuzung (Supermarkt) | via Wendorf nach Elmenhorst |
16,5 links |
Elmenhorst, Abzweig (Feuerwehr) | via Bookhagen nach Kakernehl, dort (Km 21,5) links: Hildebrands-, Reinkenhagen |
27,6 rechts |
Einmündung | Grimmen |
32,9 links |
Bremerhagen, Abzweig | via Horst nach Petershagen |
41,5 links |
Petershagen, Weggabel Ortsanfang | nach 250 m links: via Steffenshagen nach Wackerow |
49,5 rechts |
Einmündung | Greifswald, dort am Marktplatz wenden: Stralsund |
53,2 rechts |
Neuenkirchen, Abzweig | via Karrendorf nach Mesekenhagen |
64,9 rechts |
Mesekenhagen, Einmündung | Nebenstrecke (B 105), Reinberg |
68,8 links |
Abzweig | via Kirchdorf, Jeeser, Manhagen nach Reinkenhagen |
77,5 rechts |
Reinkenhagen, Einmündung | Stahlbrode, nach 300 m links: Ahrendsee |
81,9 rechts |
Ahrendsee, Einmündung | Brandshagen, dort: Nebenstrecke nach Stralsund |
96,8 Ziel |
Stralsund, Hafen, Ozeaneum |
TOUR 2
TOUR DE RÜGEN
Kilometer 118
Höhenmeter 800
max. Steigung 5 Prozent
Rennradfahren auf Rügen ist eine gute Idee – nur nicht in den Sommerferien: Deutschlands größte Insel ist in der Hauptsaison hoffnungslos überfüllt. Unsere Runde führt auf der Deutschen Alleenstraße durch den welligen Norden bis Putbus. Hinter Sassnitz klettert man in den Buchenwäldern des Nationalparks Jasmund bis auf knapp 140 Meter. Weiter geht’s mit herrlichen Ausblicken hinüber zum Kap Arkona über Sagard und Lietzow zwischen Kleinem und Großen Jasmunder Bodden nach Bergen (leider entlang der B 96). Hinter Bergen auf Nebenstraßen nach Altefähr und von dort aus weiter mit der Fähre über den Strelasund nach Stralsund. Wem die sechs Euro für die Überfahrt zu happig sind, der fährt einfach mit dem Rad wieder über den Damm zurück.
KM |
ORT | RICHTUNG |
0 Start |
Stralsund, Hafen, Ozeaneum | Hafenstraße, An der Hafenbahn, bei Km 1,6 links: über den alten Rügendamm nach Rügen |
4,5 rechts |
Abzweig | via Gustow und Garz nach Putbus, dort weiter Richtung Binz |
32,3 links |
Lonvitz, Abzweig | Zirkow |
36,9 links |
Zirkow, Einmündung | Bergen |
39,8 rechts |
Karow, Abzweig | Sassnitz (Prora bis Neu-Mukran auf Radweg) |
55,7 rechts |
Sassnitz, Kreuzung Ortseingang | Nationalpark Jasmund |
73,5 links |
Einmündung | via Sagard (2 km Kopfsteinpflaster) und Lietzow nach Bergen. Bergen auf der B 96 umfahren |
99,0 rechts |
Kreuzung | Güttin, Mölln |
105,6 links |
Kreuzung | Rothenkirchen, dort an der B 96 rechts: Stralsund (Radweg) |
116,6 rechts |
Abzweig | Altefähr, mit der Fähre nach Stralsund |
118,4 Ziel |
Stralsund, Hafen |
TIEF IM SÜDEN, WO SICH BAYERNS FLACHLAND ZU ZACKIGEM HOCHGEBIRGE TÜRMT, LIEGT DER ISARWINKEL. DICHT AN MÜNCHEN UND DOCH MITTEN IN DEN BERGEN. WILDROMANTISCH UND ERSTAUNLICH FLACH. NUR SCHLECHTES TIMING KANN HIER DEN SPASS VERDERBEN.
Manchmal tut Oberbayern alles, um Klischees zu bestätigen: In der »Waldschänke« am Ufer des Walchensees lassen sich zwei lodengrün gekleidete Männer um die Fünfzig seufzend auf die Holzbank der Terrasse krachen. Die füllige Bedienung fragt: »Wos derf i bringa?« Stille. Dann sagt der eine Lodengrüne, Typ Förster: »Oiso, i tät amoi a Weißbier nehma – sichaheitshoiba.« Kurze Pause, dann der andere Lodengrüne, Typ Berufsjäger: »Jo, des denk i a.« Meisen hopsen auf dem Geländer, eine gepflegte Touristin blinzelt durch halbgeschlossene Augenlider. Wenn jetzt noch der Wirt die Zither auspackt, sind wir vermutlich in einen Dreh zum neuesten »Komödienstadel« geraten. Aber unser Kuchen ist vertilgt – Zeit, sich mit klappernden Schuhplatten radwärts zu begeben.
Für das klischeehaft Bayerische im oberen Isarwinkel dürfte die sperrige Landschaft mitverantwortlich sein. Etliche Sträßchen durch die Berge sind im Winter gesperrt. Während der Sommersaison gilt Tempo 50 als Limit – und mautpflichtig sind die einspurigen Asphaltbänder zudem. Für Autofahrer. Radfahrer kurbeln mit kurzem Gruß an den Mauthäuschen vorbei.
Die erste unserer Runden nimmt gleich drei Mautstraßen mit. Sie führen durch Täler mit Postkarten-Optik.
Die entscheidende Farbe dieser Postkarte ist Blau. Nicht Himmelblau, eher Grünblau. Quirlige Bäche haben sich so durch die Berge gefräst, dass in Ufernähe noch genug Platz blieb für sanft ansteigende Routen. Schon das breite Kiesbett der oberen Isar wirkt so urwüchsig naturbelassen, dass etliche Ausflügler gar nicht weiter ins Gebirge vordringen. Der einst impulsive Fluss hat Kiesbänke aufgeschüttet und Bäume quergelegt, er hat Brücken weggerissen und Flöße bis zur Donau getragen.
Heute tut die obere Isar so etwas kaum noch. Es ist Naturschützern zu verdanken, dass im Sommer nicht ihr gesamtes Wasser durch einen Stollen in den Walchensee und dessen Wasserkraftwerk fließt. Doch selbst die teilentwässerte Isar glitzert noch so verlockend glasklar und hellblau, dass Badestopps nur an der Vernunft scheitern: Auch die motorisierten Münchner hören den Lockruf der Wildnis, weshalb es am Wochenende gilt, Wallgaus Standortvorteil zu nutzen und schon loszufahren, wenn die Tagesausflügler noch zum Frühstückstisch tapsen.
Wenn sich am Ende der welligen Mautstraße bei Vorderriß der Rißbach in die Isar mengt, reicht die Wassermenge in ruhigen Passagen schon für ein tieferes Türkis. Doch statt sofort dem Weg des tiefsten Blaus zu folgen, verführt uns der Anstieg in die Eng, die längste und wohl schönste Sackgasse des Karwendelgebirges. 25 Kilometer weit dringt das Sträßchen ins Gebirge. Immer glasiger wird das Wasser des Rißbachs, immer steiler das helle Grau der kalkigen Berge. Der Kernbereich des Karwendel gehört schon zu Österreich und ist als Nationalpark ausgeschrieben. Die Straße hinein liefert uns mehr als 300 Höhenmeter, die vor lauter Staunen kaum auffallen. Am Ende weitet sich das Tal zu einem flachen Boden, auf dem vor senkrechten Felswänden mächtige Bergahorne wachsen.
Wir verlassen die Sackgasse bergab, während die motorisierten Münchner erst einwärts brummen, und folgen der Isar Richtung Flachland. Dort, wo die Ortschaften allmählich größer werden, greifen die Hände zurück zum Oberlenker – wir biegen ab in ein weites Seitental, die Jachenau. Noch eine dieser fantastisch unpraktischen Straßen. Ungefähr in dem Moment, in dem wir durch die Zigarren-Qualmwolke des Mautkassierers auf den tief-grünen Walchensee zurollen, muss sich oben im Wald ungefähr dieser Dialog abgespielt haben: »Lass’ ma’s guat sei für heid!« (Förster). »Jo. Gemma auf a Bia.« (Jäger).
INFORMATIONEN
ANREISE
AUTO
Von München auf der A95 Richtung Garmisch-Partenkirchen, Ausfahrt 10 Murnau / Kochel, weiter auf der B11 bis Wallgau.
BAHN
Mit der Regionalbahn von München nach Klais (ab dort sechs km mit Bus oder Rad) oder von München mit der Regionalbahn nach Kochel, ab dort weiter mit dem Bus (Fahrradmitnahme wenn Platz ist).
UNTERKUNFT
WALLGAU
Hotel zur Post
Dorfplatz 6
Telefon 08825 / 9190
www.posthotel-wallgau.com
Fast 400 Jahre alter Traditionsgasthof der Familie Neuner mitten im Ort.
Empfehlenswerte Küche (DZ ab ca. 90 Euro).
ESSEN & TRINKEN
Typisch (ober)bayrische Schmankerl werden im Isarwinkel kredenzt. Weißwurst, die hier schon mal als »Geschwollene« auf den Tisch kommt, dazu ein deftiger Kartoffelsalat. Vorweg eine Aufg’schmolzene Breznsupp’n, vielleicht einen Obazda, danach einen Leberkäs, einen Schweinsbraten oder eine Haxe mit Knödeln und Blaukraut. Heruntergespült mit einem Weißbier, einem Hellen aus der Region oder einem »Russ« (Weißbier mit Zitronenlimo).
RESTAURANT-TIPP
WALLGAU
Die besten Kuchen und Torten weit und breit gibt es im Café Hexenkessel in Wallgau.
Dorfplatz 4
Telefon 08825 / 9219770
MITTENWALD
Ristorante Da Mamma Lucia
Italia pur in Oberbayern, im Sommer genießt man auf der Sonnenterrasse mit Blick auf die Gipfel des Karwendel. Untermarkt 22 Telefon 08823 / 5777 www.mammalucia.de
SEHENSWERTES
MITTENWALD
Naturinformationszentrum Karwendel
Neben der Bergstation der Mittenwalder Karwendelbahn ragt – einem Riesenfernrohr gleich – eine in Lärchenbohlen gehüllte Betonröhre über die Felskante in Richtung Westen hinaus. Innen erhält man Infos über den sensiblen Lebensraum Hochgebirge und einen fantastischen Tiefblick ins Isartal. Eintritt frei, Auffahrt mit der Karwendelbahn, Telefon 08823/9376760 www.bergwelt-karwendel.de
KOCHEL AM SEE
Franz-Marc-Museum
Modernes Museum mit Ausstellungen zur Künstlergruppe »Blauer Reiter« und anderen Werken des 20. Jahrhunderts. Infos unter Telefon 08851 / 924880 www.franz-marc-museum.de
FAHRRAD-SERVICE
LENGGRIES
Radl Rasti
Bahnhofsplatz 2
Telefon 08042 / 2902
www.radlrasti.de
BENEDIKTBEUREN
Radl-Shop Weissenbacher
Kocheler Straße 5
Telefon 08857 / 9731
www.radl-shop-weissenbacher.de
VERANSTALTUNGEN
Im nahe gelegenen Garmisch-Partenkirchen ist das Ziel des Race Across Germany, einer Extrem-Tour über 1100 km, die in Flensburg startet und zu Füßen der Zugspitze endet (www.raceacrossgermany.de).
INFOS
Tourist-Information Wallgau,
Mittenwalder Straße 8
82499 Wallgau
Telefon 08825 / 925050
www.alpenwelt-karwendel.de
KARTE
Kompass, Fahrrad- und Mountainbikekarte 3125,
Radkarte RK 3125 »Bad Tölz-Isarwinkel-Karwendelgebirge«, 1:70 000, 7,99 Euro
ROUTEN
GPS-Daten
Touren-Daten zum
kostenlosen Download
(GPX-Format)
unter
WWW.TOUR-MAGAZIN.DE
in der Rubrik »Touren«
Webcode #18301
TOUR 1
VORDERRISS
(südlich von Vorderriß bei
Km 18,5 und 58, 3)
Oswaldhütte
Brotzeit und Kuchen
Telefon 0170 / 2109959
TOUR 2
WACKERSBERG (Km 44,5)
Altwirt
Dorfstraße 1
Telefon 08041 / 4812
www.altwirt-wackersberg.de
SCHLEHDORF (Km 80,8)
Fischerwirt
Unterauer Straße 1
Telefon 08851 / 484
www.fischerwirt-schlehdorf.de
TOUR 1
BAYERISCHE DELIKATESSEN
Kilometer 118
Höhenmeter 1200
max. Steigung 9 Prozent
Gleich drei Privatstraßen mit Pkw-Mautpflicht schlängeln sich durch das spärlich besiedelte, spektakulär schöne Karwendel. Dessen Schönheit schätzen viele. Spätestens um halb zehn sollten Ruheliebende Vorderriß passiert haben. Der Anstieg zum Ahornboden beträgt etwa 400 Höhenmeter, die sich komfortabel auf 25 Kilometer verteilen. Auch sonst sind die Steigungen immer moderat. Tipp: Badehose einpacken und im eiskalten Walchensee schwimmen.
KM |
ORT | RICHTUNG |
0 Start |
Wallgau Ortsmitte, Hotel Post | Norden, am Ortsende rechts: Mautstraße Vorderriß |
13,7 rechts |
Vorderriß, Brücke | Hinterriß, Ahornboden |
38,4 umkehren |
Gasthof Eng | in Vorderriß rechts: Lenggries |
73,4 rechts |
Staumauer Sylvensteinsee | Achensee, nach Staumauer gleich links in Radwegtunnel Richtung Lenggries |
83,7 rechts |
Abfahrt von B 13 | Wegscheid; Isar überqueren und links nach Jachenau, danach der Walchensee-Mautstraße folgen |
112,0 links |
Einmündung | Wallgau (B 11) |
117,8 Ziel |
Wallgau Ortsmitte |
TOUR 1
SCHLEICHWEGE ZUM KESSELBERG
Kilometer 108
Höhenmeter 820
max. Steigung 12 Prozent
Nach Jachenau schlängeln sich zwischen Lenggries und Penzberg verkehrsarme Sträßchen zwischen schmucken Gehöften. Kurz vor Schluss geht’s noch mal bergauf: Die 240 Höhenmeter der Kesselbergstraße steigen allmählich und abwechslungsreich an. Auf der (in Gegenrichtung) vielleicht geschmeidigsten Serpentinenstrecke Oberbayerns bremsen höchstens Touristenautos den Spaß.
KM |
ORT | RICHTUNG |
0 Start |
Wallgau Ortsmitte, Hotel Post | Norden (B 11) |
6,0 rechts |
Abzweig | Mautstraße Jachenau, geradeaus im Kreisel (Km 36,5): Bad Tölz |
40,9 links |
Steinbach | Wackersberg, nach 700 m links, direkt hinter einem Bauernhof rechts |
44,4 links |
Wackersberg, Einmündung | nach 300 m (Statue) links |
48,5 geradeaus |
Kreuzung nach Brücken-Unter querung | nächste Einmündung (Km 50,5) links |
52,3 links |
Abzweig | Radroute »BadHeilbrunn« |
58,5 rechts |
Bad Heilbrunn, Einmündung | Oberenzenau (B 472), am Ortsausgang rechts: Langau (Radweg), an Kreisel und Einmündung nach Penzberg |
66,6 links |
Penzberg, Kreuzung | Sindelsdorf, dort: via Kleinnach Großweil |
77,7 links |
Großweil, Kreuzung | Schlehdorf, nach 450 m links: Unterau |
80,9 links |
Schlehdorf, Einmündung | via Kochel zurück |
108,0 Ziel |
Wallgau Ortsmitte |
WENIG TEUFLISCH, EHER HIMMLISCH ENTSPANNT – SO IST DAS RADFAHREN IM TEUFELSMOOR BEI BREMEN. IN EINER NORDDEUTSCHEN BILDERBUCHLANDSCHAFT, IN DER AUCH DIE KÜNSTLERKOLONIE WORPSWEDE LIEGT.
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