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Nr. 240

– ATLAN exklusiv Band 101 –

 

Sklaven aus der Retorte

 

Auf Kledzak-Mikhon ist die Hölle los – die Geschöpfe der Bio-Ingenieure rebellieren

 

von Dirk Hess

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Gegenwärtig ist Atlan allerdings nicht in der Lage, an diesem Kampf mitzuwirken, da die ISCHTAR, sein Raumschiff, mitsamt Besatzung übernommen wurde – übernommen durch Akon-Akon, den Psycho-Tyrannen, gegen dessen Befehle es keine Auflehnung gibt.

Nachdem Akon-Akon den Kristallprinzen und Fartuloon auf dem Planeten Ketokh zurückgelassen hat, zwingt er die Besatzung der ISCHTAR, Kledzak-Mikhon anzusteuern, die Welt der Loghanen.

Aber auch Atlan und Fartuloon gelangten durch das Eingreifen des Magnortöters dorthin – und sie geraten in einen Hexenkessel. Die Loghanen rebellieren, die nichts anderes sind als SKLAVEN AUS DER RETORTE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Akon-Akon – Der Herr der ISCHTAR geht in den Hexenkessel der Transmitterwelt.

Atlan, Ra, Fartuloon, Vorry und Karmina Arthamin – Akon-Akons Begleiter.

Snayssol – Ein »Erbe«.

Rassafuyl und Tamoyl – Herrscher von Kledzak-Mikhon.

Gemmno Làs-Therin – Ein Bio-Inspektor der Akonen.

1.

Atlan

 

»Wir hätten den Jungen erschießen sollen«, stieß Ra düster hervor.

Ich sah den dunkelhäutigen Barbaren durchdringend an. Ich verstand seine Reaktion. Ra war ein Mann der Tat. Seine Aktionen waren kompromisslos und hart. Er war und blieb der Barbar, den arkonidische Raumfahrer von einem steinzeitlichen Planeten entführt hatten. Der gezackte Langspeer passte besser in seine Faust als der arkonidische Blaster.

Dennoch mochten wir ihn. Wir, das waren Fartuloon, Vorry und Karmina Arthamin. Wir hatten unglaubliche Abenteuer miteinander bestanden, und so etwas schmiedete uns zusammen.

»Akon-Akons Tod wäre keine Lösung«, widersprach ich. »Der Tod ist niemals eine Lösung.«

Ra lachte kehlig auf.

»Philosophisches Geschwätz, Kristallprinz! Nachsicht ist keine Tugend, sondern eine Schwäche!«

Das war eine eindeutige Rüge. Ich nahm sie hin, ohne zu reagieren.

Fartuloon war unserem Gespräch grinsend gefolgt. Er lehnte mit dem Rücken am Schaltpult und polierte sein Skarg.

»Eine Frage, Ra ... weißt du überhaupt, wie alt Akon-Akon ist?«

Der Barbar blickte den Bauchaufschneider irritiert an.

»Niemand kennt das Alter des Jungen. Er kann schon jahrhundertelang in der versunkenen Stadt auf Perpandron gelegen haben.«

»Das wollte ich damit sagen«, ergänzte der Bauchaufschneider seine Frage. »Akon-Akon könnte aus einer Zeit stammen, über die wir kaum noch Unterlagen besitzen.«

Wir sahen den geheimnisvollen Jungen nachdenklich an.

Akon-Akon lag reglos auf der Pritsche. Seit ihn der Überschlagblitz getroffen hatte, starrten seine großen, roten Augen glanzlos ins Leere. Von einer Sekunde zur anderen war der Suggestivblock von den Gehirnen der Besatzungsmitglieder gewichen.

Im schmalen, aber dennoch sehr edel wirkenden Gesicht des Jungen regte sich nichts. Er glich einer kunstvoll modellierten Statue. Seine Lebensprozesse hatten sich derart verlangsamt, dass niemand das leichte Heben und Senken seines Brustkorbs wahrnahm. Beide Hände hielt er eng an den Körper gepresst, so dass man die Sternsymbole, die auf den Handflächen schimmerten, nicht erkennen konnte.

»Der Knabe hat uns hart zugesetzt«, sagte Fartuloon mit einem sarkastischen Unterton. Der Bauchaufschneider schob das Skarg in die Scheide zurück. »Ich vergesse nicht so schnell, dass er unsere Besatzung zum Start von Ketokh zwang, obwohl er wusste, dass wir nicht an Bord waren.«

Fartuloon streifte noch einmal die Ereignisse der letzten Wochen.

Ich musste zugeben, dass ich selbst überrascht war, wie reibungslos unsere Rückkehr zur ISCHTAR verlaufen war. Ohne die Hilfe Klinsanthors wäre das nicht gegangen.

»Solange er sich in diesem merkwürdig starren Zustand befindet«, sagte ich nachdenklich, »haben wir nichts zu befürchten.«

Fartuloon machte ein düsteres Gesicht.

»Das kann jeden Augenblick vorbei sein. Der Junge besitzt übersinnliche Fähigkeiten und Kräfte. Jeder andere hätte durch den Überschlagblitz das Leben verloren. Er aber liegt friedlich hier und schläft.«

»Schläft er wirklich?«, fragte ich den Bauchaufschneider scheinheilig.

Fartuloon kratzte sich am Bart. Bei jeder Bewegung klirrte das Skarg gegen seinen Instrumentengürtel.

»Schlaf oder kein Schlaf«, stieß er kehlig hervor. »Was spielt das schon für eine Rolle? Hauptsache, er zwingt uns nicht wieder seinen Suggestivblock auf.«

»Ihr redet und redet«, tadelte uns Ra. »Dabei vergesst ihr ganz, dass Akon-Akon die ISCHTAR nach Kledzak-Mikhon steuerte. Niemand weiß, weshalb er hierher wollte. Zerbrecht euch lieber darüber den Kopf.«

Ich schaltete den Panoramabildschirm ein. Übergangslos erschien die grünlich schimmernde Kugel des Sauerstoffplaneten auf der Bildfläche. Drei große Kontinente unterbrachen das Blau der Ozeane. Dazwischen erschienen kleine Inseln als grüne Farbtupfer.

Ich rief mir die Daten des Planeten in Erinnerung.

Die Schwerkraft betrug 1,1 Gravos. Die mittlere Temperatur lag bei dreißig Grad. Die Eigenrotation betrug knapp vierunddreißig Stunden. Es gab keine Monde. Die ersten Aufnahmen hatten uns gezeigt, dass dort unten eine reiche Flora und Fauna existierte. Die Vielfalt der Arten verblüffte uns immer wieder aufs neue.

Bei unserem kurzen Zwischenspiel auf dem Planeten hatten wir nicht viel davon mitbekommen. Wir waren praktisch nur in der Riesenstadt umhergehetzt.

Fartuloon blendete gerade die Ausschnittvergrößerung für Poal-To ein. Die Stadt war riesig. Sie bedeckte ein Areal von ungefähr sechzig Quadratkilometern. Wohntürme von dreihundert Meter Höhe waren keine Seltenheit. Gleiterstraßen und geschwungene Rohrbahnanlagen ergänzten das Bild. Und nach allem, was wir von Poal-To wussten, war es das Zentrum eines weitverzweigten Transmitternetzes.

»Die Stadt ist eindeutig akonischen Ursprungs«, wiederholte Fartuloon eine bereits früher geäußerte Vermutung.

Ich senkte den Blick. Ich erinnerte mich nur dunkel an die Erzählungen meines Vaters. Darin war oft die Rede von den Befreiungskriegen gewesen. Das war schon so lange her, dass diese Kriege heute nur noch in Legenden erwähnt wurden.

Niemand wusste, wohin die Akonen verschwunden waren!

Ursprünglich waren wir ein Volk gewesen. Unsere Technik hatte den gleichen Ursprung. Die Trennung, also die Aufspaltung in Arkoniden und Akonen, war meines Wissens nach nicht abrupt erfolgt, sondern das Resultat einer jahrhundertelangen Entwicklung gewesen. Den Schlussstrich unter die galaktische Tragödie hatten die Befreiungskriege gesetzt.

Es war für mich faszinierend und gespenstisch zugleich, jetzt unverhofft auf Zeugen der akonischen Geschichte zu stoßen.

Kledzak-Mikhon war zweifellos ein Planet der Akonen.

Das Unheimliche daran war die Tatsache, dass es auf dem Planeten keine Akonen mehr gab. Die Städte waren dennoch bewohnt. Die automatischen Fabriken arbeiteten, und das Transmittersystem stand unter Energie.

Wir nannten die Stadtbewohner einfach »Grünpelze«. Einer von ihnen befand sich an Bord. Ra und zwei von unseren Technikern hatten ihn während eines tollkühnen Einsatzes vor seinen Artgenossen gerettet.

Durch die Hilfe eines automatischen Translators gelang uns die Kommunikation mit dem Grünpelz. Er nannte sich Snayssol, und seine Rasse bezeichnete er als Loghanen. Sie bevölkerten alle drei Kontinente. Sie benutzten die akonische Technik mit einer verblüffenden Naivität. Sie taten sogar so, als hätten sie die komplizierten Maschinen entwickelt.

Snayssol sprach dabei von geheimnisvollen Ahnen, die jene Städte konstruiert hätten. Wohin ihre Raumschiffe verschwunden waren, hatte er uns nicht verraten können. Der Raumhafen von Poal-To war leer. Er bot Platz für eine ganze Kriegsflotte und schien nur darauf zu warten, dass die »Ahnen« zurückkehrten. Die Loghanen waren im Grunde nur Nutznießer des akonischen Erbes. Sie waren unfähig, auch nur die kleinsten Reparaturen auszuführen.

»Jetzt weiß ich auch, warum Ra die Grünpelze so liebt«, rief Fartuloon und grinste dabei übers ganze Gesicht. Er spielte auf die Rettungsaktion an, bei der Ra den Loghanen vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

»Drück dich deutlicher aus«, verlangte Ra.

»Die Grünpelze«, begann Fartuloon ohne Umschweife, »spielen wie Kinder mit der Technik der Akonen. Sie veranstalten zum Beispiel die Spiele der Schwarzen Tore. Das ist wirklich das Absurdeste, was ich jemals kennen gelernt habe.«

Ich erinnerte mich an den Bericht des Loghanen.

Er hatte uns erzählt, dass in regelmäßigen Abständen Tausende von Loghanen durch die Transmitterkette geschickt wurden. Dabei mussten sie gegen wilde Tiere und Naturgewalten kämpfen, präparierte Fallen überwinden und sogar das Risiko eingehen, von fehlgeschalteten Transmittern für alle Zeiten in die fünfte Dimension geschleudert zu werden.

»Ich verstehe immer noch nicht ganz«, meinte Ra scheinheilig, »weshalb du mich mit diesen Grünpelzen in Verbindung bringst.«

»Du hast Mitleid mit Snayssol gehabt. Stimmt das?«

»Ja!« Die Antwort Ras kam wie aus der Pistole geschossen.

»Siehst du«, erwiderte Fartuloon. »Du hast dich unbewusst mit dem Grünpelz identifiziert. Versuch dir vorzustellen, die Arkoniden hätten auf deinem Heimatplaneten eine ähnlich perfekte Technik hinterlassen wie die Akonen auf Kledzak-Mikhon. Wie hättet ihr euch verhalten? Ich kann es dir genau beschreiben. Ihr hättet die wilden Tiere nicht mehr mit dem Faustkeil, sondern mit einem Blaster getötet. Ihr hättet mit der Zeit herausgefunden, dass man weite Strecken ohne Zeitverlust durch die Transmitterkette überwinden kann ...«

»Ja, das wäre die logische Extrapolation deiner Annahme«, gestand der Barbar dem Bauchaufschneider zu.

»Das Entscheidende kommt noch«, fuhr Fartuloon fort. »Die Beherrschung einer solchen Supertechnik lässt sich relativ leicht erlernen. Viele Prozesse werden durch Knopfdruck eingeleitet. Schwierig wird es erst, wenn diese Dinge ausfallen. Ich frage dich, Ra ... könnten deine Stammesbrüder einen defekten Transmitter reparieren? Vorausgesetzt natürlich, die Instrumente stünden ihnen zur Verfügung.«

Ra schüttelte energisch den Kopf.

»Nein, das könnten sie ganz bestimmt nicht.«

»Genauso verhält es sich mit den Loghanen dort unten. Sie benutzen die Transmitter, können sie aber weder weiterentwickeln noch reparieren, wenn es einen Defekt gibt.«

Das leuchtete uns allen ein. Aber damit war noch längst nicht das Rätsel der Herkunft jener Grünpelze gelöst. Auf den ersten Blick konnte man sie für wilde Tiere halten. Doch der Augenschein trog. Die Loghanen besaßen eine differenzierte Sprache, und wenn man von ihren mörderischen Kampfspielen absah, hatten sie ein funktionierendes Staatswesen entwickelt.

»Schade, dass uns Snayssol nichts über den Ursprung seiner Rasse verraten konnte«, sagte ich.

»Vielleicht wollte er das nicht«, vermutete Fartuloon. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Loghanen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Akonen standen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie für die Akonen Söldnerdienste leisteten.«

»Das sind Spekulationen, die durch nichts bewiesen wurden«, rief ich.

Bevor ich näher auf die Vermutungen des Bauchaufschneiders eingehen konnte, summte der Interkom. Auf dem Bildschirm erschien ein Farbwirbel, und wenig später sah uns Snayssol verwirrt an.

»Snayssol«, stieß ich überrascht hervor. »Was gibt's? Ich denke, du liegst im Heilschlaf!«

Der Loghane räusperte sich knurrend. Auf den ersten Blick sah er tatsächlich wie ein Tier aus. Grünlich schimmernder Pelz umgab seinen ganzen Körper. Die Augen standen schräg wie bei einem arkonidischen Voger. Seine Ohren ragten seitlich spitz in die Höhe, und die schwarze Schnauze war abgeplattet.

Ein Gelatine-Verband spannte sich über seiner verletzten Schulter. Die Wunde war fast verheilt.

»Ich wollte euch nicht stören«, kam die bellende Stimme des Loghanen aus dem tragbaren Translatorgerät.

»Du störst uns nicht«, entgegnete ich milde. »Brauchst du irgend etwas?«

Der Loghane schüttelte den Kopf. »Ich habe Angst ... schreckliche Angst!«

 

*

 

Fartuloon stieß geräuschvoll die Luft aus. Er trat neben mich und sah den Grünpelz prüfend an.

»Hast du Schmerzen? Heraus mit der Sprache, Snayssol ... was bedrückt dich? Du bist unser Gast, also kannst du dich uns bedingungslos anvertrauen.«

»Ich weiß nicht, wie ich es euch erklären soll«, begann der Loghane stockend. Er schien mit sich zu ringen, ob er uns seine geheimen Befürchtungen mitteilen sollte. Seine anfängliche Scheu vor uns unbepelzten Wesen hatte er anscheinend noch nicht ganz überwunden. »Es ist nicht wegen euch ... ich fürchte mich vor dem schlafenden Jungen.«

Das war es also! Ich warf Fartuloon einen überraschten Blick zu.

»Akon-Akon kann dir nichts tun, Snayssol. Er erhielt eine Betäubungsspritze. Das Mittel hält lange an. Du kannst also beruhigt sein.«

Der Loghane schüttelte den Kopf. Man sah ihm seine Erregung deutlich an.

»Ich habe Angst«, wiederholte er. »Ich fühle es ganz deutlich. Der Junge hasst mich, weil ich unvollkommen bin. Nur die Ahnen sind vollkommen. Und er ist ein Ahne.«

Ich stutzte. Snayssol hatte schon mehrfach von den »Ahnen« gesprochen, die seinen Planeten einst verlassen hatten, und auf die viele Erben noch heute warteten. Zuerst hatte er mich und Fartuloon für seine »Ahnen« gehalten. Doch nachdem er mehr über uns und die ISCHTAR erfahren hatte, verlagerte sich seine Angst auf Akon-Akon.

»Wie geht es deiner Schulter?«, wechselte ich abrupt das Thema. »Wenn du noch Schmerzen hast, schicke ich dir ein Medikament.«

Snayssol starrte uns verzweifelt an.

»Ich habe keine Schmerzen«, tönte es aus dem Translator, der das loghanische Idiom ohne messbaren Zeitverlust ins Arkonidische übersetzte. »Ich habe Angst.«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Da kann ich dir auch nicht helfen, Snayssol. Es wird wohl besser sein, wenn wir dich wieder nach Poal-To zurückbringen.«

Plötzlich sprang der Loghane aus der Bilderfassungs-Optik. Sein Körper krümmte sich wie unter unvorstellbaren Schmerzen zusammen. Wir hörten ein tierisches Heulen und Knurren. Anscheinend hatte er den Translator durch seine ungeschickten Bewegungen ausgeschaltet.

»Snayssol«, stieß ich barsch hervor. »Was ist los?«

Fartuloon packte mich derb am Oberarm. Ich drehte mich um und sah den Bauchaufschneider fragend an.

»Akon-Akon«, sagte mein Lehrmeister lakonisch.

Ich warf einen Blick auf die Pritsche, auf der Akon-Akon ruhte. Der Junge hatte sich bewegt. Seine Handflächen, auf denen die geheimnisvollen Sternsymbole schimmerten, deuteten auf sein Gesicht. Die Ellenbogen waren leicht angewinkelt.

»Das Betäubungsmittel lässt nach«, presste der Bauchaufschneider hervor. »Wie konnte der Loghane das nur spüren? Der Bursche liegt doch ein paar Etagen von uns entfernt in der Medostation!«

Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht war die Psychomotorik der Loghanen sensibler als wir angenommen hatten.

Du musst handeln, wisperte mein Extrasinn beunruhigend. Wenn der Junge seine Aktionsfähigkeit wiedererlangt, ist die ISCHTAR in Gefahr. Du weißt immer noch nicht, was Akon-Akon auf Kledzak-Mikhon sucht.

Akon-Akon starrte immer noch zur Decke empor. Seine Lippen zuckten, und die Arme bewegten sich noch näher an sein Gesicht heran. »Täusche ich mich«, flüsterte ich, »oder leuchten die merkwürdigen Tätowierungen auf seinen Handflächen tatsächlich?«

Fartuloon machte ein paar Schritte auf die Pritsche des Jungen zu.

»Sieht so aus«, rief der Bauchaufschneider.

Ich wurde aus dem Ganzen nicht mehr schlau. Akon-Akon war uns mehr als nur ein Rätsel. Seit wir ihn in der versunkenen Stadt von Perpandron gefunden hatten, waren die exzentrischen und unverständlichen Reaktionen des Jungen nicht abgerissen.

Ra sprach im Grunde das aus, was wir alle dachten: »Ihr seid Narren! Erwartet ihr etwa immer noch, dass euch der Bengel über seine Herkunft aufklärt, oder dass er euch zu kosmischen Schätzen führt? Glaubt mir, bei der erstbesten Gelegenheit wird er euch alle ans Messer liefern.«

»Wir müssen ihn noch einmal betäuben«, rief ich.

Fartuloon nickte. Er stellte die Verbindung zu Karmina Arthamin her, die in der Medostation arbeitete. Während der Bauchaufschneider in wenigen Sätzen berichtete, was vorgefallen war, stieß Akon-Akon die ersten verständlichen Worte aus.

»Die Unwürdigen ... ausrotten ... vernichtet die Unwürdigen!«

Die akustische Verbindung zu Snayssol bestand immer noch. Der Loghane bekam also alles mit, was sich in der Zentrale abspielte. Auf der anderen Seite dröhnten die Angstlaute des Loghanen aus dem Lautsprechersystem der Zentrale.

»Ertrage ... die Unwürdigen nicht«, kam es tonlos über Akon-Akons Lippen.

»Wen er damit wohl meint?«, fragte Fartuloon ratlos.

Ra schien die verwirrende Lage durchschaut zu haben.