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Nr. 210

– ATLAN exklusiv Band 71 –

 

Die Hexe von Yarden

 

Sie kommt aus der Eisigen Sphäre – sie ist eine Unsterbliche

 

von Dirk Hess

 

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In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.

Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.

Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos.

Den Verschollenen wiederzufinden, ist Ischtars vordringliche Aufgabe. Zusammen mit Atlans Kameraden Fartuloon, Corpkor und Eiskralle versucht die Goldene Göttin in ihrem Doppelpyramidenschiff, den Mikrokosmos zu erreichen.

Sie ahnt, dass ihr Geliebter in Gefahr ist. Sie weiß jedoch nicht, dass inzwischen eine Unsterbliche aus der Eisigen Sphäre auf Atlan Jagd macht – DIE HEXE VON YARDEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Crysalgira – Die beiden Arkoniden kämpfen um ihre Freiheit.

Karschkar – Die Hexe von Yarden.

Zaphiro, Terziul und Subbi Mirack – Karschkars Sklaven.

Yürgaam und Vaarny – Mitglieder eines Kommandounternehmens der Tejonther.

Chapat – Atlans Sohn.

1.

 

Name: Zaphiro

Bezeichnung: Dialogpartner

Kennzeichen: Emotionsverstärker

Lebenserwartung: Unbegrenzt

Besitzer: Karschkar

 

Seine Augen waren braun. Sie wirkten auf den Betrachter ungemein vertrauenerweckend. Sein schwarzes Haar fiel in weichen Wellen über die Schultern herab. Er war fast zwei Meter groß. Alles an ihm verriet Kraft und Konzentration. Die metallische Kombination spannte sich wie eine zweite Haut über seinem Körper.

Zaphiro durfte keine Waffen tragen.

Er war ein Mann, dem sich jede Frau bedenkenlos anvertraut hätte. Er strahlte ein beruhigendes Gefühl aus, das sich sofort auf jeden anderen übertrug, der in seiner Nähe weilte.

Zaphiro sah nicht so aus, als könnte er jemals brutal und jähzornig sein. Seine Bewegungen wirkten elegant und beherrscht.

Zaphiro war vom Wohlwollen seiner Besitzerin Karschkar abhängig. Die Unsterbliche konnte ihn jederzeit vernichten. Sein Schicksal lag völlig in ihrer Hand.

Diese Tatsache machte ihn halb verrückt vor Angst.

Zaphiro wusste, dass seine Herrin sehr launisch war. Aber er konnte mit ihren Launen umgehen. Er besaß die ausgeprägte Fähigkeit, ihren Unmut oder ihren Zorn in wenigen Augenblicken in Freude und Wohlgefallen auflösen zu können.

Zaphiro war viel zu sanftmütig, um sich gegen die exzentrischen Wünsche Karschkars aufzulehnen.

Trotzdem dachte Zaphiro an Mord.

Nicht, dass er den Mord eiskalt plante. Er konnte nicht einmal daran denken, einen anderen kaltblütig zu töten. Er wollte nur nicht auf die Zuneigung seiner Herrin verzichten.

Ohne Karschkars Zuneigung gab es für ihn keine Existenzberechtigung. Er spürte immer dann eine innere Unruhe, wenn Karschkar einen anderen als ihn bevorzugte. Er wurde dann ständig von der Angst verfolgt, sie könnte ihn einfach aus dem Verkehr ziehen.

Zaphiros Befürchtungen erhielten zusätzliche Nahrung, als der Tejonthermischling Terziul an Bord kam.

Terziul hatte es in verhältnismäßig kurzer Zeit verstanden, sich Karschkars Gunst zu sichern. Der Tejonthermischling war anders als seine Rassegenossen. Er besaß einen gelben Pelz. Wenn man darüber hinwegstrich, knisterte es elektrisierend. Terziul war schlau. Er war der erste, der schon nach wenigen Stunden Karschkars Salon betreten durfte. Dort ließ er sich verwöhnen, trank Wein und programmierte die Schallpositronik mit eigenen musikalischen Kompositionen. Terziul hatte rasch durchschaut, dass Karschkar einsam war.

Die Unsterbliche wünschte sich ein Kind. Aber ihre Rasse war steril. Sie war erst spät in den Kreis der Unsterblichen aufgenommen worden. Ihre Haut war trotz mehrerer Schönheitsoperationen und Zellauffrischungen faltig. Daran mochte ihr Lebenswandel schuld sein. Vielleicht quälte sie sich auch zu sehr mit ihrem Schicksal herum.

Terziul sollte sie für einige Zeit davon ablenken. Der Tejonthermischling verstand sein Handwerk. Seine Redeweise war vornehm und gewählt. Er konnte aber auch fluchen wie ein Lopsegger. Seltsam, dass Karschkar seine Strategie noch nicht durchschaut hatte! Aber vielleicht verschloss sie ihre Augen nur vor der Wirklichkeit. Vielleicht genoss sie die Stunden mit dem Mischling. Terziul war der geborene Geschichtenerzähler. Wenn er in seiner blumenreichen Erzählweise ganze Raumfahrerepen vor Karschkar ausbreitete, hörte sogar Zaphiro fasziniert zu.

Der Kreuzzug nach Yarden war Terziuls Lieblingsthema.

Zaphiro hatte die Bildschirme seiner Kammer mit den Aufnahmeoptiken in Karschkars Salon heimlich synchron geschaltet. Jetzt lag er auf seiner Gussplastikliege und beobachtete seinen Nebenbuhler. Um ihn herum summten positronische Instrumente. Der ganze Raum war nicht ganz zehn Quadratmeter groß. Bis auf die Gussplastikliege enthielt er keinerlei Möbel oder Sitzmulden. Die Luft wurde durch einen Bodenschlitz angesaugt und durch einen Deckenfilter in den darüberliegenden Raum abgegeben. Wegen der positronischen Instrumente blieb die Temperatur konstant auf zwanzig Grad.

Es war nicht bequem, die ganze Zeit in diesem Raum zu verbringen. Aber Zaphiro machte sich nichts daraus. Der Wunsch nach mehr Komfort war noch niemals in ihm wachgeworden.

Zaphiro starrte auf die Bildschirme, die halbschräg unter der Decke hingen. Die Stimme Terziuls kam klar und ohne Verzerrungen aus dem kleinen Lautsprecher. Zaphiro hatte den Lautsprecher bei einem Rundgang aus dem Ersatzteillager mitgenommen. Karschkar wusste nichts davon. Und das war auch besser so. Es war ein Risiko für einen Dialogpartner, plötzlich Eigeninitiative zu zeigen.

Der linke Bildschirm übertrug Terziuls Gesicht. Der Tejonthermischling lehnte mit dem Rücken gegen Karschkars Brust. Eben kam Terziuls behaarte Rechte ins Bild. Sie beschrieb einen Halbkreis und senkte sich dann langsam auf Karschkars Arm herab.

»Ich frage mich immer wieder, ob wir Tejonther eigentlich etwas gegen euch Tropoythers unternehmen können«, kam es aus dem kleinen Lautsprecher.

Karschkars dunkle Stimme verriet Belustigung.

»Das würde euch schlecht bekommen, Terziul. Der Kreuzzug nach Yarden ist eine Einrichtung, die aus unserem Lebenszyklus nicht mehr wegzudenken ist. Unsere ganze Lebensweise, was sage ich ... die Lebensart eines ganzen Universums richtet sich nach diesen Kreuzzügen. Ich habe deine Geschichten genossen, Terziul, aber ich wünsche keine Kritik mehr an tropoythischen Institutionen.«

Der Mischling wusste, dass er sich zu diesem Thema nicht mehr äußern durfte. Er würde die Wahrheit über die Kreuzzüge nach Yarden ohnehin nicht herausbekommen. Die Tropoythers bewahrten ihr Geheimnis.

Zaphiro blickte auf den anderen Bildschirm, auf dem Karschkars Gesicht eingeblendet wurde. Diesmal trug sie die Haare hochgesteckt. Sie hatte eine grellrote Farbe aufgetragen, die ihrem faltigen Gesicht einen jugendlichen Ausdruck verlieh.

Terziul ließ es sich gefallen, dass Karschkar langsam über seinen gelben Pelz strich. Das elektrisierende Knistern bereitete der Tropoytherin großes Vergnügen. Sie lächelte weltvergessen. Ihre schweren Augenlider senkten sich langsam.

Terziul begann mit einem alten tejonthischen Märchen.

Zaphiro lauschte der Geschichte. Er wäre zwar lieber zu Karschkar geeilt, um Terziuls Platz einzunehmen, aber das war ausgeschlossen. Ohne den ausdrücklichen Wunsch seiner Herrin durfte er den Salon nicht betreten. Er wartete vergeblich auf das schrille Summen des elektronischen Melders. Das Gerät blieb stumm.

Und so lauschte er weiter der Erzählung des Tejonthermischlings. Die Geschichte lenkte ihn genauso von seinen Problemen ab, wie sie Karschkars Einsamkeit für wenige Augenblicke durchbrach.

Terziul sprach von der Sehnsucht aller Tejonther, das ewige Leben zu erringen. Unzählige Tejonther waren schon ausgezogen, um den Gral des Lebens zu erringen.

Für Terziul war es bestimmt ein eigenartiges Gefühl, seine Zeit neben einer Unsterblichen zu verbringen. Aber er durfte nicht damit rechnen, in den Kreis der unsterblichen Tropoythers aufgenommen zu werden. Das würde einem Fremdrassigen niemals gelingen. Die Tropoythers – oder Varganen – liebten die Exklusivität der Rasse. In diesem Universum spielten sie die führende Rolle. Sie waren in den Augen der anderen Raumfahrer Götter. Es gab keine Rasse, die mächtiger als die der Tropoythers war.

»Erzähle mir mehr von Vruumys, dem Sucher des Lebens!«, verlangte Karschkar. Sie hatte den Namen dieses tejonthischen Raumfahrers schon öfter gehört. Jetzt interessierte es sie brennend, was aus dem Bepelzten geworden war.

»Niemand weiß, was aus Vruumys geworden ist«, begann Terziul. »Er kann das ewige Leben gefunden haben, er kann aber auch gestorben sein.«

»Ich will keine Geschichten über den Tod hören.«

Terziul lächelte unsicher.

»Wie meine Herrin es wünscht! Ich werde vom Leben erzählen. Ich werde die Mysterien des Heiligen Grals vor dir ausbreiten, wie ich sie erfahren habe. Das Leben ist vielfältig. Genauso vielfältig und schillernd sind die Geschichten, die sich um die Erringung des ewigen Lebens ranken.«

Zaphiro empfand überhaupt nichts dabei, als Terziul vom ewigen Leben sprach. Zaphiro war unsterblich. Jedenfalls solange, wie es seiner Herrin gefiel, ihn am Leben zu lassen. Sie konnte seine Existenz jederzeit auslöschen. Dabei war es nun egal, ob er unsterblich oder sterblich war. Ein Knopfdruck genügte, um ihn für immer in das grauenvolle Nichts des Todes stürzen zu lassen.

Zaphiro richtete sich kurz auf. Es war seltsam, dass sein Gesicht die Gedanken widerspiegelte, die ihn bewegten. Sekundenlang flackerte ein unstetes Feuer in seinen braunen Augen. Dann war er wieder ruhig und legte sich langsam in die ausgestanzten Höhlungen seiner Gussplastikliege.

Terziuls melodisch klingende Stimme kam aus dem Lautsprecher.

»Vruumys verfolgte vor allen Tejonthern dieses Zeitalters verbissen jede Spur, die auf den Heiligen Gral des ewigen Lebens hindeutete. Er landete auf unerforschten Planeten. Er schlug sich durch die Hölle kriegerischer Zivilisationen. Ihm war keine Anstrengung zu gering, um endlich das ersehnte Ziel zu erreichen. Vruumys' frühe Abenteuer wurden auf Magnetkassetten geprägt. Nach seinen Berichten flimmern diese Abenteuer über die Bildschirme der Tejonther. Vruumys ist bei allen beliebt. Er versteht es, kosmische Theorien über den Ursprung allen Seins mit spannenden Erlebnisberichten zu verknüpfen. Es wäre ein großer Verlust für die tejonthische Unterhaltungsindustrie, wenn Vruumys tot ist.«

Karschkars Stimme gellte durch den Salon. Sie war böse geworden, weil Terziul schon wieder den Tod erwähnt hatte.

»Ich könnte vergessen, was für ein perfekter Geschichtenerzähler du bist, Terziul! Was das heißt, kannst du dir sicher vorstellen. Ich mag es nicht, wenn man meine Wünsche ignoriert.«

Terziul nickte bedächtig und schmiegte sich unterwürfig an Karschkars Brust. Das schien die Tropoytherin ein wenig zu beruhigen. Sie forderte ihren Gespielen auf, eine Geschichte von Vruumys, dem legendären Raumfahrer der Tejonther, zu erzählen.

Zaphiro, der das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgt hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Innerlich hoffte er, dass Terziul noch einmal einen Fehler machte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der verhasste Nebenbuhler durch eine Ungeschicklichkeit bei Karschkar in Ungnade fiel. Dann würde er, Zaphiro, wie ein Phönix aus der Asche des Vergessens aufsteigen, um seiner Herrin alle Wünsche von den Augen abzulesen.

Zaphiro nahm sich vor, Karschkar bei der ersten Gelegenheit über Terziuls mangelnde Emotionsfähigkeiten zu informieren. Es war einfach undenkbar, dass ein tejontherischer Mischling solche Qualitäten wie Emotionsverstärkung besaß. Darin war Zaphiro einzigartig. Und er kannte seine Fähigkeit. Er würde sie im Kampf um Karschkars Gunst skrupellos einsetzen. Er würde sogar ihre negativen Gefühle verstärken, wenn es Terziuls Schaden war. Irgend etwas in seinem Innern war zerbrochen. Er wusste nicht, was das war, aber es erzeugte in ihm ein Brennen. Dieses schreckliche Gefühl wuchs und wurde stärker. Einmal musste der Zeitpunkt gekommen sein, an dem sämtliche Hemmungen davon zerstört wurden.

Was dann geschehen würde, wagte Zaphiro sich nicht vorzustellen.

Zaphiro war ein Mann mit gepflegten Verhaltensweisen. Er würde niemals brutal reagieren. Er konnte nicht wissen, dass ein innerer Block wirksam verhinderte, dass er zum Mörder wurde. Er wusste nicht, dass Karschkar vorgesorgt hatte.

Ein schrilles Heulen riss ihn aus den Überlegungen. In der Zentrale des Raumschiffs wurde Alarm gegeben. Zaphiro sah, wie Karschkar ihren Gespielen vom Polster stieß.

Terziul wollte sich aufrichten, um vor Karschkar eine Verbeugung zu machen. Doch er berührte die Platte mit den Früchten so ungeschickt, dass sie vom Tisch rutschte. Die bunten Früchte kullerten über den weichen Flauschboden des Salons. Terziul murmelte eine Entschuldigung und beeilte sich, Karschkar den Weg freizumachen.

Das Heulen der Alarmsirene hielt unvermindert an.

»Du rührst dich nicht von der Stelle!«, rief Karschkar nervös. »Ich kann dich in der Zentrale nicht gebrauchen. Lass die Finger von den Instrumenten. Ich will nicht, dass du noch mehr durcheinanderbringst.«

Terziul ging ein paar Schritte voraus, um für Karschkar die Schiebetür zu öffnen.

Zaphiro verfolgte jede Bewegung seines Nebenbuhlers auf dem Bildschirm. Er konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich kam ihm eine Idee, wie er Terziul noch eins auswischen konnte.

Er hatte während seiner Wartezeit in der Aufenthaltskammer gelernt, die positronischen Schaltkreise zu manipulieren. Obwohl Zaphiro nie in seinem Leben Hyperphysik oder ein verwandtes Sachgebiet studiert hatte, verstand er die schwierigsten Zusammenhänge robotischer Logik.

Er verband blitzschnell zwei Kontakte und löste einen Spannungsabfall im Bereich des Salons aus. Die Automatik reagierte so langsam, dass der Schaden nicht innerhalb von drei Sekunden ausgeglichen werden konnte.

Grinsend sah Zaphiro, wie Terziul seine Rechte auf den Wärmekontakt neben der Schiebetür legte und sich verbeugte. Jetzt musste die Tür in die Wandöffnung gleiten, um Karschkar nach draußen zu entlassen.

Doch nichts dergleichen geschah.

Karschkar prallte mit dem Kopf gegen die Türfläche. Auf der faltigen Haut der Tropoytherin erschien ein rötlicher Fleck. Ihre Augenlider verzogen sich zornig. Sie schnappte nach Luft.

»Du elender Stümper! Du bist zu nichts zu gebrauchen.«

Terziul stammelte verlegen. Er konnte nicht begreifen, dass die Türautomatik ausgerechnet in diesem Augenblick versagt haben sollte.

Am anderen Ende der positronischen Überwachungsleitungen kicherte Zaphiro. Er löste die Kontakte wieder voneinander. Gespannt blickte er auf den Bildschirm.

Karschkar berührte den Wärmekontakt. Zischend öffnete sich die Tür. Sie ordnete ihre Frisur, die durcheinandergeraten war und ging nach draußen. Sie ließ einen ziemlich verwirrten Terziul zurück. Der Tejonthermischling konnte sein Pech einfach nicht begreifen. In seinem Innersten ahnte er, dass seine Zeit als Günstling Karschkars vorüber war. Er hatte Angst vor dem Augenblick, an dem Karschkar ihm den Laufpass geben würde. Es war bekannt, dass Tropoytherinnen dabei sehr skrupellos handelten. Sie konnte ihn jederzeit durch die Schleuse ins All stoßen. Mit oder ohne Raumanzug. Das hing von ihrer Laune ab. Wenn er Glück hatte, ließ sie ihm ein kleines Landungsboot, mit dem er den nächstgelegenen Planeten ansteuern konnte.

Alles in allem sahen die Zeiten für Terziul schlecht aus. Er hätte sich doch nicht bei Karschkar einschmeicheln sollen. Dann wäre ihm vieles erspart geblieben. Aber wie sollte ein mittelgroßer tejonthischer Mischling seinen Lebensunterhalt verdienen?

Er war ein Paria. Ein Ausgestoßener bei den Schwarzpelzen, die mit ihren Raumschiffen den Sternenraum durchquerten.

 

*

 

Das Doppelpyramidenschiff schwebte in zwölftausend Meter Höhe über einer Sauerstoffwelt. Weiße Wolkenfelder lockerten den Anblick der blauen Kugel auf. An einigen Stellen schimmerte es türkisgrün. Es gab nur wenige Kontinente dort unten.

Karschkar hatte keinen Blick für die Schönheit des Planeten.

Sie berührte mehrere Kontakte auf dem Schaltpult. Eine seelenlose Automatenstimme plärrte durch die Zentrale.

»Achtzehn tejonthische Einheiten in unmittelbarer Nähe der Gefühlsbasis! Energiepeilung in sechzig Grad Delta rot.«

Karschkar stieß die Luft geräuschvoll aus. Sie schürzte ihre bemalten Lippen. Sie wusste genau, was die Tejonther in der Gefühlsbasis suchten. Die Schwarzpelze wollten das Geheimnis der Kreuzzüge nach Yarden lösen. Sie hatten die Gefühlsbasis besetzt und analysierten die komplizierten Instrumente.

Karschkar lachte laut auf.

Das würde höchstens zur Vernichtung der tejontherischen Raumkommandos führen. Eine Gefühlsbasis ließ sich nicht so ohne weiteres knacken. Ein Wunder, dass die Tejonther von den Impulsen der Station noch nicht verrückt geworden waren. Vielleicht waren sie immun dagegen.