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Nr. 114

– Im Auftrag der Menschheit Band 107 –

 

Der Weltraumzirkus

 

Vorstoß ins Leere – die Mächtigen bewahren ihr Geheimnis

 

von Hans Kneifel

 

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Auf den Stützpunkten der USO, auf den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte September des Jahres 2842 – eines Jahres, dessen erste Hälfte recht turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen.

Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Es gibt im Augenblick weder im Bereich des Inneren noch im Bereich des Äußeren Schwierigkeiten von Bedeutung. Kein Wunder daher, dass Perry Rhodan, der Großadministrator, Staatsgeschäfte Staatsgeschäfte sein lässt und zusammen mit seiner Frau Mory Abro, der Regierungschefin von Plophos, zu einer Expedition in ein weit entferntes Sonnensystem aufgebrochen ist.

Dabei wäre, wie es sich plötzlich herausstellt, die Anwesenheit von Perry Rhodans Frau auf Plophos gerade jetzt dringend erforderlich! Denn Plophos, das zu einem Transplantationszentrum ersten Ranges geworden ist, wird von einer solchen Welle von Terrorakten heimgesucht, dass dem Stellvertretenden Obmann des Planeten nichts anderes übrigbleibt, als die USO zu alarmieren.

Ein seltsames Spezialisten-Team der USO nimmt die Arbeit auf und durchforscht die Organbanken des Planeten nach Spuren der Verbrecher, die für den Terror auf Plophos verantwortlich sind. Dann, urplötzlich, verlagern sich die Ermittlungen in das All – und auf den WELTRAUMZIRKUS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Nancy Chessare – Weibliches Mitglied eines seltsamen USO-Spezialistenteams.

Stuckey Folus und Thow Tanza – ›Pa‹ und ›Opa‹ verfolgen einen Weltraumzirkus.

Alvmut Terlahe – Leiter einer Untersuchungskommission.

Corm Damagger – Kommandant des USO-Forschungskreuzers GERAKINI.

Lenny – Ein Chefeinkäufer ist misstrauisch.

1.

 

»Ma« Nancy Chessare hatte sich vorgenommen, diesen Abend zu genießen. Allein und völlig entspannt, ohne Verpflichtungen. Bisher hatte sie es geschafft, der Hektik der Tage und der turbulenten Vorkommnisse ein paar Stunden abzugewinnen – auch heute. Nancy hatte ihr Haar waschen lassen und trug es jetzt in weichen, schulterlangen Wellen. Sie saß ausgestreckt in einer Ecke der überdimensionalen Couch ihres Apartments und ließ die Klänge der Musik auf sich einwirken.

Auf einem niedrigen Tischchen standen Gläser, Zigaretten, Aschenbecher und andere Kleinigkeiten. Nancy trug einen hautengen Freizeitanzug, der vor einer halben Stunde in der Halle des Hotels – das in Wirklichkeit ein Gästehaus der Administration von Plophos war – einen mittleren Aufruhr angerichtet hatte. Neben ihr lag ein großer Lesewürfel, auf dem Bilder und Texte sich langsam bewegten.

»Sehr schön, diese Ruhe!«, murmelte die USO-Spezialistin und dachte flüchtig an die beiden anderen Mitglieder der Familie, die diese kurze Zeitspanne zwischen den Aktionen sicherlich ebenfalls zu schätzen wussten.

Aber ... die Ruhe würde sicherlich nicht sehr lange anhalten.

Nancys Gedanken glitten zurück.

Die ausnehmend hübsche Spezialistin, zusammen mit Pa Folus und Opa Tanza auf diesem Planeten eingesetzt, befand sich wieder am Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen. Nach wie vor waren alle Organbanken geschlossen, aber in einigen Fällen wurde dennoch, höchst inoffiziell und unter strengster Geheimhaltung, operiert. So konnten trotzdem laufend wertvolle Menschenleben gerettet werden.

Nancy Chessare griff nach der Mokkatasse und trank einen Schluck. Dann roch sie an dem großen Glas, in dem ein Rest wohlriechenden Alkohols schwankte. Nancy hob das Glas an die Lippen, von denen sie wusste, dass ihr Anblick Stuckey Folus halb wahnsinnig machen konnte.

Abgesehen von der nervenaufreibenden Kleinarbeit, die jedem Spezialisten sehr wohl bekannt war, gab es in den letzten Tagen hier in New Taylor und auf dem Planeten Plophos keine größeren Zwischenfälle. Nach der kleinen Operation, in deren Verlauf Thow Tanzas Hautimplantat wieder durch seine normale Haut ersetzt worden war, kehrte Opas eigener, freier Wille wieder zurück. Aber über die Zeit, in der er unter dem Befehl einer fremden Macht gestanden hatte, konnte er keine Einzelheit berichten. So blieb die Absicht der Fremden im dunklen.

Es klirrte leise, als Nancy das leere Glas wieder abstellte. Dann griff sie zu der Dose, entnahm ihr eine lange Zigarette und setzte sie in Brand. Wieder wandte sich die Spezialistin ihrem Lesewürfel zu und blieb entspannt und ruhig. Sie hatte keinen Grund, der Ruhe zu misstrauen, aber dennoch tat sie es.

Langsam verstrichen die Minuten dieses späten Abends. Auch Opa und Stuckey würden diese Ruhe begrüßen.

Aber an anderen Stellen war die Ruhe trügerisch ...

Auf Plophos wurden ununterbrochen Ermittlungen angestellt. Alle interessierten Bürger und erst recht die Angehörigen der Sicherheitsbehörden versuchten, potentielle »Marionetten« festzustellen und in Sicherheit vor ihren rätselhaften Auftraggebern zu bringen. Man wusste genau, dass zumindest hier eine noch unbekannte Menge von ehemaligen Patienten neue Organe oder neue Körperteile trugen, die nur scheinbar vollwertiger Ersatz waren: Auch sie waren mit den Gallertkörnchen durchsetzt, in denen man die Empfänger unsichtbarer und unhörbarer Befehle vermutete.

Vor allem die vielen Dienststellen der Untersuchungskommission, die unter dem Befehl von Alvmut Terlahe standen, arbeiteten rund um die Uhr. Sie bemühten sich um die Aufklärung der Fälle, und sie versuchten, aus denjenigen Patienten etwas herauszuholen, die man in Schutzhaft gebracht hatte. Viel war es nicht, was man bisher in Erfahrung gebracht hatte ...

»Und noch immer ist der Obmann nicht verständigt!«, murmelte Nancy leise. Sie streifte die Asche der Zigarette ab und schloss die Augen.

Die »Familie« hatte es gegen den Widerstand der Terlahe-Kommission durchsetzen können, dass man sie sofort benachrichtigte, wenn ein Fall von dem abwich, was man inzwischen als normal definiert hatte.

Wie sollte das alles enden?

»Wenn ich mir die Folgen vorstelle«, flüsterte die rothaarige Schönheit. »Dann gerate ich in Panik!«

Jeder Tag, der ohne dramatische Vorkommnisse verstrich, war zugleich eine Atempause und eine unverhüllte Drohung. Die Ruhe vor dem wütenden Sturm! Noch immer bestand die Gefahr, dass eine große Masse von Menschen von einer Sekunde zur anderen einem »großen Unsichtbaren« gehorchte. Die Folgen waren vorstellbar – sie waren durchaus beschreibbar. Die Aussage mündete in die Formulierung, dass sich das Chaos eines Teiles der Galaxis bemächtigen würde.

Und mitten in diese Überlegungen hinein ging der Summer des Interkoms. Das Geräusch war fast so etwas wie eine Erlösung aus dem qualvollen Warten.

»Endlich!«, bemerkte Nancy lakonisch, drückte ihre Zigarette aus, schaltete den Lesewürfel ab und stand auf. Sie ging hinüber zu dem Bildschirm und drückte die bewusste Taste. Sie blinzelte überrascht, als sie Terlahe erkannte. Er sah wie der Überbringer einer Hiobsbotschaft aus, und überdies schien er eben mit einem unglaublichen Geschehen konfrontiert worden zu sein. Als sein Blick Nancy traf, machte er den schwachen Versuch eines Lächelns.

»Ich sehe, Sie sind noch nicht schlafen gegangen!«, sagte er. »Wir haben da eine Sache ...«

Nancy nickte verständnisvoll und richtete ihre Augen fragend auf den übermüdeten, nervösen Mann.

»Ich habe Ihren Anruf fast erwartet. Was ist geschehen?«

Terlahe sagte tonlos:

»Ein Mann ist explodiert. Bei der Explosion wurde eine Polizeistation halbwegs demoliert. Einige Verletzte.«

»Wo? Wann?«

Terlahe gab ihr die Adresse durch und sagte die Uhrzeit. Nancy notierte beides und erwiderte:

»Wir kommen. Ich verständige Folus und Tanza. In etwa fünfundvierzig Minuten sind wir an Ort und Stelle.«

»Es scheint ein aufwändiger Selbstmord gewesen zu sein. Meine Beamten sagen aus, dass ...«

Nancy winkte ab.

»Das alles lässt sich klären, wenn wir an Ort und Stelle sind. Wir werden ein ausgezeichnetes Labor und noch bessere Fachleute brauchen. Bitte, richten Sie es so ein, dass beides in Kürze zur Verfügung steht. Polizeieskorte?«

»Ja. Ich sage die Meldung an die Begleitfahrzeuge durch.«

Er nickte ihr grüßend zu, und unterbrach die Verbindung. Nancy wählte die beiden Zimmeranschlüsse ihrer Freunde, unterrichtete sie kurz von dem Vorgefallenen und verabredete sich mit ihnen in wenigen Minuten vor dem Ausgang des Gästehauses.

Vor dem Ausgang erwarteten sie zwei schwere Gleiter der städtischen Polizei. Opa nickte ihnen zu und schwang sich hinter das Steuer ihres neuen Dienstfahrzeugs. Die Lichter der Begleitgleiter flammten auf und begannen sich zu drehen. Der Lichtschein huschte über die grünen Gewächse um das Haus und ließ aus dem Spiegel des nächtlichen Teiches reflexhafte Lichter sprühen. Ein paar kleine Wildvögel flogen auf und schwirrten durch die Zweige. Über den nächtlichen Himmel zogen schnell treibende Wolken und verhüllten einen Teil der Sterne.

Stuckey brummte ungehalten:

»Ein Mann soll explodiert sein! Ich bin gespannt, was die Untersuchungen ergeben werden. Ich kann es nicht glauben, dass sich ein Mensch in einer Polizeistation selbst in die Luft sprengt.«

»Ich hingegen könnte es aufs Wort glauben!«, schränkte Opa ein. »Leider habe ich einschlägige Erfahrungen!«

»So ist es. Auch meine Meinung – aber sehen wir dort weiter!«, erwiderte Nancy. Stuckey Folus roch ihr abenteuerliches Parfüm und blickte sie von der Seite an. In seinen Augen lagen uneingeschränkte Bewunderung und auch etwas von jenem Hundeblick, der alle Verliebten auszeichnete.

»Wie weit?«, fragte Opa über Funk. Aus dem Lautsprecher krächzte die Stimme eines der begleitenden Polizisten:

»Etwa dreißig Minuten scharfer Fahrt.«

»Danke!«

Vor sich einen Gleiter mit sechs bewaffneten Männern, die misstrauisch in alle Richtungen spähten und die Warngeräte eingeschaltet hatten, dann fünfzig Meter Abstand, hinter sich im selben Abstand einen zweiten Gleiter, beide mit aufgeblendeten Scheinwerfern und mehrfarbigen Drehlichtern, ging die rasende Fahrt in einen Stadtbezirk, der nicht gerade zum prächtigsten gehörte, was New Taylor zu bieten hatte. Etwas mehr als eine halbe Stunde später bremsten alle drei Fahrzeuge nebeneinander.

Sie wurden erwartet.

 

*

 

Obwohl das Ereignis vor einigen Stunden stattgefunden hatte, glich der Platz vor der Polizeistation noch immer einem Chaos. Eine Menge verschiedener Gleiter standen mit eingeschalteten Scheinwerfern vor dem Haus, Polizisten und Roboter bildeten einen Kordon, der die Masse der Neugierigen zurückdrängte. Der Boden war von Scherben und Mauerbrocken übersät. Ein paar Reinigungsrobots machten sich daran zu schaffen, wurden aber immer wieder von Beamten in ihrer Arbeit gestört. Die Mitglieder der Familie stiegen aus und schoben sich, nachdem sie legitimiert worden waren, durch die aufgeregte Menge.

»Wir haben die verletzten Beamten in ein Krankenhaus geschafft!«, sagte ein Polizeileutnant. »Die Leute von der Spurensicherung glauben, eine Menge zerfetzter Leichenteile gefunden zu haben.«

»Ich verstehe!«, erwiderte Nancy und strahlte den Leutnant an. »Wo ist Alvmut Terlahe?«

Der Leutnant deutete auf eine schmale, verschlossene Tür.

»Danke!«

Sie sahen sich um. Die Explosion musste im Zentrum eines großen Büros stattgefunden haben. Ein Polizeibeamter mit einem breiten Pflaster an der Stirn kam aus dem Nebenraum, erkannte Nancy und Opa und sagte:

»Terlahe wartet bereits auf Sie. Bitte, kommen Sie herein!«

»Einen Augenblick!«, erwiderte Stuckey und ging vorsichtig zwischen den Trümmern des Mobiliars, den umgestürzten Tischen und den knirschenden Scherben und Steinbrocken einmal durch den Raum. Derjenige, der hier ferngesteuert in die Luft gesprengt worden war, musste eine beachtliche Menge hochwirksamen Sprengstoff an sich getragen haben, denn die Zerstörung war groß. Nur durch eine Serie unglaublicher Zufälle hatte es keine Toten unter den Polizisten gegeben. Der Raum jedoch war fast unbrauchbar, und Blutspritzer waren überall an den Wänden, dem Boden und der Decke. Scharf zeichneten sich die Umrisse von Möbelstücken und Interkomen ab, die während der Explosion wie Schablonen gewirkt hatten. Es stank nach kaltem Rauch und einer Menge unbeschreiblicher Dinge. Die Spurensicherer waren an der Arbeit. Blitzlichter flammten auf, und ein Infrarotspürgerät arbeitete summend. Stuckey hatte genug gesehen und folgte Ma und Opa in den Nebenraum.

Ein bleicher, verletzter Terlahe stand auf und kam ihnen entgegen. Er schüttelte ihre Hände und sagte:

»Alle Polizeistationen waren angewiesen, an mich zu melden, wenn sich etwas Ungewöhnliches ereignen sollte. Das scheint tatsächlich hier der Fall gewesen zu sein. Der Ergriffene hat sich selbst vernichtet.«

»Oder er ist ferngesteuert ermordet worden!«, schränkte Opa grimmig ein. »Vergessen Sie nicht, dass ich darin einige leidvolle Erfahrungen habe.«

Terlahe war ratlos, das war deutlich zu erkennen. In dem kleinen Raum hielten sich einige Polizisten auf und zwei weitere Mitglieder der Untersuchungskommission.

»Ich kann nicht an diese Ihre Version glauben, Spezialist Tanza!«, sagte Terlahe deutlich. »Unsere Leute haben die Überreste, soweit noch feststellbar, im Labor zusammengetragen.«

Stuckey hob die Hand und deutete auf den leichtverletzten Polizisten.

»Bitte, zunächst eine zusammenfassende Schilderung, ja?«

Der Beamte nickte und berichtete kurz; er schien diese Geschichte schon mehrmals erzählt zu haben.

»Vielleicht hätten Sie uns anrufen sollen, ehe Sie diesen Algo zu verhören begannen!«, sagte Nancy. Der Beamte warf einen ratlosen Blick auf Terlahe und erwiderte halblaut:

»Erstens hatten wir andere Anweisungen, und zweitens hatten wir nicht den leisesten Verdacht, dass es sich um einen der ehemaligen Speichererbsen-Patienten handeln könnte.«

»Leuchtet mir ein!«, gab Opa finster zu. »Nichts ist aber geklärt. Wo ist dieses Labor?«

»Im Keller!«

Terlahe stieß sich von der Tischkante ab und blieb vor den Spezialisten stehen.

»Sie können doch nicht einfach die Untersuchungen an sich reißen, kaum, dass Sie hier aufgetreten sind!«

»Wir können, und wir werden«, sagte Nancy mit einem süßen Lächeln. Sie stürzte damit Terlahe noch tiefer in seine Verwirrung. »Denn es gibt bestimmte Dinge, die uns aufgefallen sind. Wir haben in solchen Untersuchungen viel mehr Routine als Sie, glauben Sie mir!«

»Außerdem müssen wir Ihnen sagen, dass Ihre Beamten nicht vorsichtig genug zu Werk gegangen sind. Sie waren einfach nicht misstrauisch genug!«, meinte Folus und nickte dem verletzten Beamten beschwichtigend zu.

Opa schlug knurrend vor:

»Gehen wir erst einmal hinunter ins Labor. Dann werden wir vielleicht erkennen können, ob es sich um ferngesteuerten Mord handelt, was wir annehmen, oder um Selbstvernichtung, wie Sie glauben. Sind die Reste des Unglücklichen genügend groß, um eine Identifikation zu ermöglichen?«

Wortlos schüttelte der Beamte den Kopf.

Sie verließen den Nebenraum. Die anderen Anwesenden schlossen sich wortlos an; wieder war der Effekt zu beobachten gewesen, dass die kühle Entschlossenheit der Spezialisten zögernde Männer mit sich riss. Durch das verwüstete Büro gingen sie auf einen kleinen Lift zu, der hinter einer Schutzmauer lag. Nacheinander sanken die Männer nach unten. Nancy blieb stehen und sah den Beamten bei ihrer Arbeit zu. Etwas fiel ihr auf, aber sie war noch nicht in der Lage, genau zu sagen, was sie bei diesem Vorfall mehr als gewohnt stutzig machte.

Es war alles zu schnell gegangen, zu leicht: Ein Verdächtiger wurde vernommen und sprengte sich in die Luft, ohne dass eine Spur von Gemütsbewegung registriert worden wäre. Ein weiteres Indiz in dieser Kette von unglaublichen Zwischenfällen. Schließlich zuckte Nancy Chessare die Schultern und folgte dem kleinen Trupp hinunter in das kleine Labor der Polizeistation.

An drei Wänden breiteten sich weiße Labortische aus, auf denen Präparate lagen und Maschinen und Geräte standen, deren Bedeutung bestenfalls Stuckey Folus bekannt war. Weißgekleidete Polizeimänner beugten sich über Okulare und untersuchten die Proben. Im Zentrum des Kellerraums, auf einem riesigen Tisch, lagen auf einer Plastikfläche die eingesammelten Leichenteile; eine grausige Kollektion von zerfetzten Hautfetzen und Körperteilen.

Folus schlüpfte in einen Laborkittel, nahm das chirurgische Besteck in die Finger und beugte sich über eine blutige, gespreizte Hand. Er zog während die anderen ihm schweigend zusahen und einen Kreis um den Tisch bildeten, eine Handlupe hinzu, nahm schließlich eine Hautprobe und richtete sich nach einigen Minuten am Spezialmikroskop wieder auf.

»Der Mann ›Algo‹ war kein menschliches Lebewesen«, sagte er hart. »Es war eindeutig ein Androidenkörper.«

»Nein!«, stöhnte Terlahe. »Nicht auch noch das! Ein Androide! Das bedeutet ...«

Opa vollendete kurz:

»Das bedeutet eine Armee von Androiden, die als lebende Bomben herumlaufen und unermesslichen Schaden anrichten können.«

»Jedenfalls waren wir sicher, einen heruntergekommenen Menschen vor uns zu haben!«, verteidigte sich ein Beamter aufgeregt. Opa winkte ab. Für ihn stand es fest, dass die Beamten keine Schuld traf, denn sie operierten von ganz anderen Voraussetzungen aus.