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Nr. 80

 

Sterbende Welten

 

Chaos auf dem Planeten der Götter – Männer der USO suchen ihren Chef

 

von Hans Kneifel

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte Januar des Jahres 2842.

Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und Überraschungen.

Nach der Niederschlagung der »Revolte des Chanbruders«, bei der Lordadmiral Atlan massiv erpresst wurde und ernstlich um das Leben seiner Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon fürchten musste, herrscht für kurze Zeit Ruhe im All.

Doch schon wenig später kommt es innerhalb der USO, der »galaktischen Feuerwehr«, erneut zu hektischer Aktivität.

Lordadmiral Atlan, der sich zu einem Alleingang entschlossen hat, um eine alte Freundin wiederzusehen, ist auf Koetanor-Delp, dem Planeten der Götter, spurlos verschollen.

Die USO-Spezialisten, die ihren Chef zu suchen beginnen, geraten in das Chaos der STERBENDEN WELTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cherus Stotekamp und Norc Helish – Zwei Captains der USO suchen ihren Chef.

Ake Savantho – Ein Verbrecher wird gestellt.

Vetor Dabrewsk und Luig Thun – Mentalstabilisierte Spezialisten der USO.

Nuramy von Potrinet – Eine junge Frau, die weiß, was sie will.

Atlan – Der Lordadmiral wird entführt.

1.

 

Er wusste, dass er sterben konnte, aber er flog trotzdem weiter.

Bis hierher hatte er Ake Savantho verfolgen können. Aber jetzt, eine Stunde nach Sonnenaufgang an diesem achtzehnten Januar, war der Chef der Gangster verschwunden, als habe ihn das Gelände verschluckt.

Mit rund hundertfünfzig Kilometern raste Captain Cherus Stotekamp auf einen Hügel zu, der sich als scharfe Silhouette gegen den fahlblauen Morgenhimmel abzeichnete. Der eisige Wind schnitt in sein Gesicht. Die Fluggeräusche – das fast unhörbare Summen des Anzuges, das Pfeifen des Windes und sein eigener Atem – waren seit Stunden die Kulisse für diese Verfolgungsjagd. Sie war das Ende und der Abschluss einer Reihe von erbitterten Kämpfen, die von der USO im geheimen gegen eine Bande von Wirtschaftsverbrechern geführt worden waren und die Bevölkerung von Verler-Phonat aufgeschreckt hatten.

Und der letzte Teil dieser Aktion konnte ihn töten.

»Ich muss landen und mich umsehen!«, brummte er ärgerlich, um nur wieder einmal seine Stimme zu hören. Es half ihm gegen die aufsteigende Nervosität. Ake Savantho durfte einfach seinen geheimen Fluchtpunkt nicht erreichen, wo immer dieser Punkt sein mochte.

»Verdammt!«

Stotekamp, Captain und Spezialist der United Stars Organisation, visierte den Baum auf der Kuppe des auffallend hohen Hügels an. Der Baum besaß eine ausgedehnte Krone, deren Laub sich langsam zu färben begann, knorrige und oftmals verzweigte Äste und einen auffallend verwitterten und bemoosten Stamm. Stotekamp senkte sich aus der Luft herunter und strecke die Beine gerade aus. Eine Hand griff nach den Gürtelschaltern des Kampfanzuges, die andere nach der Waffe. Knackend wurde der schwere Kombistrahler entsichert.

Dann landete Cherus.

Er stemmte beide Absätze in das Gras, das vor seinen Augen wellenförmig die Farbe wechselte, als es vom Wind bewegt wurde. Er landete schnell und sicher und lehnte sich dann aufatmend gegen den Baumstamm. Der Lauf der dunkelblau schimmernden Waffe beschrieb einen Halbkreis, denselben Halbkreis, den die wachsamen grauen Augen des Mannes gingen. Langsam schob Stotekamp seine Flugbrille in die Stirn und massierte die Augenwinkel mit der freien Hand.

»Wo steckt Ake?«, knurrte Cherus.

Inzwischen hatten sich beide Gegner kennen gelernt. Jeder wusste vom anderen, dass er keine Gnade zu erhoffen hatte. Seit Monaten schlug die USO immer wieder zu und verkleinerte die Bande Stück um Stück. Ake Savantho hatte seine Männer und Frauen geopfert, um sich selbst in Sicherheit bringen zu können. Und in dieser Nacht, der letzten Nacht, war er geflohen – Stotekamp auf den Fersen. Noch vor einer guten Minute hatte Stotekamp vor sich den glänzenden Punkt des anderen Fluganzugs gesehen; jetzt war der Gangsterchef verschwunden, als habe es ihn nie gegeben.

»Wo?«

Stotekamp atmete schwer. Er war halb erschöpft. Aber er kannte seinen Verstand und seinen Körper sehr genau. Noch besaß er genügend Reserven, um weitere fünfzehn Stunden die Hetzjagd fortsetzen zu können. Der Boss war der letzte seiner verbrecherischen Truppe, denn die geheime USO-Zentrale des Planeten Verler-Phonat hatte unbarmherzig und schnell zugeschlagen. Die einzelnen Mitglieder der zahlenmäßig großen Bande waren nacheinander gejagt, verhaftet oder erschossen worden. Der Kampf war zu Ende, mit dieser letzten Ausnahme. Die Hetzjagd war doppelt gefährlich, weil sie sich praktisch in der Öffentlichkeit abspielte. Nur Ake Savantho hatte es geschafft, in letzter Sekunde zu fliehen.

»Wo hat er sich versteckt?«, fragte sich der Captain verzweifelt.

In seinem Innern tobte eine kalte Wut. Langsam kam ein anderes Gefühl dazu: die Furcht, dass Ake verschwinden und den Planeten verlassen konnte, ohne dass er ihn aufhielt oder stellte. Wo immer sich jener unbekannte Geheimstützpunkt des Gangsterchefs befand. Er musste verhindern, dass Ake das Versteck erreichte.

Unruhig bewegte sich der Captain.

Er war ein großer, hagerer Mann mit grauen Augen und dunklem Haar. Sein Gesicht war von vielen kleinen Falten durchzogen. Aus dem breiten Kinn sprachen starker Wille und Durchsetzungsfähigkeit, aber der Mund zeigte, dass er weitaus sensibler und empfindsamer war, als man auf den ersten Blick vermutete. Jetzt aber zeigte das verschwitzte und unrasierte Gesicht nur eines: Captain Cherus Stotekamp war fest entschlossen, den Gegner zu stellen. Er musste – und würde! – ihn finden, ehe Ake Savantho Gelegenheit hatte, den Planeten zu verlassen.

Des Captains Vorteil: Er kannte die Gegend. Er war auf Verler-Phonat geboren, dem dritten Planeten des Auffenryd-Systems.

Vermutlich hat er mir eine Falle gestellt!, sagte sich Cherus. In seiner knapp dreißigjährigen Erfahrung waren solche Überfälle, trickreichen Fallen oder Finten fest als Momente des Handelns und Reagierens verankert. Er bewegte sich abermals, nahm die Schultern zurück und entschloss sich nach einem weiteren Rundblick, der fast den gesamten fahlblauen Himmel umfasste, in diese Falle zu gehen. Freiwillig und schnell entschlossen.

»Einer von uns beiden wird es nicht überleben!«, sagte Cherus und wusste, dass er recht behalten würde.

Er atmete durch, schob seine Waffe wieder zurück und schaltete nacheinander den körpernahen Schutzschirm des Anzugs an. Dann bewegten seine Finger unter der dünnen Schicht des Lederhandschuhs einen weiteren Kombischalter. Cherus spürte, wie seine Muskeln entlastet wurden, als das Antigravaggregat zu arbeiten begann. Er nahm, synchron zu seinen Schaltungen, einen kurzen Anlauf und stob den Hang hinunter, dann schwang er sich in einer flachen Kurve nach oben und nahm Kurs entlang des gekrümmten Tales, in dessen Sohle ein schmaler Bach mäandrierend nach Süden floss.

Cherus Stotekamp hatte das deutliche Gefühl, sich zwischen die Kiefer einer riesigen Falle zu wagen. Aber es half nichts – er musste den Köder spielen, denn in dem Augenblick, da der andere seine noch sichere Deckung verließ, sah der USO-Spezialist ihn, und die atemlose und hastige Verfolgung begann wieder von neuem. Nur dann, wenn Ake Savantho die Chance hatte, ihn zu töten, würde er seine im Augenblick noch perfekte Deckung verlassen.

Langsam und nicht höher als zwanzig Meter über dem Boden, aber weit genug von jedem nur möglichen Versteck, schwebte Cherus Stotekamp auf den Ausgang des kleinen Tales zu. Jede Sekunde rechnete er mit einem Feuerüberfall des Gangsters. Drei Stunden nach Sonnenaufgang. Es war Herbstanfang auf diesem Planeten. Die kalte Luft kühlte sein verschwitztes Gesicht und ließ die Haut rund um die Stellen wund werden, an denen die Flugbrille auflag.

Wo war Ake Savantho?

 

*

 

Etwa sechsundzwanzig Stunden, bevor er starb, schaltete USO-Spezialist Acarn Stelmaster das kleine, aber sehr leistungsfähige Funkgerät auf Automatik um. Er dachte an Captain Cherus, der sich seit zwei Stunden nicht mehr gemeldet hatte und jetzt den Gangster in nördlicher Richtung verfolgte.

Stelmaster gähnte; seine Arbeit war erledigt, wie die aller anderen Spezialisten auf Verler-Phonat. In wenigen Tagen würde ein Großteil von ihnen diesen Planeten verlassen. Einige waren schon per Transmitter abgezogen worden. Nur noch der letzte Akt war wichtig: die Ergreifung von Savantho.

»Dieser Stotekamp ... ein guter Mann, aber völlig verrückt!«, murmelte Stelmaster. Er war müde und erschöpft. Wenn sich Stotekamp über Funk meldete, würde ihn das Gerät mit einer Folge schriller Signale wecken. »Andererseits: Wenn es einen von uns gibt, der Savantho stellen kann, dann ist es Cherus.«

Sie jagten sich dort draußen, über der nördlichen Landschaft des Planeten. Einer der beiden Männer würde höchstwahrscheinlich sterben müssen. Und die Jagd wurde durch eine Reihe zusätzlicher Komponenten erschwert. Stelmaster in seinem verborgenen Stützpunkt dachte daran, als er automatisch sämtliche Regelkreise überprüfte und die Station in einen Zustand versetzte, der den Männern Erholung verschaffte, ohne sie in ihren technischen Möglichkeiten einzuschränken. Noch sieben Spezialisten waren hier, Stotekamp eingerechnet.

Stelmaster gähnte abermals, musterte sein ermüdetes Gesicht im spiegelnden Glas eines Bildschirms und verließ den kleinen Raum, kam an dem schweren Druckschott vorbei, das zu den verschiedenen anderen Fluchteingängen führte und hinüber zum Hangar der kleinen Space-Jet, sowie zum Transmitterraum. Er erreichte seine Kammer und überlegte:

Acht weniger als fünfzehntausend Lichtjahre war Terra von diesem Planeten der Zentralgalaktischen Union entfernt. Sowohl die Gangster als auch die USO arbeiteten hier auf verbotenem Gelände und, soweit es die offizielle Kenntnis betraf, im verborgenen.

Das Solare Imperium hatte auch dieses Planetensystem als Teil der »Union« anerkennen müssen. Die Verlerer, so genannte Sekundärsiedler mit allen Rechten dieser Gruppe, hatten den Planeten mit einem Kreis von Städten verziert. Rund um die etwa fünfzehn Städte, die mit Schnellbahnen und Gleiterpisten an mehrere Raumhäfen und untereinander verbunden waren, breiteten sich die meist unterirdischen Anlagen des hochindustrialisierten Planeten aus. Dann folgten Kreisringe, die aus Farmen für den Nahrungsmittelbedarf bestanden, aus Parks. Erholungsstätten und Gebieten, die noch ziemlich unberührt wirkten.

Daran schlossen sich die öden, meist menschenleeren Landstriche an.

Der Planet besaß in weiten Teilen noch echte Wildnis, Wüsten, die zwar überflogen, selten aber betreten wurden. Dschungel und, besonders im Norden, die Tundren mit den Geysiren und den kochenden Quellen, den Eisflächen und den polaren Gebieten. Dorthin waren Stotekamp und Savantho offensichtlich unterwegs. Sie hatten den kultivierten Bereich der Landschaft bereits weit hinter sich gelassen, wie der letzte Funkspruch bewiesen hatte.

Das konnte allerdings auch eine Finte des Flüchtenden sein, der den Captain in dieses gefährliche Gelände locken wollte. Er wusste, dass nur der Tod des USO-Spezialisten ihn davon abhalten konnte, vom Planeten Verler zu flüchten.

»Ein verrückter Bursche, dieser Captain ... er wird es schaffen!«

Hoffentlich. Das war der letzte Gedanke von Stelmaster, ehe der Mann abrupt einschlief und leise zu schnarchen begann.

 

*

 

Er darf mir nicht entkommen!, dachte Stotekamp immer wieder voll steigender Verzweiflung.

Er hatte jetzt fast das Ende des Tales erreicht und näherte sich dem Felsbrocken, der als erratischer Block irgendeiner Vergletscherung vor einer kleinen Ewigkeit hier liegen geblieben war. Der Felsen, der aus gezackt liegenden Schichten zusammengesetzt war, schob sich schräg aus dem Boden eines langen, wenig bewachsenen Hanges und warf einen ungeheuren Schatten. Seine Spitze war von Wind und Wetter leergefegt, und an seinem östlichen Fuß lagerte sich eine kleine Geröllhalde ab. Unterhalb der Spitze, auf der Südseite, befand sich offensichtlich ein breites Felsband; Cherus sah es an den Schatten. Einige Sekunden lang blieb er unschlüssig, aber nach allen seinen Erfahrungen musste sich der Gangster hier in diesem Tal versteckt halten. Die Schnelligkeit, in der die Verfolgung durchgeführt worden war, und die fünf Sekunden Vorsprung, die Savantho lediglich besaß, schlossen andere Möglichkeiten aus.

»Also, landen!«, sagte er sich laut.

Er fing seinen leichten Sturz mit beiden Händen ab, wirbelte herum und presste sich flach gegen den Felsen, der noch immer kühl war. Jetzt bot er geradezu eine klassische Zielscheibe, auch für weniger erfahrene Männer, als Ake einer war, ein Köder, der kaum zu ignorieren war. Er selbst würde sich beste Chancen ausgerechnet haben, ein solches stehendes Ziel zu treffen. Tödlich zu treffen, korrigierte er sich.

Der vierzigjährige Mann schob wieder die Brille in die Stirn, ließ aber den Schutzschirm eingeschaltet. Er nahm den kleinen flachen Feldstecher in die Hand, klappte ihn auseinander und blickte scharf hindurch. Langsam wanderten seine Augen über die Büsche und Bäume, entlang der Ufer, unter den Baumriesen entlang. Er sah Lichter und Schatten und viele Bewegungen, die unverkennbar natürlichen Ursprungs waren. Stotekamp war hier geboren; er konnte dies exakt unterscheiden. Langsam glitt die Hand wieder an den Gürtel. Der Griff des Kombinationsstrahlers rutschte wie von selbst zwischen die Finger.

»Nichts zu sehen. Er ist verschwunden!«, murmelte Cherus zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Zweifellos, das war ihnen allen völlig klar, würde Ake versuchen, einen Stützpunkt zu erreichen. Dort befanden sich entweder ein Transmitter oder ein schnelles Raumschiff, mit deren Hilfe es ihm glücken würde, den Planeten zu verlassen. Geschah dies, dann war die gesamte Arbeit der letzten Monate umsonst gewesen. Ebenso umsonst waren dann ein Spezialist schwer verletzt worden und ein anderer gestorben. Weder Ake noch er, Cherus, konnten es riskieren, sich per Gleiter oder Space-Jet einen Luftkampf zu liefern. Sie wären geortet und ihrerseits von den Behörden des Planeten verhaftet worden.

Es war ein Kampf zwischen gleichstarken Gegnern, die alles wussten und alle Tricks kannten.

Plötzlich fesselte ein winziges Aufblitzen, schräg rechts unten, hinter einer Reihe niedriger, dorniger Büsche, die Aufmerksamkeit des Captains. Er blickte genauer hin. War es nur ein Blatt gewesen, das der Wind gewendet hatte? Oder ein Vogel mit buntem Gefieder?

Der Feuerstoß aus einer schweren Waffe hüllte ihn sekundenlang in eine Flammenwand ein, schlug rundherum in die Felsen, versengte und vergaste sie und ließ die Brocken und speerförmigen Splitter nach allen Seiten prasseln.

Stotekamp wurde schwer gegen die Felswand geschleudert. Sein Hinterkopf schlug auf, und er fühlte, wie es ihm schwarz um die Augen zu werden begann. Er kämpfte um sein Bewusstsein und begann zu taumeln. Langsam kippte er nach vorn, aber noch hielt er sich mit einer Hand an einem Stück heißen Felsen fest.

2.

 

»Ich werde ihn lehren, mich verfolgen zu wollen!«, fluchte Ake und wartete, bis sich der Rauch und die Flammen verzogen hatten.

Das kleine Tal hallte vom Echo des Schusses wider. Vögel und kleine Tiere schrien und flüchteten erschreckt nach allen Richtungen. Ein F'harger rannte direkt an seinem Versteck vorbei und warf ihm Kies und Sand gegen den Kopf. Ake ließ die Waffe sinken und wischte sich die Augen aus.

Augenblicklich sah er nicht deutlich, aber er wusste, dass er keine zweite Chance mehr hatte.

Der Captain taumelte auf dem Felsband, knappe hundert Meter von dem Versteck Akes entfernt.

Während er, nach Akes Ansicht, um sein Leben kämpfte, stemmte sich der andere Mann aus dem Loch heraus, das vermutlich der Eingang einer T'rarr-Höhle war. Er schob die starren Zweige zur Seite und hörte, wie die langen Dornen über das raue Gewebe des modernen, leichten Kampfanzuges rutschten und sich in den Nähten verklemmten und knisternd abbrachen. Der breite Gürtel, der dicht auf Akes Bauchhaut auflag, kratzte und drückte. Aber hier war in Form wertvollen Metalls und edler Steine derjenige Teil der Beute untergebracht, den er noch nicht von Verler-Phonat hatte transferieren können.

Er duckte sich, robbte rückwärts aus der Deckung heraus und stand dann hinter dem Wall halbhoher Bäume. Noch immer schienen Millionen kleiner Tiere kreischend in dem kleinen Tal herumrasen. Ake Savantho wusste, dass ihn nur ein einzelner Mann verfolgte, aber das konnte sich binnen einer halben Stunde drastisch ändern.

»Ich muss in mein Versteck!«, sagte er laut.

Ein Vogel, der in sein Nest zurückkehren wollte, hielt kreischend in der Luft an und flog mit schlagenden Flügeln durch die zurückschnellenden Blätter und Ästchen.

Er hatte nicht im geringsten die Absicht, sich von jenem USO-Mann bis zu der vergessenen Ebene verfolgen zu lassen. Noch war die Richtung, in der er floh, Norden. Aber je näher sie der »Ebene« kamen – in Wirklichkeit nur eine Lichtung innerhalb der Steinernen Bäume –, desto mehr würde sein Kurs einem Zickzack ähneln, wenn es ihm bis dahin nicht gelungen sein sollte, den Verfolger zu töten. Er hetzte hinter einer Baumgruppe hervor, schaltete mehrmals und flog, so schnell es die Aggregate zuließen, dicht über dem Boden dahin, Äste und langhalmiges Schilf splitterten, als seine Stiefel hindurchschleiften. Noch war er außerhalb des Blickfeldes. Er wollte es nicht riskieren, dass ihn der Verfolger sah. Je größer sein Vorsprung war, desto schwerer wurde eine Verfolgung. Er rast nach Norden, wich in einem kleinen Seitental, mehr eine Schlucht, aus, und dann war er im Schutz einer aufeinanderfolgenden Reihe kleiner Baumgruppen. Die lärmenden Tiere blieben hinter ihm.

Er konnte es wagen, etwas höher zu gehen. Auf keinen Fall durfte er einer Patrouille der Leute von Verler-Phonat in die Hände fallen. Dann hatte er überhaupt keine Chancen mehr. Mit stechenden, schwarzen Augen musterte er die Landschaft vor sich. Noch waren es rund siebenhundert Kilometer bis zum Versteck. Nicht mehr als sieben Stunden Flug, wenn er Unterbrechungen mit einrechnete.

Als er sich zum dritten Mal umdrehte, sah er hinter sich einen blinkenden Reflex.

»Also doch nicht!«, stieß er hervor.