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Nr. 43

 

Das letzte Versteck

 

Mit Lordadmiral Atlan auf der Kristallwelt – und in der Zentrale des Terrors

 

von Hans Kneifel

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2408 Standardzeit.

Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, nähert sich unaufhaltsam ihrem Höhepunkt. Das Dunkel, das die mysteriösen Beherrscher der CV-Lenkzentrale so lange Zeit umgeben hatte, ist inzwischen fast völlig gelichtet.

Der Planet »Residenz«, die Verwaltungswelt des Gegners, ist erobert worden. Gefangene sind verhört, wichtige Geheimunterlagen gefunden und bereits entschlüsselt worden.

Lordadmiral Atlan und seine Spezialagenten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon haben noch ein übriges getan: Von »Residenz« aus wagten sie den Transmittersprung ins Ungewisse und erreichten Llgorak, den im Gervi-Taran-System liegenden Planeten der Geisterstädte.

Jetzt, in der Gewalt ihrer Gegner, fliegen sie auf die Wohnwelt der Grossarts zu – auf DAS LETZTE VERSTECK ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Perry Rhodan – Der Großadministrator greift ein Sonnensystem an.

Der Tschanor-Gos – Ein Meister der Intrige.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Spezialisten der USO.

Solgo Arlan – Ein »großer« Mann von Siga.

Suila von Skopar – Eine Frau nimmt Rache.

Die riesige, unsichtbare und auf Verderben ausgerichtete Organisation der Condos Vasac war wie eine Hydra, der zwei Köpfe nachzuwachsen schienen, wenn man einen abschlug. Ein Drache, der aus unerfindlichen Gründen die friedliche Ausbreitung des Homo sapiens ins All hinaus bekämpfte und Feuer spie.

Jahrzehntelang und länger hatte die United Stars Organisation ihre besten Spezialisten und ungeheure Geldmittel aufgeboten, um die Sabotage der Condos Vasac zu neutralisieren und Aktionen, die vorauszusehen waren, vor dem Ausbruch abzufangen.

Männer wie Tekener und Kennon – und ungezählte andere aus allen Völkern des Menschen, der seinen Weg von der Erde, von Terra aus genommen hatte.

Im Augenblick sah es so aus, als ob die letzten Köpfe der Schlange abgeschlagen würden. Es schienen keine mehr nachzuwachsen. War es der Todeskampf der Condos Vasac, der noch einmal sämtliche Kräfte mobilisierte, die ihr noch verblieben waren? Wenn ja, dann schlug der Drache mit aller Kraft um sich und versuchte, seine Krallen in alle Richtungen zu strecken und die Menschen in seiner tödlichen Umklammerung zu ersticken.

Mitten in dieser Klammer des Todes waren Atlan, Tekener und Kennon.

Allerdings: Jetzt galten sie als drei Akonen – Kereyn von Fahstra, Narvus Teyte und Vostram Ahuyle.

Das große, walzenförmige Raumschiff, in dem sie sich zwar körperlich ungefährdet, aber einwandfrei als Gefangene befanden, flog seit etwa sechzig Minuten durch das Weltall. Bisher hatte es das System nicht verlassen; noch mehr – es hatte den zweiten Planeten Llgorak, den »Zornigen Riesen«, noch nicht allzu weit hinter sich gelassen. Der Flug ging mit relativ geringer Fahrt weiter.

 

1.

 

Vostram Ahuyle, der Bioreproduktor und Gefäßchirurg mit dem glatten, roten Haar ging in der Kabine hin und her. Er öffnete scheinbar ziellos sämtliche Schiebetüren und berührte Gegenstände, blieb vor einem zweiten Bildschirm stehen und starrte die Sterne an. Die Sonne war zu einem großen Stern geworden.

Die Instrumente im Robotkörper Ahuyles registrierten, dass dieser dritte Raum nicht abgehört wurde.

Er ging zurück zu seinen Freunden und sagte:

»Ich möchte wirklich wissen, ob die Terraner und die Roboter, von denen wir gehört haben, den Planeten Llgorak identifiziert haben oder ob sie auf Verdacht angegriffen haben.«

Er machte ein kurzes Zeichen. Die Freunde verstanden.

»Ob so oder so – die Robots dürften inzwischen zu Schrott geworden sein.«

Teyte folgte seinem Freund in den abhörsicheren Raum. Sofort begannen beide Männer so leise zu flüstern, dass selbst hochempfindliche Mikrophone Schwierigkeiten haben würden. Sie versuchten, sich abzusprechen und ihre Aussagen zu koordinieren, so dass keine Panne passierte. Zwar hatten sie sich bereits vor dem Einsatz auf Residenz und lange genug auch in dem Gleiter unterhalten, aber inzwischen hatten sich die Dinge grundlegend geändert.

»Diese eingeschalteten Bildschirme«, sagte Vostram. »Sie haben nur eine einzige Bedeutung für uns. Abwehrtechnisch betrachtet, ist es doch absoluter Wahnsinn, jemandem, dem man misstraut, den Flugplan klarzulegen.«

»So ist es«, meinte Narvus Teyte grimmig, »entweder wollen sie uns Angst einjagen, oder sie meinen es tatsächlich so.«

»Sie meinen es tatsächlich – so!«

Die drei Männer wussten, was dieser Flug bedeutete. Sie waren in diesem langsamen Transportschiff gefangen und flogen einem Ziel entgegen, an dem sie zahllose Verhöre erwarteten und schließlich der Tod. Tekener murmelte:

»Bevor wir sterben, ergeben sich sicher noch mehrere Gelegenheiten, diesen Ausblick in einen weniger unangenehmen zu verwandeln. Es ist nämlich so, dass ich mich auf meine sechs Monate Urlaub freue, und diesen Spaß möchte ich mir unter keinen Umständen von der Condos Vasac, von Akonen, Aras, Antis oder Grossarts verderben lassen. Im Augenblick weiß ich allerdings nicht genau, wie wir es anstellen, ein weiteres Mal zu entkommen.«

Vostram Ahuyle betrachtete die Sternkonstellation. In seinem Gedächtnis und auch in dem zweiten Erinnerungsfundus des Akonen fanden sich keinerlei Erinnerungen an die Position.

»Es ist nur klar, dass wir dieses Sonnensystem nicht verlassen haben!«, sagte er und deutete auf die Sonne, die sich als hellster Stern auf dem Bildschirm abzeichnete.

»Wenn die Geschwindigkeit nicht gesteigert wird, verlassen wir es auch nicht.«

Atlan war in den Raum hereingekommen und hob langsam eine Hand.

»Der Flug soll lediglich Klarheit in das Vorgefallene bringen«, meinte er. »Die Condos Vasac oder die Herrscher der Grossarts werden uns pausenlos verhören. Solange wir verhört werden, leben wir.«

Tekener schloss:

»Und solange wir leben, gibt es eine Möglichkeit, zu entkommen. Wie steht es mit der Bewaffnung, Ken?«

»Ich habe noch genügend Material, um einen kleinen Mond zu sprengen!«, sagte der Halbrobot.

Die zweite Stunde des Fluges begann.

Während sich die Männer die Einzelheiten ihrer angeblichen Erlebnisse ausmalten und sich absprachen, um sich nicht gegenseitig zu widersprechen, bremste das Schiff zum ersten Mal seine Fahrt stark ab. Die Männer wurden herumgewirbelt und zu Boden geworfen – Andruckabsorber schienen die Kräfte nicht ganz aufgefangen zu haben.

Tekener sagte leise:

»Das ist natürlich kein Linearflug, Freunde. Sie fliegen weit unterlichtschnell und ändern ständig den Kurs.«

Er deutete auf den Bildschirm, auf dem die Sterne einen kreisförmigen Reigen vollführten und dann, als das Schiff wieder in eine andere Richtung schoss, als Bild stehenblieben.

Narvus Teyte wisperte:

»Außer Llgorak gibt es noch andere Planeten im System Gervi-Taran.«

Es waren Mutmaßungen, aber je mehr sie sich unterhielten, je mehr sie jeden einzelnen Schritt nachvollzogen und sich auf die Fragen vorbereiteten, desto klarer wurde das Bild. Sie wussten auch, welche Phänomena bei einem Flug innerhalb des Linearraumes auftraten und brauchten nicht viel, um zu erkennen, dass das Schiff im Zickzack und unterlichtschnell durch das Sonnensystem flog.

»Mit Sicherheit einem zweiten Planeten entgegen!«, sagte Kereyn von Fahstra und strich das lange weiße Haar aus dem Gesicht.

»Aber warum brauchen sie dazu mittlerweile fast drei Stunden?«, erkundigte sich Narvus langsam. Vostram hob die Hand und schlenderte langsam hinüber in den großen Raum. Von dort aus rief er zurück:

»Wir bekommen Besuch!«

Kereyn und Narvus folgten und setzten sich auf die Ränder der Liegen.

Die Schleuse wurde geöffnet und geschlossen; die entsprechenden Geräusche waren deutlich zu hören. Dann tauchten hinter der Sichtscheibe der innersten Tür drei Grossarts in leichten Schutzanzügen auf, betraten den Raum und stellten sich in einer Reihe auf. Ihre riesigen Augen betrachteten ausdruckslos die drei Gefangenen.

Narvus Teyte machte eine grüßende Bewegung und fragte kalt:

»Was darf es diesmal sein, Freunde?«

Er gab sich den Anschein eines Mannes, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte.

»Wir sind nur gekommen, um kurz mit Ihnen zu sprechen, Kereyn von Fahstra«, sagte einer der Grossarts. Er trug eine Übersetzungsanlage, die die Worte schlecht modulierte, aber gut verständlich von sich gab.

»Bitte!«, sagte Kereyn und schaute den Grossart an.

War dies einer der legendären Gerzschkos?

»Sie werden an einen anderen Ort gebracht und dort einer genauen Befragung unterzogen, ehe wir Sie wieder für andere Aufgaben einsetzen«, sagte ein anderer Grossart. »Bitte, verhalten Sie sich ruhig.«

Mehr als erstaunt erwiderte Vostram:

»Genau das tun wir. Wir bewundern die Pracht der Sterne, machen uns Gedanken über das Ziel und langweilen uns.«

Der dritte Grossart ließ sich vernehmen:

»Der Flug wird in mehr als drei Stunden vorüber sein, dann befinden Sie sich wieder in luxuriöserer Umgebung.«

Vostram nickte mürrisch.

»Schon gut. Wir sind bestens untergebracht. Gibt es innerhalb des Schiffes keine Aufgaben für uns?«

Er blickte fragend von einem der Fremden zum anderen, aber er konnte nichts bemerken, was er nicht schon von früher gekannt hätte.

»Nein!«, war die Antwort.

Die Grossarts drehten sich um, ließen die drei Akonen stehen und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Verblüfft fragte Kereyn:

»Kann mir jemand sagen, was das zu bedeuten hatte?«

»Auch hier ist die Antwort nein!«, murmelte Narvus. »Gehen wir wieder hinüber und schauen uns die Sterne an. Erstens beruhigt es, zweitens erfahren wir vielleicht mehr über unser Ziel!«

»Einverstanden.«

Als die drei wieder in dem Raum ohne Mikrophone und Linsen standen, ging ein weiterer scharfer Ruck durch das Schiff. Vielleicht war der Pilot Linkshänder, dachte Tekener, als er sich fluchend vom Boden aufstemmte und irgendwo festhielt. Eine neue Kursänderung war die Folge dieses harten, materialvernichtenden Manövers.

Die Unterhaltung ging weiter.

Sie waren gerade bei der Frage angelangt, warum ihre Luftvorräte gerade kurz vor der Rettung durch die Roboter ausgegangen waren, als sich Kereyn unterbrach und auf den Schirm deutete. Er sagte alarmiert und unruhig:

»Das Ziel?«

»Vermutlich!«, erwiderte der Galaktopsychologe Tekener trocken. »Was sonst?«

Zwischen den Sternen tauchte ein Lichtpunkt auf. Er war, wenigstens in der Wiedergabe der Bildschirme, so groß wie die Sterne des Hintergrundes, aber weitaus heller. Ein Planet mit einer derart hohen Albedo schien unmöglich zu sein. Heller als ein Stern? Die drei Freunde betrachteten den näher kommenden Punkt schweigend und konzentriert.

»Sechs Stunden sind vorbei!«, bemerkte Tekener alias Teyte.

Und der Punkt wuchs und wuchs, wurde immer heller, als sei er eine winzige, strahlende Sonne. Als weitere zehn Minuten vergangen waren, nach zwei Kursänderungen, die sich gegenseitig aufhoben, war deutlich zu bemerken, dass dieser Raumkörper weder eine Sonne noch ein silbernes Raumschiff in Kugelform war, sondern ein weitaus größerer Körper. Mindestens ein riesiger Mond.

Kereyn von Fahstra kratzte sich unschlüssig im Nacken und meinte verblüfft:

»Das Ding glitzert wie ein riesengroßes Schmuckstück.«

»Vielleicht ist es die Krone des Sonnensystems«, sagte Narvus respektlos.

Er bekam keine Antwort.

Diese glitzernde Kugel, in der sich das Licht der Sonne brach, wurde immer größer. Als das Schiff eine weitere Wendung machte, erkannten die Männer, dass der Kurs einen gewaltigen Kreis beschrieben hatte. Sie waren zuerst von der Sonne weggeflogen, weit über die Bahn dieses phänomenalen Körpers hinaus, dann wieder zurück in Richtung des Zentrums.

»Nein!«, sagte Kereyn. »Wir haben einen anderen Kurs gehabt.«

Sie einigten sich schließlich darauf, als die Schirme für einen Augenblick scharf abblendeten. Die Sonne war ins Blickfeld der Männer geraten. Sie war weitaus größer und leuchtete heller als beim Abflug von Llgorak. Also war dieser Planet wesentlich sonnennäher.

»Bezeichnen wir ihn vorläufig als den ersten, innersten Planeten des Gervi-Taran-Systems!«, beschloss Narvus die Diskussion.

Weitere zehn Minuten vergingen. Das Schiff näherte sich dem Planeten auf einer geraden Flugbahn. Das Bild wurde deutlicher, und jede Sekunde überraschte die Männer mehr und mehr.

Der Planet schien aus Diamanten oder aber Myriaden winziger Spiegel zu bestehen.

Er schien etwa erdgroß zu sein.

Seine Oberfläche war mit Meeren, Gebirgen und Bergen, mit Ebenen und Flussläufen bedeckt, aber alles bestand aus Kristall oder reflektierendem Glas. Je näher sie kamen, desto greller wurde das Licht und desto mehr blendeten die Optiken ab.

Narvus Teyte flüsterte gebannt:

»Der Planet schimmert in allen Farben dieses Sonnenspektrums. Die Oberfläche muss ohne schützende Lufthülle sein. Und außerdem ist sie bemerkenswert.«

Vostram flüsterte Atlan ins Ohr:

»Soll ich einen Rafferspruch absetzen?«

»Nein, noch nicht. Formulieren Sie ihn aber inzwischen!«

»Klar!«

Die Oberfläche des Planeten bestand – jetzt war es zu erkennen – aus Kristallen. Vielmehr aus Gebilden kristalliner Struktur, die aussahen, als wären sie in einer übersättigten Lösung gewachsen. Die einfallenden Sonnenstrahlen, die den Planeten trafen, wurden zu hundert Prozent reflektiert. Das Schiff änderte abermals seinen Kurs und flog dann den Planeten aus der Richtung der Sonne her an.

Narvus Teyte sagte flüsternd:

»Würde der Planet nicht unser Todesurteil bedeuten, könnte man sich an dem Anblick direkt erfreuen. Er ist – schön.«

Jetzt sahen sie vor sich eine riesige Kugel.

Sie war atmosphärelos, etwa erdgroß, und sie strahlte, als ob sie eine Oberfläche aus Diamanten besäße. Die Gebirgszüge sahen aus, als ob sie aus Kristallen gewachsen wären, jeder Berg aus einer anderen Form von wuchernden Kristallen. Die Linsen der Bildschirme blendeten abermals um einige Grade ab.

»Sie landen!«

Das Schiff hatte einen Umlauf vollendet und glitt aus der Sonne heraus auf den Planeten zu. Das Bild flutete nach allen Richtungen über die Ränder des Bildschirmes, und das Gelände, dem das Schiff zustrebte, wurde deutlicher, seine Einzelheiten größer. Jetzt konnten sie erkennen, dass zwischen den Bergen große und ausgedehnte Flächen waren, die allesamt in geometrische Formen einzuteilen waren. Es gab Dreiecke, Vierecke, aber weitaus häufiger waren Mehrecke, Oktagone und andere, die wie riesige Schneekristalle aussahen. Keine zwei Formen waren gleich, keine Form schien sich zu wiederholen.

Wieder fragte Ahuyle:

»Rhodan ist nur Lichtjahre entfernt. Wenn ich jetzt funke, kommt er, während wir landen. Dann werden wir leicht und schnell gerettet.«

Kereyn erwiderte etwas schärfer:

»Nein! Noch nicht. Hier im Schiff und dort unten gibt es hervorragende Ortungsanlagen. Denn dort liegt das Versteck der Herren der CV. Das ist sicher. Wir können jederzeit funken, aber noch ist der Augenblick nicht gekommen.«

Vostram nickte. Es passte ihm nicht, aber Atlan hatte recht, außerdem war er der Chef.

Jetzt schwebte das Schiff nur noch mehrere tausend Meter über einem riesigen Fünfeck, dessen Kanten auswuchsen wie die Arme eines Seeigels. Sämtliche Ränder waren gerade, exakt und völlig plan. Der irrsinnige Schimmer, der von den Berghängen ringsum noch reflektiert wurde, erzeugte an jeder Kante ein Spektrum von leuchtenden, glutvollen Farben.

Langsam senkte sich das walzenförmige Raumschiff. Jetzt leitete der Pilot keine waghalsigen Manöver mehr ein, sondern steuerte den langgestreckten Körper auf den Mittelpunkt des Fünfecks zu.

»Ich kenne manches!«, flüsterte Kereyn, der kopfschüttelnd auf die sterile, künstliche Landschaft schräg unter dem Schiff starrte, »aber einen solchen Planeten, dessen gesamte Oberfläche von kristallenen Bauten überzogen ist, konnte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen.«

Abermals ließ der Pilot das Schiff durchsacken und fing es behutsam in einigen hundert Metern Höhe ab. Jeder Berg, den die drei Männer sahen, war aus einer anderen Kristallkonstruktion aufgebaut. Soweit es erkennbar war, gab es Tausende von Arten, und jede Art »baute« sich eine Form.

Einen Berg, gleichmäßig oder in harten, aber phantastischen Formen.

Oder ein Flussbett, dessen Krümmung aus lauter kleinen Geraden bestand.

Oder eine Ebene, die strenge geometrische Formen aufwies und offensichtlich eben wie eine Glasplatte war. Die Oberfläche wies keinerlei Bauwerke auf; natürlich konnte man von hier aus nicht erkennen, ob die kristallenen Berge etwa nicht ausgehöhlt waren und Öffnungen in den Weltraum besaßen, der an ihrer Oberfläche begann.

»Es muss trotz der hohen Abstrahlung sehr heiß sein!«, bemerkte Vostram. »Eine Merkur-Situation.«

Der langsam rotierende Planet Merkur, der sonnennächste im irdischen System, wies ähnlich hohe Temperaturen auf. Er war ebenfalls atmosphärelos und nahe an der Sonne, so dass seine Oberfläche sich stark erhitzt hatte.

»Ja. Das ist ein weiteres Rätsel!«, bemerkte Narvus. »Wenn ich richtig geschätzt habe, so liegt der Äquatordurchmesser des Planeten zwischen denen von Erde und Mars, bei rund neuntausendsechshundert Kilometer. Halt! Was ist das?«

Als sich, weil das Schiff landete, mehrere Berge gegeneinander perspektivisch verschoben und den Blick auf die Täler freigaben, entdeckten die Männer langgezogene Seen aus stumpfem Material. Waren es Bleiseen oder solche aus Zinn?

»Jedermann, der die Grossarts kennt«, murmelte von Fahstra, »wird natürlich nach einem Planeten suchen, der ihrem Metabolismus am meisten entspricht. Hitze, hohe Gravitation, Methan, Ammoniak und Wasserstoff. Das führte zu der Täuschung durch Llgorak. Wenn das hier wirklich das Versteck ist, dann kann diese Oberfläche nichts anderes sein als eine weitere Täuschung, denn kein Grossart kann auf dieser Planetenoberfläche leben.«