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Nr. 20

 

Planet der Orkane

 

Die Fahrt durch die Ammoniak-Hölle beginnt – das Zentratom ist das Ziel

 

von Hans Kneifel

 

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Ende Januar des Jahres 2408 Terra-Zeit ist die Mission der USO-Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino noch gefährlicher geworden als zuvor. Die beiden Asse der USO, die ihren großen Bluff mit dem so genannten »Halbraumspürer-Absorber« starteten und sich in die Gewalt der Condos Vasac begaben, um ihre Kollegen Monty Stuep und Kamla Romo zu retten, haben den Planeten Umshyr fluchtartig verlassen.

Um den fremdartigen Intelligenzen, die das Galaktische Syndikat zu beherrschen scheinen, weiter auf den Fersen zu bleiben, mussten die USO-Männer per Transmitter vor ihren eigenen Kameraden Reißaus nehmen – nicht ohne entsprechende Nachrichten für USO-Chef Atlan zu hinterlassen.

Lordadmiral Atlan ist also über die bisherigen Erlebnisse seiner Spezialisten informiert. Doch die Position des neuen Aufenthaltsortes seiner Leute ist unbekannt. Tekener, Kennon, Stuep und Romo können nicht mit der Unterstützung der USO rechnen – sie müssen sich selbst durchschlagen. Und sie tun es auch.

Sie fungieren weiter als Transportbegleiter der Fremden, der wahren Beherrscher der Condos Vasac, und nach dem Abstieg in »tödliche Tiefen« sind sie es, die Unglaubliches leisten. Sie steuern das Fahrzeug, das den PLANETEN DER ORKANE bezwingt ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener und Monty Stuep – Die USO-Agenten gehen auf eine Höllenfahrt.

Bront von Okaylis – Kommandant von ZONT-1.

Muskalon – Ehemaliger Chef des CV-Stützpunktes Umshyr.

Sinclair M. Kennon – Ein Robotmensch, der Roboter hasst.

Kamla Romo – Ein unsichtbarer Lauscher und Saboteur.

1.

 

Genau in der Sekunde, als der achtzig Meter lange Riesenwurm die Ammoniaknadel erreichte, griff der Sturm mit unbarmherziger Wucht an. Ein heftiger Stoß, von einer Serie harter Schläge unterbrochen, traf die Steuerkabine und die einzelnen Segmente der Orkanraupe, und Tekener fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Auf dieser Wahnsinnsstrecke würden sie alle, sechzehn Intelligenzwesen und jene vier Fremden, die in ihren versiegelten Druckbehältern wimmerten, beweisen müssen, was sie aushalten konnten.

Tekener griff nach einem der Hebel und gab mehr Kraft auf die Gleisketten.

Die gezahnten, spitzen Krallen der einzelnen Gleiskettensegmente zogen breite Spuren durch die Eisplatte aus reinem Ammoniak, über die sich schräg der silberblau-metallisch glänzende Wurm schob.

Er bewegte sich wie eine Anakonda.

Neben Tekener knurrte Kennon leise:

»Entweder warst du wahnsinnig, als du dich zu diesem Einsatz gemeldet hast – oder du bist noch um einige Grade selbstbewusster, als ich jemals dachte.«

Tekener entblößte die Zähne in einem humorlosen Grinsen und erwiderte:

»Wenn wir diese viertausenddreihunderteinundachtzig Kilometer hinter uns haben, werden wir uns ausgezeichnet fühlen.«

Traf ter Polyn, der Akone, sagte leise:

»Seit ich meine Leute habe sterben sehen, beginne ich mich vor der Natur von Phynokh zu fürchten.«

Er litt immer noch darunter, er hörte noch immer die wahnsinnigen Schreie aus den Lautsprechern der Druckanzüge, als die Männer zwischen den Verstrebungen des Gittermastes von den kreischenden Windstößen davongewirbelt und in die Weiten des Luftozeans gerissen worden waren.

»Mit dieser Raupe werden wir den Planeten besiegen«, sagte Tekener finster. Er würde auch auf keinen Fall zugeben, dass er selbst drei verschiedene Schwierigkeiten hatte, die er glaubte, besiegen zu können. Aber es war unsicher ... zu viele unbekannte Größen kamen in dieses psychologisch ausgefeilte Spiel, das sie treiben mussten. Leider gehörte auch dieser Kampf zwischen angewandter Technik, menschlichen Reflexen und der unbarmherzigen Naturgewalt des Planeten dazu. Es musste sein.

Tekener schaltete mit einer Hand den Rückspiegel ein; es war ein stark gekrümmter Bildschirm, der von einigen beweglichen Linsenaggregaten im Schwanzteil der Raupe abhängig war. Auf dem Bildschirm erkannten sie gerade noch die verwaschenen Lichtflecke der Tiefstrahler, vor denen die riesigen losgerissenen Flocken aus Ammoniak vorbeigetrieben wurden. Die ringförmig angelegten Massivbauten der Bunker verloren sich in der sturmgepeitschten, schneedurchtobten Dunkelheit dieser Planetenhälfte.

Sie waren vor einigen Minuten von dort aus gestartet.

Hinaus ... in diese brüllende Natur, die von Sturm beherrscht wurde. Das Licht wurde undeutlicher und kleiner, und als Tekener einen zusätzlichen Frontscheinwerfer einschaltete, sah er, dass hinter der ersten Eisnadel eine zweite, weitaus größere aufgetaucht war. Binnen Stunden änderte sich die gesamte Landschaft der dunklen Planetenhälfte – Ammoniak wurde vergast, verflüssigt, gefror, wurde vom Sturm wieder abgetragen und an anderer Stelle neu aufgerichtet.

Es war ein Land, von dem es keine Landkarten gab.

»So«, sagte Tekener in endgültigem Tonfall. »Die nächsten drei Stunden übernehme ich die Steuerung. Wenn ihr hier in der Steuerkabine bleiben wollt, dann schweigt bitte. In drei Stunden löst du mich ab, Rabal?«

Sinclair Marout Kennon nickte mit seinem Robotschädel, der auf so faszinierend männliche Weise völlig unrobotisch aussah.

»Ich löse dich ab. Ich gehe jetzt ins nächste Segment, braue für uns einen Kaffee – und dann hast du Ruhe.«

»Gilt auch für mich«, nickte Traf ter Polyn.

Tekener saß, mit vier breiten, gepolsterten Gurten angeschnallt, in einem der vier Sessel mit den überhohen Lehnen. Vor ihm befand sich ein genau halbkreisförmiger Spalt, der mit federndem Panzerglas ausgefüllt war. Vor diesem Spalt arbeiteten Heißluftdüsen und reinigten pausenlos die Scheibe. Darüber war, in gleicher Breite und Größe, ein Band aus zusammengesetzten Schirmen. Dort erschien ständig zur Kontrolle des optisch Erfassbaren das Super-Radarbild. Zahllose Schalter und Uhren und ein vierfacher Satz von Steuerelementen vervollständigten das halbkreisförmig geschwungene Pult. Sein Zentrum bestand aus einem großen, fast waagerecht liegenden Steuerrad, das außergewöhnlich leichtgängig war. Von den Steuerelementen war nur das erste aktiviert worden. Im Augenblick arbeitete die Orkanraupe nur mit den Gleisketten.

Wie eine Riesenschlange wand sich der achtzig Meter lange Wurm, dessen Rumpf das Licht der Frontscheinwerfer, des Suchlichtes und der Steuerbord- und Backbordscheinwerfer silberblau metallisch reflektierte, zwischen den Ammoniaknadeln hindurch. In jedem der vielen Segmente, aus denen der Wurm bestand, arbeiteten zwei Gleisketten, die eine eigene Energieversorgung und doppelt gesicherte Maschinen besaßen.

Tekener hatte errechnet, dass sie rund sechshundert bis sechshundertfünfzig Kilometer pro Tag vorwärtskommen konnten, gerechnet natürlich das Zeitmaß des terranischen Normtages zu vierundzwanzig Stunden.

Sechshundertfünfzig Kilometer ... pro Stunde rund siebenundzwanzig Kilometer.

»Eine Strecke, die zu schaffen ist«, murmelte Tekener.

Das Gelände begann jetzt, nachdem der kleine Wald aus Ammoniaknadeln von mehr als dreißig Metern Höhe durchfahren worden war, schwieriger zu werden. Noch brach sich der Bodenorkan an den kleinen Bergen, noch zwang die fast zweieinhalbfache Anziehungskraft oder Oberflächenschwere-Beschleunigung die Raupe fest auf den Boden. Aber schon kündeten vorübertreibende hausgroße Ammoniakbrocken, von denen jedes Mal etwas absplitterte und sich in einen Schneewirbel verwandelte, wenn sie auftrafen, den kommenden Sturm an.

Sie waren alle wahnsinnig, zwölf Akonen und Tekener, Kennon, Monty Stuep und der Siganese.

Einige waren wahnsinnig vor Angst.

Zum Beispiel der Anti Muskalon, der ehemalige Chef des Geheimdienstes des Planeten Umshyr.

»Das ist etwas für Männer, die in überschwere Technik vernarrt sind – auch so eine Art Männlichkeitssymbol!«, murmelte Kennon, als er Tekener den Thermobecher mit dem heißen Kaffee in die Halterung der Armlehne steckte.

Tekener gab zurück:

»Warte nur, bis du am Steuer hängst und das Monstrum durch den Orkan steuerst.«

Kennon deutete nach hinten und sagte:

»Ich schnalle mich fest und versuche, ein paar Runden zu schlafen.«

»Wenn deine Zähne klappern«, erwiderte Tekener, »dann ist es nicht die Angst; es sind die Vibrationen.«

»Schon recht, Angeber!«, schloss Kennon.

Er verließ die kleine Steuerkabine. Sie war im ersten, abgerundeten und wie ein Schiffsbug wirkenden Segment der Raupe untergebracht. Von hier aus liefen dicke, gesicherte und vierfach ausgelegte Steuerleitungen bis an den Schwanz des Vehikels. Sie liefen auch bis zu der runden buckelartigen Ausbuchtung im Mittelsegment, also rund vierzig Meter von der Steuerung entfernt.

Hier vorn war alles, jedes Stück Pult und jeder Sessel, hydraulisch gedämpft und ließ sich, mit einigen Toleranzgrenzen, einstellen. Aber der kleine Lastenraum im Zentrum der Raupe war vollkardanisch aufgehängt und zusätzlich schwingungsgedämpft, so dass dort ein Optimum an Bequemlichkeit herrschte. Der Boden blieb immer im rechten Winkel zum Zentrum des Planeten ausgerichtet, gleichgültig, wie die Raupe sich gerade bewegte.

Tekener sagte zu sich:

»Die kleinen Berge kommen.«

Es war dies eine breite Zone von Erhebungen aus Ammoniak, die weit vor dem Dämmerungsstreifen langsam innerhalb von achtundachtzig Tagen um den Planeten wanderte, alle Tage zerstört und alle Tage an anderer Stelle aufgebaut wurde. Schräge, spiegelnd glatte Hänge wechselten mit rechtwinklig aneinanderstoßenden Schluchten und Tälern ab. Die Täler waren von heruntergefallenen Brocken in jeder nur denkbaren Größe übersät und oft angefüllt.

Über eine Hügellandschaft, die riesigen weißen Dünen glich, arbeitete sich die Raupe jetzt mit vierzig Stundenkilometern Geschwindigkeit vorwärts.

Sie trug die vier offensichtlich schwerkranken Fremden, von denen niemand wusste, wie sie aussahen, mit sich. Die Krankheit war der Grund gewesen, weshalb die Männer diesen Wahnsinnstransport auf sich genommen hatten. Transmitterschocks hätten die vier Fremden in den Drucksärgen umgebracht, auch konnte man nicht warten, bis die riesige rote Sonne über dem Turm aufging ... alles dauerte zu lange und hätte den Tod bedeutet.

Und Tekener verfolgte zusammen mit Kennon seinen geheimnisvollen, gefährlichen Plan dabei.

Jetzt war er allein.

»Sehen wir weiter«, murmelte er und drehte am Steuerrad. Unter ihm und hinter ihm fraßen sich die Zähne der Gleisketten in die spröde, glasartig harte Masse des erstarrten Ammoniaks. Sie schoben die Raupe vorwärts, und die Steuerung sorgte dafür, dass die Ketten sämtlicher Elemente in der Spur des Steuergleiskettenpaares blieben.

Es sah aus, als krieche ein gewaltiger Wurm mit sieben oder acht strahlenden Augen durch ein Inferno, das noch niemand gesehen und erst recht nicht beschrieben hatte.

Licht und Schatten ...

Ungewöhnliche Formen, durchscheinend und weiß, kantig und lange Schatten werfend.

Breite, gefächerte Lichtkaskaden, die unterhalb des Fensters hervorbrachen und das Gelände spukhaft beleuchteten. Dazu die immerwährenden Bodenbeben, die alle Sekunden das gesamte Gefährt erschütterten.

Ein Rennen gegen die Wut der Elemente in der Dämmerungszone, die von den Akonen auch, nicht zutreffend allerdings, als Librationszone bezeichnet wurde. Der Zeitpunkt des Startes und des Eintreffens war von den unbekannten Machthabern im Zentratom so unglücklich gewählt worden, weil man um das Leben der vier Fremden fürchtete.

Jetzt hob sich die bugförmige Nase der Raupe, wurde von einem Windstoß gepackt und um drei Meter hochgehoben, zusammen mit den beiden nächsten Segmenten.

Tekener drehte das Lenkrad nach links und beschleunigte. Das Vorderteil traf auf einen Ammoniakbrocken, ließ ihn zersplittern und senkte sich wieder. Trümmer und Ammoniaklanzen, die wie Metallsplitter aussahen, wurden von dem Orkan davongerissen.

Das elektromagnetische Anemometer blieb zitternd auf der Zahl 37 stehen.

»Dreitausendsiebenhundert Stundenkilometer Sturmgeschwindigkeit!«, flüsterte Tekener.

Er drehte einen Regler herum und betätigte drei Knöpfe.

Diese Knöpfe befanden sich an einer Instrumentenkonsole und glühten aus sich heraus. Jeweils fünf Knöpfe lagen dicht nebeneinander. Diese Fünfergruppen bildeten einen Block, der so viele Gruppen besaß wie die Raupe Segmente. Tekener hatte die mittleren Knöpfe hineingepresst. Und zwar die der ersten, der letzten und der mittleren Anlage. Summend liefen kleine Atomkraftwerke an, und ein hier unhörbarer Lärm vermischte sich außerhalb der Raupe mit dem Heulen und Kreischen der Orkane.

Drei Pressstrahler begannen wie Raketen zu wirken und drückten die betroffenen Segmente an den Boden.

Sie waren an der Oberseite der drei Meter durchmessenden Segmente angebracht und wirkten demzufolge auf die Raupen. Die Gleisketten griffen wieder und trieben den metallenen Wurm vorwärts. Er schlängelte sich jetzt, teilweise im Graben, teilweise daneben, durch eine Art Flussbett, das in unzähligen Krümmungen eine Schrägfläche hochlief, deren Ende und seitliche Ausdehnung nicht mehr festgestellt werden konnte. Vor Tagen oder noch vor Stunden war hier Ammoniak entlanggelaufen, verflüssigt und wasserartig.

Jetzt war diese Spur leer.

Tekener fuhr nach Kompass und, später, nach Funkkontakt.

In neun Tagen würde die Sonne über dem schwankenden Turm der Lemurer aufgehen. Die Raupe würde in rund sieben Tagen die Strecke von knapp fünftausend Kilometern zurücklegen. Die Rechnung war einfach. Fünftausend Kilometer etwa betrug die Entfernung, die innerhalb einer planetaren »Stunde« vom Sonnenlicht zurückgelegt wurde, die natürlich auf der antipodischen Seite des Planeten in der Nacht versank. Jeden Tag dehnten sich Tageslicht und Nacht um diese Strecke aus.

Also sparte man rund einen Tag; etwas mehr vielleicht, wenn die Raupe nicht aufgehalten würde.

Dieser eine Tag konnte – so hatte Tekener erfahren – lebensrettend für die vier Wesen in den Druckkabinen sein.

Aus diesem Grund hatte er sich an die Steuerung gesetzt. Sie mussten ununterbrochen fahren oder schweben – je nachdem.

Mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometern, jetzt etwa eine halbe Stunde durchgehalten, kletterte die Raupe in Schlangenlinien durch das Bett eines verschwundenen Flusses. Ständig erwartete Tekener, der fast gerade nach Osten fuhr, die riesige rote Sonne Kael auftauchen zu sehen, aber er wusste genau, dass er darauf noch sechs bis sieben Tage warten musste.

»Außentemperatur?«

Tekener trank einen Schluck Kaffee, während er sorgfältig alle Instrumente kontrollierte. Er hatte dies noch nie erlebt: Mit geradezu nachtwandlerischer Sicherheit hatte er innerhalb von einer Stunde den Mechanismus und die Tücken der Steuerung dieses achtzig Meter langen Stahlwurmes zu beherrschen gelernt.

»Hundertsiebzig Grad Celsius minus«, sagte er leise.

In der Nacht des Planeten herrschten tiefe Temperaturen; die freien Gase des Ammoniaks hatten sich fast völlig verflüchtigt. Aber meist hatten sie feste Form angenommen, waren also in einen anderen Aggregatzustand übergegangen.

»Tekener?«

Aus den beiden wassergedämpften Kopfhörern, die bei Bedarf aus den Seitenteilen der Kopfstütze ausgefahren werden konnten, erklang die laute Stimme des Akonen.

Tekener erkannte Bront von Okaylis.

»Ja?«, fragte er. »Sind Ihre lieben, kleinen Schützlinge wieder unruhig geworden? Tut mir leid!«

Bront befand sich in dem kardanisch gelagerten Raum in der Nähe der vier Druckbehälter. Was immer sich in den metallenen Särgen befand – Bront liebte es gar nicht. Es sah aus, als hasse er die Fremden und alles, was mit ihnen in Verbindung zu bringen war.

»Haben Sie überhaupt keine Nerven?«, fragte er etwas leiser.

Tekener lachte kurz.

»Ich brauche sie, um Ihre Freunde durch Orkan und Ammoniak zu steuern. Was wünschen Sie, falls Sie überhaupt etwas wünschen dürfen?«

Bront erwiderte:

»Wie geht es voran?«

»Mit rund fünfzig Stundenkilometern auf einer Steigung von dreißig Prozent und einer relativen Schräglage von zwölf Grad«, sagte Tekener. »Ich habe noch eineinhalb Stunden zu fahren und möchte nicht gestört werden. Streicheln Sie Ihre Freunde etwas, ja? Es wird nach der Schräghangfläche etwas unruhig werden, fürchte ich, selbst für Ihr kardanisches Wohnzimmer.«

Bront von Okaylis sagte halb bewundernd, halb in unbegreiflichem Staunen:

»Was können Sie und Ihre Partner eigentlich nicht?«

»Wenig«, sagte Tekener. »Sie sollen einmal meinen Freund Ken erleben. Er wird das letzte aus der Raupe herausholen.«

»Wenn Sie Hilfe brauchen ...«, begann der Akone schwach, aber Tekener schnitt ihm das Wort ab.

»Sie können nach draußen gehen und ein paar Ammoniakbrocken wegräumen«, sagte er. »Dann geht es schneller. Ich weiß, dass Sie das freudige Wiedersehen mit den Fremden mit allen Fasern Ihres Herzens herbeisehnen. Gute Ruhe, wünsche ich.«

Er drehte den Lautstärkeregler der Innenbord-Verständigungsanlage auf den geringsten Wert zurück, und als er nichts mehr hörte, drehte er den Regler wieder in die andere Richtung. Bront von Okaylis schwieg jetzt.

Psychospiel mit geringem Einsatz, dachte Tekener. Dies ist unser Geschäft. Bront hasst die Fremden, und ich werde seinen Hass auf die Fremden von Kilometer zu Kilometer mehr schüren. Psychospiel. Und dann werden wir versuchen, das Konstruktionsgeheimnis des Halbraumspürer-Absorbers einzutauschen.

Denn das war der eigentliche Grund ihres Aufenthaltes in dieser Hölle.

Und in der gleichen Sekunde hing das Vorderteil der Raupe in der Luft und begann zu pendeln, wurde hochgerissen, und die Lichtstrahlen suchten in der Finsternis über dem Kamm des Berges herum.

Tekeners Finger schossen vor.

Er drückte sämtliche Knöpfe der ersten fünf Reihen. Kreischend und hämmernd liefen zusätzliche Energieerzeuger an, und der mächtige Druck der aufflammenden Düsen zwang den Kopf des Wurmes langsam gegen den wütenden Sturm nach unten, bis die durchdrehenden Raupen wieder Grund fassten.

Der selbstmörderische Abstieg begann.

Es war, als versuche ein Segelflugzeug gegen einen Wind zu starten, der einen langen Hang heraufpfiff.