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Nr. 13

 

Alarm in der Zentralbank

 

Die USO-Spezialisten als Einbrecher – ein Anti weiß zuviel

 

von Hans Kneifel

 

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Auf der Erde und den übrigen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Ende Oktober des Jahres 2407.

Oberstleutnant Ronald Tekener und Major Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino, die beiden berühmten USO-Spezialisten, haben binnen kurzer Zeit eine ganze Anzahl gefährlicher Situationen bravourös gemeistert. Sie stellten sich dem solaren Gericht, dem Mordkommando der Condos Vasac – und sie überlisteten auf dem Medo-Planeten Tahun den Agenten der CV-Lenkzentrale.

Die beiden Asse der USO haben sich sozusagen doppelt rehabilitiert und ihre Verbindung zur Condos Vasac nicht verloren.

Lordadmiral Atlan, dem USO-Chef, kann das nur recht sein. Er kann die beiden Männer weiterhin im Rahmen der Einsickerungstaktik verwenden und sie mit der Suche nach der mysteriösen CV-Lenkzentrale betrauen.

Tekener und Kennon werden informiert und mit der MARS QUEEN auf die Reise geschickt. Sie sehen ein totes Monstrum, sie nehmen Kontakt mit dem neuen CV-Chef von Lepso auf – und sie verursachen den ALARM IN DER ZENTRALBANK ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Chef und Begründer der USO.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Die Staragenten der USO planen einen Bankeinbruch.

Tschen Bahark – Ein Anti weiß zuviel.

Ehret Jammun – Einer der beiden heimlichen Herrscher von Lepso, dem Planeten der Verbrecher.

Haahl-A1 – Tekeners und Kennons Kontaktmann auf Lepso.

Captain Hog Maylika – Ein »Miniagent«.

1.

 

USO-Spezialist Major Sinclair Marout Kennon: Persönliches Gedächtnisprotokoll für die USO-Archive; Bandspule EDV 2407 – Kodenummer 13, Meter 1 bis 10:

Ich absolvierte zusammen mit meinem Freund Ronald Tekener die Vorbereitungen zur abschließenden Untersuchung auf Tahun, dem medizinischen Center der USO.

Es war neun Uhr morgens, und wir mussten ein anstrengendes Programm in acht Punkten hinter uns bringen. Das heißt, für mich war dieses Programm keineswegs anstrengend, sondern bestenfalls ein Mittel, sämtliche Reflexe meines hervorragenden Körpers, der »Vollprothese«, zu überprüfen.

Wir begannen nach dem kurzen, aber sehr inhaltsreichen Frühstück in unserem Bungalow, in dem wir seit einigen Tagen lebten und in dem Ronald Tekener seine Verwundungen, hervorgerufen durch die verwünschte Kamera während unseres »Schauprozesses«, auskuriert hatte. Tek fühlte sich fit, aber die Ärzte wollten es schwarz auf weiß haben. Sie hetzten uns also auf den langen Rundkurs, der durch den Park des Medo-Centers führte und voller Hindernisse war – das Pensum, das wir vor uns hatten, entsprach der Leistung eines Kämpfers im modernen Zehnkampf – nur binnen weniger Stunden.

Als erstes stand der dreitausend Meter lange Geländelauf auf dem Programm.

Wir starteten um neun Uhr dreißig.

»Einer der wenigen Vorteile«, sagte Tek leise zu mir, während wir langsam über den breiten Waldweg liefen, »ist die Tatsache, dass wir nicht belauscht werden können.«

»Richtig«, sagte ich und registrierte automatisch, dass Tek nicht schwerer atmete als sonst.

Wir hatten in den vergangenen Tagen genügend Gelegenheit gehabt, über alles nachzudenken. Nachdem wir erstmalig mit dem neuen Chef der Condos Vasac auf Lepso, nämlich dem Anti Tschen Bahark, Kontakt bekamen, schien es heute, dass Bahark unter Umständen ein schwaches Glied in der Kette der Condos Vasac sein könnte.

Wir liefen weiter.

Der Weg wurde schmaler, und nach den ersten einhundert Metern begannen die Schwierigkeiten. Wir mussten unbedingt eine gewisse Zeit einhalten, sonst gab es Minuspunkte – auch hier verlangte die Leistungsgesellschaft ihr Recht. Diese Minuspunkte würden für uns aber nur bedeuten, dass wir noch einige Tage länger in der Obhut der Ärzte, Robots und Krankenschwestern verbringen mussten.

Tek rief:

»Du atmest so schwer – sind deine Muskeln eingerostet?«

Wir sprangen über Wurzeln und große Steine, arbeiteten uns durch das dichte Gras und kletterten über breite Baumriesen, die über den Bächen lagen.

»Nicht ganz«, gab ich zurück. »Mein Puls geht schneller, wenn ich an die nächsten Tage denke. Schlafen, Ausruhen und Baden. Nichts anderes.«

Das war natürlich ein Teil der Tarnung; ich brauchte weder das eine noch das andere zu tun: Mein Körper, diese vollendete Maschine, in der sich mein Gehirn befand, war ein Wunderwerk, das weder Pflege noch Wartung brauchte.

Drei Minuten später rief Tek:

»Immerhin – inzwischen sind wir rehabilitiert. Ich bin nur in Sorge, ob unsere Freunde von der Condos Vasac unseren Freispruch auch akzeptieren!«

»Das ist ein schwieriges Problem. Ich bin von Natur aus misstrauisch, aber ich glaube, unsere Tarnung ist ausgezeichnet.«

Eintausend Meter.

Wir waren durch Wälder gelaufen, über Lichtungen und durch ein ausgedörrtes Bachbett, hatten uns durch Engpässe gezwängt und kurze Zwischenspurts eingelegt. Alle Systeme meiner Prothese funktionierten hervorragend. Die winzigen Geräte, in meinen Unterarmen und an anderen Stellen unter der Haut verborgen, die von menschlicher Haut nicht zu unterscheiden war, hatten ihre Tests ebenfalls bestanden.

»Ja. Unsere Tarnung ist gut. Aber sie wird nicht Jahrzehnte halten!«, sagte ich.

»Für die nächsten Monate wird sie ausreichen.« Jetzt kam die Aschenbahn, und wir spurteten los. Ich gab das Tempo an, denn ich konnte genau ausrechnen, auch ohne Stoppuhr, wie schnell wir waren. Tek hielt sich ausgezeichnet.

»Wie geht es weiter?«, fragte ich, während ich darauf achtete, dass Tek einen winzigen Vorsprung behielt.

»Keine Ahnung!« Jetzt atmete er bereits schwer. Seine Gesichtszüge verkrampften sich von Zeit zu Zeit, aber er hielt einen tadellosen Mittelwert.

»Schließlich ist die Affäre mit Lurlean Trask auch beendet!«, sagte Tekener plötzlich. »Die Dinge haben mir schwer im Magen gelegen!«

»Daher kamen die lieben kleinen Magengeschwüre, von denen der gute Onkel Mediziner immer sprach!«, sagte ich und lachte kurz auf.

Tekener hustete und erwiderte laut:

»Das waren seine eigenen!«

Er hatte teilweise recht, obwohl er selbst nicht an eine hundertprozentig einwandfreie Lösung der Probleme glaubte – aber es sah so aus, als habe jene merkwürdige »Lenkzentrale Condos Vasac« beschlossen, uns beide als verlässlich einzustufen. Dieser Gesichtspunkt war für uns wichtig.

Er war die Ausgangssituation für jeden neuen Einsatz.

»Was hältst du davon?«, fragte Ronald.

»Wovon?«

Wir kamen an das Ende der Aschenbahn, ich rechnete einen guten Wert für uns aus, und dann ging es im Zickzack durch einen dicken Gürtel von Buschwerk, dessen Boden zudem auch noch unregelmäßig war.

»Von der Situation!«

»Welcher?«, fragte ich.

»Wir sind arbeitslos!«, sagte er fast vorwurfsvoll, »und außerdem wartet Charisse auf Lepso.«

Ich musste grinsen.

»Das sind schon zwei Gründe, diese Tests zu bestehen, mein Freund«, sagte ich und setzte über einige Sträucher hinweg, die nicht höher als zwei Meter waren. »Vielleicht fällt Atlan etwas ein.«

Tekener sagte mit Bestimmtheit:

»Atlan fällt immer etwas ein. Und wenn ihm nichts einfällt, dann wird er von unseren galaktischen Gegenspielern dazu gezwungen, sich etwas einfallen zu lassen.«

»So ist es!«, sagte ich.

Wir hatten die MARS QUEEN, deren offizieller Eigentümer ich war, hier auf Tahun stehen. Theoretisch konnten wir also jederzeit starten – vorausgesetzt, wir wurden als geheilt entlassen. Dazu brauchten wir aber noch die Bestätigung von rund zwanzig verschiedenen Diagnostik-Ärzten. Sie würden uns – das heißt, mich nicht, denn ich hatte nur eine Rolle als Freund, Leibwächter, Alleinunterhalter oder Ähnliches zu spielen – nach diesem abschließenden harten Test untersuchen.

Wieder schloss sich eine Aschenbahn an.

Dann, nachdem wir drei Kilometer gelaufen waren, begannen die Hindernisse.

Eine teuflische Strecke, die sogar manche Robots überfordert hätte.

»Fünfhundert Meter ... wer hier durchkommt, ist ziemlich gut!«, keuchte Tek.

Wir würden natürlich durchkommen.

Die Strecke bestand aus aneinander gereihten Fallen, die niemand vermuten konnte. Dinge, die wie Fallen aussahen, blieben stabil. Der Waldboden verwandelte sich in trügerische Decken, die durchrissen und darunter tiefe Gruben zeigten. Baumstämme, die über einem Bachbett lagen, begannen zu rollen, Lianen rissen, wenn man sich an ihnen entlanghangelte. Große Steine wurden zu flachen Platten, die nach vier Seiten kippten und kleine, aber tückische Maschinen bewarfen uns mit klobigen Ästen oder schweren, nachgeahmten Früchten.

Wurzeln schnellten hoch, Schlangen, von bio-positronischen Schaltungen bewegt, stießen auf uns herunter, und diese fünfhundert Meter wurden zu einem ständigen Kampf zwischen Angriff und Abwehr.

Wir mussten sämtliche Reserven einsetzen, jeden Trick anwenden und unerhört schnell reagieren.

Wir konnten einmal in die Lage kommen, dies alles in Wirklichkeit zu erleben – dann konnte jede Falle für uns tödlich sein.

»Das hat ein Sadist entworfen!«

»Ja«, sagte ich und schlug mit der Handkante gegen eine Spinne, die an einem unsichtbaren Seil auf uns heruntersauste und lange, giftstachelbewehrte Fänge nach uns ausstreckte. Sie schwang an ihrem Faden zurück, änderte den Kurs und sauste haarscharf über Tek hinweg, weil er sich blitzschnell hatte fallen lassen.

Die Wurzeln, auf die er fiel, ringelten sich zusammen und versuchten ihn zu fesseln.

Diese irrsinnige Jagd ging weiter.

Vierhundert Meter ... noch rund hundert Schritte.

Wir kamen in ein lebendes Labyrinth aus Gewächsen, Dornen und Stacheln, explodierende Pilze voller giftiger Gase, abgefeuerte Früchte und zwei stürzende Baumstämme; Tiere, die sich plötzlich auf uns fallen ließen, ein Morast und eine kleine Ebene, die voller Trichter mit Triebsand war – und alles ließen wir hinter uns.

Und dann kam der Tunnel.

Er bestand aus einer Serie hintereinander gelegter Rohre von verschiedenem Durchmesser. Der Durchmesser vieler jener Rohrstücke änderte sich auch, wenn sich jemand innerhalb des Rohres befand. Nur ein hohes Tempo konnte uns retten – wir mussten in wahnsinniger Eile diese Rohre durchkriechen, durchlaufen oder durchrobben.

Zwischen den einzelnen Abschnitten waren immer wieder schwierige Punkte eingebaut.

Wir schwammen zweimal durch überflutete Rohre, rollten mit einem dritten Rohr einen Abhang hinunter und befanden uns schließlich, zwanzig Minuten später und völlig erschöpft, zumindest galt das für Tekener, am Ende dieser verdammten Strecke. Ich spürte bereits, wie meine Reaktionen unmerklich langsamer zu werden schienen; da mein Gehirn und mein Verstand die Prothese steuerten, wurden sie sehr gefordert.

»Die Zeit?«

Tekener warf sich zu Boden, drehte sich auf den Rücken und blieb einige Minuten in vollkommener Ruhe liegen. Die Augen hielt er geschlossen.

Ich grinste wieder und setzte mich auf einen Stein, der ausnahmsweise weder elektrische Schläge austeilte noch die Tendenz zeigte, in großer Geschwindigkeit davonzurollen.

»Dreißig Sekunden unter dem besten Zeitmaß.«

»Es kam mir vor«, sagte er keuchend, »als ob wir zwei Stunden länger gebraucht hätten. Sind wir wirklich so gut, Ken?«

»Doch. Ich merke langsam, dass ich ein alter Mann werde«, sagte ich.

Er öffnete die Augen und warf mir einen halb belustigten, halb ernsthaften Blick zu. Dann knurrte er leise:

»Ausgerechnet du? Das beste Hirn, der härteste Wille, und der vorzüglichste Körper im bekannten Teil der Galaxis! Opa – wollen wir uns an die sportlichen Disziplinen wagen?«

»Mit Vergnügen!«, sagte ich. »Ich schlage dich ohnehin!«

Er kam mit einem Satz, der einem Kunstturner nicht besser hätte gelingen können, auf die Beine und betrieb einige Sekunden lang Intervallatmung.

»Das werden wir schon sehen.«

Wir verließen das Stück Wald, in dem wir jetzt die Vögel hörten, in dem die Tiere des Parks raschelten und kamen nach zehn Metern an eine gepflegte Treppe, die zu einem kleinen Gleiterparkplatz führte.

Dort standen zwei kleine, leistungsfähige Schalen.

»Ich nehme die rote«, sagte Tek.

»Ich will die grüne«, erwiderte ich.

»Warum?«, fragte er und schwang sich hinter das Steuer.

»Sie ist noch nicht ganz reif«, sagte ich.

Er knurrte laut:

»Warte nur. Ich schlage dich zumindest in den historischen Waffen.«

Wir drückten die Startknöpfe, und die Gleiter fauchten los. Sie rasten nacheinander in einer riesigen Kurve davon, auf einen anderen Bezirk des Parks zu. Nach einem Kilometer rasend schneller Fahrt hielten sie an, und genau vor jedem Gleiter lagen auf einem Tisch zwei Waffen.

»Antike Reiterpistolen!«, sagte ich.

Ich nahm sie in die Hände, spannte die Hähne und kontrollierte die Ladungen: Die Waffen waren zwar teure, handgefertigte Nachahmungen, entsprachen aber der Funktion jener Verteidigungsinstrumente, die über ein Jahrtausend alt waren.

»Das Ziel fehlt!«

»Sieh dich nur um!«, sagte ich warnend.

Der Gleiter, in dem ich saß, begann plötzlich zu vibrieren, schüttelte sich und fing langsam an zu kreiseln. Zwischen den Bäumen tauchten Roboter auf, die irgendwelche kannibalischen Eingeborenen darstellen sollten.

Ich richtete die Waffe aus, bewegte mich entgegen der Drehrichtung des Gleiters und versuchte, durch ein lockeres Handgelenk und durch Einsetzen der natürlichen Schwerpunkte von Kolben und Laufende dem Rütteln der teuflischen Maschine entgegenzuwirken. Dann löste ich den Hahn aus. Ein Funken traf auf Pulver, donnernd löste sich ein Schuss, und als ich an der Rauchwolke vorbeisehen konnte, lag der Robot am Boden. Der andere näherte sich mir von hinten, eine Kugel pfiff an mir vorbei und streckte ihn nieder. Dafür feuerte ich die Waffe der rechten Hand ab und erledigte eine der Maschinen, die auf Tek losgingen. Den vierten Robot schoss er ab, als sich der Pulverdampf gehoben hatte und er sein Ziel sehen konnte – eine riesige Maschine, die eine Keule schwang, die ihm den Schädel gespalten hätte.

Wir legten die Waffen zurück, die Robots standen auf, nahmen die antiken Dinger an sich und trollten sich. Gleichzeitig fauchten die Gleiter wieder los.

»Zwei zu Zwei, Partner!«, sagte ich.

»Ganz gut. Für einen Großvater mit rostenden Krücken zielst du noch ganz beachtlich. Ich werde es dir schon noch beibringen!«, versprach Tek sarkastisch.

Die gleiche Szene wiederholte sich, nur dass wir diesmal aus dem fahrenden Gleiter heraus gezielte Schüsse auf Scheiben abgeben mussten, die sich bewegten. Wir verwendeten dazu altertümliche Explosivgeschosse, die aus langläufigen Selbstladewaffen verschossen wurden.

»Schon wieder! Das wird mich noch frustrieren!«, rief Tek. »Du bist heute wirklich in Höchstform.«

Ich hielt es für sinnlos und überflüssig, ihm erklären zu müssen, dass ein biopositronisch gesteuerter Mechanismus, wie ihn mein Körper darstellte, schon sehr viel Ausfallerscheinungen zeigen musste, um vorbeischießen zu können.

Und während wir, von bockenden, kreisenden und sich schüttelnden Gleitern aus Schüsse aus modernen Hochenergiewaffen abgaben, meldete sich das winzige Funkgerät in meinem Unterarm.

Ein Funkspruch.

Ultrakurz. Nur zwei Sekunden lang spürte ich die Vibrationen des Bandgerätes, das den stark gerafften, zerhackten und kodierten Funkspruch aufzeichnete. Dann gab ich meine letzte Schussserie ab und fragte:

»Wie war ich?« Tekener antwortete nicht einmal.

»Als Trost dafür«, sagte ich, »dass ich ebenso gut schießen kann wie du, du Mensch, kann ich dir eine erfreuliche Mitteilung machen.«

Die Gleiter hielten, und wir stiegen aus.

»Willst du beim Fechten verlieren?«, fragte mein Freund.

»Ganz im Gegenteil«, erwiderte ich. »Ich werde dich in Stücken bei den Medizinern abliefern.«

»Haha!«, sagte er humorlos.

Wir kamen jetzt an eine kleine Halle, die von einem halbdurchsichtigen Kuppeldach überspannt war. Der Boden war mit federnder Plastikmasse ausgegossen, und das Sonnenlicht, das durch das Dach gefiltert wurde, verwandelte sich in ein mildes, weißes Licht. Der Raum unter der Kuppel war angenehm kühl und durchmaß etwa zehn Meter. In einem Florettständer staken zwölf Waffen, und zwei Paar neue Fechthandschuhe lagen daneben. Dies war der vorletzte Reaktionstest.

Man hätte keinen besseren Gegner für Ronald Tekener nehmen können als mich.

»Welche Mitteilung?«, fragte er. Er hatte sich wieder beruhigt; sein Atem ging leicht, und er schwitzte nicht so sehr.

»Eine freudige«, sagte ich.

»Ja?«

Wir streiften die Handschuhe über, suchten zwei Degen aus und schoben die Brillen über die Stirn.

»Noch nicht«, sagte ich. »Die Freude würde deine Finten und Paraden unsicher machen.«

Tekener grinste breit und trat drei Schritte zurück, hob das scharfe Florett senkrecht in die Höhe.

»Fertig?«

Wir exerzierten die Begrüßung und begannen dann.

Es war ein harter, schneller und schonungsloser Kampf. Er verlangte von uns beiden das Letzte, denn wir durften keinen einzelnen Schlag gefährlich werden lassen. Die Arbeit, die Spitzen der Waffen dicht vor dem Gesicht oder der bloßen Haut anzuhalten, die Vorsicht, bei jeder Parade und jedem Ausfall den Gegner nicht zu verletzen, sondern ihn bestenfalls zu berühren – das erschöpfte mehr als ein echter Kampf. Zehn Minuten lang trieben wir uns gegenseitig in Angriffen und Verteidigungen rund um die kleine Arena, hin und her, und schließlich hielt ich den Kampf an, indem ich mit einer schnellen Folge von Quarten und Angriffen Ronald aus der Arena trieb, hinaus in den grellen Sonnenschein.

»Aus!«, sagte ich.

Wir schüttelten uns die Hände.

»So«, sagte er. »Jetzt kannst du mit deinem Geheimnis herausrücken.«