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Nr. 1205

 

Kundschafter der Kosmokraten

 

Atlan und Jen Salik – auf dem Weg ins Reich der Tiefe

 

von Thomas Ziegler

 

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Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist entschieden. Die Voraussage des Armadapropheten, der Terraner Perry Rhodan würde den gigantischen Heerwurm von Raumschiffen eines Tages befehligen, hat sich im Juli des Jahres 427 NGZ erfüllt.

Inzwischen nähert sich das Jahr 427 NGZ dem Ende, und die Galaktische Flotte hat längst wieder die Milchstraße erreicht. Zum gleichen Zeitpunkt beginnt ein kosmisches Verwirrspiel, das Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs der Elemente, geschickt eingefädelt hat.

Kazzenkatt bekommt Perry Rhodan überraschend in seine Gewalt. Durch den Sturz in die Zeit versucht er den Terraner so zu manipulieren, dass das wichtige Chronofossil Andro-Beta den Mächten des Chaos anheimfallen möge.

Noch bevor die Pläne des Dekalogs wirkungsvoll durchkreuzt werden, sind Atlan, der Arkonide, und Jen Salik, der Ritter der Tiefe, zu einer Mission aufgebrochen, die die beiden Männer in das mysteriöse Reich der Tiefe und in ungeahnte Gefahren führen soll.

Atlan und Salik suchen den ursprünglichen Standort des Frostrubins auf. Sie agieren als KUNDSCHAFTER DER KOSMOKRATEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Jen Salik – Der Arkonide und der Terraner fungieren als Kundschafter der Kosmokraten.

Drul Drulensot – Zöllner der Tiefe.

Chulch – Ein Plünderer.

Hulnan 2317 und Kalk 978 – Geriokraten von Starsen.

1.

 

Als Atlan das würfelförmige Metallgebäude im Zentrum der Kosmokraten-Station Cortrans betrat, erwartete er, im Innern die kahlen Wände einer Schleusenkammer vorzufinden.

Vor Überraschung blieb er abrupt stehen.

Der äußere Schein trügt zuweilen, wisperte der Logiksektor. Vor allem bei Produkten der Kosmokraten-Technik.

Atlan ignorierte die Bemerkung. Fasziniert sah er sich um. Obwohl der Metallwürfel von außen nicht größer war als ein Einfamilienhaus, lag vor ihm eine Halle, die einem Fürstenpalast als Tanzsaal dienen konnte. Die ferne Rückwand war ein Mosaik aus farbenprächtigen Kristallen, die in ständiger Bewegung waren, und nach wenigen Augenblicken schälte sich aus dem bunten Chaos das Gesicht des Arkoniden heraus. Das Mosaikgesicht verzog die Lippen zu einem verzerrten Lächeln.

Der Arkonide erwiderte das Lächeln, und das Mosaik zerfloss wieder zu einem formlosen Farbengemisch.

Rechts und links säumten riesige Bäume in großen Pflanzenkübeln die Halle, und im mitternachtsblauen Laubwerk ihrer Kronen leuchteten faustgroße Kugeln aus grünem Licht wie ein exotischer Weihnachtsbaumschmuck. Der Boden bestand aus weißen Marmorplatten, zwischen denen rechteckige Löcher klafften. Aus den Öffnungen drang diffuse Helligkeit. Hier und dort standen hohe, elegant geschwungene Glasskulpturen, die von der Form her an gigantische Sektschalen erinnerten.

Und zwischen den Skulpturen hüpfte ein grasgrünes Geschöpf von einer Marmorfliese zur anderen. Die Kreatur war eine Kugel von etwa einem Meter Durchmesser. Um die Mitte verlief ein Ring rubinroter, menschenähnlicher Augen, die tief in den grünen Höhlen lagen.

Während die Kreatur entfesselt auf und ab hüpfte, brabbelte sie närrisch vor sich hin.

»... erwische euch schon ... scheußliche Wanzen ... wartet nur ...«

Erst allmählich wurde dem Arkoniden bewusst, dass er die Stimme der hüpfenden Kreatur nicht über den Umweg der Ohren, sondern direkt in seinem Kopf vernahm.

Telepathie, bemerkte der Extrasinn mit sanfter Ironie. Der Tiefenzöllner ist telepathisch begabt.

Der Tiefenzöllner?, dachte der Arkonide.

Narr! Natürlich ist er der Tiefenzöllner. Hältst du ihn etwa für den Hausmeister?

Atlan seufzte. Offenbar befand sich der Extrasinn in streitlustiger Stimmung.

Schritte klapperten über den Marmor. Dann tauchte Carfesch an Atlans Seite auf. Der Gesandte der Kosmokraten sah zu dem hüpfenden Tiefenzöllner hinüber, und einen Moment lang glaubte Atlan so etwas wie Resignation aus dem nichtmenschlichen Gesicht herauslesen zu können. Aber kurz darauf verschwand dieser Eindruck und er sah nur noch ein strohfarbenes Oval aus achteckigen Hautplättchen, eine Atemöffnung mit einem Filter aus gazeähnlichem Gewebe, Augen wie strahlendblaue Murmeln und einen lippenlosen Mundspalt.

»Wer ist das, bei allen Sternen?«, fragte Jen Salik. Der mittelgroße, durchschnittlich wirkende Mann mit dem stets leicht geröteten Gesicht deutete auf die hüpfende Kugelkreatur.

»Drul Drulensot«, sagte Carfesch. »Der Tiefenzöllner.«

»Aber was treibt er da?«, fragte Salik verwirrt.

»Er jagt«, erklärte Carfesch. »Er jagt die Sonnenwanzen. Sein einziger Zeitvertreib in den letzten Jahrtausenden – seit der Kontakt zur Tiefe abgebrochen ist und er keine Besucher mehr zur Grube bringen muss.«

Erst jetzt bemerkte Atlan die bunten Leuchtkugeln, die dicht über die Marmorfliesen huschten, auf der Flucht vor dem Zöllner, dessen Gebrabbel immer lauter wurde.

»Bildet euch nicht ein, dass ihr mir entkommen könnt! Erwische ich euch heute nicht, dann erwische ich euch morgen. Ich habe Zeit ...«

Der Zöllner machte einen gewaltigen Satz, schoss zehn Meter durch die Luft und prallte mit einem schmatzenden Laut auf einer Marmorplatte auf. Ein Rudel Sonnenwanzen ergriff die Flucht, doch der Zöllner war schneller als sie. Ein zweiter Satz, und die Leuchtkugeln verschwanden unter seinem grünen Leib.

»Hm«, machte Drulensot. »Köstlich, einfach köstlich.«

In Atlans Kopf erklang ein mentales Schmatzen. Der Arkonide schauderte unwillkürlich.

»Drulensot!«, rief Carfesch. »Drul Drulensot!«

Der Augenring des Zöllners verschwand für einen Moment hinter grasgrünen Lidern. Der Kugelleib fiel schlaff in sich zusammen, um sich kurz darauf wieder aufzublähen, erschlaffte erneut, blähte sich wieder, und jede Kontraktion ließ den Zöllner einen halben Meter in die Höhe springen.

Alles in allem machte das Geschöpf einen völlig verdutzten Eindruck. Die mausgroßen bunten Kugeln profitierten von der Verwirrung ihres unerbittlichen Jägers; blitzartig waren sie bei den Bäumen und im dichten blauen Laubwerk verschwunden.

»Carfesch!«, erklang die Mentalstimme des Tiefenzöllners in Atlans Kopf. »Ich dachte, die Sonne hätte dich nach deinem letzten Besuch in der Station verschlungen. Aber du lebst! Was für eine Enttäuschung! Der ganze Tag ist mir verdorben.«

Drulensot schrumpfte und blähte sich und fixierte mit böse glühenden Augen die drei Eindringlinge.

»Die Protuberanz, die du mir zum Abschied hinterher geschickt hast, geriet ein wenig zu kurz«, entgegnete der Sorgore. »Außerdem war meine Tätigkeit in diesem Universum noch nicht beendet, wie du siehst. Es wäre vermessen von mir gewesen, aus reiner Höflichkeit dir gegenüber in die Sonne zu stürzen. Ich hoffe, dein Hass auf mich hat dich noch nicht ganz um den Verstand gebracht ...«

»Hass!« Der Zöllner schmatzte abfällig und hüpfte näher. »Wer spricht denn von Hass? Um jemand zu hassen, muss man ihn auch wichtig nehmen. Ich nehme dich nicht wichtig.«

Ein halbes Dutzend Schritte vor den drei Besuchern verharrte Drulensot und plusterte sich auf. Die roten, tiefliegenden Augen wanderten von Carfesch zu Atlan und Jen Salik. Drulensot kicherte.

»Zwei neue Narren, eh?«, wandte er sich an Carfesch. »Es gibt offenbar noch immer genug Verrückte im Hochland, die ganz versessen darauf sind, den Tod in der Tiefe zu finden ...« Er blinzelte. »Äußerst merkwürdig anzusehende Kreaturen. Offenbar sind sie nicht nur geistig, sondern auch körperlich deformiert.«

Atlan lächelte liebenswürdig. »Dies ist unsere normale Erscheinungsform«, erklärte er. »Von einer Deformation kann keine Rede sein.«

»Keine Rede? Hoho, ho!« Drulensot hüpfte schmatzend auf und ab. Grimmig funkelte er den Arkoniden an. »Ich dachte, ich hätte davon geredet. Willst du damit sagen, dass ich lüge? Willst du das? Ich mag Leute nicht, die mich als Lügner bezeichnen. Der letzte, der es gewagt hat, schmort noch heute in der Sonne.«

»Ein Missverständnis ...«, begann Atlan, aber der Zöllner hüpfte nur noch wilder auf und ab und fiel ihm zeternd ins Wort.

»Ein Missverständnis setzt voraus, dass du überhaupt etwas verstehst, aber Verstehen kommt von Verstand, und wie mir scheint, gehört Verstand zu den Dingen, die dir fehlen.«

Plötzlich huschte in unmittelbarer Nähe eine violette, faustgroße Lichtkugel aus einer der Bodenöffnungen und flog direkt auf Drulensot zu. Der Zöllner schmatzte und machte einen Satz. Ein weiteres Schmatzen, und die Lichtkugel verschwand im grünen Wanst des Jägers. Mit dem nächsten Sprung landete er wieder auf seinem alten Platz.

»Sonnenwanzen«, sagte er. »Schreckliches Ungeziefer, aber schmackhaft. Sie sind überall. Kommen direkt aus dem Herzen der Sonne. Eine wahre Pest. Um sie zu vertilgen, habe ich schon vor Jahrtausenden meine Ernährungsgewohnheiten umgestellt, aber diese Sonnenwanzen sind zu schlau. Je mehr ich von ihnen verzehre, desto mehr kommen aus der Sonne zu mir herauf.« Drulensot schmatzte. »Natürlich sind sie fünfdimensionaler Natur. Das macht sie auch so lästig.«

»Natürlich«, nickte Atlan höflich, erntete aber nur einen herablassenden Blick.

Drulensot drehte sich einmal um seine Achse und fragte dann: »Diese beiden Narren wollen also tatsächlich in die Tiefe hinabsteigen, eh?«

»Sie heißen Atlan und Jen Salik«, erwiderte Carfesch. »Salik ist ein Ritter der Tiefe. Und Atlan ...«

»Ich weiß, wer Atlan ist«, fiel ihm der Zöllner mürrisch ins Wort. »Und dass es sich bei dem anderen um einen Ritter der Tiefe handelt, sieht jeder halbwegs intelligente Zöllner mit einem Blick. Da ich aber nicht nur halbwegs intelligent, sondern blitzgescheit bin, ist deine Bemerkung überflüssig.« Er blinzelte Atlan und Jen Salik verschwörerisch zu. »Carfesch produziert sich gern – wie all diese Marionetten ...«

»Das genügt, Drul«, sagte Carfesch scharf. »Es wird Zeit, dass wir zum Wesentlichen kommen. Ich ...«

Erneut wurde er von der exzentrischen Kreatur unterbrochen.

»Dieser Kerl trägt eine Flamme«, stellte Drulensot fest, mit fünf seiner Augen den Arkoniden fixierend. »Seit wann gehört das Orakel von Krandhor zu Ordobans Armada? Stört dich die Flamme nicht?«

Atlan zuckte die Schultern. »Man gewöhnt sich daran.«

»Hoho«, machte Drulensot dumpf. »Ich würde eher sagen, du wirst sie dir abgewöhnen müssen, wenn du wirklich in die Tiefe willst. Willst du das? Oder hat dir diese Marionette nur eine fixe Idee in den Kopf gesetzt?«

»Wir sind hier, um die Lage in einem Bereich zu sondieren, der als die Tiefe oder das Tiefenland bezeichnet wird«, warf Jen Salik nüchtern ein. »In der Tiefe arbeiten Beauftragte der Kosmokraten an einem Ersatz für TRIICLE-9, einem Bestandteil der Doppelhelix psionischer Felder, die das ganze Universum umspannen und den moralischen Kode unseres Kosmos bilden. Der Kontakt zur Tiefe ist vor längerer Zeit abgebrochen. Nichts deutet darauf hin, dass die Rekonstruktion von TRIICLE-9 gelungen ist, und niemand weiß, was zum Abbruch der Verbindung geführt hat.«

Salik machte eine kurze Kunstpause und schloss: »Atlan und ich werden die Tiefe betreten, die Situation analysieren und dann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um alles für den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem Perry Rhodan mit der Endlosen Armada in dieser Region eintrifft.«

»So einfach ist das!«, schrie Drulensot und begann wieder zu hüpfen. »Und ich dachte immer, Roster Roster und Jorstore wären die letzten größenwahnsinnigen Narren gewesen, die Carfesch auftreiben konnte. Obwohl ich zugeben muss, dass ihr Wahn weniger stark ausgeprägt war als eurer.« Der Zöllner kicherte und schmatzte. »Roster Roster und Jorstore wollten sich damit bescheiden, die Tiefe nur auszukundschaften, aber ihr scheint dort direkt die Kontrolle übernehmen zu wollen, eh?«

»Wenn es sich nicht vermeiden lässt, auch das«, bestätigte Salik gelassen.

Drulensot kicherte wieder. »Sicher. Warum auch nicht? Jetzt wird mir klar, Carfesch, warum es mehrere tausend Jahre gedauert hat, bis du mit neuen Kundschaftern hier aufgetaucht bist. Wahrscheinlich hast du das ganze Hochland absuchen müssen, um Kreaturen von solchem Größenwahn wie diese beiden Narren zu finden ...«

»Das Hochland wimmelt von Leuten wie uns«, antwortete Atlan für den Sorgoren. »Sofern du mit dem ›Hochland‹ unser Universum meinst.«

»Unser Universum«, echote der Zöllner giftig. »Du glaubst wohl, du hast das Universum schon in der Tasche, eh?«

»Ich bin gerade dabei, es einzustecken.«

Drulensot schmatzte. »Dieser Bursche macht mich krank«, murmelte er. »Er erinnert mich an die Sonnenwanzen.«

»Lassen wir deine Mahlzeiten zunächst aus dem Spiel ...«, bat Carfesch.

»Die Wanzen sind nur aus purer Notwendigkeit zu meinem Hauptnahrungsmittel geworden«, wandte der Zöllner zänkisch ein. »Es handelt sich bei ihnen nicht um Speisen im klassischen Sinn; in Wirklichkeit sind die Wanzen hyperdimensionale Schmutzpartikel, die bei jedem Probelauf der Dimesexta-Verbindung zur Grube entstehen. Ich könnte die Probeläufe einstellen, wenn du nicht alle paar Jahrtausende irgendwelche Narren anschleppen würdest, die nichts Besseres zu tun haben, als auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe zu verschwinden ... Was bleibt mir also anderes übrig, als die Wanzen zu verzehren? Soll ich zulassen, dass sie die ganze Station verseuchen? Ich vergeude meine Zeit mit der Wanzenjagd, habe meinen ganzen Metabolismus umstellen und mindestens vier religiöse Tabus meiner Rasse verletzen müssen, um mich von ihnen zu ernähren, und alles, was ich von dir zu hören bekomme, Carfesch, sind Vorwürfe ...«

Drulensot gab ein beleidigtes Schmatzen von sich und erschlaffte zu einem faltigen Ei. Die Augen sahen trübsinnig in die Runde.

»Dabei bin ich der letzte Tiefenzöllner«, sagte Drulensot. »Ohne mich kommt keiner von deinen selbstmörderischen Kundschaftern an den Wächtern vorbei. Ohne mich erreichen sie nicht einmal den Tiefenfahrstuhl – von Starsen ganz zu schweigen.«

»Deine Verdienste sind jenseits der Materiequellen bekannt«, versicherte Carfesch. »Man wird sie dir zu gegebener Zeit lohnen.«

»Lohnen!«, echote die Kugelkreatur. »Es lohnt sich wirklich nicht, all diese Jahrtausende hier in der Sonnenstation zu verbringen und hyperdimensionale Wanzen zu jagen. Es ist ein wenig eintönig, verstehst du?«

»Mir scheinen diese Wanzen recht bunt zu sein«, bemerkte Atlan. »Ich sehe mindestens zehn verschiedene Farbtöne.«

Drulensot starrte ihn voll Abscheu an.

»Ich beginne meine Meinung zu ändern«, sagte er dumpf. »Ja, ich glaube, es ist das Beste für uns alle, wenn dieser Bursche mit seinem größenwahnsinnigen Begleiter in die Tiefe steigt und für immer aus meiner Nähe verschwindet.«

»Das ist das Stichwort, auf das ich gewartet habe«, seufzte Carfesch. »Ist der Weg noch passierbar? Wie reagieren die Wächter der Tiefe?«

»Der Weg ist passierbar«, antwortete der Zöllner. »Das heißt – natürlich nur in eine Richtung: Hinunter in die Tiefe. Herauf kommt niemand.« Er lachte und fixierte mit einem Teil seiner Augen wieder Atlan und Jen Salik. »Die Kosmokraten waren nämlich so raffiniert, eine Sicherung einzubauen, damit nicht Werkzeuge der Mächte des Chaos in die Tiefe gelangen. Um den Einstieg in den Raum unter dem Raum konstruierten sie die Grube und postierten in ihr die Wächter der Tiefe. Die Wächter lassen nur positiv denkende Wesen passieren. Wer im Dienst des Chaos steht, wird von ihnen abgewiesen. Aber die Grube hat sich verändert, eh, Carfesch? Sie ist nicht mehr das, was sie früher einmal war ...«

»Die Mutation des Frostrubins«, sagte der Sorgore erklärend zu den beiden Männern. »Sie ist an der Grube nicht spurlos vorbeigegangen. Lange nach dem Aufbruch von Ordobans Wachflotte, die neben den Wächtern der Tiefe den Einstieg zum Standort des Frostrubins beschützt hat, begann die Grube irregulär zu funktionieren. Sie ließ zwar noch autorisierte Besucher in die Tiefe hinein ...«

»... aber niemand mehr heraus«, schloss Drul Drulensot schmatzend. »Die Grube ist eine Einbahnstraße – und es liegt vielleicht nicht nur an ihr, sondern auch an den Wächtern, dass niemand mehr aus der Tiefe zurückkehrt ...«

»Die Wächter müssen sich ebenfalls verändert haben«, bestätigte Carfesch. »Oder in der Tiefe ist etwas geschehen, eine umfassende Katastrophe vielleicht, die alle dort unten getötet hat.«

»Aber das erklärt nicht, warum die Kundschafter verschollen bleiben«, sagte Atlan.

Bravo, du denkst endlich logisch!, lobte der Extrasinn.

»Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass zumindest einem von ihnen die Rückkehr gelungen wäre, wenn die Grube noch in beide Richtungen funktionieren würde – ganz gleich, welche Gefahren in dieser mysteriösen Tiefe auf jeden Besucher warten.«

»Genau«, rief Drulensot und nahm seine Hüpferei wieder auf. »Die Tiefe ist gefährlich! Ich predige das seit über zehntausend Jahren, aber niemand glaubt mir. Jorstore hat gelacht, als ich ihn gewarnt habe, und was ist aus ihm geworden? Seit er vor Jahrtausenden in der Grube verschwand, wurde er nicht mehr gesehen. Und euch, Atlan und Jen Salik, wird es nicht anders ergehen. Das Tiefenland ist eine Falle. Wer es betritt, der betritt es für den Rest seines Lebens, und da ihr beide Vitalenergiespeicher besitzt, umfasst dieser Rest vermutlich eine mittlere Ewigkeit, eh?«

»Vitalenergie ...?«, begann Atlan.

»Er meint die Zellaktivatoren«, sagte Carfesch. Er machte eine ungeduldige Handbewegung. »Wir kommen wieder vom Thema ab. Selbst wenn die Grube irreparabel geschädigt ist, gibt es noch einen zweiten Ausgang. Er liegt am Berg der Schöpfung – dort, wo einst TRIICLE-9 verankert war. Dort, wo die Raum-Zeit-Ingenieure im Auftrag der Kosmokraten an einem Ersatz für das mutierte psionische Feld arbeiten.«