KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 78

 

 

DAS RÄTSEL

VON MIRAMARE

 

 

ZWEI ERZÄHLUNGEN

VON

KARL MAY

 

 

Erste Erzählung: Bearbeitung aus

Der Weg zum Glück

Zweite Erzählung: Bearbeitung aus

Deutsche Herzen, deutsche Helden

 

 

 

Herausgegeben von Lothar und Bernhard Schmid

© 1996 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1578-9

 

 

 

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

 

Inhalt

 

DAS RÄTSEL VON MIRAMARE

1. In der Höhle des Löwen

2. Wiedersehen mit dem Wurzelsepp

3. Anitas Befreiung

4. Belauschte Pläne

5. Entlarvungen

6. Auf der Isola piccola

7. Sepp und seine Truppe

8. Die Dankbarkeit des Königs

IN DEN GEWÖLBEN VON SCHLOSS GRAFENREUTH

1. Unter Verschwörern

2. Ein kühner Plan

3. Depeschen aus Russland

4. Unverhofftes Wiedersehen

5. Teuflische Ränke

6. In der Falle

7. Frauenlist

8. Die Geheimnisse der Brunnenstube

9. Rache!

10. Verbrechen zahlt sich nicht aus!

Nachwort


 

Die vorliegenden Erzählungen spielen in den 80er- und 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts und sind Teile der von Karl May in den Jahren 1885–1887 geschriebenen Münchmeyer-Romane ‚Der Weg zum Glück‘ (Bde. 66–68 und 73 der Ges. Werke) und ‚Deutsche Herzen, deutsche Helden‘ (Bde. 60 und 61–63 der Ges. Werke). Über die Entstehungsgeschichte, den Werdegang und die Geschicke der fünf Münchmeyer-Romane findet man Näheres in Bd. 34 der Ges. Werke, „ICH“, und in den Sonderbänden „Karl-May-Bibliografie 1913-1945“ und „Der geschliffene Diamant“

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               DAS RÄTSEL VON MIRAMARE

 

 

 

1. In der Höhle des Löwen

 

Der größte Dichter und Schriftsteller ist – – das Leben. Noch nie ist es einem Romancier gelungen, auch nur im Entferntesten die fantastischen Überraschungen und Begebenheiten nachzuempfinden, die das Schicksal für uns bereithält. Manchmal scheint es, als sei ein Freund oder ein uns lieber Mensch für immer von der Szene unseres Lebens verschwunden oder unserem Blick entrückt – da begegnen wir ihm im unverhofftesten Augenblick wieder, an einem Ort, wo wir ihn niemals vermutet hätten. Oder wir meinen, einen uns bekannten Mann ganz und gar zu durchschauen – und dann, eines Tages, er mag vielleicht schon von der Bühne des Lebens abgetreten sein, erfahren wir Dinge über ihn, die wir niemals vermutet hätten, die man bei ihm gar nicht für möglich gehalten hätte.

Der geneigte Leser wird sich gewiss an jenen Wurzelsammler erinnern, den seine Freunde stets nur den ‚Wurzelsepp‘ zu nennen pflegten.[1] Für viele war er lediglich ein kauziger, liebenswerter alter Mann. Wer aber hätte in ihm einen vertrauten Freund hochgestellter Persönlichkeiten vermutet, der nicht nur vielen Menschen zu ihrem Lebensglück verhalf, sondern auch ein ganz besonders freundschaftliches Verhältnis zu König Ludwig II. von Bayern unterhielt, diesem viel zu früh dahingeschiedenen Mäzen der schönen Künste, Schützer seiner Untertanen und großzügigen Förderer manch armen, aber wertvollen Erdenbürgers?

Ja, es ist wahr, vielen Menschenkindern hatten der König und sein Freund, der bescheidene Wurzelsepp, den ‚Weg zum Glück‘ gezeigt. Die folgende Erzählung ist eines jener Erlebnisse, die auch den engsten Freunden des Wurzelsepp weder zu dessen Lebzeiten noch nach seinem Tod an jenem verhängnisvollen 13. Juni 1886 je bekannt geworden sind. Wir erzählen sie nach den Aufzeichnungen, die Max Walter, der einstige Lehrer von Hohenwald[2], in seinem Tagebuch überliefert hat. Warum Max, der begabte Dichter, daraus nicht selber eine Novelle gestaltete, ist uns freilich unbekannt – und es soll nach dem Willen des bescheidenen Verfassers auch Geheimnis bleiben. Da die folgenden Begebenheiten manche Gestalten auf die Szene treten lassen, die dem Leser vertraut sein mögen, verzichten wir darauf, die Lebensgeschichte des Wurzelsepp und seiner Freunde hier zu wiederholen; vieles davon ist an anderer Stelle bereits geschildert worden. – – –

 

Obgleich der Frühling noch längst nicht angebrochen war, lag das herrliche Triest in seiner immergrünen Umgebung wie eine weißglänzende Perle zwischen schimmernden Smaragden im Sonnenlicht eines wunderschönen Tages. Von Süden her wehten milde Lüfte und heller Tagesschein drang selbst in die engen und dunklen Gässchen der ehemaligen Judenvorstadt, die unweit des alten Kastells auf dem Schlossberg gelegen ist.

In einem dieser engen Gässchen lagen zwei kleine, einstöckige Häuser nebeneinander; ihre Fenster waren so klein, dass kaum ein Mensch hätte herausblicken können, und die Türen waren so niedrig, dass selbst eine mittelgroße Person sich beim Ein- und Ausgang bücken musste.

Eines dieser Häuser wurde von einem Griechen bewohnt, einem der vierzehnhundert seiner Landsleute, die in Triest lebten, das andere von einem der fünftausend Juden, die in dieser Stadt wohnten und arbeiteten. Der Grieche hieß Kolyma, der Jude Baruch Abraham.

Alle Welt wusste, dass diese beiden Männer die besten Freunde waren. Beide handelten mit Altwaren, doch munkelte man, dass sie außerdem noch heimliche Geschäftsbeziehungen unterhielten, über die freilich niemand etwas Genaues wusste. Leute, die scharfe Augen und sichere Urteilskraft besaßen, behaupteten sogar, beide spielten die Rollen der armen, aber ehrlichen Trödler nur nach außen, seien aber in Wirklichkeit bedeutend reichere Männer. Ob das wirklich stimmte, konnte aber niemand sagen; vielleicht entsprangen solche Gerüchte ja auch nur dem Neid.

Heute nun kamen zwei junge Männer die Gasse heraufgeschlendert, in der sich die Häuser Kolymas und Abrahams befanden. Sie blickten sich nach rechts und links um und gaben sich ganz wie Leute, die hier fremd waren und die Stadt auch in ihren nicht ganz so bekannten Vierteln kennenlernen wollten.

Der ältere der beiden mochte an die dreißig Jahre zählen. Er war kräftig gebaut und seine Augen blickten so ruhig und sicher drein, wie es bei jemandem der Fall zu sein pflegt, der trotz seiner Jugend bereits eine sichere Position im Leben erreicht hat. Der andere, wohl um einiges jüngere, war schmächtiger, mit zarten sensiblen Gesichtszügen, die von manch überstandenem Leiden kündeten. Seine blauen Augen blickten mild und freundlich in die Welt; er schien mehr einen anpassungsfähigen als einen befehlenden Charakter zu besitzen. Beide Männer mochten dem Künstlerstand angehören, wenigstens ihrer Kleidung nach zu schließen. Sie kleideten sich ganz ähnlich: blausamtene, einfache Anzüge und breitkrempige Kalabreser. Ihre Gesichter waren tief gebräunt wie die zweier Reisender, die längere Zeit in südlichen Gefilden verbracht hatten.

Der gewitzte Leser wird in den jungen Männern den einstigen Lehrer von Hohenwald, Max Walter, und seinen jüngeren Freund Johannes Weise, den man früher in seiner Familie den ‚Elefantenhans‘ genannt hatte, wiedererkennen. Nach dem großen Erfolg der Oper ‚Götterliebe‘ bei ihrer Uraufführung in Scheibenbad waren sie nach Italien gefahren, um sich dort die Kunstschätze zu besehen; außerdem schrieb Max gerade an dem Libretto einer neuen Oper, die sein Freund, der frühere ‚Fex‘ und jetzige Baron Curty von Gulijan in Musik setzen sollte.[3] Über Triest wollten sie nach Wien und von dort nach Hause reisen; sie hatten beschlossen, ein wenig in Triest und Umgebung herumzustreifen und besonders das berühmte Schloss Miramare zu besuchen, den Lieblingsaufenthalt des unglücklichen Kaisers Max von Mexiko, der ein so tragisches Ende gefunden hatte.[4]

Max Walter und Johannes Weise gingen schweigend nebeneinander her und studierten die lebenden Bilder, die sich ihnen in der engen, winkligen Gasse darboten. So kamen sie an das Häuschen Baruch Abrahams. In den kleinen, gewiss seit Jahren nicht mehr gründlich geputzten Fenstern lagen allerlei Gegenstände, die ein Altwarenhändler zu sammeln pflegt, darunter auch Bücher, Karten und alte Bilder.

Johannes blieb stehen und betrachtete das alte Firmenschild, das über der Haustür angebracht war. Die Inschrift war kaum mehr zu lesen; sie war in italienischer Sprache abgefasst und lautete auf Deutsch: „K.u.K. privilegiertes Antiquariat und Gemäldeverkauf von Baruch Abraham“.

„Antiquariat und Gemäldeverkauf!“, lachte der Elefantenhans. „Da wird man nichts Gutes finden!“

„Da kannst du dich vielleicht irren“, meinte sein Freund zweifelnd. „Solchen alten Läden sieht man gar nicht an, welche Schätze sie manchmal beherbergen.“

„Meinst du wirklich? Wollen wir einmal hineingehen?“

„Warum nicht? Du als Maler interessierst dich natürlich für Gemälde, ich aber als sogenannter Dichter werde mich nach Büchern, Landkarten und dergleichen umsehen. Also komm!“

Sie wurden direkt beim Eintritt bemerkt. Baruch Abraham hatte seine möglichen Kunden schon gesehen, als sie noch vor dem Schaufenster standen, und begrüßte sie nun mit einer Verbeugung, so tief, als habe er zwei Prinzen vor sich. Er war ein langer, hagerer Mann von unbestimmtem Alter, der über ein scharfes Augenpaar verfügte und offenbar der Meinung war, mit den beiden jungen Leuten ein gutes Geschäft zu machen. Trotz ihrer tiefbraunen Gesichtsfarbe hatte er sie doch gleich als Deutsche oder deutschstämmige Österreicher erkannt, denn nun redete er sie in deutscher Sprache ganz freundlich an:

„Kommen Sie näher, meine Herrschaften! Bei mir finden Sie alles, was ihr Herz begehrt.“

„So?“, schmunzelte Max. „Wissen Sie so gut über unsere Wünsche Bescheid?“

Abraham zwinkerte mit den Augen, zeigte ein Lächeln, das wohl listig wirken sollte, und antwortete:

„Aber ja, sehe ich es den hohen Herren doch an, dass sie große Künstler sind, die die Schätze in meinem Laden zu würdigen verstehen.“

„Sie irren sich“, erwiderte Max rasch. „Wir sind nicht berühmt.“

„Dann werden Sie es bestimmt eines Tages“, meinte der Trödler galant. „Leuten wie Ihnen sieht man es am Gesicht an, dass sie Talent besitzen.“

Während die jungen Männer Mühe hatten, angesichts der plumpen Schmeicheleien des Händlers ernst zu bleiben, wurde die Aufmerksamkeit des Alten durch ein lautes Klopfen an der Hintertür des Ladens abgelenkt.

„Was ist denn schon wieder?“, fragte er in einem strengen Ton, dessen Härte sich sehr von seiner bisherigen Höflichkeit unterschied.

„Wasser, bitte, geben Sie uns Wasser!“, sagte eine zarte Frauenstimme in bittendem Ton.

„Halt’s Maul!“, murmelte der Alte. Bei diesen Worten nahm er etwas, was die beiden Freunde wegen der im Laden herrschenden Dunkelheit nicht genau erkennen konnten, von der Wand und schloss die Hintertüre auf, die den Blick auf einen kleinen kahlen Hof freigab, der ringsum von hohen Mauern umgeben war.

In diesem Hof, dicht vor der Tür, stand eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, in einem recht schäbigen Rock. Ansonsten trug sie nur ein kurzes Mieder und ein wenig sauberes Hemd. Trotz dieser ärmlichen Kleidung waren ihre Schönheit und die lieblichen Gesichtszüge unverkennbar. Ihre kleinen Füße waren nackt, das reiche dunkle Haar hing in langen Zöpfen von einem schön geformten Kopf herunter.

Blitzschnell, ehe das Mädchen es vermuten konnte, hatte der Trödler mit dem Gegenstand, den er zur Hand genommen hatte, ausgeholt und ihm einige kräftige Hiebe auf die Schultern gegeben, sodass es mit einem lauten Weheruf zurückfuhr. Es war nämlich eine starke Peitsche mit kurzem Stiel und aus Riemen geflochten, mit der der Trödler nun das Mädchen züchtigte. Dabei rief er zornig:

„Da hast du Wasser! Trinkt es und badet euch mit ihm! Wenn ihr noch mehr haben wollt, braucht ihr es nur zu sagen.“

Unter diesen Worten warf er die Hintertür zu, schob den Riegel vor und hängte die Peitsche wieder an die Wand. Das alles geschah so schnell, dass die beiden Besucher keine Zeit hatten, diese Grausamkeit zu verhindern.

„Aber mein Herr!“, rief Max erzürnt. „Wer schlägt denn eine Frau?“

„Pah!“, antwortete Baruch Abraham verächtlich. „Was stört sie mich fünfzig- oder sechzigmal am Tage, um nach Wasser zu betteln, wo ich doch im Laden zu tun habe und sie sich selbst welches holen kann.“

Die letzten Worte waren eine Lüge, was ein erfahrener Psychologe an dem zynischen Lächeln bemerkt hätte, mit dem sie begleitet wurden. Auch die beiden Deutschen wechselten einen Blick des Abscheus. Dennoch weigerten sie sich nicht, als der Trödler sie nun unter tiefen Verbeugungen einlud, ihm in einen Seitenraum zu folgen, wo er seine ‚Herrlichkeiten‘ aufbewahrte. Tatsächlich fand Max einige Bücher, die sein Interesse erregten, während Johannes die Bilder an den Wänden betrachtete.

Nach einiger Zeit erschien ein altes, wenig vertrauenerweckend aussehendes weibliches Wesen in dem Raum, offenbar die Ehefrau Abrahams.

„Ich gehe jetzt in die Stadt“, sagte sie. „Hast du vielleicht etwas, was ich dir besorgen kann?“

„Ja, meine Liebe“, erwiderte Baruch mit verstellter Höflichkeit. „Du kannst nach der Post gehen und fragen, ob Briefe angekommen sind.“

Seine Frau hatte mit der lauten Stimme einer Schwerhörigen gesprochen. Nun legte sie die Hand an das rechte Ohr und fragte:

„Was hast du gesagt?“

„Du sollst auf der Post nach Briefen für Herrn Gärtner Nummer Hundert fragen. Hast du das jetzt verstanden?“

„Aber ja“, antwortete die Alte. „Sonst noch etwas?“

„Nein. Nun geh, ich bin beschäftigt!“

Der Trödler hatte diese Worte in fast zornigem Ton gesagt. Es schien ihm gar nicht lieb, dass die Fremden Zeugen dieser kurzen Unterredung geworden waren. Diese hatten alles mitbekommen, ohne sich darüber unnötige Gedanken zu machen. Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass man sich postlagernde Briefe unter einer Chiffre schicken lässt. Dennoch hatte sich Max Walter die Worte ‚Gärtner‘ und ‚Nummer Hundert‘ unbewusst eingeprägt. Ein Dichter hat eben ein schärferes Gedächtnis für kleine Auffälligkeiten als andere.

Baruch Abraham hatte sich unterdessen von seiner Frau verabschiedet und wandte sich seinen beiden Kunden wieder zu.

„Schauen Sie sich nur meine Gemälde näher an“, wandte er sich händereibend an Hans, dessen Interesse für Malerei er sofort bemerkt hatte. „Ich habe ganze Mappen von Zeichnungen und Gemälden, darunter Werke alter Meister, Raffaels, Murillos...“

„Oho!“, lachte der junge Maler ungläubig.

„O gewiss!“, bestand der Alte auf seiner Lüge. „Raffael, Murillo, Caravaggio, David, Kaulbach, Rembrandt und viele andere.“

„Die möchte ich sehen!“

„Da hängt ja einiges!“ Mit diesen Worten zeigte Abraham auf die Gemälde an seinen Wänden, bei denen es sich augenscheinlich um billigsten Schund handelte.

„Die sollen von alten Meistern sein?“, lachte Hans. „Die würde ja nicht einmal ein Blinder für echt halten!“

„Wie können Sie so etwas sagen“, meinte der Trödler gekränkt, „wo ich doch schweres Geld für die Herrlichkeiten bezahlt habe. Ich gönne aber auch anderen Leuten einen solchen Genuss und verkaufe sie so billig wie möglich. Schauen Sie sich nur um!“

Hans merkte, dass der Alte log. Dennoch kam es immer wieder vor, dass auch in einer solch verrufenen Rumpelkammer bisweilen ganz ohne Wissen des Besitzers ein wertvolles Gemälde auftauchte. Da er im Moment nichts anderes zu tun hatte, unterzog Hans also die Bilder einer gründlichen Besichtigung. Dies war freilich nicht leicht; der Raum war niedrig und schlecht beleuchtet, denn die ohnehin zu kleinen Fenster waren mit unnützem Gerümpel fast vollständig zugestellt.

„Wie soll ich die Bilder prüfen“, meinte Johannes bedächtig, „wo es hier viel zu dunkel ist. Um eine Malerarbeit richtig einschätzen zu können, braucht man vor allem genügend Licht.“

„Hier ist es hell genug, mein Herr!“, antwortete der Trödler scharf. Dabei warf er aber einen besorgten Blick zum Hoffenster hinaus, den die beiden Freunde sofort bemerkten. Baruch Abraham begann ihnen verdächtig zu erscheinen. Max machte seinem Freund ein heimliches Zeichen, das dieser sofort verstand. Hans nahm ein Gemälde zur Hand und machte Anstalten, damit in Richtung Hof zu spazieren. Baruch Abraham aber stellte sich ihm in den Weg und rief:

„Wohin will der Herr? Weiß ich doch gar nicht, ob Sie wirklich kaufen wollen?“

„Etwas Preiswertes würde ich sofort erstehen“, versetzte Johannes trocken. „Um zu sehen, ob dieses Bild etwas wert ist, muss ich aber in Ihren Hof gehen und es mir dort bei Licht betrachten.“

Da schlug der Alte die Hände über dem Kopf zusammen und rief erschrocken:

„In meinen Hof wollen Sie gehen! Kein Käufer darf einfach in den Hof spazieren!“

„Wieso?“, fragte Johannes scharf. „Haben Sie etwa Heimlichkeiten da draußen? Fürchten Sie sich vielleicht vor etwas?“

Baruch Abraham schüttelte rasch den Kopf.

„Fürchten?“, fragte er scheinbar bestürzt. „Was sollte ich fürchten? Ich bin ein ehrlicher Mann und achte die Gesetze, scheue mich vor niemandem. Aber – ich müsste mich schämen, wenn Sie meinen Hof sähen. Mein Haus ist alt und ich bin mit meiner Frau allein. Sehen Sie, wie sollten wir da unseren schlichten Hof so reinlich halten, dass ein Fremder ihn besichtigen dürfte?“

Diese Ausrede war ihm gerade noch eingefallen. Ein Geschäft wollte er gern machen mit den Fremden, aber in den Hof hinaus wollte er niemand lassen. Da legte ihm Max die Hand auf die Schulter und sagte in begütigendem Ton:

„Wir wollen ja nicht beide in den Hof. Ich schaue mir hier die Bücher an und mein Freund geht mit Ihnen ins Freie, um sich einige Bilder anzusehen. Und wenn uns etwas gefällt, kaufen wir es auch!“

Baruch Abraham schien unschlüssig zu sein, was hier zu tun war. Schließlich sagte er:

„Wenn die Herren wirklich kaufen wollen und auch gleich bezahlen, will ich erlauben, dass die Bilder im Hof angesehen werden können. Aber ich muss dort wenigstens ein bisschen sauber machen. Ich komme gleich zurück!“

Mit diesen Worten schob er den Riegel der Türe, die vom Seitenraum in den Hof führte, zurück, trat hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Die beiden Freunde hörten Schritte, die sich langsam entfernten. Im nächsten Augenblick standen Hans und Max an einem Fenster, das zwar voller Spinnweben war, aber doch einen gewissen Blick auf den Hof erlaubte. Dieser war vollständig leer. In der einen Ecke lag ein Haufen Unrat. Sonst war nichts zu sehen, nur die Schatten einiger Personen, die am anderen Ende des Hofs hin und her huschten.

„Zurück vom Fenster!“, flüsterte Max. „Er darf uns hier nicht überraschen.“

Schnell trat er in den Raum zurück, wobei er sich ein Buch griff, um es scheinbar zu betrachten. Hans beschäftigte sich mit den Bildern; gleichzeitig aber setzten sie flüsternd ihr Gespräch fort.

„Was sagst du, Max?“

„Hm! Dieser Alte kommt mir schwer verdächtig vor. Da draußen sind mehrere Personen im Hof, er aber wohnt angeblich mit seiner Frau ganz allein hier. Ein schönes Mädchen mit einem traurigen Gesicht bittet um Wasser und bekommt die Peitsche. Dann soll seine Frau nach Briefen fragen, die an einen ‚Gärtner Nummer Hundert‘ adressiert sind. Man ist ja nicht gerade misstrauisch, aber irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Pass auf, Hans: Wir müssen versuchen, mehr über seine düsteren Geheimnisse zu erfahren. Wenn er wiederkommt, gehst du mit jedem Bild einzeln in den Hof und tust so, als betrachtetest du es dir ganz genau. Er wird sich natürlich danebenstellen, so misstrauisch, wie er ist. Dann rufe ich ihn herein, weil ich mich für einige der Bücher interessiere und Fragen habe, natürlich nur zum Schein. In der Zwischenzeit suchst du mit den Personen auf der anderen Seite des Hofes Kontakt aufzunehmen oder sonst etwas zu entdecken, das uns Aufklärung über die hiesigen Verhältnisse geben kann. Vielleicht wird sich ja auch jemand mit dir in Verbindung setzen wollen, wenn er oder sie hier grausam behandelt wird. Aber Vorsicht jetzt, er kommt zurück!“

Draußen waren die schlurfenden Schritte des Alten zu vernehmen, der wirklich bald darauf eintrat, die beiden Fremden aber über Bücher und Gemälde gebeugt und in sicherer Entfernung von der Tür vorfand.

„So, jetzt kann der Herr sich seine Bilder ansehen“, meinte er wieder ganz freundlich.

Mehrere Bilder wurden nun herausgetragen und an die Mauer gelehnt. Johannes betrachtete eins nach dem anderen und tat so, als habe er für nichts anderes Augen. In Wirklichkeit sah er sich sehr genau um.

Das Haus des Trödlers war nur nach der Straße hin einstöckig; auf der Hofseite war noch ein ganzes Stockwerk aufgesetzt worden, mit einer Art Söller, der von einer breiten Brüstung geschützt wurde. Beide Seiten des Hofs wurden von den Nachbarhäusern begrenzt, während im hinteren Teil eine hohe Mauer mit einem kleinen Pförtchen in der Mitte sichtbar war.

Der Trödler beobachtete seinen Kunden schweigend, ohne freilich zu bemerken, dass dessen Aufmerksamkeit ganz und gar nicht durch die Bilder gefesselt wurde. Hans spielte die Rolle des schweigsamen Kunstkenners vollkommen.

Da ertönte aus dem Verkaufsraum die Stimme von Max, der nach dem Trödler rief. Der Alte zögerte, aber als er sich sicher war, dass der junge Mann im Hof ausschließlich mit den Bildern beschäftigt war und auf nichts anderes achtete, trat er ins Haus zurück. Johannes war nun ganz allein im Hof. Er schaute sich scharf um, konnte aber nichts Auffälliges bemerken. Nur ein leises Geräusch war vom Söller her zu vernehmen, kaum hörbar.

„Pst!“, rief er leise. „Ist da jemand?“

„Aiuta, aiuta!“, ertönte es flüsternd von oben. Das ist italienisch und bedeutet: „Zu Hilfe!“

Johannes’ Kenntnisse des Italienischen waren durchaus nicht vollkommen, deshalb fragte er rasch:

„Ich bin Deutscher. Sprechen Sie auch Deutsch?“

„O ja“, antwortete die Frauenstimme – denn eine solche war es – in recht geläufigem Deutsch. „Retten Sie mich um Gottes willen vor dem Alten!“

In diesem Augenblick betrat Baruch Abraham wieder den Hof und brachte neue Bilder mit. Johannes stellte sich so, dass der zwielichtige Händler nichts von seinem kurzen Wortwechsel mit der Unbekannten bemerken konnte. Nach kurzer Zeit sorgte der schlaue Max erneut dafür, dass der Trödler in sein Gewölbe zurückkehren musste, was er unter Fluchen und Knurren auch tat. Johannes trat näher zum Söller, sodass er sich gerade unter der Stelle befand, von der aus die Frau mit ihm geredet hatte. Nun fragte er:

„Also sind Sie hier gefangen?“

„Ja.“

„So muss man Sie befreien! Ich gehe zur Polizei.“

„Um Himmels willen, keine Polizei“, flüsterte die Unbekannte. „Das würde mir mehr schaden als helfen. Der Alte besitzt einen Kontrakt, der mich verpflichtet, für ihn zu arbeiten. Er hat aber keine ehrlichen, sondern schlechte Absichten!“

„Sapperment!“, fuhr Hans auf. „Das wird man ihm austreiben!“

„Tun Sie nichts im Moment, was meine Lage nur verschlimmern würde. Ich bin hier angekettet und kann nicht heraus. Auch schlägt der Trödler mich oft und lässt mich hungern und dürsten!“

„Ah!“, stieß der Künstler hervor. „So sind Sie das Mädchen, das er vorhin schlug, weil es um Wasser bat?“

„Dann sind Sie einer der Männer, die bei ihm im Laden waren? Ja, er schlägt mich oft. Als er eben in den Hof hinausging, kam er zu mir hoch, um mich anzuketten, damit ich mich nicht bewegen kann. Mit mir sind noch vier andere Mädchen hier, aber die fürchten nichts. Es sind schlechte Frauen, die alles tun, was der Alte von ihnen will. Darum haben sie es auch gut und können zusammen in einem Zimmer schlafen, während ich allein eingesperrt bin. Ach, könnte ich doch fort!“

„Hm! Das ist eine böse Sache!“, meinte Hans bedenklich. „Man müsste Sie heimlich von hier fortschaffen.“

„Das ginge nur nachts. Können Sie nicht hierher in den Hof kommen? Über die Mauer kann man von hinten hineingelangen; eine schmale Gasse führt direkt an der Pforte vorbei.“

„Aber die Mauer ist so hoch, dass ich eine Leiter benötigen würde. Könnte man nicht das Pförtchen öffnen?“

„Nicht ohne Schlüssel, und den hat nur der Alte. Aufsperren sollten Sie die Pforte auch nicht, das würde zu viel Lärm machen, und der Alte hört viel besser als man denkt.“

„Gut, ich werde mir etwas einfallen lassen. Wo sind Sie gewöhnlich?“

„Diese Hofseite hat drei Fenster und eine Tür, die hier vom Söller ins Innere führt. Rechts von dieser Tür befinden sich zwei Fenster. Das ist das Zimmer, wo die anderen schlafen. Ich bin auf der linken Seite, wo es nur ein Fenster gibt. Des Nachts werde ich wie jetzt festgeschlossen. Außerdem ist die Tür verriegelt.“

Hans fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg. Leise sagte er:

„Dieser Alte ist ein Satan, dem man das Handwerk legen muss. Wo schläft er?“

„Nach vorn hinaus, in einem Raum neben dem Laden.“

„Macht er nachts Wachgänge?“

„Mehrere Male schaut er nach uns.“

„Das ist alles eine vertrackte Sache“, brummte Hans.

„O bitte, befreien Sie mich noch heute, denn morgen muss ich fort!“

„Fort?“, stieß der Maler hervor.

„Ja, in eine Höhle, wo sich noch mehr junge Mädchen befinden. Ich habe das erlauscht, als der Trödler es den anderen erzählte. Mich betrachtet er als verstockt und redet nur mit der Peitsche mit mir!“

„Das werde ich ihm abgewöhnen“, stieß Hans hervor. „Übrigens ahne ich, was der Alte mit Ihnen vorhat. Aber genug davon! Da sehe ich ihn wiederkommen. Also heute, eine Stunde nach Mitternacht, sind wir hier und dann werde ich Sie befreien! Aber halt: Wie heißen Sie?“

„Ich bin Anita. Und Sie?“

„Ich heiße Hans und mein Freund Max. Aber noch eins: Wie kommt es, dass Sie nicht in Ihrer Stube gefesselt sind?“

„Der Alte hatte eben keine Zeit, mich ganz bis in meine Kammer zu bringen und dort einzuschließen. So hat er mich hier festgebunden, ohne zu bedenken, dass ich mich so weit bewegen kann, um auf dem Boden des Söllers liegen und mit Ihnen durch seine Ritzen sprechen zu können. Also Gott befohlen – und möge die Madonna Sie schützen!“

Hier musste das Gespräch beendet werden, denn der Trödler war zurückgekehrt und wollte nun von seinem Gast wissen, welche Gemälde er kaufen wolle. Hans hatte auf den ersten Blick erkannt, dass es sich durchweg um wertlose Schmierereien übelster Machart handelte. Nur eine Landschaft gefiel ihm. Er fragte nach dem Preis.

„Das ist ein Murillo!“, erklärte der Geschäftsmann in feierlichem Ton. „Der ist freilich sehr, sehr teuer!“

„Sie sind wohl nicht ganz bei Trost“, lachte ihm Johannes ins Gesicht. „Eine norwegische Schneelandschaft von Murillo?“

„Er war doch Norweger und lebt noch immer dort!“, behauptete der Alte dreist.

„Murillo ist lange tot und war Spanier“, bemerkte Johannes kalt, weil er mit dem Alten nicht streiten wollte.

„Er war bisweilen auch Spanier“, fabulierte der Alte munter drauflos. „Norwegen und Spanien liegen bekanntlich nebeneinander. Ich weiß das, denn ich bin ein ebenso großer Geograf wie Kunstkenner!“

„Nun gut“, meinte Johannes, dem seine Zeit zu kostbar war für einen solchen sinnlosen Disput, „ich will das Bild ja kaufen, aber nicht als einen Murillo! Also, wie viel kostet es?“

„Dreihundert österreichische Gulden.“

Johannes antwortete auf diese Dreistigkeit gar nicht, sondern blickte dem frechen Altwarenhändler nur lächelnd ins Gesicht.

Dieser meinte, er sei nicht verstanden worden, und wiederholte eifrig:

„Nur dreihundert Gulden, das ist fast geschenkt!“

„Sie sind tatsächlich nicht ganz gescheit“, versetzte Johannes, dem die Sache nun zu bunt wurde. „Ich kaufe Ihnen das Gemälde ab, weil es nicht ganz wertlos ist, aber nicht für dreihundert Gulden.“

Der Streit war inzwischen etwas lautstark geworden, sodass Max in den Hof gekommen war, um nach seinem Freund zu sehen. Als er von der unverschämten Forderung des Trödlers hörte, lachte er nur und meinte:

„Sprechen wir gleich darüber! Jetzt möchte ich erst wissen, was Sie für die Bücher verlangen, die ich mir hier ausgesucht habe.“

„Sogleich, sogleich!“, versicherte der Händler dienstfertig. „Ich werde nachschauen, was ich dafür selber gezahlt habe und wie viel ich dafür fordern kann.“

Damit begaben sich die drei wieder in den Laden, wo der Alte lange und umständlich in alten Geschäftsbüchern wühlte, freilich nur zum Schein, und dann mit einer ungeheuer hohen Rechnung kam. Max Walter bot ihm schlichtweg halb so viel. Der Händler schrie zwar, er könne keinen Kreuzer ablassen, erklärte sich aber schließlich doch mit allem einverstanden und ging in einen Lagerraum, um die Bücher einzupacken.

Unterdessen unterrichtete Johannes seinen Freund kurz und im Flüsterton über die Unterhaltung mit Anita.

„Habe ich richtig gehandelt?“, fragte er.

„Ja. Natürlich bin ich mit von der Partie. Eine Entführung aus dem Haus eines schmutzigen Mädchenhändlers, und das in Triest! Das gibt einmal eine kleine Abwechslung in dem Leben eines Künstlers, das trotz allem manchmal etwas einseitig ist. Überlass es mir, den Alten zu behandeln. Ich muss es so einrichten, dass wir wiederkommen können, ohne Verdacht zu erwecken.“

Inzwischen war der Alte mit den Büchern zurück und brachte die Sprache noch einmal auf das Bild.

„Es ist zu teuer“, schüttelte Hans den Kopf.

„Zu teuer? Zweihundert Gulden zu teuer für ein echtes Meisterwerk?“

„Zweihundert? Dreihundert verlangten Sie!“, fuhr Hans auf.

„So hat der Herr mich falsch verstanden“, beteuerte Baruch. „Das ist doch ein Spottpreis: zweihundert Gulden für einen echten Murillo.“

„Auch dies ist uns viel zu teuer“, entschied Hans nun, „außerdem ist es nicht von Murillo. Aber ich bin kein Unmensch. Wir werden wiederkommen. Wir gehen jetzt hinauf zum Kastell und überlegen uns auf diesem Weg, wie viel wir für das Bild bieten. Auf dem Rückweg kommen wir wieder her.“

„Ist das auch wahr?“, fragte der Trödler hastig.

„Auf unser Wort ist Verlass“, entschied Max barsch. „Übrigens nehme ich meine Bücher nicht sofort mit. Ich lasse sie später abholen. Hier ist das Geld!“

„So mögen sich die Herren unseren Handel überlegen“, meinte Baruch Abraham händereibend, weil er ein gutes Geschäft witterte, „und ich werde nachsehen, ob ich noch etwas vom Preis des Bildes ablassen kann. Damit die Herren aber keinen großen Umweg machen müssen auf ihrem Weg zum Kastell, will ich ihnen die Türe in meiner Hofmauer öffnen.“

Dies war ein Fehler, zu dem er sich aus Habgier verleiten ließ. Ihm war es vor allem darum zu tun, das alte Bild zu verkaufen. Daran, dass er aus Vorsicht noch nie ihm unbekannte Personen durch diese Pforte gelassen hatte, dachte er jetzt nicht. Baruch trat an die Tür, die aus den Verkaufsräumen in den Hof führte, nahm von einem Nagel an der Wand einen Schlüssel und ging den beiden Freunden voraus. Max aber nickte Hans bedeutungsvoll zu, als wolle er sagen: „Also hier ist der Pfortenschlüssel! Das müssen wir uns gut merken!“

Dann führte sie Baruch Abraham über den Hof hinüber zur kleinen Pforte in der Mauer. Während er sich bückte, um die Pforte zu öffnen, sah sich Johannes schnell noch einmal um, in der Hoffnung, einen Blick auf den Söller werfen zu können, von dem aus Anita mit ihm gesprochen hatte, aber er konnte jetzt nichts erblicken. Auch von den anderen Mädchen war nichts zu sehen. Der Alte hatte unterdessen die Tür aufgeschlossen und fragte nun in freundlichstem Ton:

„Und die Herren kommen wirklich wieder?“

„Ja, denn wir haben es versprochen“, meinte Max. „Aber wir können Ihnen jetzt keine bestimmte Zeit nennen. Wie lange ist Ihr Laden geöffnet?“

„Bis acht Uhr; aber wenn die Herren es nicht bis dahin einrichten können, will ich auch bis neun Uhr warten.“

„Schön!“, meinte Max im Plauderton. „Und wenn Sie uns einen anständigen Preis machen, sodass wir handelseinig werden, trinken wir später eine gute Flasche Wein zusammen und rauchen dazu eine Zigarre von solcher Güte, wie sie nicht oft den Weg über Ihre Schwelle machen wird.“

Es wäre für einen Jünger Lavaters[5] hochinteressant gewesen, in diesem Augenblick die Gesichtszüge des Trödlers sehen zu können. Maßloses Erstaunen angesichts einer solchen Freigiebigkeit oder besser Verschwendungssucht war darin zu lesen. Dann aber wandelten sich seine Gesichtszüge und Baruch blickte geradezu betrübt drein.

„O weh! Nun weiß ich, dass die Herren nicht wiederkommen werden. Noch nie in meinem Leben hat mir jemand, der etwas von mir kaufte, Wein und teure Zigarren versprochen. Sind die Herren denn so reich?“

„Reich nicht, aber nobel“, lachte Max, den die Verlegenheit des alten Gauners höchlichst erfreute. „Also bis auf später!“

Unter vielen Verbeugungen nahm der Trödler von ihnen Abschied und schloss dann die Hofpforte eilig zu. – – –

Max Walter und Johannes Weise gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Schließlich sagte Johannes:

„Wir wollen doch nicht wirklich zum Kastell?“

„Nein. Das war nur ein Vorwand, damit der Kerl uns durch die Hinterpforte herauslassen sollte. Glücklicherweise hat er es denn auch von selbst getan.“

„So hast du alles so geplant?“

„Bis jetzt ist alles gut gegangen. Nun habe ich aber Lust, etwas Vernünftiges zu essen. Das geht am besten in der Villa Ferdinandeo, wo sich jetzt das Restaurant ‚Zum Jäger‘ befindet. Dort kann man ebenso gut wie preiswert speisen.“

„Woher weißt du das alles?“, wunderte sich Hans.

„Nun, ich habe mich vorher erkundigt. Der Mensch soll für seinen Geist sorgen, indem er den Leib nicht vernachlässigt, sonst ist man schnell eine Leiche, der Geist wird zum Gespenst und aus ist’s mit allem Glück! Das habe ich den armen frommen Klosterbrüdern Italiens abgeguckt; die sind recht wohlgenährt trotz ihrer geistigen Übungen.“

Sie gingen durch die hübschen Anlagen des Boschetto[6] hinauf zum Restaurant in der Villa Ferdinandeo und setzten sich da unter den Bäumen nieder. Wie auf geheime Verabredung sprach keiner über das bevorstehende Abenteuer, ehe das Essen abgeräumt war. Dann aber konnte Johannes seine Ungeduld nicht länger bezwingen und meinte:

„Du sagst ja gar nichts, Max! Hast du dir es vielleicht anders überlegt?“

„Hm! Vielleicht“, antwortete der Gefragte in ernstem Ton. Johannes erschrak.

„O weh!“, rief er aus. „Arme Anita, unglückliches Mädchen!“

„Ach was, Anita! Was geht uns dieses fremde Mädchen an!“ Bei diesen Worten steckte Max sich eine Virginiazigarre an und fuhr dann bedächtig fort:

„Freund, der Mensch muss sich manchmal so wenig Arbeit wie möglich machen. Man sollte philosophisch denken: Wie viel Aufwand wird manchmal für ein geringes Resultat gebraucht, und wie mühsam ist so etwas!“

„Ich verstehe dich nicht“, versetzte Hans kopfschüttelnd. „Ist das nicht auch eine Frage der Ehre?“

„Pah, Ehre“, meinte Max ruhig, „Ehre ist nichts als die Summe verschiedener unbequemer Rücksichten, die manche Menschen meinen, auf sich und andere nehmen zu müssen. Sieh mal, Hans: Wir haben da ein Mädchen zufällig getroffen, das dem Baruch Abraham entwischen will. Nun, dagegen ist nichts einzuwenden. Mag sie es tun, uns aber dabei in Ruhe lassen. Was haben wir denn davon: nichts als Arbeit, Plage, Ärger, Geldausgaben und solche nicht sehr wünschenswerten Dinge!“

Johannes war es, als höre er nicht recht. Schließlich versetzte er mit vor Unmut gerötetem Gesicht und erhobener Stimme:

„Max, Freund, ich begreife dich nicht. Ich kenne dich gar nicht mehr wieder. Ist das dein Ernst?“

Max antwortete in gelassenster Weise:

„Mein Sohn, so musst du mich halt heute neu kennenlernen. Ich rede stets im Ernst.“

Johannes hielt mühsam an sich. Seinem sanftmütigen Naturell war jede Zornesäußerung von Herzen zuwider.

„Also du willst wirklich nicht?“, fragte er.

„Nein.“

„So mache ich es allein. Ich habe ihr dies versprochen und ich halte immer Wort. Weißt du nicht? Ich halte stets Wort?“

„Gefällt sie dir denn gar so sehr?“

Johannes errötete tief. Dann antwortete er ausweichend:

„Das tut nichts zur Sache. Sie ist ein braves Mädchen, sie wird wie eine Sklavin gehalten und geschlagen – also hole ich sie heraus! Im Übrigen klingt ihre Geschichte von der Höhle, wo die Mädchen hingebracht werden sollen, ganz so, als hätten wir es mit Menschenhändlern übelster Sorte zu tun.“

„Mädchenhandel? Weiße Sklaven? Mensch, Johannes, mach dich doch nicht lächerlich. Glaubst du an solchen Unsinn?“, fragte Max lachend.

Das ließ sich Johannes nun doch nicht gefallen. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und rief:

„Hör auf, Max! Ich werde Anita helfen, mit oder ohne deine Unterstützung.“

„Du bist ja ein echter Bayard[7], ein Ritter ohne Furcht und Tadel“, höhnte Max.

„Spotte du nur! Zu Bayards Zeiten zogen die Ritter aus, um edle Frauen zu schützen. Die Zeiten haben sich gewandelt. Heute ziehen die Ritter aus, um Frauen zu verführen. Echte Ritterlichkeit findet man doch nur noch in Künstlerkreisen. Wie man aber in deinem Falle sieht, ist das leider auch nur noch eine Ausnahme. Was wird also aus der Ritterlichkeit, wenn keiner mehr an sie glaubt? Sie hüllt ihr Haupt in Trauerflor und stirbt!“

Da konnte es Max doch nicht mehr aushalten. Er klopfte dem Freund gutmütig auf die Schulter und sagte:

„In Krepp, mein lieber Johannes, nicht in Trauerflor, Krepp ist heute schick. Merk dir das, wenn du wieder einmal eine ähnliche Redewendung gebrauchen solltest.“

„Du bist unausstehlich!“

„Aber kein übler Kerl“, lachte Max. „Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich wollte nur einmal auf den Busch klopfen, um zu erfahren, was dir diese Anita wirklich wert ist. Lass uns also auf ein gutes Gelingen anstoßen!“

Er goss die Gläser voll, erhob das seine und sagte:

„Also, unsere Parole lautet: Freiheit für Anita! Nicht wahr?“

„Du machst dennoch mit?“, fragte Johannes, der sein Glas nun auch zögernd erhob.

„Aber ja“, rief Max. „Mensch, Maler, Bruderherz, konntest du wirklich denken, dass ich dich im Stich lassen würde? Kennst deinen Max Walter immer noch nicht?“

„Gott sei Dank“, jubelte Johannes. „Jetzt bin ich erlöst. Ja, lass uns anstoßen! Freiheit für Anita!“

„Schrei nicht so!“, schmunzelte Max. „Was wir vorhaben ist immer noch ein äußerst delikates Unternehmen; da sollten wir fremde Zuhörer schön ausschließen!“

„Ach“, meinte sein Freund, „ich möchte es am liebsten in alle Welt herausschreien, dass du mir nun doch helfen willst. Aber wie fangen wir es an?“

„Vom Buchstaben Alpha an“, lächelte Max. „Wir gehen durch die kleine Mauerpforte.“

„Aber wir haben den Schlüssel nicht. Der hängt doch in der Nähe der Hoftür an einem Nagel.“

„Nagel hin, Nagel her, wir stehlen den Schlüssel. Wenn wir dem Alten schon die Anita stibitzen, macht so ein kleines Schlüsselchen den Kohl auch nicht fetter. Also, pass auf: Während ich mit dem alten Geizkragen um den Preis für das Gemälde feilsche, lässt du den Schlüssel mitgehen.“

„Ich?“, fragte Johannes erschrocken.

„Wer sonst? Ich verstehe es vorzüglich, den Alten in ein solch angeregtes Gespräch zu verwickeln, dass er sonst nichts mehr hört und sieht. Übrigens, du fromme Seele, stehlen wir den Schlüssel nicht, sondern wir borgen ihn uns nur. Beruhigt?“

„Und wenn der Alte den Schlüssel sucht und nicht findet?“

„Darf er eben nicht. Dafür werden wir sorgen. Und nun Punktum: Nicht jede Einzelheit lässt sich von vornherein festlegen. Manches findet sich dann später. Sag mir nur: Was machen wir eigentlich mit dem Mädchen, wenn wir es befreit haben?“

Da zog Johannes eine Grimasse und sagte:

„Weiß ich im Augenblick auch nicht.“

„Na, na, willst du sie am nächsten Morgen laufen lassen oder willst du sie vielleicht lieber – heiraten?“

„Max!“, rief Hans überrascht aus.

„Pfui! Ich glaube gar, du schämst dich! Du weißt ja, ich bin ein alter Ehemann, aber meine Martha wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich dir einen Rat gebe. Schon als Schulbub habe ich gelesen: Und er ging in ein anderes Land und nahm sich ein Weib. Wär das nicht auch was für dich?“

Ein eigentümlicher Zug ging jetzt über Johannes Gesicht. Trotz, Scham und Entschlossenheit stritten miteinander. Aber er antwortete nicht. Da legte ihm Max freundlich die Hand auf die Schulter und sagte:

„Freund, soll ich dir etwas sagen? Du bist verliebt!“

„Max, du, du, bist – – bist...!“

„Stottere nicht, alter Schwede! Ich hab es mir doch gleich gedacht! Du hast dich gleich auf den ersten Blick in diese Anita verliebt, weit über beide Ohren. Sag nichts! Ich verstehe dich gut! Lass uns also erst Anita befreien und uns dann den Kopf zermartern, was wir weiter mit ihr tun. Übrigens wissen wir nicht, welche Pläne und Absichten Anita selbst hat. In erster Linie müssen wir also mit ihr reden.“

„Aber wir brauchen auch ein sicheres Obdach für sie, nachdem wir sie aus dem Haus ihres Peinigers entführt haben“, wandte Johannes ein.

„Hm! Könnten wir sie nicht für die eine Nacht mit in unseren Gasthof nehmen? Ich träte ihr mein Zimmer ab und wir beide schliefen bei dir.“

„Du bist ein Freund, Max! Aber am Morgen riecht die Bedienung den Braten.“

„So reisen wir ab und nehmen sie mit, wenn notwendig. Ich bin übrigens noch gut bei Kasse. Der König war wieder einmal sehr großzügig. Wenn also Anita hier niemanden hat, der sich um sie kümmern kann, so nehmen wir sie als Adoptivtochter an und handeln wie brave Eltern an ihr. Einverstanden?“

„Ja! Außerdem liegt in Wien neues Geld für uns. Aber schau mal, sind die beiden Kerle da nicht die reinsten Banditen?“

Gerade waren zwei Männer in den Garten des Restaurants getreten und schauten sich um. Sie trugen Samtanzüge und Kalabreserhüte und wirkten wie zwei Künstler, die es mit ihrem Äußeren nicht so ganz genau nehmen. Hans hatte Recht: Mit ihren ungewaschenen Manschetten und schlecht rasierten Gesichtern sahen sie aus wie zwei Mitglieder der Rinaldini-Bande, die sich als Maler verkleidet hatten. Der eine war alt, hager und hatte die Gesichtszüge eines Lebemannes, dem seine Ausschweifungen nicht gut bekommen waren. Seine Wangen waren eingefallen und mitten im Gesicht thronte eine scharfe Habichtsnase.

Der andere war ebenso hager. Aus seinem breiten, schmutzigen Hemdkragen stieg ein himmelhoher Hals empor, auf dem der Kopf hin und her schwankte wie eine Ähre im Kornfeld, wenn ein Sturmwind darüber hinwegfegt. Er schielte ein wenig, in welche Richtung, hätte niemand sagen können. Beide Daumen steckten in den Knopflöchern und die anderen Finger befanden sich in ständiger Bewegung, als spiele er auf einer unsichtbaren Harfe. Da es noch früh im Jahr war und bislang keinen einzigen wirklich warmen Tag gegeben hatte, stand nur ein einsamer Tisch im Restaurantgarten, nämlich der, an dem unsere Freunde saßen. Auf ihn schienen es nun aber auch die beiden fragwürdigen Gestalten abgesehen zu haben; sie schlängelten sich langsam näher, bis sie schließlich vor Max und Johannes standen. Der ältere der beiden seltsamen Kunstjünger lüftete den Hut und fragte:

„Colleghi?“

„Wer sind Sie denn?“, erkundigte sich Max ein wenig von oben herab.

Da er Deutsch gesprochen hatte, musste sich der andere auch dieser Sprache bedienen; er hatte einen deutlichen italienischen Akzent.

„Maler von der Kunst“, radebrechte er.

„So sind wir allerdings Kollegen“, meinte Max kurz angebunden.

„Ist es erlaubt?“

Dabei deutete der Alte auf die beiden leeren Stühle, die noch am Tisch standen.

„Wenn Sie wollen“, antwortete Max reserviert.

Der ältere Mann setzte sich nieder; sein jüngerer Kollege hatte still dabeigestanden, als sein Begleiter mit den beiden Freunden sprach. Er stierte mit offenem Mund die Deutschen an, dabei mit seinen Fingern Harfe spielend. Konnte man sich ein dümmeres und doch verschlageneres Gesicht vorstellen als das seine? Gegrüßt hatte er auch nicht. Jetzt, da sein Kollege sich setzte, drehte er sich herum, wobei er Max seinen Rücken zukehrte. Er wollte sich setzen, ohne den Stuhl dabei zu berühren. Offenbar war es ihm ein unerträglicher Gedanke, die Daumen aus dem Knopfloch nehmen zu müssen.

Sein Verhalten war so im höchsten Maße rücksichtslos und beleidigend, dass Max die Lehne des Stuhls, auf den sich der junge Mann gerade setzen wollte, an sich zog, als müsse er sich auf sie stützen. Der ‚Harfenspieler‘ sah das nicht, weil er sich ja umgedreht hatte. Er wähnte den Stuhl noch dort, wo er vorhin gestanden hatte, setzte sich und – plumpste mit Schwung auf die Erde.

Der Alte aber sprang zornig auf und ballte die Fäuste.

„Signor“, rief er drohend, „was haben Sie getan! Welch eine Beleidigung für Pietro, meinen Lieblingsschüler, den begabtesten Jüngling von ganz Italia!“

Der begabteste aller italienischen Jünglinge hatte sich indes wieder aufgerafft. Er setzte seinen Hut auf, den er bei seinem freien Fall verloren hatte, steckte die Daumen wieder in das Knopfloch und starrte Max tückisch an. Dieser antwortete dem zornigen Italiener ruhig erstaunt:

„Mein Herr, was fällt Ihnen ein! Inwiefern habe ich Ihren Schüler beleidigt?“

„Sie haben Pietro ja den Stuhl weggezogen!“

„Fällt mir gar nicht ein! Den Stuhl habe ich mir genommen, um es mir bequem zu machen, ich habe ihn aber niemandem weggezogen, das bestreite ich auf das Entschiedenste!“

„Aber Pietro wollte sich gerade setzen!“

„So? Ich will Ihnen etwas sagen: Ich habe wohl einen jungen Menschen gesehen und sehe ihn noch. Ob er Pietro heißt, weiß ich nicht, denn er hat sich uns nicht vorgestellt. Er hat auch nicht gegrüßt. Dass er sich setzen wollte, davon hatte ich keine Ahnung. Er hat seinen Hut nicht gelüpft, sondern hat die Hände in den Knopflöchern gehalten. Wie soll ich da wissen, dass er sich zu uns gesellen wollte? Man pflegt zu grüßen, wenn man anständigen Leuten Gesellschaft leisten will.“

„Signor Pietro braucht niemanden zu grüßen, denn er ist mein Lieblingsschüler“, stieß der Alte hervor, außer sich vor Wut.

„Ah so“, dehnte Max. „und wer sind Sie, bitte schön?“

„Ich bin Signor Antonio Ventevaglio, der berühmteste Maler von Latisana“, sagte der Künstler so stolz, als habe er sich gerade als König Vittorio Emanuele vorgestellt.

„So, so!“, meinte Max, dem die Szene zu gefallen begann.

„Ich kenne Sie allerdings nicht. Was malen Sie denn?“

„Alles!“

„Vielleicht könnten Sie dann“, schlug Max angelegentlich vor, „Ihrem Lieblingsschüler etwas Verstand in den Kopf malen; der fehlt ihm nämlich außerordentlich.“

„Signor, wollen Sie nun auch mich beleidigen?“, brüllte der alte Maler.

„Nein, aber ich will Ihnen sagen, dass ich Sie nicht gerufen habe und dass mir die Zeit abgeht, um mir von Ihnen Lust und Laune verderben zu lassen. Scheren Sie sich also gefälligst fort, sonst werfe ich Ihnen Ihren Lieblingsschüler an den Kopf, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht.“

Das war stark. Der berühmte Maler konnte sich zuerst vor Staunen gar nicht fassen. Dann sprang er auf, um eine Strafrede loszulassen. Da aber erhob sich auch Max von seinem Stuhl, trat hart an ihn heran und donnerte:

„Herrrr! Wollen Sie nun schweigen!“

Der Alte fuhr vor Schreck zurück und stammelte:

„Ja, Signor!“

Er war vorerst kuriert und setzte sich still wieder nieder. Der junge Maler aber starrte Max an wie ein Wundertier. Schließlich nahm er seinen Hut ab und setzte sich wortlos auf den Stuhl, den Max eben weggezogen hatte. Dieser war sichtlich zufrieden mit der kleinen Lektion, die er den italienischen ‚Kollegen‘ gerade erteilt hatte. Er fragte also:

„Hören Sie, Kollegen, Sie kommen wohl öfters herüber nach Triest?“

„Nein, nein“, beteuerte der Alte rasch. „Ich liebe mein Vaterland. Ich bin hier nur in Familienangelegenheiten.“

„Ach, wollen Sie sich verheiraten?“, scherzte Max.

„Um Gottes willen! Nein, Signor Pietro hier will heiraten.“

Da besahen die Deutschen sich den ‚Lieblingsschüler‘, der nun auch ein Bräutigam war, von oben bis unten und brachen in ein fröhliches Gelächter aus. Diese Jammergestalt auf Brautsuche?

„Was lachen Sie denn?“, fragte Signor Antonio besorgt.

„Aus Freude, dass Signor Pietro sich eine Frau nehmen will“, brachte Hans unter Lachtränen hervor.

„Ganz recht! Freuen Sie sich immerhin, denn sie ist das schönste Mädchen von ganz Italien!“, bemerkte Signor Antonio zeremoniös.

„Da passen sie ja gut zusammen“, stieß Max hervor, halb blind vor Lachen, „das schönste Mädchen und der begabteste Jüngling von ganz Italien.“

„Richtig. Sie sind füreinander geschaffen“, antwortete der Alte ganz ernsthaft.

„Und wann wird die Hochzeit sein?“

„Sobald wir die Braut gefunden haben.“

„Ach so, Sie haben die Braut gar nicht?“, schmunzelte Max. „Wie kurios!“