Abbildungsverzeichnis

Idisi Wolfgang Kubak

Heinrich I. Jürgen Jankofsky

Otto der Große Jürgen Jankofsky

Theophanu Jürgen Jankofsky

Heinrich II. Jürgen Jankofsky

Kunigunde Jürgen Jankofsky

Thietmar Jürgen Jankofsky

Rudolf von Schwaben Vereinigte Domstifter, Bildarchiv Merseburg

Barbarossa Wikipedia

Montecappio Ekkehard Jürgen Jankofsky

Friedrich von Hoym Vereinigte Domstifter, Bildarchiv Merseburg

Thilo von Trotha Vereinigte Domstifter, Bildarchiv Merseburg

Johann Möstel Stadtarchiv Merseburg

Luther Jürgen Jankofsky

Ernst Brotuff Jürgen Jankofsky

August von Sachsen Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg (Foto: Thomas Kruse)

Gustav II. Adolf Museum Lützen

Georg Möbius Stadtarchiv Merseburg

Christian und Christiane Vereinigte Domstifter, Bildarchiv Merseburg

Johann G. Gregorius Kulturhistorisches Museum Merseburg

Christian Reuter Jürgen Jankofsky

Moritz Wilhelm Stadtarchiv Merseburg

Orffyreus Wikimedia Commons

Johann G. Henckel Universitätsbibliothek Freiberg

Johann J. Quantz Wikipedia, AxelHH

Friedemann Bach Wikipedia, Beek100

Hoppenhaupts Jürgen Jankofsky

Johann Ernst Philippi Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung

Friedrich II. Wikipedia, CC-BY-SA-3.0-DE

Simon Gottlieb Zug Wikipedia, Hubert Smietanka

Johann W. v. Goethe Jürgen Jankofsky

Joseph von Eichendorff Wikipedia

Napoleon Wikipedia, Joergsam

Kleist von Nollendorf Jürgen Jankofsky

Karl F. Schinkel Wikipedia

Friedrich Ludwig Jahn Kulturhistorisches Museum Merseburg

Carl Adolph v. Basedow Kulturhistorisches Museum Merseburg

Jacob Grimm Wikipedia

Heinrich Seffner Stadtarchiv Merseburg

Wilhelm Stieber Wikipedia

Friedrich Louis Nulandt Stadtarchiv Merseburg

Ernst Haeckel Wikipedia

Franz Liszt Wikipedia

Adolph von Menzel Wikipedia

Nathaly von Eschstruth Wikipedia

Heinrich von Stephan Wikipedia

Maximilian Herrfurth Kulturhistorisches Museum Merseburg

Hugo Vogel Stadtarchiv Merseburg

Wilhelm II. Wikipedia

Carl Bosch Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt,
Abt. Merseburg, I 525 Leuna-Werke

Martin A. Nexö Wikimedia Commons

Joseph Roth Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt,
Abt. Merseburg, I 525 Leuna-Werke

Friedrich Zollinger Kulturhistorisches Museum Merseburg

Elisabeth Schumann Joy Puritz

Margarete Bothe Wulf Bothe

Wilhelm Daene Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Siegfried Berger Stadtarchiv Merseburg

Walter Bauer Stadtarchiv Merseburg, Nachlass Pleßke

Christa Krug Wolfgang Kubak

Rudolf Bahro Rudolf Bahro
(Verf. 1991 für eine geplante Publikation zugesandt)

Claus-Jürgen Kämmerer Bettina Kämmerer

Herwig Hübner Stadtarchiv Merseburg

Idisi (2) Wolfgang Kubak

JÜRGEN JANKOFSKY

MERSEBURG

1200 Jahre Geschichte

in 62 Porträts & Geschichten

JÜRGEN JANKOFSKY

Zaubersprüche, Zukunftsträume, Zoff

MERSEBURG

1200 Jahre Geschichte

in 62 Porträts & Geschichten

mitteldeutscher verlag

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2013 ©
mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)
www.mitteldeutscherverlag.de

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 9783954621682

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

Idisi (1)

Eiris sazun idisi … – einst setzten sich Idisen … Frauen also, weise Frauen wohl – und diese Wahrsagerinnen, Schicksalsgöttinnen, Heilerinnen, Seherinnen (oder was auch immer) platzierten sich dank weltberühmter Zaubersprüche in die Frühgeschichte jener Stadt an der Saale, die seit langer Zeit Merseburg heißt. … sazun heraduoder … − setzten sich hier her …

Ersterwähnt wurde Merseburg als mersiburc civitas zwischen 830 und 850 im Hersfelder Zehntverzeichnis. Da lebten hier offenkundig schon Leute, die des Zehnts pflichtig waren, Christen also, und sie wohnten in einer Ansiedlung, die den Namenszusatz civitas verdiente, folglich in einer größeren, womöglich sogar schon befestigten Ansiedlung. Germanisch geraunt und gezaubert wurde da an diesem Ort längst nicht mehr, gewiss nicht.

Seit grauer Vorzeit mündete das Flüsschen Geisel vor einer Furt in die Saale und wie zum Schutz dieser Furt erstreckte sich ein Fels gut einen Kilometer lang nordwärts. Am Nordende dieses Uferhügels wiederum mündet noch heute die Klia. Und das westliche Hinterland dieses Hochufers dürfte zwischen Klia und Geisel sehr sumpfig gewesen sein.

Ein Hügel also, nach allen Seiten hin gut zu verteidigen und somit idealer Standort für eine Burg. Dies zumal in jener Zeit, als hier fränkisch-deutsche und slawische Einflusssphären aufeinander­stießen, die Saale so etwas wie einen Grenzverlauf markierte.

Der Name der Stadt – Merseburg – könnte von diesen topografisch-strategischen Besonderheiten herrühren: noch heute kennen wir an der Nordsee Marschen, darin steckt der alte Wortstamm mari, meri für ein morastiges Gelände. – Merseburg ergo gleich Sumpfburg?

Idisi könnten uns da Auskunft geben, keine Frage:

Suma hapt heptidun, suma heri lezidun,

suma clubodun umbi cuonio uuidi … –

Manche hefteten Haft, manche hemmten das Heer,

einige klaubten an den Kniefesseln …

Ja, Idise hatten womöglich auch hier, am Mittellauf der Saale, in mythologischer Vorzeit eine Rolle in Kriegszügen gespielt, waren für Prophezeiungen angerufen wurden, sollten Heere hemmen, sollten Krieger befreien, zum Siegen verhelfen, eine Zukunft bringen …

Insprinc haptbandun inuar uigandun! –

Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!

Figurengruppe „Merseburger Zaubersprüche“ von Klaus-Dieter Urban,
Tiefer Keller, Merseburg (Ausschnitt)

Merseburg und der erste deutsche König – Heinrich I.

Heinrichs erste Liebe galt einer Merseburgerin. Hatheburg hieß die Auserwählte und war die Tochter und einzige Erbin des Merseburger Grafen Erwin. Zwar trauerte Hatheburg noch um ihren verstorbenen Mann und hatte verwitwet sogar gelobt, künftig als Nonne zu leben – das alles konnte Heinrich aber nicht abhalten, um sie zu werben. Tatsächlich wurden die beiden ein Paar. Als Heinrich aber erfuhr, dass eine Verbindung mit der einflussreichen und begüterten Mathilde (einer Nachfahrin des mächtigen Westfalen Widukind) möglich sei, nahm er die Proteste der Kirche gegen seine Ehe mit Hatheburg an und ließ sich scheiden. Das Erbe Hatheburgs, vor allem die umfänglichen Merseburger Ländereien, übertrug Heinrich jedoch nicht ihrem gemeinsamen Sohn Thankmar, sondern verfügte darüber auch weiterhin und uneingeschränkt selbst.

Und Heinrich verstand es in den folgenden Jahren offenbar, seine Merseburger Besitztümer zu mehren; eine für die Entwicklung der Pfalz und somit auch der Stadt zweifellos glückliche Fügung. Heinrich wurde 912 Herzog von Sachsen und als erster Sachse 919 König Ostfrankens, eines Reichs, das auseinanderzufallen drohte, durch Heinrichs geschickte Regierung aber allmählich zum Deutschen hinüberwuchs. König Heinrich I.!

In Merseburg ließ er die langgestreckte Anhöhe über der Saale, den späteren Domberg, unter Einbeziehung der Burgen über dem nördlichen wie südlichen Hügelende, durch Mauern sichern. In der Vorstadt siedelte Heinrich I. die „legio Mesaburiorum“, eine Truppe von Gesetzesbrechern, an. Schon Karl der Große hatte im „Capitulare Saxonicum“ verfügt, dass Übeltäter, die nach sächsischem Recht des Todes wären, vom König in einer Grenzmark angesiedelt werden können. Die damit verbundenen Pflichten (Grenzverteidigung und Teilnahme an Vorstößen in Nachbarsland) kamen wohl einer Hinrichtung auf Zeit gleich. Offensichtlich bedurfte die Grenzfeste Merseburg am Grenzfluss Saale des Schutzes einer solchen Legion. Und auch ein trutziges, steinernes Gotteshaus wurde unter Heinrich I. in Merseburg erbaut, die Johanneskirche, der Vorgängerbau des heutigen Doms.

Nicht die benachbarten Slawen jedoch bedrohten vordergründig Heinrichs Reich, sondern die Reiterscharen der Ungarn. Nach deren letzten verheerenden Einfall war es Heinrich I. gelungen, gegen Tributverpflichtungen einen neunjährigen Waffenstillstand auszuhandeln. Diese Zeit nutzte er klug, um sein Heer und sein Land, und so auch die wichtige Bastion Merseburg, bestmöglich zu wappnen. Da dürften die „agrarii milites“ (Fußtruppen) und vor allem die neu geschaffene Panzerreiterei, wohl auch an der Saale des Öfteren geübt haben.

Denkmal Heinrich I. von Paul Juckoff, Altenburger Damm, Merseburg

Und 933 war es dann soweit. Heinrich I. verweigerte den fälligen Tribut, und prompt fielen die Ungarn in Thüringen und Sachsen ein. Und als dem König dann die Nachricht überbracht wurde, der Feind stünde bei Merseburg, zog er den gesamten Heerbann zusammen und den Magyaren kampfentschlossen entgegen. Wo genau es schließlich am 15. März zur Schlacht kam, lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Der überlieferte Schlachtort Riade bezeichnet wohl nur ein schilfreiches, ein Riedgebiet eben. Historiker und Heimatforscher suchten Riade südlich Merseburgs, bei Keuschberg, doch fundierter offenbar an der Unstrut, bei Kalbsrieth vor allem. In den meisten Überlieferungen ist aber davon die Rede, dass König Heinrich sein Lager in einem Ried nordwestlich von Merseburg aufschlug. Warum sollte er also, nachdem er höchstwahrscheinlich von Westen her vorgerückt war, aus diesem Schilfgebiet wieder meilenweit nach Westen und in ein anderes Schilfgebiet marschieren? Könnte der Ort des Lagers nicht auch der Ort der Schlacht sein? Und warum sollte Heinrich I. ausgerechnet den Festsaal seiner Pfalz Merseburg mit Szenen dieser Schlacht ausmalen lassen (was zweifelsfrei überliefert ist), wenn der Kampf nicht in der Nähe Merseburgs stattfand? Dem vermuteten Schlachtort Kalbsrieth lag die Königspfalz Memleben doch ­bedeutend ­näher! Doch wie auch immer, ­Heinrich I. vermochte die Ungarn entscheidend zu schlagen. Das zählte. ­Während seiner Regierungszeit, und noch Jahre danach, wagten sie es nicht wieder, in Deutschland ­einzufallen.

Und möglicherweise fand sogar die Feier ­dieses bedeutenden Sieges in ­Merseburg statt. Denn eher unwahrscheinlich mutet an, dass Heinrich I. die Halle im Obergeschoss ­seines Merseburger Palastes nur zum Selbstzweck ausschmücken ließ. Siegesbilder gehörten doch vorgezeigt!

Thankmar, Heinrichs Merseburger Sohn, dürfte den ­Triumph seines Vaters wohl genossen haben. Ob ­jedoch auch Hatheburg an den königlichen Erfolgen ihres einstigen ­Gemahls Anteil nahm, Anteil nehmen konnte, verliert sich im Dunkel zwischen den glanzvollen Darstellungen der Klugheit, Kraft und Bescheidenheit Heinrich I., der im Jahre 936 in ­Memleben verstarb.

Biografische und weiterführende Angaben

August von Sachsen

geboren am 31. Juli 1526 in Freiburg als Sohn Herzog Heinrichs von Sachsen, wird als 18-Jähriger erstmals Administrator des Hochstifts Merseburg (bis 1548), ein zweites Mal ab 1565, 1553 Kurfürst von Sachsen, setzt sich für die Aufrechterhaltung der durch den Augsburger Religionsfrieden sanktionierten politischen Verhältnisse ein, wird so in Anlehnung an die Habsburger zum Führer des konservativen lutherischen Lagers, grenzt sich scharf vom Kalvinismus ab, besiegelt damit die Spaltung des Protestantismus, stärkt Sachsen durch seine Wirtschaftspolitik und den Ausbau der Behördenorganisation, schafft 1572 die erste einheitliche Territorialgesetzgebung Deutschlands, stirbt am 11. Februar 1586 in Dresden.

Wilhelm Friedemann Bach

geboren am 22. November 1710 in Weimar als Sohn Johann Sebastian Bachs, wird 1726 Schüler des Merseburger Hofkapellmeisters Johann Gottlieb Graun, 1733 Hoforganist in Dresden, 1747 Musikdirektor und Organist in Halle, später auch als Hallischer Bach bezeichnet (seit Mai 2012 ist sein Wohnhaus in Halle in der Großen Klausstraße 12 wieder als Museum zugänglich), seinerzeit berühmt als Improvisator vor allem auf Orgel und Cembalo, schreibt Sonaten und Konzerte für Klavier, Kammermusik, Sinfonien, Orgelstücke und Kirchenmusik, wird 1764 nach Unstimmigkeiten mit seinen halleschen Auftraggebern freischaffend, wirkt nun in Leipzig, Braunschweig, Göttingen und Berlin, stirbt dort verarmt am 1. Juli 1784.

Rudolf Bahro

geboren am 18. November 1935 in Bad Flinsberg (Niederschlesien), Schulbesuch in Gerlachsheim bei Lauban, Flucht, verliert dabei die Mutter und die Geschwister durch Typhus, findet den Vater nach dessen Kriegsgefangenschaft im Oderland wieder, Oberschule von 1950–54 in Fürstenberg, Eintritt in die SED, bis 1959 Philosophiestudium an der Humboldt-Universität Berlin, Zeitungsredakteur im Oderbruch, Heirat, 1960–62 Redakteur der Greifswalder Universitätszeitung, dann bis 1965 Referent der Gewerkschaft Wissenschaft in Berlin, 1965–67 stellvertretender Chefredakteur der Studentenzeitschrift „Forum“, nach Entlassung bis 1977 Abteilungsleiter in einem Berliner Gummikombinat, dabei Arbeit an seiner Dissertation, Ablehnung von der THC Leuna-Merseburg, Scheidung, 1977 erscheint im „Spiegel“ der Vorabdruck seines Buches „Die Alternative“, Verhaftung, Ausschluss aus der SED, 1979 Entlassung aus der Haft nach massivem internationalen Druck, Mitbegründer der „Grünen“, Promotion in Hannover, Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, nach dem Mauerfall Rückkehr nach Ost-Berlin, vollständige Rehabilitation, Professor an der Humboldt-Universität, stirbt am 5. Dezember 1997 in Berlin.

Carl Adolph von Basedow

geboren am 28. März 1799 in Dessau, absolviert das dortige Gymnasium, studiert in Halle und Paris Medizin, promoviert 1821, erhält 1822 die Approbation als praktischer Arzt, Operateur und Geburtshelfer und lässt sich in Merseburg nieder, publiziert in medizinischen Fachblättern, wird 1835 auswärtiges Mitglied der Gesellschaft für praktische Medizin zu Berlin und 1838 Mitglied der Medizinischen Gesellschaft zu Leipzig, beschreibt 1840 erstmals die als Merseburger Trias bekannt gewordenen Symptome der später nach ihm benannten Schilddrüsenerkrankung, wird 1841 zum Sanitätsrat und 1848 zum Merseburger Kreisarzt ernannt, stirbt am 11. April 1854 in Merseburg.

Walter Bauer

geboren am 4. November 1904 in Merseburg, besucht die Merseburger Windbergschule, ab 1919 das Merseburger ­Lehrerseminar, Mitarbeiter des „Merseburger Korrespondent“, Hauslehrer in Leuna, 1929 erscheint sein erster Gedichtband „Kameraden, zu euch spreche ich“, 1930 sein Buch „Stimme aus dem Leunawerk“, 1931 sein Roman „Ein Mann zog in die Stadt“, veröffentlicht fortan zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays, Biografien und Gedichte, später auch Hörspiele, ab 1929 Volksschullehrer, verzieht nach Halle, im „Dritten Reich“ als erzieherisch unzuverlässig eingestuft, ab 1940 Soldat, 1946 aus englischer Gefangenschaft entlassen, lebt bei München, dann in Stuttgart als engagierter Schriftsteller, Schatzmeister des deutschen P. E. N., wandert 1952 nach Kanada aus, Gelegenheitsarbeiten, studiert moderne Sprachen, lehrt ab 1967 an der Universität Toronto als Associate Professor, stirbt am 23. Dezember 1976 in Toronto.

Siegfried Berger

geboren am 28. Dezember 1891 in Merseburg, besucht das Merseburger Domgymnasium, studiert in Tübingen, Halle, Berlin und Marburg, ab 1914 Kriegsdienst, 1918 Promotion, Dr. phil., Studienassessor, Redner an Volkshochschulen, 1922 Aushilfs-, dann Chefredakteur des „Merseburger Korrespondent“, 1927 Mitarbeiter der Provinzialverwaltung, ab 1928 Landesrat der preußischen Provinz Sachsen, 1945 Präsident des Regierungsbezirkes Halle-Merseburg, veröffentlicht Romane, Erzählungen, kulturhistorische Betrachtungen und Sammlungen, so u. a.: „Das Probejahr“ (1924), „Ute und der Blinde“ (1932), „Die tapferen Füße“ (1933), „Die Schwedenorgel“ (1937), „Schlote wachsen ins Land“ (1938), „Nausikaa“ (1941), „Mitteldeutsches Lesebuch“ (1943), „Der unhöfliche Rabe“ (1946), stirbt am 27. März 1946 in Halle, wird auf dem Merseburger St.Viti-Friedhof beigesetzt.

Carl Bosch

geboren am 27. August 1874 in Köln, Oberrealschule, Lehre in Schlesien, Studium in Charlottenburg und Leipzig, 1898 Promotion im Bereich organische Chemie, 1899 Eintritt in die BASF, ­entwickelt 1910 gemeinsam mit Fritz Haber das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniak-Gewinnung, 1918 Wirtschaftsberater bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Versailles, 1919 Vorstandsvorsitzender der BASF, ab 1925 der I.G. Farben (ab 1935 Aufsichtsratsvorsitzender), 1923 Übersiedlung nach Heidelberg (Villa Bosch), 1926 Mitglied der Leopoldina, 1931 Nobelpreis für Chemie, unterstützt als I.G-Farben-Vorstandsvorsitzender 1933 die NSDAP im Wahlkampf, 1936 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1939 Goethepreis der Stadt Frankfurt a. M., wird schwer depressiv, Suizid-Versuch, stirbt am 26. April 1940 in Heidelberg. 2009 wird ihm zu Ehren ein ­Mondkrater benannt.

Margarete Bothe

geboren am 22. Juli 1914 in Merseburg, 1936 Abitur am Seydlitz-Oberlyzeum in Halle, Reichsarbeitsdienst, Ausbildung zur Volksschullehrerin in Braunschweig, ab 1938 Studium der Germanistik, Geschichte und Geographie in Heidelberg und Leipzig, 1944 Promotion, Kontakte zu regimekritischen Kommilitoninnen und Kommilitonen, u. a. zu Marianne Goerdeler, Denunziation, Verhaftung am 1. Dezember 1944, Hinrichtung (trotz Freispruchs) am 12. April 1945, Exhumierung am 2. Mai 1945, Einäscherung, Überführung der Urne nach Merseburg und Beisetzung am 6. Februar 1946 auf dem Stadtfriedhof. In Leipzig wurde eine Straße nach ihr benannt, seit Juni 2011 erinnert ein Stolperstein vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Leipziger Heinrich-Budde-Straße an sie.

Ernst Brotuff

geboren um 1497 in Frankenstein/Sachsen, 1515 Student in Wittenberg, ab 1516 Schreiber, seit 1525 Advokat im Merseburger Petri-Kloster, ab 1537 möglicherweise auch Verwalter des später aufgelösten Gotthard-Klosters, erhält 1540 die Tonsur, vollendet 1541 das „Erbbuch der Güter und Gerechtigkeit des Klosters St. Petri vor Merseburg“, wahrscheinlich ab 1543 Syndicus des Merseburger Rates, 1550–52 Schulverwalter in Pforta, dann wieder in Merseburg, Mitglied des Rates, 1555 und wohl auch 1557 regierender Bürgermeister, veröffentlicht 1556 die „Chronica und Antiquiteten des alten Keyserlichen Stifts, der Römische Burg und Stade Marsburg an der Salah bey Tueringen“, verfasst noch zahlreiche andere Schriften, stirbt 1565 in Merseburg.

Christian I. (der Ältere)

geboren am 27. Oktober 1615 in Dresden, übernimmt ab 1650 von seinem Vater, Kurfürst Johann Georg I., zunehmend die Administration des Hochstifts Merseburg, residiert ab 30. September 1653 in Merseburg, wird 1656 nach der Wettinischen Erbteilung erster Herzog von Sachsen-Merseburg, 1659 ordentlich zum Administrator gewählt, trägt durch seine Regierung zum Aufschwung des Merseburger Landes nach dem Dreißigjährigen Krieg bei, entwickelt eine rege Bautätigkeit, erlässt zahlreiche Verordnungen, stirbt am 18. Oktober 1691 in Merseburg und wird in der von ihm begründeten Fürstengruft des Merseburger Doms beigesetzt.

Christiane (Herzogin von Sachsen-Merseburg)

Geboren am 22. September 1634 als Prinzessin von Holstein-Sonderburg-Glücksburg, ab 19. November 1650 mit Christian I. vermählt, kommt mit ihm 1653 nach Merseburg, lässt hier als Herzogin von Sachsen-Merseburg u. a. die Neumarktmühle erneuern und stiftet das nach ihr benannte Waisenhaus, zieht nach dem Tod ihres Gatten ins Schloss Delitzsch, ihren Witwensitz, stirbt hier am 20. Mai 1701 und wird in der Fürstengruft des Merseburger Doms beigesetzt.

Wilhelm Daene

Geboren am 20. November 1899 in Merseburg, Volksschule, nach dem Tod des Vaters 1909 im Waisenhaus, Lehre als Dreher, Soldat im Ersten Weltkrieg, 1919 Mitglied der USPD, Gesellenprüfung, 1922 Umzug nach Weißenfels, Heirat mit Anna Minna Mangold (Scheidung 1935), Gewerkschafter, Besuch der Wirtschaftsschule des Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMV) in Bad Dürrenberg, Leiter des DMV in Weißenfels, dann in Sangerhausen, 1931 Umzug nach Sangerhausen, 1933 Auflösung des DMV durch die Nazis, illegal in Berlin, Verhaftung, 1935 Anstellung bei den Teves-Werken in Berlin-Wittenau, 1936 heiratet seine zweite Frau Margarete, versteckt mit ihr ab November 1942 von der Deportation bedrohte jüdische Arbeiterinnen aus den Teves-Werken, 1944 Verhaftung, Freispruch, danach bis zur Befreiung illegal in Berlin, 1945 Anerkennung als OdF (Opfer des Faschismus), bis 1954 Arbeit in der Leihbuchhandlung seiner Frau, 1978 wird dem Ehepaar der Titel „Gerechte unter den Völkern“ zuerkannt, Wilhelm Daene stirbt am 27. Mai 1981 in Berlin.

Joseph von Eichendorff

geboren am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien, besucht das Gymnasium in Breslau, studiert ab 1805 in Halle und Wien Jura, 1807 in Heidelberg erste Kontakte mit Dichtern der Romantik, wird 1813 Lützower Jäger, 1816 Beamter: erst Regierungsassessor in Breslau, 1820 Regierungsrat in Danzig, 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg, 1830 im Berliner Kultusministerium, lebt nach der Pensionierung im Jahre 1844 hauptsächlich in Berlin und Dresden, schließlich in Neisse, stirbt dort am 26. November 1857; schrieb zahlreiche Gedichte, auch Romane, Erzählungen, Dramen, einer der bedeutendsten deutschen Romantiker, wichtigste Werke: „Aus dem Leben eines Taugenichts“, „Das Schloß Dürande“, „Ahnung und Gegenwart“ u. v. a.

Ekkehard

entstammt der Reichsministerialenfamilie Rabil, wird Kanoniker in Merseburg und (wahrscheinlich am 5. Juni 1216) zum Merseburger Bischof geweiht, lässt 1218 einen Mauerring um die Merseburger Siedlungskerne und die Domfreiheit ziehen sowie von 1225 bis 1240 den Dom erneuern, erwirkt 1227 in Rom Ablass zugunsten des Merseburger Doms, lässt Merseburger Brakteaten prägen, versucht als erster Merseburger Bischof landeshoheitliche Ansprüche durchzusetzen, verbietet 1235 geistliche Spiele und Reigen im Dom, stirbt am 1. Mai 1240 in Merseburg.

Nathaly von Eschstruth

geboren am 17. Mai 1860 in Hofgeismar als Natalie Auguste Karline Amalie Hermine von Eschstruth, durch die Versetzung ihres Vaters, des preußischen Husaren-Majors Hermann von Eschstruth, in die Merseburger Garnison, verbringt sie Jahre ihrer Kindheit und Jugend in der Saalestadt, dann in Berlin, ab 1875 im Mädchenpensionat in Neuchâtel (Schweiz), nach Erkrankung der Mutter führt sie ab 1885 mit ihrer Schwester den elterlichen Haushalt, heiratet am 23. Februar 1890 in Berlin den Infanterie-Major Franz von Knobelsdorff-Brenkendorff, lebt in verschiedenen Garnisonsstädten, zieht nach dem Tod ihres Mannes 1903 nach Teplitz, dann nach Schwerin, wo sie am 1. Dezember 1939 stirbt. Veröffentlicht von 1883 bis 1926 zahlreiche Bücher, gilt als eine der beliebtesten Erzählerinnen der wilhelminischen Epoche.

Friedrich I. (Barbarossa)

geboren 1122 als Sohn des Schwabenherzogs Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer, wird 1147 Herzog von Schwaben und 1152 deutscher König, 1155 zum Kaiser gekrönt, müht sich um die Einheit und Stärkung des deutschen Reichs, zieht sechsmal gegen Italien, muss letztlich aber den anti-kaiserlichen Papst Alexander III. sowie den lombardischen Städtebund anerkennen, erreicht eine Erweiterung des staufischen Einflusses durch die Verheiratung seines Sohns Heinrich VI. mit der sizilianischen Prinzessin Konstanze, setzt sich innenpolitisch gegen den Welfen Heinrich den Löwen durch, festigt sein Ansehen durch eine auch kulturell bedeutsame Schwertleite seiner Söhne Heinrich und Friedrich 1184 in Mainz, führt 1189 den dritten Kreuzzug an, ertrinkt dabei am 10. Juni 1190 im Flusse Seleph in Anatolien beim Baden.

Friedrich II. (der Große)

geboren am 24. Januar 1712 in Berlin, versucht als preußischer Kronprinz 1730 seiner strengen militärischen Erziehung zu entfliehen, Haft in der Festung Küstrin, lebt ab 1734 in Rheinsberg, wird am 31. März 1740 König von Preußen, führt im Geiste der Aufklärung Reformen durch, Freundschaft mit Voltaire, erobert 1741 Schlesien, führt 1744/45 den zweiten Schlesischen Krieg, beginnt 1756 mit dem Einfall in Sachsen den Siebenjährigen Krieg, annektiert 1772 bei der ersten Teilung Polens Westpreußen ohne Danzig und Thorn, lässt zahlreiche Schlösser erbauen, so u. a. Sanssouci, beschäftigt sich mit Philosophie, verfasst diverse Schriften, komponiert, spielt Flöte, hinterlässt ein um 80.000 Quadratkilometer vergrößertes Preußen, einen Schatz von 70 Millionen Talern und ein Heer von 200.000 Mann, stirbt am 17. November 1786 in Potsdam.

Johann Wolfgang von Goethe

geboren am 28. August 1749 in Frankfurt a. M., studiert Jura in Leipzig und Straßburg, beginnt zu dichten, nach Bekanntschaft mit Herder Periode des Sturm und Drang, 1771 Rechtsanwalt in Frankfurt, 1772 in Wetzlar, schreibt den „Götz von Berlichingen“, „Die Leiden des jungen Werther“ u. v. a., ab 1775 in Weimar, wird Geheimer Legationsrat, dann Minister, 1782 geadelt, „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, entflieht 1786 nach Italien, Hinwendung zur Klassik, „Egmont“, „Iphigenie“, 1788 Leiter des Weimarer Hoftheaters, „Torquato Tasso“, widmet sich naturwissenschaftlichen Studien, Freundschaft mit Schiller, „Faust I“, arbeitet von 1811–30 u. a. an „Dichtung und Wahrheit“, beendet 1831 „Faust II“, wird neben seinen Dramen und seiner vielfältigen Prosa insbesondere durch seine Lyrik zum wohl bedeutendsten deutschen Dichter der Neuzeit, stirbt am 22. März 1832 in Weimar.

Johann Gottfried Gregorius

geboren am 13. oder 14. März 1631 in Merseburg, verdingt sich wahrscheinlich als Reiter bei den Schweden, dann bei den Polen, 1658 Lehrer der evangelischen Gemeinde in der deutschen Vorstadt Moskaus, der Sloboda, Hilfsprediger, 1661 Theologiestudium in Jena, Magisterabschluss, 1662 vom sächsischen Oberkonsistorium als Pastor ordiniert, wirkt wieder in Moskau, 1667 Reise nach Deutschland, um Gelder für einen Kirchenneubau zu sammeln, schreibt 1672 im Auftrag des Zaren das erste weltliche Theaterstück Russlands, „Die Komödie des Artaxerxes”, weitere fünf Komödien folgen, gründet 1673 die erste russische Theaterschule, stirbt 1675 in Moskau.

Jacob Grimm

geboren am 1. Januar 1785 in Hanau, ah 1798 Besuch des Lyzeums in Kassel, ab 1802 Jurastudium in Marburg, Beginn der Sammlung von Märchen, Sagen, Mythen usw., 1805 Mitarbeit im hessischen Kriegskollegium, 1808 Privatbibliothekar König Jérômes von Westphalen, veröffentlicht 1811 „Über den altdeutschen Meistergesang“, 1812–15 mit seinem Bruder Wilhelm „Kinder- und Hausmärchen“, 1814/15 als hessischer Legationssekretär Teilnahme am Wiener Kongress, 1816 Anstellung in der Kasseler Bibliothek, begründet mit der „Deutschen Grammatik“ (erster Teil 1819) die deutsche Sprachwissenschaft, 1829 Professor an der Universität Göttingen, 1839 des Landes verwiesen, in Kassel Beginn der Arbeit am „Deutschen Wörterbuch“, 1841 Übersiedlung nach Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1848/49 Mitglied des Frankfurter Parlaments, stirbt am 20. September 1863 in Berlin.

Gustav II. Adolph

geboren am 19. Dezember 1594 in Stockholm, erhält eine ausgezeichnete wissenschaftliche und militärische Ausbildung, wird 1611 König von Schweden, führt Kriege gegen Dänemark, Russland und Polen, gewinnt Ingermanland, Karelien, Livland, Kurland, Memel und weitere Gebiete, fördert Handel und Gewerbe, Straßenbau und Schifffahrt, Städtebau und Bildung, ordnet Verwaltung, Rechts- und Heerwesen neu, trägt so entscheidend zum Aufstieg Schwedens zur europäischen Großmacht bei, greift nach Abschluss eines Waffenstillstandes mit Polen auf Seite der schwer bedrängten deutschen Protestanten in den Dreißigjährigen Krieg ein, schlägt Tilly 1631 bei Breitenfeld und 1632 am Lech sowie Wallenstein bei Lützen, doch fällt am 16. November 1632 in dieser Schlacht, wird in Stockholm beigesetzt.

Ernst Haeckel

geboren am 16. Februar 1834 in Potsdam, besucht von 1848-43 die Merseburger Bürgerschule und anschließend bis 1852 das Merseburger Domgymnasium, studiert Medizin bei Virchow, promoviert 1857 zum Dr. med., wendet sich dann aber der Biologie zu, wird 1862 zum Professor für Zoologie an die Universität Jena berufen, begründet das Biogenetische Grundgesetz, veröffentlicht 1866 sein zweibändiges Programmwerk „Generelle Morphologie der Organismen“, 1868 die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“, 1899 „Die Welträtsel“, 1904 „Die Lebenswunder“, Reiseberichte u. a., gründet 1906 den Deutschen Monistenbund, eine linksbürgerliche Freidenker-Vereinigung, stirbt am 9. August 1919 in Jena.

Heinrich I.

geboren um 875, heiratet Hatheburg, die Tochter des Merseburger Grafen Erwin, nach Scheidung dann 909 Mathilde aus westfälischem Adel, erweitert durch beide Ehen seinen Einflussbereich, folgt 912 seinem Vater Otto als Herzog von Sachsen nach, wird alsbald zum mächtigsten Fürsten des Ostfrankenreiches und schließlich 919 in Fritzlar zum König gewählt, festigt die Zentralmacht, leitet so die Entwicklung zum deutschen Reich ein, gliedert 923 Lothringen an, beginnt 928/29 mit der Eroberung der Elbslawen-Gebiete, schließt mit den Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand, baut in dieser Zeit das Burgensystem aus und eine Panzerreiterei auf, besiegt die wieder eingefallenen Ungarn 933 bei Riade, stirbt am 2. Juli 936 in Memleben.

Heinrich II.

geboren am 6. Mai 973, wird nach dem Tod seines Vaters Heinrich der Zänker 995 Herzog von Bayern, erhebt nach dem Tode des kinderlosen Kaisers Otto III. Anspruch auf den deutschen Thron, setzt sich gegen Rivalen durch und wird 1002 zum deutschen König gewählt, festigt die unter Otto III. erschütterte Königsmacht und fördert die Reichskirche, führt mehrere Kriege gegen Polen, verhindert den Verlust der Mark Meißen, zieht dreimal nach Italien, wird 1004 auch zum langobardischen König gewählt und 1014 in Rom zum Kaiser gekrönt, wehrt 1022/23 die in Süditalien vordringenden Byzantiner ab, stirbt am 13. Juli 1024 in der Pfalz Crona bei Göttingen, wird 1146 heiliggesprochen, Grab im Bamberger Dom.

Johann Friedrich Henckel

geboren am 11. August 1678 in Merseburg, besucht das Merseburger Domgymnasium, studiert in Jena Medizin, promoviert 1711 in Halle, lässt sich 1712 in Freiberg als Arzt nieder, widmet sich neben seiner Praxis bald mineralogischen und chemischen Untersuchungen, richtet sich ein erstes Laboratorium ein und beginnt zu lehren, wird 1718 Landphysicus der Ämter Freiberg, Nüssen und Frauenstein, 1721 Freiberger Stadt- und 1723 Bergphysicus, 1726 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und 1732 Bergrat, erbaut 1733 in Freiberg ein größeres Labor, unterrichtet Schüler aus ganz Europa, so u. a. Lomonossow, publiziert „Die Verwandtschaft der Pflanzen mit dem Mineralreich“, „Kieß-Historie“ u. a., stirbt am 26. Januar 1744 in Freiberg.

Maximilian Herrfurth

geboren am 30. Juni 1863 in Merseburg, fährt nach Erlangung der Mittleren Reife ab 1877 zur See, kehrt als 20-Jähriger nach Merseburg zurück, erlernt das Fotografenhandwerk, übernimmt 1885 das Fotogeschäft seines Vaters Franz, beginnt alsbald neben Porträts auch Straßenszenen aufzunehmen, wird zum Fotochronisten Merseburgs, erreicht den Höhepunkt seines Schaffens zwischen 1890 und 1910, fertigt insgesamt mehrere hundert historisch wertvolle Negativplatten, stirbt am 31. Dezember 1933 in Merseburg.

Johann Michael Hoppenhaupt

geboren am 25. Juni 1683 in Merseburg, wirkt wahrscheinlich ab 1706 als Bildhauer und Architekt in Zittau, errichtet dort 1708 den Herkulesbrunnen, erwirbt 1711 das Merseburger Bürgerrecht, kreiert das Porzellankabinett des Merseburger Schlosses, wird in Merseburg 1713 zum Fürstlich Sächsischen Hof-Bildhauer und 1717 zum Fürstlich Sächsischen Land-Baumeister ernannt, vollendet 1725 die Kirche in Oberbeuna, baut 1727-1731 den Merseburger Schlossgartensalon. 1735 den Herzogspavillon in Lauchstädt, 1738 die Obere Wasserkunst und 1744 das „Versunkene Schlösschen“ in Merseburg, wirkt an zahlreichen weiteren Bauten mit, stirbt am 14. September 1751 in Merseburg.

Friedrich von Hoym

entstammt dem Ministerialiengeschlecht der Bischöfe von Halberstadt, wird Scholasticus in Naumburg, 1355 dort Dekan, 1357 Bischof in Merseburg, reglementiert die Stadt, mehrt den Einfluss und den Besitz des Bistums, erwirbt verpfändete Güter zurück, stiftet Altäre, insbesondere für den Merseburger Dom, weilt als Gesandter der Meißner Markgrafen mehrmals bei Kaiser Karl IV. in Prag, belagert 1375 mit den Meißner Markgrafen Erfurt, wird 1382 zum Erzbischof von Magdeburg gewählt, stirbt am 9. November 1382 in Merseburg, wird im Merseburger Dorn beigesetzt.

Herwig Hübner

geboren am 20. Februar 1942 in Aussig (Ústí nad Labem), 1960 Abitur in Ballenstedt (Harz), ab 1960 Studium der technischen Mechanik in Rostock, Abschluss als Diplom-Ingenieur, 1966-1972 wissenschaftlicher Assistent an der THC Leuna-Merseburg, ab 1972 Forschungsingenieur im Großforschungszentrum Leuna, ab 1974 im VEB Chemische Werke Buna, wird im Mai 1990 in die Merseburger Stadtverordnetenversammlung und dann zum Bürgermeister gewählt, Oktober 1994: Wahl zum Ersten Beigeordneten der Stadt Merseburg, im September 2001 Versetzung in den Ruhestand, stirbt am 29. Juli 2003 in ­Merseburg.

Friedrich Ludwig Jahn

geboren am 11. August 1778 in Lenzen/Priegnitz, studiert in Halle, Jena und Greifswald, Dr. phil., ab 1809 Lehrer in Berlin, begründet die Turnbewegung als Mittel der Erziehung zum Patriotismus, richtet 1811 in der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz Deutschlands ein, vertritt die nationale Einheit, 1813 Bataillonskommandeur in der Lützow’schen Freischar, nach der sogenannten Turnfehde 1819 des Hochverrats angeklagt, Haft in Kolberg, 1825 nach Freyburg/Unstrut entlassen, 1828-1836 Verbannung nach Kölleda, 1840 durch Friedrich Wilhelm IV. rehabilitiert, 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, stirbt am 15. Oktober 1852 in Freyburg; schrieb u. a. „Deutsches Volkstum“ (1813) und mit Ernst Eiselen „Die deutsche Turnkunst“ (1816).

Claus-Jürgen Kämmerer

geboren am 14. Juli 1951 in Halle, 1957 Umzug der Familie nach Bad Lauchstädt, 1958 bis 1968 dort Besuch der Polytechnischen Oberschule, 1968 bis 1971 Berufsausbildung zum Agrotechniker mit Abitur in Aschersleben, 1971 bis 1974 Armeedienst, 1974 bis 1976 Philosophie-Studium in Leipzig, 1977 bis 1981 Fernstudium der Kulturwissenschaften in Meißen, dabei bis 1985 Mitarbeiter in der Abteilung Kultur der Leuna-Werke, dann bis 1990 Mitarbeiter im Büro für architekturbezogene Kunst in Halle und anschließend bis 1998 wieder in der Leunaer Kulturabteilung, seit 1998 Leiter der Galerie im cCe-Kulturhaus Leuna, gestorben am 20. Februar 2009 in Halle.

Christa Krug

geboren am 27. Dezember 1936 in Langenbielau (Schlesien), Geburtsname: Eva-Maria Christa Teschner, Kindheit in Glogau, 1945 Umsiedlung nach Dresden, 1951-1954 dort Lehre bei Villeroy & Boch, zwei Jahre Arbeit als Keramikmalerin, 1956-1961 Studium an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste (u. a. bei Hans Theo Richter und Lea Grundig), seit 1961 freischaffend im Kreis Merseburg, leitete u. a. den Kinder- und Erwachsenenmalzirkel im Kulturhaus Leuna, 1963 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR, 1992 Mitglied im Bundesverband, Personalausstellungen u. a. in Litvinov, Wittenberg, Merseburg, Sangerhausen, Detmold, gestorben nach langer schwerer Krankheit am 16. März 2001 in Leuna.

Kunigunde

stammt aus dem um die Jahrtausendwende aufstrebenden Geschlecht der Luxemburger, wird um 998/1000 mit dem späteren Kaiser Heinrich II. vermählt, 1002 an der Seite ihres Gemahls zur Königin gekrönt, 1014 in Rom zur Kaiserin, gründet 1017 das Kloster Kaufungen, wohin sie sich nach dem Tod ihres Mannes und einem sechswöchigen Interregnum (bis zur Wahl des neuen Königs Konrad II.) 1024 als Nonne zurückzieht, stirbt dort am 3. März 1033, wird an der Seite ihres Gatten im Bamberger Dom beigesetzt und von Papst Innozenz III. am 29. März 1200 heiliggesprochen.

Franz Liszt

geboren am 22. Oktober 1811 in Raiding/Burgenland, Schüler von Czerny und Salieri in Wien, ab 1823 von Paer und Reicha in Paris, lebt in London, dann in der Schweiz, ab 1837 in Italien, geht seit 1839 als Klaviervirtuose auf Konzertreisen durch Europa, wird 1847 Kapellmeister in Weimar, widmet sich ganz der Komposition, zieht 1861 nach Rom, empfängt 1865 die niederen Weihen als Abbé, ab 1869 wieder in Weimar, dann in Pest, wird dort 1873 Präsident der auf seine Anregung entstandenen ungarischen Musikakademie, stirbt am 31. Juli 1886 in Bayreuth, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts, wichtigste Werke: „Les Préludes“, „Faust-Symphonie“, „Dante-Symphonie“, „Ungarische Rhapsodien“, „Ungarische Krönungsmesse“, Klavierkonzerte u. a., wirkt auch als Schriftsteller.

Martin Luther

geboren am 10. November 1483 in Eisleben, ab 1501 Jurastudium in Erfurt, Magister, 1505 Novize im Erfurter Augustiner-Eremiten Kloster, 1507 zum Priester geweiht, Theologiestudium, 1508 Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität Wittenberg, promoviert 1512, Professur, leitet 1517 durch den Anschlag seiner 95 Thesen die Reformation in Deutschland ein, wird zu deren Führer, verweigert 1521 auf dem Reichstag zu Worms den Widerruf seiner Lehren, wird in die Reichsacht genommen, findet als Junker Jörg Schutz auf der Wartburg, übersetzt das „Neue (später auch das „Alte“) Testament“ ins Deutsche, stellt sich 1525 gegen die aufständischen Bauern, führt zahlreiche Dispute, u. a. mit Zwingli, verfasst eine Fülle von Schriften, versucht Landeskirchen durchzusetzen, stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben.

Adolph von Menzel

geboren am 8. Dezember 1815 in Breslau, kommt 1830 nach Berlin, besucht kurzzeitig die dortige Akademie, bildet sich dann ­autodidaktisch weiter, 1833 erste lithographische Veröffentlichungen, fertigt bis 1842 400 Illustrationen zu Kuglers „Geschichte Friedrich des Großen“, von 1843-1848 200 Holzschnitte für eine Prachtausgabe der Werke Friedrich II., schafft zahlreiche Gemälde, so u. a. „Aufbahrung der Märzgefallenen“ (1848), „Flötenkonzert“ (1852), „Ein Nachmittag im Tuileriengarten“ (1867), illustriert auch weiterhin, so etwa sein „Kinderbuch“ (1858-80), skizziert auf Reisen, die Nationalgalerie Berlin bewahrt etwa 10.000 seiner Zeichnungen auf, gilt als einer der vielseitigsten deutschen Maler der neueren Zeit, wird 1875 zum Ehrendoktor der Berliner Universität ernannt und 1898 geadelt, stirbt am 9. Februar 1905 in Berlin.

Georg Möbius

geboren 1616 in Laucha/Unstrut, studiert in Leipzig und Jena, Magister, wird 1647 Rektor des Merseburger Domgymnasiums, bezieht 1654 ein Haus in der Oberen Burgstraße, das beim großen Stadtbrand von 1662 mit abbrennt, erwirbt 1650 den akademischen Grad eines theol. licent., entwirft eine neue Schulordnung für das Domgymnasium, wirkt ab 1668 als Professor der Theologie an der Universität Leipzig, veröffentlicht im selben Jahr die „Neue Merseburgische Chronik“ (vom Merseburger Domvikar Gottfried Ludwig Präger bis 1760 fortgesetzt und mit dieser sowie weiteren Ergänzungen 1914 vom Verein für Heimatkunde neu herausgegeben), stirbt am 28. November 1697 in Leipzig.

Moritz Wilhelm

geboren am 5. Februar 1688 in Merseburg, wird 1694 dritter Herzog von Sachsen-Merseburg, steht jedoch bis 1712 unter Vormundschaft Augusts des Starken, heiratet 1711 Henriette Charlotte von Nassau-Idstedt, fördert die Künste, insbesondere die Musik, spielt auch selbst ein Instrument, die Gambe, lässt im Herzogtum Sachsen-Merseburg die Landstraßen ausbauen, ­während seiner Regierungszeit entsteht der Merseburger Schlossgartensalon, stirbt am 21. April 1731 und wird in der Fürstengruft des Merseburger Domes beigesetzt.

Johann Möstel

stammt möglicherweise aus dem Vogtland, könnte um 1507 nach Merseburg gekommen sein, wird hier als Bolierer von Basel bezeichnet und um 1510 erstmals im städtischen Grundbesitzregister erwähnt, erwirbt 1517 das Merseburger Bürgerrecht, ist 1517/18 und 1520/21 Baumeister der Gemeinde, baut 1524-28 das Merseburger Gewandhaus, das spätere Neue Rathaus, wirkt entscheidend an der Umgestaltung des Merseburger Domes mit, wird 1530 erstmals in den Stadtrat und schließlich viermal zum Bürgermeister gewählt: 1539/40, 1545/46, 1548/49 und 1551/52, gilt 1556 als einer der reichsten Männer Merseburgs, stirbt hier am 12. März 1558.

Napoleon Bonaparte

geboren am 15. August 1769 auf Korsika, avanciert während der Französischen Revolution zum General, schlägt 1795 in Paris einen royalistischen Aufstand nieder, besiegt 1796/97 die Österreicher in Italien, Ägyptenexpedition 1798/99, kommt 1799 durch Staatsstreich an die Macht, ab 1804 Kaiser der Franzosen, Koalitionskriege, sichert französische Vormacht in Westeuropa, Gründung des Rheinbundes, Kontinentalsperre gegen England, Sieg über Preußen 1806, Niederlage im Russlandfeldzug 1812 sowie im anschließenden Befreiungskrieg 1813/14, Verbannung auf Elba, Rückkehr, endgültige Niederlage bei Waterloo, Verbannung auf St. Helena, stirbt dort am 5. Mai 1821.

Martin Andersen Nexö

geboren am 26. Juni 1869 in Kopenhagen, erlernt das Schuhmacherhandwerk, besucht von 1889-1893 dänische Bauernvolkshochschulen, arbeitet bis 1901 als Lehrer, danach als freischaffender Schriftsteller, schreibt 1906/10 „Pelle der Eroberer“, 1917/21 „Ditte Menschenkind“ u. v. a., unternimmt ausgedehnte Reisen nach Italien und Spanien und 1922 erstmals auch in die Sowjetunion, wohnt von 1923-1930 in Allensbach am Bodensee, ist in den Jahren vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an internationalen antifaschistischen Aktionen beteiligt, wird 1941 verhaftet, flieht 1943 über Schweden in die Sowjetunion, zieht 1951 nach Dresden, veröffentlicht neben Romanen und Erzählungen auch Reiseberichte, publizistische Arbeiten und Erinnerungen, seine Werke sind in 29 Sprachen übersetzt, stirbt am 1. Juni 1954 in Dresden.

Kleist von Nollendorf