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Verlag: JUWELEN - der verlag

Druck und Herstellung: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

Umschlaggestaltung: Susanne Kablitz

Bild: Wien um 1900

Layout: Susanne Kablitz

Copyright © 2015 by Christoph Braunschweig und Susanne Kablitz

2. Auflage: Januar 2015 Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-9458-2201-2

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der beiden Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

In diesem Buch ist aus rein pragmatischen Gründen der Lesbarkeit stets die männliche Sprachform gewählt worden, wofür die Leserinnen um Verständnis gebeten werden. Der Paartherapeut Jürg Willi konstruierte den Satz: „Wenn man/frau mit seiner/ihrer Partner/in zusammenleben will, so wird er/sie zu ihr/seine oder sie/er in seine/ihre Wohnung ziehen“, um zu verdeutlichen, wie unverständlich und geradezu absurd die politisch korrekte Sprache inzwischen ist.

Zum Gedenken

an den Bankier Ferdinand Lips

(1931 - 2005)

Inhalt

„Die Denker der Österreichischen Schule der Nationalökonomie sind die einzigen Helden der Neuzeit. Sie wissen, dass sie in ihrem intellektuellen Kampf für gesundes Geld - und somit für den Fortbestand der Zivilisation - keinen einzigen Verbündeten haben, weder in der Politik noch in der Wirtschaft, weder bei den Bankern noch bei den anderen Ökonomen, weder in den Medien noch bei ihren Mitbürgern.“

Roland Baader (1940 – 2012) Freiheitsfunken

Merkpunkte

Zum ersten Mal in der Geschichte ist alles Geld der Welt von nichts mehr gedeckt. Das ist das übelste System, das je von Menschen erfunden wurde.

(Ferdinand Lips)

Die Schuldensucht des modernen Wohlfahrtsstaates ist unermesslich.

(Andreas Marquart)

Wie konnten die Völker dem Aberglauben verfallen, dass man mit beliebig erzeugtem Papiergeld den Reichtum der Nation erhöhen und das Wirtschaftswachstum beschleunigen könne, dass man sich „reich verschulden“ und „reich konsumieren“ könne?

(Roland Baader)

Die Mehrheit der US-Ökonomen hält den Euro für ein Vorhaben bar jeder ökonomischen Vernunft.

(Der Spiegel, 36/1997)

Liebe vergeht – Hektar bleiben.

(alte Familien- und Anlegerweisheit)

Am Ende des Tages ist es nicht die Politik, sondern der Steuerzahler, der die Zeche für die Schuldenmacherei, die eskalierende Ausweitung der Geldmenge, die fatale EU-Währungsunion und die daraus folgende Finanzkrise zahlt.

(Karl Braunschweig)

Es gibt keinen risikolosen Zins mehr – es gibt nur noch ein zinsloses Risiko.

(aktuelle Anlegererfahrung)

In Zeiten der Inflation ist Schuldentilgung auf jeden Fall die bessere Alternative gegenüber Schuldenaufnahme zu Niedrigzinsen.

(Volker Looman)

Erfolgreiche Investoren sind nie gierig und nie nervös. Sie stellen ihre Überlegungen an und lassen dann in aller Ruhe die Gewinne einfach auf sich zukommen.

(Alexander von Parseval)

Eine Investition in Wissen bringt immer noch die meisten Zinsen.

(Benjamin Franklin)

Geleitwort

Die Erkenntnisse und Lehren der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ (auch „Wiener Schule“ genannt) sind gerade für Sparer, Anleger und Investoren so wichtig, weil nur diese Denk- und Forschungsrichtung der Ökonomie eine kausalgenetische, ganzheitliche Beurteilung des wirtschaftlichen Geschehens ermöglicht. Denn nur die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“ verfügt - im Gegensatz zur keynesianischen „Mainstream-Ökonomie“ und zu den neoklassischen Gleichgewichtsmodellen – über eine Kapital- und Zinstheorie, sowie einer darauf aufbauenden konsistenten Geld- und Konjunkturtheorie.

Sparern, Anlegern und Investoren bietet das so genannte „Austrian Investing“ (oder auch „Austrian Asset Management“) somit die Möglichkeit, Anlageszenarien und Anlagestrategien abzuleiten, die auf einer wesentlich tiefer fundierten Entscheidungsgrundlage stehen als viele der herkömmlichen Analysemethoden. Denn die konventionellen Anlageexperten übersehen oft tiefgründige wirtschaftliche Entwicklungstendenzen, die erst im weiteren Verlauf zur Gefahr für den „Mainstream-Anleger“ werden können.

Auf der Grundlage des „Austrian-Investing“ profitieren Sparer, Anleger und Investoren jedoch explizit von der analytisch tieferen Durchdringung des Geschehens an den Börsen und Finanzmärkten. Sie werden in die Lage versetzt, auch scheinbar komplexe und schwer durchschaubare Zusammenhänge zu verstehen. „Austrian Investing“ („Austrian Asset Management“) steht demnach für eine höhere Qualität von Anlage- und Investmententscheidungen.

Hierbei stehen weniger kurzfristige Spekulationsgeschäfte im Vordergrund, sondern fundierte Anlageentscheidungen mit mittel- bis langfristigem Zeithorizont.

Die Staatsschuldenkrise, die eine grundlegende Krise des westlichen Wohlfahrtsstaatsmodells darstellt, birgt ein geradezu unheilvolles Gefahrenpotenzial für die Anleger, das durch die verhängnisvolle EU-Währungsunion noch zusätzlich erhöht wird.

Doch die wirtschaftspolitischen Kommentare - selbst von vielen entsprechenden Wirtschaftswissenschaftlern - strotzen oft genug nur so von Ungereimtheiten, Widersprüchen und längst widerlegten Erkenntnissen. Die Banken und Fondsgesellschaften wollen in erster Line ihre Finanzanlage-Produkte an den Mann bringen. Viele Geld- und Anlageexperten wiederum glänzen mit rückwärtsgewandten Analysen, die keine wirklich fundierten Schlüsse auf die Zukunft zulassen. Vermögensverwalter und Vermögensverwaltungsgesellschaften werben mit mehr oder weniger hohen Renditen in der Vergangenheit - doch für die Vergangenheit gibt der Kaufmann bekanntlich nichts. Und den Index schlagen sie langfristig nie.

Die Autoren denken und argumentieren auf der ebenso breiten wie tiefen Grundlage der klassisch-liberalen Hayek- und Mises-Schule. Es spricht für sie, dass sie die Geldanlagemöglichkeiten im Rahmen der Schulden- und Eurokrise völlig illusionslos und entsprechend skeptisch beurteilen: Die völlig risikolose Anlage als solche gibt es nicht mehr. Patentrezepte gegen Inflation, Deflation, Rezession und den sonstigen Risiken jeder Geldanlage gibt es ebenfalls nicht. Gerade in der sachlich nüchternen Erläuterung der verschiedenen Geld- und Kapitalanlagemöglichkeiten liegt der konkrete Erkenntnisgewinn dieser Veröffentlichung. Aufgrund meiner vormals langjährigen Steuerberatertätigkeit weiß ich nur zu gut, welche Folgen sich aus fehlgeschlagenen Anlageentscheidungen ergeben können. Daher wünsche ich dem Buch größtmögliche Verbreitung!

Dipl.-Fw. Hans-Georg Goffloo, Oberhausen

Vorwort zur 2. Auflage

Eines Tages war es soweit: Die Hölle war einfach total überfüllt - und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich kam der Satan heraus, um die Höllenkandidaten wegzuschicken. „Hier ist alles so voll, dass nur noch ein einziger Platz frei ist!“ Der Teufel überlegte kurz, dann erklärte er: „Diesen Platz muss der schlimmste Sünder bekommen. Sind vielleicht ein paar Mörder da?“ Er fragte einen Bewerber nach dem anderen aus und hörte sich deren Verfehlungen an. Die Bösewichter erzählten viel Schlimmes, doch es war nicht schrecklich genug, um dafür den letzten freien Platz in der Hölle zu „opfern". Immer wieder schaute sich der Satan die Leute in der Schlange genau an. Schließlich entdeckte er jemanden, den er noch nicht gefragt hatte. Der Herr stand allein und schien sich abkapseln zu wollen. „Was ist eigentlich mit Ihnen? Was haben Sie getan?“

„Nichts!“, erklärte der Mann überrascht. „Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich dachte, die Leute würden sich hier um Freibier bewerben.

„Aber Sie müssen doch etwas getan haben!“, entgegnete der Teufel. „Jeder Mensch stellt etwas an!“

Doch der „gute Mann" blieb dabei: „Ich habe mir das Treiben der Menschen angeschaut, doch ich hielt mich davon. Ich sah, wie Unterdrückte verfolgt wurden, aber ich beteiligte mich nicht an solchen Schandtaten. Kinder wurden in die Sklaverei verkauft, Arme und Schwache wurden ausgebeutet. Überall um mich herum geschahen Übeltaten aller Art, ich allein widerstand der Versuchung - ich tat nichts."

„Absolut nichts?“, fragte der Satan erstaunt. „Sind Sie völlig sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?“

„Ja, vor meiner eigenen Haustüre!“, bekräftigte der „gute Mensch“.

Verblüfft wiederholte der Teufel: „Und Sie haben nichts getan?“

„Nein!“

„Komm herein, mein Sohn, der freie Platz gehört Dir!“

Pünktlich zur Druckfreigabe dieser Neuauflage hat Mario Draghi, Chef der Europäischen Notenbank, am 22. Januar 2015 unsere Währung endgültig und unwiderruflich zum Abschuss freigegeben. Er befindet sich damit in bester Gesellschaft mit anderen Notenbanken überall auf der Welt. Diese Hiobsbotschaft vereint sich in geradezu diabolischer Klarheit mit der Nachricht, dass in Griechenland – nach einem erdrutschartigen Sieg – ab sofort der Syriza-Chef Alexis Tsipras regieren wird. Ein Mann, der laut eigener Aussage den „Teufelskreis des Sparens“ beenden will. Nun … sowohl Herr Mario Draghi als auch eine sehr großer Teil der griechischen Bevölkerung haben sich ganz offenbar dazu entschlossen, jeglicher – in Wahrheit niemals vorhandener Spardisziplin – eine Absage zu erteilen.

Man möchte jedem Einzelnen von diesen Herrschaften laut zurufen: Warum nehmen Sie nicht nur ein einziges Mal ein Buch zur Hand, dass sich mit der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ beschäftigt?“ Denn würden sie dies tun, wüssten sie, wohin uns alle dieser Wahnsinn führt. Aber so werden die gleichen Fehler immer und immer wieder gemacht. Und man fragt sich zwangsläufig: Warum lernen wir nicht dazu? Lassen Regierungen und Zentralbanken „Gott spielen“ und nehmen es hin, dass die „normalen“ Menschen – wieder einmal – den Preis dafür bezahlen müssen?

Vor diesem Hintergrund passt die Geschichte von der Hölle und dem „guten Mann“ so erschreckend gut in unsere heutige Zeit. Leider passen die sich daraus zwangsläufig ergebenden Konsequenzen auch so erschreckend gut zu unserer Vergangenheit. Das jedoch wird uns nur wieder einmal zu spät bewusst werden.

Christoph Braunschweig

Susanne Kablitz

(www.christoph-braunschweig.de)

(sk@juwelen-derverlag.com)

Vorwort zur 1. Auflage

Wegen Niedrigzinsen, Schulden- und Eurokrise horten die Bürger ihr Geld. Allein auf Tagesgeld- und Girokonten liegen 700 Milliarden Euro. Vom Vertrauen in Finanzanlagen ist wenig geblieben. Die Zinsen sind extrem niedrig. Mit vermeintlich sicherem Sparen ist die Inflationsrate nicht auszugleichen. Staatsanleihen mancher EU-Länder gelten als hochriskant – und Deutschland haftet de facto für diese Länder. Außerdem ist fast jeder Anleger schon mal mit einem Finanzanlageprodukt auf die Nase gefallen oder kennt jemanden, dem das passiert ist. Erst traf es die angeblich sicheren Investmentfonds, die dauerhaft ins Minus rutschten, dann lösten sich von Bankern empfohlene Zertifikate praktisch in Nichts auf und inzwischen ist selbst die staatlich geförderte Riester-Altersvorsorge als Zuschussgeschäft verschrien. Die Folge ist in gewissem Sinn paradox. Obwohl es nur Minizinsen gibt, liegen auf deutschen Sparbüchern rund 500 Milliarden Euro und rund 700 Milliarden Euro auf Sicht- und Terminkonten.

Wie groß muss die Verunsicherung sein, wenn man Zinsen in Kauf nimmt, die nicht einmal den Kapitalerhalt gewährleisten? Die Sparer verharren und spekulieren – nämlich darauf, dass die Zinsen wieder steigen. Doch bislang geschieht das Gegenteil. Und würden die Zinsen tatsächlich steigen, könnten die völlig überschuldeten Staaten innerhalb der EU ihre Schuldenlast nicht mehr tragen. Und irgendwann müssen sich die Schuldenberge letztlich in Geldentwertung bzw. Währungsschnitt auflösen. Dann bewahrheitet sich mal wieder die alte Erfahrung: „Inflation ist ein periodisch wiederkehrender Beweis für die Tatsache, dass bedrucktes Papier bedrucktes Papier ist“ (Hilman Nahr).

Der Anleger ist in einem wahren Teufelskreis gefangen. Er weiß nicht mehr was er machen soll, zumal selbst bislang für absolut sicher gehaltene Anlageformen, wie zum Beispiel Bankeinlagen, nach der „Zypernrettung“ nicht mehr als sicher gelten können.

Wiederholt wurde an die Autoren die Bitte herangetragen, ihre im Laufe der letzten Monate gesammelten Notizen und Quellen bezüglich der Thematik „Geldanlage im Zeichen der Schulden- und Eurokrise“ in zusammengefasster Form zu publizieren. Diese Publikation erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist schon gar keine durchgängige wissenschaftliche Ausarbeitung, sondern vielmehr ein persönliches Aide mémoire, weshalb auch auf einen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat bewusst verzichtet wurde.

Aus verschiedenen Blickwinkeln wird die Thematik betrachtet, so dass der Leser vor allem die Ursachen, Hintergründe und zwangsläufigen Folgen selber nachvollziehen kann. Nur wer - ganz im Sinne der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ thematisch benachbarte Sachgebiete, vor allem auch die volkswirtschaftlichen Fragestellungen - im Zusammenhang einordnen und selber beurteilen kann, gewinnt den Überblick über die komplexe Thematik. In einer Zeit, in der die Menschen stark verunsichert sind, soll diese Veröffentlichung dem Anleger Hintergrundwissen vermitteln, das ihn bei seiner Entscheidungsfindung unterstützt.

Besonderer Dank gilt der European School of Finance & Management sowie Wilhelm Hankel (1935 – 2014) für deren Anregungen und Unterstützung.

Christoph Braunschweig

Susanne Kablitz

(www.christoph-braunschweig.de)

(www.hayekclubniederrhein.de)

Einleitung

In ihrem Quartalsbericht März 2014 veröffentlichte die Notenbank der Notenbanken, die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel, dass es seit der Finanz- und Wirtschaftskrise zu keinerlei Schuldenbereinigung gekommen ist. Im Gegenteil: Die globalen Schuldenberge wuchsen weiter und weiter. Mitte 2013 habe das Volumen aller im Umlauf befindlichen Schuldtitel schätzungsweise 100 Billionen US-Dollar betragen. Vor der Lehmann-Pleite im Jahr 2007 habe dieser Schuldenberg „nur“ 70 Billionen US-Dollar betragen. Nach der schweren Wirtschaftskrise hatten Staaten und Unternehmen Anleihen in großem Umfang emittiert. Das sei der Grund für das rasante Wachstum der Schulden. Die weltweite Schuldenblase wird also weiter kräftig aufgeblasen. Dazu bemerkt Alexander Dibelius, Chef von Goldmann Sachs Deutschland: „Eine Bakterienkultur kann nur für eine gewisse Zeit exponentiell wachsen, aber irgendwann reicht der Nährstoff nicht mehr und sie bricht zusammen.“

Seth Klarman, einer der weltweit renommiertesten Investoren, weist aktuell auf die Gefahr des Platzens einer neuen Blase hin. Technologie-Aktien wie Netflix oder Tesla-Motors drohen seiner Meinung nach eine brutale Korrektur an den Finanzbörsen auszulösen: „Jedes Jahr in dem der S&P 500 um 32 % ansteigt und der Nasdaq um 40 %, während die Unternehmensgewinne sich kaum erhöhen, sollte ein Grund zur Sorge sein.“

Doch die meisten Leute scheint das alles herzlich wenig zu interessieren. Zumal sie für die Auswahl einer neuen Waschmaschine mehr Zeit verwenden als für eine Lebensversicherung oder einen Rentensparvertrag, schreibt Daniel Mohr in der FAZ. Für alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs werden demnach im Internet alle möglichen Preisvergleiche angestellt, nur um einige Euro zu sparen. Auf Jahre oder Jahrzehnte angelegte Finanzprodukte würden hingegen als notwendiges Übel einfach gekauft – ohne zu vergleichen.

Laut einer Erhebung der Bank ING-Diba gebe es in Deutschland rund 35 Millionen „finanzielle Analphabeten“. Andere Umfragen und Analysen bestätigen dies. Auf dieser unzureichenden Grundlage werden weitreichende finanzielle Entscheidungen getroffen, die sich dann im Nachhinein oft genug als Fehlentscheidungen herausstellen. Die Lösung des Problems kann nur vom Anleger selber ausgehen. Vor Unwissenheit, Dummheit, Gier oder Naivität kann man sich nur selber schützen, indem man sich mit der Materie befasst, was bei diversen Quellen (Fachliteratur, Internetforen, Verbraucherschutzorganisationen usw.) möglich ist.

Das finanzielle Altersvorsorgesystem in Deutschland steht auf tönernen Füßen, weil die Zahl der Anspruchsberechtigten ständig steigt, während die Zahl der Beitragszahler (sinkende Geburtenrate) immer mehr schrumpft. Allenfalls Beamte auf Lebenszeit mit hohen Versorgungsansprüchen brauchen sich (noch) keine ernsthaften Sorgen um ihre Altersvorsoge zu machen. Alle anderen sollten sich allerdings umso mehr in die Thematik der Geld- und Finanzanlage einarbeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Staatsschulden- und Eurokrise selbst erfahrende Anleger und Investoren vor Probleme und Ungewissheiten stellt, für die es keine Patentlösungen gibt. Vor der internationalen Schulden- und Eurokrise konnten sich Anleger darauf verlassen, dass fast alle Kapitalanlagen langfristig einen Ertrag abwerfen würden. Die beste Strategie bestand darin, sein Portfolio so zu diversifizieren, dass Risikospitzen durch sichere Anlagen kompensiert werden. Aber auch bei sicheren Anlagen konnten Anleger noch einen geringen Zinsertrag einstreichen.

Die Logik der Finanzmärkte hat sich jedoch seither verändert. Die niedrigen Zinsen reichen nicht mehr aus, um die Inflationsrate auszugleichen. Das bedeutet, dass bis zu 75 % aller Kapitalanlagen mit real negativen Zinsen, also Verlusten, einhergehen. Nach der alten Logik der Finanzmärkte konnten Anleger davon ausgehen, dass mit erhöhtem Risiko einer Anlage auch deren Ertragschance größer war. Seit dem „Spareinlagenschnitt“ in Zypern gibt es nunmehr überhaupt keine Anlage mehr, die man als sicher bezeichnen kann.

Die Finanzmärkte sind inzwischen von der permanenten Geldmengenausweitung abhängig. Geldpolitische Maßnahmen, die man noch bis vor einigen Jahren als „Finanzpornographie“ bezeichnet hat, sind heute bei den wichtigen Zentralbanken an der Tagesordnung. Doch eine unheilige Allianz aus „Finanzklerus“ (Christof Berking) und politischer Klasse täuscht laut Steffen Krug (Ifaam-Institut Hamburg) der Bevölkerung durch Kapitalmarkttrickserei und Politikerehrenworten eine scheinbare Geld- und Wirtschaftsstabilität vor. Durch Banken- und Staatsbailouts und dem Einsatz der staatlichen Notenpresse steigt die ökonomische Absturzhöhe immer weiter an.

Nach über sechs Jahren finanzieller Repression werden sich die Bürger nun zwangsläufig auf eine entsprechende politische Repression einstellen müssen. Die Schlussfolgerung lautet, dass mit Finanzanlagegeschäften nur noch Schadensbegrenzung betrieben werden kann. Eine Reform des Finanzsystems bzw. eine durchgreifende Strukturreformen der Politik sind nicht zu erwarten. Heute weniger als in den ganzen letzten Jahren zuvor.

Daher müssen Anleger davon ausgehen, dass die jetzige Ausnahmesituation an den Finanzmärkten eben keine Ausnahmesituation mehr ist, sondern die neue Realität. Erfahrungen aus der Vergangenheit nutzen kaum, um mit der neuen Lage klarzukommen, zumal es keinerlei Planungssicherheit mehr gibt. Die angeblich alternativlosen „Euro- und Schulden-Rettungsmaßnahmen“ dienen lediglich dem zeitlichen Hinauszögern des Zusammenbruchs der Staatsfinanzen. Bevor es soweit kommt, werden die Regierungen buchstäblich alles versuchen, um diesen Crash möglichst lange hinauszuzögern. Dazu zählen: Weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen, Wiedereinführung der Vermögensteuer, Kürzung von Sozialausgaben, neuer Lastenausgleich (diesmal vermutlich als „EU-Friedens-Soli“ bezeichnet) für Immobilieneigentümer, teilweiser Einzug von Sparguthaben nach der „Blaupause“ Zyperns, eventuell ein Verbot des privaten Besitzes von Gold (wie in den USA unter Franklin D. Roosevelt im Rahmen seines „New Deal“) und anderen Edelmetallen sowie Verfügung von Kapital-, Devisen-, Gold- und Bargeldverkehrskontrollen.

Gerade weil die Sozialsysteme der westlichen Wohlfahrtsstaaten aufgrund der schamlosen Schuldenmacherei im Rahmen ihrer erbärmlichen Wählerbestechungsdemokratie dem Zusammenbruch entgegen steuern, werden die jeweiligen Regierungen versuchen, auf Zeit zu spielen. Jede Regierung versucht die tickende Zeitbombe der Überschuldung an die jeweils nachfolgende Regierung weiterzureichen bis dann letztlich der unvermeidliche Crash in Form von Inflation, Währungs- bzw. Vermögensschnitt oder Währungsreform kommt. Am Vorabend einer nicht mehr zu bewältigenden Staatsschuldenkrise muss sich jeder Anleger darüber im Klaren sein, was die Glocke geschlagen hat. Auf Dauer lässt sich die Wahrheit nicht unterdrücken, auch wenn Zeiten universeller Täuschung, das Aussprechen der Wahrheit fast einem revolutionären Akt gleichkommt, wie es George Orwell (1903 – 1950) so treffend aussprach.

Nicht Globalisierung, entfesselter „Kapitalismus“ oder die „Neoliberalen“ haben uns in diese schlimme Lage gebracht, sondern der Versuch der Wohlfahrtsstaatspolitik, Logik und Moral aller ökonomischen Grundsätze außer Kraft zu setzen. Die Pathogenisierung jeglicher ökonomischer Grundregeln durch die Politik ist zur einzig berechenbaren Kontante geworden. Dem Marktversagen geht immer das Staatsversagen voraus, was die Gier und die Verantwortungslosigkeit des Finanzsektors nicht entschuldigt. Es ist nicht der freie Markt, der versagt, sondern das falsche, weil staatliche Zwangsgeld, das den Wirtschaftskreislauf vergiftet und zur Überschuldung führt. Die überbordenden Schulden werden letztlich über die Ausgabe staatlicher Banknoten monetisiert. Und die Bürger erkennen nicht, dass diese Staatsschulden ihre eigenen Schulden sind. Die Fed bzw.

die Notenbanken können nur noch entweder die von ihnen erzeugte riesige Geldblase zurückführen (dann brechen die Banken zusammen) oder weiterführen (bis zur völligen Geldentwertung).

Dabei gibt es eine enge Verbindung zwischen den inflationär aufgeblasenen Scheinwerten und dem moralischen Werteverfall der permissiven und gleichgültigen Wohlfahrtsgesellschaft. Letztlich wird keine Anlageklasse ungeschoren davonkommen und für die zu erwartenden Bankpleiten werden in erster Linie die „einfachen“ Steuerzahler aufkommen müssen. Der Versicherung der Politik, wonach Sparguthaben unter 100.000 Euro sicher seien, ist kein Glauben zu schenken. Da das deutsche Volksvermögen im Rahmen der fatalen EU-Währungsunion inzwischen auch für die Schulden der anderen Länder haftet und ohne jeden Zweifel auch in Anspruch genommen werden wird, müssen zwangsläufig auch die Sparguthaben des „kleinen Mannes“ mit herangezogen werden. Schließlich haben sich seit der Installierung der EU-Währungsunion alle Versprechungen der Politik als Makulatur herausgestellt. Die Einführung des Euro kommt einem stillen Staatsstreich gleich.

„Zwischen einer Währungs- und einer politischen Union bestehen unvermeidbare und in vieler Hinsicht auch fatale Verknüpfungen. So erfordert eine Währungsunion unabdingbar eine zentrale Geld-, Finanz-, Zins- und Wechselkurpolitik. Bloße Koordination nationaler Politikern reicht hierzu nicht aus. Das bedeutet: Wer die europäische Währungsunion will, muss auch den europäischen Zentralstaat wollen. Alles andere ist taktisches Larifari und Ausdruck einer staats- und währungstheoretischen Pubertät. Für die politische Union sind die Völker nicht reif. ... Wir werden die Sprengkraft der politischen Missgeburt namens Euro noch erleben“, schreibt Roland Baader.

Zentralisierung und Inflationierung führen nicht zum versprochenen Paradies, sondern am langen Ende in ein wirtschaftliches, politisches und gesellschaftliches Desaster. „Das Projekt Europa ist gescheitert“, sagte vor nicht allzu langer Zeit der am 16. August 2014 verstorbene Journalist und Publizist Peter Scholl-Latour in einem Fernsehinterview. Bei Gregor Hochreiter heißt es: „Indessen zerstört der egalitaristische Gleichheitswahn der Eurokraten und der Heerschar an überbezahlten Intellektuellen mit ihrem Traum von einer multikulturellen Weltgesellschaft mutwillig die bestehende lokale und regionale Vielfalt, Grundlage und Ausdruck genuiner Multikulturalität.“

Geldanlage kann also wirklich nur noch als Schadensbegrenzung verstanden werden. Nichtdestotrotz bieten schwerste Verwerfungen in Krisenzeiten auch immer wieder neue Chancen für diejenigen Anleger, die mit kühlem Kopf und natürlich auch mit der notwendigen Portion Glück agieren. Genau im richtigen Moment bei niedrigem Einstandspreis in Produktivkapital einzusteigen - also am tiefsten Punkt der Krise - war schon oft das entscheidende Erfolgsgeheimnis erfolgreicher Investoren.

1. Politik gegen jede ökonomische Vernunft

Ein einzelner Mensch wie ein ganzes Volk können in zweierlei Weise für die Zukunft vorsorgen. Entweder müssen Kinder großgezogen werden, die ihre Eltern im Alter versorgen oder es muss Kapital gebildet werden, aus dessen Erträgen sich alte Menschen versorgen können. Das ökonomische Problem besteht darin, dass in der gleichen Zeit, in der sich die Geburtenrate in Deutschland glatt halbiert hat, sich auch die volkswirtschaftliche Kapitalbildung – relativ zum Sozialprodukt – in gleichem Maße gesunken ist.

Die eigentliche Schwere des Problems liegt darin, dass beide Säulen der Altersvorsorge gleichzeitig zusammenbrechen. Der Grund dafür liegt hauptsächlich bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Früher haben die eigenen Kinder ihre eigenen Eltern im Alter versorgt. Heute versorgen jedermanns Kinder jedermanns Eltern. Kinder sind gewissermaßen sozialisiert worden. Kinderreiche Familien haben – im Gegensatz zu früheren Zeiten – einen geringeren Lebensstandard als kinderlose Ehepaare.

Bei Friedrich Engels heißt es: „Man muss die Familien schwächen als den Eckstein der bourgeoisen Kultur“ – also sozialisiert man die Kinder. Hatte ein Paar früher keine Kinder, dann musste es mehr sparen, um im Alter leben zu können. Heute glaubt man, dies sei überflüssig – hierfür gäbe es ja die staatliche Rente. Die Konstruktion des Rentensystems ist also an beidem „schuld“: Am Rückgang der Kinderzahl wie auch am Rückgang der Kapitalbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass „das Gerücht“ über die mittel- bis langfristige Nichtfinanzierbarkeit der gesetzlichen Rente langsam auch bei den Bürgern zur Realität wird.

Im Dezember 2014 sagte Prof. Sinn, Präsident des ifo-Instituts, dass das Rentensystem vor einem Kollaps steht. Und schon im April 2009 warnte Nicolas Kaiser, Vorstand der ehemaligen BfA (heute Deutsche Rentenversicherung) sehr eindringlich davor, dass die Rentenkassen pleite sind. „Wir werden dann möglicherweise Situationen erleben, die sich heute noch niemand vorstellen kann.“ Dies war zu einer Zeit, wo Politiker den Menschen immer noch einredeten, die „Rente sei sicher!“

Die Selbstständigen, die den Systemgesetzmäßigkeiten der Rentenversicherung (bisher) nicht unterliegen, sparen relativ zum Einkommen das Zwei- bis Dreifache der Unselbstständigen. Sie haben mehr Kinder und setzen sich später zur Ruhe. Das Rentensystem verwandelt somit individuelle Vernunft in kollektive Unvernunft; es spiegelt beispielhaft die so genannte Rationalitäten-Falle des Wohlfahrtsstaatssystems wider. Wer im Rahmen der Rentenversicherung die Rente fremder Leute finanziert bleibt unbesteuert. Wer seinen eigenen Vater unterstützt, muss den Betrag prinzipiell versteuern. Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode! Kollektive Vorsorge wird bessergestellt als individuelle und der umlagefinanzierte „Generationenvertrag“ besser als die kapitalgedeckte Vermögensbildung.

Das stellt die volkswirtschaftliche Logik auf den Kopf. Vermögensbildung und Investition sind bekanntlich produktiv. Je besser die Kapitalausstattung, umso mehr kann ausgezahlt werden. Der „Generationenvertrag“ ist deshalb unproduktiv. Dieses System lässt sich auf Dauer nicht durchhalten. Im Endeffekt wird entweder eine starke Einwanderungswelle qualifizierter (!) Arbeitskräfte benötigt oder aber die Aktiven werden massiv auswandern, weil die Belastungen nicht mehr tragbar sind. Ein weiterer grundsätzlicher Risikofaktor der Altersvorsorge liegt darin, dass die dafür notwendige Kapitalbildung durch Sparen der Gefahr der Geldentwertung ausgesetzt ist.

Die Finanzierung der Überalterung kann nur gelingen, wenn reales Wirtschaftswachstum, Preisstabilität, positives Realzinsniveau und Schuldenabbau gewährleistet sind. Doch die sozialstaatlich geprägte Politik läuft genau in die falsche Richtung. Aktuelle Beispiele sind die „Rente mit 63“ und die „Mütterrente“. Notwendig wäre eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, keine Verkürzung.

Die von der rot-schwarzen Bundesregierung eingeleitete Reform enthält gleich zwei milliardenschwere Kostentreiber: Die Verbesserung der Mütterzeiten dient zwar dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Leute, aber da dies die Sozialkassen noch weiter in Schieflage bringt und die Betragszahler finanziell belastet, wird daraus ein gesamtwirtschaftliches Desaster. Mit der Rente für langjährig Versicherte ab 63 Jahren geht die Politik auf eine demografisch-ökonomische Geisterfahrt. „Ökonomisch bahnt sich in der deutsche Gutmenschen-Republik, die keine Industrie mehr will und glaubt, ihren Energiebedarf aus Sonne, Wind und Stroh decken zu können, eine Katastrohe an.“ (Paul Rosen)

Hohe Kosten, unsägliche Planwirtschaft, Kumulation von zwei unterschiedlichen Energieversorgungssystemen und unzählige Subventionsprofiteure sind nur einige gravierende Schwachpunkte der deutschen Energiewende. Die erneuerbaren Energien bieten keine Versorgungsicherheit und führen zu Netzinstabilitäten. Der Bau der notwendigen Großspeicher liegt aus technischen und ökonomischen Gründen in weiter Ferne. Mit jedem neuen Megawatt erneuerbaren Energien muss auch Reservekapazität bereitstehen, also grundlastfähige Kohl-, Gas- oder Kernkraftwerke. Dass Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bringt mit seinen Umlagen eine Umverteilung von unten nach oben. Der Facharbeiter in Duisburg zahlt für den Villenbesitzer mit Solardach am Starnberger See.

„Die seit Jahrzehnten mit ideologischem Eifer und rot-grünen Scheuklappen betriebene „Energiewende“ ist, volkswirtschaftlich gesehen, die Fortführung der sozialistischen Planwirtschaft mit anderen Mitteln. Diesmal sind die kohlendioxidarme Atmosphäre, die reine Luft und die saubere Energie das Mantra, das es, koste was es wolle, durchzusetzen gilt. In Wirklichkeit geht es hier um Indoktrination und Umformung einer bislang demokratisch organisierten Gesellschaft, wobei die Klima- und Energiewandler sich in ihren selbstproduzierten Widersprüchen verheddern: Kohlendioxid-Reduktion lässt sich mit dem schnellen Ausbau der Windenergie nicht vereinbaren, das durch die Abschaltung der KKW wieder die alten emissionsintensiven Braunkohleschleudern ans Netz gehen. Das EEG wird scheitern, da Wind-, Solar- und Energie aus Biomasse nicht ausreichend speicherbar sind“, schreibt Petro-Alexander Rarei.

Die Politik gegen jegliche ökonomische Vernunft manifestiert sich in der Schulden- und Finanzkrise als Ausdruck des schuldeninduzierten Wohlfahrtsstaates im Rahmen der „Wählerbestechungsdemokratie“. Das fatale staatliche Geldmonopol ermöglicht der politischen Klasse, soziale Wohltaten als Wahlgeschenke zu verteilen und dies durch schamlose Verschuldung (auf Kosten nachfolgender Generationen) zu finanzieren. Der Versuch der Regierungen, die Schuldenproblematik durch weiteres Gelddrucken zu bekämpfen, entspricht in etwa dem Bild, dass jemand Feuer mit Benzin zu löschen versucht.

Die kollektive Unvernunft aus Politikerversprechen zum Zwecke der Wählerstimmenmaximierung auf der einen Seite und dem naiven Anspruchsverhalten der Wähler auf der anderen Seite mündet in einen Teufelskreis, der am langen Ende zum wirtschaftlichen und moralischen Zusammenbruch führt. Der fortwährende Verstoß gegen alle ordnungspolitischen Grundsätze und ökonomischen Gesetzmäßigkeiten wird sich rächen – so, wie es stets in der Geschichte war. Wir leben bereits in der größten Geldblase aller Zeiten. Letztlich wird der überschuldete Sozialstaat genauso scheitern wie der Sozialismus.

Hinzu kommt nun auch noch das Desaster der EU-Währungsunion. Der Euro zwingt zusammen, was ökonomisch und kulturell nicht zusammen passt. Das erfolgreiche Konzept von Marktwirtschaft, Vielgestaltigkeit und Wettbewerb wird einer falsch verstandenen europäischen Einigungsidee geopfert. Der Euro verurteilt die EU auf Dauer zu einer subventionsgeplagten, wachstumsschwachen Transfer- und Schulden-Union, die in ihrer Gesamtheit kontinuierlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und somit an Wohlstand verlieren wird. Die jetzige Politik endet in der „Union sozialistischer Bundesstaaten“ (Michael Klonovsky). Dem Schuldensozialismus entspricht eine zentralistische Demokratur der Eurokraten.

Der Harvard-Ökonom Martin Feldstein hatte schon in den neunziger Jahren gewarnt, die politische Strategie, durch die Euroeinführung Frieden und Kooperation in Europa voranzubringen, sei zum Scheitern verurteilt. Sie könne nur in Massenarbeitslosigkeit und Zwietracht enden. Unsere sozialpolitisch motivierte Schuldenwirtschaft kann nur Scheinblüten und Scheinreichtum erzeugen, alsbald aber muss sie schrumpfen und gerät in eine lange, schwere Rezession. Wachsen und Wohlhabend werden kann eine Volkswirtschaft nur durch reales Wachstum, d.h. Mehrleistung – mehr produzieren als konsumieren. Und Mehrleistung setzt Investitionen voraus, also Ersparnisse, echte Ersparnisse. Genau wie jeder einzelne Mensch kann auch eine Volkwirtschaft als Ganzes nur durch Sparen (und Investieren des Ersparten) wohlhabend werden. Mehrkonsum erfordert mehr vorgelagerte Produktion – nicht wertlose und verlogene Papierversprechen auf Mehrproduktion. Wenn eine Volkswirtschaft aufgrund der papierenen Illusion mehr konsumiert als produziert, dann betreibt sie Kapitalverzehr. Und das bedeutet, dass sie real verarmt. (Roland Baader) Die sinkenden Realeinkommen der Deutschen seit Einführung des Euro zeugen für diese negative Entwicklung.

Die größten Volkswirtschaften der Welt schieben einen gigantischen Schuldenberg vor sich her. Die globale Geldschwemme sorgt mal hier, mal da für Blasen an verschiedenen Märkten. Das Zusammentreffen von Schuldenbergen und Geldschwemme führt u. a. zur Finanzrepression, mit der Folge, dass die überschuldeten Staaten und andere Schuldner sich über die Kombination von Geldentwertung und niedrigen Zinsen zumindest teilweise zu entschulden versuchen. (Manfred Gburek)

In vielen deutschen Unternehmen liegen die Investitionen innerhalb Deutschlands unter den Abschreibungen. Das sind erste Anzeichen für eine De-Industrialisierung. Viele Unternehmen bauen neue Werke nicht hier, sondern im Ausland. Das schuldeninduzierte Wohlfahrtsstaatsmodell, eine ökonomisch unverantwortliche Währungsunion und ein fehlkonstruiertes Geldsystem (staatliches Geldmonopol!) sind Problemfelder, an denen das westliche Demokratiemodell durchaus scheitern kann.

Selbst wenn wirtschaftlich stürmische Zeiten unausweichlich bevorstehen, so können Gesellschaften auf diese Herausforderungen unterschiedlich reagieren. Entweder die Gesellschaft geht in einem Prozess der Erneuerung auf schonungslose Fehlersuche und zieht daraus die richtigen Schlussfolgerungen sowie die Profiteure und Verursacher dieser verfehlten Politik zu Verantwortung. Oder der bisherige Weg wird weiterhin beschritten. Dann ist der Zusammenbruch unvermeidlich.

2. Hintergründe und Folgen der Schulden- und Eurokrise

Die meisten demokratischen Staaten sind Wohlfahrtsstaaten. Sie wiegen ihre Bürger in der falschen Hoffnung, jeder könne alles und immer noch mehr bekommen und kaum jemand müsse dafür bezahlen. Alle möglichen Anspruchsgruppen fordern ihren „gerechten“ Anteil an der gemeinsamen, aber knappen fiskalischen Ressource. Der Wohlfahrtsstaat gerät zwangsläufig in die Schuldenfalle, weil er eine Anspruchsgesellschaft erzeugt, die immer weitere und immer größere materielle Wohltaten einfordert. Die Politiker (fast aller Parteien) wiederum nutzen die schuldenfinanzierte Volksbeglückung zum Zwecke der eigenen Wahl bzw. Wiederwahl. Diese systemimmanente Selbstzerstörung des Wohlfahrtsstaates beruht auf der kollektiven Unvernunft aller Beteiligten. Man kann sie auch als „demokratische Krankheit“ bezeichnen.

Die Regierungen verstehen sich als Umverteilungsagenturen. Unter der politischen Losung der „sozialen Gerechtigkeit“ kennen Anmaßung und Hybris der wohlmeinenden Sozialstaatsfunktionäre keine Grenzen. Ähnliches gilt für all die staatsfrommen Volkswirte, die sich vor allem auf dem Gebiet der Makroökonomie in einem riesenhaften szientistischen Leerlauf (Wilhelm Röpke) bewegen und mit ihren spitzfindigen und durchaus beeindruckenden mathematischen Modellen die Vielgestaltigkeit der wirtschaftlichen Wirklichkeit doch nicht einfangen können. Mitten im Frieden hat Deutschland wieder den Staatsanteil und den Schuldenstand des Zweiten Weltkrieges erreicht. Das Konzept des Wohlfahrtsstaates bringt es mit sich, dass die ständig anwachsende Zahl von Transferempfängern es in der Hand hat, sich auf Kosten der Leistungsträger zu bereichern. Dieses Prinzip gilt auch in der EU: Im Ministerrat der Europäischen Union können die Nehmerländer die Geberländer überstimmen und zum Zahlen zwingen.

Zu der generellen Überschuldungsproblematik kommt nun auch noch die Problematik der verhängnisvollen EU-Währungsunion dazu. Europa wurde von seinen dünkelhaften Spitzenpolitikern tief im Keller voll gegen die Wand gefahren - ob aus reiner Unfähigkeit oder sogar mit diabolischer Absicht, sei dahingestellt.

Frankreich hatte die europäische Kooperation als Mittel zur Beibehaltung des eigenen politischen und ökonomischen Gewichts in der Welt angestrebt, Deutschland zur Überwindung seines Pariastatus (Alfred Grosser). Überzeugte Europäer – und deshalb vom Euro alles andere als überzeugt – misstrauen der Ansicht, dass die Antwort auf die gegenwärtige Krise „mehr zentralstaatliches Europa“ lautet. Denn der Verlauf der Euro-Rettung ist eine Chronologie der falschen Behauptungen und gebrochenen Versprechungen. Die Regierungen kaufen sich lediglich Zeit, die notwendigen Strukturreformen unterbleiben jedoch und die Schulden wachsen ungehemmt weiter. Durch die Kunstwährung Euro erodiert die Substanz eines geeinten Europas langsam aber sicher, und zwar nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern übergreifend auf alle Bereiche zwischenstaatlicher Politik und Kultur. Das Grundprinzip der Euro-Zone lautet: Wer solide wirtschaftet, der muss im Zweifelsfall die unsoliden Staaten herauspauken. Da die unsolide wirtschaftenden Länder dies genau wissen, besteht für sie erst recht kein Grund zur Veränderung; der Schlendrian geht einfach weiter! Am Ende steht unweigerlich das umso größere Chaos.

Die Erkenntnis daraus ist ebenso einfach wie hart – Geld ist in gewissem Sinne nur eine Illusion, es gibt niemandem wirkliche Sicherheit. Bargeld in Höhe von 100.000 Euro zum Beispiel sind 2.000 Papierzettel auf denen steht, dass sie 50 Euro wert seien. Was gibt es für diese Banknoten?

Momentan mag es für jeden Schein noch ein Abendessen in einem guten Restaurant geben, doch in Zukunft könnten es nur Frikadellen und Büchsenbier sein. Demnach sind die 100.000 Euro der Glaube an Essen und Trinken im weitesten Sinne der Worte. Das ist bei Anleihen und Renten nicht viel anders.

Genauso verhält es sich im Prinzip mit allen anderen Kapitalanlage- bzw. Kapitalverwendungsmaßnahmen. Diese nüchterne Darstellung der Werthaltigkeit oder Wertlosigkeit der klassischen Geldanlagen zeigt, dass das Geld eben nur der Glaube bzw. die Illusion an seine Werthaltigkeit ist. Deshalb gibt es auch keine diesbezügliche Sicherheit. Es gibt beim staatlichen Geld keine Garantie, dass Anlagen morgen noch werthaltig sein werden. Im zwanzigsten Jahrhundert ist das staatliche Geld in Deutschland immerhin gleich sechsmal wertlos geworden und wurde jeweils durch eine neue Währung ersetzt. Selbst die DM hat im Laufe der Zeit fast 85 Prozent ihres Wertes verloren. Auf die längerfristige Werthaltigkeit des Euro mag heute zu Recht niemand mehr vertrauen. Die Bereitstellung praktisch unbegrenzter Liquidität fördert den wirtschaftlichen Aufschwung der Leute, die dem Geldfluss am nächsten stehen. Aber er hilft weder dem Arbeiter bei Ford in Köln noch der großen Mehrheit der Mittelschicht. Sie vertieft die Kluft zwischen Arm und Reich weiter. Die große Mehrheit verliert und nur eine kleine Minderheit gewinnt.

Die Neokeynesianer werden einwenden, hätte die Fed das System nicht mit Geld überschwemmt, wäre die Lage noch viel schlimmer. Das stimmt vielleicht sogar, aber diese Phase der schweren Einbrüche zur notwenigen Bereinigung fiele weitaus kürzer aus. Menschen mit finanziellen Vermögenswerten (zur Altersabsicherung) werden massive Verluste hinnehmen müssen, weil Aktien, Anleihen und sonstige Vermögensgüter aufgrund der Geldschwemme überbewertet sind. Dies ist die logische Konsequenz aus der riesigen Staatsverschuldung und der ebenso riesigen Finanzblase, in der wir leben und die jeden Tag noch vergrößert wird.

Die Finanzblase ist das Ergebnis der „sozialstaatlichen Raserei“ des westlichen Wohlfahrtsstaatsmodells.

Das Wort „sozial“ als die inzwischen heiligste Vokabel im Wohlfahrtsstaat hat im sozialdemokratischen Zeitalter den zehn Geboten der Bibel längst den Rang abgelaufen (Roland Baader). Das Wort „sozial“ ist das meist missbrauchte Adjektiv und wird für alles benutzt, was der Politik in ihrer Geldverschwendungssucht so herrlich in den Kram passt.

Aufgrund des staatlichen Geldmonopols können die Politiker als „Kollektivmoralpharisäer“ ihre sozialstaatlichen Wahlgeschenke über Verschuldung und Ingangsetzung der Notenpresse praktisch ad infinitum „finanzieren“. Das staatliches Geldmonopol und die sozialstaatliche Massendemokratie führen automatisch zur permanenten Schuldenmacherei. Ist die Staatsverschuldung dann ab irgendeinem Punkt nicht mehr tragbar, muss sich der Staat seines Schuldenberges entledigen. Dies geschieht zwangsläufig auf Kosten seiner Bürger durch Inflation, Währungsschnitt bzw. Währungsreform. Erst wenn die Staatsschulden gegen Privatguthaben sozusagen verrechnet werden, d. h., die Bürger enteignet werden, wird den Leuten die wirtschaftliche und politische Tragweite der Schuldenmacherei des Sozialstaates klar. Aber dann ist es eben zu spät. Da nicht davon auszugehen ist, dass der Staat jemals auf sein wichtigstes Macht- und Herrschaftsinstrument, das staatliche Geldmonopol, verzichten wird, geht dann das ganze Spiel wieder von vorne los. Wie sagt doch die 90-jährige schwäbische Großmutter des Autors Marc Friedrich so treffend: „Geld verreckt immer“; hat sie doch immerhin schon vier Währungen in ihrem Leben mitgemacht.

Der emeritierte Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann aus der Schweiz schreibt in seinem Buch „Superkrise“, dass sich der Trend zu immer mehr Schulden, der zur Zeit in praktisch allen westlichen Demokratien festzustellen ist, ungebremst fortsetzen werde, dass Staatsbankrotte in