Für alle, die ehrlich, aufrichtig und täglich ihr Leben vor Gott und den Menschen und mit Gott und den Menschen leben wollen, aber durch so manche Nicht-Alltäglichkeit ihre menschlichen Grenzen aufgezeigt bekommen. Und die dankbar feststellen, dass der nicht alltägliche Gott dann doch immer wieder täglich erreichbar ist …

Thomas Klappstein (Hrsg.)

Nicht alltäglich

182 1/2 außergewöhnliche Andachten

Inhalt

Cover

Titel

Copyright

Unterwegs

Ich versteh’ nur Bahnhof …

Liebe

Ganz oder gar nicht

Dinge

Johannes der Täufer – Von Gott berufen

Die Sache mit dem Christsein

Ostern

Auf dem Weg nach Emmaus

Thomas, der Zweifler

Gnade

Vertrauen

Pfingsten

Nicht allein

Wunder

Haltmachen

Engel

Arm und Reich

Licht

Starke Sprüche

Zur Ruhe Kommen

Beten

Falsch abgebogen?

Im Dunkeln

Eine Ewigkeit lang

Worte

Weihnachten

Der Bonus-Track

Die Autoren

Der Herausgeber

Fettes Thanx

Vorwort

Andachtsbücher gibt es in der christlichen Szene viele. Jedes Jahr werden neue veröffentlicht, jedes Jahr neue gekauft. Warum also nun noch ein »nicht alltägliches« Impuls- und Andachtsbuch? Und was ist es, das dieses Buch so »außergewöhnlich« macht?

Impuls- und Andachtsbücher begegnen dem Bedürfnis von Christen, neben dem Lesen in der Bibel einen regelmäßigen geistlichen Impuls für das tägliche Leben zu bekommen, den andere Menschen gedacht und formuliert haben. Einige inspiriert es, im Laufe des Tages immer wieder einmal über das Gelesene nachzudenken und es anzuwenden. Andere sind ganz einfach froh, so in den Tag starten zu können und ihrer vermeintlichen »christlichen Pflicht« nachgekommen zu sein.

Wenn man die Sache nüchtern betrachtet und ganz ehrlich ist, starten zwar viele mit dem guten Vorsatz in ein neues Jahr, täglich eine Andacht zu lesen, stellen aber häufig Ende Februar fest, dass sich doch einige Unregelmäßigkeiten eingeschlichen haben. Und bei nicht wenigen macht sich dann ein schlechtes Gewissen bemerkbar.

Um dem zu begegnen, trage ich schon lange die Idee für »das erste ehrliche Andachtsbuch« in mir, die nun mit Hilfe vieler toller neuer und alter Autorinnen und Autoren in die Realität umgesetzt werden konnte: ein Andachtsbuch mit 182 1/2 Andachten. Dieses Buch geht davon aus, dass viele Leserinnen und Leser realistischerweise sowieso nur alle zwei Tage dazu kommen, eine Andacht zu lesen (365 Tage : 2 = 182 1/2 ). Und das geht ab jetzt mit einem guten Gewissen. Und der Möglichkeit, trotzdem in einem Jahr durchzukommen.

(Das heißt natürlich nicht, dass man nicht auch gerne täglich lesen darf – dann fängt man zur Jahresmitte eben noch einmal neu an. So könnte man sich außerdem auch außerhalb der üblichen Zeiten mal mit den Inhalten der großen christlichen Festtage beschäftigen – und eventuell einen neuen, »außergewöhnlichen« Blick auf vermeintlich Altbekanntes bekommen ...)

Im Entstehungsprozess dieses Buches gehörte »182 1/2 artige Andachten für Aufrichtige, Anständige und Aufmüpfige« mit zu den Favoriten für den Untertitel. Auch wenn wir uns letztlich für eine andere Formulierung entschieden haben – gepasst hätte er. Und wenn man das »für« durch ein »von« ersetzt, sagt das auch einiges aus über die Vielschichtigkeit und Kreativität der Autorinnen und Autoren, ihren unterschiedlichen geistlichen Background und den damit verbundenen bunten Stil-Mix der Beiträge. Alles ist dabei, von »old school« über »modern« bis zu »postmodern«. Dabei geht es nie darum, ein aalglattes Christsein zu progagieren, das den Realitäten des Lebens nicht gerecht wird. Es geht darum, in den Realitäten des Lebens das Christsein zu greifen.

Manchmal wird ganz klassisch ein Bibelvers ausgelegt (»old school«), manchmal wird eine (persönliche) Geschichte erzählt, die eine geistliche Wahrheit vermittelt, ohne dass ein Bibelvers explizit genannt wird (»postmodern«). Mal steht ein Bibelvers am Beginn des Beitrages, mal wird er im Text zitiert. Viele Beiträge sind Einzelbeiträge, andere wurden schon als Reihen konzipiert.

Neben etablierten Andachtsbuchautoren sind auch viele neue Autorinnen und Autoren dabei, die einer größeren Öffentlichkeit noch nicht bekannt sind, die aber schon Schreiberfahrung haben oder in ihren Reden immer wieder Zuhörer abholen und begeistern und deshalb gefragt wurden. Und viele haben erfreulicherweise zugesagt. Ich bin der Meinung, dass gerade in der Andachtsbuchszene alte Dinge neu gesagt und gedacht werden sollen und dürfen. Und die Leserinnen und Leser freuen sich sicherlich auch über frisches »Tintenblut« und neue, »außergewöhnliche« Ein- und Ausblicke.

Aber es ist nicht nur »Tintenblut«, was hier geflossen ist. In allen Beiträgen steckt viel »Herzblut«, um mal einen »old school«-Ausdruck zu gebrauchen. Allen ist gemein, dass durch ihre Beiträge die Stimme dessen vernehmbar ist, der ihr Leben bestimmt: Jesus Christus. Dass Gott durch ihre Beiträge seine Gedanken pflanzt. Dass göttliche Samen gesät werden, die aufgehen, Frucht tragen und zum Leben helfen.

Nicht alltäglich. Aber außergewöhnlich aufrichtig!

Allen, die hier Zeit und Energie aufgewendet haben – deren »Herzblut« geflossen ist – einen herzlichen Dank und »Goddes außergewöhnlich foll vetten Segen« – der natürlich auch für die Leserinnen und Leser gedacht ist.

Thomas Klappstein
(Herausgeber)

PS: Der 182 1/2 te Beitrag kann übrigens gerne selbstständig ergänzt werden. Dazu motivieren hoffentlich die 182 vorangegangenen Beiträge ...

Unterwegs

1 | Knöenn Sie dsa lseen?

Ich bin das A [Alpha] und das O [Omega], spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

OFFENBARUNG 1,8 (LUTHER 1984)

Luat enier Stidue an der elingshcen Uävirestint Cmabridge ist es eagl, in wlecher Riehnelfgoe die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen. Das eniizg Wcihitge ist, dsas der estre und der lzette Bsthucabe am rcihgiten Paltz snid. Den Rset knan man dnan onhe Polbrmee lseen. Das ghet dseahlb, weil das mneshcchile Geihrn nciht jdeen Bschutbean ezleinn liset, sodnern das Wrot als Gnaezs.«

Alles verstanden? Nein? Dann schauen Sie unten nach. Wenn Sie’s aber verstanden haben – erstaunlich, oder? Wozu gab es eigentlich eine Rechtschreibreform Anfang des neuen Jahrtausends und den Streit darüber?

Mir kam beim Lesen folgender Gedanke: Gleicht unsere Lebensgeschichte nicht allzu oft dem Durcheinander der Wörter oben? Und erst recht die Weltgeschichte? Manchmal kaum ein Buchstabe, kaum etwas da, wo es hingehört! Aber wenn der erste und der letzte Buchstabe stimmen, macht jedes Wort Sinn. Wird jedes einzelne Kapitel Geschichte sinnvoll.

Das Alpha und das Omega – der erste und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet – sind in der Bibel ein Bild für Christus. Er ist der Erste und Letzte, Anfang und Ende der Welt, Ursprung und Ziel unseres Lebens, Schöpfer und Erlöser. Alles ist eingerahmt von seiner Macht und von seiner Liebe, von seiner Kreativität und von seiner Menschenfreundlichkeit. Und macht so Sinn. Selbst im scheinbaren Unsinn. An ihm, an Jesus Christus, möchte ich mich orientieren.

Und hier noch mal im Klartext:

»Laut einer Studie an der englischen Universität Cambridge ist es egal, in welcher Reihenfolge die Buchstaben in einem Wort stehen. Das einzig Wichtige ist, dass der erste und der letzte Buchstabe am richtigen Platz sind. Den Rest kann man dann ohne Probleme lesen. Das geht deshalb, weil das menschliche Gehirn nicht jeden Buchstaben einzeln liest, sondern das Wort als Ganzes.«

Thomas Klappstein

2 | Er zieht das durch

Deshalb bin ich auch ganz sicher, dass Gott sein Werk, das er bei euch begonnen hat, zu Ende führen wird, bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus kommt.

PHILIPPER 1,6 (HOFFNUNG FÜR ALLE)

Das hat sowieso keinen Zweck! Hast du schon mal etwas mit ganz viel Enthusiasmus angefangen, nur um dann irgendwann damit aufzuhören, bevor das Projekt fertig war? Eine Diät? Ein Musikinstrument? Eine Schulausbildung oder Lehre? Den Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören? Eine Freundschaft? Eine Ehe?

Eine Familie? Manchmal sind diese »Abbrüche« nicht schlimm, aber manchmal zerstören sie auch Leben.

Aber es gibt eine richtig gute Nachricht! Gott hat das Projekt »du« angefangen. Er hat ganz viel Liebe, ganz viel Kreativität investiert – und er denkt gar nicht daran, dieses Projekt aufzugeben.

Ein paar Frauen unterhalten sich über die »Abwrackprämie«, und eine von ihnen hat eine brillante Idee: »Wäre es nicht toll, wenn Frauen ihre Ehemänner genauso eintauschen könnten, gegen jüngere, funktionstüchtigere Modelle?« Darauf erwidert eine ihrer Freundinnen: »Das ist ja wohl die blödeste Idee, die ich jemals gehört habe. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel ich investieren musste, um meinen Mann auch nur halbwegs zum Funktionieren zu bringen! Ich wäre ja schön blöd, wenn ich mir einen neuen holen würde, mit dem ich die ganze Arbeit noch mal von vorne machen müsste!«

Wo sie recht hat, hat sie recht! Gott scheint über unsere Situation irgendwie ähnlich zu denken. Und wenn das so ist, dann ist es ja vielleicht einen Versuch wert, noch mal durchzustarten!

Frank Bonkowski

3 | Liebe bringt den Sieg nach Hause

Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. KORINTHER 16,13-14 (EINHEITSÜBERSETZUNG)

Was Paulus hier den Korinthern am Ende seines langen Briefes sagt, erinnert an einen Fußballtrainer, der seinem auflaufenden Team noch die letzten Anweisungen gibt. Was hatte er ihnen nicht alles geschrieben! Er hatte gegen Spaltungen und grobe Sünden in der Gemeinde gekämpft, hatte den Wert der Geistesgaben betont und sich für einen geordneten Gottesdienst eingesetzt. Sogar mit der Frage, wie glaubwürdig die Berichte von der Auferstehung Jesu sind, musste er sich herumschlagen. Aber jetzt soll der Brief in die Praxis umgesetzt werden. Jetzt müssen die Korinther raus aus der Bibelstunde und rauf auf das Spielfeld des Lebens.

»Seid wachsam«, ruft der Apostel. Der Teufel schläft nicht und versucht mit allen Tricks, gegen euch zu punkten. Wenn er es schafft, euch in Sicherheit zu wiegen, ist er im Vorteil und euer Erfolg gefährdet. »Steht fest im Glauben«, denn der Sieg gehört eurem Mannschaftsführer Jesus. Also lasst euch nicht einschüchtern, »seid mutig, seid stark«.

So ermutigt Paulus jeden von uns, seinen Platz einzunehmen, ganz egal, auf welcher Position im Reich Gottes wir spielen. Denn das sehen wir deutlich im Korintherbrief, dass Gott sogar Leute wie uns gebrauchen will. Natürlich muss Paulus die Christen in Korinth darauf vorbereiten, dass die Nachfolge Jesu kein leichter Weg ist. So schlägt er hier ziemlich markige Töne an.

Und doch will er auf dem Spielfeld des Lebens keine zähnefletschenden Champs sehen. Die Energie, die uns vorantreibt, heißt nicht Aggression, sondern Liebe. Wir werden nicht als Eroberer losgeschickt, sondern als Diener. So hat es uns Jesus Christus vorgemacht. Und wir wissen aus eigener Erfahrung: Gegen seine Liebe ist kein Kraut gewachsen. Sie macht die entscheidenden Punkte und bringt den Sieg nach Hause.

Christoph Müller

4 | Neue Wege

Der Herr sagte zu Abram: »Geh fort aus deinem Land, verlass deine Heimat und deine Verwandtschaft, und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! …« Sie … durchzogen das Land …, und auch hier schichtete er Steine auf als Opferstätte für den Herrn. Dort betete er den Herrn an.

1. MOSE 12,1-8 (HOFFNUNG FÜR ALLE)

Ein Pensionär wird zum Pionier. Abraham war 75 Jahre alt, als er die Herausforderung annahm, sich der Macht der Gewohnheit zu widersetzen. Eines Tages setzte sich das Reden Gottes wie ein Ohrwurm in seine Gedanken: Geh aus deinem Vaterland, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Elternhaus fort!

In diesen drei Worten ist alles enthalten, was unser »So-sein« ausmacht, was uns von Kindesbeinen an prägt, unsere Identität stiftet und uns Sicherheit und Geborgenheit bietet, weil wir uns daran gewöhnt haben. Heimweh, Verunsicherung, Schmerzen sind mit einem solchen Aufbruch verbunden. Wie schwierig war es für Abraham, das Leben nach einem Leben zu meistern?

Neue Wege, auf die Gott uns ruft, können sich für jeden von uns anders gestalten. Einen neuen Weg einzuschlagen, das kann einen Aufbruch in physischem Sinne bedeuten, eben das Verlassen von Heimatort und Heimatland. Es kann sich aber auch um einen Aufbruch in sozialem Sinne handeln, ein Abschiednehmen von alten Beziehungen und das Zugehen auf eine neue Freundschaft. Es kann auch ein Aufbruch in geistigem Sinne sein, ein Loslassen lieb gewordener Denkmodelle und das Erproben eines neuen Ansatzes. Allen gemeinsam ist: Gott ruft auch uns wie Abraham aus allem heraus, was uns Heimat bedeutet. Wenn wir uns dann aufmachen und unsere Lebenskraft für die Sache Gottes einsetzen, dann wirkt Gottes Segen durch uns weiter. Abraham gilt als der »Vater des Glaubens« – er stellte sein gesamtes Leben unter die Berufung Gottes, so wie er sie erfahren hat, unmissverständlich, radikal und umfassend.

Sich auf Gottes Wort und sonst nichts verlassen, darauf ein Leben aufbauen, das ist Ausdruck eines unglaublichen Vertrauens. Vertrauen braucht Anknüpfungspunkte. Sich an persönliche Gottesbegegnungen zu erinnern ist darum unerlässlich in neuen Lebenssituationen. Deswegen durchquerte Abraham zunächst die Dimension des Unbekannten und setzte Grenzmarkierungen, die ihn an das einzige Bekannte und Konstante erinnern sollten – die Zusage der Gegenwart Gottes in und unter allen Umständen.

Mickey Wiese

5 | Zu Hause sein

Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen …

1. MOSE 28,15 (LUTHER 1984)

Soziologen sagen, dass wir uns damit abfinden müssen, in einer immer mobileren Gesellschaft zu leben. Der Mensch der Zukunft wechselt öfter als seine Vorfahren den Wohnort, das Haus, den Beruf, die Ideale und die Freunde. Flexibilität ist das Qualitätsmerkmal von morgen. Bleibt eine Frage: Wo ist man dann eigentlich zu Hause? Oder sollten wir uns von dem altertümlichen Wort »Zuhause« verabschieden? Schon jetzt gibt es zu viele Leute, die zwar ein Zuhause haben, sich dort aber gar nicht zu Hause fühlen. Dort, wo sie leben, sind sie sich selbst fremd. Ich glaube aber, wir sehnen uns nach einem Ort, an dem wir keine Angst mehr haben müssen.

Ist das eine Definition von »Zuhause«, was meinen Sie? Ein Ort, an dem ich keine Angst mehr habe. Ich weiß nicht, unter welchen Bedingungen Sie sagen können, dass Sie keine Angst haben. Ich kenne diese Sehnsucht auf alle Fälle. Manchmal spüre ich bei unterschiedlichsten Gelegenheiten: »Hier geht es mir richtig gut. Hier kann ich genau so sein, wie ich schon immer sein wollte.« Toll.

Wovon hängt das ab, ob und wo ich mich zu Hause fühle? Natürlich gibt es einfach Orte, die ein Zuhause-Gefühl hervorrufen. Aber das, was solche Besuche wertvoll macht, sind doch die vielen Erinnerungen. Fühlen wir uns nicht da zu Hause, wo wir gute Erfahrungen gemacht haben? Wahrscheinlich. Denn wenn ein Ort nicht mit Erinnerungen gefüllt wäre, ließe uns der Besuch wohl ziemlich kalt. Und dann merke ich, dass es in diesen Erinnerungen immer um Menschen geht, die mir ein Zuhause geben. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang eine kurze Geschichte aus der Bibel erzählen:

Der junge Israelit Jakob hat viel Mist gebaut. Er hat seinen Bruder um das Erbe betrogen und ist jetzt auf der Flucht. Ein Mensch ohne Zuhause. Seine Familie, seine Heimat, seine Freunde, seinen Beruf, alles musste er hinter sich lassen. Dieser getriebene Jakob legt sich eines Abends erschöpft auf einen Stein, um zu schlafen – und plötzlich spricht Gott zu ihm: »Hör gut zu! Ich bin bei dir und werde auf dich aufpassen, ganz gleich, wo du hingehst. Ich werde dich nie verlassen und alles tun, damit du das umsetzen kannst, was ich dir versprochen habe.« In diesem Segen steckt alles, was ein Zuhause ausmacht. Die Zusicherung, dass ich keine Angst mehr haben muss und dass ich mich entfalten darf.

Fabian Vogt

6 | Zum Schlittschuhlaufen muss man geboren sein …

Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich und für Gottes rettende Botschaft einsetzt, der wird es für immer gewinnen.

MARKUS 8,35 (HOFFNUNG FÜR ALLE)

Denn wer nicht geboren ist, kann auch nicht Schlittschuhlaufen. Wenn du immer besser Schlittschuhlaufen lernen willst, musst du lernen, loszulassen. Und du musst lernen, hinzufallen. Stell dir jemanden vor, der sich 20 Jahre lang an der Brüstung festhält. Der lernt nie Schlittschuhlaufen. Das Problem ist, wenn er loslässt, fehlt ihm die Sicherheit, und dann kann er auf die Schnauze fallen.

Glauben ist wie Schlittschuhlaufen. Ich habe Angst, ob ich’s schaffe, ob ich hinknalle. Es gibt Leute, die sagen: »Ich habe an Gott geglaubt, aber es hat doch nichts gebracht, ich bin nur hingefallen, hab nur versagt, konnte meiner Mutter und meinem Bruder nicht vergeben, bin nur hingefallen, hab nur versagt, konnte die Hälfte aus der Bibel nicht verstehen, bin nur hingefallen, hab nur versagt, habe alle meine Zweifel behalten. Der Gottesdienst und der Hauskreis konnten mir meine Fragen auch nicht beantworten. Ich hab’s doch probiert mit Gott, ’s geht halt nicht.« Ich hab’s doch probiert, ich bin nicht der Typ zum Schlittschuhlaufen, bin zu dick, zu dünn, zu unsportlich, zu ängstlich oder was auch immer. Wenn die anderen laufen, kann ja sein, dass die das besser hinkriegen als ich, aber ich bin nicht so der Typ dazu.

Und dann sehe ich Jesus auf der Eisfläche, und er ruft mir zu: Komm mir entgegen, fass mich an, ich laufe mit dir, ich bleibe in deiner Nähe. Und dann laufe ich und falle hin. Die Leute lachen über mich. Siehste, Jesus, jetzt lachen die über mich, weil ich versagt habe. Die nehmen mich doch nicht mehr ernst. Und Jesus sagt: Das habe ich doch schon getan. Was? Ja, ernst genommen. Ich habe dich doch so ernst genommen, dass ich für dich gestorben bin, ich habe doch alles für dich gegeben. Dass du endlich frei wirst von dir, deinen Ansprüchen, deiner Angst vor Versagen und Nichtbeachtung. Du hast allen Grund, über dich zu lachen und dich darüber zu freuen, dass ich dich in jeder Situation liebe und dir wieder aufhelfe; du brauchst dich nicht mehr so ernst nehmen. Du kannst dich selbst loslassen, dann wirst du dich finden.

Es ist wie beim Schlittschuhlaufen – erst wenn du immer mehr loslässt und dich nicht nur am Rand langschlängelst, wirst du langsam lernen, ein Schlittschuhläufer zu werden.

Arno Backhaus

7 | Dranbleiben lohnt sich

Sei gütig und treu, und werde nicht nachlässig, sondern sporne dich immer wieder an! So wirst du Freundschaft und Ansehen bei Gott und Menschen finden. Verlass dich nicht auf deine eigene Urteilskraft, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn!

SPRÜCHE 3,3-5 (HOFFNUNG FÜR ALLE)

In der Schule gehörte ich zu den Unsportlichen. Zwar bewegte ich mich gern und war neugierig, Übungen auszuprobieren, aber der Sportunterricht löste in mir stets ambivalente Gefühle aus. Bei den anderen sah das Springen, Ballwerfen und Geräteturnen so schön aus. Ein Teil von mir wollte gerne, ein anderer Teil von mir tat es nur unter Zwang. Meine Ergebnisse wurden selten als gut bewertet. Mir war das fortgesetzt peinlich, und es deprimierte mich. Das Schlimmste war der Vergleich mit den Mitschülern. Klar, es spornte an, aber ein bitterer Nachgeschmack der Enttäuschung blieb stets zurück.

Nun liegt das alles ja schon 25 Jahre zurück. Mit solchen Lernerfahrungen bin ich nicht mehr oft konfrontiert und glaubte deshalb, inzwischen über ein gesünderes Selbstbewusstsein zu verfügen. Mein Mann David und unsere Kinder sind begeisterte Skifahrer. Ich nicht. Seit einigen Jahren fahren wir im Frühjahr in die Berge. Dort nutzen sie jede Minute, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Ich auch: Lesen, Schlafen, Schlittenfahren und Spazierengehen. Aber sie haben mir keine Ruhe gelassen: Mama, du musst das auch mal probieren. Christiane, komm doch mal mit.

Okay, irgendwann fiel mir keine Ausrede mehr ein. Mit David als meinem persönlichen und ganz geduldigen Lehrer habe ich es dann versucht. Und urplötzlich waren sie wieder da, die alten Gefühle und die alten Muster, mit solchen Dingen umzugehen. Ein Teil von mir war neugierig, ein anderer Teil von mir tat es nur aus Zwang. Selbstkritisch befand ich mich als plump, ungelenk und ungeschickt. Die aufkeimende Freude bei den ersten Abfahrten drohte schnell von meinen subversiven Gefühlen erstickt zu werden. Rigoros musste ich sie verbannen.

Das Lob Davids half mir über manche Schwierigkeiten hinweg. Ein Satz hat sich mir besonders eingeprägt: Du musst dich vom Hang weg- und ins Tal hinauslehnen, damit du keine Rückenlage bekommst. Dazu musste ich meine alles beherrschende Angst, die von meinem Sicherheitsbedürfnis diktiert war, überwinden. Es funktionierte genau andersherum, als mein Instinkt es von mir wollte.

Und je mehr ich mich Schwung um Schwung darauf konzentrierte, desto mehr erlebte ich Erfolg und Freude. Genau wie bei Jesus: Je mehr ich mich auf seine Liebe verlasse und mich auf ihn konzentriere, desto mehr Freude und Glück erlebe ich.

Christiane Ratz

8 | Yes, we can!

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

PSALM 119,105 (LUTHER 1984)

Im Jahr 2008 schlugen die Amerikaner ein neues Kapitel in ihrer Geschichte auf: Sie wählten Barack Obama zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika – und damit den ersten Schwarzen in dieses Amt. Mit seinem Wahlkampfslogan: »Yes, we can!« (»Wir schaffen das!«) und seiner charismatischen Persönlichkeit gelang es ihm, das US-amerikanische Volk und dessen Wähler hinter sich zu vereinen. Das ließ auch die übrige Welt nicht unberührt. Der Beginn seiner Präsidentschaft schien rund um den Globus immense Energien freizusetzen. Man konnte sie fast greifen, die ungeheuren Hoffnungen. Obamas Amtseinführung hatte fast etwas von der »Salbung« eines Halbgottes, weil die aktuellen Probleme der Welt scheinbar mit menschlicher Kraft nicht mehr zu bewältigen sind. Viele dürsten nach Helden. Deshalb erwarteten sie auch Wunder von Obama – und die möglichst sofort. Dabei weiß man doch, daß der Alltag der natürliche Feind des Helden ist. Obama ist spritzig, intelligent, energiegeladen und hat eine Vision. Aber bei allem ist er doch nur ein Mensch, ein ganz normaler Mann mit einer Frau und zwei Kindern. Und so sollte er sich auf den Weg machen, ein Mensch zu sein, für den man nur beten und hoffen kann, dass er unter der Last, die er zweifelsohne trägt, nicht zerbricht. Wichtig bei der Umsetzung seiner Vision von einer erneuerten Welt ist, dass sein »Yes, we can!« bei anderen Menschen ankommt und umgesetzt wird. In ihrem Lebensbereich.

Ein König fragte einmal einen weisen Mann, was er tun sollte, um sein Königreich auf einen neuen Weg zu bringen. Er bekam zur Antwort: Wenn du dein Königreich verändern willst, musst du erst deine Provinzen verändern. Wenn du deine Provinzen verändern willst, musst du erst deine Städte und Dörfer verändern. Wenn du deine Städte und Dörfer verändern willst, musst du erst Menschen verändern.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. In der Bibel gibt es einen prägnanten Satz: »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.« Mir kommen Gottes Worte manchmal vor wie eine Taschenlampe, die in stockdunkler Nacht leuchtet. Vielleicht werden nur 15 Meter des vor uns liegenden Weges durch diese Taschenlampe erhellt. Aber diese 15 Meter Wegstrecke müssen gegangen werden, und erst am Ende bekommt man den Überblick über die nächsten 15 Meter.

Das weiß auch Barack Obama, der seinen Amtseid mit den Worten abschloss:

»So wahr mir Gott helfe!«, und dabei seine linke Hand auf die Bibel legte, die auch Abraham Lincoln bei seiner Vereidigung im Jahr 1861 benutzte. Barack Obama muss seine Schritte, seine 15 Meter gehen. Du und ich, wir müssen unsere Schritte, unsere 15 Meter gehen, um die nächsten überblicken zu können.

Thomas Klappstein

9 | … und ich finde den Weg nicht

Ich möchte Dir dienen und finde den Weg nicht.

Ich möchte das Gute tun und finde den Weg nicht.

Ich möchte Dich lieben und finde den Weg nicht.

Ich kenne Dich noch nicht, mein Jesus, weil ich Dich nicht suche.

Ich suche Dich, und ich finde Dich nicht.

Komm zu mir, Jesus.

Ich werde Dich niemals lieben, wenn Du mir nicht hilfst.

Zerschneide meine Fesseln, wenn Du mich haben willst.

Jesus, sei mir Jesus.

PHILIP NERI (1515-1595)

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wenn ich so ehrliche Gedanken in so alten Texten entdecke. Hatte der Mönch Philip Neri keine Angst, dass seine Mitbrüder beim Lesen dieses Gebetes alarmierend den Kopf schütteln und über seine Qualifikation als Geistlicher diskutieren würden? Anscheinend nicht.

Was auf den ersten Blick wie die quälenden Gedanken eines Mannes mit tiefen Glaubenszweifeln aussieht, ist auf den zweiten Blick eigentlich ein bewegendes Geständnis über die Realität der Gnade. Es ist die erschütternde Erkenntnis, dass ich alleine keinen Glauben hervorbringen kann, keine guten Taten, keine Opfer. Der Weg zu Gott scheint wie ein Irrweg, auf dem ich mich täglich verlaufe.

Und erst, wenn ich Jesus anrufe, erst, wenn ich verstehe, dass er und nicht ich den Anfang machen muss, geht es vom »ich« zum »du«. Aus der Aussage »Ich finde den Weg nicht« wird das Verlangen »Wenn Du mir nicht hilfst«.

Mich berührt vor allem der letzte Satz, der beim ersten Lesen vielleicht noch kryptisch erscheint. Dahinter versteckt sich die Bitte an Jesus, als der zu mir zu kommen, der er ist. Was immer das auch sein mag. Es wird nicht genauer definiert. Aber scheinbar ist die Nähe der geheimnisvollen, unerklärlichen Persönlichkeit Jesu wichtiger als ausformulierte Dogmen. Vielleicht ist dieser eine Satz das ehrlichste und verletzlichste Gebet, das man überhaupt sprechen kann. Jesus nicht vorzuschreiben, wer er sein soll und was er für mich tun soll, sondern ihn einfach anrufen und sich überraschen lassen. Dazu ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Freddi Gralle

Ich versteh’ nur Bahnhof …

10 | Das große Abenteuer

Man sagt, dass jede große Reise mit dem ersten Schritt beginnt. Wovon man nicht spricht, ist das große Dilemma danach – dass nämlich jede große Reise mit dem letzten Schritt endet und dazwischen viele Schritte liegen … Und nicht nur das: Die Schritte führen auch noch einen Weg entlang, auf dem Steine liegen.

Ich erinnere mich noch gut an den Abend, als ich mich entschied, »alles« für Gott zu geben – in meinem jugendlichen Leichtsinn rutschte mir dieses »alles« einfach so raus. Eigentlich wollte ich Bombenentschärfer werden, aber das ging aus verschiedenen Gründen dann doch nicht. Polizist ging auch nicht. Also suchte ich mir eben das »Abenteuer Gott« aus.

Die große Frage ist doch immer gewesen: Was ist der Sinn des Lebens? Warum bin ich hier, und wo gehe ich hin? Je nachdem, in welchen (frommen) Kreisen man aufgewachsen ist, bekommt man früher oder später die Antwort bei jeder Gelegenheit vorgesetzt … Jesus!

Jesus ist die Antwort auf alles im Leben, und dieses Wissen ist auch sehr hilfreich. Wenn ich aber eines gelernt habe über all die Jahre, dann das, dass meine persönliche Frage das Entscheidende ist. Es reicht nicht, einfach nur loszulaufen und sich auf das größte Abenteuer seines Lebens einzulassen – es ist wichtig zu wissen, warum denn eben gerade Jesus die Antwort ist. Und ich merke, dass der Gedanke: »Was soll ich denn sonst machen?« gar nicht mal so schlecht ist.

Du liest hier gerade in einem Andachtsbuch – warum machst du das? Hast du das Buch geschenkt bekommen, damit du das Thema »Zeit mit Gott« besser in den Griff bekommst? Hast du dir das Buch selbst gekauft? Was war deine Motivation, das Buch bis hierher zu lesen?

Was auch immer deine Gedanken dazu sind – ich wünsche dir, dass du deinen Weg weitergehst. Du hast dich auf ein großes Abenteuer eingelassen und wahrscheinlich keinen Schimmer davon, was noch alles auf dich zukommen wird. Dieses »alles« ist tatsächlich alles in deinem Leben. Aber glaube mir: Es gibt nichts Besseres, als sein Leben für eine Sache zu geben, die sich wirklich lohnt. Und nichts lohnt sich mehr, als mit demjenigen, der Himmel und Erde gemacht hat, zusammen auf das Spielfeld zu treten und das Spiel des Lebens zu meistern.

Wichtig ist nur, dass du auf dem Feld bleibst, auch wenn es mal stürmisch wird. Sobald du das Feld verlässt, bist du verloren – lass dich nicht auf den Blödsinn ein, dass du eine Pause machen kannst, indem du vom Feld gehst. Wenn du nicht mehr kannst, winke Jesus zu. Er nimmt dich auf die Schultern, und das Spiel geht weiter …

Mein Tipp an dich für heute: Sag einfach Ja!

Mirko Sander

11 | Der Weg ist der Weg und das Ziel ist das Ziel

Konfuzius sagte angeblich: »Der Weg ist das Ziel.« Das klingt sehr weise und mag heutzutage auch schlau sein. Einfach unterwegs sein und sich damit zufrieden geben. Es gibt ja auch nicht mehr vieles, was wirklich Bestand hat. Dinge kommen und gehen – ob es nun Stars und Sternchen sind, Freundschaften oder Politiker. Alles schwabbelt irgendwie durch die Zeit, und man selber ist da mittendrin. Angeblich ist das Wort »vielleicht« das Wort dieser Zeit. Ja nicht festlegen auf irgendwas – es könnte ja falsch sein, oder es könnte vielleicht noch was Besseres kommen …

Aber ganz ehrlich – mit dieser Einstellung zum Leben wirst du nicht wirklich weit kommen. Du magst wohl irgendwann alt und grau werden, aber du hast nicht wirklich gelebt. Ich habe einige Leute kennengelernt, die ihren Weg mit Jesus so »irgendwie« gelaufen sind. Kein konkretes Ziel vor Augen, einfach den Weg als Ziel genommen. Dann macht man es für sich passend, dass Jesus mal so etwas gesagt hat wie: »Ich bin der Weg ...«

Lass dich nicht auf so einen Kompromiss ein. Wenn du wirklich das Leben haben möchtest, das Gott sich für dich ausgedacht hat, dann umarme es mit all den Konsequenzen, die es mit sich bringt, eben genau dieses Leben leben zu wollen. Triff mutige Entscheidungen trotz der Gefahr, falsche zu treffen. Mir hat jemand mal gesagt, dass Glauben R.I.S.I.K.O. buchstabiert wird.

Wichtig ist zu wissen, dass es auf dem Weg zum Ziel keine Abkürzungen gibt. Es gibt nur den Weg Gottes in deinem Leben – auch wenn das schwer klingen mag. Wie soll ich denn wissen, was Gott in meinem Leben vorhat? Ich höre ja nicht mal seine Stimme … Aber lass dir sagen, dass das nicht so schwer ist. Stress dich nicht unnötig, und probier nicht krampfhaft, das Richtige zu tun. Schau einfach auf Jesus. Solange du auf Jesus schaust, gehst du in die richtige Richtung. Und wenn du herausgefunden hast, wie das geht, erzähl es mir bitte!

Ein wichtiger Gedanke noch: Es gibt zwar keine Abkürzungen, wohl aber eine Menge Umwege. Vielleicht kennst du das Gefühl, dass sich dein Leben immer wieder im Kreis dreht – das sind solche Umwege. Ziemlich sicher hat Gott dir da schon längst etwas gesagt, und du hast es noch nicht getan, und er wird dir nichts Neues sagen, bis du treu das machst, was er sagt. Solange du nichts änderst, wirst du dich weiter im Kreis drehen und dich wundern, warum es nicht weitergeht. Fang nicht an, dich ans Karussellfahren zu gewöhnen, sonst kann es gut sein, dass du so den Rest deines Lebens verbringen wirst – und zwar in den Himmel kommst, aber sonst ein eher eintöniges Leben hattest.

Mein Tipp an dich für heute: Träume nicht dein »Jesus-Leben«, sondern lebe deine »Jesus-Träume«!

Mirko Sander

12 | Gott ist gut, aber das Leben ist eine Schlampe

Da kann man sagen, was mal will, aber früher oder später findet man sich auf seinem Weg mit Jesus in Situationen wieder, die einfach nicht angenehm sind. Dieses »nicht angenehm« mag für dich etwas anderes sein als für mich, aber auf jeden Fall kennst du das Gefühl.

Vor einiger Zeit fand ich mich in einer Situation wieder, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Zwischen langjährigen Freunden und Gefährten waren plötzlich Fronten entstanden. Es ging plötzlich um alles oder nichts – richtig oder falsch. Es gab nur noch Schwarz und Weiß bei Fragen, um derentwillen sich Menschen schon seit Jahrhunderten bekämpfen. Ich hatte keine Möglichkeit, damit auch nur in einer annähernd guten Art und Weise klarzukommen. Es gab Tage, an denen mich der Stress dazu brachte, Blut zu kotzen. An manchen Abenden war ich kurz davor, die Leute einfach mit einem Baseballschläger zu besuchen und die Sache mit ein paar schlagkräftigen Argumenten zu klären.

In dieser Situation suchte ich Rat. Ich traf einen echten »Mann Gottes«, der seit 40 Jahren mit Gott klare Sache macht und Gott wirklich kennt. Ihm erzählte ich mein Dilemma und hoffte, dass er die Antwort kennen würde. Dieser Mann musste doch wissen, wie man mit einer solchen Situation umging … Ich als junger Mensch brauchte den Rat eines Älteren und Weiseren.

Nachdem dieser reife Christ sich alles angehört und verstanden hatte, beugte er sich zu mir herüber und sagte nur einen Satz: »Das ist echt ganz großer Mist!« Mehr nicht. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Biertrinken und Grillen. Wenn dieser Mann Gottes keine Antwort wusste, dann brauchte ich sie auch nicht zu suchen. Wahrscheinlich gab es gar keine Antwort außer der, dass es Mist war.

Ich garantiere dir, dass du dich in Situationen wiederfinden wirst, wo Menschen von dir eine Entscheidung über richtig und falsch haben wollen. Oder aber du selbst willst diese Entscheidung von dir. Und dabei geht es um Grundsatzentscheidungen. Auch wenn du gerade nicht verstehst, was ich meine – wichtig ist eigentlich nur das eine: dass du weißt, was du glaubst, und dass du auch weißt, dass dein Glaube eben nur Stückwerk ist. Du wirst niemals die Antworten auf alle Fragen bekommen, und deshalb kannst du dich ab und zu einfach zurücklehnen, feststellen, dass alles einfach nur »ganz großer Mist« ist, und dann zuschauen, wie Gott das regelt.

Die große Kunst besteht darin, zu erkennen, wann was das Richtige ist. Aber auch das wirst du nur durch Ausprobieren und »auf die Schnauze fallen« lernen. Just do it! Du wirst Menschen verletzen – aber bewahre dir ein weiches Herz und bleibe demütig, dann hat Jesus eine Menge Chancen, das wieder geradezurücken.

Mein Tipp an dich für heute: Wenn dir jemand Zitronen schenkt, mach Limonade draus – oder lass Jesus Limonade draus machen.

Mirko Sander

13 | Heute schon gelebt?

John Lennon sagte mal: »Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.« Jesus fordert uns auf, wie weise Baumeister zu sein und nicht einfach draufloszustürmen. Zu oft bewegen wir uns dann aber gar nicht bzw. warten erst mal ab, ob wir auch an alles gedacht haben: »Aber was ist, wenn ...« Dieses Denken lähmt so ziemlich alles und verschüttet die schönsten Ideen und Träume wieder.

Du hast dein Leben nicht in der Hand, und du kannst es weder verlängern noch verkürzen. Na gut, verkürzen kannst du es schon. Jeden Tag begehen Menschen Selbstmord. Ganz ehrlich, es ist leider normal, wenn du dich auch als Christ manchmal so fühlst, als ob du von einer Brücke springen möchtest … Das Leben ist unfair, und das Herz wird dir gebrochen. Ich habe in so einer Zeit mit dem Rauchen angefangen und bin »assig« Auto gefahren. Ich rauche immer noch, aber ich gehe nun bewusster mit meinem Leben um, da ich weiß, dass es aus meiner Sicht einfach oft unfair ist. Aber irgendwo auszusteigen ist keine Lösung – und du würdest dir viele Türen für lustige Grillabende zuschlagen, an denen du diese Geschichten deinen Freunden erzählen könntest … Also, Leben verkürzen zu wollen ist auch für Christen normal, aber KEINE Option. Melde dich bei mir, und je nachdem, wie alt du bist, gehen wir Cola trinken oder Bier saufen (ich habe viele Nächte auf der Reeperbahn mit einem guten Freund und Bier verbracht und über unseren unfairen Gott gelästert und gelacht – und Jesus war immer dabei und hat einfach gezeigt, dass er der Beste ist!).

Dein Leben verlängern kannst du aber nicht, egal, was du auch anstellst. Und Jesus hat klargestellt, dass es nicht viel bringt, sich um die Zukunft zu sorgen. Du sollst heute leben und heute das tun, was in deiner Macht liegt. Mach dir also nicht so viele Gedanken darüber, was die Zukunft bringen wird – egal ob du Gutes oder Schlechtes erwartest, und egal, was du auch planen magst, Gott geht seinen Weg mit dir, und es macht es einfacher für dich, wenn du ihn handeln lässt und ihm nicht im Wege stehst.

Sei einfach treu mit dem, was er dir anvertraut hat, und sei entspannt in deinen Ansichten und Überzeugungen. Das ist das, was Paulus auch mit »sei nüchtern« meinte. Zieh nicht für deine Meinung in den Krieg gegen Freunde und Feinde.

Mein Tipp an dich für heute: Lebe doch einfach jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre oder Jesus morgen wiederkommen würde.

Mirko Sander

14 | Was ist wichtig?

Vor 30 Jahren habe ich Gott irgendwie kennengelernt, und seit knapp 20 Jahren lebe ich bewusst mir der Entscheidung, ein Freund Gottes zu sein. Wenn ich mir selbst nun die Frage stellen würde, was wirklich wichtig ist für mich, dann komme ich eigentlich nur zu einer Antwort (abgesehen davon natürlich, dass Jesus der Beste ist): Es ist die »Gemeinschaft der Heiligen«.

Vor einiger Zeit habe ich mich mit einem Freund der ersten »Jesus Freaks Hamburg«-Zeiten darüber unterhalten, warum wir wohl noch mit Gott unterwegs sind und nicht wie so viele schon längst aufgegeben haben oder in irgendwelche Kompromisse abgedriftet sind. Wir sind zu der Antwort gekommen, dass es unsere Beziehungen zu Glaubensgeschwistern waren. Egal, ob das Leute waren, die auch gleichzeitig unsere »besten Freunde« waren oder eben nur »andere Christen«.

Jesus spricht oft davon, dass seine Nachfolger seine Schafe sind – wir also eine Herde sind. Er sprach auch davon, dass Mr. S. (Satan, Teufel, Schweinebacke) wie ein brüllender Löwe um diese Herde herumläuft. Was ich jahrelang nicht wusste, ist, dass ein Löwe eine Herde nicht angreift, sondern wirklich nur brüllend darum herumrennt und versucht, einzelnen Tieren Angst einzujagen, sodass diese anfangen, von der Herde wegzulaufen. Sobald das Tier dann allein ist, krallt es sich der Löwe und lässt es sich schmecken.

Für uns bedeutet dieses Gleichnis praktisch, dass wir die Herde als Schutzraum brauchen. In der Herde sind wir sicher. Du wirst dich oft in Gegebenheiten wiederfinden, wo die Herde einfach nur stinkt und alle doof sind – oder du der Meinung bist, eine Pause von Gott machen zu müssen. Aus was für Gründen auch immer. Manchmal passiert das gerade dann, wenn man große Scheiße gebaut hat und denkt, dass Gott nun erst mal Abstand von uns braucht, weil wir ihn und unsere Freunde so enttäuscht haben (oder uns selbst). Kennst du diese Gedanken und Gefühle? Bitte merke sie dir gut, schreibe sie dir tief ins Herz hinein – denn das ist das Gebrüll von Mr. S., der versucht, dich aus der Herde hinauszuscheuchen. Am besten nicht darauf reagieren und einfach in der Herde bleiben. Das ist deine einzige Chance, auch noch in 20 Jahren mit Jesus unterwegs zu sein: »die Gemeinschaft der Heiligen«.

Diese Gemeinschaft muss nicht zwangsläufig eine Gemeinde sein. Es geht mehr darum, einen Kreis von Gefährten zu haben, mit denen du dein Leben teilen kannst, Gutes wie Schlechtes. Einen Ort zu haben, wo du ehrlich zu dir selbst, zu anderen und zu Gott sein kannst.

Hast du so einen Ort? Wenn du »Nein« sagst oder zweifelst, dann sage ich dir ganz ehrlich, dass du in großer Gefahr bist. Ich garantiere dir, dass der Löwe dann schon an dir nagt – deine Gedanken verwässert und deine Taten beeinflusst. Er frisst dich nicht sofort, das macht er langsam und schleichend.

Such dir diesen Ort, kämpfe um diesen Ort. Und wenn es bei dir nur einen langweiligen Gottesdienst am Sonntag um halb zehn gibt und sonst nichts, dort ist es sicherer als alleine auf der Weide. Es spricht ja auch nichts dagegen, so einen Ort mit deinen Freunden zu schaffen. Geh in ein Café bei dir in der Stadt, und triff dich dort verbindlich einmal die Woche mit deinen Freunden. Tauscht euch über Gott und die Welt aus, und seid zusammen auf dem Weg. Und dann schaut einfach, was passiert.

Verabschiede dich von dem Gedanken, die »perfekte Gemeinde« zu finden. Die gibt es nicht, und wenn doch, dann lauf schnell weg, weil es eine Sekte sein wird! Probleme und stinkende Leute gibt es überall. Also einfach tief durchatmen und »Mäh« sagen!

Mein Tipp an dich für heute: If you want to go fast, go alone! If you want to go far, go together! (Wenn du schnell gehen willst, geh alleine! Wenn du weit gehen willst, geh zusammen!)

Mirko Sander

Liebe

15 | Das Allerwichtigste

Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen,

aus ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand.

MATTHÄUS 22,37 (SIEHE AUCH 1. JOHANNES 4,7-12)

Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Welt. Ist dir das auch aufgefallen? In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass der Statistik zufolge alle vier Minuten ein Jugendlicher in Deutschland versucht, sein Leben selbst zu beenden. Alle 45 Minuten erfolgreich. In anderen Ländern binden sich Kinder Bomben um den Bauch, weil sie glauben, damit der Familie und sich selbst einen besonderen Platz im Himmel zu verdienen.

Diese Welt ist krank. Und es wird schlimmer, nicht besser. Da sind sich Psychologen, Pädagogen und Seelsorger einig. An meiner Uni sagen sie: Wir brauchen Bildung! Dann geht es uns besser. In der Bundesregierung sagen sie: Wir brauchen Wirtschaftswachstum, dann geht es uns gut. Benny Hinn sagt, wir brauchen den Heiligen Geist. Reinhard Bonnke sagt, wir brauchen Evangelisation. John Wimber sagte, wir brauchen Lobpreis. Und irgendwie haben sie alle recht.

Trotzdem glaube ich, dass Gott über ein ganz anderes Thema reden will. Das ultimative, allumfassende Thema: Liebe. Gottes Liebe! Wir brauchen eine Offenbarung über die Liebe Gottes. Ich auch. Und ich wundere mich, dass so wenig darüber gepredigt wird. In diesem Thema steckt Erweckung.

Die Welt sehnt sich nach Liebe. Nach Anerkennung. Das zeigen Fernsehshows wie »Deutschland sucht den Superstar«, »Germany’s Next Topmodel« oder »Das Dschungelcamp«.

Der alltägliche Kampf um Anerkennung im Beruf ist immer auch ein Ausdruck von Sehnsucht nach Liebe. Diese Welt sehnt sich nach Liebe!

Jesus war hier, um den Menschen klarzumachen, wie sehr Gott sie liebt: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, das er seinen einzigen Sohn weggegeben hat, damit jeder, der sein Vertrauen auf ihn setzt, nicht verloren geht, sondern ein Leben bekommt, das nie mehr aufhört« (Johannes 3,16). Jesus liebt die Menschen, das hat er mit seinem Leben und seinem Sterben bewiesen, wie man es nicht besser beweisen kann. Ich glaube, dass wir das alle immer wieder hören müssen, dass keiner das oft genug lesen kann: »Jesus liebt dich!« Gott liebt uns, und alles, was er von uns möchte, ist, zurückgeliebt zu werden. Einmal fragte die religiöse Führungsebene der Juden Jesus, was für ihn das wichtigste Gesetz sei. Nun muss man wissen, dass die Gesetze damals von großer Bedeutung waren. Die religiösen Gesetze regelten das ganze Leben – wann und was man essen durfte, wann und wo man beten sollte, wann und wo man sich mit einer Frau treffen durfte, einfach alles. Diese religiösen Führer wollten also von Jesus das Wichtigste vom Wichtigen wissen. Das Allerwichtigste schlechthin! Und was war seine Antwort?

»Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand.« Gott möchte auch geliebt werden! Er freut sich, wenn du zu ihm betest oder Sachen für ihn machst, aber was er eigentlich von dir will, ist, dass du ihn liebst.

Johannes schreibt in seinem ersten Brief: »Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat!« (1. Johannes 4,19). Und hier schließt sich der Kreis. Wir können nur wirklich lieben, wenn wir begriffen haben, wie Jesus uns liebt. Unsere Liebe fängt da an zu brennen, wo wir von seiner Liebe, die er für uns hat, angesteckt worden sind.

Gott liebt uns. Er sehnt sich danach, dass wir ihn lieben – und dass wir unseren Nächsten lieben.

Martin Dreyer

16 | Wer ist mein Nächster?

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.

3. MOSE 19,18 (LUTHER 1984)

Ein Mann liegt am Boden. Kümmere ich mich um ihn, oder gehe ich schnell weiter? Wahrscheinlich ist er eh betrunken, denke ich, außerdem bin ich weder Arzt noch Polizist. Zeit habe ich sowieso nicht. Am Ende muss ich noch warten, bis der Krankenwagen kommt. Und wer weiß, morgen liegt er vielleicht schon wieder da. Wenn man jedem Betrunkenen helfen würde …

Das Herz hat klar gesprochen: Hilf. Der Verstand braucht ein wenig, bis er Gründe genug hat, die plausibel machen: Hilf nicht. Die Entscheidung fällt: Nein, ich werde nicht helfen. Und das Herz sagt: Falsch entschieden. Denn es besteht ja kein Zweifel, dass Gott uns die Liebe zu unserem Nächsten geboten hat.

Gottes Liebe zu uns ist nämlich ein so großes Geschenk, dass wir Gott gern lieben, und natürlich auch alle Menschen, denen wir begegnen. In der Theorie. Und wir sind uns sicher, es wäre auch gut und sinnvoll, alle Menschen zu lieben. In der Theorie. Warum tun wir es dann nicht? Weil wir Meister darin sind, den schlichten Auftrag Gottes mit Ausreden zu vernebeln. »Wer ist denn mein Nächster?«, diese alte Frage aller Schriftgelehrten, die es bei Gott bequem haben wollen, ohne zu tun, was er will, stellen wir gern. Jesus hatte mit so einem Schriftgelehrten zu tun und erzählte ihm die Geschichte vom barmherzigen Samariter.

Lassen wir es uns sagen: Niemand und nichts ist wichtiger als der Mensch, der jetzt meine Hilfe braucht. Ob es meine kleine Tochter ist, die alte Frau in der Nachbarschaft oder der Betrunkene am Bahnhof. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, sagt uns 3. Mose 19,18. Sagt uns unser Herr.

Christoph Müller

17 | Frisch verliebt

… macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist.