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Wilfried A. Hary (Hrsg.)

STAR GATE – das Original: Die 4. Kompilation

„Die Bände 31 bis 40 der laufenden Serie STAR GATE – das Original – zusammengefasst!“





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original:

 

Die 4.

Kompilation



Wilfried A. Hary (Hrsg.)


Impressum:

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.

ISSN 1860-1855



Diese Fassung basiert auf den Romanen 31 bis 40 der laufenden Serie!



© 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und

Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.



Titelbild: Karl-Heinz R. Friedhoff

Coverhintergrund: Anistasius

Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!



Vorwort


Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser genießen das Heftformat, in dem die Serie in erster Linie erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.

Für diese haben wir nun nach den ersten drei die 4. Kompilation geschaffen, basierend auf den Bänden 31 bis 40 der laufenden Serie!

Die Autoren dieser 4. Kompilation sind (in der Reihenfolge ihrer Verwendung):

Hermann Schladt

Wilfried A. Hary

W. Berner

Miguel de Torres


Die Kompilation beinhaltet die Romane:

31 »Das Erbe der Canorer« Hermann Schladt

32 »Kahlim-Salem« Wilfried A. Hary

33 »Im Auge des Feindes« Wilfried A. Hary

34 »Im Zeichen der Gewalt« Wilfried A. Hary

35 »Kawilas Mission« Wilfried A. Hary

36 »Die rechte Hand des Todes« Wilfried A. Hary

37 »Ausbruch aus der Hölle« Wilfried A. Hary

38 »Die Blockade« W. Berner

39 »Operation LOOKOUT« W. Berner

40 »Zwischenfall auf dem Mond« Miguel de Torres


Viel Freude beim Lesen dieser immerhin wieder ganze 10(!) Bände umfassenden Kompilation!

Euer Wilfried A. Hary (Hrsg.)


1


Aktivierung Stationskontrolle

Ursache: Außerplanmäßiger Transport unbekannter Herkunft.

Empfang: Sechs biologische Einheiten. Rasse unbekannt. Herkunft unbekannt. Entitäten tragen keine ID-Plaketten.

Sofortmaßnahme: Aktiviere Alarmstufe 1. Beinhaltet kurzfristige Betäubung zur Gefahrenvorbeugung.

Weitergehende Maßnahme: Ausgang verschließen. Meldung an planetare Computerkontrolle.

Stationskontrolle wartet!


PLANETARE COMPUTERKONTROLLE

Aktiviere Alarmprogramm.

Dringlichkeitsstufe eins.

Offensichtlicher Störfall bei Transit.

Nicht angekündigter und unautorisierter Empfang von sechs Entitäten. Die Transmitter-Reisenden dürfen nicht zu Schaden kommen. Absolute Sicherheit humanoiden Lebens geht über alles.

Nullzeitprogrammierung Erfolgsbestätigung.

Das ursprünglich angewählte unbekannte Star Gate ist offensichtlich nicht erreichbar. Die Reisenden wurden nach den Gesetzmäßigkeiten des Äthermorphs weitergeleitet und übernommen. Notfallprogramm geht in Wartephase.

Ermittlung Alpha:

Versuche Rasse, Herkunft und Gefährlichkeitspotential der Reisenden zu ermitteln. Erste Schnelluntersuchung ergab keine Übereinstimmung mit einer im Bund von Dhuul-Kyphora bekannten Rasse.

Ermittlung Beta:

Versuche aufgrund der Star-Gate-Norm herauszufinden, wo das Absende-Star-Gate lokalisiert ist

Ermittlung Gamma:

Versuche herauszufinden, aus welchem Grund das ursprünglich angewählte Star Gate nicht erreichbar ist. Erklärungsversuch: Blockade durch Aufständische auf dem Empfangsplaneten. Wiederaufleben des Großen Krieges? Da Absende-Star-Gate messtechnisch nicht ermittelbar, sind von der Stationskontrolle alle Gespräche der Reisenden aufzuzeichnen und nach erfolgter Spracherkennung daraufhin zu analysieren. Dazu müssen die Reisenden aus der Schocknarkose erwachen. Aus Sicherheitsgründen hat aber eine direkte Befragung der Reisenden zu unterbleiben! Beantwortung positiv-neutral-negativ dringend erforderlich. Im Positivfall ist der Bund von Dhuul-Kyphora unverzüglich zu informieren.

Zusammenfassende Anweisung an Stationskontrolle:

Jegliche Manipulation geblockt, bis befriedigende Resultate zu Ermittlungen Alpha bis einschließlich Gamma vorliegen. Die sechs Entitäten wurden zur Vorsicht kurzfristig betäubt. Sobald erkannt wird, dass von ihnen keine unmittelbare Gefahr für die Station ausgeht, ist die Betäubung aufzuheben. Danach Spracherkennung starten, alle Gespräche aufzeichnen und an Computerkontrolle weiterleiten.


PLANETARE COMPUTERKONTROLLE WARTET


Aktivierung Stationskontrolle

Aktion: Scanne sechs biologische Einheiten.

Ergebnis: Keine Bewaffnung erkennbar. Keine aggressiven Aktionen zu erwarten.

Meldung an planetare Computerkontrolle.

Stationskontrolle wartet.


PLANETARE COMPUTERKONTROLLE

Betäubung der sechs Entitäten aufheben: Jetzt. Versuche Rasse und Herkunft zu analysieren. Jegliche Manipulation des Star Gates und das Verlassen der Station sind zu verhindern. Kein Datenzugriff.


PLANETARE COMPUTERKONTROLLE WARTET


Aktivierung Stationskontrolle

Unterste Alarmstufe kann beibehalten werden.

Beobachtungsmodus: Dauer.

Spracherkennung und Sprachanalyse: Ein.

Jeglichen Datenzugriff und Manipulationen verweigern. Ausgang bleibt verschlossen.


Stationskontrolle wartet.


2


Wie aus einem tiefen Schlaf tauchte Allison Winter aus ihrer Bewusstlosigkeit empor. Noch für einige Augenblicke war sie völlig desorientiert, dann kehrten klares Denken und die Erinnerung zurück. Sie erinnerte sich an eine Art Schock, genau in dem Augenblick, als der Transfer stattgefunden hatte, dann waren bei ihr die Lichter ausgegangen. Was war geschehen? Zusammen mit fünf anderen Personen sollte sie via Star Gate von Phönix nach Shan geschickt werden...

Sie sah sich um. Irgendetwas stimmte hier nicht. Außer ihr lagen die anderen fünf offensichtlich noch bewusstlosen Personen in dem pyramidenförmigen Gitterkäfig, der den Transportraum des Star Gates bildete. Und der war noch verschlossen. Es war auszuschließen, dass die gesamte Besatzung einschließlich Begrüßungskomitee des Star Gates von Shan den Kontrollraum und den Raum, in dem sich der Pyramidenkäfig befand, verlassen hatte, ohne sich um die Angekommenen zu kümmern, zumal sie ja angekündigt waren. Hier war ganz offensichtlich etwas schiefgegangen. Dann erkannte sie mit letzter Klarheit, dass sie sich nicht auf Shan befinden konnten. Die Technik, die sie umgab, Kontrollleuchten, Schalter und Hebel, das war zwar die gleiche Technik wie auf Phönix – die Technik der Erbauer des Transmitternetzes eben, die Technik des Bundes von Dhuul-Kyphora, wie ihnen Xybrass, der Außerirdische, erklärt hatte... Aber auf Phönix hatte man zwischenzeitlich die Beschriftungen ausgetauscht, so dass jedermann sie lesen konnte. Auch auf Shan hatte man diese Beschriftungen gegen die dort üblichen Schriftzeichen ausgetauscht; das wusste sie von Ken Randall. Hier aber prangten deutlich sichtbar die kyphorischen Beschriftungen auf den Bedienelementen.

Aber Phönix war das hier auch nicht. Da war eben, vor wenigen Minuten – länger konnte sie nicht bewusstlos gewesen sein, was ihr ein Blick auf ihre Armbanduhr auch bestätigte –, die ganze Mannschaft anwesend gewesen. Wären sie noch auf Phönix, hätte sich längst jemand um sie gekümmert.

Ihr wurde klar, sie mussten auf einem fremden Planeten gestrandet sein. Das war in den letzten Wochen schon mehrfach passiert; offensichtlich hatten die Star-Gate-Wissenschaftler die Technik noch nicht im Griff. Aber wo waren sie gelandet?

Allison Winter erhob sich und sah nach den anderen, die sich noch mit ihr im Star Gate befanden. Direkte Gefahr schien im Moment nicht zu drohen, doch sie blieb wachsam. Ihre Ausbildung zur Survival-Spezialistin, die sie vor einigen Jahren begonnen, dann aber wieder abgebrochen hatte, kam ihr jetzt zugute. Die antrainierten Reflexe waren noch da und machten sich bemerkbar. Wahrscheinlich war sie deshalb auch vor den anderen aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht. Doch die begannen sich jetzt nach und nach zu regen.


*


Die ihr am nächsten liegende Person schien mit dem Erwachen schon am weitesten zu sein, zumindest bewegte sie sich schon recht lebhaft und stöhnte. Allison trat hinzu und erkannte Robert Boyd. Der Mittdreißiger war Linguist und stammte aus Australien. Mehr wusste sie nicht von ihm, denn in den Wochen ihres Zusammenseins auf Phönix hatte es wenig Berührungspunkte bei ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit gegeben. Und in der gemeinsam verbrachten Freizeit hatte sich Boyd als sehr schweigsam und in sich gekehrt gegeben. Gerade, als sich Allison über ihn beugte, öffnete er die Augen.

»Wo bin ich? Was ist geschehen?«

»Irgendetwas muss schiefgelaufen sein beim Sprung nach Shan. Wir sind irgendwo anders gelandet, ich weiß nicht, wo. Akut scheint aber keine Gefahr zu herrschen. Wenn Sie soweit sind und aufstehen können, helfen Sie mir bitte.«

Allison ging zum Nächsten. Als sie sah, wer es war, atmete sie erleichtert auf: Armand Frederic, Biologe wie sie, ein Kollege, mit dem sie die ganze Zeit eng zusammengearbeitet hatte, mit dem sie sich aber auch privat sehr gut verstand. Sie war froh, den sympathischen Franzosen hier zu wissen, jemanden, von dem sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.

Sie tätschelte die Wangen des Franzosen. Seine Augenlieder zuckten; er blickte sie, noch halb weggetreten, an. »Oh Cherie!«, kam es flüsternd über seine Lippen. Dann klärte sich sein Blick und er wurde rot bis über die Ohren. »Oh, entschuldige bitte, Allison«, stotterte er, »ich war wohl noch nicht ganz da.«

»Keine Ursache, Armand.« Allison Winter lächelte, amüsiert über seine Verlegenheit.

»Was war mit mir los?«, fragte Armand Frederic. Er schaute sich um und sah die anderen. »Was war mit uns los?«, verbesserte er sich daraufhin. »Und wo sind wir hier?«

»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Allison. »Als ich aufgewacht bin, gab es hier nur uns sechs. Ich habe keine Ahnung, wo die Stationsbesatzung geblieben ist. Und ich habe auch keine Ahnung, wo wir hier sind, also frag erst gar nicht danach. Ich glaube, wir werden noch einige Nüsse zu knacken haben, bis wir herausbekommen, was passiert ist und wo wir sind.«

»Und wie wir hier wieder wegkommen«, ergänzte Armand Frederic vorausschauend.

»Also lass uns erst einmal nach den anderen sehen.« Allison richtete sich auf. Robert Boyd war inzwischen zu einem weiteren der am Boden Liegenden getreten und half diesem gerade auf. Allison erkannte Sir Archibald Henton.

»Ausgerechnet der«, murmelte Allison leise vor sich hin. Sir Archibald war zweifelsohne ein fähiger Geologe und in Wissenschaftskreisen allseits anerkannt. Er war aber auch eine üble Landplage und ließ überall heraushängen, dass er als Adliger ja etwas Besseres sei und all die »Bürgerlichen« gefälligst nach seiner Pfeife zu tanzen hätten. Als ob adelige Herkunft in dieser Zeit, da fast alle Macht bei den Konzernen lag, noch irgendeine Bedeutung hätte. Da hatten die Bosse von Mechanics, Flibo und Co. das Sagen. Selbst die Bosse von MAFIA mit ihrer eher halbseidenen Herkunft zählten heute mehr als jeder Earl und Duke. Allison graute, als sie sich so richtig bewusst wurde, dass sie in dieser schwierigen Situation, wo sicher alle auf Gedeih und Verderb zusammenhalten mussten, ausgerechnet mit Sir Archibald zusammen war.

»So habe ich einen Star-Gate-Transport aber noch nie erlebt.« Ein weiteres Mitglied der Gruppe war erwacht und richtete sich auf.

»Hey, Speedy!«, sagte Armand Frederic. »Willkommen im Leben!«

Noch ein Problemfall, dachte Allison, die mehr und mehr begann, ihre Situation aus der Sicht einer Survival-Spezialistin zu sehen. Alonso Gonzales, Spitzname »Speedy«, war ein genialer Astrophysiker und Mathematiker. Seinen Spitznamen verdankte der Mexikaner nicht nur seinem Nachnamen, sondern mehr noch seiner Fähigkeit, mathematische Probleme blitzschnell lösen zu können. In Bezug auf seine körperlichen Fähigkeiten sprach der Name Speedy allerdings Hohn: Er war eher langsam, tapsig und sehr ungeschickt. Er pflegte im wahrsten Sinne des Wortes mit seinem Hinterteil umzuwerfen, was er gerade zuvor mit seinen Händen aufgerichtet hatte.

Auf den werden wir auch besonders aufpassen müssen.


*


Allison sah, dass Armand Frederic Speedy und Sir Archibald die Situation, in der sie sich befanden, zu erklären versuchte, so gut es im Moment eben ging. Also wandte sie sich der letzten Person zu, die noch nicht wieder zu sich gekommen war. Es war Karl Imanuel Speerbergen, der da vor ihr lag. Der Informatiker war nicht mehr der Jüngste, älter noch als Sir Archibald. Er musste wohl schon auf die sechzig zugehen. Und offensichtlich ging es ihm nicht gut. Er lag völlig regungslos da, totenblass sein Gesicht. Allison erschrak. War Speerbergen etwa tot? Als sie sich zu ihm hinunterbeugte, stellte sie fest, dass er atmete. Ganz flach zwar, aber er lebte. Sie hob ein Augenlid an. Von seinem Auge war nur das Weiße zu sehen.

»Leute«, sagte sie zu den anderen gewandt, »ich glaube, wir haben ein Problem. KI geht es nicht gut.«

Die anderen kamen herbei. Sir Archibald drängte Speedy und Boyd beiseite und kniete sich neben Allison.

»Sicher ein Schwächeanfall. Oder ein Herzinfarkt. Wir müssen sofort Von-Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden. Lassen Sie mich mal zu ihm.«

»Sie nicht, Sir Archibald!«, fuhr Allison den Engländer an. »Als Geologe können Sie hier am wenigsten weiterhelfen. Ich glaube, Armand, du bist da als Biologe am geeignetsten. Einen Arzt haben wir ja nicht hier.«

Armand Frederic kam herbei und schob Sir Archibald, der offensichtlich nicht freiwillig weichen wollte, zur Seite. »Als Biologe verstehe ich auch nicht viel von Humanmedizin, aber ich habe immerhin ein wenig Ahnung von Erster Hilfe. Lass mal sehen.«

Er wies Boyd an, die Beine des Informatikers hochzunehmen. Dann fühlte er seinen Puls. »Schwach, aber gleichmäßig«, brummte er. »Ich glaube, das wird schon wieder.«

Und tatsächlich kehrte langsam etwas Farbe in Speerbergens Gesicht zurück. Dann begann er sich zu regen, seine Augenlider flatterten. Schließlich vertiefte sich sein Atem sichtbar, und er schlug die Augen auf und versuchte sich aufzurichten.

»Mein Herz«, stöhnte er. »Habe ich einen Herzanfall erlitten? Ich weiß, dass ich ein schwaches Herz habe. Hat wohl verrücktgespielt bei der Transition. Sind wir gut auf Shan angekommen? Habt ihr schon einen Arzt gerufen?« Erschöpft sank er wieder zurück.

»Es wird alles gut werden«, beruhigte Armand Frederic den älteren Mann. »Es war wohl nur ein Schwächeanfall, Ihnen geht es gleich wieder besser.« Dass sie nicht auf Phönix angekommen waren, verschwieg er dem Erschöpften wohlweislich.


*


Zwei Stunden später hatte sich Karl Imanuel Speerbergen so weit erholt, dass er aufstehen konnte. Allison bat Robert Boyd, sich weiter um den noch Geschwächten zu kümmern.

»Armand«, sagte sie zu dem Franzosen, »komm, wir schauen uns jetzt einmal hier um. Die anderen rühren sich erst aus dem Star-Gate-Käfig, wenn wir grünes Licht geben.«

Sir Archibald erhob Protest: »Was befähigt eigentlich Sie, liebe Allison, hier das Kommando zu übernehmen? Ich glaube, es steht doch viel eher mir zu, diese Gruppe anzuführen!«, meinte er hochnäsig.

»Was mich befähigt, Sir Archibald?«, antwortete die Angesprochene. »Nun, ich glaube, meine Ausbildung zur Survival-Spezialistin befähigt mich in dieser Situation vor jedem anderen zu sagen, wo es lang geht. Niemand von uns weiß, wo wir hier sind, welche Gefahren uns hier drohen oder wie wir hier wegkommen. Ich glaube, ihr alle könnt froh sein, dass ihr jemanden habt, der weiß, wie man mit solch einer Situation umgeht. Darüber hinaus stelle ich keine Führungsansprüche, das überlasse ich gern anderen, mein Lieber.«

»Sie sind Survival-Spezialistin? Bisher wusste ich aber nur, dass Sie Xenobiologin sind. Welch wundersame Verwandlung!«, höhnte der Earl of Wilksworth.

Armand Frederic schaltete sich ein: »Sie hat nie behauptet, Survival-Spezialistin zu sein. Sie hat lediglich gesagt, sie hätte eine Ausbildung zur Survival-Spezialistin. Und das kann ich bestätigen. Zufällig weiß ich, dass Allison nach ihrem Studium zwei Jahre lang eine solche Ausbildung absolviert hat. Erst danach hat sie angefangen, als Xenobiologin zu arbeiten. Und genau deshalb bin auch ich der Ansicht, dass sie uns am besten sagen kann, wie wir uns hier zu verhalten haben. Ich bin für Allison Winter!«

Die anderen nickten zustimmend, aber Sir Archibald gab sich noch nicht geschlagen. »Nun gut, ich gebe zu, dass sie wohl einige Fähigkeiten haben könnte, die uns hier nützlich sind. Ich werde auch gern auf ihre Ratschläge zurückgreifen, aber Entscheidungen werde ich fällen.«

»Wenn Sie auf diesem Standpunkt beharren, lieber Sir Archibald«, meldete sich da Karl Imanuel Speerbergen ganz leise, »werden Sie ein Herrscher ohne Volk sein. Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns nach Allison richten werden und nicht nach Ihnen. Sie haben nichts, was uns hier helfen könnte. Ihre Herkunft zählt hier nicht.«

»Niemand kann von mir erwarten, dass ich von dieser ... dieser Person Befehle entgegennehme!«, giftete der adelige Geologe zurück. »Bedenken Sie meine Herkunft. Ich kann mich doch nicht einer Bürgerlichen unterordnen!«

»Dann werden Sie hier sehr einsam sein«, warf Alonso Gonzales lakonisch ein. Alle wandten sich von Sir Archibald ab.

Damit war die Diskussion beendet.


*


Allison Winter verließ mit Armand Frederic den Gitterkäfig des Star Gates. »Welch eine bescheuerte Diskussion um den Führungsanspruch«, meinte sie. »Als wolle ich hier die Herrscherin spielen. Ich bin durchaus der Meinung, wir sollten alles, was möglich ist, demokratisch entscheiden. Nur wenn Gefahr droht, kann man nicht vorher abstimmen, dann muss einer schnell entscheiden, was zu tun ist.«

»Und dafür bist du von uns allen eben am besten geeignet, das wissen wir doch alle«, stimmte Frederic ihr bei. »Nur Sir Archibald nicht, aber der meint ja immer, als Earl of Wilksworth müsse er der Boss sein.«

»Ach, vergiss ihn. Momentan sehe ich sowieso nicht, wie er uns hier als Geologe nützlich sein könnte. Soll er sich doch in seinen Schmollwinkel setzen. Wenn´s hart auf hart kommt, wird er schon von selbst zur Vernunft kommen und mitziehen.« Allison wirkte nachdenklich. »Viel wichtiger ist, dass es KI wieder besser geht. Er ist viel wichtiger für uns.«

»Dieser Meinung bin ich auch«, pflichtete ihr der Franzose bei. »Wenn uns einer hier wieder wegbringen kann, dann KI, der ist doch mit Computern verheiratet! Nur er dürfte in der Lage sein, uns nach Shan oder zurück nach Phönix zu bringen.«

Sie sahen sich gründlich im Transmitterraum um. Die Anzeigetafeln und Konsolen lagen blitzsauber, aber tot, vor ihnen. Kein Bildschirm zeigte eine Anzeige, kein Licht glomm, nicht das leiseste Summen war zu hören, das darauf hindeutete, dass hier irgendein Gerät arbeitete – nichts.

Die Verbindungstür, die ins Innere der Station führte, ließ sich nicht öffnen. Momentan waren sie im Star-Gate-Raum gefangen.

»Wenn wir hier nicht rauskommen oder nicht bald eine Möglichkeit finden, das Star Gate zu aktivieren, werden wir verdursten«, sagte Armand Frederic mit gedämpfter Stimme.

»Nun gut«, erwiderte Allison so laut, dass auch die anderen Gestrandeten im Gitterkäfig sie hören konnten, »wir kommen hier nicht heraus. Ob etwas hier hereinkommen kann, wissen wir nicht. Wir müssen mit allem, was wir tun, sehr vorsichtig sein und dürfen in unserer Wachsamkeit keinen Augenblick nachlassen.«

Sie gingen zurück in den Gitterkäfig, wo Speerbergen, Gonzales und Boyd, die zusammensaßen, ihnen erwartungsvoll entgegenblickten. Sir Archibald hielt sich betont abseits.

»Können Sie uns hier herausbringen, KI?«, fragte Allison den Informatiker.

Der nickte bedächtig: »Wenn ich den Computer aktivieren kann, dürfte das kein Problem sein. Ich habe die Codes sowohl von Shan wie auch von Phönix im Kopf. Und mit der fremden Technologie habe ich mich auf Phönix auch schon ganz gut vertraut gemacht. So gut das mit so etwas Fremdem und Neuem überhaupt geht. Ich werde sofort anfangen. Gonzales, könnten Sie mir bitte behilflich sein?«

»Sind Sie denn schon wieder soweit?«, fragte Allison besorgt.

»Es geht mir wieder recht gut. Und je schneller wir von hier wegkommen, desto besser. Ich glaube, wenn wir auf Phönix sind, sollte ich einmal zum Arzt gehen.«

Die beiden Wissenschaftler verließen den Gitterkäfig und traten an die Computerkonsolen. Speerbergen sah eine Weile darauf. Dann begann er auf der Eingabetastatur herumzutippen.


*


Allison Winter, Armand Frederic, Robert Boyd und, etwas abseits von ihnen, Sir Archibald Henton saßen untätig und schweigsam im Gitterkäfig des unbekannten Star Gates. Ab und an warf einer einen Blick auf Speerbergen und Gonzales, die sich bisher ohne erkennbares Ergebnis am Terminal der Station zu schaffen machten. Meist aber blickten die vier Wissenschaftler ins Leere und hingen ihren mehr oder weniger trüben Gedanken nach. Robert Boyd brach als Erster das Schweigen.

»Sie werden es nicht hinkriegen«, murmelte er.

»Was nicht hinkriegen?« Allison sah auf.

»Den verdammten Computer. Wir werden hier nicht wieder wegkommen.«

»Warum sollten sie nicht mit dem Computer klarkommen?«, mischte sich Frederic ein. »Schließlich ist KI Spezialist für die Dinger; einer der Besten, die es auf der Erde gibt. Er hat sich auf Phönix ausführlich mit der Computertechnologie der Außerirdischen befasst. Und wenn einer sie verstanden hat, dann er. Ich glaube, dass KI unsere Rückfahrkarte nach Hause ist. Meinen sie nicht auch, Henton?«

Der Angesprochene fuhr auf: »Nennen Sie mich gefälligst nicht so! Für Sie bin ich immer noch Sir Archibald. Ich muss doch sehr bitten! Und was Ihre Frage betrifft: Woher soll ich das wissen? Ich kenne mich mit dem Computerkram nicht aus. Ich weiß nur, dass ich auf jeden Fall bald hier weg muss, sonst verpasse ich noch den jährlichen Ball im House of the Lords, das wäre eine Katastrophe.«

»Ihre Sorgen möchte ich haben«, brummte Boyd.

Diese Bemerkung war Wasser auf Sir Archibalds Mühlen. »Sie können doch gar nicht beurteilen, was das bedeutet! Noch nie hat ein Earl of Wilksworth bei einem solchen gesellschaftlichen Ereignis gefehlt! Unser Ansehen würde in der ganzen englischen, ja, europäischen Aristokratie beschädigt werden! Mein Vater – Gott hab in selig – hat sich todkrank aus der Klinik geschlichen, um an diesem Ball teilnehmen zu können!«

»Und was hat ihm das gebracht?«, wollte Armand wissen.

»Ihm nichts. Aber seither bin ich der Earl of Wilksworth«, meinte der Engländer ungerührt.

»Ach, hört doch auf zu streiten!«, meinte Boyd. »Das hat doch jetzt alles keinen Sinn! Wir müssen zusehen, wie wir hier wegkommen. Und es macht mich krank, dass wir dabei von einem Computer abhängig sind.«

»Sie scheinen wohl ein Problem mit Computern zu haben. Los, erzählen Sie mal«, grinste Allison.

»Kann durchaus sein«, bestätigte Boyd. »Aber darüber rede ich nicht.«

»Könnt ihr mal mit euerm Gequatsche aufhören?«, rief in diesem Moment Gonzales von draußen. »Wir haben hier ein Problem!«

»Sehen Sie, sehen Sie! Ich sage doch, scheiß Computer«, sah sich Boyd in seiner Meinung bestätigt.

Allison verließ den Gitterkäfig und trat zu Speerbergen. »Was ist los, KI?«, fragte sie.

»Nichts ist hier los, und genau das ist unser Problem. Der Computer ist aktiviert, das kann ich erkennen. Aber er verweigert mir jeden Zugriff, da kann ich machen, was ich will.«

»Was schlagen Sie vor?«

»Richten wir uns auf einen etwas längeren Aufenthalt ein. Während Gonzales und ich weiter versuchen, den Computer in Gang zu bekommen, sollten Sie mit den anderen in Erfahrung bringen, wo wir hier überhaupt gelandet sind, ob es hier Bewohner gibt, schlicht: ob wir hier gegebenenfalls einige Zeit leben und überleben können. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls sagen, wie lange unser Hiersein dauern wird.« Speerbergen wirkte bekümmert. »Ich kann noch nicht einmal sagen, ob wir hier je wieder wegkommen.«

Allison dachte kurz nach. »Also gut«, meinte sie dann energisch, »kommt beide mit, halten wir Kriegsrat.«


3


Aktivierung Stationskontrolle

Beobachtungsmodus: Ergebnis!

Unbekannte Individuen versuchen Aktivierung Star Gate.

Entschluss: Zugriffsverweigerung besteht fort, da Anweisung höherer Priorität vorliegt.

Spracherkennung und Sprachanalyse: Ergebnis!

Sprachmuster konnten analysiert werden. Wörterbuch wird angelegt. Grammatikregeln erkannt und gespeichert. Sprachverständigung in Kürze möglich.

Entschluss: Abwarten.


*


Die Mitteilung Allisons, dass sie hier für unbestimmte Zeit festsaßen, hatte Erregung und Aufruhr unter den anderen Mitgliedern des Teams hervorgerufen. Auch die – durchaus ernst gemeinte – Äußerung von Sir Archibald, »unter meiner Führung wäre das nicht passiert«, konnte niemanden erheitern und weckte eher zusätzlichen Unwillen. Dann waren alle sechs in ein dumpfes Brüten versunken.

Allison rüttelte sie auf: »Los Leute, es nützt nichts, Trübsal zu blasen! KI hat vorgeschlagen, dass er mit Gonzales weiter versuchen sollte, den Computer zum Arbeiten zu bewegen, während wir anderen auf Erkundungstour gehen. Alle einverstanden?«

Bis auf den Earl nickten alle zustimmend.

»Lasst uns erst einmal eine Bestandsaufnahme machen«, schlug Robert Boyd vor. »Jeder von uns hat doch Gepäck dabei. Wir sollten prüfen, was hier für uns nützlich sein könnte.«

»Robert hat recht«, stimmte Allison zu. »Also sieht jeder sein Gepäck durch, was Brauchbares dabei ist – Lebensmittel, Getränke, vor allem aber auch Waffen. Und alles, was wir bei der Erkundung eines fremden Planeten gebrauchen können.«

»Mein Gepäck geht niemanden etwas an«, meinte Sir Archibald patzig.

Allison platzte der Kragen »Entweder Sie sortieren jetzt ihr Gepäck wie alle anderen und tragen zusammen, was unserer Gruppe nützlich sein kann, oder ich schlage Sie nieder und wir sehen dann gemeinsam nach, was Sie bei sich tragen«, schrie sie den Engländer an, der sichtlich in sich zusammensackte und dann kleinlaut zu seinem Koffer schlich und diesen öffnete.

Eine ganze Weile war nichts zu hören außer dem Wühlen in den Gepäckstücken. Dann kamen sie nach und nach wieder in der Mitte des Gitterkäfigs zusammen, alle außer Sir Archibald einige Dinge in den Händen tragend.

Die Ausbeute ihrer Untersuchungen war nicht sehr vielversprechend. Vor allem mit Lebensmitteln sah es schlecht aus. Armand Frederic hatte ein paar kleine Spezialitäten aus Phönix dabei, Speerbergen eine Flasche Wasser im Gepäck, das war alles.

Auch ihre Bewaffnung stellte sich als nicht besonders schlagkräftig heraus. Allison trug einen Schocker bei sich und Robert Boyd überraschte mit einem Samuraischwert. Eine Übungswaffe, wie er erklärte, aber dafür war die Klinge erstaunlich scharf. Armand Frederic war noch im Besitz eines der legendären Schweizer Taschenmesser, wohl mehr als Multifunktionswerkzeug denn als Waffe brauchbar.

Das war alles. Jeder Einzelne hatte noch einige Dinge aus seinem Spezialgebiet dabei. Die konnten ihnen sicherlich bei einer Erkundung ihrer Umwelt noch von Nutzen sein; ihr kurzfristiges Überleben konnten sie damit aber nicht sichern.

Eines war klar geworden: Sie mussten hier heraus, denn andernfalls würden sie unweigerlich verdursten und verhungern.

»Jetzt wissen wir, woran wir sind«, meinte Allison. »Also, KI und Sie, Gonzales, gehen Sie ans Werk, Sehen Sie zu, ob sie den Computer nicht doch noch überreden können, uns hier wegzubringen.«

Sie steckte ihren Schocker in den Gürtel und nahm das Samuraischwert auf. »Können sie damit auch umgehen, Boyd?«, fragte sie. Der nickte. Sie hielt ihm die Waffe hin. »Dann kommen Sie, wir suchen einen Ausgang. Armand, sieh zu, dass du uns aus deinen Delikatessen einen kleinen Imbiss zauberst. Und gib dir Mühe; es könnte unser letzter sein.« Sir Archibald ignorierte sie.


*


Allison verließ zusammen mit Boyd den Gitterkäfig und sie begannen, einen Ausgang aus dem Star-Gate-Raum zu suchen. Eine Wand des quadratischen Raumes, in dessen Mitte die pyramidenförmige Gitterstruktur des eigentlichen Star Gates stand, wurde völlig von Konsolen und Anzeigen des Stationscomputers eingenommen. Hier befand sich mit Sicherheit keine Tür. Die anderen drei Wände schienen fugenlos, ganz anders, als sie das von Phönix kannten, wo der Ausgang aus dem dortigen Star Gate ohne Probleme erkennbar war. Akribisch begannen sie, diese Wände abzusuchen.

Es war Boyd, der nach einer Weile die hauchdünnen Fugen entdeckte, hinter denen sich eine Tür zu verbergen schien. Aber wie diese Tür öffnen? Sie zogen Speerbergen zurate. Der besah sich die Sache genau.

»Hier muss irgendwo ein Touchpad verborgen sein«, meinte er. »So etwas kenne ich von Phönix. Sie reagieren auf Körperwärme, werden erst sichtbar, wenn man mit der Hand darüberfährt. Hier etwa müsste es sein.«

Er ließ seine flache Hand ungefähr einen Zentimeter über der Wand schweben und fuhr auf der rechten Türseite in Kopfhöhe hin und her. Plötzlich erschien wie aus dem Nichts eine Schaltfläche auf der Wand.

»Sehen Sie, ich hatte recht! Und dies hier müsste der Knopf zum Öffnen sein.« Er zeigte auf einen kleinen blauen Kreis auf der Schaltfläche und legte seinen Zeigefinger darauf. Nichts geschah. Er versuchte es noch einmal.

»Zugriff gesperrt!«

Plötzlich war eine Stimme im Raum. Alle zuckten zusammen und sahen sich um, woher diese Stimme wohl kommen mochte. Allison und Boyd griffen nach ihren Waffen. Nur der Informatiker blieb gelassen.

»Wer spricht?«, fragte er.

»Stationskontrolle Canos.«

»Wer ist das, KI?«, fragte Allison.

»Der Stationscomputer«, antwortete Speerbergen. »Der Sprachmodus ist aktiviert worden.«

»Und wieso spricht der Englisch? Vor uns war doch wohl noch nie ein Mensch hier.«

»Spracherkennung und Sprachanalyse, darin sind die Kyphorer ganz groß. Wahrscheinlich meldet sich der Computer deshalb erst jetzt. Es braucht immer einige Zeit, bis das Translatorprogramm über genug Daten verfügt. Geht aber wesentlich schneller als bei unseren eigenen Translatoren.«

Speerbergen hob die Stimme und sprach wieder in den Raum: »Computer, warum wird der Zugriff verweigert?«

»Alle Manipulationen geblockt gemäß Anweisung höherer Priorität«, antwortete die körperlose Stimme.

»Von wem stammt diese Anweisung?«

»Anweisung zentrale Computerkontrolle.«

»Warum wurde diese Anweisung gegeben?«

»Ungeklärter unberechtigter Zugriff.«

»Wie kann diese Anweisung aufgehoben werden?«

»Resultate der Ermittlungen Alpha bis Gamma müssen vorliegen.«

»Was sind die Ermittlungen Alpha bis Gamma?«

»Auskunft gemäß Anweisung höherer Priorität verweigert.«

»Wann werden die Resultate der Ermittlungen Alpha bis Gamma vorliegen?«

»Keine Aussage möglich.«

»Was bedeutet dieses Kauderwelsch?«, fragte Sir Archibald, der hinzugetreten war.

»Nun, ich interpretiere das so«, antwortete der Informatiker. »Das kyphorische Computernetz, das wohl alle Star Gates verbindet, hat einen Konflikt festgestellt, ausgelöst durch unsere Transition. Wohl genau der Fehler, den wir uns auch nicht erklären können. Bis zur Klärung des Vorfalls ist diese Station für jeden Zugriff gesperrt.«

»Und wie lange kann diese Sperre dauern?«

»Schwer zu sagen. Der Computer weiß es offensichtlich auch nicht. Fakt ist, wir kamen von einem Star Gate, dessen Norm von Xybrass so manipuliert wurde, dass es von den Kyphorern nicht mehr erkannt werden kann. Und wir wollten zu einem Star Gate, das von den Kyphorern vor langer Zeit gesperrt wurde, falls sie ein Empfangs-Star-Gate überhaupt anmessen können. Eine schwere Nuss für die Computerkontrolle. Vielleicht wird es nie zu Resultaten kommen.«

»Das würde ja heißen ...«, setzte Gonzales an.

»Ja, genau das würde heißen – wir sind für immer hier gefangen!«, setzte Sir Archibald den angefangenen Satz fort.

»Nicht unbedingt«, meinte Speerbergen. »Sicherlich kann der Computer ein Star Gate nicht auf ewige Zeiten gesperrt halten, nur weil einige Probleme nicht zu lösen sind. Aber dauern kann das schon.«

»Lassen Sie mich mal versuchen«, sagte Sir Archibald und sprach dann den Computer an.

»Computer, hier spricht Sir Archibald Henton, Earl of Wilksworth. Ich befehle dir, alle Zugangssperren für uns aufzuheben.«

»Sie haben keine Berechtigung, Anweisungen höherer Priorität aufzuheben.«

»Was soll das heißen, keine Berechtigung? Ich sagte doch, ich bin der Earl of Wilksworth! Als solcher habe ich alle Berechtigungen!«

»Zugangscode Earl of Wilksworth unbekannt. Sie haben keine Berechtigung.«

»Ach, lassen Sie es doch, Sir Archibald. Mit ihrem Earl of Wilksworth können Sie den Computer nicht beeindrucken.« Boyd zog den Engländer zur Seite und wandte sich nun seinerseits an den Computer: »Computer, ich habe eine Frage.«

»Stellen Sie ihre Frage«, antwortete der Computer und klang dabei fast menschlich.

»Ist die Vernichtung unserer Existenz in der Anweisung, uns jeden Zugriff zu verbieten, enthalten?«

»Ich kann Ihre Frage nicht verstehen. Zusammenhang zwischen Zugriffsverweigerung und Existenzvernichtung ist nicht erkennbar.«

»Nun, der Zusammenhang ist doch ganz einfach: Durch die Zugriffsblockade werden wir in diesem Raum festgehalten. In diesem Raum gibt es aber keinerlei Nahrung für uns. Ohne die Möglichkeit der Nahrungsaufnahme, insbesondere ohne die Aufnahme von Flüssigkeit, wird unsere Existenz in absehbarer Zeit enden. Oder hast du die Möglichkeit, Essen und Trinken für uns zu beschaffen?«

»Möglichkeit Nahrungsbeschaffung negativ. Erkenne Problemstellung. Entscheidung muss durch übergeordnete Instanz überprüft werden. Bitte warten.«

Auf weitere Fragen reagierte der Stationscomputer nicht mehr.