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Über dieses Buch:

Liebe ist das größte aller Gefühle – aber was ist Verzeihen? Ein Kurzurlaub in der Toskana: malerische Landschaften, das prachtvolle Florenz, der Charme von Siena – eigentlich ein absoluter Traum! Für Andreas ist es das genaue Gegenteil, denn er unternimmt die Reise nicht allein, sondern mit B … und diese Frau ist der letzte Mensch, mit dem er Zeit verbringen möchte. Sie ist zu laut, zu blond, zu unkultiviert. Und außerdem ist B die Witwe von Lion, Andreas‘ großer Liebe …

Eine eindringliche Novelle über Tod und Trauer, Wut und Weiterleben – meisterhaft erzählt von Tanja Kinkel, einer der erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart.

Über die Autorin:

Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, studierte in München Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft und promovierte über Aspekte von Feuchtwangers Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. 1992 gründete sie die Kinderhilfsorganisation Brot und Bücher e.V, um sich so aktiv für eine humanere Welt einzusetzen (mehr Informationen finden Sie auf der Website: www.brotundbuecher.de). Tanja Kinkels Romane wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und spannen den Bogen von der Gründung Roms bis zum Amerika des 21. Jahrhunderts.

Bei dotbooks veröffentlichte Tanja Kinkel ihre großen Romane »Die Söhne der Wölfin«, »Im Schatten von La Rochelle« und »Unter dem Zwillingsstern« sowie die Novellen »Ein freier Mann«, »Der Meister aus Caravaggio« und »Feueratem«. Weitere Titel sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.tanja-kinkel.de

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Originalausgabe April 2013

Diese Novelle beruht auf Tanja Kinkels Kurzgeschichte »Schatten in der Toskana«, erschienen 2004 in der Anthologie »Sommer am Meer und anderswo«, herausgegeben von Iris Grädler, und wurde für die vorliegende Ausgabe überarbeitet und erweitert.

Copyright © dieser Originalausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von iStockphoto.de/Giorgio Magini

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95520-185-2

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Tanja Kinkel

Reise für Zwei

Novelle

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Kapitel 1

Die Reise war eine schlechte Idee. Andreas wusste es von Anfang an. Aber wie für die meisten schlechten Ideen in seinem Leben gab es einen Zeitpunkt, an dem sie unvermeidlich erschien.

Er und B hatten nichts gemeinsam, nichts, außer Lion. Mit der schwangeren Witwe seiner großen Liebe durch die Toskana zu reisen, war das ideale Rezept, um sich gegenseitig unglücklich zu machen. Das hätte er auch einfacher haben können. Aber Lion hatte es sich gewünscht, hatte ihnen beiden eine letzte, unwiderstehliche Szene hingelegt, und durch die Assistentin seines Notars sogar die Hotels buchen und zahlen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits nicht mehr im Krankenhaus gelegen; die Ärzte waren offen über seine Lebenserwartung gewesen, und Lion finanzkräftig genug, um sich Pfleger in seinem Haus leisten zu können.

Lion, der früher durch sein Charisma und seine Lebhaftigkeit immer jede Umgebung dominiert hatte, nun abgemagert, vollgepumpt mit Medikamenten und mit zunehmenden Bewusstseinsaussetzern zu erleben, war entsetzlich gewesen. Wieder und wieder hatte er den Faden verloren, hatte angesetzt zu einer leidenschaftlichen Bitte, nur um mitten im Satz abzubrechen, während ihm Speichel aus den Mundwinkeln lief, bis der Pfleger oder B es bemerkten und ihm erneut das Gesicht abtupften, während Lions Blick ins Leere glitt. Am Ende wäre Andreas bereit gewesen, zu schlichtweg allem ja zu sagen, nur um Lion nicht noch weiter um jedes Wort kämpfen zu lassen.

Das Schlimmste, das Allerschlimmste daran war jedoch dies: Lion hatte Übung in Sterbeszenen. In glücklicheren Tagen hatte Andreas ihm selbst dabei geholfen, einen dramatischen Tod einzustudieren. Hatte Lion die Stichworte geliefert, hatte ihn zu Besuchen in Kliniken begleitet, wo Lion stundenlang neben Schwerkranken saß, um sich deren Bewegungsabläufe, Tonfall und Mimik einzuprägen. Es hatte ihn belastet, aber er hatte es getan, und Andreas hatte damals mehr als einmal gefragt, ob es nicht übertrieben viel Aufwand für eine letztendlich gar nicht so große Rolle sei, die noch nicht einmal gut bezahlt wurde.

»Das ist meine Chance, Mann«, hatte Lion entgegnet. »Außerdem gibt es keine kleinen Rollen, wenn du den Leuten das Herz brechen kannst. Wenn du sie da erwischen willst, woʼs wirklich weh tut.«

Andreas hatte nicht daran gedacht, als er sich im gleichen Raum mit Lion, B und dem Pfleger befand, den röchelnden Atem hörte und überwältigt wurde von der alten Liebe, dem alten Groll und der Gewissheit, dass es bald keine Möglichkeit mehr geben würde, sich mit dem Mann auszusöhnen, der für ihn einmal die Welt gewesen war. Aber später, später in seinen eigenen vier Wänden, als die ersten Nachrufe über das Internet, Zeitungen und Fernsehen verbreitet wurden und die Höhepunkte von Lions Karriere zeigten, später, als er Lion noch einmal auf dem Bildschirm sterben sah, in einer Jahre zurückliegenden Produktion, die selbst der Moderatorin nun Tränen entlockte – da hatte eine bittere Stimme in seinem Inneren gefragt, ob er sich ein weiteres Mal von Lion hatte manipulieren lassen.

Andreas hatte versucht, seinen Zweifel zum Schweigen zu bringen. Lion ist tot. Das war real, die unwiderrufliche, nicht mehr abzumildernde Wahrheit, und er hatte wirklich im Sterben gelegen, als er darum gebeten hatte, Andreas noch einmal zu sehen, nach über einem Jahr Schweigen zwischen ihnen. Lion mochte nicht der Mann gewesen sein, für den Andreas ihn einmal in blinder Verliebtheit gehalten hatte, aber er war ein Mensch, keine Maschine, und niemand, der sich dem Tod nahe fühlte, würde in so einer Lage noch komplizierte Pläne schmieden.

Wenn du sie da erwischen willst, woʼs wirklich weh tut,