image

Über den Autor

Robert Falcon Scott (1868-1912) unternimmt als britischer Marineoffizier zwei Expeditionen zum Südpol. Die erste scheitert an der mangelhaften Vorbereitung auf das Überleben unter antarktischen Bedingungen und muss vorzeitig abgebrochen werden. Bei der zweiten erreicht er zwar den Südpol, kehrt aber nicht lebend nach England zurück. Erst acht Monate nach seinem Tod wird Scotts Leiche gefunden — zusammen mit seinem Tagebuch, einem wissenschaftlichen und menschlichen Zeugnis von Rang, mit dem er auf tragische Weise in die Geschichte eingeht.

Zum Buch

„Wären wir am Leben geblieben, ich hätte eine Geschichte erzählen müssen von Kühnheit, Ausdauer und vom Mut meiner Gefährten, die das Herz jedes Briten gerührt hätte.“ R.F. Scott

Als der britische Marineoffizier und Polarforscher Robert Falcon Scott am 1. Juni 1910 von London zu seiner Südpolexpedition aufbricht, ahnt er nicht, dass es seine letzte Reise sein wird. Zwar erreichen er und seine Kameraden den Südpol, allerdings erst 35 Tage nach ihrem norwegischen Konkurrenten, dem Polarforscher Roald Amundsen. Noch heute geht uns das Ausmaß an Enttäuschung nahe, das aus den Zeilen spricht, die der Brite seinem Tagebuch an jenem schicksalhaften 16. Januar 1912 anvertraut. Dieses Tagebuch ist nicht allein ein wissenschaftliches Forschungsdokument. Es hat auch einen ästhetischen Wert, denn es zeichnet in eindringlicher Weise die Autobiographie eines Mannes nach, der mit großem Mut und Willenskraft einem tragischen Schicksal trotzt.

ALTE ABENTEUERLICHE REISEBERICHTE

image

Robert Falcon Scott

Letzte Fahrt

Kapitän Scotts Tagebuch
Tragödie am Südpol

Herausgegeben von Ernst Bartsch

Mit 18 Abbildungen und einer Karte

image

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012

ISBN: 978-3-8438-0016-7

www.marixverlag.de

Inhalt

Teilnehmer an Scotts Südpolarexpedition 1910–1912

Offiziere

Wissenschaftlicher Stab

Mannschaft

Scotts Tagebuch

Unheilvolle Ausfahrt

Im Packeis gefangen

Auf der Suche nach einem Winterquartier

Die Landung an Kap Evans

Einzug ins Winterquartier

Abschied von der »Terra Nova«

Erster Vorstoß nach Süden: Das Ein-Tonnen-Depot

Mit den Hunden in einer Eisspalte

Eine furchtbare Nacht

Einstweilen in Sicherheit

Das Leben auf der Hüttenspitze

Zurück über das Eis nach Kap Evans

Zum Entsatz nach der Hüttenspitze

Stille Winterarbeit

Eine moderne Polarstation

Universitas Antarctica

Mittwinterfest

Abenteuer bei Kap Evans

Erfahrungen und Vorbereitungen

Rückkehr der Sonne

Fertige Reisepläne

Ein Ausflug nach dem Ferrargletscher

Unglückswochen

Die ersten Automobile auf der Eisbarriere

Aufbruch zum Südpol

Motordefekte

Hoffnungen und Befürchtungen

Auflösung der Motorabteilung

Zusammenbruch der Ponys

Ein verhängnisvoller Aufenthalt

Auf dem Beardmoregletscher

Der Marsch über die Höhe

Rückkehr der zweiten Abteilung

Geradewegs zum Pol

Am Ziel – Eine niederschmetternde Enttäuschung

Rückkehr vom Pol

Glücklich zum Rande des Polplateaus

Der Tod im Lager

Die letzten Märsche

Ein Heldenopfer

Das Ende

Abschiedsbriefe

Botschaft an die Öffentlichkeit

Nachwort

Teilnehmer an Scotts
Südpolarexpedition 1910–1912

Offiziere

Robert Falcon Scott Kapitän, C. V. O., Royal Navy

Edward R. G. R. Evans Kapitän (während der Expedition: Leutnant),

R. N. Victor L. A. Campbell Leutnant, R. N.

Henry R. Bowers Leutnant, R. I. M.

Lawrence E. G. Oates Rittmeister, 6. Inniskilling-Dragoner

G. Murray Levick Arzt, R. N.

Edward L. Atkinson Arzt, R. N., Parasitologe

Wissenschaftlicher Stab

Edward Adrian Wilson B. A., M. B., Chef des Wissenschaftlichen Stabes, Zoologe

George C. Simpson D. Sc., Meteorologe

T. Griffith Taylor B. A., B. Sc., B. E., Geologe

Edward W. Nelson Biologe

Frank Debenham B. A., B. Sc., Geologe

Charles S. Wright B. A., Physiker

Raymond E. Priestley Geologe

Herbert G. Ponting F. R. G. S., Fotograf

Cecil H. Meares Führer der Hundeabteilung

Bernard C. Day Ingenieur

Apsley Cherry-Garrard B. A., Zoologe

Tryggve Gran Unterleutnant der Norweg. Flotte, B. A.

Mannschaft

W. Lashly Oberheizer, R. N.

W. W. Archer Obersteward, früher R. N.

Thomas Clissold Koch, früher R. N.

Edgar Evans

Robert Forde

Thomas Crean

Thomas S. Williamson

Patrick Keohane

George P. Abbott

Frank V. Browning Deckoffiziere, R. N.

Harry Dickason Matrose, R. N.

F. J. Hooper Steward, früher R. N.

Anton Omelchenko Pferdebursche

Dimitri Gerof Hundetreiber

Scotts Tagebuch

Unheilvolle Ausfahrt

Die »Terra Nova« hatte am 1. Juni 1910 mit meiner Expedition an Bord London verlassen, und ich folgte ihr am 16. Juli nach Neuseeland. Als das Schiff in Lyttelton, dem Hafen der Stadt Christchurch auf der Südinsel von Neuseeland, anlangte, zeigte es ein Leck und musste auf drei Wochen ins Dock.

Wir hatten unsere Abfahrt für Sonnabend, den 26. November, nachmittags 3 Uhr angekündigt, und drei Minuten vor dieser Zeit legte die »Terra Nova« vom Hafendamm ab. Eine große Volksmenge hatte sich am Ufer versammelt, und unzählige kleine Boote und zwei Schleppdampfer begleiteten unser Schiff hinaus, sodass unser Fotograf Ponting mit seinen kinematografischen Aufnahmen alle Hände voll zu tun hatte.

Ich fuhr mit hinaus, bis wir die »Cambrian«, das einzige anwesende englische Kriegsschiff, passiert hatten, kehrte dann auf dem Hafendampfer wieder zurück, da noch einige Geschäfte in Christchurch zu erledigen waren, und bestieg am Montag mit Dr. Wilson, dem Leiter des wissenschaftlichen Stabes meiner Expedition, den Schnellzug nach Port Chalmers, wo wir an Bord gehen wollten. Ein Telegramm hatte mir gemeldet, dass die »Terra Nova« Sonntagnacht dort eingelaufen sei.

Dienstag, 29. November, nachmittags ½ 3, verließen wir bei strahlendem Sonnenschein den Kai zur endgültigen Abfahrt nach Süden. Womöglich begleiteten uns noch mehr Fahrzeuge als in Lyttelton, und mit dem Reservekanonenboot der Freiwilligen Flotte folgten uns mehrere Schlepper weit hinaus.

Donnerstag, 1. Dezember. Das Schiff stampfte gestern sehr infolge südwestlicher Dünung. Über Nacht wurde der Wind stärker, ich erwachte von der Bewegung; jetzt bläst er steif aus Nordwesten, und die See geht hoch. Unter diesen Umständen bietet das Schiff einen seltsam bunten, nicht gerade erfreulichen Anblick. Der Raum unter uns ist dank der Geschicklichkeit unseres Proviantmeisters Leutnant Bowers so dicht vollgepackt, wie es menschliche Geschicklichkeit nur ersinnen kann, und auf Deck ist’s kaum anders. Der Raum unter der Großluke enthält alle Vorräte für unsere Landung und einen Teil der Hütten; über ihm auf dem Hauptdeck sind der Rest des Holzwerkes für die Hütten, die Schlitten, die Ausrüstung für die Landreise und alle Instrumente und Maschinen für die Männer der Wissenschaft wundervoll gedrängt verpackt. Das beengt zwar den Platz der Leute sehr, aber sie haben selbst gebeten, auf sie keine Rücksicht zu nehmen; sie würden sich schon behelfen.

Unter der Back sind Stände für fünfzehn meiner mandschurischen Ponys, das Äußerste, was der Raum fassen konnte. Sieben auf der einen Seite, acht auf der anderen, die Köpfe einander zugewandt. Durch ein Loch im Schott sieht man die Reihe der Pferdeköpfe mit traurigen, geduldigen Augen emporschaukeln, jetzt die von der Steuerbordseite, dann die auf der Backbordseite, und dazwischen Anton, den Wärter, mit der Bewegung des Schiffes einträchtig hin und her schwanken. Die wochenlange Fahrt wird eine schlimme Probe für die armen Tiere sein und sie sehr herunterbringen. Der übrige Raum der Back ist mit 5000 Kilo Futter dicht vollgepackt, und dazwischen haust der immer achtsame Anton, der russische Pferdeknecht, der arg an Seekrankheit leidet. Trotzdem rauchte er gestern Abend eine Zigarre; er rauchte immer ein wenig, dann kam eine Pause, wo sich sein Magen umkehrte, darauf griff er wieder zu seiner Zigarre. »Nicht gut!«, klagte er Rittmeister Oates, indem er sich den Magen rieb. Ein tapferer kleiner Kerl!

Die vier übrigen Ponys stehen außerhalb der Back auf der Leeseite der Vorluke in einem starken hölzernen Bau. Unter ihrem wasserdichten Segeltuchdach haben sie es jedenfalls besser als ihre fünfzehn Kameraden.

Unmittelbar hinter dem Schott der Back ist die kleine Achterluke, bei schlechtem Wetter der einzige Zugang zur Mannschaftsmesse. Dann kommt der Fockmast, und zwischen ihm und der Vorluke die Kombüse und der Kran. Hinter der Vorluke ist das Eishaus, das drei Tonnen Eis, 162 geschlachtete Hammel und drei Rinder nebst einigen Büchsen Kalbsmilch und Nieren enthält. Die geschlachteten Tiere sind lagenweise, mit Holzlatten zwischen den einzelnen Lagen, verstaut – ein Triumph guter Verpackung, und ich denke, dass uns den Winter hindurch frisches Hammelfleisch verbürgt ist.

Unmittelbar hinter dem Eishaus und zu beiden Seiten der Großluke stehen zwei ungeheure Packkisten, die sich mehrere Zentimeter hoch über dem Deck erheben und schrecklich viel Platz wegnehmen, jede mehr als 9 Kubikmeter; sie enthalten zwei Motorschlitten. Der dritte ruht quer über der Hinterdecköffnung, da, wo bisher die Achterwinde war. Die Kisten sind mit kräftigem Segeltuch überdeckt und mit schweren Ketten und Tauen festgemacht, damit sie unter allen Umständen sicher sind. Das Petroleum zu diesen Schlitten enthalten Blechkannen und -fässer, die in starke Holzkisten verpackt sind, im Ganzen 2 ½ Tonnen Öl, das den Raum unmittelbar vor dem Hinterdeck und den Motorschlitten gegenüber arg beeinträchtigt. Der Rest der Behälter mit Petroleum, Paraffinöl und Alkohol steht zwischen der Großluke und dem Fockmast und längs der beiden Kühlgänge.

Um diese Packkisten herum, von der Kombüse nach vorn bis an das Steuerbord achteraus, steht das Deck voll aufgestapelter Kohlensäcke, die aber bald verschwinden werden, denn die »Terra Nova« frisst entsetzlich viel Kohlen: wie mir schon gestern gemeldet wurde, acht Tonnen am Tag!

Die Wasserbehälter sind mit Pressheu gefüllt, bis auf einen, der 12 Tonnen Süßwasser enthält; genug hoffentlich, bis wir das Eis erreichen. Ich hatte ursprünglich nur 30 Tonnen gepresstes Haferstroh bestellt, aber Oates überzeugte mich, dass dies zu wenig sei, und unser Ponyfutter macht daher jetzt im Ganzen gegen 50 Tonnen aus. Das Extrafutter besteht aus 5 Tonnen Heu, 5 bis 6 Tonnen Ölkuchen, 4 bis 5 Tonnen Kleie und etwas Haferschrot. Korn nehmen wir nicht mit.

Die anscheinende Verwirrung auf Deck vervollständigen unsere dreiunddreißig Hunde; sie sind, zwei ausgenommen, sibirischen Ursprungs; Meares hat sie ausgesucht und mithilfe des Hundeführers Dimitri Gerof quer durch Sibirien nach Wladiwostok getrieben, von wo er sie per Dampfer nach Sydney und von da nach Lyttelton brachte. Sie sind, was bei der Wildheit der Tiere unbedingt nötig ist, zwischen den Motorschlitten an den Pfosten und Riegeln des Eishauses und der Großluke angekettet und haben allen Schutz, der sich auf Deck bieten lässt, aber ihre Lage ist nicht beneidenswert. Die Wellen brechen sich unaufhörlich an der Wetterseite des Schiffes und das Spritzwasser regnet auf alles, was sich auf das Mitteldeck wagt, in dichten Wolken herunter. Die Schwänze diesem Regen zugekehrt, sitzen die Hunde trübselig umher, ihre Decken triefen und ab und zu lässt eins der Tiere ein wehmütiges Winseln hören. Ihre Nahrung, ungefähr 5 Tonnen Hundekuchen, haben wir in die Lücken zwischen dem Gepäck eingekeilt; Meares ist nicht dafür, die Hunde mit Seehundfleisch zu füttern, während ich das, im Winter wenigstens, für besser halte.

Wie wir es fertigbringen, an unserem Kajütentisch für vierundzwanzig Offiziere Platz zu finden, ist mir noch unerklärlich. Meist sind zwar einer oder zwei auf Wache, was die Sache erleichtert, aber es ist trotzdem ein heilloses Gedränge.

Die »Terra Nova« ist mit Matrosen so gut besetzt, dass jede Wache ihrer neun zählt, und Meares und Oates haben ihre Gehilfen zur Beaufsichtigung der Hunde und der Ponys. Die Seekrankheit zeigt sich am stärksten bei dem Geologen Priestley, aber auch unser Fotograf Ponting will vom Essen nichts sehen, sondern bleibt bei seiner Arbeit; gestern sah ich ihn beim Entwickeln seiner Platten, die Schüssel zum Entwickeln in der rechten Hand – ein anderes Gefäß in der linken.

Heute haben wir 350 Kilometer zurückgelegt, ein guter Anfang.

Freitag, 2. Dezember. Ein großer Unglückstag! Um 4 Uhr nachts frischte der Wind mit großer Heftigkeit auf, und wir waren bald nur noch unter Mars-, Klüver- und Stagsegel. Die See ging plötzlich hoch, das Schiff stampfte schwer und nahm über die Reling viel Wasser ein. Petroleumbehälter und Futterkisten begannen sich auf dem oberen Deck zu lösen, die Kohlensäcke wurden von den Sturzseen hochgehoben, gegen die angeseilten Kisten geworfen und drohten sie zu zertrümmern. Alle Säcke mussten woanders verstaut werden, was eine ungeheure Arbeit machte. Von Stunde zu Stunde wurden Seegang und Wind stärker und das Schiff stampfte immer wütender; wir minderten die Segel bis auf das große Marssegel und das Stagsegel, stoppten die Maschinen und drehten bei, aber nichts half. Oates und unser Arzt Atkinson hatten die ganze Nacht zu tun, die Ponys auf den Beinen zu halten oder wieder aufzurichten.

Das Schlimmste aber sollte noch kommen: die Meldung aus dem Maschinenraum, dass die Pumpen verstopft seien und das Wasser schon über den Feuerungsrost steige! Von diesem Augenblick an war der Maschinenraum der Mittelpunkt der allgemeinen Aufregung. Lashly stand bis an den Hals in strömendem Wasser und arbeitete unverdrossen und heiter, um die Ansauger der Pumpen zu reinigen. Aber das Wasser stieg immer höher, und wenn auch hin und wieder die Pumpen ansogen, in fünf Minuten waren sie wieder verstopft. Höher und höher kroch das Wasser, zuletzt kam es mit dem Kessel in Berührung, wurde wärmer und wärmer und dann so heiß, dass keiner mehr an den Ansaugern arbeiten konnte und nichts übrig blieb, als das Feuer ausgehen zu lassen.

Die See ging höher als je; wie viel Wasser wir einnahmen, war gar nicht festzustellen, ein grüner Strom rollte über Reling und Achterdeck und ein großes Stück des Geländers wurde von den Sturzwellen fortgerissen. Die Petroleumfässer trieben auf dem Deck umher und einige wurden über Bord geschwemmt. Die Sodpumpe, die von der Hauptmaschine unabhängig ist, half uns auch nicht, denn vorn, wo sie stand, fegten immer die schwersten Sturzseen über die Reling und rauschten hoch über das Achterdeck hinweg; einmal stand ich bis unter die Arme im Wasser. Die Szene auf Deck wurde immer düsterer und im Maschinenraum strömte das Wasser beängstigend. Und mitten hinein in diese Verwirrung plötzlich der furchtbare Ruf, dass durch die Ritzen des Achterraums Rauch emporsteige! Der Achterraum war mit Kohlen angefüllt und lag unmittelbar neben dem Maschinenraum, und das auf Deck stehende Wasser machte ein Öffnen der Luke zum Herauslassen sich entwickelnder Gase unmöglich. Und doch wäre, um das Feuer zu unterdrücken, keine andere Hilfe gewesen, als die Luken zu öffnen, die Sturzseen hineinfluten zu lassen und so das Schiff zum Sinken zu bringen. Es waren furchtbare Augenblicke, ehe wir die Gewissheit hatten, dass der Rauch in Wirklichkeit nur Dampf war von dem im Maschinenraum befindlichen Schlagwasser, das bis in die erhitzten Kohlen gestiegen war.

Die vierundzwanzig Mann Achterwache bildeten zwei Reihen und begannen nun mit den Schöpfeimern zu arbeiten, während die Matrosen an den verstopften Handpumpen beschäftigt waren. Wenn wir auf diese Weise nicht Herr des Wassers wurden, waren das Schiff und wir alle verloren! So sonderbar es erscheinen mag, wir mussten versuchen, es auszuschöpfen. Und unsere Anstrengung blieb nicht ganz fruchtlos. Vier Stunden lang gingen die Schöpfeimer von Hand zu Hand, vom untersten Feuerraum auf kleinen Eisenleitern nach dem obersten Deck hinauf, zusammen mit dem Tröpfeln der Pumpen, und wenn das Wasser auch nicht sank, so stieg es doch nur noch sehr wenig.

Unterdes kommen wir auf ein Mittel, um an das Saugwerk der Pumpen zu gelangen: Wir schlagen ein Loch in das Schott des Maschinenraumes, die Kohlen zwischen diesem und dem Wasserschacht der Pumpen werden entfernt und ein Loch in den Schacht gebrochen. Den Lukendeckel über dem Schacht können wir nicht öffnen, da zu viel Wasser an Bord kommt. Wir sind zwar noch nicht über den Berg, aber ich fasse wieder Mut, wenn auch unsere Rettung ein halbes Wunder sein wird. Offiziere und Matrosen arbeiten verzweifelt, aber sie singen dabei Matrosenlieder und keiner hat den Mut verloren.

Ein Hund ist ertrunken, ein Pony ist tot und zwei andere werden auch nicht mehr lange mitmachen. Der Sturm fordert schweren Tribut von uns, aber wenn wir nur des Wassers Herr werden, wird schon alles gut. Noch ein Hund, höre ich, ist eben über Bord geschwemmt worden – o weh!

Gott sei Dank, der Sturm nimmt ab! Die See geht zwar noch bergehoch, aber das Schiff hält sich schon besser. Ich flehe zu Gott, dass wir vor Morgengrauen wieder unter Segel sein möchten!

Sonnabend, 3. Dezember. Gestern Abend nahm der Wind langsam ab, und die Schöpfarbeit wurde mit zweistündiger Ablösung ununterbrochen fortgesetzt. Es war eine unheimliche Nachtarbeit, bei dem heulenden Sturm, der Dunkelheit, den alle paar Minuten über das Schiff hinrollenden ungeheuren Sturzseen, ohne Maschinen und ohne Segel, die Männer der Wissenschaft zum Teil unten im Maschinenraum, schwarz vom Maschinenöl und Schlagwasser, die überlaufenden Eimer weitergebend, ohne Rücksicht auf die Köpfe der Tieferstehenden; dabei nass bis auf die Haut, so nass, dass einige es vorzogen, nackt wie chinesische Kulis zu arbeiten, während die anderen in Trikotjacken, Schifferhosen und Seestiefeln hantierten. Alle zwei Stunden eilten die Abgelösten in ihre Koje, um dort im Regenrock eingewickelt zu ruhen; aber nach zwei Stunden wurden sie wieder geweckt, schlüpften in das triefend nasse Zeug und eilten wieder an die Arbeit. Und sie blieben Sieger: Das Hin- und Herrauschen der Wellen auf dem Boden des Maschinenraumes bei dem trüben Licht zweier Petroleumlampen wurde von Stunde zu Stunde geringer. Um 10 Uhr abends war das Loch im Schott des Maschinenraumes gebrochen – Leutnant Evans kletterte über die Kohlen hinüber und fand seinen Weg zu dem Pumpenschacht und in ihn hinein. Bald hatte er den Ansauger gereinigt, und mit Freudenrufen wurde der erste tüchtige Wasserstrahl aus der Pumpe begrüßt. Von diesem Augenblick an waren wir gerettet. Alle Mann mussten nun abwechselnd an der Pumpe arbeiten, und obwohl sie sich noch mehrere Male wieder verstopfte, sank das Wasser im Maschinenraum gleichmäßig, und heute Morgen konnte man sich wieder darin aufhalten. Am Vormittag wurde wieder geheizt, die Ventile sind gereinigt und jetzt segeln und dampfen wir bereits wieder in bester Ordnung südwärts, zwei Striche von unserem Kurs. Mit einem Schlag sind wieder alle voller Hoffnung, die gestern Abend noch, wie sie mir heute gestanden, im Stillen an unserer Rettung verzweifelten.

Unser Verlust ist nicht so groß, wie ich befürchtete, aber doch immer ernst genug. Abgesehen von der Zertrümmerung der Reling, haben wir zwei Ponys, nur einen Hund, 300 Liter Petroleum, 10 Tonnen Kohlen und einen Spiritusbehälter des Biologen eingebüßt. Das dritte Pony hat sich wieder erholt; es sieht ein wenig steifbeinig aus, wird aber wohl durchkommen, wenn wir keinen neuen Sturm bekommen. Osman, unser bester Schlittenhund, war heute früh sehr elend.

See und Wind scheinen wieder stark zu werden und wir haben schwere, südliche Dünung.

Montag, 5. Dezember. 56° 40’ südlicher Breite. Wir haben noch immer Dünung aus Südwest, wenn auch nicht mehr so heftig wie gestern, aber ich wünsche von Herzen, dass sie endlich ganz aufhören möge, und ich bete, dass keine Stürme mehr kommen! Auch die vier Ponys an der Backbordseite sind von dem furchtbaren Wetter sehr mitgenommen und es hängt so viel, ja alles von gutem Wetter ab.

Dienstag, 6. Dezember. Die Dünung hat weiter abgenommen und wir kommen bei ruhigem Wetter tüchtig weiter. Ich bin hauptsächlich der Tiere wegen dafür aufrichtig dankbar. Noch ein Tag und wir sind aus dem Bereich der Weststürme heraus.

Mittwoch, 7. Dezember. 61° 22’ südlicher Breite, 179° 56’ westlicher Länge. Ein scharfer Südwestwind trieb uns drei Striche aus unserem Kurs heraus, aber die See blieb ruhig, ein Zeichen, dass das Eis nicht mehr fern ist. Am Nachmittag betrug die Luft- und Wassertemperatur 1 Grad Celsius und ein günstiger Wind hat uns wieder in unseren Kurs hineingetrieben. Viele Vögel umflattern das Schiff; die ersten Eissturmvögel und die ersten Raubmöwen erscheinen und gestern Abend zeigten sich Delfine in der Nähe; dunkle, finster blickende Albatrosse und Seeschwalben begegnen uns unaufhörlich.

Nach dem Sturm hatte das Hauptdeck unter dem Packraum, wo die Ponys untergestellt sind, ein böses Leck, und der Stallschmutz tropfte auf Hängematten und Bettstücke, ohne dass einer von der Mannschaft ein Wort darüber gesagt hätte. Mit Segeltuch und Ölleinwand suchten sie sich die Plage vom Leib zu halten; es war schon sowieso im Mannschaftsraum ungemütlich genug. Alles war durcheinandergeworfen, allenthalben hatte das Wasser seinen Weg dorthin gefunden, dabei Mangel an Luft, die nur durch die kleine Vorluke hereinkam, kein Tageslicht, sondern nur Lampenlicht, das allerhand Scherereien machte, die Männer alle nass bis auf die Haut, ohne Gelegenheit ihr Zeug zu trocknen – kurz, ihre fröhliche Standhaftigkeit ist geradezu bewundernswert.

Gestern Abend trieb weit hinten im Westen der erste Eisberg vorüber und glänzte hin und wieder auf, wenn die Sonne aus den Wolken hervortrat.

Donnerstag, 8. Dezember. Der Wind wuchs über Nacht zu einem mäßigen Sturm an, und heute haben wir den ganzen Tag hindurch gegen eine steife Brise und hohen Seegang anstampfen müssen. Am Abend hielten wir ein wenig ostwärts von unserem Kurs und konnten so wenigstens Vorder- und Achtersegel gefüllt bekommen. Aber dieser Gegenwind stellt meine Geduld sehr auf die Probe, zumal unser Kohlenverbrauch größer ist, als ich berechnet hatte.

Das Stampfen und Schlingern des Schiffes störte mich die ganze Nacht hindurch, und bei jedem Stoß musste ich an die armen Ponys denken. Wie lange mögen sie wohl die Erinnerung an diese entsetzlichen Tage bewahren? Die Hunde sind wieder obenauf; für sie ist die Nässe das Schlimmste. Sie hätte uns beinahe unseren besten Leithund Osman gekostet. Er lag nach dem letzten Sturm so erschöpft da, dass er kaum noch ein wenig zitterte und sein Leben an einem Haar zu hängen schien. Er wurde in Heu warm eingepackt und lag so vierundzwanzig Stunden ohne Nahrung, die er beharrlich zurückwies; dann aber zeigte sich die wunderbare Zähigkeit seiner Rasse: Er war hinterher wieder so kräftig wie zuvor.

Freitag, 9. Dezember. 65° 8’ südlicher Breite, 177° 41’ westlicher Länge. Heute früh 6 Uhr wurden Eisberge und Packeis gemeldet; anfangs glaubte ich, das Packeis bestehe nur aus Bruchstücken der Berge, aber dann fuhren wir in einen Eisstrom von kleinen, abgezehrten Eistafeln hinein, die nicht mehr als 60 bis 90 Zentimeter dick waren. Wir steuerten deshalb nach Süden und Westen und konnten im offenen Wasser ziemlich geraden Kurs halten, obgleich wir fünf oder sechs weitere Eisströme durchquerten, von denen keiner mehr als 300 Meter breit war.

Wir fuhren heute an mehreren schönen, meist tafelförmigen Eisbergen vorüber, deren Höhe bis zu 25 Metern ging. Einer kam so dicht heran, als ob er gefilmt werden wollte, und schien ziemlich frisch gekalbt zu sein. Zwischen den oberen Teilen des Eisbergs und den unteren war eine Verschiedenheit des Ursprungs deutlich erkennbar, als ob ein Landgletscher von einer Lage periodischen Schnees nach der anderen bedeckt worden sei. Zwischen diesen waagerechten Schichten harten, weißen Firnschnees zeigten sich eingesprengte Lagen aus blauem Eis.

Ein anderer Eisberg zeichnete sich durch unzählige senkrechte Risse aus, die kreuz und quer liefen, sodass die einzelnen Klötze sich willkürlich bogen und formten, wodurch der ganze Berg ein überaus zerfetztes Aussehen erhielt.

Wir beobachteten in diesen Tagen zahlreiche Walfische von der Art der Riesenwale (Balaenoptera Sibbaldi), die als die größten Säugetiere gelten. Zuerst sieht man einen kleinen dunklen Höcker auftauchen, und gleich darauf spritzt eine Fontäne grauen Nebels ungefähr zwei Meter hoch senkrecht in die kalte Luft empor. Wilson ist mehrmals von diesen Wasserstrahlen erreicht worden; sie hinterlassen einen Übelkeit erregenden Geruch nach ranzigem Öl. Dann verlängert sich der Höcker und empor wälzt sich ein ungeheuer großer, schwarzgrauer runder Rücken mit einem schwachen Wulst längs des Rückgrates, auf dem eine kleine hakenähnliche Rückenflosse erscheint. Dann verschwindet das Tier wieder in der Tiefe. Auch Vögel zeigen sich, antarktische Sturmschwalben, ein Eissturmvogel und heute Morgen Kaptauben.

Es ist ganz unerklärlich, dass das Packeis uns so viel nördlicher begegnet, als wir erwartet haben. Wir haben den Tag über gute Fortschritte gemacht, aber am Abend verdichten sich die Eisströme zu beiden Seiten des Schiffes mehr und mehr, und das Packeis zeigt sich in bedenklich großen Feldern. Noch immer begegnen uns viele Eisberge, teils tafelförmig, teils fantastisch zernagt. Der Abendhimmel war wundervoll, mit jeder möglichen Wolkenform und mit jeder Art Licht und Schatten; die Sonne trat von Zeit zu Zeit aus den Wolkenlücken hervor und beleuchtete mit blendendem Glanz irgendein Eisfeld, einen steil abfallenden Eisberg oder ein Fleckchen blauer See, und Sonnenlicht und Schatten jagten sich beständig über unsere Bahn, die das Schiff auf glattem Kiel und gleichmäßig durchstrich, nur hin und wieder poltern treibende Eisschollen dagegen.

Sollte das Packeis dick werden, so lasse ich das Feuer unter den Kesseln ausgehen und warte, bis sich das Eis wieder öffnet. Lange kann es auf diesem Meridian nicht geschlossen bleiben.

Sonnabend, 10. Dezember. Ich blieb gestern Abend bis Mitternacht auf Deck. Die Sonne tauchte gerade unter den südlichen Horizont; der Nordhimmel flammte in prachtvollem Rosa und spiegelte sich in der ruhigen See zwischen dem Eis wider, während das Eis in allen Farben spielte. Eisberge und Packeis zeigten nach Norden hin einen blassen, grünlichen Farbton mit tiefen, purpurroten Schatten, während die Farbe des Himmels zwischen safrangelb und blassgrün wechselte.

Der heutige Morgen fand uns so ziemlich am Ende des offenen Wassers und wir schafften von einem Eisfeld acht Tonnen Eis herauf. Leutnant Rennick lotete 3585 Meter Tiefe und das Lot brachte zwei Stückchen vulkanischer Lava herauf. Unser Biologe Nelson fing mit einem vertikalen Schleppnetz einige Krustentiere und anderes und nahm eine Wasserprobe und Temperaturen aus 400 Metern Tiefe. Wilson schoss antarktische Sturmvögel und schneeweiße Sturmschwalben.

image

Eisberg

Gegen ½ 2 kamen wir durch leichtes Packeis, dann aber tiefer in alte, dicke Felder hinein, die sich um einen großen Eisberg gruppierten. Wir machten schleunigst kehrt, um einen anderen Weg einzuschlagen, aber je weiter wir nach Süden vordrangen, desto dicker wurde das Packeis.

Um 3 Uhr stoppten wir und schossen vier Krabbenfresserrobben, deren Leber zum Abendessen vorzüglich schmeckte.

Heute Nacht stecken wir in dichtem Packeis, es lohnt sich kaum der Mühe, weiter vorzudringen! Zwar lässt ein bogenförmiges Stück klaren Himmels, das sich den ganzen Tag im Süden zeigte, auf offenes Wasser in jener Richtung schließen. Vielleicht ist das offene Wasser nur 40 Kilometer entfernt – aber 40 Kilometer wollen in unserer augenblicklichen Lage sehr viel besagen!

Im Packeis gefangen

Sonntag, 11. Dezember 1910. Das Eis schloss sich während der Nacht enger zusammen und um 6 Uhr erschien jeder Versuch, vorwärts zu kommen, aussichtslos; wir ließen also das Feuer ausgehen. Die Eisfelder sind fast einen Meter dick, sehr fest und eng aneinandergedrängt. Die Fläche, die dieses Eis jetzt einnimmt, ist viel größer als zu der Zeit, wo es noch eine einzige Tafel bildete. Wenn also das Ross-Meer im Frühling ganz zugefroren ist, muss die Masse des aus ihm stammenden Packeises im Norden ungeheuer sein. Jedenfalls kommt das Eis um uns aus dem Ross-Meer, nur ist das Fehlen von Pressungen unerklärlich.

Am Abend liefen die Matrosen auf Schneeschuhen übers Eis und genossen diese herrliche Körperbewegung ausgiebig.

Montag, 12. Dezember. Das Packeis war heute Morgen etwas lockerer und eine lang gezogene Dünung deutlich bemerkbar. Oates, Bowers und Gran begaben sich auf Schneeschuhen nach einer angeblichen Insel, die sich aber, wie ich gleich vermutet hatte, als ein seltsam kuppenförmiger Eisberg mit niedrigen Klippen ringsum herausstellte.

Um Mittag haben wir wieder angeheizt und machen gute, aber ungleichmäßige Fortschritte. Bald dünne Eisfelder, die sich leicht zerbrechen lassen, bald ältere, die uns völlig lahmlegen; hin und wieder auch ein massiger aufgepresster Eisberg. Trotzdem sind wir 27 Kilometer südwestwärts getrieben, wenn auch sehr langsam.

Wir probieren heute Atkinsons Speckofen mit gutem Erfolg. Das Innere enthält ein Rohr mit nur einer Windung, die an der Unterseite durchlöchert ist, und aus diesen Löchern tropft der Tran auf einen Asbestbrenner. Der Speck befindet sich in einem den Schornstein umgebenden Behälter, und ein Hahn reguliert das Einfließen des Trans in das Zufuhrrohr. Sehr einfach, aber wirkungsvoll; der Ofen heizt sehr gut, allerdings riecht er auch etwas nach Tran. Aber man würde mit solchen Öfen weder warmes Essen noch eine warme Hütte unten im Süden zu entbehren brauchen.

Ich sprach heute mit Wright, einem unserer Geologen, über die merkwürdige Erscheinung, die für Reisen im Eismeer von großer Wichtigkeit ist: Wenn das Meereis zu Hügeln emporgepresst ist, scheiden diese Eishügel, falls sie vom Seewasser nicht mehr erreichbar sind und nicht wieder davon durchtränkt werden können, ihr Salz vollständig aus; durch Schmelzen kann aus ihnen Süßwasser gewonnen werden, das zum Trinken, zum Füllen der Dampfkessel usw. durchaus brauchbar ist.

Dienstag, 13. Dezember. Ich war fast die ganze Nacht auf den Beinen und habe eine so schnelle, immerwährende Veränderung aller Aussichten noch nie erlebt. Frisch gebildeter Eisschlamm, in dem das Schiff unter vollen Segeln 7 bis 9 Kilometer in der Stunde machte, wechselte mit festem Eis, gegen das aller Kampf vergeblich war. Dann kamen offene Kanäle und leicht überfrorene Rinnen, die uns guten Raum gaben, aber mit einem Mal saßen wir wieder in mächtigen Feldern mit höckrigem Buchteis fest, das zwei bis drei Meter über dem Wasser emporragte und sehr tief hinabreichte, uns aber wenigstens Gelegenheit bot, das Schiff mit Wasser zu versorgen. Schließlich konnten wir nicht mehr von der Stelle und mussten die Feuer ausgehen lassen. Gerade solchem Eis begegneten wir vor neun Jahren mit der »Discovery« bei König-Eduard-Land und es fragt sich immer wieder, ob es auch richtig war, so weit im Osten südwärts zu gehen. Was soll unter diesen Umständen aus unseren Kohlenvorräten werden? Während der letzten Tage sind wir nach Osten abgedrängt worden. Ist das die normale Stromrichtung hier oder die Wirkung vorherrschender Westwinde? Vielleicht ist diese Tatsache für den Zeitpunkt unserer Befreiung von größter Wichtigkeit. Jedenfalls aber ist nichts nervenaufregender und anspannender als dieser stündliche Wechsel aller Möglichkeiten.

Einstweilen können wir nicht vorwärts und nicht rückwärts, und die großen Eisfelder scheinen sich aneinanderschließen zu wollen. Geduld! Inzwischen können wir Lotungen und manche biologische Arbeit ausführen.

Mittwoch, 14. Dezember. Vom »Krähennest« (der Ausgucktonne) aus ist an mehreren Seiten offenes Wasser zu sehen, im Übrigen aber ist die Szene unverändert: ödes, hügeliges Packeis. Das Schiff dreht sich mit dem Wind und die Eisfelder ringsum sind in ständiger Bewegung; sie wechseln ihre Lage in langsamer, verstohlener, schleichender Weise. Die Lufttemperatur ist 2 Grad Celsius über null, die des Wassers ungefähr 1 Grad unter null.

Das Packeis ist in der Regel ein sonnenloser Ort; nach einigen Stunden Sonnenschein gestern Morgen bewölkte sich der Himmel und es schneite trostlos. In solchen Stunden vergegenwärtigt man sich die entsetzliche Eintönigkeit langer Gefangenschaft im Packeis, wie Nansen und andere sie kennengelernt haben, und die Fantasie dehnt solche Tage zu endlosen Monaten und Jahren aus. Heute aber haben wir prächtigsten Sonnenschein, und wir waren alle mit Schneeschuhen auf dem Eisfeld, an dem wir uns heute Morgen verankerten. Es war so heiß, dass ein Kleidungsstück nach dem anderen abgelegt wurde und Oates und Atkinson einige Zeit nackt bis zum Gürtel umherliefen.

Wenn unsere Gefangenschaft nicht zu lange dauert, ist sie uns ganz willkommen; sie übt uns in der Anwendung unserer Tiefseeausrüstung und wir brennen alle darauf, von dem Norweger Gran Schneeschuhlaufen zu lernen. Von Ungeduld ist daher noch nichts zu spüren. Die Dünung ist heute bedeutend stärker geworden, aber aus welcher Richtung sie kommt, ist unbestimmt.

Donnerstag, 15. Dezember. Meares brachte heute zweimal sieben Hunde mit einem Schlitten auf das Eis, und zwar die, die am schlechtesten aussahen. Sie atmeten schwer und es ist ganz unverständlich, wie sie so fett werden konnten, denn sie bekommen täglich höchstens zweieinhalb Hundekuchen.

Wir treiben beständig nordwärts, was recht ärgerlich ist, aber doch wenigstens nicht nach Osten. Unsere Beobachtungen ergaben bisher, dass die Eisfelder bei Nordwest- und Westwind sich zusammendrängen und bei Windstille auseinandergehen. Wir hoffen nun, dass sie sich bei Ost- oder Südostwind öffnen werden. Rennick lotete heute 3370 Meter Tiefe.

Sonnabend, 17. Dezember. Gestern Morgen setzte der Wind aus Nordosten ein und brachte Schnee, leichten Hagel und Regen, der bis heute Morgen währte. Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich jenseits des Südpolarkreises Regen erlebe. Das Eisfeld, auf dem wir Schneeschuh liefen, hat sich zerteilt; wir zogen daher gestern die Eisanker wieder ein, und mithilfe der Segel drängte sich das Schiff langsam durch die umfangreichen Eisfelder. Im Ganzen kamen wir etwa 6 Kilometer vorwärts, mussten aber schließlich wieder an einem ungeheueren Eisfeld anlegen, wo das Schiff unter Segel nicht durchkam, und heute haben wir uns den ganzen Tag kaum von der Stelle gerührt. Aber Eisberge, die uns im Lauf der Woche schon alte Freunde wurden, setzen sich in Bewegung; einer hat sich genähert und uns fast umkreist. Sie bewegen sich sehr unregelmäßig, müssen aber, genauso wie wir, in den letzten zwei Tagen etwas ostwärts gewandert sein.

Sonntag, 18. Dezember. Was ist das doch für ein aufregendes Spiel! Nichts lässt sich für eine halbe, ja für eine Viertelstunde voraussagen! Eben sieht noch alles günstig aus – im nächsten Augenblick schon möchte man wieder verzweifeln!

Um 3 Uhr früh wurde gemeldet, dass das Eis auseinandergehe, und daraufhin sofort angeheizt. Anfangs sah es schlimm aus, es dauerte mehr als eine halbe Stunde, ehe wir in Gang kamen, um uns nach einem großen Eisfeld hinzuarbeiten, das das Schiff unter Dampf voraussichtlich zerbrechen konnte. Dann aber weigerte es sich zu meinem Entsetzen, den Kampf mit dem Eisfeld aufzunehmen, und wir mussten unter endlosen Schwierigkeiten eine Rinne aufsuchen, die das Feld durchsetzte. Ein neues Feld stellte sich uns entgegen, es wurde umfahren und nun waren wir von 6 Uhr an ziemlich imstande, unseren Kurs zu halten. Um 8 Uhr erreichten wir sogar eine lange Durchfahrt offenen Wassers und frohlockten schon, aber dann stießen wir wieder auf mächtiges Buchteis. Unzweifelhaft verursacht dieses Buchteis die offenen Rinnen.

Schneeböen sind in Pausen vorübergezogen, der Wind bleibt nordwestlich und es ist verhältnismäßig warm. Heute Abend sahen wir den ersten Kaiserpinguin.

Montag, 19. Dezember. In der Nacht drängten wir uns durch einige der ungeheuersten Eisfelder, die ich je gesehen habe. Die Presseisrücken überragten die Oberfläche um 7 Meter, das Eis musste also mindestens 9 Meter in die Tiefe gehen, und die Stöße, die wir erhielten, machten den Eindruck unwiderstehlicher Festigkeit. Später kamen wir in lange Wasserkanäle und dünnes loses Packeis und machten Fortschritte. Aber der Ausblick heute Morgen ist der schlimmste, den wir bisher hatten. Ringsum mächtiges, aufgepresstes Packeis, so weit das Auge reicht, und überall gleich beunruhigend! Dabei fürchte ich, dass wir unser Steuer überanstrengt haben; nach einer Richtung hin funktioniert es nicht mehr! Wohl oder übel habe ich mich jetzt entschlossen, nach Westen vorzudringen – bloß heraus aus diesen fürchterlichen Eisfeldern! Es ist wirklich Pech!

Mittags. 67° 54 ½’ südlicher Breite, 178° 28’ westlicher Länge. Schon wieder alles verändert! Ich weiß nicht, ob zum Guten oder Bösen! Das alte Eis ist weniger geworden, aber die Jungeisfelder, die ohne Zweifel alte Schollen umschließen, sind ungeheuer an Umfang gewachsen. Eines, das wir gerade passiert haben, muss fast 2 Kilometer breit sein; also ist die Dünung gleich null und das offene Wasser sehr fern!

Nachmittags 5 Uhr 30. Wir fuhren an zwei ungeheueren Eisbergen vorüber, die lange Furchen offenen Wassers im Packeis hinterließen. Durch diese Furchen kamen wir mit fast 6 Kilometer Geschwindigkeit vorwärts, aber leider nach Südosten, und mit schwerem Herzen beobachtete ich das Anwachsen der Eisfelder auf beiden Seiten unserer Kanäle zu riesigen Dimensionen. Nur eins überraschte mich angenehm: Sie nahmen an Dicke ab. Gegen ½ 5 Uhr kamen wir an einem halben Dutzend tafelförmiger Eisberge von 5 bis 6 Metern Höhe vorüber.

Jenseits dieser Berge, wurde dann gemeldet, gäbe es kein offenes Wasser mehr! Was nun? Mich packte die heftigste Unruhe. Ich sah uns schon auf endlose Wochen im Eis gefangen und nordwärts treiben und schließlich in weit vorgeschrittener Jahreszeit erst wieder frei werden. Umso erfreulicher war dann der Kontrast dieser trübseligen Vorstellungen mit der Wirklichkeit. Das Eis ringsumher erwies sich als kaum einen Meter dick, Wassertümpel standen darauf und allenthalben öffneten sich Durchfahrten mit leichtem und losem Packeis. Welch eine Erleichterung! Es schien uns fast wie eine Erlösung aus langer, grauenhafter Gefangenschaft. Evans riet zweimal dringend haltzumachen, und dreimal schwankte ich selbst! Welch ein Glück, dass ich mich nicht habe umstimmen lassen! Wenigstens liegt jetzt wieder eine gewaltige Fläche gefügigen Eises hinter uns!

Wir sahen heute Morgen einen jungen Kaiserpinguin; als wir ihn zu fangen versuchten, tauchte ein Walfisch mit einer über einen Meter hohen, säbelförmigen Rückenflosse dicht neben dem Schiff auf; Wilson hält ihn für eine neue Art. Am Abend sahen wir zwei Seeleoparden; der eine machte kurze, lässige Tauchversuche unter den Eisfeldern und hatte schöne schlängelnde Bewegungen. Ein hübscher Anblick ist es auch, wenn die Schneesturmschwalbe und der Eissturmvogel in ihrer geduckten Haltung auf umgeschlagenen, überfluteten Schollen tauchen.

Dienstag, 22. Dezember. Wir scheinen uns wieder in Geduld üben zu müssen. Das Eis hat sich abermals geschlossen und wir haben das Feuer ausgehen lassen müssen! Die Anzeichen von Pressungen haben sich wieder vermehrt. Eisberge waren die vorige Nacht nur wenige sichtbar, aber heute erscheinen sie wieder. Der Wind weht aus Westsüdwest mit Stärke 6; wenn er sich legt, wird sich das Eis wohl wieder öffnen!

Mittwoch, 21. Dezember. Wilson ging über das Eisfeld, um einige Pinguine zu fangen. Er legte sich der Länge nach auf den Boden und begann zu singen, worauf die Tiere eilig auf ihn zuwatschelten; aber sobald er aufhörte, machten sie sich wieder davon. Es waren lauter einjährige Vögel, deren unüberwindliche Neugierde stark mit Furcht gemischt war. Gesang übt auf sie die größte Anziehungskraft aus; Meares mit seiner vollen, wohlklingenden Stimme lockt sie am besten. Wenn er sein »Gott erhalte unseren König« anstimmt, stürzen sie sich fast regelmäßig ins Wasser.

Ponting hat wunderschöne Fotografien aufgenommen und Wilson ebenso entzückende Bilder des Packeises und der Eisberge gemalt. Auch von den Übrigen entpuppen sich Day, Taylor, Debenham und Wright als talentvolle Zeichner.

Donnerstag, 22. Dezember. Die Glücksgöttin scheint uns jede Art Hindernis in den Weg legen zu wollen. Alles ist unverändert, nur haben wir das Feuer ausgehen lassen, obgleich sich Eisberge dem Schiff nähern. Aber wir müssen es darauf ankommen lassen, wie wir ihnen entwischen, wir dürfen keine Kohlen mehr vergeuden. Auch mit den Ponys geht es beständig bergab.

Freitag, 23. Dezember. Gestern Abend gegen 10 Uhr wurde der Wind gelinder, und das Schiff drehte sich um seinen Anker. Die Segel wurden auf dem Fockmast gesetzt, und wir drangen ein paar Hundert Meter nordwärts vor, aber dann war es wieder aus.

Heute Morgen sah ich einen von Wilsons neuen Walfischen von etwa 8 oder 10 Metern Länge. Adeliepinguine begegnen uns in Scharen von zwanzig und mehr; ich erinnere mich nicht, im Packeis je so viele beisammen gesehen zu haben.

Sonntag, 25. Dezember, Weihnachten. 69° 5’ südlicher Breite, 178° 30’ westlicher Länge. Es ist etwas allzu weihnachtlich um uns. Eis umgibt uns, niedrige Regenwolken verdunkeln den Himmel und streuen von Zeit zu Zeit leichte Schneeflocken hernieder. Hier und dort bilden kleine Tümpel offenen Wassers schwarze Schatten, aber leider herrscht dieses Schwarz nur in der Richtung vor, aus der wir gekommen sind, sonst leuchtet überallhin eine einzige weiße Nebelfläche. Wir sind regelrecht gefangen und können weder unter Segel noch unter Dampf einen Schritt vorwärts. Wieder heißt es Geduld und abermals Geduld! Doch sind wir hier wenigstens in ziemlicher Sicherheit. Das Eis ist so dünn, dass sein Pressen uns nichts anhaben kann, und Eisberge sind nur in weiter Ferne zu sehen. Meine feste Absicht war, westwärts zu gehen, weil auf dieser Seite die meisten Durchfahrten liegen, und nie ist ein Schiff in eine so schlimme Lage geraten wie das unsrige. Soll ich nun versuchen, mich ostwärts zu wenden? Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben.

Trotz unserer traurigen Lage ist an Bord alles heiter. Die Offiziersmesse ist zur Feier des Weihnachtstages mit bunten Fahnen geschmückt, und heute Morgen war allgemeiner Gottesdienst, wobei die Kirchenlieder kräftig über das Eis schallten. Unser festliches Abendessen bestand aus Tomatensuppe, gedämpfter Pinguinbrust als Vorgericht, Rinderbraten, Plumpudding, kleinen Pasteten, Spargel, dazu Champagner, Portwein und Liköre, ein wahres Festmenü. Fünf Stunden lang hat die Gesellschaft unter fröhlichen Gesängen bei der Tafel gesessen. Die Mannschaft hatte ihr Festmahl mit ungefähr den gleichen Speisen um Mittag, aber mit Bier und etwas Whisky, und sie schien ebenfalls sehr vergnügt dabei zu sein.

Auf dem Eisfeld dicht neben dem Schiff hausen drei Gruppen Pinguine, im Ganzen neununddreißig Vögel; sie müssen daher im Packeis genügend Nahrung finden. Heute Abend beobachtete ich, wie sich eine Skuamöwe auf den Rand einer Scholle niedersetzte, wo verschiedene Pinguine sich zur Nachtruhe vorbereiteten. Zwischen diesen begann eine lärmende Konferenz, deren Gegenstand offenbar die Möwe war, und endlich fassten sie sich ein Herz und rückten in geschlossener Phalanx auf sie los. Ein paar Schritte von ihr entfernt machte der vorderste Pinguin kehrt, und so sehr die anderen auch nachdrängten, scheute sich immer wieder der vorderste, als Erster an den Feind heranzukommen. Die Möwe saß auf einem Eisblock und tat sehr gleichgültig. Als schließlich die Pinguine sich immer näher herandrängelten, flatterte sie ein paar Meter weiter auf die andere Seite der angreifenden Schar. Diese drehte sich nun um und wiederholte ihre frühere Taktik, bis die Skua schließlich endgültig fortflog. Es war wirklich hochinteressant, die schüchternen Protestbewegungen der Pinguine zu beobachten.

Auf der anderen Seite des Schiffes zankten sich mehrere Pinguine um den Besitz eines kleinen Eisblocks, der noch dazu einen sehr unsicheren Sitzplatz bot. Es war ungemein unterhaltend, wie jeder Vogel sich aufs Äußerste anstrengte, um sich den Platz zu sichern, der eine den anderen fortstieß und der glückliche Sieger, sobald er den Gipfel seines Ehrgeizes erreicht hatte, sofort wieder das Gleichgewicht verlor und der Kampf aufs Neue begann.

Mittwoch, 28. Dezember. Wir haben gestern und heute einige Kilometer gewonnen und das Packeis scheint sich wirklich beträchtlich gelockert zu haben. Selbst das dicke Eis scheint zu brechen. Wir können unmöglich von der Südgrenze des Packeises noch weit entfernt sein, ich habe deshalb befohlen anzuheizen.

Gestern Abend stürzte ein Pony und ich ließ das Tier heute ins Freie bringen. Es ist in traurigster Verfassung, sehr mager, sehr schwach auf den Hinterbeinen und leidet an einer lästigen Hautkrankheit, durch die es die Haare in großen Mengen verliert. Ein paar Tage in frischer Luft werden ihm guttun, und solange wir noch im Packeis sind und das Schiff infolgedessen nicht schwankt, wäre das offene Deck ein gewisser Spielraum zur Bewegung der Tiere. Ihre Erhaltung ist jetzt genauso wichtig wie der Kohlenverbrauch.

Heute Morgen tauchten um das Schiff herum und unter ihm eine Anzahl Pinguine. Es ist das erste Mal, dass sie so dicht herankamen; die Bewegungslosigkeit der Schraube hat sie kühn gemacht. Der Adeliepinguin ist gar zu drollig, ob er nun schläft, zankt oder spielt, ob er neugierig, erschrocken oder böse ist; aber im Wasser ist er etwas ganz anderes; wenn er in drei, vier Metern Tiefe unter dem Wasser pfeilschnell umherschießt, sich wie ein Delfin in die Luft schnellt und leicht über die gekräuselte Fläche einer Wasserrinne hinschwimmt, erregt er ausschließlich Bewunderung. Seine Geschwindigkeit wird vermutlich überschätzt, aber seine Geschicklichkeit im Drehen und Wenden und seine vollkommene Herrschaft über alle seine Bewegungen sind ebenso schön wie erstaunlich.

Blickt man über die öden Strecken des Packeises hin, so kann man sich schwer vergegenwärtigen, wie viel fruchtbares Leben unmittelbar unter seiner Oberfläche existiert. Ein Schleppnetz füllt sich in kurzer Zeit mit Diatomeen, woraus hervorgeht, dass das schwimmende Pflanzenleben hier viel reicher ist als in den Meeren der gemäßigten oder der tropischen Zone. Meist bestehen diese Algen aus drei oder vier bekannten Arten. Von diesen leben wieder Tausende kleiner Krebse (Euphausia), die am Rande jedes Eisfeldes schwimmen und von den umgekippten Schollen heruntergespült werden. Diese Krebse sind wieder die Nahrung der Krabbenfresser-Seehunde, Pinguine, Eissturmvögel und Schneesturmschwalben und einer Unzahl großer und kleiner Fische. Auch diese Fische müssen sehr zahlreich sein; wir fingen einen auf einer umgekippten Scholle, und als vor zwei Tagen mehrere Matrosen am Heck des Schiffes lehnten, schrien sie plötzlich alle auf: Sie hatten ein halbes Dutzend oder mehr Fische von etwa 30 Zentimeter Länge gesehen, die unter einem Eisfeld verschwanden. Diese Fische werden von Robben und Pinguinen, aber auch von Raubmöwen und Sturmvögeln gefangen.

Und dann die größeren Säugetiere. Da ist zunächst der lange, geschmeidige Seeleopard, der ohne Zweifel einen Pinguin oder zwei und vielleicht sogar einen jungen Krabbenfresser-Seehund im Magen hat, denn er ist mit fürchterlichen Reißzähnen bewaffnet. Der gefräßige Schwertwal (Orca gladiator), der jedes kleinere Tier verschlingt, zeigt sich weniger häufig im Packeis, sondern ist an den Küsten stark verbreitet. Überaus zahlreich sind aber hier draußen die anderen Wale, vom Riesenwal (Balaenoptera Sibbaldi), dem größten Säugetier der Welt, bis zu dem kleineren Schnabelwal und anderen Arten. Wenn man diese riesigen Tiere umherschwimmen sieht, kann man sich vergegenwärtigen, welche Unmasse Nahrungsmittel zu ihrer Erhaltung erforderlich ist und wie ungeheuer groß daher in diesem Meer der Vorrat an kleinen Seetieren sein muss. So tobt unter den riesigen Eisfeldern und in den Wasserflächen unaufhörlich der alte Kampf ums Dasein.

Abends 10 Uhr