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© Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2013

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Titelbild und Illustrationen von Barbara Scholz

E-Book-Umsetzung: Das Herstellungsbüro, Hamburg 2013

ISBN 978-3-86274-106-9

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Immer wenn die Gaukler an einem Markttag in die kleine Stadt unterhalb der Burg Hohenlob kamen, machte sich auch der kleine Ritter Trenk mit seinem Schwein Ferkelchen dorthin auf den Weg. Denn als er aus seinem Bauerndorf aufgebrochen war in die Welt, um dem gemeinen Ritter Wertolt der Wüterich zu entkommen und seine Familie von ihm zu befreien, und bevor er beim netten Ritter Hans vom Hohenlob ein neues Zuhause gefunden hatte, hatte er mit dem Gauklerjungen Momme Mumm ein Abenteuer erlebt; und seitdem war Momme Mumm sein Freund für immer und ewig, und Ferkelchen war das übrigens auch.

»Und ich geh heute auch mit in die Stadt!«, sagte Thekla trotzig, als Trenk sein Pferd abgesattelt und die Lanze, mit der er gerade geübt hatte, in die Rüstkammer zurückgetragen hatte.

Thekla war die Tochter des Ritters Hans vom Hohenlob, und eigentlich wollte sie auch Ritter werden; aber weil das damals für Mädchen verboten war, was ziemlich ungerecht ist, wie du zugeben wirst, schoss sie wenigstens heimlich mit ihrer Erbsenschleuder besser als irgendwer sonst auf der Welt; und genauso heimlich brachte Trenk ihr alle Rittertricks bei, denn seine Freundin war sie meistens auch.

»Ich weiß gar nicht, warum immer nur du in die Stadt gehen darfst, Trenk Tausendschlag, und ich muss auf der Burg bleiben und sticken und Harfe spielen und Suppe kochen!«

»Hm, hm, hm«, sagte der nette Ritter Hans und kratzte sich am Kinn. »Wenn du mir versprichst, gut auf meine Tochter aufzupassen, lieber Trenk, dann darf sie mit dir gehen, meinethalben. Denn in der Stadt wird ja gerade zum Lobe Gottes eine wunderschöne Kathedrale gebaut, da kann sie was lernen.«

Da hob Trenk drei Schwurfinger in die Luft und wickelte sich den Ferkelstrick um die Hand, denn ohne Ferkelchen ging er nirgendwohin; und dass Thekla ganz schön maulig aussah, wie sie da neben ihm hertrödelte, störte ihn gar nicht.

Erst als die Zugbrücke hinter ihnen hochgeklappt und das Burgtor geschlossen wurde, brach Thekla ihr Schweigen. »Du auf mich aufpassen, Trenk Tausendschlag, ha!«, sagte sie, und dabei zielte sie mit ihrer Schleuder auf einen Tannenzapfen, und natürlich plumpste der gleich vom Baum wie ein Stein. Aber das wunderte Trenk gar nicht, er wusste ja, dass Thekla die allerbeste Erbsenschleuderschützin der Welt war. »Da passe ja ich eher auf dich auf!« Und dann plumpste schon der nächste Zapfen vom Baum.

»Ich pass auf dich auf, und du passt auch mich auf«, sagte Trenk versöhnlich. Und weil Ferkelchen gerade am Wegesrand einen leckeren Pilz aufgestöbert hatte und darum nicht weitergehen wollte, sagte er noch: »Und wir beide passen zusammen auf Ferkelchen auf.« Und da hatte Thekla wieder gute Laune.

Wie immer an den Markttagen, herrschte in der Stadt ein wunderbar fröhlicher Lärm, der war eine Freude für die Ohren, und ein wunderbar fröhliches Getümmel, das war eine Freude für die Augen; nur für die Nase gab es leider nichts zum Freuen. Denn sie hatten ja noch keine Müllabfuhr damals und nicht mal Abflussrohre und Gullys, und die Menschen mussten allen Unrat einfach aus dem Fenster auf die Straße kippen. Darum waren Trenk und Thekla auch ziemlich vorsichtig, als sie zum Marktplatz gingen, denn wenn plötzlich eine Schüssel Spülwasser oder sogar der Inhalt eines Nachttopfes über ihnen ausgeschüttet worden wäre, wäre das ja nicht so schön gewesen.