cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 2637

 

Die Informationsjäger

 

Gucky und Nemo Partijan in APERAS KOKKAIA – sie suchen den Ort des Wandels

 

Arndt Ellmer

 

img2.jpg

 

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Seit dem dramatischen Verschwinden des Solsystems mit all seinen Bewohnern hat sich die Situation in der Milchstraße grundsätzlich verändert.

Die Region um das verschwundene Sonnensystem wurde zum Sektor Null erklärt und von Raumschiffen des Galaktikums abgeriegelt. Fieberhaft versuchen die Verantwortlichen der galaktischen Völker herauszufinden, was geschehen ist. Dass derzeit auch Perry Rhodan mitsamt der BASIS auf bislang unbekannte Weise »entführt« worden ist, verkompliziert die Sachlage zusätzlich. Um die LFT nicht kopflos zu lassen, wurde eine neue provisorische Führung gewählt, die ihren Sitz auf dem Planeten Maharani hat.

Perry Rhodan kämpft indessen in der von Kriegen heimgesuchten Doppelgalaxis Chanda gegen QIN SHI. Diese mysteriöse Wesenheit gebietet über zahllose Krieger aus unterschiedlichen Völkern und herrscht nahezu unangefochten in Chanda. Zum Glück steht er nicht allein: Der Mausbiber Gucky und der Hyperphysiker Nemo Partijan befinden sich dort und betätigen sich als DIE INFORMATIONSJÄGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gucky – Der Mausbiber begibt sich auf eine gefährliche Erkundungsmission.

Nemo Partijan – Der Hyperphysiker begleitet einen Multimutanten und muss beweisen, dass er neben ihm bestehen kann.

Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner sucht sein Schiff.

Prolog

 

»Rücksturz!«

Der Hawk-III-Kompensationkonverter schaltete ab. Ein leichtes Rütteln durchlief die Zentrale des 500-Meter-Kreuzers der MARS-Klasse. Der halb volle Kaffeebecher auf der Konsole neben Rhodans Sessel ruckelte zur Seite. Ehe der Terraner zugreifen konnte, kippte der Becher über den Rand und stürzte ab.

»Wir sind in leichte Turbulenzen geraten«, erklang erneut die Stimme des Kommandanten. »Die Abweichung von den Zielkoordinaten beträgt fünf Lichtjahre!«

Rhodan hörte es, aber seine Aufmerksamkeit galt in diesem Augenblick der dunkelbraunen Welle, die aus dem Becher schwappte, sich zusammenrollte und langsam in dem unsichtbaren Prallfeld zur Ruhe kam, das sie mitsamt dem Becher auffing.

Auf diese Weise werden Reinigungsroboter arbeitslos, schoss es dem Terraner durch den Kopf.

Das positronisch gesteuerte Feld reagierte zu langsam. Es hätte den Kaffee gleich im Becher auf der Konsole halten sollen. Gehörte das zu den Spätfolgen der schweren Kampfschäden bei der Flucht aus der BASIS? Rhodan hielt es für durchaus möglich.

Immerhin war die SICHOU-1 flugfähig.

»Kein Kontakt zur KADURA«, meldete die Steuerpositronik des Kugelschiffs.

Kommandant Derrayn Anrene schaute zu Rhodan herüber.

»Wir korrigieren den Koordinatenfehler mit einer Kurzetappe.«

Der Terraner nickte zustimmend und fischte den Kaffeebecher aus dem Feld, leerte ihn in einem Zug und stellte ihn auf die Konsole zurück.

Im Hologlobus sah er die Gaswolken von Kollaron-Viibad, ein Teil jener Materiebrücke, welche die beiden Teilgalaxien Chandas, Dosa und Zasao, miteinander verband. Die Brücke war rund 80.000 Lichtjahre lang und 20.000 Lichtjahre breit.

Kollaron-Viibad war ein winziger Teil davon, eine Hölle aus Entstehen und Vergehen. Sterne und Sonnensysteme wurden neugeboren, anderen mitsamt ihren Zivilisationen verschlungen. Wer sich nicht mit Raumschiffen in Sicherheit bringen konnte, war verloren.

Gewaltige Hyperkräfte wirkten in die Zonen, Hyperorkane und Tryortan-Schlünde entstanden nach Belieben und entfesselten ein Chaos.

Immerhin bildeten die Viibad-Klüfte so etwas wie stabile Anker im Chaos. Sie durchzogen den Raumsektor wie Säulen.

»Korrekturmanöver. Der Count-down läuft«, erklang die Steuerpositronik.

Erneut wechselte die SICHOU-1 in den Linearraum, hing für wenige Augenblicke in einer rotgrau glühenden Umgebung, ehe sie in den Normalraum zurückkehrte.

Zumindest war das der Normalfall.

Im Augenblick hatte Rhodan eher den Eindruck, als dehne sich der Vorgang um ein Vielfaches der veranschlagten Flugzeit. Die Schlieren auf der optischen Darstellung, die nichts anderes als ein irreales Abbild des Zwischenraums symbolisierten, ordneten sich zu parallelen Strukturen und verloren ihre Lebendigkeit.

Der Helm des SERUNS schloss sich automatisch.

»Darrayn«, sagte Rhodan. »Ich kenne dieses Phänomen vom Hörensagen. Wir drohen einzufrieren.«

Natürlich gab es keine Zeugen eines Steckenbleibens im Zwischenraum. Die Schiffe, denen so etwas widerfahren war, blieben für alle Zeiten verschwunden. Aber es gab Notrufe, die teils Jahrhunderte später durch Zufall aufgefangen wurden – ebenso wie ihre Verfasser im Linearraum gestrandet, aber irgendwann ausgespien worden waren.

»Einen Tipp, Perry! Schnell!«

Rhodans Gedanken jagten sich. Alles, was er in diesem Augenblick sagte, konnte falsch sein. Von einem Einzelfall und daraus resultierenden Erkenntnissen ließ sich nicht auf alle Ereignisse schließen.

»Arbeitet der Hawk normal?«

»Ja. Keine Störung.«

Sie hatten ihn erst kürzlich in Betrieb genommen, nachdem die Hyperkristalle des ersten Konverters ausgebrannt gewesen waren.

»Lasst den Konverter stottern. Irgendwie. Ändert die Parameter.«

Es ging auf Kosten der wertvollen Kristalle, die bei zusätzlicher Belastung schneller »alterten«.

Die Steuerpositronik errechnete Parameter, bei deren Anwendung sich möglicherweise Hyperenergien aufschaukelten und es zu einem Abstoßeffekt kam. Im Hologlobus wirbelten die Schlieren plötzlich wild durcheinander. Rhodan spürte, wie dumpfe Schläge bis in die Zentrale durchkamen.

Die Gravo-Absorber meldeten Störungen.

»Wir sind im Normalraum«, sagte Anrene verwundert. »Ohne Stottern!«

Die Störung der Gravo-Absorber blieb. Nach ein paar Sekunden stellte sich bei der Besatzung das Gefühl ein, als würde das Kugelschiff rotieren.

»Willkommen im Hypersturm!«, murmelte eine Stimme aus der Ortungsabteilung.

Sie hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera. Eine Rückkehr in den Linearraum kam im Augenblick nicht infrage. Sie waren froh, dem unberechenbaren Medium entkommen zu sein. Blieben sie im Normalraum, liefen sie Gefahr, zwischen den tobenden Energien zerrieben zu werden wie Getreidekörner zwischen zwei Mühlsteinen.

»Wir müssen ins Auge des Sturmes!«, befahl Rhodan.

Rhodan hoffte, dass die KADURA unter dem Kommando des Xylthen Ronsaar mehr Glück gehabt hatte. Oberst Anrene dachte in dieselbe Richtung, denn er schickte Hyperfunkpeilsignale in verschiedenen Frequenzbereichen hinaus, die auf den Standort der SICHOU-1 hinweisen sollten.

Der Kreuzer beschleunigte. Fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit reichten aus, um in den Linearraum zu wechseln. Sie reichten allerdings nicht, um im Toben des Sturms auch nur eine Lichtsekunde vorwärts zu kommen.

Meistens war es schwer, hyperdimensionale Vorgänge in ein vierdimensionales Denkschema umzusetzen. Rechner konnten das, menschliche Gehirne nicht. In diesem Fall funktionierte es relativ einfach. Auf den Skalen der Orter stellte es sich dar, als würde das Schiff irgendwo zwischen 80 und 95 Prozent Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Die Masse stieg ins Unendliche, das Universum staute sich zu einer gewaltigen Wand auf, an der das Schiff zerschellen würde.

Die Positronik meldete 55 Prozent, kurz darauf 57.

Nach und nach stabilisierten sich die Gravo-Absorber. Das Gefühl des ständigen Vorwärtsfallens hörte auf. Dafür stieg der energetische Widerstand auf die Schiffshülle beziehungsweise die Schutzschirmstaffel. Die Reibungswärme stieg.

Rhodan beobachtete die Anzeige aufmerksam. Noch absorbierte die Schirmstaffel die Hyperenergien beziehungsweise leitete sie in den Hyperraum ab. Die Taster meldeten einen Sog, der proportional zu diesem Phänomen zunahm.

Der Terraner machte Anrene darauf aufmerksam. »Wenn der Sog stärker wird als die vom Schiff erzeugte Antriebskraft, reißt er es mit. Von einem Schiff, das dann auch noch seine Schirmstaffel verliert, bleibt wenig oder gar nichts übrig.«

»An der SICHOU-1 sollten wir das nicht ausprobieren. Bleibt also nur ein Linearmanöver.« Anrene nickte. »Alles klar.«

Ein viel größeres Problem kam kurze Zeit später auf sie zu: Auf das Schiff wirkten starke Zugkräfte, die von hinten kamen. Sie bremsten das beschleunigende Schiff ab und ließen die Projektoren und Konverter heißlaufen.

Rhodan holte den diensthabenden Cheftechniker auf sein Holodisplay.

Jaruto Thomanten winkte ab. »Keine Zeit! Ich bin schon dran!«

»Der Zugstrahl wirkt gleichmäßig. Gib Gegenschub. Wir müssen die beiden Kräfte addieren!«

»Du meinst, es ist die KADURA?«

»Oder ein anderes Schiff. Es spielt keine Rolle, wer uns hier rausholt.«

»Du hast recht!«

Die SICHOU-1 verlor rasend schnell Geschwindigkeit. Unter 49 Prozent Licht wurde der Linearraumeintritt zu einem Risiko. Irgendwo ab 15 Prozent würde der Energiebedarf der Triebwerkssysteme unrealistische Werte annehmen – und es bestünde zudem die Gefahr, dass die Hyperkristalle spontan ausbrannten.

Die Zentralkugel des Schiffes riegelte sich gemäß den Sicherheitsvorschriften ab. Bis auf wenige Ausnahmen hielten sich auch außerhalb alle Mannschaften in den Sicherheitszonen beziehungsweise den Beibooten auf.

20 Prozent Lichtgeschwindigkeit. 19, 18 ...

Die Anzeige kam zum Stillstand. Dann kletterte sie zügig aufwärts. Der Schub der Triebwerke wirkte jetzt in die Richtung, aus der dieser Zugstrahl kam.

30 Prozent, 35, 40 ...

»Hat jemand eine Ahnung, wie groß bei einem Zapfenraumer die Reichweite eines Zugstrahls ist?«, fragte Derrayn Anrene plötzlich. »Ein paar Tausend Kilometer?«

Rhodan sagte: »Schub drosseln, schnell! Ausweichmanöver einleiten!«

45 Prozent Lichtgeschwindigkeit, 46, 47 ...

In der Ortung tauchte ein verschwommenes Echo auf. Die KADURA?

Der Kugelraumer raste auf den Schemen zu. Die längliche Form stimmte. Wieso flog er so langsam?

Rhodan dämmerte, dass es nicht der Zugstrahl war, der die SICHOU-1 beschleunigte, sondern der Zapfenraumer selbst. Ronsaar brachte sein Schiff auf 50 Prozent Licht.

»Der kennt seinen Kahn.« Anerkennung schwang in den Worten des Obersten mit. »Whow!«

Na klar, dachte Rhodan. Wenn sich ein Xylthe mit den Gegebenheiten in Kollaron-Viibad nicht auskennt, wer dann?

Ungefähr zehn Sekunden vor der Kollision erlosch der Zugstrahl. Die KADURA verschwand von der Ortung. Der Kreuzer raste durch den Wärmeabdruck des Zapfens hindurch, was sich in einem leichten Regenbogenschein an der Außenseite der Schirmstaffel bemerkbar machte.

Um Rhodans Lippen spielte ein Lächeln. Er ging davon aus, dass der Xylthe die Infrarotstrahlung bewusst moduliert hatte, dass exakt dieser Effekt entstehen musste.

Die SICHOU-1 glitt in ruhiges Fahrwasser. Das Toben des Hypersturms flaute in dieser Richtung ab. In Sicherheit waren sie aber noch lange nicht. Jederzeit konnte in der Nähe ein Tryortan-Schlund entstehen, der sie verschlang und nie wieder freigab.

»Wir bleiben eine halbe Stunde auf diesem Kurs!«, entschied Anrene. »Danach sehen wir weiter.«

Mit einem erneuten Linearmanöver wären sie womöglich vom Regen in die Traufe gekommen. Die KADURA hätte sie kein zweites Mal herausholen können. So aber schlichen sie gewissermaßen auf Zehenspitzen fort, während der Sturm hinter ihnen weitertobte. Ein paar Lichtstunden entfernt zuckten gewaltige Blitze durchs All. Sie spalteten den Normalraum und schufen Öffnungen für höherdimensionale Energien, die sich in einer Woge in den Normalraum ergossen und dort zu einer rotierenden Wolke ballten, während sich die Öffnungen wieder schlossen.

»Wir haben soeben die Geburt eines neuen Sonnensystems oder gar eines Sonnenhaufens erlebt«, sagte Rhodan.

Er nahm es als kleinen Ausgleich für das Bangen und das Ungemach, das sie erlebt hatten. Dann weilten seine Gedanken schlagartig wieder in der Gegenwart.

Wo war die KADURA?

 

*

 

Rhodan nutzte die Zeit der Suche und kümmerte sich um den Urcontroller der Anthurianer. Die verschlüsselten Daten waren noch immer nicht geknackt. Bisher wusste er aus den Verzeichnisdetails lediglich, dass es bereits vor 300.000 Jahren zu einer massiven Beschädigung der Polyport-Station gekommen war. Der Name THASSADORAN-4 deutete darauf hin, dass sie zu dem Distribut-Depot THASSADORAN gehört hatte.

Die 300.000 Jahre lieferten Perry einen wichtigen Hinweis: Zu dieser Zeit hatte VATROX-VAMU zum ersten Mal versucht, auf das PARALOX-ARSENAL zuzugreifen, und die meisten Polyport-Stationen waren aus ihren Verstecken in der fremden Existenzebene ins Standarduniversum zurückgefallen.

Die Vatrox hatten diese Stationen als Verlorene Höfe bezeichnet. Die Halbspur-Changeure hatten einen Großteil davon entdeckt, aber die meisten waren unzugänglich geblieben oder zweckentfremdet worden.

Eines wenigstens nahmen sie als Information aus dem Penkett-System mit auf den Weg. Über Chanda verteilt musste es sieben weitere THASSADORAN-Höfe geben plus das eigentliche Distribut-Depot.

Damit stand endgültig fest, dass die Doppelgalaxis mit der Materiebrücke vor langer Zeit ebenfalls zu den Polyport-Galaxien gehört hatte und es hier auch irgendwo Spuren der Anthurianer geben musste oder zumindest der Vatrox.

Ob es einen Zusammenhang zwischen der Frequenz-Monarchie und QIN SHI gab? Rhodan interessierte sich brennend dafür.

Wie sah es bei APERAS KOKKAIA aus, dem Ort des Wandels? Was geschah mit den Segmenten des Trägerschiffs, das die Zapfenraumer umschwirrten? War es den Xylthen inzwischen gelungen, die Schirmfelder zu durchdringen?

War MIKRU-JON noch dort? Rhodan brauchte das kleine Schiff, in das die Silberkugel der Oldtimer mit all ihren technischen Raffinessen einschließlich dem Trafitron-Antrieb aufgegangen war. Dieses Schiff war jedem Zapfenraumer und jedem Kreuzer haushoch überlegen; genau das Richtige, um in die Höhle des Löwen zu fliegen.

Gucky hielt sich zusammen mit Nemo Partijan in dem Obeliskenraumer auf. Rhodan hoffte das zumindest. Er rechnete allerdings auch mit der Vorwitzigkeit des Ilts und dessen Hang zu Eskapaden, sprich: Kommandounternehmen mit zweifelhaftem Ausgang.

800 Lichtjahre trennten die SICHOU-1 noch von der Werft. Die Flugzeit lag bei 14 Stunden, wenn nichts dazwischenkam. Von APERAS KOKKAIA aus sollte es zum Stützpunkt auf Orontes gehen. Dort wartete das nächste Problem auf Rhodan.

Auf Orontes war am 27. Oktober die Sechswochenfrist des von den Todringern akzeptierten Friedenspakts abgelaufen, aber Rhodan vertraute auf das Geschick Mondra Diamonds, für die dort gestrandeten Galaktiker eine Lösung zu finden.

Möglicherweise waren Gucky und Partijan schon nach Orontes zurückgekehrt, um auf ihn zu warten oder um Mondra zu unterstützen. Mit MIKRU-JON besaßen sie ein handfestes Argument, dem bestimmt kein Todringer widerstehen konnte.

Rhodans Gedanken schweiften weiter zu QIN SHI, dem Herrscher dieser universellen Region. Würde es ihm und den Gefährten gelingen, zu der negativen Superintelligenz vorzustoßen und sie zu befrieden, ähnlich wie es ihm einst mit Seth-Apophis gelungen war?

Viele Gedanken gingen ihm in diesem Moment durch den Kopf: Zwiegespräche mit ES aus alter Zeit, sein Weg durch die Instanzen, wie er es manchmal scherzhaft bei sich nannte und womit er seine Begegnungen mit den Mächtigen und Superwesen in diesem Universum meinte, von Anti-ES bis zu SEELENQUELL und THOREGON, KOLTOROC und jetzt QIN SHI. Sein eigener Horizont wurde dadurch immer weiter, immer kosmischer. Und er fragte sich, ob das richtig war und er den besten Weg für die Menschheit beschritt?

Auch dieses Mal lautete seine Antwort »Ja«. Die Menschheit breitete sich über das Universum aus, sie schuf Inseln in der Ferne. Die ursprüngliche Menschheit der Erde hatte im Arresum sogar das Ende allen Lebens verhindert und die Kristallisierung durch die Abruse beseitigt.

Und trotzdem waren alles nur winzige Sandkörner in einer Wüste, kleine Tröpfchen im endlosen Meer. Irgendwann führte der Wind oder die Sonne oder die Schwerkraft sie zusammen. Irgendwann in ferner Zukunft, die er selbst vielleicht erleben würde.

Rhodan hob den Kopf. Er schien ein wenig verträumt auszuschauen, denn Derrayn Anrene hob die linke Augenbraue und sah ihn schief an.

»Du warst mit deinen Gedanken bestimmt zu Hause«, vermutete er.

»Ja.« Rhodan nickte sinnend. »Ich war zu Hause. Gibt es Neuigkeiten von hier?«

»Keine. Wir orten die ganze Zeit, aber die KADURA lässt sich nicht blicken.«

»Wir müssen sie finden. Bestimmt braucht sie unsere Hilfe.«

»Wir haben ein ganzes Bündel Traktorstrahlen, mit denen wir sie beschleunigen können. Und wir brauchen uns dazu nicht permanent in ihre Flugbahn zu stellen. Wir weichen rechtzeitig aus und ziehen sie an uns vorbei.« Mit einem Achselzucken fügte er hinzu: »Falls die Umstände es erlauben.«

»Gut«, entschied der Terraner. »Wir fliegen parallel zum Hypersturm und halten nach Funksignalen Ausschau.«

Aus dem Hyperäther fischten sie ein paar verzerrte und zerfetzte Signale. Es waren ihre eigenen, die sie in höchster Not ausgesendet hatten. Der Hypersturm verquirlte sie und jagte ab und zu Bruchstücke hinaus ins All.

Die SICHOU-1 hüllte sich in ihren Tarnschirm und setzte Bojen aus, die nach der KADURA riefen.

Es wirkte.

Eine knappe Stunde später meldete sich Ronsaar ebenfalls über eine Sonde und übermittelte eine Botschaft. Wenn sie die Richtigen seien, könnten sie mit einem Kennwort die Koordinaten freischalten, an denen er sich mit ihnen treffen wollte.

Rhodan brauchte nicht lange zu überlegen. Anrene und er hatten einen Espresso auf den Helden der Badakk getrunken.

Temal-Vragyt.

Sie funkten der Boje den Namen, und Augenblicke später trafen die Koordinaten ein. Sie lagen auf halbem Weg zwischen dem Hypersturmgebiet und der Werft.

»Wir fliegen gemäß Sicherheitsvorschriften«, sagte Rhodan. »Anpirschen und prüfen, dann erst zeigen.«

Die SICHOU-1 setzte zu ihrer nächsten Linearetappe an. Sie verfehlte auch dieses Mal die Zielkoordinaten um fast eine Lichtstunde, aber das war in Kollaron-Viibad nichts Ungewöhnliches.

Am Treffpunkt fanden sie die KADURA, und sie war allein. Anrene schaltete den Tarnschirm ab. Rhodan ließ sich sogleich mit dem Xylthen verbinden.

»Wir danken dir für die Hilfe. Ohne euch wären wir verloren gewesen.«

»Ich bin sicher, ihr hättet es auch ohne uns geschafft«, versicherte Ronsaar. »Aber so ging es schneller. Und das kommt unser beider Interessen zugute.«