Cover

Impressum

© Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2012

Alle Rechte vorbehalten

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Cover und Illustrationen von Barbara Scholz

Reproduktion: Domino GmbH, Lübeck

E-Book-Umsetzung: pagina GmbH, Tübingen 2012

ISBN 978-3-86274-070-3

Lust auf mehr?

www.oetinger.de

www.oetinger.de/ebooks

An einem sonnigen Sommermorgen kam ein berittener Bote auf die Burg des Ritters Hans vom Hohenlob, um auch dort bekannt zu geben, dass der Herr Fürst auf seiner Reise durch das Land an diesem Abend in der kleinen Stadt nicht weit entfernt Station machen würde.

„Und der Grund für seine Reise“, rief der Bote, der diese Nachricht vorher schon auf vielen anderen Burgen im Land vorgetragen hatte, „ist folgender: Schon lange sucht der Herr Fürst nach dem Stein der Weisen, mit dessen Hilfe er unser Land zum glücklichsten auf der gesamten Erdenscheibe machen will! Wer ihm diesen Stein überbringt, dem erfüllt er jeden Wunsch, den ein Fürst einem Untertan erfüllen kann!“

Da sprang der kleine Ritter Trenk von seinem Pferd, auf dem er gerade übte, mit dem Speer zu galoppieren, und stellte sich dem Boten in den Weg.

„Jeden Wunsch?“, fragte er. „Wirklich jeden?“

„Jeden Wunsch, den ein Fürst einem Untertan erfüllen kann“, sagte der Bote ungeduldig, und dann schwang er sich wieder in den Sattel und sprengte über die Zugbrücke, denn er musste seine Botschaft an diesem Tag noch auf einer ganzen Menge anderer Burgen verkünden.

Da führte Trenk sein Pferd eilig zum Stall, und dann lief er, so schnell er konnte, hoch in die große Halle, wo Ritter Hans vom Hohenlob, der ein wirklich netter Ritter war, gerade sein Vormittagsnickerchen machte.

„Ritter Hans!“, rief Trenk und zupfte ihn am Ärmel. „Wacht auf, Ritter Hans!“

Und noch während Ritter Hans sich reckte und streckte und gähnte und langsam die Augen aufschlug, kam aus der Kemenate nebenan seine Tochter Thekla gelaufen, die sollte da eigentlich sticken und Harfe spielen, aber natürlich war sie wieder mal froh, dass es einen Grund gab, damit aufzuhören.

„Wieso weckst du meinen Herrn Vater, Trenk Tausendschlag?“, fragte sie. „Was kann so wichtig sein, dass du ihn deswegen in seinem Schlaf stören musst?“

„Ich muss für heute aufhören, mit Speer und Ross zu üben, Ritter Hans!“, rief Trenk, und damit war Theklas Frage gleich mit beantwortet. „Der Herr Fürst kommt heute Abend in die Stadt und fordert jeden im Land auf, ihm den Stein der Weisen zu bringen!“

„Den Stein der Weisen, hm, hm“, sagte Hans und gähnte. So richtig wach war er noch nicht.

„Und demjenigen, der ihm den Stein übergibt, erfüllt er jeden Wunsch“, sagte Trenk. „So hört doch, Ritter Hans! Darf ich darum gehen, um den Stein für ihn zu suchen?“

„Nun, warum sollte ich dir das verbieten?“, sagte Hans und machte es sich in seinem Stuhl noch etwas bequemer. Eigentlich, und das ist für einen Ritter vielleicht doch ein kleines bisschen peinlich, wollte er nämlich nur, dass Trenk ganz fix wieder verschwand, damit er weiterschlafen konnte; und ob Trenk im Hof mit dem Speer übte oder irgendwo sonst nach dem Stein der Weisen suchte, war ihm darum ganz egal.

Aber Thekla war das überhaupt nicht egal.