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Die innen- und außenpolitischen Tagespläne von Regierung und Parlament wurden binnen Minuten vom Tisch gefegt, bereits feststehende Termine und Reiseplanungen wurden zu Makulatur, und die gesamte politische Agenda der Bundeshauptstadt richtete sich auf die neue terroristische Bedrohung aus.

Innerhalb der Bundesregierung lief nach dem ersten Schock der Krisenreaktionsmechanismus in den Ministerien an. An erster Stelle war der für die innere Sicherheit zuständige Innenminister gefordert, aber auch im Auswärtigen Amt galt es, Maßnahmen zum verstärkten Schutz der deutschen Auslandsvertretungen und anderer deutscher Einrichtungen außerhalb unserer Grenzen einzuleiten sowie unverzüglich telefonisch mit der internationalen Abstimmung im Rahmen von EU und NATO und mit unseren wichtigsten Partnern außerhalb von Europa zu beginnen.

Meinen amerikanischen Kollegen Colin Powell konnte ich an diesem schicksalhaften Tag allerdings telefonisch nicht erreichen, da er sich zu einem Besuch in Lima, der Hauptstadt von Peru, aufhielt und sofort nach Erhalt der schrecklichen Nachricht zurück nach Washington aufgebrochen war. Erst am nächsten Abend war es mir möglich, mit ihm zu sprechen und ihm meine Erschütterung und tiefe Anteilnahme angesichts des

Während dieses Telefonats erläuterte mir Colin Powell auch zum ersten Mal und in wenigen Worten die ersten Konsequenzen, welche die US-Regierung aus dem Terroranschlag vom 11. September zu ziehen gedächte: Die Vereinigten Staaten würden keineswegs nur gegen die Attentäter dieses Anschlags, sondern gezielt gegen den Terrorismus insgesamt vorgehen. An jenem Abend waren mir die Folgen dieser neuen amerikanischen Strategie noch nicht völlig klar, aber dies sollte sich wenige Tage danach während meines Besuches in Washington und nach einem Gespräch mit Paul Wolfowitz, dem stellvertretenden US-Verteidigungsminister, im Pentagon sehr schnell ändern.

Der Bundeskanzler hatte für den späten Nachmittag des 11. September eine Krisensitzung des Bundessicherheitsrates (der BSR ist ein Kabinettsausschuss der Bundesregierung, in dem alle sicherheitsrelevanten Fragen erörtert und die deutschen Rüstungsexporte beschlossen werden) ins Kanzleramt einberufen, in der die ersten Maßnahmen und auch die weitergehenden Schritte beraten und beschlossen werden sollten.

In der Sitzung des BSR wurden von allen betroffenen Ressorts die Sofortmaßnahmen vorgetragen und auch formell gebilligt. Diese bezogen sich vor allem auf die Flugsicherheit und den Schutz der Flughäfen in Deutschland. Zudem wurde aufgrund des Berichts des Innenministers und der Dienste die Gefährdungslage für Deutschland erörtert – es konnte nur eine allgemeine oder »abstrakte« Gefährdung festgestellt werden – und die nächsten politischen Schritte beraten und beschlossen.

Eigentlich sollte an diesem Abend auch das seit Längerem

Zudem war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt abzusehen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Deutschland schwere Entscheidungen bis hin zur militärischen Solidarität mit den USA zukommen würden, selbst wenn in diesem Moment noch völlig unklar war, ob es sich bei den Terrorattacken in New York und Washington um einen Angriff von außen gehandelt hatte und, wenn ja, von wem.

Das gesamte Muster dieser Terroranschläge sprach mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Urheberschaft Osama bin Ladens und seiner islamistischen Terrorgruppe al-Qaida, aber es sollte noch einige Zeit dauern, bis die Täter und ihr Hintergrund zweifelsfrei festgestellt werden konnten. Auch unter diesem Gesichtspunkt war daher eine im Parlament möglichst breit getragene Antwort der Bundesregierung auf diese neue terroristische Bedrohung von erheblicher Bedeutung.

Das Treffen mit dem Bundestagspräsidenten und den Spitzen der im Bundestag vertretenen Fraktionen und Parteien fand um 20.00 Uhr im Kanzleramt statt. Zuvor war um 19.00 Uhr noch die grüne Bundestagsfraktion im Reichstagsgebäude zu einer Sondersitzung zusammengetreten.

Allen Teilnehmern der interfraktionellen Runde, wie auch zuvor den Mitgliedern der grünen Bundestagsfraktion, standen der Schock und die Erschütterung über die Terroranschläge in den USA ins Gesicht geschrieben. Jedem und jeder war bewusst, dass etwas Ungeheuerliches geschehen war und dass dieser Tag

Hier saßen nicht nur gewählte Funktionsträger, die politischen Spitzen der Republik, zusammen, um erste politische Konsequenzen dieses Angriffs auf unseren Verbündeten zu beraten, sondern es waren alles Menschen aus Fleisch und Blut, die das Grauen dieses Tages auch emotional und jeder für sich zu verarbeiten hatten. Entsprechend gedrückt war die Stimmung im Saal.

Vor Beginn des Treffens im Kanzleramt zeigte mir Gerhard Schröder seinen Sprechzettel. Darin stand die Formulierung von der »uneingeschränkten Solidarität« mit den Vereinigten Staaten, und ich verstand sofort, was der Kanzler damit auszudrücken beabsichtigte: Es war ein Ja Deutschlands zu einer möglichen militärischen Beteiligung an einem Krieg in Afghanistan, wenn dieser absehbare Fall nach der Feststellung der Fakten tatsächlich eintreten würde.

Ich unterstützte die Haltung des Bundeskanzlers vorbehaltlos, denn sollten die USA tatsächlich von außen angegriffen worden sein (was bereits zu diesem frühen Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuten war), dann würde zumindest politisch der Bündnisfall in der NATO eintreten, und darauf war durch die Bundesregierung nur mit »uneingeschränkter Solidarität« zu antworten, wenn man unsere Beziehungen zu den USA nicht ernsthaft gefährden wollte. Jedes Zaudern, jedes Wackeln, ja auch nur eine Undeutlichkeit bei der Beantwortung der sich stellenden Bündnisfrage hätte für Deutschland fatale Folgen haben können. Gerade für uns Deutsche zählte aber auch noch ein sich aus unserer jüngeren Geschichte ergebender emotionaler Faktor, nämlich Dankbarkeit gegenüber den USA, auch wenn es sich dabei nicht gerade um einen politischen Begriff handelt. In diesem Fall und an diesem Tag verband sich aber zu Recht

Die Vereinigten Staaten hatten, gemeinsam mit der Sowjetunion und Großbritannien, den Nationalsozialismus niedergekämpft und dadurch Europa und auch Deutschland von dem Grauen der Nazidiktatur befreit. Sie hatten im Kalten Krieg Stalin Einhalt geboten und über vier Jahrzehnte lang die Freiheit Westberlins und Westdeutschlands garantiert und verteidigt. Sie hatten auch ganz wesentlich zum Aufbau der deutschen Nachkriegsdemokratie beigetragen. Und sie hatten die deutsche Einheit, anders als etwa Frankreich und Großbritannien, sofort und nachdrücklich unterstützt, als sich im Jahr 1989 diese nicht für möglich gehaltene Chance völlig unverhofft auftat.

Nach dem 11. September ging es für uns also nicht nur allein um realpolitische Bündnisfragen und deren Konsequenzen, sondern gerade wir Deutsche hatten gegenüber den angegriffenen Vereinigten Staaten eine historische Dankesschuld abzutragen. Der Augenblick dafür war jetzt gekommen.

Gerhard Schröder benutzte diese in den folgenden Monaten noch sehr oft von ihm wiederholte Formulierung von der »uneingeschränkten Solidarität« öffentlich zum ersten Mal während des Treffens im Kanzleramt mit den Spitzen von Parlament, Parteien und Fraktionen. Auch die Tagesordnung des Plenums für den nächsten Tag wurde dort umgeworfen, und man vereinbarte in dieser Sitzung, am nächsten Tag die Plenarsitzung des Parlaments mit einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers und einer sich daran anschließenden kurzen Aussprache des Hauses zu den Terrorattacken vom 11. September zu beginnen.

Spätnachts telefonierte ich noch mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres und mit dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat, denn dieser Tag würde ohne jeden Zweifel auch massive Auswirkungen auf die gesamte Region des Nahen Ostens haben, sollten die Terroranschläge auf die USA tatsächlich von al-Qaida oder einer anderen islamistischen Terrororganisation ausgeführt worden sein.

Für mich bestand vom ersten Augenblick an ein enger politischer Zusammenhang zwischen dem Nahostkonflikt und den absehbaren Auswirkungen des 11. September. Ich

Die Palästinenser hatten in ihrem Krieg gegen Israel und die anhaltende israelische Besetzung des Westjordanlands und des Gazastreifens vor allem auf die Waffe des Terrors gegen die israelische Zivilbevölkerung gesetzt, da sie militärisch gegen die israelische Armee nicht die geringste Chance hatten. Was immer auch die Ursachenforschung der nächsten Stunden und Tage an Tätern und Verantwortlichkeiten für den 11. September zutage fördern würde, so war zumindest völlig klar, dass der Einsatz von Terror gegen die Zivilbevölkerung von den USA und ihren internationalen Partnern fortan politisch und moralisch geächtet und mit allen Mitteln bekämpft werden würde.

Und »alle Mittel« würde im Fall der USA tatsächlich alle militärischen Mittel meinen. Allerdings konnte ich mir zum damaligen Zeitpunkt Folter und andere Menschenrechtsverletzungen – Guantanamo, Abu Ghraib – nicht vorstellen, auch nicht das Ausmaß der Bürgerrechtseinschränkungen in den USA und jene »Politik der Angst« der Regierung Bush, die das Land über Jahre hinweg im Griff halten sollte. Dazu reichte meine Fantasie an jenem 11. September 2001 schlicht nicht aus.

Für die Palästinenser hieß die Botschaft jenes Tages, dass sie sich würden entscheiden müssen, auf welcher Seite sie in der

Die Formel von der »uneingeschränkten Solidarität« wiederholte der Bundeskanzler auch am nächsten Morgen in seiner Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag. Die entscheidenden Sätze des Kanzlers lauteten:

»Meine Damen und Herren, ich habe dem amerikanischen Präsidenten das tief empfundene Beileid des gesamten deutschen Volkes ausgesprochen. Ich habe ihm auch die uneingeschränkte – ich betone: die uneingeschränkte – Solidarität Deutschlands zugesichert. Ich bin sicher, unser aller Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl, unsere ganze Anteilnahme. Ich möchte hier in Anwesenheit des neuen amerikanischen Botschafters Dan Coats noch einmal ausdrücklich versichern: Die Menschen in Deutschland stehen in dieser schweren Stunde fest an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika. (Beifall im ganzen Hause).«

Mit diesen Worten hatte der Bundeskanzler die Bundesregierung und die Koalition für den wahrscheinlichen Fall der Fälle politisch definitiv festgelegt, wenn es zu einem Militäreinsatz der USA und ihrer Verbündeten als Antwort auf die Terrorattacke vom 11. September kommen sollte: Deutschland würde mit dabei sein. Und alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages verstanden diese Festlegung nur zu gut.

Während der Sitzung erreichte mich ein Anruf meines Büroleiters Martin Kobler, der mir mitteilte, dass die Gebäude des Auswärtigen Amtes im Augenblick wegen einer anonymen Bombendrohung vollständig geräumt würden. Falls ich jemanden erreichen wolle, müsse ich mich in der nächsten Stunde über ihn und sein Mobiltelefon vermitteln lassen. Im Hintergrund hörte ich die Alarmsirene heulen. In anderen Zeiten hätte ich ein solches Ereignis als einen mutmaßlichen Fehlalarm abgetan, aber jetzt, einen Tag nach dem 11. September 2001, beschlich mich doch ein sorgenvolles Gefühl. Gott sei Dank erwies sich diese Bombendrohung als falscher Alarm.

Zurück in der Sitzung unterrichtete der NATO-Generalsekretär die versammelte EU-Ministerrunde, dass er daran dächte, am Abend dem NATO-Rat vorzuschlagen, förmlich den Bündnisfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrags zu erklären. Dadurch

Robertsons Vorschlag war zwar grundsätzlich richtig, allein zur Stunde stand noch nicht einmal fest, von wo dieser Terroranschlag gekommen war und wer für ihn die Verantwortung trug. Ich sagte mir, dass es vielleicht besser wäre, die Klärung dieser beiden Fragen abzuwarten, aber andererseits musste der Vorschlag, nachdem ihn der NATO-Generalsekretär jetzt gemacht hatte, voll unterstützt und im NATO-Rat angenommen werden. Alles andere wäre als eine Verweigerung der Solidarität mit den USA angesehen worden.

Allerdings konnte ich unmöglich allein über den Eintritt des Bündnisfalles entscheiden – zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der NATO! –, ohne nicht zumindest versucht zu haben, den Bundeskanzler zu unterrichten und mich mit ihm abzustimmen. Zwar hatten die EU-Außenminister in dieser Frage formal nichts zu sagen, aber wenn ich hier und jetzt für die Bundesregierung unsere Zustimmung signalisierte, dann wäre die Sache entschieden.

Und ausgerechnet jetzt, angesichts einer solch herausragend wichtigen Entscheidung, war das Amt in Berlin geräumt worden und nur eingeschränkt handlungsfähig! Ich nutzte daher die noch anhaltende Debatte im Rat, um Martin Kobler zurückzurufen, der dann sehr schnell eine Verbindung mit dem Bundeskanzler herstellte. Der Kanzler war mit der Sache bereits vertraut, denn er war zuvor schon von Präsident Bush angerufen worden. Nachdem ich ihn über die Lage im Rat unterrichtet hatte, waren wir uns einig, dass es nur ein klares Ja der Bundesregierung zu dem Vorschlag des NATO-Generalsekretärs geben konnte.

Der Vorschlag von George Robertson, formell den Eintritt des NATO-Bündnisfalles zu erklären, wurde von den Außenministern, die in Brüssel versammelt waren, einhellig unterstützt, und am Abend beschloss dann der NATO-Rat, in dem

»Der Rat stimmte überein, dass – falls festgestellt wird, dass dieser Angriff aus dem Ausland gegen die Vereinigten Staaten gerichtet wurde – er als eine Aktion angesehen wird, die unter Artikel 5 des Washingtoner Vertrages fällt, welcher festlegt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere der Bündnispartner in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen alle angesehen wird […] Artikel 5 des Washingtoner Vertrags legt fest, dass im Falle eines solchen Angriffs jeder Bündnispartner der Partei Beistand leistet, die angegriffen wurde, indem er die Maßnahmen ergreift, die für erforderlich erachtet werden. Dementsprechend stehen die NATO-Verbündeten der Vereinigten Staaten bereit, die Unterstützung zur Verfügung zu stellen, die als Konsequenz dieser barbarischen Akte erforderlich sein wird.«

Am nächsten Tag fand nachmittags im Reichstagsgebäude eine Fraktionssitzung der Grünen statt, in der ich über diesen Beschluss der NATO berichtete und seine möglichen Konsequenzen erläuterte. Die Fraktion stimmte der Erklärung des Bündnisfalles bei drei Gegenstimmen zu, unsere Vizepräsidentin Antje Vollmer enthielt sich der Stimme. Sie argumentierte vehement und massiv gegen eine militärische Teilnahme Deutschlands an einem möglichen Gegenschlag der USA in Afghanistan.

Der grün-protestantische Nationalpazifismus erhob also auch diesmal wieder sein Haupt, und damit wurde zu einem recht frühen Zeitpunkt in diesem sich abzeichnenden Konflikt um Afghanistan erneut jene Bruchlinie in Fraktion und Partei sichtbar, die bereits in der Kosovo-Krise nur mit allergrößten Anstrengungen überbrückt werden konnte. Mir war allerdings seit dem 11. September bewusst, dass jetzt ein weltpolitischer Orkan zu toben begonnen hatte und wir dadurch in Entscheidungszwänge hineingeraten würden, gegenüber denen der Kosovo-Krieg lediglich eine kleinere Herausforderung gewesen war.

Sofort nach dem ersten Schock hatte in den USA die

Bei den Attentätern handelte es sich um junge Männer, die fast alle aus Saudi-Arabien, Ägypten und den Golf-Staaten stammten. Als ihr Anführer kristallisierte sich ein ägyptischer Staatsangehöriger namens Mohammed Atta heraus. Im Zuge der Ermittlungen stießen die amerikanischen Sicherheitsbehörden ebenfalls sehr schnell darauf, dass sich Atta und einige der anderen Terroristen des 11. September zuvor jahrelang in Deutschland aufgehalten hatten. Schlimmer noch, ganz offensichtlich hatten wesentliche Teile der Planung der Terroroffensive gegen die USA in Hamburg-Harburg stattgefunden, ohne dass die deutschen Sicherheitsbehörden davon irgendetwas mitbekommen hatten.

Es drängten sich für die Bundesregierung hochnotpeinliche Fragen auf, deren Beantwortung unsere Beziehungen zu den USA tief gehend erschüttern konnten. Hätte Deutschland die Terroranschläge vom 11. September verhindern können, ja verhindern müssen? Traf am Ende gar die deutschen Sicherheitsbehörden die Schuld oder wenigstens Mitschuld daran, dass der Angriff auf die Vereinigten Staaten nicht rechtzeitig unterbunden werden konnte? Diese Fragen stellten sich leider und zu Recht ganz unmittelbar an die Adresse der Bundesregierung. Und auch die US-Regierung, die angesichts der schrecklichen Ereignisse und des Versagens der amerikanischen Sicherheitsnetze unter einem erheblichen öffentlichen Druck stand, stellte diese Fragen in unsere Richtung sehr aggressiv.

Der Bundesregierung war die außenpolitische Dimension der Enttarnung der sogenannten »Hamburger Zelle« sofort bewusst, und auch gerade angesichts dieser schockierenden Erkenntnisse erwies sich die Position der »uneingeschränkten Solidarität« mit den USA, wie sie Gerhard Schröder für die Bundesregierung

Denn die Stimmung in der amerikanischen Öffentlichkeit, in Parlament und Regierung war nach dem Schock und dem Grauen des 11. September nicht gerade auf eine differenzierte Analyse der Ereignisse ausgerichtet, sondern die Reaktionen würden dominiert von Entsetzen, Schmerz und Wut. Wenn Deutschland in den USA als Schuldiger oder auch nur Mitschuldiger für den 11. September angesehen werden würde, dann würden wir ein sehr großes außenpolitisches Problem bekommen. Eine tiefe Krise bis hin zu einem emotionalen Bruch in den deutsch-amerikanischen Beziehungen mit kaum absehbaren Folgen wäre dann nicht mehr auszuschließen.

Colin Powell hatte mir gegenüber zwar niemals irgendwelche Vorhaltungen gemacht, aber Innenminister Otto Schily hatte einige sehr unangenehme Gespräche hinter sich zu bringen. Allein die Tatsache, dass die Terroristen ihre Flugausbildung in den USA erhalten hatten, die für die Durchführung der Terrorattacke von entscheidender Bedeutung gewesen war, nahm etwas den Druck von Deutschland weg. Dennoch sollte der mehr oder weniger offen formulierte Vorwurf der amerikanischen Seite, dass Deutschland den 11. September hätte verhindern können, noch für lange Zeit in zahlreichen internen Gesprächen zwischen den Regierungen und auf den verschiedensten Ebenen eine Rolle spielen. Umso wichtiger war es daher, dass es an der »uneingeschränkten Solidarität« Deutschlands mit den USA nicht den geringsten Zweifel geben durfte.

Aber auch für die Bundesregierung und die deutschen Sicherheitsbehörden waren die Erkenntnisse über die »Hamburger Zelle« ein gewaltiger Schock. Wie hatte es passieren können, dass eine Gruppe der gefährlichsten internationalen Terrororganisation über längere Zeit hinweg Deutschland als Rückzugsraum nutzen konnte, ohne dass die deutschen Sicherheitsapparate davon etwas mitbekamen? Und noch wichtiger war damals die Antwort auf die Frage: Gab es am Ende noch weitere al-Qaida-Zellen in Deutschland, die hier als sogenannte »Schläfer« auf ihre Aktivierung warteten? Man wird die spätere Haltung der rot-grünen Bundesregierung und der deutschen

Die Krise des 11. September erforderte ein schnelles und abgestimmtes Handeln innerhalb der Bundesregierung, nicht nur auf der Ebene der hohen Beamten. Es galt täglich, ja bisweilen sogar stündlich, auf neue Erkenntnisse und Lagen politisch auf der höchsten Ebene zu reagieren. Das bis dahin in der Organisation der Bundesregierung vorgesehene Instrument des Bundessicherheitsrates erwies sich dabei als zu groß, zu unflexibel und zu durchlässig. Aus diesem Grund entschied der Bundeskanzler, informell ein sogenanntes »Sicherheitskabinett« einzurichten, das sich aus dem Bundeskanzler, dem Außen-, Innen- und Verteidigungsminister und dem Chef des Bundeskanzleramtes zusammensetzte. Hinzu kamen noch – je nach Bedarf – weitere Ressorts (etwa Finanzen) und die Präsidenten der Dienste, des BKA und die Spitze der Bundeswehr. Das Sicherheitskabinett hat sich in dieser Krise als entscheidendes politisches und operatives Steuerungsinstrument bewährt.

Am Nachmittag des 14. September fanden sich ca. 200000 Menschen vor dem Brandenburger Tor zu einer riesigen Solidaritätskundgebung mit den Vereinigten Staaten von Amerika ein. Sie standen schweigend dicht gedrängt auf dem Platz auf der Westseite des Brandenburger Tores und bis weit in die Straße des 17. Juni hinein. Ich befand mich mit den Spitzen von Parlament, Regierung und Parteien auf der Rednertribüne, ebenso war der neue amerikanische Botschafter Daniel Coats anwesend. Er war erst vor Kurzem in Berlin angekommen.

Bundespräsident Johannes Rau sprach auf dieser Solidaritätskundgebung für die Bundesrepublik Deutschland und drückte den USA und den betroffenen Familien die tief empfundene Anteilnahme und Solidarität aller Deutschen aus. An diesem Tag, so war mein Eindruck, trafen diese Sätze des Bundespräsidenten die wirkliche Stimmungslage in unserem Land und waren alles andere als leere Formeln. Allerdings schien der Bundespräsident in seiner Definition der Solidarität mit den USA weniger klar zu sein, als dies zuvor für den Bundeskanzler mit seiner Formel

Dies führte bei Gerhard Schröder zu einigem Stirnrunzeln und zu der öffentlichen Klarstellung in einem Interview, dass die Richtlinien der Politik vom Bundeskanzler bestimmt würden. Der Bundeskanzler befürchtete, dass in Washington der Eindruck entstehen könnte, so ernst wäre die »uneingeschränkte Solidarität« durch Deutschland nicht gemeint, und dass sich daraus möglicherweise negative außenpolitische Konsequenzen für unsere Allianz mit den USA ergeben würden. Zugleich wäre aber in diesen Tagen ein offensichtlicher Dissens zwischen Kanzler und Bundespräsident so ziemlich das Letzte gewesen, was sich Deutschland hätte erlauben dürfen, und insofern war ich erleichtert, dass sich dieser kurz aufflackernde Gegensatz in der Folgezeit als belanglos erweisen sollte.

Eine der zentralen Fragen auf dieser Seite des Atlantiks lautete: Wie würde Europa auf diesen Angriff auf seinen wichtigsten Partner reagieren? Es sollte sich sehr schnell erweisen, dass die EU auf eine solche Herausforderung weder politisch noch institutionell vorbereitet war. Vor allem die Führer der beiden »glorious nations« in der EU, Jacques Chirac und Tony Blair, reagierten sofort auf der nationalen Ebene. Die Instinkte dieser beiden europäischen Großmächte funktionierten in dieser fast schon existenziellen Krise der transatlantischen Beziehungen ausschließlich national.

Bundeskanzler Gerhard Schröder versuchte über den belgischen Ratspräsidenten Guy Verhofstadt, eine sofortige Sondersitzung des Europäischen Rates zustande zu bringen, aber diese dringende und richtige Initiative von Gerhard Schröder scheiterte zunächst am Unwillen Frankreichs und Großbritanniens – für Blair und Chirac war die Reaktion auf den 11. September zuerst und vor allem eine nationale und keine EU-Angelegenheit. Es kam am 14. September lediglich zu einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, der Präsidentin des Europäischen Parlaments und des Präsidenten der Kommission sowie des Hohen Vertreters für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU.

Ob eine einheitliche europäische Position im Jahr 2002 angesichts der sich verschärfenden Krise um den Irak überhaupt möglich gewesen wäre (etwa mehr Zeit für die VN-Inspektoren im Irak und die Bindung der Entscheidung über ein militärisches Vorgehen an die Ergebnisse dieser Inspektionen) und ob eine solche EU-Position die Politik der Regierung Bush gegenüber dem Irak positiv verändert hätte, werden wir niemals erfahren. Was wir allerdings heute wissen, ist, dass der Einfluss eines gespaltenen Europas in Washington gegen null ging.

Es bedarf dazu jedoch einer Präzisierung, um einem nahe liegenden Missverständnis vorzubeugen: Wären Schröder und Chirac in der Irak-Krise der Haltung Blairs, Aznars, Berlusconis und Barrosos gefolgt, nämlich den Weg der USA in diesen mutwillig vom Zaun gebrochenen Krieg politisch und militärisch zu unterstützen, so wäre der europäische Einfluss in Washington ebenfalls fast gleich null geblieben, wie die spätere Tragödie von Tony Blair demonstriert. Nur wenn Blair und die anderen europäischen Kriegsbefürworter sich Richtung Schröder und Chirac bewegt hätten, hätte sich vielleicht eine Möglichkeit jenseits des Krieges eröffnet. Realistischerweise muss man allerdings davon ausgehen, dass auch eine solche Entwicklung die Regierung Bush von ihrer Entschlossenheit zum Krieg gegen Saddam Hussein nicht abgebracht hätte, da sie auf Europa militärisch definitiv nicht und politisch fast nicht angewiesen war.

Nachdem die Initiative des Kanzleramts zu einem

Den ganzen Tag über hatte ich neben den Terminen in Berlin immer wieder Telefonate zu führen, um sowohl die innenpolitischen Entwicklungen zu beeinflussen als auch die internationale Abstimmung in dieser Krise voranzutreiben. Die Liste meiner Telefonate vom 18. September wird hier aufgeführt, weil sie beispielhaft ist für die Anspannung und Hektik der damaligen Tage und Wochen:

Gegen 22.00 Uhr Ostküstenzeit landete ich auf dem militärischen Teil des Dulles International Airport in der Nähe der amerikanischen Hauptstadt, den die deutsche Luftwaffe regelmäßig benutzt.

Am Mittwoch, den 19. September 2001, begann für mich der Tag mit einem Zusammentreffen mit meinem Kollegen Colin Powell im State Department. Mittlerweile wusste man ja, dass der Terrorangriff von Osama bin Laden und seiner Gruppe ausgeführt worden war und dass der amerikanische Gegenschlag demnach in Afghanistan erfolgen würde. Im Zentrum des Delegationsgesprächs standen keineswegs die sich abzeichnenden militärischen Konsequenzen des 11. September, sondern vielmehr dessen politische Auswirkungen auf den Nahen und Mittleren Osten.

Daher konzentrierte sich das Gespräch erstens darauf, wie man Palästinenser und Israelis zu einem wirklichen Waffenstillstand bewegen könnte. Beide Delegationen waren der Meinung, dass die tragischen Ereignisse des 11. September neue Gestaltungschancen im Nahen Osten eröffnet hätten, die es unbedingt zu nutzen galt. Ob man dabei erfolgreich sein würde oder nicht, würde die Zukunft zeigen. Wichtig wäre es jetzt, so bald wie möglich ein Treffen zwischen Jassir Arafat und Außenminister Schimon Peres zustande zu bringen. Dazu bedurfte es aber der Zustimmung von Premierminister Scharon, die ohne Verbesserung der Sicherheitslage Israels nicht zu erreichen war.

Zweitens ging es um weitere regionale Akteure, wie den Iran, der mit den Taliban und al-Qaida verfeindet war und mit beiden noch mehr als eine Rechnung offen hatte. Wir waren der Auffassung, dass alles versucht werden sollte, um den Iran als direkten Nachbarn Afghanistans in die kommenden Ereignisse konstruktiv einzubinden und dafür alle bestehenden Kontakte zu nutzen. Die amerikanische Seite hatte dagegen keine Bedenken, verwies jedoch darauf, dass damit die anderen Konfliktpunkte zwischen dem Iran und den USA mitnichten erledigt wären.

Drittens behandelte das Gespräch die strategischen Konsequenzen des 11. September. Ich erläuterte meinem amerikanischen Kollegen die Haltung Deutschlands – dass Bundeskanzler Gerhard Schröder es mit seiner Formel von der »uneingeschränkten Solidarität« ernst meine und ausdrücklich auch die militärische Option für Deutschland in unsere Solidarität mit den USA einbezöge. Dieser Angriff habe zwar die USA getroffen, zugleich aber uns allen gegolten.

Colin Powell dankte für die deutsche Haltung und erläuterte, dass die USA die Notwendigkeit sähen, eine langfristige Strategie gegen den internationalen Terrorismus zu entwickeln. Man habe es nicht mit einem einfach zu erkennenden und zu treffenden Gegner zu tun. Die wichtigsten Elemente dieser Strategie müssten deshalb eine breite internationale Koalition sowie die Zusammenarbeit der Nachrichtendienste, von Polizei und Justiz sein. Selbstverständlich werde auch der Einsatz militärischer

Das Treffen mit Colin Powell endete mit einer kurzen Pressekonferenz vor dem State Department. Am frühen Nachmittag war ich im Pentagon mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister der USA, Paul Wolfowitz, zu einem Gespräch verabredet. Das riesige fünfeckige Gebäude des amerikanischen Verteidigungsministeriums war an einer Seite von einem der Flugzeuge am 11. September schwer beschädigt worden. Dabei waren viele Mitarbeiter des Ministeriums ums Leben gekommen, und insofern hatte gerade im US-Verteidigungsministerium die Frage der Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September auch eine sehr persönliche Dimension.

Diese persönliche Betroffenheit fand man aus verständlichen Gründen überall in Washington und New York, sie wurde in Europa nur allzu leicht vergessen. Die Reaktion auf den Terrorangriff vom 11. September war bei den amerikanischen Entscheidungsträgern, ihren Mitarbeitern und in der Bevölkerung nicht nur eine politische Frage. Die Bush-Regierung sollte später dann diese Stimmung in der Bevölkerung, die nach Bestrafung der Täter und Rache für die Toten von New York und Washington rief, für ihre innen- wie außenpolitischen Zwecke ausnutzen, um einen permanenten psychologischen Belagerungszustand im Innern und eine Legitimation für den Krieg gegen den Irak zu schaffen. Das alles war aber bei meinem damaligen Besuch in Washington nicht wirklich abzusehen.

Die Begegnung mit Paul Wolfowitz fand in Gestalt eines Delegationstreffens statt. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister erläuterte uns dabei die strategischen Konsequenzen, welche die USA aus dem 11. September zu ziehen gedächten. Es gäbe weltweit über sechzig Staaten, die Terrorismus entweder direkt einsetzten, Terroristen Unterschlupf gewährten oder zu ihrer Finanzierung beitrügen. Die USA würden dies zukünftig

Dabei werde die Frage der einzusetzenden Mittel ausschließlich entlang ihrer Zweckmäßigkeit entschieden. Es müsste dabei keineswegs immer um militärische Mittel gehen. Der Zerstörung der finanziellen Netze des internationalen Terrorismus käme dabei eine große Bedeutung zu.

Ich erläuterte unsere Haltung, vor allem unsere Solidarität mit den USA. Der 11. September sei aus unserer Sicht ein historischer Wendepunkt, der eine langfristige Strategie notwendig machen würde. Dazu gehöre auch, eine Lösung existierender Regionalkonflikte energisch anzugehen, vorneweg den Nahostkonflikt. Dort müsse man jetzt unbedingt den Friedensprozess voranbringen. Zudem hielten wir es für geboten, mit den gemäßigten Kräften im Iran zusammenzuarbeiten und diese einzubinden.

Auf die Frage nach dem Irak und welche Rolle er in der amerikanischen Anti-Terror-Strategie spiele, reagierte Wolfowitz abwehrend. In den Medien hatte es Spekulationen darüber gegeben, ob Osama bin Laden vom Irak unterstützt worden sei, aber ich nahm diese nicht allzu ernst. Ich wusste aber um die ganz besondere Bedeutung des Irak (»unfinished business«) für die Regierung in Washington, und daher stellte ich diese Frage. Wolfowitz’ Antwort gab keinen direkten Anlass zur Sorge.

Unter der direkten Nennung von Iran und Syrien wies Paul Wolfowitz allerdings darauf hin, dass man viel zu lange hingenommen habe, dass diese Staaten diversen Terrorgruppen das Agieren erleichtert hätten. Es sei auch ein Fehler gewesen, den palästinensischen Terrorismus zu dulden. Hier müsse in Zukunft härter vorgegangen werden. Zur allgemeinen Strategie gegenüber dem Terrorismus merkte Wolfowitz noch an, dass es bei der Frage der Täterschaft nicht um eine juristische Beweislage gehen werde, sondern dazu Hinweise, Informationen und Indizien ausreichen würden.

Im Anschluss an dieses Treffen begleitete uns der

Nach dem Gespräch mit Paul Wolfowitz versuchte ich, auf der Fahrt zurück nach Washington meine Gedanken und Eindrücke aus dem letzten Gespräch zu ordnen. Irgendwie hatte es mich innerlich aufgewühlt und in Unruhe versetzt. Wenn die von Wolfowitz dargelegte Strategie von den USA tatsächlich umgesetzt würde, dann würden die Welt und auch die USA innerhalb weniger Jahre sehr anders aussehen als zuvor. Mir war nach diesem Gespräch klar geworden, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen durchaus bewahrheiten könnten. Was da an amerikanischer Reaktion auf die Welt – und damit auch auf Deutschland als einem engen Alliierten der USA – zukommen würde, bedeutete nach den Erläuterungen des stellvertretenden Verteidigungsministers der USA nichts Geringeres, als dass die Reaktion auf den 11. September mitnichten mit Afghanistan, der Entmachtung der Taliban und der Zerstörung von al-Qaida beendet sein würde. Vielmehr hatte er soeben uns gegenüber die Konturen eines Weltkriegs neuen Typs gegen den internationalen Terror und seine staatlichen und nichtstaatlichen Helfershelfer und Unterstützer skizziert. Denn was sonst konnte es heißen, wenn die USA weltweit gegen mehr als sechzig Staaten vorzugehen beabsichtigten? All dies war zwar schon bei meinen Gesprächen und Telefonaten mit Colin Powell angeklungen, aber Paul Wolfowitz hatte Klartext gesprochen. Seine Strategie

Ein solch globaler Anti-Terror-Krieg würde zudem keine Sache von einigen Monaten oder wenigen Jahren sein, sondern würde sehr viel mehr Zeit verlangen. Nach dem absehbaren Krieg gegen die Terrorbasis Afghanistan würden aber der Schock und auch die Wut in den USA und in der Weltöffentlichkeit über die Anschläge mit Sicherheit abnehmen. Um eine solche globale und langfristige Strategie durchzusetzen, würde die US-Regierung daher aus politischen Mobilisierungsgründen gegenüber der einheimischen und internationalen Öffentlichkeit eine allseits bekannte und zwingende Bedrohung nebst personifizierter Feindbilder brauchen. Ein flüchtiger oder gar toter Osama bin Laden und eine kaum zu greifende, medial nicht darzustellende Terrororganisation würden dazu niemals ausreichen. Wer also dann?

Die Antwort war nicht besonders schwer zu finden, sondern lag auf der Hand. Es konnte meiner Meinung nach nur einen ernsthaften Kandidaten für diese Rolle des Schurken geben, und der hieß Saddam Hussein. Wenn die USA allerdings ohne zwingende Beweise für dessen Verstrickung in den 11. September militärisch angreifen würden, so würde die gesamte Anti-Terror-Strategie eine völlig andere Dimension bekommen, nämlich zu einer Strategie des militärisch erzwungenen Regimewechsels (»Regime Change«) im Nahen Osten und weltweit werden. Und der Feind würde dann binnen Kurzem nicht mehr der religiös fundierte Terrorismus im Nahen und Mittleren Osten sein, sondern eine gefährliche Verbindung von religiösem Fundamentalismus und revolutionärem Nationalismus.

»Nein«, versuchte ich mich auf der Fahrt zurück nach Washington in meinem inneren Monolog zu beruhigen, »so dumm kann die US