cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 922

 

Invasion der Feuerkugeln

 

Die UFOs kommen – ein alter Mythos erwacht zu neuem Leben

 

von MARIANNE SYDOW

 

img2.jpg

 

Zu Beginn des Jahres 3587 sind die Aufgaben, die sich Perry Rhodan und seine Leute in Algstogermaht, der Galaxis der Wynger, gestellt haben, zur Gänze durchgeführt.

Das Sporenschiff PAN-THAU-RA stellt keine Gefahr mehr dar, denn es wurde befriedet und versiegelt; die Wynger gehen, befreit von der jahrtausendelangen Manipulation des Alles-Rads, einer neuen Zeit entgegen; und die SOL ist schließlich, wie schon lange versprochen, in den Besitz der Solgeborenen übergegangen und kurz darauf mit unbekanntem Ziel gestartet.

Auch die BASIS hat Algstogermaht verlassen, und Perry Rhodan und seine Leute haben zusammen mit dem Roboter Laire die Suche nach der Materiequelle angetreten.

Während Perry Rhodans Expedition, der sich inzwischen noch Ganerc-Callibso, der ehemalige Mächtige, und Pankha-Skrin, der Quellmeister der Loower, angeschlossen haben, gegenwärtig zum Standort einer weiteren kosmischen Burg unterwegs ist, treten auf Terra und im Solsystem völlig überraschend Phänomene auf, wie sie vor langen Jahrhunderten schon einmal zu beobachten waren.

Ein uralter Mythos erwacht zu neuem Leben, denn es erfolgt die INVASION DER FEUERKUGELN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gyder Bursto und Selna – Zwei Reporter auf den Spuren der UFOs.

San Tharpo – Ein Mann dreht durch.

Dalanja – Ein Kind wird entführt.

Alurus – Anführer der UFO-Leute.

Julian Tifflor – Der Erste Terraner verdächtigt die Loower, sich der UFOs zu bedienen.

1.

 

»Ein schöner Reporter bist du mir!«, sagte Selna spöttisch und hob das Glas. »Suchst du nach Sensationen auf den Böden von Kochtöpfen? Warum bist du nicht unterwegs und interviewst irgend jemanden, der möglichst viele Worte um nichts machen kann? So wirst du niemals reich werden.«

Gyder Bursto zuckte nur die Schultern. Er hatte nicht die geringste Lust, sich zu streiten, weder mit Selna noch mit sonst jemandem. Er war satt und zufrieden und angenehm müde. Den Tag hatte er in den Bergen verbracht. Angeblich trieb er Studien im nördlichen Teil jenes Gebiets, das man aus alter Gewohnheit immer noch »Norwegen« nannte. In Wirklichkeit genehmigte er sich einen bezahlten Urlaub.

Er hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Seiner Meinung nach tat er die ganze Zeit über genau das, was ein gewissenhafter Reporter machen sollte: Er verschaffte sich persönliche Eindrücke von Dingen, die man einfach wissen musste. Wo stand geschrieben, dass man während dieser Beschäftigung mit einer Leichenbittermiene und stets bereitem Aufnahmegerät herumzulaufen hatte? Gyder Burstos Gedächtnis war ausgezeichnet. Er würde nichts von dem vergessen, was er in zahlreichen Gesprächen und bei seinen Fahrten erfuhr.

Selna seufzte. Sie stellte ihr Glas ärgerlich auf den Tisch zurück und sah sich demonstrativ um. Das Restaurant war nur mäßig besetzt, obwohl man hier ausgezeichnet und preiswert essen konnte. Aber es stand abseits der großen Straßen frei am Hang, ein malerisches Holzgebäude, an dem ein Schild mit dem verheißungsvollen Namen »Zum rostigen Anker« prangte. Im Sommer musste man einen Tisch auf Wochen im voraus bestellen – jetzt, Anfang Februar, verirrten sich nur wenige Besucher so weit aus der Stadt heraus.

Die Stadt, das war Salangen, ein etwas altertümlicher Ort an der Küste, nördlich von Narvik. Vom Fenster aus konnte man die Lichter sehen. Aber Selna fand wenig Gefallen an diesem romantischen Bild, denn zwischen Salangens hell erleuchteten Straßen und dem »Rostigen Anker« lag der verschneite Hang. Sie hasste Schnee. Sie hasste auch die Kälte und das Eis, und am allermeisten hasste sie ihren Job, dem sie es verdankte, dass sie aus dem warmen, freundlichen Rom in das kältestarrende, frostige Salangen hatte reisen müssen.

Daran war nur Bursto schuld. Wahrscheinlich hatte er mit voller Absicht ein Ziel gewählt, an dem Selna sich unmöglich wohl fühlen konnte.

Sie hasste Bursto ebenfalls. Und um die Liste voll zu bekommen, fügte sie Hengus gleich hinzu.

Hengus war der Redakteur, dem Bursto und Selna unterstanden. Er hätte Burstos Antrag auf dieses Unternehmen abschmettern können. Selna begriff nie, warum Hengus trotzdem eine Genehmigung nach der anderen erteilte, wenn Bursto wieder einmal von der Reiselust gepackt wurde. Hengus' schlimmster Fehler aber bestand darin, dass er stets Selna hinter seinem Reporter herschickte – offiziell als Assistentin, in Wahrheit aber als Aufpasserin. Den Redakteur störte es nicht im mindesten, dass Bursto und Selna wie Hund und Katze waren.

»Was sich neckt, das liebt sich«, hatte er Selna beim letzten Mal gesagt. »Sie müssen nur ein wenig Geduld haben. Bursto ist ein netter Bursche, und er mag Sie sehr, das weiß ich.«

Burstos Liebe aber war für Selna vorerst nicht sichtbar.

»Warum gehen wir nicht endlich?«, fragte sie ungeduldig, als Bursto nach langen Minuten immer noch schweigend nach draußen starrte.

»Weil wir Zeit haben«, erwiderte Bursto gelassen. »Warum haben Sie es so eilig? Hier drin ist es doch ganz gemütlich.«

Natürlich wusste er sehr genau, warum Selna es eilig hatte, in das Hotel in Salangen zu kommen. Sie hoffte, allen bösen Erfahrungen zum Trotz, Hengus möge sich endlich aufraffen und Bursto nach Rom zurückbeordern. Selna schrak zusammen, als Bursto einem Kellner winkte – so etwas gab es im »Rostigen Anker« tatsächlich noch. Jetzt bestellte er sich mit Sicherheit noch eine Flasche Wein, und sie war gezwungen, den ganzen Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen.

Aber zu ihrer Überraschung beglich Bursto die gemeinsame Rechnung, und plötzlich hatte er es eilig.

»Kommen Sie schon!«, rief er ungeduldig, als Selna umständlich ihre pelzgefütterte Jacke anzog. »Trödeln Sie doch nicht so herum!«

Er packte sie am Arm und zog sie zum Ausgang, als sie die Jacke noch gar nicht geschlossen hatte. Er riss die Tür auf, und ein Schwall von wirbelnden Schneeflocken hüllte die beiden Menschen ein.

»Was um alles in der Welt ist in Sie gefahren?«, stieß Selna wütend hervor, als sie endlich im Gleiter saß und den Schnee auf ihrem Gesicht schmelzen fühlte.

Gyder Bursto antwortete nicht. Er jagte den Gleiter schräg in den Himmel hinein, in einem Winkel und mit derart hoher Beschleunigung, dass Selna entsetzt verstummte.

Die Nacht war kalt und windig, aber der Himmel war klar. Bursto ließ den Gleiter steigen, und Selna brauchte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, dass er nicht die Absicht hatte, nach Salangen zu fliegen. Im Gegenteil: Er nahm Kurs ins Landesinnere.

Selna setzte zu einer neuen Frage an, aber dann hielt sie den Mund. Schreckliche Ahnungen stiegen in ihr auf. Bursto war ihr noch nie ganz geheuer gewesen. Er benahm sich oft merkwürdig. Was, wenn er gerade jetzt vollends den Verstand verloren hatte?

Sie schrie auf, als er plötzlich hart ihren Arm packte.

»Lassen Sie mich!«, bettelte sie. »Ich habe Ihnen doch nichts getan. Lassen Sie mich bitte aussteigen.«

Er sah sie verständnislos an, dann begann er zu lachen.

»Aussteigen? Hier, in dieser Wildnis? Haben Sie den Verstand verloren?«

»Aber ...«

»Halten Sie den Mund!«, befahl er grob. »Sehen Sie endlich nach oben. Ich brauche vielleicht einen Augenzeugen. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich dazu nicht gerade Sie ausgewählt, aber vielleicht gelingt es Ihnen, die letzten Reste Ihres Verstands zusammenzukratzen, wenn ...«

Selna blickte endlich durch die Kanzel in den Himmel hinauf, wo die Sterne so klar und deutlich zu sehen waren, dass sie sich in ein Planetarium versetzt fühlte. Bursto redete noch immer, aber sie nahm das, was er sagte, gar nicht mehr bewusst wahr.

Ein paar von diesen ungewöhnlich hellen Sternen bewegten sich. Und sie wurden größer.

Selna war auf einem Planeten aufgewachsen, dessen Himmel fast ständig von Wolken verhüllt war. Sie hatte lange gebraucht, um sich auf Terra nachts einigermaßen unbefangen bewegen zu können. Dieser freie, unendliche Himmel machte ihr Angst. Mit den Phänomenen, die sich am Firmament abspielen mochten, war sie schon gar nicht vertraut. Aber aus irgendeinem Grund wusste sie, dass das da oben keine Raumschiffe waren.

Keine irdischen Raumschiffe, verbesserte sie sich in Gedanken.

»Was kann das sein?«, flüsterte sie entsetzt.

Bursto ließ ihren Arm los und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte – mit Rücksicht auf Selna – in der Kabine die Heizung hochgeschaltet. Da er von einer sehr kalten Welt stammte, empfand er die mollige Wärme als eine reine Zumutung. Aber er war froh, dass Selna aufhörte, sich wie ein hysterisches Schulmädchen aufzuführen.

Nachdenklich sah er die Lichter an.

»Ich weiß es nicht«, gestand er. »Raumschiffe wahrscheinlich.«

Selna nickte nur.

»Woher wusstest du, dass sie kommen würden?«, erkundigte sie sich, nun schon wesentlich ruhiger.

»Ich wusste es nicht«, brummte er. »Es war nur so eine Ahnung. Die ganze Zeit hindurch habe ich auf etwas gewartet, und vor ein paar Minuten dachte ich, es wäre soweit. Und ich hatte recht, wie du siehst.«

»Sie!«, sagte Selna scharf.

Er sah sie verdutzt an.

»Du hattest damit angefangen«, verteidigte er sich.

»Von einem Anfang kann keine Rede sein!«, erwiderte sie energisch. »Jeder kann mal die Nerven verlieren. Was Ihre Ahnungen betrifft – ich sehe da oben nur ein paar Raumschiffe. Ist das in Ihren Augen einen Bericht wert?«

Bursto kniff die Augen zusammen. Er hatte es ja geahnt. Diese Lornsiter waren alle miteinander völlig phantasielose Menschen. Was nicht in ihre Vorschriften passte, existierte eben nicht.

»Reden Sie kein dummes Zeug«, sagte er kopfschüttelnd. »Das da oben sind keine normalen Raumschiffe. Spüren Sie denn nicht ...«

Nein, dachte er. Das hat keinen Sinn. Mit Gefühlen durfte er Selna nicht kommen.

»Warten wir doch einfach ab«, schlug er vor.

Der Gleiter stand über einem schneebedeckten Höhenrücken. Unter ihnen tanzten Schneewirbel über den Hang. Sie hörten den Wind heulen und pfeifen. Bursto fühlte sich in angenehmer Weise an seinen Heimatplaneten erinnert.

Die Lichter bewegten sich nur langsam. Es waren sieben, und sie flogen in V-Formation.

»Sie müssen sehr hoch fliegen«, murmelte Selna plötzlich. »Sie werden noch von der Sonne angestrahlt. Sobald wir im Hotel sind, werde ich nachrechnen, wieweit sie von uns entfernt waren.«

Bursto schüttelte den Kopf über so viel Unverstand.

»Sie werden nicht angestrahlt. Sie leuchten selbst.«

»Ach!«, machte Selna angriffslustig. »Woran erkennen Sie das, bitte?«

»An der Farbe. Diese Dinger da oben sind rot. Nichts, was in den oberen Schichten der Atmosphäre von Sonnenstrahlen getroffen wird, kann rot leuchten.«

»Sie müssen es ja wissen«, versetzte sie bissig. »Außerdem – Sie müssen farbenblind sein! Die Lichter sind blau, nicht rot!«

Bursto blinzelte verwirrt.

Tatsächlich. Die Punkte waren wirklich blau.

»Das gibt es nicht«, murmelte er verzweifelt. »Sie haben einfach die Farbe gewechselt.«

»Natürlich!«, sagte Selna höhnisch. »Was Ihnen nicht in den Kram passt, das hat sich eben einfach ganz unbemerkt verändert. Wie die geheimnisvolle Leiche, die Sie angeblich gefunden haben. Eine Mumie, mitten in den Alpen! Warum können Sie niemals zugeben, dass Sie sich geirrt haben? Die Mumie hat es ebensowenig gegeben, wie diese Lichter jemals rot waren.«

Bursto antwortete nicht. Irritiert sah sie ihn an. Er starrte entsetzt nach oben. Sie folgte seinem Blick.

»Verdammt«, entfuhr es ihr. »Sie werden größer!«

»Nein«, antwortete Bursto tonlos. »Sie kommen näher. Selna, begreifen Sie nicht, was das heißt? Bis jetzt zogen diese Lichter ganz ruhig von West nach Ost. Jetzt kommen sie herab. Sie müssen in einem irrsinnigen Winkel herumgeschwenkt sein! Kein normales Raumschiff würde ein solches Manöver überstehen.«

Selna kämpfte gegen etwas, was in ihr saß und allen guten Sitten von Lornsite widersprach. Die kreatürliche Angst vor dem Unbegreiflichen war stärker als die anerzogene Selbstbeherrschung.

»Wir müssen hier weg«, stieß sie hervor.

Bursto rührte sich nicht. »Die tun uns nichts«, murmelte er. »Es sind nur Lichtgebilde.«

Lichtgebilde oder nicht – die Dinger stürzten mit atemberaubender Geschwindigkeit vom Himmel herab. Selna glaubte, die Hitze auf ihrem Gesicht zu spüren, die von den glühenden Bällen ausging. Das war natürlich Einbildung, denn sie stand ja nicht draußen im Schnee, sondern saß in der geschlossenen Kanzel eines Gleiters. Sie duckte sich, als könne sie damit dem Unheil ausweichen.

Und dann, als die Feuerkugeln schon ganz nahe waren, änderten sie abermals ihren Kurs. Sie taten es auf eine Weise, die tatsächlich nichts mit dem Flugverhalten aller bekannten Raumschiffstypen gemeinsam hatte.

Sie beschrieben keine Kurve, verringerten auch nicht das Tempo, in dem sie sich bewegten – sie wichen aus, in einem spitzen Winkel, und irgendwie sah es aus, als vollführten sie das Manöver mit spielerischer Leichtigkeit.

Sie flogen über das ferne Salangen hinweg auf das offene Meer hinaus. Bursto und Selna starrten ihnen nach, bis sie verschwanden. Beide waren sicher, dass die Lichter sich regelrecht aufgelöst hatten. Auf keinen Fall hatten sie sich weit genug entfernt, um infolge der Erdkrümmung unsichtbar zu werden. Sie waren einfach erloschen.

Aber weder Bursto noch Selna verloren ein Wort darüber. Sie saßen nur schweigend nebeneinander. Nach einiger Zeit seufzte Bursto tief auf. Er nahm Kurs auf die Stadt.

»Wir sollten vorerst kein Wort über diese Geschichte verlieren«, sagte er unterwegs.

»Haben Sie Angst, jemand könnte Ihnen eine Story klauen?«, erkundigte sich Selna schnippisch.

»Darum geht es nicht«, erklärte Bursto ernst. »Ich möchte mir zuerst Gewissheit verschaffen, dass das alles nicht nur eine optische Täuschung war.«

Selna schwieg lange Zeit.

»Das wird schwer zu beweisen sein«, murmelte sie, als der Gleiter sich dem Parkplatz des Hotels entgegensenkte.

Sie irrte sich.

 

*

 

Es war ein kleines Hotel, keines von den automatisierten Gästesilos. Zimmermädchen und Etagenkellner gab es zwar längst nicht mehr, aber immerhin einen pfiffigen jungen Mann, der für alles zuständig war, was im Hause nicht nach den Wünschen der Gäste funktionierte. Selna und Bursto trafen ihn in der Halle. Er fluchte erbittert und hantierte an den technischen Eingeweiden eines Geräts, das sonst hinter der Wandtäfelung verborgen lag.

»Haben Sie es auch gesehen?«, rief er den beiden Gästen zu. »Diese Lichtkugeln? Seit sie über die Stadt geflogen sind, funktioniert hier gar nichts mehr.«

»Also doch keine optische Täuschung«, raunte Bursto seiner Begleiterin zu.

»Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Selna spitz.

»Wieviele Augenzeugen brauchst du, ehe du an das glaubst, was du selbst gesehen hast?«

Selna verzog nur das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse.

»Was ist denn nicht in Ordnung?«, wandte sich Bursto an den Hotelbediensteten.

Der Junge knallte die Wandtür zu.

»Der Hausverteiler für die Videoanlage«, brummte er. »Wissen Sie, bevor ich nach Terra kam, habe ich die Nachrichtenzentrale einer Kolonie in Schuss gehalten. Aber so etwas ist mir noch nie passiert. Diese Anlagen sind narrensicher.«

»Fehler gibt es überall«, meinte Bursto beruhigend.

»Sicher«, nickte der Junge. »Aber das hier war kein Fehler. So ein Kasten ist nicht darauf eingerichtet, dass einhundertvierzig Teilnehmer gleichzeitig die Notfrequenz verlangen.«

»Jeder hier im Hotel hat die Kugeln gesehen?«

»Jeder. Und alle hatten nichts Besseres zu tun, als sofort um Hilfe zu rufen. Eine Sicherung ist 'rausgeflogen. Komisch! Das dürfte überhaupt nicht passieren.«

Bursto hätte sich gerne noch eine Weile über dieses Thema unterhalten, aber Selna zog ihren Kollegen energisch zum Lift.

»Du solltest ab und zu an deinen Job denken!«, zischte sie, als sie in der Kabine standen. »Ist das etwa keine Story? Ein Exklusivbericht, Gyder, und du warst selbst Augenzeuge.«

Sie fiel schon wieder auf das »Du« zurück, registrierte Bursto amüsiert. Und sie nannte ihn beim Vornamen.

»Wir müssen uns beeilen«, fuhr sie fort.

»Gab es auf Lornsite eine Videostation?«

»Natürlich nicht«, antwortete sie ungeduldig. »Dazu fehlte uns die Energie.«

»Eben«, nickte er. »Ihr hattet Zeitungen, und besonders dringende Nachrichten wurden per Funk weitergeleitet und über Lautsprechersysteme verbreitet.«

»Was hat das alles mit unseren Lichtkugeln zu tun?«

»Eine ganze Menge«, murmelte Bursto deprimiert. »Du denkst immer noch in Schlagzeilen. Wir dagegen brauchen Filmaufzeichnungen.«

Der Lift hielt. Selna schwieg sekundenlang.

»Hengus wird uns in tausend Stücke reißen«, sagte sie.

Als Bursto ihn endlich auf dem Schirm sah und berichten wollte, erlebte er eine Überraschung.

»Was soll das?«, brüllte Hengus aufgebracht. »Wo haben Sie die ganze Zeit über gesteckt? Haben Sie keine Nachrichten gesehen? Die Dinger sind doch inzwischen überall aufgekreuzt!«

Bursto schnappte nach Luft.

»Überall?«, echote er. Es hörte sich nicht gerade geistvoll an.

»Fast«, erwiderte Hengus düster. »Feuerkugeln, Lichterscheinungen, fremde Raumschiffe – es läuft alles auf dasselbe hinaus.«

Keine Story also.

Bursto stellte überrascht fest, dass er erleichtert war. Er verstand das nicht. Eine Sensation hätte er brauchen können. Aber jetzt ...

»Dann wird sich ja alles bald aufklären«, murmelte er. »Die Ortungsstationen ...«