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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

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13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2535

 

Der Seelen-Kerker

 

Intrigen in der Frequenz-Monarchie – Sinnafoch kämpft um Macht und Einfluss

 

Frank Borsch

 

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Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, greift die Frequenz-Monarchie über die Polyport-Höfe nach der Milchstraße. Zum Glück kann der Angriff aufgehalten werden.

Perry Rhodan folgt einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Ferne liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft der Superintelligenz ES, deren Existenz von den gegenwärtigen Ereignissen akut bedroht scheint. Über das Polyport-Netz begibt sich der Unsterbliche sodann ebenfalls nach Andromeda und gerät prompt in einen mörderischen Kampf zwischen Maahks.

Auch ein anderer Protagonist ist auf dem Weg in die große Nachbargalaxis: Sinnafoch, ein Frequenzfolger und damit ein mächtiger Gegenspieler Rhodans. Ihm droht allerdings wegen seines bisherigen Versagens DER SEELEN-KERKER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cedosmo – Der Frequenzmittler herrscht über zahlreiche Truppen Hathorjans.

Kruuper – Ein Okrivar muss dem Frequenzfolger weichen.

Philip – Der Okrill besinnt sich auf seine Fähigkeiten.

Sinnafoch – Der Frequenzfolger fühlt sich düpiert.

Vertebris – Eine Kriegsordonnanz spricht im Namen ihres Herrn.

Wir sind auserwählt.

Nach langer Zeit des Leids und der Demütigung erfüllten wir unsere Bestimmung. Vor rund zehn Millionen Jahren schüttelten wir die Fesseln der Anthurianer ab und wurden zu Herren.

Herren werden von ihren Dienern gefürchtet. Herren werden von ihren Dienern beneidet.

Diener träumen davon, Herren zu werden. Herren müssen wachsam sein.

Wir mussten uns in Acht nehmen. Vor den Anthurianern, deren Diener wir einst waren. Vor VATROX-VAMU.

Wir mussten uns schützen.

Wir benötigten Diener.

Aus der Kosmogonie der Vatrox

 

 

1.

 

Und dann, endlich, erblickte Sinnafoch die Lichter seiner Heimat.

Das Schlachtlicht fiel nach einem einwöchigen Flug, der über den Abgrund der Leere zwischen der Milchstraße und Hathorjan geführt hatte, zurück in den Normalraum.

Die Orter glühten auf.

Unzählige Lichter erfüllten die Zentrale des Kampfschiffs. Es waren über 50.000 nach der Zählung des Bordrechners. Jedes von ihnen stand für eines der edelsteinartig aussehenden Kriegsschiffe, war glitzernder, berauschend schöner Ausweis der Macht und der Pracht der Frequenz-Monarchie.

Frequenzfolger Sinnafoch badete sich in ihrem Licht.

In keinem seiner bisherigen Leben hatte er das so sehr genossen wie in diesem Moment. Sinnafoch hatte in den vergangenen Wochen, die er als Gefangener der Menschen verbracht hatte, Ohnmacht gekostet. Eine wertvolle Erfahrung, die ihn gestärkt hatte, aber eine, die er niemals wieder machen wollte.

Sinnafoch wandte sich an den Kommandanten des Schlachtlichts: »Kurs auf Hibernation-6.«

»Ja, Frequenzfolger.«

Der Kommandant ging ehrerbietig in die Knie, als er es sagte. Er war ein Okrivar, ein kleines Wesen, das Sinnafoch kaum bis zum Bauch ragte, selbst wenn es sich streckte. Auf den Knien war es leicht mit einem Schutzanzug zu verwechseln, den jemand abgestreift und achtlos auf den Boden geworfen hatte.

Der Okrivar zog sich zurück und übermittelte seine Befehle an die Besatzung. Das Schlachtlicht nahm Fahrt auf, flog in das Sonnensystem ein, das im Schwarm der Ortungsreflexe verborgen war.

Sinnafochs Puls schlug jetzt hart. Der Stumpf in seinem Nacken, aus dem im Lauf der Jahre neues, Ehrfurcht gebietendes Pigasoshaar wachsen würde, juckte so stark, dass der Drang, sich zu kratzen, beinahe übermächtig wurde.

Der Frequenzfolger widerstand ihm. Die Besatzung bestand aus Okrivar, artfremden Wesen, die ihre eigenen Gesten und Sitten kannten. Doch die Okrivar sahen zu ihm auf, beobachteten ihn. Sie würden längst gelernt haben, seine Gesten zu lesen. Sinnafoch hatte nicht die Absicht, ihnen seine Gefühle zu offenbaren.

Er streckte die Hand nach dem Okrill aus, der selten von seiner Seite wich. Sinnafoch fand den Hals des Tiers und knetete die harten Stränge seiner Nackenmuskeln. Philip, die persönliche Beute des Vatrox aus der Milchstraße, nieste wohlig.

Ein größeres Licht trat aus dem Gewirr der Ortungsreflexe hervor. Es stand in der Mitte des Holo-Felds: die Sonne von Hibernation-6.

Der Ort, an den Sinnafoch gehörte. Seine Heimat, seine Aufgabe, sein Lebenssinn.

Der Ort, an dem er schon viele Male das Leben wiedergefunden hatte. Achtundzwanzigmal war Sinnafoch bereits auf Hibernation-6 erwacht, jeweils in einem neuen Körper. Er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass viele weitere Wiedergeburten folgen würden. Körper waren vergänglich, das Vamu eines Vatrox hingegen unsterblich.

Das Schlachtlicht passierte die äußeren Planeten des Systems, wurde zu einem leuchtenden Punkt in einem Meer aus leuchtenden Punkten.

Der Kommandant rutschte auf den Knien heran. Die Bewegungen wirkten ungeschickt. Der Schutzanzug behinderte den Okrivar.

»Frequenzfolger?«, sagte der Kommandant.

»Ja?«

»Wir haben eine Nachricht empfangen: Frequenzmittler Cedosmo bittet Frequenzfolger Sinnafoch in seine Feste.«

Eine etwas dürre Botschaft, um einen zurückkehrenden Frequenzfolger zu begrüßen, der unerhörte Einblicke in die Welt des Gegners hatte, fand Sinnafoch. Doch ihre Kargheit war leicht zu erklären: Sie wurde von vielen Ohren gehört. Frequenzmittler Cedosmo befleißigte sich lediglich der Diskretion, die ihrer beider hohem Rang entsprach. Er würde Sinnafoch seinen Respekt unter vier Augen zollen wollen.

Dem Frequenzfolger waren unglaubliche Taten gelungen – und das, obwohl der erste Eindruck sagen mochte, er habe versagt angesichts des Totalverlusts von beinahe 2400 Schlachtlichtern, einer Selbsttötung, der mehrfach gescheiterten Übernahme eines Polyport-Hofes und eines Distribut-Depots sowie seiner Gefangennahme. Aber genau darin lag ja die Kunst: Auf sich allein gestellt in der Galaxis der Menschen, war er aus der Gefangenschaft geflohen. Er hatte zahllose Erkenntnisse gewonnen, hatte einen tiefen, detaillierten Einblick in die merkwürdige Mentalität der Menschen erhalten. Seine Beobachtungen waren von unschätzbarem Wert. Denn nur derjenige, der seinen Gegner kannte, konnte hoffen, ihn niederzuringen.

»Richte Frequenzmittler Cedosmo aus«, trug er dem Kommandanten auf, »dass mich seine Einladung ehrt und ich ihr mit Freude folge.«

»Ja, Frequenzfolger.«

Der Kommandant zog sich auf den Knien zurück. Sinnafoch folgte ihm mit Blicken. Er wusste, dass die Schwerfälligkeit, mit der sich der Okrivar bewegte, täuschte. Der Schutzanzug behinderte ihn. Sinnafoch hatte gleich nach seiner Ankunft auf dem Schlachtlicht befohlen, das Schiff mit einer Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre zu fluten, die für ihn und den Okrill geeignet war. Die mehreren Hundert Okrivar der Besatzung lebten seitdem in Schutzanzügen.

Die Darturka der Schiffslandetruppen dagegen, die wie Sinnafoch Sauerstoffatmer waren, konnten sich seitdem auf dem Schiff frei bewegen. In der Theorie wenigstens. Sinnafoch hatte befohlen, dass die Kämpfer in ihren Quartieren blieben. Es erwuchs nichts Gutes daraus, wenn Okrivar und Darturka sich vermischten. Vor langer Zeit, vor über einem Dutzend Leben, hatte die Frequenzmonarchie Sinnafoch dazu auserwählt, einen Aufstand niederzuschlagen, den sich verbrüdernde Darturka und Okrivar angezettelt hatten.

Sinnafoch hatte seine Pflicht mit der ihm eigenen Gründlichkeit erledigt, aber es war eine blutige, lästige Pflicht gewesen – und wie seine Gefangenschaft unter den Menschen eine Erfahrung, auf deren Wiederholung er dankend verzichtete.

Das Schlachtlicht hatte Hibernation-6 erreicht. Es ging in einen hohen Orbit um den Planeten. Am Horizont seiner Sichel erschien ein wirres, unübersehbares Gebilde aus dunkler Formenergie: die Feste des Frequenzmittlers, der Herr über die Welt der Wiedergeburt und Befehlshaber über Hathorjan war.

Der Kommandant des Schlachtlichts sagte: »Frequenzmittler Cedosmo hat dir ein Boot geschickt.«

»Ich komme«, antwortete Sinnafoch. Er gab dem Okrill ein Zeichen. Philip zirpte fröhlich und folgte seinem Herrn.

 

*

 

Cedosmo erwies sich als alter Mann.

Der Vatrox erwartete ihn, mit der linken Hand auf einen Stock gestützt, rechts von ihm seine Kriegsordonnanz, in einem nüchternen Saal unweit der Peripherie der Feste. Der einzige Einrichtungsgegenstand war ein schlichter Stuhl, der am rückwärtigen Ende des Raums stand. Sinnafoch bezeichnete ihn in Gedanken als Audienzsaal. Kargheit war der Prunk der wirklich Mächtigen.

Aus dem Nacken des Frequenzmittlers wuchs Pigasoshaar, das so lang war wie jenes, das Sinnafoch durch die Hand der Terraner eingebüßt hatte. Cedosmo musste bereits todlos leben seit ihrer Erweckung, seit der Vierten Hyperdepression.

Sinnafoch verspürte aber keineswegs Ehrfurcht. Cedosmo war Befehlshaber von Hibernation-6. Es gab kaum einen Ort im Herrschaftsgebiet der Frequenz-Monarchie, der so gut geschützt war wie die Welt der Wiederauferstehung. Cedosmo war ein Verwalter, ein Bürokrat. Wahrscheinlich hatte er die Feste seit Jahrzehnten nicht mehr verlassen. Es war einfach, auf diese Weise langes Pigasoshaar zu bekommen. Unvermeidbar eigentlich und somit kein Verdienst, eher ein Makel, wie man auch an der hinfälligen Erscheinung des anderen erkennen konnte.

Sinnafoch dagegen war ein Feldherr. Er kämpfte stets an vorderster Front für die Monarchie. Er war durch viele Körper gegangen, durch viele Tode, viele Leben – und war somit weit älter und erfahrener als sein Gegenüber.

Seine Gedanken waren folgerichtig – das Schweigen seiner Induktivzelle bestätigte es Sinnafoch –, aber sie nützten nichts. Cedosmo war Ehrfurcht gebietend.

Und seine Kriegsordonnanz passte zu ihm.

Sie wirkte ebenfalls alt, es musste die allererste sein, die Cedosmo erhalten hatte.

Sie war ein merkwürdiger Anblick. Kriegsordonnanzen lebten und starben an der Seite ihrer Herren. Sinnafoch hatte mehrere gehabt. Es schien ihm richtig. Kriegsordonnanzen waren Vertraute, beinahe Gefährten, aber gleichzeitig waren sie wie Darturka: Ihr Lebenssinn bestand darin, für ihren Herrn zu sterben.

»Frequenzfolger Sinnafoch«, sagte Cedosmo statt einer Begrüßung. Deutlicher konnte er seine Macht nicht ausdrücken als durch diese zwei Worte, ohne jedes formelle Beiwerk. Cedosmo sank auf den Stuhl, die Kriegsordonnanz ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder. »Wo bist du gewesen?«

»In der Galaxis der Menschen, der Milchstraße. Wie die Frequenz-Monarchie es mir befohlen hat.«

Es war weder die Frage, die Sinnafoch bei seiner Begrüßung erwartet hatte, noch hatte er den Satz gesagt, den er sich während des langen Flugs zurechtgelegt hatte. Dennoch war seine Antwort ohne Zögern gekommen. Sinnafoch war erfahren. Er wusste instinktiv, wann es an der Zeit war, vorsichtig zu sein. Dies war ein solcher Moment. Der Heldenempfang, den er sich ersehnt hatte, würde nicht stattfinden. Er spürte es.

»Dir wurde befohlen, das Distribut-Depot ITHAFOR zurückzuerobern.« Cedosmos Stimme war eisig.

»Ja.«

»Ist dir das gelungen?«

»Nein.«

»Wieso?«

»Aus einer Vielzahl von Gründen, die ich dir gerne in aller Ausführlichkeit erläutere«, antwortete Sinnafoch. »Aber der wichtigste ist, dass wir die Menschen unterschätzt haben. Sie haben uns zurückgeschlagen.«

»Dieses Faktum ist bekannt. Die Frage ist: Wieso kehrst du auf diese Weise nach Hibernation-6 zurück?«

Cedosmo musste seine Frage nicht erläutern. Beide Vatrox wussten, was Sinnafochs Pflicht gewesen wäre: sich das Leben zu nehmen, auf dass sein Vamu nach Hibernation-6 zurückkehrte und einen neuen Körper beseelte, in dem der Frequenzfolger den Kampf von Neuem aufnehmen konnte.

»Weil ich mich für einen klügeren Weg entschieden habe«, log Sinnafoch. Die Wahrheit war, dass sein Versuch gescheitert war, den Anführer der Menschen, die ITHAFOR besetzt hatten, mit in den Tod zu nehmen. Reginald Bull hatte sich als zu schlau dafür erwiesen. Aber, wie sich am Ende herausgestellt hatte, nicht schlau genug für Sinnafoch. Der Frequenzfolger hatte die vorgebliche Pilgerfahrt durchschaut, zu der ihn der Mensch gezwungen hatte, und war ihm entwischt.

»Eine solche Entscheidung steht dir nicht zu!« Die Empörung ließ den alten Frequenzmittler hochschnellen. Der alte Vatrox hätte das Gleichgewicht verloren, wäre die Kriegsordonnanz nicht rasch an seiner Seite gewesen und hätte ihn gestützt. »Du bist ein Diener der Frequenz-Monarchie!«

»Ja«, sagte Sinnafoch. »Ein Diener, wie du es bist.« Die Wut seines Gegenübers fachte in ihm Trotz an. »Ich bin ein Diener, der der Monarchie bislang achtundzwanzig Leben gegeben hat. Ein guter Diener. Aber nur ein kluger Diener ist ein guter Diener. Ich habe mich zum Schein in die Gefangenschaft der Menschen begeben.«

»Das ist unerhört! Wozu soll ein solch törichtes Vorgehen dienen?«

Das Kettenhemd der Kriegsordonnanz rasselte, als das gedrungene Wesen sich schüttelte. Als empfinde es Abscheu vor dem, was Sinnafoch gewagt hatte.

»Um die Menschen auszukundschaften. Wir haben die Menschen unterschätzt. Dass es ihnen gelungen ist, den Polyport-Hof KIIRFALK in ihren Besitz zu bringen, hätte uns eine Warnung sein sollen. Mehr noch, dass sie das Distribut-Depot ITHAFOR eroberten. Aber ihre niedere Depressions-Technologie hat uns in Sicherheit gewiegt. In falscher Sicherheit. Die Menschen sind Gegner, mit denen wir rechnen müssen.«

Einige Augenblicke vergingen in Schweigen. »Und was hast du über die Menschen herausgefunden?«, fragte Cedosmo schließlich. »Bringst du die technischen Daten ihrer Kriegsschiffe? Die Koordinaten ihrer militärischen Basen? Die ihrer ökonomischen Knotenpunkte?«

»Nein.«

»Nein? Was hast du dann herausgefunden?«

»Ich ...« Sinnafoch brach ab. Erinnerungen an die vergangenen Wochen stiegen in ihm auf:

Der Sturm auf Oxtorne, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Der letzte Blick der sterbenden Oxtornerin, der sich ein gläserner Sporn ins Herz gebohrt hatte. Der Hauch von Weite und Erhabenheit, den er beim Monument des Oxtorners Omar Hawk verspürt hatte. Die schweren Rauchwolken, die über dem Landeplatz der Pilgerschiffe hingen. Das seltsame Schiff der Mehandor, das dem Gerippe eines Tieres geähnelt hatte. Die Mehandor mit dem verkrüppelten Körper, die versucht hatte, ihn zu töten. Seine Wut auf jenen Oxtorner, den er als Gefährten mit sich genommen hätte – und der seinem elenden Menschsein verhaftet geblieben war.

Sinnafoch hatte unendlich viel über die Menschen gelernt – und über sich selbst. Er war stark, noch weit stärker, als er geglaubt hatte.

»Ich höre«, sagte Cedosmo. »Was sind deine Informationen?«

»Ich ... ich erstatte mit Vergnügen deinen Spezialisten ausführlich Bericht. Später. Die Menschen sind komplex. Bei unseren weiteren Planungen werde ich ...«

»Das wird nicht nötig sein«, unterbrach ihn der Frequenzmittler.

»Wieso? Ich bringe Erkenntnisse von höchster Wichtigkeit. Ich werde ...«

»Du wirst gar nichts, Sinnafoch.« Cedosmo gab seiner Kriegsordonnanz ein Zeichen. Das gedrungene Wesen langte unter sein Kettenhemd und brachte einen Datenkristall zum Vorschein. Er funkelte gelb. Es war die Art von Kristall, mit deren Hilfe VATROX-CUUR Befehle gab, Datenspeicher und Siegel zugleich.

Vertebris ging zu Sinnafoch und hielt ihm den Kristall hin. Sinnafoch nahm ihn zögernd. Er achtete darauf, die Hand der Kriegsordonnanz nicht zu berühren. Mit der anderen Hand tätschelte er beruhigend Philip. Er spürte die Unruhe des Okrills, das Beben seiner Oberschenkelmuskeln. Es fehlte nicht viel, und Philip würde Vertebris anspringen, um seinen Herrn zu verteidigen.

»VATROX-CUUR hat bestimmt, dass du als Strafe für deine Verfehlungen ab sofort ein Schlachtlicht befehligst«, sagte Cedosmo.

Sinnafoch hielt den Atem an. Kommandant eines Schlachtlichts. Nicht besser als der Okrivar, den er noch vor wenigen Minuten nach Belieben herumkommandiert hatte. Ein besserer Handlanger.

»Das ist unerhört!«, rief Sinnafoch. »Ich bin Frequenzfolger!«

»Was du getan hast, ist unerhört.« Die Kriegsordonnanz kehrte zurück an die Seite ihres Herren. Aber sie ließ sich nicht auf dem Boden nieder, sondern verharrte sprungbereit. »Es ist nur deinen Verdiensten aus früheren Leben zu verdanken, dass deine Bestrafung milde ausfällt. Es ist dir gestattet, deinen Titel zu behalten. Erfülle deine neue Aufgabe zur Zufriedenheit und du magst wieder neue, größere erhalten.«

»Aber das ist unmöglich!«, rief Sinnafoch gegen besseres Wissen. Der Kristall, den er in den Händen hielt, war der Beweis. Er kam von VATROX-CUUR; Cedosmo würde es nie wagen, seinen Inhalt zu verfälschen. »Ich bin ein treuer Diener der Frequenz-Monarchie!«, wiederholte er hilflos.

»Dann beweise es.« Der Frequenzmittler hob einen Arm, zeigte auf die Tür. »Und jetzt geh, deine neue Aufgabe wartet.«

Sinnafoch wandte sich ab. Degradiert. Ein einfacher Schlachtlicht-Kommandant. Unmöglich. Und doch wahr. Philip folgte ihm, seine Krallen kratzten laut über den Stahlboden.

Als er die Tür erreichte, rief Cedosmo: »Da ist noch etwas, Sinnafoch.«

»Ja?«

»VATROX-CUUR hat verfügt, dass dir vorläufig keine neue Kriegsordonnanz zugeteilt wird.«

Eine weitere Demütigung.