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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Der Kommandant

2. Die Soldatin

3. Der Kommandant

4. Die Soldatin

5. Der Kommandant

6. Die Soldatin

7. Der Kommandant

8. Die Soldatin

9. Der Kommandant

10. Die Soldatin

11. Der Kommandant

Später. Stunde zwanzig

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2526

 

Die Gespenster von Gleam

 

Terraner erkunden eine alte Stützpunktwelt – sie erleben eine Überraschung der besonderen Art

 

Michael Marcus Thurner

 

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Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, dringt die Frequenz-Monarchie über den Polyport-Hof in die Milchstraße vor. Zum Glück kann der Angriff zumindest für eine Weile aufgehalten werden.

Während Reginald Bull die Milchstraße zu schützen versucht, folgt Perry Rhodan einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Weite liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft seines alten Mentors ES: Die Superintelligenz scheint akut bedroht. Und zu allem Überfluss tut sich Neues in den bislang unzugänglichen Wandernden Städten. Atlan wiederum begibt sich nach Andromeda. Dort warten DIE GESPENSTER VON GLEAM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Urban Quaty – Der Oberstleutnant schickt sein Raumlandebataillon auf eine Mission.

Lethem Shettle – Der wortkarge Major kümmert sich um seinen neuesten Teamzugang.

Anais Berkoff – Die Obergefreite muss sich an das Leben im Raumlandebataillon anpassen.

Adam Carden – Der Korporal entdeckt unerwartete Lebensformen.

1. Der Kommandant

28. Februar 1463 NGZ. Stunde eins

 

Major Lethem Shettle saß in einem Sessel und rührte sich nicht. Nur seine Blicke zuckten durch die Zentrale, so ruckartig bewegten sich die Pupillen.

»Kontakt!« Tristos Kammerland sprach mit der für ihn charakteristischen ruhigen, stets gelangweilt klingenden Stimme. »Eine Transition. Ausgangspunkt Tri-System, Rematerialisation nach drei Komma sechsfünf Lichtjahren – ein Hüpfer sozusagen. Und das mit einem der primitivsten energetischen Ortungsbilder, die mir seit Jahren untergekommen sind.«

»Sehr aufschlussreich, Tristos. Geht es auch ein wenig genauer?« Oberstleutnant Urban Quaty, Kommandant der JESSE OWENS, wandte sich der Holo-Galerie vor seinem Arbeitsplatz zu.

»Bin an der Arbeit. – Nachschub, bitte!«

Die JESSE OWENS, ein schneller Kreuzer der MARS-Klasse, hatte noch im Kraltmock-System die Andockbucht ihres Mutterschiffs RICHARD BURTON verlassen und flog der langsameren Galaktikumsflotte voraus über die fast 68.000 Lichtjahre lange Gesamtdistanz.

Ein Roboter schwebte zum Orter, öffnete seinen Bauchladen und goss heißen, dampfenden Chylon-Tee, der von den Südhängen des marsianischen Olympus Mons stammte, in die ungewaschene Tasse des pferdegesichtigen Mannes. Tristos war für seinen Spleen weithin bekannt. Wer auch immer seine Gunst erringen wollte, benötigte Grundkenntnisse über altbritische Tee-Kultur.

Lethem Shettle scherte sich weder um Tee noch um das Gehabe anderer Leute. Er mochte Tristos und dessen Spleens nicht, wie er ganz allgemein mit der Zentralebesatzung der JESSE OWENS nur wenig anfangen konnte. Er war ein Außenseiter. Einer derjenigen, die manchmal etwas scheel, manchmal besorgt angeblickt wurden – denn Lethem stand für Kampf und Tod.

In Gedanken trat er einen Schritt zurück und betrachtete die Zentrale als lebenden Organismus. Er verfolgte konzentriert das Ineinandergreifen der Leitstellen. Es funktionierte reibungslos. Ortung und Funk, das unzertrennbare Pärchen, waren räumlich ohnedies miteinander verbunden, die Waffenleitzentrale direkt benachbart. Triebwerke, Bordmaschinen, Wissenschaft, Logistik und Positronik bildeten einen eigenen Cluster, während Schiffssteuerung und Kommando-Ebene einen dritten, großen Block im Gefüge des Schiffes ausmachten.

Auf zwei Leitstellen wurde so selten wie möglich zurückgegriffen. Sie waren an den Rand gedrängt und isoliert. Lethems Befehlsstand der Raumlandetruppen stand ebenso für Leid und Tod wie die Medizinische Abteilung, die von der Mantikor-Schimäre Ulustun geleitet wurde.

»Weitere Transitionen«, meldete Tristos. »Drei hintereinander, ebenfalls über geringe Distanzen. Das Schiff verschwindet aus unserem Ortungsbereich.« Er schob die Zunge in die Teetasse und kostete misstrauisch. »Es ist offenbar in den Schutz einer Sonne eingetaucht.«

»Gibt es Grund zur Besorgnis?«, hakte Urban Quaty nach, der wie immer großzügig über das Gehabe des Offiziers hinwegsah. »Können die Unbekannten uns anmessen?«

»Kaum. Sie verwenden Primitiv-Technik.«

Sie hatten viel Zeit, fand Lethem, dessen steinerne Ruhe ihn beinahe mit der Umgebung verschmelzen ließ. Sie fanden blumige Vergleiche, sie unterhielten sich in einem Tonfall, der genauso gut zu einem Abendessen mit Freunden gepasst hätte. Dabei wusste Lethem, dass sich das Arbeitstempo im Ernstfall gehörig steigern würde. Allerdings genügte ihm dies nicht, schlussendlich war es keinesfalls mit jener Hektik zu vergleichen, der er und seinesgleichen ausgesetzt waren, sobald es in den Einsatz ging.

Quaty drehte sich im Kreis, begutachtete offenbar die anwesenden Offiziere einen nach dem anderen. Er nahm sich Zeit für eine Entscheidung, wie so oft.

»Wir bleiben vorsichtig«, sagte er bedächtig, »Ab nun gilt Alarmstufe zwei. Die Mission ist allzu heikel.«

Lange, intensive Blicke galten Lethem Shettle und Ulustun. Die Frau, von der LFT-Welt Vaolinh stammend, leckte sich nachdenklich über die hochsensiblen Tatzen. Sie war eine fantastische Chirurgin und Internistin – und sie hasste ihre Arbeit. Genau wie Lethem.

 

*

 

Das Erste Raumlandebataillon der RICHARD BURTON III wurde mit seinem Basisschiff stets dann eingesetzt, wenn es ernst wurde. Wenn Verhandlungen fehlschlugen, wenn Roboter nicht ausreichten. Wenn es galt, nachdrücklich zu werden.

Major Lethem Shettle war Stellvertretender Kommandeur des Bataillons, und auf dieser Mission war er Herrscher über Leben und Tod. Sobald Quaty den Befehl zum Ausschleusen gab, galt ausnahmslos Shettles Wort. Was andere als uneingeschränkte Machtbefugnisse empfunden hätten, waren für ihn Last und drückende Verantwortung.

Lethem konzentrierte sich weiterhin auf die Geschehnisse in der Zentrale. Dass er sich still im Hintergrund zu halten hatte, bedeutete nicht, dass er inaktiv bleiben musste, ganz im Gegenteil: Er beobachtete und analysierte, er machte sich mit Details der Annäherung an Gleam vertraut.

Die letzte Linearetappe hatte die RB-III-SK-I, einen Schlachtkreuzer der MARS-Klasse, der mit dem weitaus weniger sperrigen Eigennamen JESSE OWENS versehen worden war, 200 Lichtjahre vor das Tri-System in Andro-Beta gebracht. Die drei Sonnen waren im weiß gesprenkelten Hintergrundbild der Kleingalaxis kaum auszumachen; zu nahe standen die Sterne beisammen. Nur wer wusste, wonach er zu suchen hatte, fand die drei wie Kettenglieder eng aneinandergereihten Sonnen.

Das System ist ein Erbe der Lemurer, sinnierte Lethem. Es erinnert uns an Geschichte und Geschichten. An Dinge wie die Mobys, an zähe Verhandlungen mit den Maahks, an den letzten Modul Baar Lun, an das Kugelwesen Harno ...

Er hatte sich gut vorbereitet und eine kurze Hypno-Geschichtsschulung über die Vorgänge während des MdI-Kriegs über sich ergehen lassen.

Lethem verfolgte die vorsichtige Annäherung an das Tri-System und an ihr eigentliches Ziel, den Planeten Gleam. Die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes auf der leuchtend blauen Welt vergrößerte sich, als die an Power Center gerichteten Funksprüche unbeantwortet blieben.

Die Unruhe in der Zentrale nahm spürbar zu. Zumindest das Stationsgehirn hätte reagieren müssen. Etwas stimmte nicht auf einem der einsamsten Außenposten der Liga Freier Terraner.

In Gedanken beschäftigte sich Lethem Shettle bereits mit den Materialforderungen an den Kommandanten, sobald jener den Einsatzbefehl erteilte. Es gab unglaublich viele Details, die über Wohl oder Wehe einer erfolgreichen Aktion entschieden; die Kardinaltugend jedoch war eine gelungene Vorbereitung. Das Gerät, das sie mit an Bord ihrer Landeboote nahmen, spielte ebenso eine Rolle wie die Zusammensetzung der Truppe. Auch die Wahl der Waffen war wichtig. Qualität und Dauer der Einsatzvorbereitung. Einzelgespräche mit seinen Stellvertretern. Eine passiv oder aktiv gewählte Voreinstellung der SERUNS ...

Lethem rief sich die Eckdaten jener Welt in Erinnerung, deren Bild im Hologlobus immer größer wurde.

Gleam war der einzige Planet des Tri-Systems. Er umlief die mittlere Sonne in einer exakten Kreisbahn, bei einer Entfernung zu Tri II von 520 Millionen Kilometern. Von Pol zu Pol hatte Gleam einen Durchmesser von gerade mal 10.480 Kilometern, während er am Äquator nahezu 21.000 Kilometer betrug. Optisch ähnelte Gleam mehr einem abgeflachten Kürbis denn einem Planeten.

Der merkwürdig intensive Blauschimmer, der die Welt überzog, war der »Reflektorschicht« geschuldet. Deren Aufgabe war es vor langer Zeit gewesen, die Kontrollimpulse für die Mobys, die vom Mond Siren stammten, auf ganz Andro-Beta abzustrahlen. Als der Mond – und damit auch die zentrale Hyperfunkstation – im Jahr 2402 alter Zeitrechnung zerstört worden war, erlosch die Reflektorschicht; doch Reste des merkwürdigen Schimmers hielten sich seitdem aus unbekannten Gründen in der Atmosphäre. Lethem tat sich schwer zu glauben, dass das Blau dieser Welt damals, vor 2600 Jahren, noch intensiver, noch prägnanter gewesen sein sollte.

Am Südpol Gleams befand sich, von fein auflösenden Kameras bereits in Details eingefangen, das Harno-Gebirge. Es war ebenso künstlich angelegt wie so vieles auf der merkwürdigen Welt. Im Inneren des fast kreisrunden Kratergeländes lag Power Center. Ihr Ziel. Der ehemals von vielen tausend Mitgliedern der LFT besetzte Stützpunkt, der nun jede Antwort auf ihre Anfragen ignorierte.

Kommandant Quaty ließ weitere, ältere Kennungen senden. Je länger und mit je mehr Tricks die Funkspezialistin Carolita Menden arbeitete, desto deutlicher zeichnete sich Ratlosigkeit in ihrem blassen Gesicht ab; die Station blieb jede Antwort schuldig.

»Alarmstufe eins!«, befahl Quaty nach einer Weile. Lethem fühlte sich den durchdringenden Blicken des Kommandanten ausgesetzt. »Macht euch bereit«, sagte der Oberstleutnant. »Mag sein, dass ich euch benötige.«

Lethem nickte und fühlte dieses bitterböse Gefühl aufkeimender Panik. Es befiel ihn immer, wenn ein Einsatz kurz bevorstand. Aber er umarmte die Angst wie einen lange verschollenen Freund – solange er sie unter Kontrolle hielt, war sie ein wertvoller Verbündeter, der ihn vor Leichtfertigkeit bewahrte. Er war Kommandeur. Befehlshaber. Leithammel. Antreiber. Vorbild. Kumpel. Soldat.

Wenn er nicht funktionierte – wie konnte er es dann von seinen Leuten erwarten?

2. Die Soldatin

28. Februar 1463 NGZ. Stunde zwei

 

»Mach endlich weiter, Berkoff!«, knurrte Carlos Roca. »Du bist eine elende Spaßbremse.«

Ja, der Theuretzaner knurrte. In seiner Physis und in vielen anderen Dingen ähnelte er einem aufrecht gehenden Wolfswesen. Doch wenn es um Liebesangelegenheiten ging – und die bestimmten einen großen Teil seines Daseins –, wurde Anais' Zimmerkollege zum sanften Lämmlein.

Anais zog die Holo-Karte des Dunklen Asses aus ihrem Spieldeck, versetzte sie mit einem fünfzigprozentigen Joker-Anteil und platzierte sie sorgfältig im Handlungsgeflecht. Augenblicklich stürzten sich die Frontkarten ihrer Gegner auf das Ass und versuchten, es in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Der Joker-Anteil kämpfte energisch dagegen an; er versprach der einen Partei ein Bündnis, um im nächsten Augenblick über sie herzufallen und sich einem anderen Partner anzubiedern.

Der heuristische Generator des Spieler-Pools schuf gute Voraussetzungen für Anais Berkoff. Sie würde die nächsten Runden überstehen und ihren Einsatz zumindest behalten, wenn nicht gar vermehren.

»Wenn ihr mich entschuldigt«, murmelte sie, sperrte ihre Spielfelder und stand auf. »Ich muss mal für kleine Mädchen.«

»Lass dir bloß nicht zu lange Zeit!«, warnte Go Kreuznach, ihr Senior. Er zeigte sein diamantstaubüberzogenes Gebiss. »Ich könnte sonst in Versuchung kommen, dir ins Spieldeck zu blicken.«

»Ja, das wäre dir zuzutrauen.« Anais seufzte theatralisch. »Immerhin hängst du deine lange Nase auch in meinen Spind, meine Arbeitsunterlagen und besonders gerne in meinen Waschkubus mit der schmutzigen Unterwäsche.«

Die Spielerrunde lachte, meckerte und jaulte, jeder nach seiner körperlichen Anlage, während der Kopf ihres Seniors bis hoch zum dürftigen Haaransatz rot anlief.

Anais drehte sich um und verließ den Raum. Sie würde beim nachmittäglichen Training für ihre Frechheiten büßen müssen. Doch dies war immer noch besser, als den Jungs kein Kontra zu geben. In diesem Haufen erwartete man rabiates Verhalten, denn es schuf einen Schutzpanzer und es erleichterte jeden Verlust, der stets als Drohung im Hintergrund stand. Es war kein leichter und schon gar kein ungefährlicher Beruf, für den sie sich entschieden hatten, egal, wie gut die Technik sein mochte, die ihnen zur Verfügung stand.

Sie ging den langen Gang entlang zu den öffentlichen Waschräumen. Vorbei an den Zimmern ihrer Kameraden. Vorbei an den Einsatzspinden. Vorbei an blitzblank geputzten Gerätschaften, mit denen sie Tag für Tag trainierten.

Anais erreichte die mehrgeteilten Sanitäranlagen. Es gab beispielsweise Bereiche für Epsaler, Ertruser und Terraner und sogar eine Sauerstoffkammer für den einzigen Pontovaren an Bord, der unter den Bordbedingungen der JESSE OWENS stets an Kurzatmigkeit litt.

Sie betrat eine der Kabinen, verscheuchte den Reinigungsroboter und ließ sich schwer auf den Toilettensitz fallen.

Das Gefühl der Angst wurde schlimmer, je länger die Reise andauerte. Es wollte sich Luft bahnen, wollte ihren Körper in den Griff bekommen und aus ihr ein zitterndes, leise jammerndes Wrack machen.

Seit Beginn der Reise fühlte sie sich unwohl im Kreis ihrer Kameraden. Sie ließen sie spüren, dass Anais die »Neue« war. Sie musste Spötteleien über sich ergehen lassen, hatte Initiationsrituale durchgestanden, war immer wieder Ziel dummer Scherze geworden. Menschen mit dickerer Haut mochten problemlos über diese Dinge hinwegsehen. Sie jedoch ...

Warum hatte sie nicht auf das Urteilsvermögen ihres Vaters vertraut und die Stelle an seiner Seite im kleinen, aber feinen Familienbetrieb angenommen, der Luxusgleiter für die oberen Zehntausend Terranias produzierte? Nein, sie musste sich auf die LFT-Flotte kaprizieren, und als sei das noch nicht schlimm genug, sogar auf die Raumlandetruppen. Und natürlich musste es die Elitetruppe der RICHARD BURTON sein. Drei Kompanien mit insgesamt 900 hartgesottenen Frauen und Männern plus Kommando und TARA-Kampfroboter. Ganz bestimmt nichts für jedermann.

Anais griff in ihre Hosentasche, holte mit zittrigen Fingern ein Pflaster hervor und legte es sich auf die Zunge. Es löste sich auf, die Wirkstoffe gingen augenblicklich ins Blut über.

Gleich darauf fühlte sie sich besser. Entspannter. Die Mischung aus Psychopharmaka und Enthemmern stellte sie neu ein und machte aus ihr jenen Menschen, der sie gerne sein wollte: stark, unabhängig und durch nichts unterzukriegen.

Anais lächelte zufrieden. Sie erledigte, wozu sie gekommen war, und kehrte zum Spieltisch zurück. Einige Galax warteten darauf, gewonnen zu werden.

 

*

 

Als der Voralarm ertönte, nickten sie sich gegenseitig zu, desaktivierten das Holo-Bild des Spiels, versiegelten die gemeinsame Geldkasse und kehrten in ihre Kabinen zurück. Irgendwann würden sie weiterspielen. Vielleicht in wenigen Minuten, vielleicht in einigen Monaten.

Carlos Roca betrat den Kabinenbereich als Erster und zog sich hinter einen Energievorhang zurück. Theuretzaner legten in manchen Dingen Wert auf Intimsphäre; sie mochten es nicht, während des An- und Auskleidens beobachtet zu werden.

Anais war es recht. Sie schlüpfte in den eigenen Kabinenteil und legte ihre Sachen zurecht. Routiniert, wie sie es schon oft gemacht hatte. Trainingseinheiten zogen sich wie endlose Ketten durch ihr Leben und verliehen ihm Gestalt. Während der Reise in den Vorhof Andromedas hatte Lethem Shettle großen Wert darauf gelegt, dass sie nicht einrosteten.

Den enervierenden Trainings- und Übungseinheiten stand ein einziger Kampfeinsatz gegenüber. Sie verdrängte tunlichst die Erinnerung daran.

Sie packte ihren Einsatzkoffer, verschloss ihn mithilfe der Individual-Kennung, legte alle Ausrüstungsteile auf ihr Bett und setzte sich daneben hin.