Homer


Odyssee

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-156-5


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Vierundzwanzigster Gesang



Die Seelen der Freier finden in der Unterwelt Achilleus mit Agamemnon sich unterredend; jener, der ruhmvoll vor Troja starb, sei glücklich vor diesem, der heimkehrend ermordet ward. Agamemnon, dem Amphimedon das Geschehene nach seiner Vorstellung erzählt, preiset die Glückseligkeit des siegreich heimkehrenden Odysseus. Dieser indes entdeckt sich dem Vater Laertes mit schonender Vorsicht und wird beim Mahle von Dolios und dessen Söhnen erkannt. Eupeithes, des Antinoos' Vater, erregt einen Aufruhr, der nach kurzem Kampfe durch Athene gestillt wird.


Aber Hermes, der Gott von Kyllene, nahte sich jetzo,

Rief den Seelen der Freier und hielt in der Rechten den schönen

Goldenen Herrscherstab, womit er die Augen der Menschen

Zuschließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket;

Hiermit scheucht' er sie fort, und schwirrend folgten die Seelen.

So wie die Fledermäus' im Winkel der graulichen Höhle

Schwirrend flattern, wenn eine des angeklammerten Schwarmes

Nieder vom Felsen sinkt, und drauf aneinander sich hangen:

Also schwirrten die Seelen und folgten in drängendem Zuge

Hermes, dem Retter in Not, durch dumpfe, schimmlichte Pfade.

Und sie gingen des Ozeans Flut, den leukadischen Felsen,

Gingen das Sonnentor und das Land der Träume vorüber

Und erreichten nun bald die graue Asphodeloswiese,

Wo die Seelen wohnen, die Luftgebilde der Toten.

Und sie fanden die Seele des Peleiden Achilleus

Und die Seele Patroklos', des tapfern Antilochos Seele

Und des gewaltigen Ajas, des Ersten an Wuchs und Bildung

In dem achaiischen Heer, nach dem tadellosen Achilleus:

Diese waren stets um den Peleionen versammelt.

Eben kam auch die Seele von Atreus' Sohn Agamemnon

Trauernd daher, umringt von anderen Seelen, die mit ihm

In Aigisthos' Palaste das Ziel des Todes erreichten.

Zu den Kommenden sprach die Seele des Peleionen:

Atreus' Sohn, wir dachten, der donnerfrohe Kronion

Hätte dich unter den Helden auf immer zum Liebling erkoren,

Weil du das große Heer der tapfersten Sieger beherrschtest

In dem troischen Lande, wo Not uns Achaier umdrängte.

Aber es mußte auch dich so bald des Todes Verhängnis

Treffen, welchem kein Mensch, vom Weibe geboren, entfliehet.

Hättest du doch, umringt von den glänzenden Ehren der Herrschaft,

Dort im Lande der Troer das Ziel des Todes erreichet!

Denn ein Denkmal hätte der Griechen Volk dir errichtet,

Und so wäre zugleich dein Sohn bei den Enkeln verherrlicht.

Aber es war dein Los, des traurigsten Todes zu sterben!

Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden:

Glücklicher Peleide, du göttergleicher Achilleus,

Der du vor Ilion starbst, von Argos ferne! Denn ringsum

Sanken die tapfersten Söhne der Troer und der Achaier,

Kämpfend um deine Leiche; du lagst in der Wolke des Staubes,

Groß, weithingestreckt, ausruhend vom Wagengetümmel!

Aber wir kämpften den ganzen Tag und kämpften noch immer

Brennend vor Wut, bis Zeus durch Sturm und Wetter uns trennte.

Jetzo trugen wir dich aus der Schlacht zu unseren Schiffen,

Wuschen den schönen Leib mit lauem Wasser und legten

Ihn mit Balsam gesalbt auf prächtige Betten, und ringsum

Weinten und jammerten laut die Achaier und schoren ihr Haupthaar.

Auch die Mutter entstieg mit den heiligen Nymphen dem Meere,

Als sie die Botschaft vernahm; von lautwehklagenden Stimmen

Hallte die Flut, und Entsetzen ergriff das Heer der Achaier.

Zitternd wären sie schnell zu den hohlen Schiffen geflohen;

Aber es hielt sie der Mann von alter und großer Erfahrung,

Nestor, dessen Rat wir auch ehmals immer bewundert.

Dieser erhub im Heere die Stimme der Weisheit und sagte:

Haltet ein, Argeier, und flieht nicht, Söhne Achaias!

Dies ist seine Mutter mit ihren unsterblichen Nymphen,

Welche dem Meer entsteigt, den toten Sohn zu bejammern!

Also sprach er und hemmte die Flucht der edlen Achaier.

Lautwehklagend standen um dich des alternden Meergotts

Töchter und kleideten dich mit ambrosiaduftenden Kleidern.

Gegeneinander sangen mit schöner Stimme die Musen

Alle neun und weinten; da sahe man keinen Argeier

Tränenlos; so rührten der Göttinnen helle Gesänge!

Siebzehn Tag' und Nächte beweinten wir unaufhörlich

Deinen Tod, der Unsterblichen Chor und die sterblichen Menschen.

Am achtzehnten verbrannten wir dich und schlachteten ringsum

Viele gemästete Schaf' und krummgehörnete Rinder.

Aber du lagst, umhüllt mit Göttergewanden, und um dich

Standen Gefäße mit Öl und süßem Honig; und viele

Helden Achaias rannten gerüstet zu Fuß und zu Wagen,

Rings um das lodernde Feuer; es stieg ein lautes Getös auf.

Als dich Hephaistos' Flamme verzehrt, da gossen wir morgens

Lauteren Wein in die Asche und sammelten, edler Achilleus,

Deine weißen Gebeine, mit zwiefachem Fette bedeckend.

Aber die Mutter brachte die goldne gehenkelte Urne,

Dionysos' Geschenk und ein Werk des berühmten Hephaistos.

Hierin ruht dein weißes Gebein, ruhmvoller Achilleus,

Mit dem Gebeine vermischt des Menötiaden Patroklos,

Und gesondert die Asche Antilochos', den du vor allen

Anderen Freunden ehrtest, nach deinem geliebten Patroklos.

Und das heilige Heer der sieggewohnten Achaier

Häufte darüber ein großes und weitbewundertes Denkmal

Auf der Spitze des Landes am breiten Hellespontos,

Dass es fern im Meere vorüberschiffende Männer

Sähen, die jetzo leben und spät in kommenden Jahren.

Aber die Mutter bracht auf den Kampfplatz köstliche Preise,

Von den Göttern erfleht, für die tapfersten aller Achaier.

Schon bei vieler Helden Begräbnis warst du zugegen,

Sahst die Jünglinge oft am Ehrenhügel des Königs

Zum Wettkampfe sich gürten um manches schimmernde Kleinod;

Dennoch hättest du dort mit tiefem Erstaunen betrachtet,

Welche köstliche Preise die silberfüßige Thetis

Dir zu Ehren gesetzt: denn du warst ein Liebling der Götter!

Also erlosch auch im Tode nicht dein Gedächtnis, und ewig

Glänzet bei allen Menschen dein großer Name, Achilleus.

Aber was frommte mir des rühmlichen Krieges Vollendung?

Selbst bei der Heimkehr weihte mich Zeus dem schrecklichsten Tode

Unter Aigisthos' Hand und der Hand des heillosen Weibes.

Also besprachen sich diese jetzo untereinander.

Jetzo nahte sich ihnen der rüstige Argosbesieger,

Und ihm folgte zur Tiefe die Schar der erschlagenen Freier;

Voll Verwunderung gingen die Könige ihnen entge gen.

Und der hohe Schatten von Atreus' Sohn Agamemnon

Kannte des Melaniden, des tapfern Amphimedons Seele,

Welcher ein Gastfreund war in Ithakas felsichtem Eiland.

Zu dem Kommenden sprach die Seele des großen Atreiden:

Was, Amphimedon, führt euch ins unterirdische Dunkel?

Lauter erlesene Männer von gleichem Alter! Man würde

Schwerlich in einer Stadt so treffliche Männer erlesen!

Tötet' euch etwa in Schiffen der Erderschüttrer Poseidon,

Da er den wilden Orkan und die steigenden Wogen empörte?

Oder ermordeten euch auf dem Lande feindliche Männer,

Als ihr die schönen Herden der Rinder und Schafe hinwegtriebt,

Oder indem sie die Stadt und ihre Weiber verfochten?

Lieber, sage mir dies, ich war ja im Leben dein Gastfreund.

Weißt du nicht mehr, wie ihr mich in eurem Hause bewirtet,

Als ich Odysseus ermahnte, dem göttlichen Menelaos

Mit gen Troja zu folgen in schöngebordeten Schiffen?

Erst nach einem Monat entschifften wir eurem Gestade

Und beredeten kaum den Städteverwüster Odysseus.

Also sprach er; ihm gab Amphimedons Seele zur Antwort:

Atreus' rühmlicher Sohn, weitherrschender Held Agamemnon,

Dieses weiß ich noch alles und will umständlich erzählen,

Wie uns so plötzlich die Stunde des schrecklichen Todes ereilt hat.

Siehe, wir liebten die Gattin des langentfernten Odysseus.

Nimmer versagte sie uns und vollendete nimmer die Hochzeit,

Heimlich uns allen den Tod und das schwarze Verhängnis bereitend.

Unter anderen Listen ersann sie endlich auch diese:

Trüglich zettelte sie in ihrer Kammer ein feines

Übergroßes Geweb und sprach zu unsrer Versammlung:

Jünglinge, die ihr mich liebt nach dem Tode des edlen Odysseus,

Dringt auf meine Vermählung nicht eher, bis ich den Mantel

Fertig gewirkt (damit nicht umsonst das Garn mir verderbe!),

Welcher dem Helden Laertes zum Leichengewande bestimmt ist,

Wenn ihn die finstre Stunde mit Todesschlummer umschattet:

Dass nicht irgend im Lande mich eine Achaierin tadle,

Läg er uneingekleidet, der einst so vieles beherrschte.

Also sprach sie mit List und bewegte die Herzen der Edlen.

Und nun webete sie des Tages am großen Gewebe,

Aber des Nachts dann trennte sie's auf beim Scheine der Fackeln.

Also täuschte sie uns drei Jahr' und betrog die Achaier.

Als nun das vierte Jahr im Geleite der Horen herankam

Und mit dem wechselnden Mond viel Tage waren verschwunden,

Da verkündet' uns eine der Weiber das schlaue Geheimnis,

Und wir fanden sie selbst bei der Trennung des schönen Gewebes.

Also mußte sie's nun auch wider Willen vollenden.

Als sie den großen Mantel gewirkt und sauber gewaschen

Und er hell wie die Sonn und der Mond entgegen uns glänzte,

Siehe, da führte mit einmal ein böser Dämon Odysseus

Draußen zum Maierhof, den der Schweine Hüter bewohnte.

Dorthin kam auch der Sohn des göttergleichen Odysseus,

Der von der sandigen Pylos im schwarzen Schiffe zurückfuhr.

Diese bereiteten sich zum schrecklichen Morde der Freier,

Gingen dann in die prächtige Stadt: der edle Odysseus

War der letzte, sein Sohn Telemachos kam zuerst an.

Aber der Sauhirt führte den schlechtgekleideten König,

Der, wie ein alter Mann und mühebeladener Bettler,

Wankend am Stabe schlich, mit häßlichen Lumpen bekleidet.

Keiner konnte von uns den plötzlich erscheinenden Fremdling

Für Odysseus erkennen, auch selbst von den ältesten keiner,

Sondern alle verspotteten wir und warfen den Fremdling.

Und Odysseus ertrug zuerst in seinem Palaste

Unsre kränkenden Reden und Würfe mit duldender Seele.

Aber als ihn der Geist des Donnergottes erweckte,

Nahm er mit seinem Sohn aus dem Saale die zierliche Rüstung,

Trug sie hinauf in den Söller und schloß die Pforte mit Riegeln;

Ging dann hin und befahl arglistig seiner Gemahlin,

Uns den Bogen zu bringen und blinkende Eisen, zum Wettkampf

Uns unglücklichen Freiern und zum Beginne des Mordens.

Aber es konnte von uns nicht einer des mächtigen Bogens

Senne spannen; zu sehr gebrach es allen an Stärke.

Doch wie der Sauhirt jetzo den großen Bogen Odysseus

Brachte, da zürnten wir alle und schalten mit drohenden Worten,

Dass er den Bogen ihm nicht darreichte, was er auch sagte;

Aber Telemachos rief und befahl ihm, weiterzugehen.

Und nun nahm er den Bogen, der herrliche Dulder Odysseus,

Spannt' ihn ohne Bemühn und schnellte den Pfeil durch die Äxte;

Sprang auf die Schwelle, die Pfeile dem Köcher entschüttend, und blickte

Drohend umher und schoß; und Antinoos stürzte zu Boden.

Und nun flog auf die andern des scharf hinzielenden Königs

Schreckliches Todesgeschoß, und Haufen sanken bei Haufen.

Und man erkannte leicht, dass ihnen ein Himmlischer beistand.

Denn bald stürzten sie wütend sich unter den Haufen und würgten

Links und rechts durch den Saal: mit dem Krachen zerschlagener Schädel

Tönte das Jammergeschrei, und Blut floß über den Boden.

Also kamen wir um, Agamemnon, und unsere Leiber

Liegen noch unbestattet im Hause des edlen Odysseus.

Denn noch wissen es nicht die Freund' in unseren Häusern,

Dass sie das schwarze Blut aus den Wunden waschen und klagend

Unsere Bahr umringen, die letzte Ehre der Toten!

Ihm antwortete drauf die Seele des großen Atreiden:

Glücklicher Sohn Laertes', erfindungsreicher Odysseus,

Wahrlich, dir ward ein Weib von großer Tugend beschieden!

Welche treffliche Seele hat doch Ikarios' Tochter

Penelopeia! Wie treu die Edle dem Manne der Jugend,

Ihrem Odysseus, blieb! O nimmer verschwindet der Nachruhm

Ihrer Tugend; die Götter verewigen unter den Menschen

Durch den schönsten Gesang die keusche Penelopeia!

Nicht wie Tyndareos' Tochter verübte sie schändliche Taten,

Welche den Mann der Jugend erschlug und ein ewiges Schandlied

Unter den Sterblichen ist; denn sie hat auf immer der Weiber

Namen entehrt, wenn eine sich auch des Guten befleißigt!

Also besprachen sich jetzo die Luftgebilde der Toten,

Unter der Erde stehend, in Aides' dunkler Behausung.

Jene gingen den Weg von der Stadt hinunter und kamen

Bald zu dem wohlbestellten und schönen Hofe Laertes',

Welchen er selber vordem durch Heldentaten erworben.

Allda hatt er sein Haus, und wirtschaftliche Gebäude

Liefen rings um den Hof: es speiseten, saßen und schliefen

Hier die nötigen Knechte, die seine Geschäfte bestellten.

Auch war dort eine alte Sikelerin, welche des Greises

Fern von der Stadt auf dem Lande mit treuer Sorge sich annahm.

Aber Odysseus sprach zu Telemachos und zu den Hirten:

Geht ihr jetzo hinein in die schöngebauete Wohnung

Und bereitet uns schnell zum Mahle das treffliche Mastschwein.

Ich will indes hingehen, um unsern Vater zu prüfen:

Ob er mich wohl noch kennt, wenn seine Augen mich sehen,

Oder ob ich ihm fremd bin nach meiner langen Entfernung.

Also sprach er und gab den Hirten die kriegrische Rüstung.

Diese gingen sogleich in die Wohnung. Aber Odysseus

Eilte zu seinem Vater im obstbeladenen Fruchthain.

Und er fand, da er eilig den langen Garten hinabging,

Weder Dolios dort noch Dolios' Knechte und Söhne.

Diese waren aufs Feld gegangen und sammelten Dornen

Zu des Gartens Geheg, und der alte Mann war ihr Führer.

Nur Laertes fand er im schöngeordneten Fruchthain

Um ein Bäumchen die Erd auflockern. Ein schmutziger Leibrock

Deckt' ihn, geflickt und grob, und seine Schenkel umhüllten

Gegen die ritzenden Dornen geflickte Stiefel von Stierhaut

Und Handschuhe die Hände der Disteln wegen, den Scheitel

Eine Kappe von Ziegenfell. So traurte sein Vater.

Als er ihn jetzo erblickte, der herrliche Dulder Odysseus,

Wie er vom Alter entkräftet und tief in der Seele betrübt war,

Sah er ihm weinend zu im Schatten des ragenden Birnbaums.

Dann bedacht er sich hin und her, mit wankendem Vorsatz,

Ob er ihn küssend umarmte, den lieben Vater, und alles

Sagte, wie er nun endlich zur Heimat wiedergekehrt sei,

Oder ihn erst ausfragte, um seine Seele zu prüfen.

Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste:

Erst mit sanftem Tadel des Vaters Seele zu prüfen.

Dieses beschloß Odysseus und eilte hin zu Laertes,

Der mit gesenktem Haupte des Baumes Wurzel umhackte;

Und der treffliche Sohn trat nahe zum Vater und sagte:

Alter, es fehlet dir nicht an Kunst, den Garten zu bauen!

Schön ist alles bestellt; kein einziges dieser Gewächse,

Keine Rebe vermißt, kein Ölbaum, Feigen- und Birnbaum,

Keines der Beet' im Garten vermißt die gehörige Pflege!

Eins erinnre ich nur, nimm mir's nicht übel, o Vater!

Du wirst selber nicht gut gepflegt! Wie kümmerlich gehst du,

Schwach vor Alter und schmutzig dabei und häßlich bekleidet!

Wegen der Faulheit gewiß kann dich dein Herr nicht versäumen!

Selbst der Gedank an Knechtschaft verschwindet einem Betrachter

Deiner Gestalt und Größe; du hast ein königlich Ansehn:

Gleich als ob dir gebührte, dich nach dem Bad und der Mahlzeit

Sanft zur Ruhe zu legen; denn das ist die Pflege der Alten.

Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:

Welcher Mann ist dein Herr und wessen Garten besorgst du?

Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:

Sind wir denn wirklich hier in Ithaka, wie mir ein Mann dort

Sagte, welchem ich eben begegnete, als ich hierher ging?

Aber der Mann war nicht so artig, mir alles zu sagen

Oder auf meine Frage zu achten, wegen des Gastfreunds,

Den ich in Ithaka habe: ob dieser noch lebt und gesund ist

Oder ob er schon starb und zu den Schatten hinabfuhr.

Denn ich sage dir an, merk auf und höre die Worte.

Einen Mann hab ich einst im Vaterlande bewirtet,

Welcher mein Haus besuchte; so viel ich auch Fremde beherbergt,

Ist kein werterer Gast in meine Wohnung gekommen!

Dieser sagte, er stammt' aus Ithakas felsichtem Eiland

Und Arkeisios' Sohn Laertes wäre sein Vater.

Und ich führte den werten Gast in unsere Wohnung.

Freundlich bewirtet ich ihn von des Hauses reichlichem Vorrat

Und verehrt ihm Geschenke zum Denkmal unserer Freundschaft:

Schenkt ihm sieben Talente des künstlichgebildeten Goldes,

Einen silbernen Kelch mit schönerhobenen Blumen,

Feiner Teppiche zwölf und zwölf der einfachen Mäntel,

Zwölf Leibröcke dazu mit prächtigen Purpurgewanden;

Über dieses schenkt ich ihm vier untadlige Jungfraun,

Kunstverständig und schön, die er sich selber gewählet.

Ihm antwortete drauf sein Vater, Tränen vergießend:

Fremdling, du bist gewiß in dem Lande, nach welchem du fragest!

Aber hier wohnen freche und übermütige Männer!

Und vergeblich hast du die vielen Geschenke verschwendet!

Hättest du ihn lebendig in Ithakas Volke gefunden,

Dann entließ er gewiß dich reichlich wiederbeschenket

Und anständig bewirtet; denn Pflicht ist des Guten Vergeltung.

Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:

Wieviel Jahr sind es, seitdem dich jener besuchte?

Dein unglücklicher Freund, mein Sohn, so lang ich ihn hatte!

Armer Sohn, den fern von der Heimat und seinen Geliebten

Schon die Fische des Meers verzehreten oder zu Lande

Vögel und Tiere zerrissen! Ihn hat die liebende Mutter

Nicht einkleidend beweint noch der Vater, die wir ihn zeugten,

Noch sein edles Weib, die keusche Penelopeia,

Schluchzend am Sterbebette des lieben Gemahles gejammert

Und ihm die Augen geschlossen, die letzte Ehre der Toten!

Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:

Wer, wes Volkes bist du, und wo ist deine Geburtsstadt?

Und wo liegt das Schiff, das dich und die tapfern Genossen

Brachte? Kamst du vielleicht in einem gedungenen Schiffe,

Und die Schiffer setzten dich aus und fuhren dann weiter?

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Gerne will ich dir dieses und nach der Wahrheit erzählen.

Ich bin aus Alybas her und wohn im berühmten Palaste

Meines Vaters Apheidas, des mächtigen Sohns Polypemons.

Und mein Name ist Eperitos. Aber ein Dämon

Trieb mich durch Stürme hierher, als ich gen Sikania steurte.

Und mein Schiff liegt außer der Stadt am freien Gestade.

Jetzo sind's fünf Jahre, seitdem der edle Odysseus

Wieder von dannen fuhr und Alybas' Ufer zurückließ.

Armer Freund! Und ihm flogen doch heilweissagende Vögel,

Als er zu Schiffe ging: drum sah ich freudig ihn scheiden,

Und er freute sich auch; denn wir hofften, einer den andern

Künftig noch oft zu bewirten und schöne Geschenke zu wechseln.

Sprach's, und den Vater umhüllte die schwarze Wolke des Kummers.

Siehe, er nahm mit den Händen des dürren Staubes und streut' ihn

Über sein graues Haupt und weint' und jammerte herzlich.

Aber Odysseus ergrimmte im Geist, und es schnob in der Nase

Ihm der erschütternde Schmerz beim Anblick des liebenden Vaters.

Küssend sprang er hinzu mit umschlingenden Armen und sagte:

Vater, ich bin es selbst, mein Vater, nach welchem du fragest,

Bin im zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret!

Darum trockne die Tränen und hemme den weinenden Jammer!

Denn ich sage dir kurz (uns dringt die äußerste Eile!):

Alle Freier hab ich in unserem Hause getötet

Und ihr Trotzen bestraft und die seelenkränkenden Greuel!

Ihm antwortete drauf sein alter Vater Laertes:

Bist du denn wirklich, mein Sohn Odysseus, wiedergekommen?

Lieber, so sage mir doch ein Merkmal, dass ich es glaube!

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Erstlich betrachte hier mit deinen Augen die Narbe,

Die ein Eber mir einst mit weißem Zahne gehauen,

Ferne von hier am Parnassos; denn du und die treffliche Mutter

Sandtet mich dort zu Autolykos hin, die Geschenke zu holen,

Die mir bei der Geburt ihr besuchender Vater verheißen.

Jetzo will ich dir auch die Bäume des lieblichen Fruchthains

Nennen, die du mir einst auf meine Bitte geschenkt hast;

Denn ich begleitete dich als Knab im Garten; wir gingen

Unter den Bäumen umher, und du nanntest und zeigtest mir jeden.

Dreizehn Bäume mit Birnen und zehn voll rötlicher Äpfel

Schenktest du mir und vierzig der Feigenbäume; und nanntest

Fünfzig Rebengeländer mit lauter fruchtbaren Stöcken,

Die du mir schenken wolltest: sie hangen voll mancherlei Trauben,

Wenn sie der Segen Gottes mit mildem Gewitter erfreuet.

Also sprach er; und jenem erzitterten Herz und Knie,

Als er die Zeichen erkannte, die ihm Odysseus verkündet.

Seinen geliebtesten Sohn umarmend, sank er in Ohnmacht

An sein Herz; ihn hielt der herrliche Dulder Odysseus.

Als er zu atmen begann und sein Geist dem Herzen zurückkam,

Da erhub er die Stimme und rief mit lautem Entzücken:

Vater Zeus, ja noch lebt ihr Götter im hohen Olympos,

Wenn doch endlich die Greuel der üppigen Freier bestraft sind!

Aber nun fürcht ich sehr in meinem Herzen, dass plötzlich

Alle Ithaker hier uns überfallen und Botschaft

Ringsumher in die Städte der Kephallenier senden!

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Sei getrost und laß dich diese Gedanken nicht kümmern!

Folge mir jetzt in das Haus, hier nahe am Ende des Gartens:

Dort ist Telemachos auch und der Rinderhirt und der Sauhirt;

Denn ich sandte sie hin, uns eilend das Mahl zu bereiten.

Also besprachen sie sich und gingen zur prächtigen Wohnung.

Und sie traten jetzt in die schönen Zimmer des Hauses,

Wo Telemachos schon und der Rinderhirt und der Sauhirt

Teilten die Menge des Fleisches und Wein mit Wasser vermischten.

Aber den edelgesinnten Laertes in seinem Palaste

Badete jetzo die treue Sikelerin, salbte mit Öl ihn

Und umhüllt' ihn dann mit dem prächtigen Mantel; Athene

Schmückt' unsichtbar mit Kraft und Größe den Hirten der Völker,

Schuf ihn höher an Wuchs und jugendlicher an Bildung.

Und stieg aus dem Bade. Mit Staunen erblickte der Sohn ihn,

Wie er gleich an Gestalt den unsterblichen Göttern einherging.

Und er redet' ihn an und sprach die geflügelten Worte:

Wahrlich, o Vater, es hat ein unsterblicher Gott des Olympos

Deine Gestalt erhöht und deine Bildung verschönert!

Und der verständige Greis Laertes sagte dagegen:

Wollte doch Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,

Dass ich so, wie ich einst am Vorgebirge der Feste

Nerikos' Mauern erstieg, die Kephallenier führend:

Dass ich in jener Gestalt dir gestern in unserm Palaste,

Um die Schultern gepanzert, zur Seite hätte gestritten

Gegen der Freier Schar! Dann hätt ich ihrer wohl manchen

Hingestreckt in den Saal und dein Herz im Busen erfreuet.

Also besprachen diese sich jetzo untereinander.

Aber da jene das Mahl in Eile hatten bereitet,

Setzten sie sich nach der Reih auf prächtige Sessel und Throne

Und erhoben die Hände zum Essen. Siehe, da nahte

Dolios sich, der Greis, und Dolios' Söhne; sie kamen

Müde vom Felde zurück; denn die Mutter hatte sie selber

Heimgeholt, die alte Sikelerin, die sie erzogen

Und sorgfältig des Greises in seinem Alter sich annahm.

Diese, sobald sie Odysseus sahn und im Herzen erkannten,

Standen still an der Schwell und stauneten. Aber Odysseus

Wandte sich gegen den Greis mit diesen freundlichen Worten:

Setze dich, Alter, zu Tisch und sehet mich nicht so erstaunt an;

Denn wir haben schon lange, begierig der Speise zu kosten,

Hier im Saale geharrt und euch beständig erwartet.

Also sprach er. Da lief mit ausgebreiteten Armen

Dolios grad auf ihn zu und küßte die Hände des Königs,

Redete freundlich ihn an und sprach die geflügelten Worte:

Lieber, kommst du nun endlich nach unserem herzlichen Wunsche,

Aber ohn alles Vermuten, und führten dich Götter zur Heimat;

Nun so wünsch ich dir Freude, Gesundheit und Segen der Götter!

Aber sage mir doch aufrichtig, damit ich es wisse:

Weiß es deine Gemahlin, die kluge Penelopeia,

Dass du zu Hause bist? oder sollen wir's eilig verkünden?

Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Alter, sie weiß es schon, du brauchst dich nicht zu bemühen.

Also sprach er und setzte sich hin auf den zierlichen Sessel.

Dolios' Söhne traten nun auch zum berühmten Odysseus,

Hießen ihn froh willkommen und drückten ihm alle die Hände,

Setzten sich dann nach der Reihe bei Dolios, ihrem Vater.

Also waren sie hier mit dem fröhlichen Schmause beschäftigt.

Aber Ossa, die schnelle Verkünderin, eilete ringsum

Durch die Stadt mit der Botschaft vom traurigen Tode der Freier.

Und nun erhuben sich alle und sammelten hierher und dorther,

Lautwehklagend und lärmend, sich vor dem Palaste des Königs,

Trugen die Toten hinaus und bestatteten jeder den Seinen;

Aber die andern, die rings von den Inseln waren gekommen,

Legten sie, heimzufahren, in schnelle Kähne der Fischer.

Und nun eilten sie alle zum Markte mit großer Betrübnis.

Als die Versammelten jetzt in geschlossener Reihe sich drängten,

Da erhub sich der Held Eupeithes vor den Achaiern,

Der mit unendlichem Schmerz um den toten Antinoos traurte,

Seinen Sohn, den zuerst der edle Odysseus getötet.

Weinend erhub sich dieser und redete vor der Versammlung:

Freunde, wahrlich ein Großes bereitete jener den Griechen!

Erst entführt' er in Schiffen so viel und tapfere Männer

Und verlor die gerüsteten Schiff' und verlor die Gefährten;

Und nun kommt er und tötet die Edelsten unseres Reiches.

Aber wohlan! bevor der Flüchtende Pylos erreichet

Oder die heilige Elis, die von den Epeiern beherrscht wird,

Eilet ihm nach! Sonst werden wir nimmer das Antlitz erheben!

Schande brächt es ja uns, und noch bei den spätesten Enkeln,

Wenn wir die Mörder nicht straften, die unsere Kinder und Brüder

Töteten! Ha, ich könnte nicht länger mit fröhlichem Herzen

Leben! Mich förderte bald der Tod in die Schattenbehausung!

Auf denn und eilt, damit sie uns nicht zu Wasser entfliehen!

Weinend sprach er's und rührte die ganze Versammlung zum Mitleid.

Jetzo kam zu ihnen der göttliche Sänger und Medon

Aus Odysseus' Palaste, nachdem sie der Schlummer verlassen;

Und sie traten beid in die Mitte des staunenden Volkes.

Und nun sprach zur Versammlung der gute verständige Medon:

Höret mich an, ihr Männer von Ithaka! Wahrlich, Odysseus

Hat nicht ohne den Rat der Unsterblichen dieses vollendet!

Denn ich sah ihn selbst, den unendlichen Gott, der Odysseus

Immer zur Seite stand, in Mentors Bildung gehüllet.

Dieser unsterbliche Gott beseelete jetzo den König,

Vor ihm stehend, mit Mut, und jetzo stürmt' er vertilgend

Unter die Freier im Saal, und Haufen sanken bei Haufen.

Als er es sprach, da ergriff sie alle bleiches Entsetzen.

Unter ihnen begann der graue Held Halitherses,

Mastors Sohn, der allein Zukunft und Vergangenes wahrnahm:

Dieser erhub im Volke die Stimme der Weisheit und sagte:

Höret mich an, ihr Männer von Ithaka, was ich euch sage!

Eurer Trägheit halber, ihr Freund', ist dieses geschehen!

Denn ihr gehorchtet mir nicht, noch Mentor, dem Hirten der Völker,

Dass ihr eurer Söhn' unbändige Herzen bezähmtet,

Welche mit Unverstand die entsetzlichen Greuel verübten,

Da sie die Güter verschwelgten und selbst die Gemahlin entehrten

Jenes trefflichen Manns und wähnten, er kehre nicht wieder.

Nun ist dieses mein Rat; gehorcht mir, wie ich euch sage:

Eilt ihm nicht nach, dass keiner sich selbst das Verderben bereite!

Also sprach er. Da standen die Griechen mit lautem Geschrei auf,

Mehr als die Hälfte der Schar; allein die übrigen blieben,

Welche den Rat Halitherses' nicht achteten, sondern Eupeithes

Folgten. Sie eilten darauf zu ihrer ehernen Rüstung.

Und nachdem sie sich alle mit blinkendem Erze gepanzert,

Kamen sie vor der Stadt im weiten Gefilde zusammen.

Und sie führte Eupeithes, der Törichte! denn er gedachte

Seines Antinoos Tod zu rächen; aber ihm war nicht

Heimzukehren bestimmt, sein harrte des Todes Verhängnis.

Aber Athene sprach zum Donnerer Zeus Kronion:

Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,

Sage mir, welchen Rat du jetzo im Herzen verbirgest.

Wirst du hinfort verderbenden Krieg und schreckliche Zwietracht

Senden? Oder beschließest du Freundschaft unter dem Volke?

Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:

Warum fragst du mich, Tochter, und forschest meine Gedanken?

Hast du nicht selber den Rat in deinem Herzen ersonnen,

Dass heimkehrend jenen Odysseus' Rache vergölte?

Tue, wie dir's gefällt, doch will ich das Beste dir sagen.

Da der edle Odysseus die Freier jetzo bestraft hat,

Werde das Bündnis erneut: er bleib in Ithaka König;

Und wir wollen dem Volke der Söhn' und Brüder Ermordung

Aus dem Gedächtnis vertilgen; und beide lieben einander

Künftig wie vor, und Fried und Reichtum blühen im Lande!

Also sprach er und reizte die schon verlangende Göttin;

Eilend fuhr sie hinab von den Gipfeln des hohen Olympos.

Jene hatten sich nun mit lieblicher Speise gesättigt.

Unter ihnen begann der herrliche Dulder Odysseus:

Gehe doch einer und seh, ob unsere Feinde schon annahn.

Also sprach er; und schnell ging einer von Dolios' Söhnen,

Stand auf der Schwelle des Hauses und sahe sie alle herannahn.

Eilend rief er Odysseus und sprach die geflügelten Worte:

Nahe sind sie uns schon; wir müssen uns eilig bewaffnen!

Also rief er; da sprangen sie auf und ergriffen die Rüstung:

Vier war Odysseus' Zahl und sechs von Dolios' Söhnen.

Auch der alte Laertes und Dolios legten die Rüstung

An, so grau sie auch waren, durch Not gezwungene Krieger!

Und nachdem sie sich alle mit blinkendem Erze gerüstet,

Öffneten sie die Pforte und gingen, geführt von Odysseus.

Jetzo nahte sich Zeus' blauäugichte Tochter Athene,

Mentorn gleich in allem, sowohl an Gestalt wie an Stimme.

Freudig erblickte die Göttin der herrliche Dulder Odysseus.

Und zu dem lieben Sohne Telemachos wandt er sich also:

Jetzo wirst du doch sorgen, Telemachos, wenn du dahin kommst:

Dass du im Streite der Männer, wo sich die Tapfern hervortun,

Deiner Väter Geschlecht nicht schändest, die wir von Anfang

Immer durch Kraft und Mut der Menschen Bewundrung erwarben!

Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

Sehen wirst du es selbst, mein Vater, wenn du es wünschest,

Dass dies Herz dein Geschlecht nicht schändet! Wie kannst du das sagen!

Also sprach er; da rief mit herzlicher Freude Laertes:

Welch ein Tag ist mir dieser! Ihr Götter, wie bin ich so glücklich!

Sohn und Enkel streiten den edlen Streit um die Tugend!

Siehe, da nahte sich Zeus' blauäugichte Tochter und sagte:

O Arkeisios' Sohn, Geliebtester meiner Geliebten,

Flehe zu Vater Zeus und Zeus' blauäugichter Tochter,

Schwinge dann mutig und wirf die weithinschattende Lanze!

Also sprach die Göttin und haucht' ihm unsterblichen Mut ein.

Eilend flehte der Greis zur Tochter des großen Kronion,

Schwang dann mutig und warf die weithinschattende Lanze.

Und er traf Eupeithes am ehernwangichten Helme,

Und den weichenden Helm durchdrang die stürmende Lanze:

Tönend sank er dahin, von der ehernen Rüstung umrasselt.

Aber Odysseus fiel und Telemachos unter die Feinde,

Hauten und stachen mit Schwertern und langgeschafteten Spießen.

Und nun hätten sie alle vertilgt und zu Boden gestürzet;

Aber die Tochter des Gottes mit wetterleuchtendem Schilde,

Pallas Athene rief und hemmte die streitenden Scharen:

Ruht, ihr Ithaker, ruht vom unglückseligen Kriege!

Schonet des Menschenblutes und trennet euch schnell voneinander!

Also rief die Göttin; da faßte sie bleiches Entsetzen:

Ihren zitternden Händen entflogen die Waffen, und alle

Fielen zur Erd, als laut die Stimme der Göttin ertönte.

Und sie wandten sich fliehend zur Stadt, ihr Leben zu retten.

Aber fürchterlich schrie der herrliche Dulder Odysseus

Und verfolgte sie rasch, wie ein hochherfliegender Adler.

Und nun sandte Kronion den flammenden Strahl vom Olympos,

Dieser fiel vor Athene, der Tochter des schrecklichen Vaters.

Und zu Odysseus sprach die heilige Göttin Athene:

Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,

Halte nun ein und ruhe vom allverderbenden Kriege,

Dass dir Kronion nicht zürne, der Gott weithallender Donner!

Also sprach sie, und freudig gehorcht' Odysseus der Göttin.

Zwischen ihm und dem Volk erneuete jetzo das Bündnis

Pallas Athene, die Tochter des wetterleuchtenden Gottes,

Mentorn gleich in allem, sowohl an Gestalt wie an Stimme.

 

 

Inhalt




Erster Gesang

Zweiter Gesang

Dritter Gesang

Vierter Gesang

Fünfter Gesang

Sechster Gesang

Siebenter Gesang

Achter Gesang

Neunter Gesang

Zehnter Gesang

Elfter Gesang

Zwölfter Gesang

Dreizehnter Gesang

Vierzehnter Gesang

Fünfzehnter Gesang

Sechzehnter Gesang

Siebzehnter Gesang

Achtzehnter Gesang

Neunzehnter Gesang

Zwanzigster Gesang

Einundzwanzigster Gesang

Zweiundzwanzigster Gesang

Dreiundzwanzigster Gesang

Vierundzwanzigster Gesang

 

 

 

Erster Gesang



Ratschluß der Götter, dass Odysseus, welchen Poseidon verfolgt, von Kalypsos Insel Ogygia heimkehre. Athene, in Mentes' Gestalt, den Telemachos besuchend, rät ihm, in Pylos und Sparta nach dem Vater sich zu erkundigen und die schwelgenden Freier aus dem Hause zu schaffen. Er redet das erstemal mit Entschlossenheit zur Mutter und zu den Freiern. Nacht.


Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,

Welcher so weit geirrt nach der heiligen Troja Zerstörung,

Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat

Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,

Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.

Aber die Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte;

Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:

Toren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers

Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft.

Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.

Alle die andern, soviel dem verderbenden Schicksal entflohen,

Waren jetzo daheim, dem Krieg entflohn und dem Meere:

Ihn allein, der so herzlich zur Heimat und Gattin sich sehnte,

Hielt die unsterbliche Nymphe, die hehre Göttin Kalypso,

In der gewölbeten Grotte und wünschte sich ihn zum Gemahle.

Selbst da das Jahr nun kam im kreisenden Laufe der Zeiten,

Da ihm die Götter bestimmt, gen Ithaka wiederzukehren,

Hatte der Held noch nicht vollendet die müdende Laufbahn,

Auch bei den Seinigen nicht. Es jammerte seiner die Götter;

Nur Poseidon zürnte dem göttergleichen Odysseus

Unablässig, bevor er sein Vaterland wieder erreichte.

Dieser war jetzo fern zu den Aithiopen gegangen:

Aithiopen, die zwiefach geteilt sind, die äußersten Menschen,

Gegen den Untergang der Sonnen und gegen den Aufgang:

Welche die Hekatombe der Stier' und Widder ihm brachten.

Allda saß er, des Mahls sich freuend. Die übrigen Götter

Waren alle in Zeus' des Olympiers Hause versammelt.

Unter ihnen begann der Vater der Menschen und Götter;

Denn er gedachte bei sich des tadellosen Aigisthos,

Den Agamemnons Sohn, der berühmte Orestes, getötet;

Dessen gedacht er jetzo und sprach zu der Götter Versammlung:

Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter!

Nur von uns, wie sie schrein, kommt alles Übel; und dennoch

Schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend.

So nahm jetzo Aigisthos, dem Schicksal entgegen, die Gattin

Agamemnons zum Weib und erschlug den kehrenden Sieger,

Kundig des schweren Gerichts! Wir hatten ihn lange gewarnet,

Da wir ihm Hermes sandten, den wachsamen Argosbesieger,

Weder jenen zu töten noch um die Gattin zu werben.

Denn von Orestes wird einst das Blut Agamemnons gerochen,

Wann er, ein Jüngling nun, des Vaters Erbe verlanget.

So weissagte Hermeias; doch folgte dem heilsamen Rate

Nicht Aigisthos, und jetzt hat er alles auf einmal gebüßet.

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,

Seiner verschuldeten Strafe ist jener Verräter gefallen.

Möchte doch jeder so fallen, wer solche Taten beginnet!

Aber mich kränkt in der Seele des weisen Helden Odysseus

Elend, welcher so lang, entfernt von den Seinen, sich abhärmt

Auf der umflossenen Insel, der Mitte des wogenden Meeres.

Eine Göttin bewohnt das waldumschattete Eiland,

Atlas' Tochter, des Allerforschenden, welcher des Meeres

Dunkle Tiefen kennt und selbst die ragenden Säulen

Aufhebt, welche die Erde vom hohen Himmel sondern.

Dessen Tochter hält den ängstlich harrenden Dulder,

Immer schmeichelt sie ihm mit sanft liebkosenden Worten,

Dass er des Vaterlandes vergesse. Aber Odysseus

Sehnt sich, auch nur den Rauch von Ithakas heimischen Hügeln

Steigen zu sehn und dann zu sterben! Ist denn bei dir auch

Kein Erbarmen für ihn, Olympier? Brachte Odysseus

Nicht bei den Schiffen der Griechen in Trojas weitem Gefilde

Sühnender Opfer genug? Warum denn zürnest du so, Zeus?

Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:

Welche Rede, mein Kind, ist deinen Lippen entflohen?

O wie könnte doch ich des edlen Odysseus vergessen?

Sein, des weisesten Mannes, und der die reichlichsten Opfer

Uns Unsterblichen brachte, des weiten Himmels Bewohnern?

Poseidaon verfolgt ihn, der Erdumgürter, mit heißer

Unaufhörlicher Rache; weil er den Kyklopen geblendet,

Polyphemos, den Riesen, der unter allen Kyklopen,

Stark wie ein Gott, sich erhebt. Ihn gebar die Nymphe Thoosa,

Phorkyns Tochter, des Herrschers im wüsten Reiche der Wasser,

Welche Poseidon einst in dämmernder Grotte bezwungen.

Darum trachtet den Helden der Erderschüttrer Poseidon

Nicht zu töten, allein von der Heimat irre zu treiben.

Aber wir wollen uns alle zum Rat vereinen, die Heimkehr

Dieses Verfolgten zu fördern; und Poseidaon entsage

Seinem Zorn: denn nichts vermag er doch wider uns alle,

Uns unsterblichen Göttern allein entgegenzukämpfen!

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,

Ist denn dieses im Rate der seligen Götter beschlossen,

Dass in sein Vaterland heimkehre der weise Odysseus;

Auf! so laßt uns Hermeias, den rüstigen Argosbesieger,

Senden hinab zu der Insel Ogygia: dass er der Nymphe

Mit schönwallenden Locken verkünde den heiligen Ratschluß

Von der Wiederkehr des leidengeübten Odysseus.

Aber ich will gen Ithaka gehn, den Sohn des Verfolgten

Mehr zu entflammen und Mut in des Jünglings Seele zu gießen,

Dass er zu Rat berufe die hauptumlockten Achaier

Und den Freiern verbiete, die stets mit üppiger Frechheit

Seine Schafe schlachten und sein schwerwandelndes Hornvieh;

Will ihn dann senden gen Sparta und zu der sandigen Pylos:

Dass er nach Kundschaft forsche von seines Vaters Zurückkunft

Und ein edler Ruf ihn unter den Sterblichen preise.

Also sprach sie und band sich unter die Füße die schönen

Goldnen ambrosischen Sohlen, womit sie über die Wasser

Und das unendliche Land im Hauche des Windes einherschwebt;

Faßte die mächtige Lanze mit scharfer eherner Spitze,

Schwer und groß und stark, womit sie die Scharen der Helden

Stürzt, wenn im Zorn sich erhebt die Tochter des schrecklichen Vaters.

Eilend fuhr sie hinab von den Gipfeln des hohen Olympos,

Stand nun in Ithakas Stadt, am Tore des Helden Odysseus,

Vor der Schwelle des Hofs, und hielt die eherne Lanze,

Gleich dem Freunde des Hauses, dem Fürsten der Taphier Mentes.

Aber die mutigen Freier erblickte sie an des Palastes

Pforte, wo sie ihr Herz mit Steineschieben ergötzten,

Hin auf Häuten der Rinder gestreckt, die sie selber geschlachtet.

Herold' eilten umher und fleißige Diener im Hause:

Jene mischten für sie den Wein in den Kelchen mit Wasser;

Diese säuberten wieder mit lockern Schwämmen die Tische,

Stellten in Reihen sie hin und teilten die Menge des Fleisches.

Pallas erblickte zuerst Telemachos, ähnlich den Göttern.

Unter den Freiern saß er mit traurigem Herzen; denn immer

Schwebte vor seinem Geiste das Bild des trefflichen Vaters:

Ob er nicht endlich käme, die Freier im Hause zerstreute

Und, mit Ehre gekrönt, sein Eigentum wieder beherrschte.

Dem nachdenkend, saß er bei jenen, erblickte die Göttin

Und ging schnell nach der Pforte des Hofs, unwillig im Herzen,

Dass ein Fremder so lang an der Türe harrte; empfing sie,

Drückt' ihr die rechte Hand und nahm die eherne Lanze,

Redete freundlich sie an und sprach die geflügelten Worte:

Freue dich, fremder Mann! Sei uns willkommen; und hast du

Dich mit Speise gestärkt, dann sage, was du begehrest.

Also sprach er und ging; ihm folgete Pallas Athene.

Als sie jetzt in den Saal des hohen Palastes gekommen,

Trug er die Lanz' in das schöngetäfelte Speerbehältnis,

An die hohe Säule sie lehnend, an welcher noch viele

Andere Lanzen stunden des leidengeübten Odysseus.

Pallas führt' er zum Thron und breitet' ein Polster ihr unter,

Schön und künstlichgewirkt; ein Schemel stützte die Füße.

Neben ihr setzt' er sich selbst auf einen prächtigen Sessel,

Von den Freiern entfernt: dass nicht dem Gaste die Mahlzeit

Durch das wüste Getümmel der Trotzigen würde verleidet

Und er um Kundschaft ihn von seinem Vater befragte.

Eine Dienerin trug in der schönen goldenen Kanne

Über dem silbernen Becken das Wasser, beströmte zum Waschen

Ihnen die Händ' und stellte vor sie die geglättete Tafel.

Und die ehrbare Schaffnerin kam und tischte das Brot auf

Und der Gerichte viel aus ihrem gesammelten Vorrat.

Hierauf kam der Zerleger und bracht in erhobenen Schüsseln

Allerlei Fleisch und setzte vor sie die goldenen Becher.

Und ein geschäftiger Herold versorgte sie reichlich mit Weine.

Jetzo kamen auch die mutigen Freier und saßen

All in langen Reihen auf prächtigen Thronen und Sesseln.

Herolde gossen ihnen das Wasser über die Hände.

Aber die Mägde setzten gehäufte Körbe mit Brot auf.

Jünglinge füllten die Kelche bis oben mit dem Getränke,

Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle.

Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,

Dachten die üppigen Freier auf neue Reize der Seelen,

Auf Gesang und Tanz, des Mahles liebliche Zierden.

Und ein Herold reichte die schöngebildete Harfe

Phemios hin, der an Kunst des Gesangs vor allen berühmt war,

Phemios, der bei den Freiern gezwungen wurde zu singen.

Prüfend durchrauscht' er die Saiten und hub den schönen Gesang an.

Aber Telemachos neigte das Haupt zu Pallas Athene

Und sprach leise zu ihr, damit es die andern nicht hörten:

Lieber Gastfreund, wirst du mir auch die Rede verargen?

Diese können sich wohl bei Saitenspiel und Gesange

Freun, da sie ungestraft des Mannes Habe verschwelgen,

Dessen weißes Gebein vielleicht schon an fernem Gestade

Modert im Regen, vielleicht von den Meereswogen gewälzt wird.

Sähen sie jenen einmal zurück in Ithaka kommen,

Alle wünschten gewiß sich lieber noch schnellere Füße

Als noch größere Last an Gold und prächtigen Kleidern.

Aber es war sein Verhängnis, so hinzusterben; und keine

Hoffnung erfreuet uns mehr, wenn auch zuweilen ein Fremdling

Sagt, er komme zurück. Der Tag ist auf immer verloren!

Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

Wer, wes Volkes bist du? und wo ist deine Geburtsstadt?

Und in welcherlei Schiff kamst du? wie brachten die Schiffer

Dich nach Ithaka her? was rühmen sich jene für Leute?

Denn unmöglich bist du doch hier zu Fuße gekommen!

Dann erzähle mir auch aufrichtig, damit ich es wisse:

Bist du in Ithaka noch ein Neuling oder ein Gastfreund

Meines Vaters? Denn unser Haus besuchten von jeher

Viele Männer, und er mocht auch mit Leuten wohl umgehn.

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Dieses will ich dir alles, und nach der Wahrheit, erzählen.

Mentes, Anchialos' Sohn, des kriegserfahrenen Helden,

Rühm ich mich und beherrsche die ruderliebende Taphos.

Jetzo schifft ich hier an; denn ich steure mit meinen Genossen

Über das dunkle Meer zu unverständlichen Völkern,

Mir in Temesa Kupfer für blinkendes Eisen zu tauschen.

Und mein Schiff liegt außer der Stadt am freien Gestade,

In der reithrischen Bucht, an des waldichten Neion Fuße.

Lange preisen wir, schon von den Zeiten unserer Väter,

Uns Gastfreunde. Du darfst nur zum alten Helden Laertes

Gehn und fragen, der jetzt, wie man sagt, nicht mehr in die Stadt kommt,

Sondern in Einsamkeit auf dem Lande sein Leben vertrauert,

Bloß von der Alten bedient, die ihm sein Essen und Trinken

Vorsetzt, wann er einmal vom fruchtbaren Rebengefilde,

Wo er den Tag hinschleicht, mit müden Gliedern zurückwankt.

Aber ich kam, weil es hieß, dein Vater wäre nun endlich

Heimgekehrt, doch ihm wehren vielleicht die Götter die Heimkehr.

Denn noch starb er nicht auf Erden, der edle Odysseus,

Sondern er lebt noch wo in einem umflossenen Eiland

Auf dem Meere der Welt; ihn halten grausame Männer,

Wilde Barbaren, die dort mit Gewalt zu bleiben ihn zwingen.

Aber ich will dir anitzt weissagen, wie es die Götter

Mir in die Seele gelegt und wie's wahrscheinlich geschehn wird;

Denn kein Seher bin ich noch Flüge zu deuten erleuchtet.

Nicht mehr lange bleibt er von seiner heimischen Insel

Ferne, nicht lange mehr, und hielten ihn eiserne Bande;

Sinnen wird er auf Flucht, und reich ist sein Geist an Erfindung.

Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

Bist du mit dieser Gestalt ein leiblicher Sohn von Odysseus?

Wundergleich bist du ihm, an Haupt und Glanze der Augen!

Denn oft haben wir so uns zueinander gesellet,

Eh er gen Troja fuhr mit den übrigen Helden Achaias.

Seitdem hab ich Odysseus und jener mich nicht gesehen.

Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

Dieses will ich dir, Freund, und nach der Wahrheit erzählen.

Meine Mutter, die sagt es, er sei mein Vater; ich selber

Weiß es nicht; denn von selbst weiß niemand, wer ihn gezeuget.

Wär ich doch lieber der Sohn von einem glücklichen Manne,

Den bei seiner Habe das ruhige Alter beschliche!

Aber der unglückseligste aller sterblichen Menschen

Ist, wie man sagt, mein Vater; weil du mich darum befragest.

Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

Nun, so werden die Götter doch nicht den Namen des Hauses

Tilgen, da solchen Sohn ihm Penelopeia geboren.

Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

Was für ein Schmaus ist hier und Gesellschaft? Gibst du ein Gastmahl

Oder ein Hochzeitfest? Denn keinem Gelag ist es ähnlich!

Dafür scheinen die Gäste mit zu unbändiger Frechheit

Mir in dem Saale zu schwärmen. Ereifern müßte die Seele

Jedes vernünftigen Manns, der solche Greuel mit ansäh!

Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

Fremdling, weil du mich fragst und so genau dich erkundest;

Ehmals konnte dies Haus vielleicht begütert und glänzend

Heißen, da jener noch im Vaterlande verweilte:

Aber nun haben es anders die grausamen Götter entschieden,

Welche den herrlichen Mann vor allen Menschen verdunkelt!

Ach! ich trauerte selbst um den Tod des Vaters nicht so sehr,

Wär er mit seinen Genossen im Lande der Troer gefallen

Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet.

Denn ein Denkmal hätt ihm das Volk der Achaier errichtet,

Und so wäre zugleich sein Sohn bei den Enkeln verherrlicht.

Aber er ward unrühmlich ein Raub der wilden Harpyien;

Weder gesehn noch gehört, verschwand er und ließ mir zum Erbteil

Jammer und Weh! Doch jetzo bewein ich nicht jenen allein mehr;

Ach! es bereiteten mir die Götter noch andere Leiden.