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Der Horror-Friedhof

Wie in einem Dschungel überwucherten dichte Pflanzen den alten Londoner Friedhof Highgate Cemetery. An einigen Stellen ragten die Grabsteine schief und wackelig aus dem zugewachsenen Boden. Efeu schlängelte sich über die Grabplatten, und Zweige hielten Engel und andere Steinfiguren fest umklammert.

»Slimy bones! Sind wir in einem Gruselfilm gelandet?« Der olchige Detektiv-Gehilfe Dumpy eilte hinter seinem Chef Mister Paddock und der Praktikantin Fritzi her. Er wollte sie auf keinen Fall aus den Glupschaugen verlieren.

Es wurde bereits Abend, und die Dunkelheit breitete sich auf dem Gelände aus. Mitten im Friedhofswald stand auf einer Lichtung ein Klavier. Die Tasten schimmerten weiß im Licht des aufgehenden Mondes. Das Instrument sah aus, als könnte man sofort einen miefigen Flohwalzer darauf spielen. Doch es war ebenfalls ein Grabmal aus kaltem Marmor.

Fritzi zog ihren Mantel enger. »Was machen wir hier eigentlich?«

»Wir suchen uns ein lausiges Plätzchen und warten«, antwortete Paddock.

»Darauf, dass wir genauso versteinert werden wie der Hund da?«, fragte Dumpy. Der Hund aus grauem Granit lag auf einem Grab und wirkte so lebendig, als ob er gerade erst eingeschlafen wäre.

»Don’t worry. Uns passiert schon nichts. Wir gehen da rüber zu der Gruft, dort ist es gut.« Paddock führte seine Mitarbeiter in den Eingangsbereich der Grabstätte, der von riesigen Engelsfiguren mit Schwertern bewacht wurde. Vor dem Gitter, das den eigentlichen Grabraum verschloss, war genug Platz für die Olchi-Detektive.

»Ich kenne schönere Orte für ein Picknick«, bemerkte Fritzi. Ihr Chef hatte ihr aufgetragen, Verpflegung mitzunehmen. Sie hatte schmuddeligen Plastikmüll für Dumpy und Paddock eingepackt und für sich selbst ein Käsebrot geschmiert. Zu trinken gab es eine Thermoskanne mit Früchtetee und eine mit Fischgrätentee.

»Wir sind ja auch nicht zum Spaß hier! Wir haben einen neuen Fall!«, rief Paddock.

»Was für einen Fall?«, fragte Dumpy überrascht.

»Die alte Miss Pappel behauptet, dass sie hier auf dem Friedhof Zombies gesehen hat«, erzählte Paddock.

»Waaaas?« Fritzi riss entsetzt die Augen auf.

»Yes, Miss Pappel wollte die Vögel füttern, da sind angeblich zwei Männer aus einem Grab gestiegen«, fuhr der Olchi-Detektiv fort. »Die Kerle sahen wohl ziemlich gammelig aus …«

»Aber das tun wir doch auch!«, rief Dumpy.

»Hm. Vielleicht ist das der Grund, warum Polizeichef Mister Arthur uns beauftragt hat, der Sache nachzugehen. Falls sich herausstellt, dass es diese grauenvollen Wesen wirklich gibt, haben wir allerdings ein Problem … Zombies können nämlich verpfützt gefährlich werden, besonders für Menschen! Darum müssen wir unbedingt dafür sorgen, dass sie wieder verschwinden!«

Fritzi lehnte sich zitternd an die Steinwand der Gruft und ließ ihren Rucksack auf den Boden sinken. Dieser Auftrag gefiel ihr gar nicht!

»Was genau sind eigentlich Zombies?«, fragte Dumpy.

»Tote, die wieder lebendig werden«, erklärte Paddock.

»Rotten coffin! Und auf die warten wir hier? Freiwillig?« Dumpy furzte panisch.

KNAAACKS!

»Uuuaaaaa!« Der Detektiv-Gehilfe sprang in Fritzis Arme. »Die ZOMBIIIIIIIES kommen!«

»Unsinn!«, rief Paddock. »Das war doch ich! Ich hab mich auf unser Müll-Abendessen gesetzt. Jetzt aber still, sonst vertreiben wir sie noch.«

»Ehrlich gesagt, wär’ mir das lieber«, murmelte Fritzi und überlegte, ob sie nicht die beiden Thermoskannen umstoßen sollte, damit es ordentlich schepperte.

Zunächst vergingen die Stunden, ohne dass viel passierte. Nur zweimal schreckten die Olchi-Detektive hoch, weil sie etwas gehört hatten.

Mit seinen guten Augen erkannte Dumpy trotz der Dunkelheit schnell, woher die Geräusche kamen: Einmal strich ein Fuchs über die Gräber. Das andere Mal war es eine Eule, die nach Mäusen jagte.

Der Detektiv-Gehilfe gähnte. Er war todmüde, wollte aber auf gar keinen Fall einschlafen.

Fritzi fror. Sie hatte bereits den gesamten Früchtetee ausgetrunken und musste mal Pipi machen. Aber sie traute sich nicht aus dem Eingang der Gruft heraus.