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Über dieses Buch:

Welchen Preis muss man zahlen für Liebe, Loyalität und das eigene Glück? Frankreich im Jahre 1640. Die schöne und gebildete Herzogin Marie hat gelernt, ihre Gefühle hinter einer Maske aus Disziplin und kühler Gelassenheit zu verbergen. Dann aber lernt sie den mysteriösen Paul D’Irsdmasens kennen. Zum ersten Mal in ihrem Leben möchte sie sich fallen lassen, einem Mann ohne Wenn und Aber vertrauen. Doch sind Pauls Gefühle echt oder sucht er nur Maries Nähe, um an ihren Onkel heranzukommen? Armand de Richelieu, Kardinal und Erster Minister Ludwigs XIII., ist ein Mann, den viele hassen – und der nur eine einzige Schwäche hat: Marie.

»Mit 19 der erste Roman und heute Millionenauflagen. Sie schreibt solide historische Romane. So solide, dass sogar ein Kritiker der Neuen Zürcher Zeitung sich begeisterte: Ein flott geschriebenes, achtbares Stück seiner Gattung. Die Leser nehmen’s einfach: Sie kaufen und genießen.« Die ZEIT

Über die Autorin:

Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, studierte und promovierte in Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft. Sie erhielt acht Kultur- und Literaturpreise, Stipendien in Rom, Los Angeles und an der Drehbuchwerkstatt der HFF München, wurde Gastdozentin an Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland sowie Präsidentin der Internationalen Feuchtwanger Gesellschaft. 1992 gründete sie die Kinderhilfsorganisation Brot und Bücher e. V, um sich so aktiv für eine humanere Welt einzusetzen (mehr Informationen finden Sie auf der Website www.brotundbuecher.de). Tanja Kinkels Romane, die allein in Deutschland eine Gesamtauflage von über sieben Millionen erzielten, wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und spannen den Bogen von der Gründung Roms bis zum Amerika des 21. Jahrhunderts.

Bei dotbooks veröffentlichte Tanja Kinkel ihre großen Romane »Die Puppenspieler«, »Die Löwin von Aquitanien«, »Wahnsinn, der das Herz zerfrisst«, »Mondlaub«, »Die Söhne der Wölfin« und »Unter dem Zwillingsstern«, die Novelle »Ein freier Mann« sowie ihre Erzählungen »Der Meister aus Caravaggio«, »Reise für Zwei« und »Feueratem«, die auch in gesammelter Form vorliegen in »Gestern, heute, morgen«.

Die Autorin im Internet: www.tanja-kinkel.de

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Erweiterte eBook-Neuausgabe Februar 2015

Copyright © der Originalausgabe 1996 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der um ein Nachwort und Interview erweiterten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Der Roman wurde nach den alten Rechtschreibregeln korrekturgelesen, Nachwort und Interview nach den neuen Rechtschreibregeln

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Motivs von thinkstock.

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-764-9

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Tanja Kinkel

Die Schatten von La Rochelle

Roman

dotbooks.

Für A. D., L. E und C. S. L.,

in respektvoller Bewunderung

Dramatis Personae

in Vergangenheit und Gegenwart

Familie de Richelieu

Armand – Kardinal und Erster Minister Frankreichs

Marie – seine Nichte

Suzanne – seine Mutter

Henri – sein ältester Bruder

Alphonse – sein zweitältester Bruder

Françoise – seine ältere Schwester, Maries Mutter

Nicole – seine jüngere Schwester

Margot – Maries Cousine

Familie d'Irsdmasens

Paul – ein Überlebender von La Rochelle

Raoul – sein jüngerer Bruder

Philippe der Jüngere – sein älterer Bruder

Philippe der Ältere – Oberhaupt der Familie

Anne – seine Gemahlin

Die königliche Familie

Louis XIII. – König von Frankreich

Anne d'Autriche, ehemals Doña Aña – seine Gemahlin

Maria de‘Medici – die Königinmutter; nicht mit Caterina zu verwechseln

Gaston d'Orléans – der Bruder des Königs

Die Verschwörer

Henri d'Effiat de Cinq Mars – Favorit des Königs

Auguste de Thou – sein idealistischer Freund

Fontrailles – der Mann mit den spanischen Verbindungen

Soissons – der ungeduldige Herzog

Bouillon – der nervöse Verschwörer

Freunde und Feinde

Charlotte Dieudonnée – Maries Zofe

Giulio Mazzarini, später Kardinal Jules Mazarin – Richelieus bevorzugter Protegé

Gédéon Tallemant – Raouls Freund; Schriftsteller

Antoine du Roure Sieur de Combalet – Maries Gatte für ein Jahr

Jacqueline Fenier – Pauls Gattin für den gleichen Zeitraum

Jean Guiton, erster Ratsherr, dann Bürgermeister von La Rochelle

Simon Stephen – Pauls englischer Freund

Matthieu Hurone – Charlottes Verehrer

Marie Louise de Nevers, Herzogin von Gonzaga – verlobt mit Cinq Mars

Grafherzog Olivares – Erster Minister von Spanien

Prolog

Herbst 1640

Es war noch dunkel, als sie sich erhob. Sie machte sich nicht die Mühe, nach der Kerze zu tasten, bevor sie aufstand, den Raum durchquerte und zu dem Tisch ging, wo die Waschschüssel stand. Da sie in der Nacht nicht sehr viel geschlafen und die letzten Stunden damit verbracht hatte, auf das Anbrechen des Tages zu warten, waren ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt.

Ihre Haut zog sich unwillkürlich zusammen, als sie die dünn gefrorene Oberfläche des Wassers durchstieß. Es war noch November, doch der Winter hatte bereits Einzug gehalten. Unwillkürlich erinnerte sie sich an ein Jahr, in dem der Frost ähnlich früh gekommen war, an einen anderen November, der zwanzig Jahre zurück lag: den November, in dem sie geheiratet hatte. Sie holte kurz Luft und tauchte ihr Gesicht vollständig in das Wasser. Sie hatte nicht die Absicht, sich jetzt an ihre kurze, verhaßte Ehe zu erinnern, da die Gegenwart ohnehin genug Probleme bereithielt. Außerdem schienen jenes sechzehnjährige Mädchen, deren Furcht und deren Zorn einem anderen Leben anzugehören.

Es war besser, an alltägliche Ärgernisse wie den Umstand zu denken, daß sie noch keinen Ersatz für ihre entlassene Zofe gefunden hatte. Allerdings war ihr das gelegentlich sogar angenehm. Es dauerte gewiß länger, sich allein anzukleiden, aber auf diese Art konnte sie sich auf die Ereignisse des kommenden Tages konzentrieren und nochmals in Gedanken die Dinge durchgehen, die es zu erledigen galt.

Vom gestrigen Tag war noch eine Menge Korrespondenz übriggeblieben, zumeist Briefe von Verwandten, die sich mit der baldigen Hochzeit ihrer Cousine beschäftigten und deren Beantwortung sich noch eine Weile hinausschieben ließ. Die monatliche Abrechnung der Sieurs Tallemant und Rambouillet über die finanziellen Einlagen ihres Onkels, die sie heute erwartete, war dringlicher; außerdem mußte sie die Dokumente der Gesellschaft, die sie in Neufrankreich gründen wollte, noch einmal durchgehen.

Sie zögerte kurz, als sie ihr Leibchen verschnürte. Es war seltsam, wie empfindlich ihr Körper in der letzten Zeit zu sein schien; ihr kam es vor, als nehme sie alles intensiver wahr, den Druck des Stoffes auf ihrer Haut, das streichelnde Gefühl der Seide, als sie in ihr Hemd schlüpfte. Es war nicht unangenehm, aber es verwirrte sie.

Entschlossen richtete sie ihre Gedanken wieder auf die Liste der zu erledigenden Dinge, die sie sich erstellt hatte. Es war nötig, den Louvre zu besuchen, da die Königin heute ihre zweimonatige Klausur, in die sie sich traditionellerweise nach der Geburt des neuen Prinzen hatte begeben müssen, beendete und ihren ersten großen Empfang gab. Nicht zu erscheinen hätte den Feinden ihres Onkels nur eine weitere Angriffsfläche geboten. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihre Zeit als Hofdame der Königinmutter, als sie ständig das Gefühl gehabt hatte, jede ihrer Handlungen würde auf einen unentschuldbaren faux pas hin belauert.

Sie seufzte; das würde die Zeit für den Besuch im Hôtel-Dieu knapp werden lassen, aber sie hatte es dem Gründer des Hospitals, Monsieur Vincent de Paul, versprochen. Inzwischen war sie auch mit der Verschnürung ihres Kleides fertig und entzündete den Docht der Lampe an ihrem Frisiertisch, um sich das Haar richten zu können. Sie war nicht eitel, aber der mangelnde Schlaf der letzten Nacht schien sich doch bemerkbar zu machen, denn sie schaute länger in den Spiegel, als es notwendig gewesen wäre. Es gab Augenblicke, in denen sie nicht glauben konnte, daß das ruhige Oval mit den dunklen Augen ihrer Familie ihr selbst gehörte, weil es so wenig von dem, was sie beschäftigte, reflektierte.

Heute war das nicht der Fall. Der Blick in den Spiegel zeigte ihr zu ihrem Ärger den verstörten, angespannten Ausdruck des jungen Mädchens, das sich heute schon zum zweiten Mal aus dem Gefängnis der Vergangenheit rührte, wo sie es eigentlich eingesperrt hatte. Sie runzelte die Stirn; vielleicht sollte sie diese Anwandlungen nicht einfach ignorieren, sondern darüber nachdenken, was sie bedeuteten. In der letzten Zeit war es hin und wieder vorgekommen, daß sie ohne jeden Grund plötzlich zusammenzuckte und dachte: Gefahr!

Für was, für wen? Es war ein unlogischer Gedanke, genauso unlogisch wie das kurze, gelegentliche Aufblitzen der Erinnerung an etwas, das sie hinter sich gelassen zu haben glaubte. Es sei denn, beides hing zusammen. Aber diese Art von Schlußfolgerungen führten nur allzuleicht zu ... Nein, darüber würde sie nicht nachdenken. Sie atmete die kühle Luft des Zimmers ein, voll von dem kalten Rauch des erloschenen Kaminfeuers von gestern abend, und sagte laut: »Es wird nicht geschehen.«

Dann kniete sie nieder, versuchte ihren Geist von allen Befürchtungen frei zu machen und betete, wie sie es jeden Morgen tat. Sie betete für die Armen von Monsieur Vincent, für die Patres und Nonnen in Neufrankreich, für ihren Bruder, der sich wie gewohnt von einer törichten Unternehmung in die nächste stürzte, für Margot, an die sie absichtlich die ganze Zeit über nicht gedacht hatte, für ihre Verstorbenen, für die gesamte Familie und schließlich, wie immer zum Schluß, damit nichts anderes mehr sie von diesem letzten Gebet ablenken konnte, für ihren Onkel, den Kardinal de Richelieu.

***

Es war unerwartet leicht gewesen, Paris nach so langer Zeit wiederzusehen. Aber schließlich war Paris nicht die Stadt, die Gespenster für ihn bereithielt, nicht mehr als das gesamte restliche Frankreich – mit einer Ausnahme, und er hatte nicht die Absicht, nach La Rochelle zu gehen. Er stand auf dem Pont-Marie und starrte zu der Kathedrale Notre-Dame, dann zu den zahlreichen Neubauten im Universitätsviertel. »Die Stadt des Lichts«, sagte er spöttisch und ließ sich die Worte in der französischen Sprache, die er lange nicht mehr benutzt hatte, auf der Zunge zergehen. »La cité de la lumière.«

Im Augenblick traf das sicher zu, und er war nicht unempfänglich für den Anblick, den der Sonnenaufgang ihm bot. Er war auf alle Fälle angenehmer als die Verwüstung, die der jahrzehntelange Krieg im deutschen Reich, wo er den größten Teil der letzten Dekade verbracht hatte, angerichtet hatte. Er dachte an die verödeten Dörfer, an die Leichen, die inzwischen häufig nicht einmal mehr verscharrt wurden und dort auf den Feldern liegen blieben. Ein Bild kam ihm in den Sinn, das den Krieg dort für ihn symbolisierte, ein vergessener, halb verwester Säugling in einem Graben, aber es war frei von Empörung, Mitleid oder jeder anderen Emotion. Er hatte längst gelernt, sich vom Ballast der Gefühle freizumachen. Es gab Dinge, die sie wieder wachrufen konnten; aber er hatte auch gelernt, die meisten seiner Erinnerungen von den Farben, welche ihnen die Empfindungen, die er zu dieser Zeit gehabt hatte, verliehen, zu entkleiden, ohne sie deswegen zu verdrängen oder zu unterdrücken. Der unkontrollierbare Rest diente gelegentlich auch dazu, ihm bei der Tätigkeit zu helfen, die er sich gewählt hatte.

Er beabsichtigte, diese Tätigkeit bald zu beenden, denn selbst er hatte dem Überdruß und dem Abscheu nicht Einhalt gebieten können, die sich mit den Jahren bei ihm einstellten. Aber noch eines gab es, was er tun mußte, sein Meisterstück, und wenn er es geleistet hatte, dann konnte er sich wie ein guter Handwerker zurückziehen. Seine Aufgabe, die er sich vor zwölf Jahren gestellt hatte und die er nicht eher hatte erfüllen können als eben jetzt. Es war die Zeit, es war der Ort; er war der Mann.

In der Tat, er war ein Meister geworden, begabt mit der Geduld eines Meisters. Er war sich durchaus im klaren darüber, daß bis zur Vollendung seiner Aufgabe mindestens ein Jahr vergehen konnte, vielleicht auch zwei. Er hatte nicht die Absicht, dieses Spiel durch einen überhasteten Zug zu verlieren.

Jede einzelne Schlinge mußte makellos gelegt sein. Olivares fiel ihm ein, das breite Gesicht purpurrot, die Adern angeschwollen, mit Haß in der Stimme: »Gott möge mein Zeuge sein, ich würde mich solcher Mittel nicht bedienen, wenn er es nicht hundertmal getan hätte. Aber man braucht einen Wolf, um einen Wolf zu erledigen.«

Gewiß. Doch ihm war die Zielperson, als er sie damals zum ersten Mal gesehen hatte, eher wie ein Raubvogel erschienen. Er schloß kurz die Augen und rief sich das eine Bild zurück, bei dem er nie eine Veränderung versuchte: der rote Mantel, der im Wind flatterte, im Seewind, der den Salzgeruch des Meeres in sich trug. Die tiefliegenden dunklen Augen, die langen, dünnen Finger, die sich wie Krallen um die Papierrolle schlugen, und die unerbittliche Stimme, die den Pastor bei seiner Rede schneidend unterbrach.

Untertanen, die gegen ihren Herrscher rebellieren, haben keine Bedingungen zu stellen.

Ja, er erinnerte sich; er erinnerte sich nur zu gut. Er öffnete die Augen wieder und sprach den Namen aus, der ihn zwölf Jahre lang verfolgt hatte: »Richelieu. Richelieu

I
DIE ZIELE

Wir sehen die Bestimmung »glücklich« für die Definition des Staates nicht als wesentlich an.

Jean Bodin: Über den Staat

Kapitel 1

Charlotte Dieudonnée hatte lange in der Rue Saint Honoré gewartet, ehe sie das Palais Cardinal betrat. Sie war viel zu früh gekommen, aber sie hatte nicht gewagt, vor dem Zeitpunkt vorzusprechen, der ihr genannt worden war.

Es überraschte sie ohnehin, daß die Herzogin von Aiguillon sie persönlich zu sehen wünschte. Gewöhnlich überließen vornehme Damen die Einstellung ihres Personals dem Haushofmeister; die Herzogin von Elbeuf hatte es gewiß so gehalten. Unwillkürlich straffte sie die Schultern; die Stäupung lag nun lange genug zurück, aber sie spürte immer noch die Schläge auf ihren Schultern, als sei es gestern gewesen.

Während sie Le Val, dem Lakai, dem sie es verdankte, daß man sie heute hier empfing, durch die Gänge des Palais Cardinal folgte, nagte der Hunger an ihr. Sie wußte nicht, wann sie zum letzten Mal gegessen hatte; was ihr an Geld verblieben war, hatte dazu gedient, ihr Kleid zu waschen und aufzubessern, damit sie auf die Herzogin einen guten Eindruck machte. Um das hohle Gefühl im Magen zu vergessen, hob sie den Blick von Le Vals eilig klackenden Schuhen, die vor ihr herschritten, und schaute sich um.

Sie hatte noch nie so viele Bilder hintereinander gesehen; auch kleine weiße Statuen gab es, aber im Vorbeigehen konnte sie keine erkennen, die wie ein Heiliger oder ein Engel aussah. Das bestätigte, was Annette d'Elbeuf ihr von der Gottlosigkeit des Mannes erzählt hatte, dem das Palais gehörte und den Madame d'Elbeuf nur als »diesen furchtbaren Priester« bezeichnete. Aber so vieles, was Annette und Madame behauptet hatten, waren Lügen gewesen, daß es sie nicht wundern würde, wenn sich seine Eminenz, der Kardinal Richelieu, als frommer Einsiedler erwies. Außerdem war sie inzwischen fast bereit, im Haus des Antichristen selbst zu dienen.

Le Val blieb vor einer Tür stehen und drehte sich um. »Du bist dünner geworden«, sagte er. »Und noch kleiner.« Charlotte schoß das Blut in die Wangen. Sie wußte genau, worauf er jetzt anspielte, und sah sich, wie er sie gesehen hatte: mit entblößtem Oberkörper und kurzgeschorenen Haaren, während sie ihre Strafe empfing. Irgendwie fand sie den Mut, ihm zu antworten. »Wenn dir dein Angebot leid tut, dann laß es doch.«

»Nein, nein, ich bleibe dabei«, gab er spöttisch zurück. »Schließlich seid ihr Mulattinnen selten, und es täte mir leid, wenn ich dich in ein paar Monaten auf dem Pont-Neuf wiederfände, nachdem jeder dich schon gehabt hat.«

Früher, in der unbekümmerten Selbstsicherheit ihrer Stellung als Annettes Ziehschwester und Freundin, hätte sie ihn dafür ins Gesicht geschlagen, oder vielleicht hätte sie auch nur darüber gelacht und wäre fortgegangen, wie sie es einmal getan hatte, als er zum ersten Mal andeutete, was er von ihr wollte. Jetzt wußte sie, daß er recht hatte. Noch ein paar Monate, und sie würde sich verkaufen und Glück haben, wenn es Männer gab, die für eine freie Mulattin wegen ihres exotischen Reizes mehr zahlten als für jedes andere Straßenmädchen.

»Nun komm«, sagte Le Val, während er beobachtete, wie sie ihren Zorn hinunterschluckte, »Madame wartet.«

Er klopfte, öffnete die Tür und sagte mit einer Stimme, der völlig der Poiteviner Akzent fehlte, mit dem er sonst redete: »Madame, das Mädchen, von dem ich sprach, ist hier.«

Charlotte machte einen Schritt nach vorne, versank sofort in einen Knicks und starrte auf den Boden, bis eine kühle, gleichmäßige Stimme sie aufforderte: »Komm näher.«

Erst dann gestattete sie sich, während sie sich langsam erhob, einen ersten Blick auf die Nichte des Kardinals.

Marie de Vignerot, Herzogin von Aiguillon, stand hinter einem breiten, ausladenden Tisch mit geschwungenen Beinen, und als erstes fiel Charlotte auf, daß sie beide etwa die gleiche Größe haben mußten, denn sie konnte ihr direkt in die Augen sehen, während sie sich näherte. Dann bemerkte sie mit dem geübten Auge einer Zofe, die an Annettes prächtige Roben gewöhnt war, daß die Herzogin offensichtlich weniger Wert auf Prunk denn auf Haltbarkeit legte, denn an ihr Kleid waren keine Juwelen genäht, die ihm Glanz verliehen hätten, die Reinigung aber ungeheuer erschwerten. Gleichwohl, der schwarzglänzende Stoff war gutes Material, Satin wahrscheinlich. Für ihr Haar brauchte sie wirklich eine Zofe, stellte Charlotte fest. Es war glatt und dunkel wie ihre Augen, ganz gegen die Mode ohne auch nur die kleinste eingebrannte Locke, und statt in der Mitte gescheitelt, trug sie es nach hinten gekämmt, so daß es fast wie der Schleier einer Nonne wirkte. Der Haarreif allerdings bestand aus sehr wertvoll aussehenden Perlen, und Charlotte mußte eingestehen, daß diese altmodische Frisur, die das Gesicht völlig frei ließ, seine Schönheit betonte: die hohen Wangenknochen, die gerade, lange Nase und die kräftigen, geschwungenen Augenbrauen.

Sie hatte Zeit für all diese Beobachtungen, weil die Herzogin sie ebenfalls sehr ausführlich und schweigend mit ihren seltsamen schwarzen Augen musterte. Charlottes eigene schimmerten in einem warmen Braun, und sie hatte bisher noch nie jemanden mit wirklich schwarzen Augen gesehen. Es war beunruhigend, von ihnen derartig fixiert zu werden, weswegen sie ihre Betrachtungen über die Erscheinung der Herzogin fortsetzte. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, ob dieser lange starre Blick bedeutete, daß die Herzogin sie nicht mochte.

»Es ist gut«, sagte die Herzogin schließlich und nickte Le Val zu. »Du kannst gehen.«

Als Le Val die Tür vorsichtig hinter sich geschlossen hatte, schaute sie wieder zu Charlotte. »Le Val hat mir erzählt, daß du die Zofe von Annette d'Elbeuf warst.«

»Ja, Madame«, erwiderte Charlotte, die annahm, daß eine Bestätigung von ihr erwartet wurde. Die Herzogin wartete, doch Charlotte sprach nicht weiter. Das Mädchen zuckte allerdings zusammen, als ein gelbbraun getigertes Etwas auf den Tisch sprang. Seine Herrin setzte sich, nahm es auf den Schoß und begann, es zu streicheln, worüber Charlotte unwillkürlich fasziniert war. Sie hatte noch nie eine zahme Katze aus nächster Nähe gesehen; die Damen, die sie kannte, hielten, der Mode entsprechend, Schoßhunde.

»Ich habe Annette d'Elbeuf in den letzten Jahren gelegentlich zu Gesicht bekommen«, sagte Marie de Vignerot mit gleichbleibend kühler Stimme. »Ihre äußere Erscheinung ließ nichts zu wünschen übrig. Weswegen bist du also entlassen worden?«

Charlotte biß die Zähne zusammen. »Wegen Schamlosigkeit und Unzucht«, entgegnete sie tonlos. Wenn die Herzogin überrascht oder empört war, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Hast du noch etwas hinzuzufügen?« erkundigte sie sich sachlich.

Es würgte sie in der Kehle, aber Charlotte schüttelte den Kopf und brachte schließlich ein »Nein, Madame«, heraus. Sie hatte nicht die Absicht, sich zu verteidigen, obwohl sie es hätte tun können. Aber die Erinnerung an das, was ihre letzte Verteidigung ihr eingebracht hatte, brannte noch auf ihren Schultern. Schlimmer jedoch war Annettes aufgebrachte, schrille Stimme, die in ihrem Kopf widerhallte.

»Du Hure, du wagst es, zu behaupten, er hätte dich vergewaltigt? Du hast ihn in dein Bett gelockt, meinen Verlobten, du undankbare kleine Schlampe ...«

Bis zu diesem Moment hatte sie wirklich geglaubt, was Annette ihr während ihrer beider Kindheit immer wieder versichert hatte: Du bist nicht meine Dienerin, Charlotte, du bist meine Freundin. Wir sind fast wie Schwestern. Sie hatte wirklich angenommen, Annette würde ihre Partei ergreifen und sie vor dem jungen Enghien beschützen. Etwas in ihr hatte sich sogar dann noch daran geklammert, als sie gestäupt wurde, bis sie endgültig begriff, daß sie für die Familie d'Elbeuf, einschließlich Annette, nur eine Dienerin von vielen war, weniger als ein Nichts, ein Spielzeug höchstens, das man besser los wird, wenn es anfängt, lästig zu werden.

Schließlich hatte die Herzogin von Elbeuf sie einst als kleines, heimatloses Kind aus den Pariser Straßen nur deshalb aufgelesen, weil die kleine Annette sie gesehen hatte und als Spielgefährtin haben wollte. Das braune Mädchen, Mama, ich will das braune Mädchen haben!

»Charlotte Dieudonnée Ich nehme an, du bist Waise?« unterbrach Marie de Vignerot ihre Gedanken.

»Ja, Madame«, erwiderte Charlotte einsilbig und dachte erbittert, daß sie vermutlich von Glück sagen konnte, wenn man sie nicht als Sklavin, sondern als Bedienstete einstufte. Wahrscheinlich hatte sie das ihrem Namen zu verdanken; »Dieudonnée«, gottgegeben, nannte man bei der Taufe all die Kinder, die auf kirchlichen Schwellen ausgesetzt wurden, und Charlotte mußte getauft worden sein und in einem Spital ihre ersten Lebensjahre verbracht haben, auch wenn sie kaum noch etwas davon wußte. Sonst hätte sie sich nicht an diesen Namen erinnern können, als Annette sie damals danach fragte. Und Sklavenkinder taufte man nicht.

Das Schweigen zwischen ihr und der Herzogin von Aiguillon dehnte sich aus, bis es beinahe in der Luft zu spüren war. Charlotte gab die Hoffnung auf, hier eingestellt zu werden – oder bei irgendeiner anderen Dame. Sie hatte es in den letzten Monaten bei allen versucht, die sie durch Annette d'Elbeuf kannte, und bei einigen, von denen sie nur den Namen wußte, und hatte ähnliche Gespräche mit vielen Haushofmeistern geführt, bis sie schließlich verzweifelt genug war, um auf Le Vals Angebot einzugehen.

Was wißt Ihr schon davon, dachte sie, und erwiderte den Blick der Herzogin zum erstenmal mit gleicher Intensität, was wißt Ihr schon davon, wie es ist, auf einmal auf der Straße zu stehen und alles verloren zu haben, alles. So etwas geschieht Damen Eures Standes nicht. Wenn Annette von demselben Mann schwanger geworden wäre, hätte man sie höchstens etwas schneller verheiratet.

Sie bemerkte, daß sich ihre Hände über dem Bauch ineinander verkrampft hatten. Über ihrem flachen, harten Bauch. Sie hatte ihr gutes Kleid, das ihr Lucile heimlich gegeben hatte, verkaufen müssen, um die Engelmacherin zu bezahlen, und das goldene Kreuz um ihren Hals, um sich zu ernähren. Wenn je jemand erfuhr, daß sie bei einer Engelmacherin gewesen war, dann konnte sie gleich zurück ins Gefängnis gehen. Aber Charlotte wäre lieber gestorben, als Enghiens Kind zur Welt zu bringen.

»Gut«, sagte die Herzogin von Aiguillon knapp. »Ich werde dich einstellen, zunächst auf eine Probezeit von sechs Monaten. Wende dich anschließend an Monsieur Dupont, er ist der Haushofmeister und wird dir in Zukunft deinen Lohn auszahlen.« Sie nannte eine Summe, die der betäubten Charlotte erst später ins Bewußtsein drang. »Daß du dafür deine Pflicht tust, versteht sich von selbst, aber ich muß dich darüber hinaus mit der wichtigsten Regel vertraut machen, die für alle Angestellten hier gilt. Es wird nicht geredet. Damit meine ich nicht, daß ihr untereinander nicht über das Wetter oder eure alltäglichen Obliegenheiten sprechen könnt, sondern daß ihr zu niemandem außerhalb dieses Haushalts ein Wort über Monseigneur, mich oder irgendein anderes Mitglied unserer Familie verliert. Mir ist gleichgültig, ob es sich nur um Geschwätz darüber handelt, was er zu Mittag ißt, oder wie oft er das Palais verläßt; wenn ich erfahre, daß du geredet hast, entlasse ich dich sofort.«

Charlotte fragte sich unwillkürlich, was aus ihrer Vorgängerin geworden war. Sie war immer noch zu überwältigt, um Freude oder Erleichterung zu empfinden, auch wenn ihr inzwischen klar geworden war, daß das, was die Herzogin von Aiguillon ihr an Gehalt zu zahlen beabsichtigte, mehr als das Doppelte von dem war, was sie im Haushalt der d'Elbeufs bekommen hatte, wenn man Annettes Geschenke und ihre abgelegten Kleider nicht mitrechnete. Sie wußte, daß jetzt eine Reaktion von ihr erwartet wurde, also murmelte sie: »Ich verstehe, Madame.«

Ein winziges Lächeln erschien auf Marie de Vignerots marmorkühlem Gesicht. »Dessen bin ich mir sicher.«

Sie rührte sich, und die Katze sprang von ihrem Schoß. Ihre Röcke raschelten, als sie sich erhob. Sie weiß, was geschehen ist, dachte Charlotte fassungslos, irgendwie weiß sie es, und wenn ich etwas über Annette oder die anderen gesagt hätte, dann stünde ich jetzt wieder auf der Rue Saint Honoré.

»Wann soll ich meinen Dienst beginnen, Madame?« fragte sie leise. Die Herzogin hob eine Augenbraue. »Sofort natürlich. Ich verschwende nicht gerne Zeit.« Dann glitten ihre Gesichtszüge wieder in die reglose Maskenhaftigkeit zurück, die sie während des gesamten Gespräches beibehalten hatte.

Langsam begann die Erleichterung sich in Charlotte bemerkbar zu machen. Ihre Knie zitterten, und sie fragte sich, ob der Weg zum Haushofmeister an der Küche vorbeiführte.

***

Marie de Vignerot sah flüchtig auf die italienische Uhr, als das Mädchen gegangen war. Sie hatte für das Gespräch nicht länger gebraucht als erwartet, eine Viertelstunde. Das war gut, denn ein Bote der Marquise de Rambouillet hatte die Nachricht gebracht, Corneille sei in der Stadt und werde heute abend nach dem Empfang der Königin im Salon der Marquise sein neues Stück vorlesen.

Sie seufzte und machte sich an die Haushaltsabrechnungen. In ein paar Tagen würde ihr Onkel zurückkehren, und dann wollte sie soviel Zeit wie möglich für ihn haben. Doch heute war kein guter Tag, sie spürte es. Ein Kurier hatte auch einen Brief von Margot gebracht, und sie erkannte die Anzeichen darin nur allzugut. Sie hatte erwartet, Margot nicht vor der Hochzeit ihrer Cousine Claire Clémence im Januar wiederzusehen, aber nun schien es, als sei es nötig, sie vorher einzuladen. Sie war sich nicht sicher, wie sie sich bei dieser Aussicht fühlte, und wandte sich stattdessen noch einmal in Gedanken dem Mädchen zu, das sie gerade eingestellt hatte.

Die Herzogin von Elbeuf hatte zu ihren Feindinnen gehört, als sie noch Hofdame bei der Königinmutter gewesen war, und nach allem, was Marie gesehen hatte, handelte es sich bei Annette d'Elbeuf um eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, um ein verzogenes Balg. Als der Fürst Condé sich entschieden hatte, die Verlobung seines Sohnes mit dem Mädchen zu lösen und stattdessen eine Verbindung mit der Familie des Kardinals einzugehen, hatte Marie keine Sekunde des Mitleids an die d'Elbeuf verschwendet. Sie machte sich höchstens Sorgen um ihre kleine Cousine, die mit zwölf noch viel zu jung war, um ab dem nächsten Januar in einer Familie zu leben, die im Rang gleich nach der königlichen Familie kam und das auch jeden spüren ließ.

»Aber natürlich muß man sich über Eure Manieren nicht wundern«, hörte sie die Herzogin in Gedanken sagen. »War Euer Urgroßvater nicht ein einfacher Advokat aus dem Poitou?«

Der Tag der Geprellten lag zehn Jahre zurück, aber sie hatte keine Sekunde dieser entsetzlichen Stunden vergessen.

Dennoch hätte sie das Mädchen nicht eingestellt, nur weil die d'Elbeuf sie entlassen hatte. Aber Verschwiegenheit und Standfestigkeit bei Domestiken waren selten, und wenn sie glaubte, diese Eigenschaften bei jemandem gefunden zu haben, ließ sie ihn nicht so schnell gehen.

***

»An Eurer Stelle, Henri«, sagte Auguste de Thou ernst, »würde ich mir allmählich Sorgen machen.«

Henri de Cinq Mars lachte spöttisch. »Warum? Nur weil der König ein wenig länger schmollt als sonst?«

Die beiden jungen Männer standen in einem Erker der Großen Galerie des Louvre. Es war de Thou, der vorgeschlagen hatte, den Empfang der Königin zu besuchen, um auf diese Weise wenigstens dem in Paris verbliebenen Hof deutlich zu machen, daß Cinq Mars, auch wenn er sich nicht an der Seite des Königs befand, wo er nach Meinung seiner Freunde hingehörte, bei weitem nicht in Ungnade gefallen war.

»Im übrigen«, fuhr Cinq Mars fort und strich sich die hellbraunen Locken zurück, die ihm ins Gesicht gefallen waren, »ist es an ihm, sich zu entschuldigen.«

Selbst unter den für den Empfang aufgeputzten Hofleuten wirkte er wie ein seltener Paradiesvogel. Er trug sein Haar lang wie alle anderen, doch er verzichtete auf den üblichen Spitzenkragen, in dem die Gesichter gewöhnlich ertranken. Das gelbe Wams mit den zahlreichen dünnen roten und blauen Bändern lag so eng an, wie es nur möglich war, und zeigte, daß Cinq Mars es nicht nötig hatte, mit Polstern breitere Schultern vorzutäuschen oder eine mangelhafte Figur durch breite Schärpen oder riesige Pluderhosen zu kaschieren. Cinq Mars sah aus wie ein junger griechischer Gott, und er wußte es.

De Thou schüttelte den Kopf. »Ihr seid wahnsinnig«, sagte er leise.

Sein Freund schlug ihm auf die Schulter. »Auguste, seid doch kein solcher Schwarzseher! Seit ich bei Hofe bin, habe ich ständig gehört, was der König seinen Günstlingen alles nicht durchgehen läßt. Aber hat er nicht meine Partei ergriffen, als ich diesen Narren Nemours vor allen lächerlich gemacht habe, königliches Blut hin oder her? Und damals behauptete jeder, der König halte nichts höher als fürstliche Abstammung. Und dann lag mir jeder in den Ohren, ich solle doch keusch wie ein Mönch leben, weil der König bei seinen Günstlingen keine Mätressen dulde. Und was ist geschehen? Jeder weiß von mir und Marion de Lorme.«

»Ja«, unterbrach de Thou ärgerlich, »jeder weiß es. Es ließ sich auch nicht vermeiden, nachdem Ihr jede Nacht vom Feldlager aus nach Paris zurückgeritten seid und dann morgens wie ein Gespenst aussaht.«

Cinq Mars machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was ich sagen will, Auguste, ist, daß ich eben kein Günstling wie jeder andere bin. Mich liebt der König.«

De Thou sah ihn an und dachte, daß der letzte Satz bei jedem anderen unerträglich eitel geklungen hätte. Doch es gehörte zu Cinq Mars' Charme, daß es bei ihm nur eine schlichte Feststellung war, über deren Anmaßung er nicht weiter nachdachte.

»Ja«, sagte er langsam, »aber das Kommando über den Konvoi hat er Euch dennoch nicht anvertraut.«

Schlagartig verdunkelte sich Cinq Mars' Gesicht. Bei der Belagerung von Arras hatte er um das Kommando über einen Konvoi gebeten, der die Aufgabe hatte, in regelmäßigen Abständen insgesamt siebentausend Karren Munition für die französischen Mörser und Kanonen nach Arras zu bringen. Da die Agenten des Kardinals einige spanische Depeschen abgefangen hatten, wußte man im französischen Lager, daß die Spanier die Absicht hatten, diesen Konvoi zu überfallen und sich die Munition zu verschaffen. Cinq Mars, dem nicht verborgen geblieben war, daß man ihn bei Hof nur als eine Art Spielzeug des Königs ansah, wollte dem König und dem Kardinal den Irrtum dieser Einschätzung beweisen und sah in der Eskortierung des Konvois die ideale Möglichkeit dazu.

Zu seiner Überraschung hatte der König, der ihm bisher noch nie etwas verweigert hatte, nicht ja und nicht nein gesagt und ihn an den Kardinal weiterverwiesen. Der Kardinal wiederum hatte ihm vorgeschlagen, stattdessen das Kommando über eintausendvierhundert junge adlige Freiwillige zu übernehmen, die sich zur Befreiung der Stadt Arras gemeldet hatten. Cinq Mars war begeistert gewesen. Er hatte seinem Corps den Namen »Die Unsterblichen« verliehen und war mit ihnen gen Arras gezogen, nur um festzustellen, daß die Prinzen von Geblüt, die sich unter den Freiwilligen befanden, sich weigerten, seine Befehle entgegenzunehmen. Besonders der junge Herzog von Enghien, Sohn des Fürsten Condé, schien zu glauben, daß in Wirklichkeit er das Kommando innehatte. Um das Maß vollzumachen, hatte, als es endlich zu einer Konfrontation mit den Spaniern kam, die erste spanische Kugel sein Pferd getroffen. Das Gelächter der Soldaten, als er sich aus dem Staub aufrappelte, gellte Cinq Mars noch jetzt in den Ohren.

»Ich hätte damals gekämpft, und niemand hätte es dann noch gewagt, zu lachen«, sagte er in Erinnerung an diesen Tag zu de Thou. Doch Enghien, dieser arrogante Dreckskerl, hatte ihm barsch erklärt, genug sei genug, er würde vor dem König nicht die Verantwortung für den Tod seines Lieblings übernehmen, und ihn mit Gewalt aus der Frontlinie entfernen lassen.

Als die Berichte über die erfolgreiche Militäraktion in der Gazette erschienen, war Cinq Mars endgültig davon überzeugt, daß es sich um eine Verschwörung gegen ihn gehandelt hatte. Er wußte, daß entweder der König oder der Kardinal diese Artikel verfaßten, und in keinem einzigen wurde er auch nur erwähnt. Stattdessen wurde das Kommando über die »Unsterblichen« einfach Enghien zugeschrieben. Cinq Mars hatte dem König erklärt, er warte auf eine öffentliche Wiedergutmachung, und bis diese erfolge, müsse er, der König, auf die Gesellschaft von Henri d'Effiat, Marquis de Cinq Mars, verzichten.

Er hatte nicht damit gerechnet, daß nach diesem Ultimatum Monate ohne ein Wort des Königs verstreichen würden, und war, auch wenn er sich gegenüber seinen Freunden und Anhängern nichts anmerken lassen wollte, langsam beunruhigt.

»Wenn Ihr mich fragt, Henri«, sagte de Thou eindringlich, »so ist es an Euch, den ersten Schritt zu tun. Versöhnt Euch mit dem König. Es ist ein Wunder, daß er bis jetzt nichts anderes getan hat, als zu schweigen. Ihr wißt doch, wieviel Wert er auf seine Würde legt. Er hätte Euch Eure Ämter nehmen können.«

»Nur, weil ich die Wahrheit gesagt habe?« Cinq Mars sah de Thous Miene und fügte hastig hinzu: »Schon gut, Auguste, schon gut, ich weiß, was Ihr meint.«

»Wirklich? Es ist sehr, sehr wichtig, daß Ihr Euch mit dem König versöhnt, nicht nur für Euch, sondern für das ganze Land. Zu lange hat der König nur auf einen Einfluß gehört.«

Cinq Mars lachte. Er hatte wegen der Sache mit der Gazette zwar eigene Ressentiments gegen den Kardinal, aber die ernsthafte, idealistische Feindschaft, die de Thou bewegte, war ihm fremd, und er fand sie belustigend. »Kommt schon, Auguste. Der Kardinal ist gar nicht so übel. Mein Vater, Gott hab ihn selig, hat ihn vergöttert, und Ihr wißt doch, daß er mich dem König ursprünglich vorgestellt hat. Ich wette, er wäre auch bereit, zwischen mir und dem König zu vermitteln, wenn ich ihn nur darum bäte.«

Er zog eine Grimasse. »Was mich allerdings Überwindung kosten würde. Der Mann riecht in der letzten Zeit ständig nach Krankenstube.«

Es war hoffnungslos, dachte de Thou. Cinq Mars schien dieser Tage einfach nichts ernst nehmen zu wollen. Er beschloß, sich der Stimmung seines Freundes anzupassen. »Nun, wenn es Euch damit ernst ist – ich habe heute die Herzogin von Aiguillon hier gesehen. Bittet sie doch um ihre Fürsprache.«

Cinq Mars stieß sich federnd von der Fensterbank ab, an die er sich gelehnt hatte. »Wißt Ihr, das ist eine hervorragende Idee. Ich hatte ohnehin Pläne mit der Herzogin.«

Das entgeisterte Gesicht seines Gegenüber entlockte ihm erneut ein Lachen. Das nagende Gefühl der Beunruhigung war verschwunden; er fühlte sich wunderbar. Die Sonne schien, er war jung, und später, wenn er die Angelegenheit mit Madame d'Aiguillon erledigt hatte, würde er einen Ausritt machen, um die angenehm beißende Luft dieses Novembertags auf der Haut zu spüren, nur um zu spüren, daß er lebte.

»Mit der Herzogin?« wiederholte de Thou fassungslos. »Der Eisprinzessin?«

»In meinen Armen wird sie schmelzen«, sagte Cinq Mars und kniff ein Auge zu. »Ihr wißt doch, ich liebe die Herausforderung, und ich habe gestern beim Spiel eine Wette darauf abgeschlossen, daß ich die unerreichbarste Frau Frankreichs erobere.«

Nicht, daß er Marion de Lormes überdrüssig war, aber daß sie ihn bedingungslos anbetete und daß der König sich offensichtlich mit ihr abgefunden hatte, ließ sie von einem Abenteuer zu einer lieben Gewohnheit werden. Und er brauchte das Abenteuer. Die Herzogin von Aiguillon galt als unnahbar, und soweit er wußte, hatte sich noch keiner der Galane bei Hof rühmen können, sie erobert zu haben. Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Heute war der richtige Tag dafür.

***

Der Empfang bei der Königin war zu Maries großer Erleichterung vorbei. Sie hatte sogar noch etwas Zeit und ging langsam in Richtung des Vorhofs, wo die Kutschen warteten. In Gedanken war sie bei ihrem Brief an Margot, und sie schrak zusammen, als jemand sie ansprach.

»Madame, was für eine Freude! Ich habe Euch überall gesucht.«

Sie neigte den Kopf. »Monsieur le Grand«, sagte sie mit einiger Zurückhaltung. Insgeheim hatte sie den Verdacht, daß die offizielle Anrede, die sich Cinq Mars mit seinen Ämtern als Großstallmeister und Großkämmerer errungen hatte, ihm das liebste an diesen Würden war.

»Madame, ein Ratloser bittet Euch um Hilfe, ein zutiefst Verwundeter sucht Trost. Kann ich mit Euch sprechen?«

Sie glaubte zu wissen, worum es sich handelte, und willigte resignierend ein. Unter den Protegés ihres Onkels war ihr Cinq Mars nie der liebste gewesen, obwohl sie seine Mutter und seine Schwester, die mit einem ihrer La-Porte-Vettern verheiratet war, sehr gern hatte. Der vielgerühmte jugendliche Charme schien ihr immer der einer glänzenden Schatulle zu sein, die im Innern leer war, und sein Verhalten dem König gegenüber fand sie schlichtweg töricht. Aber sein Vater hatte zu den Freunden ihres Onkels gehört, lange ehe dieser Kardinal und Erster Minister geworden war, also schuldete sie ihm die Beachtung und Höflichkeit, die dem Sohn eines alten Freundes der Familie zukam.

Da sie annahm, daß jemand mit dem empfindlichen Stolz eines Cinq Mars keine Zeugen bei seinem Bittgang schätzte, befahl sie der neuen Zofe, stehenzubleiben und zu warten, als er sie in einen ruhigen Gang zog.

Cinq Mars lächelte, als sie dies tat. Unnahbar, wie? dachte er. Wir werden sehen. Er betrachtete sie von der Seite, während er neben ihr den schmalen Gang hinunterging. Kein Wunder, daß man sie »die Eisprinzessin« nannte, es paßte zu ihrer weißen Haut und der ruhigen, distanzierten Miene. Eigentlich war sie etwas zu schlank für seinen Geschmack, ganz anders als Marion, deren üppige Schönheit angeblich den Maler Rubens, als er wegen seiner Gemäldereihe für die Königinmutter hier gewesen war, dazu angeregt hatte, sie zu bitten, ihm nackt Modell zu stehen. Zumindest hatte Marion ihm das erzählt, ohne jedoch zu verraten, ob sie eingewilligt hatte. »Ich war noch sehr jung« war alles, was sie dazu sagte. Nicht daß er eifersüchtig gewesen wäre, genausowenig, wie es ihm Gewissensbisse verursachte, Marion jetzt zu betrügen. Er fragte sich, wie diese hier wohl aussah, wenn sie alle Hemmungen verlor. Nun, er würde es bald herausfinden. Als sie an einer Nische vorbeikamen, entschied er, daß sie weit genug entfernt waren.

»Madame«, sagte er, »wenn Ihr wüßtet, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe. Wenn Ihr ahntet, was es für mich bedeutet, hier neben Euch zu stehen, nah genug, uni Euren Atem zu spüren, Eure Wärme, Euren zarten Duft ...«

Er hatte beschlossen, mit dem angenehmen Teil anzufangen, da es unhöflich erschienen wäre, erst vom Geschäft und dann, gleichsam als Bedingung, von Liebe zu sprechen. Seine Taktik schien die richtige zu sein, denn er erkannte aufrichtige Verwirrung auf den Zügen der Herzogin. Dann trat sie einen Schritt von ihm zurück.

»Monsieur«, unterbrach sie, »ich weiß nicht, ob ich Euch recht verstehe. Aber wenn dem so sein sollte, dann bedauere ich, Euch sagen zu müssen, daß ich mich entschlossen habe, nie wieder zu heiraten ...«

Jetzt war es an ihm, verwirrt zu sein. »Aber wer spricht denn von Ehe?« sagte er und lachte kurz auf. »Seid versichert, mein Engel, ich weiß, daß die Ehe der Tod der Liebe ist. Man braucht nur den König und die Königin zu beobachten, um das zu wissen. Ich ...«, jäh zog er sie an sich, »ich liebe Euch!«

Es mußte sich um einen Albtraum handeln, eine böse Nachwirkung der vergangenen durchwachten Nacht. Marie war im ersten Moment zu fassungslos, um sich zu wehren, und begriff erst, daß er es ernst meinte, als er seine Lippen auf die ihren preßte. Heftig machte sie sich los. »Ihr vergeßt Euch, Monsieur!« stieß sie hervor. Sie wandte sich um und spürte immer noch mehr Überraschung als Schmerz, als er ihren Arm ergriff, gewaltsam festhielt und sie zurückzog.

»Grausame!« sagte er.

Sie entschied, daß es an der Zeit war, die höfische Sprache fallenzulassen. »Wir befinden uns nicht in einem von Monsieur d'Urfés Romanen«, sagte sie eisig und versuchte erneut vergeblich, sich zu befreien. »Laßt mich los, oder ...«

»Oder was?« unterbrach er sie höhnisch. Er atmete heftiger; ihr Widerstand erregte ihn. »Ihr werdet schreien? Schreit ruhig. Hier hört Euch niemand, außer ein paar Domestiken vielleicht, und die werden sich hüten, den Favoriten des Königs bei seinen privaten Vergnügungen zu belästigen.«

Damit hatte er recht. Es war ihr auch noch aus einem anderen Grund nicht möglich, zu schreien. Sollte sie doch jemand hören, der den Mut hatte, sich mit Cinq Mars anzulegen, würde sie am nächsten Morgen das Gespött des ganzen Hofes sein. Sie machte sich keine Illusionen, sie wußte nur zu genau, in welcher Form die Geschichte die Runde machen würde. Die Herzogin von Aiguillon in Cinq Mars' Armen überrascht ...

»Oder ich werde Euch so zurichten, daß der König einen weiteren Monat auf Eure Gesellschaft verzichten muß«, erwiderte sie kurz entschlossen und schlug ihm ins Gesicht, nicht mit der geöffneten Handfläche, sondern mit ihren Nägeln, wie es eine ihrer Katzen getan hätte. Er fuhr sich mit der Hand an die Wange, und als er sie wieder senkte, starrte er ungläubig auf das Blut.

»Bei Gott«, sagte er leise, »das werdet Ihr mir büßen!«

Er griff nach ihrem Ausschnitt und riß mit einer brutalen Stärke, die sie ihm nicht zugetraut hätte, ihr Kleid fast bis zur Taille auseinander. Dann schlug er sie mit der Faust ins Gesicht, drückte sie gegen die Wand und begann, mit einer Hand an seiner Hose zu zerren.

In diesem Moment, während die Wirkung seines Schlages gerade erst einsetzte, nahm sie undeutlich eine Bewegung in den Augenwinkeln wahr. Dann verschwanden Cinq Mars' Hände und der Druck seines Gewichts, und sie erkannte, daß jemand ihn fortgezerrt hatte. Sie kniff die Augen zusammen; in ihrem Kopf hallte Cinq Mars' wütende Stimme wider, ihre Wange schien aufgeplatzt zu sein, denn sie schmeckte Blut, aber ihr Sehvermögen kehrte wieder in aller Deutlichkeit zurück. Cinq Mars wandte ihr halb den Rücken zu und schrie einen in Schwarz gekleideten Mann an, der neben ihm wie ein Rabe neben einem Pfau wirkte.

»Wie könnt Ihr es wagen!« brüllte er gerade.

Die Stimme des Unbekannten klang ruhig, unbeteiligt, fast belustigt. »Ich würde Euch raten, zu gehen, Monsieur.«

»Ihr ratet ...«, Cinq Mars hielt kurz inne, um Atem zu schöpfen. Dann zog er seinen Degen.

»Das würde ich Euch nicht empfehlen.«

»Wehrt Euch, Feigling!«

Es geschah so schnell, daß Marie vermutete, Cinq Mars' Schlag habe ihr Wahrnehmungsvermögen doch stärker beeinträchtigt, als sie geglaubt hatte. Der Degen des Mannes in Schwarz saß an Cinq Mars' Kehle, und seine eigene Waffe lag schon auf dem Boden, während sie noch dabei war, sich aufzurichten. Das war kein Duell, dachte sie ungläubig, das war eine Demütigung.

Der Unbekannte senkte seinen Degen und las Cinq Mars' Waffe auf, machte aber keine Anstalten, sie ihm zurückzugeben. Cinq Mars starrte ihn an. »Dafür werdet Ihr bezahlen!«

»Das glaube ich nicht«, sagte Marie. Ihre eigene Stimme klang fremd in ihren Ohren, heiser, als habe sie tatsächlich geschrien, und das sehr lange. »Es sei denn, Ihr legtet Wert darauf, in die Bastille zu wandern, Monsieur le Grand. Das ist nämlich die Strafe, die auf Duelle steht, und wie Ihr wissen dürftet, ist das Verbot von Duellen ein großes Anliegen von Monseigneur le Cardinal.«

Dieser Hinweis und die soeben erlittene Niederlage genügten, um ihn einigermaßen abzukühlen. Er warf ihr noch einen haßerfüllten Blick zu, dann stürmte er davon. Erst jetzt wurde ihr der Zustand bewußt, in dem sie sich befand. Hastig versuchte sie, die Überreste ihres Kleides zusammenzuzerren. Wortlos reichte ihr der Unbekannte seinen Umhang, den sie dankbar entgegennahm.

»Ich ...«, begann sie.

»Es besteht kein Grund, um mir zu danken. Es gibt ein paar Dinge, die mir zuwider sind, und das eben gehört dazu. Seid Ihr in der Lage zu gehen, Madame?«

Sie nickte, leicht verwundert über seinen abweisenden Tonfall. Er bot ihr seinen Arm, und in dem Augenblick, als sie ihn berührte, geschah etwas Merkwürdiges. Sie wandte sich jäh zu ihm hin.

»Der Schmerz«, flüsterte sie, ohne zu wissen, weswegen, »warum all dieser Schmerz ...«

Und das Seltsamste war, daß er nicht fragte, was sie meinte. Für einen Moment sah sie etwas in seinen Augen aufblitzen, dann lief er los, und ihr blieb keine Wahl, als es ihm gleichzutun: An der Stelle, wo der Seitengang in die Galerie mündete, wartete ihre neue Zofe auf sie, Maries eigenen Mantel über dem Arm.

»Monsieur«, sagte Marie und entschied, über das, was ihr geschehen war, später nachzudenken, »Ihr wißt es vielleicht nicht, aber der Mann, den Ihr Euch eben zum Feind gemacht habt, ist hier bei Hofe sehr einflußreich. Es könnte sein, daß Ihr Hilfe braucht. Ich ...«

»Oh«, unterbrach er sie wieder, »ich weiß, wer Ihr seid –Madame. Euer Diener.«