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Cyrill Seifert

Loks der SBB

Paul Pietsch Verlage

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Einbandgestaltung: Sven Rauert

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1. Auflage 2014

 

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Lektorat: Hartmut Lange

eBook-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

ISBN 978-3-613-31027-8

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Vorwort

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bestehen in ihrer heutigen Form seit 1902, als verschiedene Privatbahnen (SCB, NOB, JS, GB etc) verstaatlicht wurden. Aus der Zeit davor existieren nur noch wenige Fahrzeuge. Wie bei jedem großen Unternehmen gibt es diverse, markante Epochen. Zu den wichtigsten Ereignissen gehört sicher der 18. Februar 1916, an dem mit der Elektrifizierung begonnen wurde. Am 30. November 1968 endete offiziell der Dampfbetrieb bei der SBB und am 01. Januar 1999 wurde die SBB auf drei Divisionen verteilt: Personenverkehr, Cargo und Infrastruktur. Ein weiterer, großer Moment dürfte die baldige Eröffnung der NEAT (Neue Alpentransversale) am Gotthard sein.

Die Umsetzung der »schlanken Infrastruktur« degradierte viele Bahnhöfe zu unbedienten, nicht immer gerade kundenfreundlichen Haltestellen, die auch keinen Güterverkehr mehr abwickelten, was wiederum viele der typischen Stationstraktoren überflüssig machte.

Immer mehr modernere, schnellere und komfortablerer Fahrzeuge prägen heute den Alltag der SBB. Dennoch wurde rechtzeitig erkannt, dass »ältere« Fahrzeuge nicht umgehend auf den Schrottplatz gehören. Dank Initiativen von Eisenbahnern, Eisenbahnfreunden und auch Dritten fanden viele Fahrzeuge, für welche die SBB keine Verwendung mehr hatte, bei Firmen, Museumsbahnen und auch im Ausland ein neues Arbeitsfeld. Ebenfalls wurden immer wieder ganze Serien von Fahrzeugen modernisiert, womit sie nochmals eine längere Zeit im Einsatz stehen werden.

Die im Jahr 2002 gegründete SBB Historic darf als »historisches Erbe« der SBB bezeichnet werden und ist im Besitz von historisch wertvollem Rollmaterial aller Art. Betreut werden diese Fahrzeuge meistens von Lok-Teams und Betriebsgruppen an verschiedenen Standorten in der gesamten Schweiz. Natürlich ist es beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, von jedem Fahrzeugtyp mindestens ein betriebsfähiges Exemplar beiseite zu haben. Dennoch würde ohne die wertvollen Fachkenntnisse der betreuenden »Bähnler« und die allgemeine Existenz der SBB Historic wohl so manche Fahrzeugserie nicht mehr existieren.

Das Ziel dieses Typenkompasses ist eine aktuelle und komplette Auflistung sämtlicher Triebfahrzeugtypen der SBB, welche heute noch in irgendeiner Form im Einsatz stehen. Alle Fahrzeugtypen, inkl. jene der SBB Historic sind auf folgende Gruppen verteilt: Dampflokomotiven, Streckenlokomotiven, Triebwagen, Züge, Rangierlokomotiven, Rangiertraktoren und Dienstfahrzeuge.

Ein kleines Kapitel widmet sich jenen SBB-Fahrzeugtypen, von denen zwar bei der SBB selber keine Fahrzeuge mehr im Einsatz stehen, aber außerhalb der SBB (Museumsbahnen, Firmen, Privatbahnen) noch vorhanden sind.

Die Listen am Schluss zeigen alle Triebfahrzeuge, die außerhalb der SBB noch existieren sowie jene bei der SBB Historic. Obwohl sehr gründlich recherchiert wurde, erhebt die Liste nicht den Anspruch, fehlerfrei zu sein.

Der vorgegeben Rahmen erlaubt es natürlich nicht immer, bei jedem Fahrzeugtyp bis ins kleinste, technische Detail zu gehen. Dennoch ist jeder Fahrzeugtyp mit den wichtigsten Daten und einem Foto versehen, was dem Leser ein praktisches Bild des ganzen Fuhrparks gibt.

 

Cyrill Seifert

Effretikon (CH)

1. Dampflokomotiven der SBB

A 3/5 703–809

Zur Zeit der Verstaatlichung der Schweizerischen Centralbahn und der Schweizerischen Nordostbahn zur SBB im Jahr 1902 testete die neue Staatsbahn zwei Prototypen dieser klassischen Schnellzugdampflokomotive. Dank der Zufriedenheit erteilten die SBB der SLM einen Großauftrag von 107 Serienmaschinen des Typs A 3/5, welche die Nummern 703–809 erhielten. Während des Zweiten Weltkriegs gehörten die Dampfloks zur fahrdrahtunabhängigen Kriegsreserve und wurden schweizweit verteilt. Die A 3/5 waren mit 100 km/h die schnellsten Dampfloks der Schweiz und wurden dank ihrer hervorragenden Laufruhe geschätzt. Insgesamt gab es neun verschiedene Serien von A 3/5-Dampfloks. Am längsten hielt sich die Großerie 703–809. In den 20er-Jahren trennten sich die SBB aber bereits schon von den ersten A 3/5. Betroffen waren vor allem jene Maschinen, die nicht von Nass- auf Heißdampf umgebaut worden sind. Die letzte Maschine dieser Serie wurde erst 1962 ausrangiert. Überlebt hat die A 3/5 705. Sie gehört zum Fuhrpark der SBB Historic und ist in Brugg AG stationiert. Nach einem Aufenthalt im Luzerner Verkehrshaus steht die formschöne Lok seit Anfang der 90er-Jahre regelmäßig zu besonderen Anlässen und vor Extrazügen im Einsatz. Viel Arbeit von Dampflokomotivexperten ist es zu verdanken, dass die Lok wieder ein optisches Erscheinungsbild aufweist, wie es früher üblich war. Der Kessel allerdings stammt ursprünglich von der Lok Nr. 739, das Fahrwerk von der 778.

Anzahl:

107

Vmax:

100 km/h (rückwärts 40 km/h)

Dienstgewicht:

108 t

Stundenleistung:

1000 kW

Inbetriebnahme:

1904–1909

Ausrangierungen:

alle außer 705

Anstrich:

schwarz

B 3/4 1301–1369

In den Jahren 1905 bis 1916 lieferte die SLM insgesamt 69 Heißdampflokomotiven des Typs B 3/4 an die SBB. Diese formschönen Schlepptenderlokomotiven waren mit einer Westinghousebremse ausgerüstet und stellten damals den Mustertyp einer Allzwecklokomotive dar. Insgesamt gab es bei den SBB neun verschiedene Dampflokserien (total 307 Dampfloks) mit der Bezeichnung B 3/4. Die Serie 1301–1369 war aber nur die zweitgrößte Serie dieser Gattung. Über 40 Jahre lang leisteten diese Dampfloks zuverlässige Dienste und wurden landesweit eingesetzt: am Gotthard genauso wie auf weniger bedeutenden Nebenlinien. Die ersten Dampfloks bekamen in den 30er- und 40er-Jahren die zügige Elektrifizierung schnell zu spüren und bis anfangs der 60er-Jahre waren alle bis auf die Lok 1367 ausrangiert und verschrottet worden. Die 1367 überlebte als eine der wenigen SBB-Dampfloks das Ende der Dampfära, war aber längere Zeit abgestellt. 1977 erfolgte eine Wiederinbetriebnahme. Zwischendurch genoss sie auch Gastrecht im Verkehrshaus der Schweiz (VHS), heute ist sie meistens in Brugg AG stationiert und lässt in der Regel bei mindestens einer jährlichen Extrafahrt die Herzen der Dampffans höher schlagen.

Anzahl:

69

Vmax:

75 km/h (rückwärts 45 km/h)

Dienstgewicht:

94 t

Stundenleistung:

730 kW

Inbetriebnahme:

1905–1916

Ausrangierungen:

alle außer 1367

Anstrich:

schwarz

C 5/6 2901–2902 / 2951–2978

Ab 1913 lieferten die SLM insgesamt 30 Dampfloks des Typs C 5/6 an die SBB. Die beiden erstgelieferten Maschinen 2901 und 2902 wichen von den Serienmaschinen ab. Sie wurden in den 20er-Jahren bereits umgebaut, aber 1933 schon ausrangiert und abgebrochen, da sie nicht zu überzeugen vermochten. Anfangs waren die stärksten Schweizer Dampfloks hauptsächlich am Gotthard und auf der Simplon-Linie im Einsatz, oft in Doppeltraktion. Mit der laufenden Elektrifizierung der Strecken verloren die C 5/6 mehr und mehr ihre Aufgaben, bis 1939 der Transitverkehr auf der Nord-Süd-Achse so stark anstieg, dass die Dampfloks wieder unverzichtbar wurden. Auf der damals noch nicht elektrifizierten Strecke (Bellinzona–) Cadenazzo–Luino waren sie bis in die 60er-Jahre geschätzte Zugpferde. Erst 1968 fuhr der letzte dampfgeführte Güterzug der SBB. Von den im Volksmund »Elefanten« genannten Maschinen haben bis heute vier Lokomotiven überlebt. Die 2958 und 2969 standen jahrelang als Denkmale in Olten und Winterthur, ehe der Verein Eurovapor die beiden Loks übernahm und daraus in Sulgen eine betriebstüchtige Lok (vorgesehen 2969) herrichten will. Die 2958 dient als Ersatzteilspender und soll als Ausstellungsstück erhalten bleiben. Die anderen zwei Exemplare sind heute im Besitz von SBB Historic. Während die 2965 im Verkehrshaus der Schweiz zu bewundern ist, steht die in Delémont stationierte 2978 ab und zu für Extrazüge schweizweit im Einsatz. Diese Lok ist auch die letzte von der SLM an die SBB gelieferte Dampflok.

Anzahl:

30

Vmax:

65 km/h / 40 km/h rückwärts

Dienstgewicht:

128 t

Stundenleistung:

1200 kW

Inbetriebsetzung:

1913–1917

Ausrangierungen:

alle außer 2978

Anstrich:

schwarz

CZm 1/2 31

1902 erhielten die SBB von der Maschinenfabrik Esslingen einen Dampftriebwagen. Man entschied sich für die Anschaffung einen Dampftriebwagens auch deshalb, weil gerade zu dieser Zeit lokomotivbespannte Züge in verkehrsarmen Zeiten unwirtschaftlich waren. 1906 trennte sich die SBB von diesem Unikum und er ging in den Besitz der Uerikon – Bauma – Bahn (UeBB) über. Durch den Einbau eines separaten Postabteils samt Briefkasten änderte das Fahrzeug seine Bezeichnung von Cm 1/2 auf CZm 1/2. Der sparsame Dampftriebwagen stand bei der UeBB so oft wie möglich im Einsatz, eher der Betrieb auf dieser Nebenlinie 1948 eingestellt wurde. Dadurch ging das Fahrzeug wieder zurück an die SBB, welche es aber dem Verkehrshaus weitergaben. Der Triebwagen stand dann 26 Jahre im SNCF – Depot in Vallorbe abgestellt, ehe er 1974 für eine Ausstellung wieder aus dem Depot geholt wurde. Erst im Jahre 1980 wurde er im Depot Zürich restauriert, wieder unter Dampf gesetzt und stand für gelegentliche Extrafahrten zur Verfügung. Auch war das inzwischen historisch sehr wertvolle Fahrzeug immer ein gern gesehener Gast an Jubiläen oder Bahnhoffesten. Nach einer erfolgten Kesselrevision und einem Neuanstrich steht das Fahrzeug wieder im Einsatz. Oft wird der Dampftriebwagen, welcher sich im Besitz der SBB Historic befindet, als Zubringer zu bestimmten Anlässen und Jubiläen genutzt.

Anzahl:

1

Vmax:

45 km/h

Dienstgewicht:

23 t

Stundenleistung:

75 kW

Inbetriebsetzung:

1902

Anstrich:

grün

D 1/3

Für die ehemalige Schweizerische Nationalbahn (SNB) lieferten die Firma Kessler in Karlsruhe vier kleine Dampflokomotiven: D 1/3 1 – 4. Alle vier trugen die Namen von Schweizer Flüssen. Die D 1/3 1 (»Limmat«) existierte nur bis 1882, allerdings gar nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Die anderen drei Lokomotiven wurden schon 1868 abgebrochen, nachdem sich der Antrieb mit lediglich einer Achse nicht bewährt hatte. Für das große Jubiläum 1947 (100 Jahre Schweizer Bahnen) wurde 1946 durch die SLM ein Nachbau dieser Lok hergestellt. Der im Volksmund genannte »Spanisch-Brötli-Bahn-Zug« besitzt neben fünf ebenfalls rekonstruierten Personenwagen noch zwei Originalwagen aus den Jahren 1856 und 1857. Bis zum Jubiläum 1997 (150 Jahre Schweizer Bahnen) stand die Lok nur selten im Einsatz, die meiste Zeit verbrachte sie im Luzerner Verkehrshaus. Im Jahr 2007 (125 Jahre Gotthardbahn) wurde sie wieder aus dem Verkehrshaus geholt und in Erstfeld unter Dampf gesetzt. Heute befindet sich der Zug wieder im Verkehrshaus, könnte aber bei Bedarf jederzeit wieder eingesetzt werden.

Anzahl:

4 (Originale) / 1 (Rekonstruktion)

Vmax:

40 km/h

Dienstgewicht:

35 t

Stundeleistung:

125 kW

Inbetriebsetzung:

1847 (Original) / 1946 (Rekonstruktion)

Ausrangierung:

1–4 (Originale)

Anstrich:

braun

E 2/2 1–3