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Ingo Bauernfeind

Trägerflugzeuge

des Zweiten Weltkriegs
1939 – 1945

Paul Pietsch Verlage

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Einbandgestaltung: Sven Rauert

Bildnachweis: Die zur Illustration dieses Buches verwendeten Aufnahmen stammen – wenn nicht anderes vermerkt ist – vom Verfasser.

 

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1. Auflage 2014

 

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Lektorat: Alexander Burden

eBook-Produktion: pagina GmbH, Tübingen // v1

ISBN 978-3-613-31031-5

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Einleitung

Der erste Start von einem Schiff am 14. November 1910. (U.S. Navy)

Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Flugzeuge in den Himmel erhoben, dauerte es nicht lange, bis der Gedanke entstand, diese Maschinen von einem Schiff starten zu lassen. Am 14. November 1910 gelang es schließlich dem amerikanischen Piloten Eugene B. Ely, mit einem Doppeldecker vom Deck des vorher umgerüsteten Kreuzers »USS Birmingham« abzuheben. Da das Schiff keine Landefläche hatte, fand die Landung an Land statt. Wenig später konnte Ely jedoch auf der umgebauten »USS Pennsylvania« landen und somit beweisen, dass sich Schiffe sowohl für Starts als auch für Landungen eigneten.

 

In den folgenden Jahren folgte der Einsatz sogenannter »Flugzeugmutterschiffe« als Vorgänger späterer Flugzeugträger. Sie hatten noch keine Start- oder Landebahnen und konnten ihre Flugzeuge nur durch ein Katapult in die Luft befördern. Nach der Wasserung nahm ein Kran die Maschinen wieder an Bord. Während des Ersten Weltkrieges bombardierte 1914 die japanische »Wakamiya« deutsche Stellungen in Tsingtau (dem heutigen Qingdao, China). Im folgenden Jahr griff die englische »Ark Royal« türkische Festungsanlagen bei den Dardanellen an. Der erste einsatzbereite Träger mit durchgehendem Deck für Starts und Landungen war die »Argus« der Royal Navy. Deutschlands erster Flugzeugträger wurde aufgrund des Kriegsendes 1918 nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt. Im Sommer 1921 nutzte das amerikanische Militär das ehemalige deutsche Schlachtschiff »SMS Ostfriesland«, welches den USA als Kriegsreparation zugesprochen worden war, als Zielschiff für die Erprobung von Fliegerbomben. Das wehrlos in der See dümpelnde und mit auffälligen Markierungen gekennzeichnete Schiff sank schließlich nach mehreren Treffern. Bei diesen Bombardierungen konnte sich die »Ostfriesland« weder verteidigen, noch wurden Versuche unternommen, um die durch Nahtreffer entstandenen Lecks abzudichten. Trotzdem zeigte diese öffentlichkeitswirksame Demonstration, dass sich land- und trägergestützte Flugzeuge in Zukunft zu einer existentiellen Bedrohung für Kriegsschiffe entwickeln würden.

Das Zielschiff »SMS Ostfriesland« kurz vor seiner Versenkung durch Fliegerbomben am 21. Juli 1921. (U.S. Naval Aviation Museum)

Ein Douglas DT-2-Torpedobomber startet vom Deck der »USS Langley« im Jahre 1925. (U.S. Naval Historical Center)

1922 baute die U.S. Navy einen Kohlefrachter zu einem Flugzeugträger mit durchgehendem Deck um und taufte ihn »USS Langley«. Der erste Flugzeugträger, der von Beginn an als solcher entworfen wurde, war die englische »Hermes«, jedoch konnte Japan die »Hosho« trotz späteren Baubeginns ein Jahr früher, nämlich im Jahre 1922, fertigstellen. All diese frühen Entwürfe dienten als aktive Versuchsträger für die Entwicklung von Start- und Landetechniken sowie von geeigneten Flugzeugtypen. 1934 stellten auch die USA mit der »Ranger« ihren ersten von Grund auf durchkonstruierten Träger in Dienst. Durch konsequente Weiterentwicklungen in den folgenden Jahren entstanden leistungsfähige Trägerschiffe sowie die dazugehörigen Flugzeuge. Während des Zweiten Weltkrieges kamen erstmalig trägergestützte Maschinen in großem Umfang zum Einsatz. Diese sollten vor allem während der großen Seeschlachten im Pazifik und bei der Jagd auf U-Boote im Atlantik eine entscheidende Rolle spielen. Während des Krieges wurde das seit Jahrzehnten als »non-plus-ultra« angesehene Schlachtschiff wiederholt Opfer von trägergestützten Flugzeugen. Es war daher sensationell und erschreckend zugleich, dass ein Doppeldecker vom Typ »Swordfish« im Mai 1941 das hochmoderne deutsche Schlachtschiff »Bismarck« durch einen Torpedotreffer in dessen Ruderanlage manövrierunfähig machen konnte. Beim japanischen Angriff auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) im Dezember 1941 zeigte der Einsatz von 350 Trägerflugzeugen, dass sogar eine ganze Flotte aus der Luft kampfunfähig gemacht und teilweise vernichtet werden konnte. Das Vorbild für diese Art von Kriegsführung hatte im Vorjahr der erfolgreiche Angriff englischer Trägerpiloten auf italienische Schlachtschiffe im Hafen von Tarent bewiesen.

Englische »Swordfish«-Torpedobomber hatten im Mai 1941 einen großen Anteil an der Versenkung des Schlachtschiffes »Bismarck«. (U.S. Naval Historical Center)

Im Laufe des Krieges wurden sogar die beiden größten jemals gebauten Schlachtschiffe, die japanischen Giganten »Yamato« und »Musashi«, durch Bomben und Torpedos amerikanischer Trägerflugzeuge auf hoher See versenkt. Durch diese und weitere Versenkungserfolge machte das trägergestützte Flugzeug den Flugzeugträger zur schlagkräftigsten Überwassereinheit des Krieges. Dieser zu jenem Zeitpunkt noch relativ junge Schiffstyp verdrängte somit das Schlachtschiff als das beherrschende Kampfschiff. Einige der größten Auseinandersetzungen auf See, darunter die Schlacht um Midway 1942 sowie die Luft- und Seeschlacht im Golf von Leyte 1944, wurden durch den Einsatz von Trägern und Flugzeugen entschieden. Durch die große Reichweite von trägergestützten Aufklärern konnten auch die Bewegungen von feindlichen Seestreitkräften oder Truppen an Land beobachtet werden.

Japanische Trägerflugzeuge kurz vor dem Start am Morgen des Angriffs auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. (USS Arizona Memorial)

Das durch japanische Fliegerbomben in Pearl Harbor versenkte und brennende Schlachtschiff »USS Arizona«. (USS Arizona Memorial)

Ein japanischer Marinepilot (Zenji Abe) an Bord des Trägers »Akagi« im Jahre 1942. (USS Arizona Memorial)

Eine Fairey »Barracuda« landet auf dem englischen Träger »HMS Argus«. Zusätzliche Klappen erleichterten den Anflug auf das Flugdeck. (Michael W. Pocock / MaritimeQuest.com)

Der von US-Trägerflugzeugen schwer beschädigte japanische Flugzeugträger »Hiryu« kurz vor seinem Untergang während der Schlacht um Midway im Juni 1942. Neben der »Hiryu« sanken bei Midway auch die »Akagi«, »Kaga« und »Soryu«. (U.S. Naval Historical Center)

US-Trägerflugzeuge bei einem Angriff auf japanische Träger. Bis Kriegsende verlor Japan nahezu seine gesamte Träger-, Schlacht- und Handelsflotte. (U.S. Naval Historical Center)

Ein US-Flugzeugträger im Abwehrkampf gegen japanische Luftangriffe im Pazifik. (USS Arizona Memorial)

Die »HMS Illustrious« der Royal Navy. Viele englische Träger erhielten amerikanische Flugzeuge. (U.S. Naval Aviation Museum)

Trägergestützte Flugzeuge hatten einen großen Anteil an der Ortung und Versenkung deutscher U-Boote. Die Aufnahme zeigt »U-569« beim Angriff durch zwei Grumman TBF/TBM »Avengers« am 22. Mai 1943 im Nordatlantik. Nach zwei Bombentreffern sank das Boot mit einem Teil der Besatzung. (U.S. Navy)

Die Landung auf einem Träger war für die Piloten jedes Mal gefährlich, vor allem, wenn das Flugzeug durch Feindeinwirkung beschädigt oder der Pilot verletzt bzw. erschöpft war. (U.S. Naval Aviation Museum)

US-Jagdflugzeuge vom Typ F4U »Corsair« in Formation. (U.S. Naval Aviation Museum)

Auch bei den amphibischen Landungsoperationen der Alliierten in der Normandie 1944 sowie im Pazifik kamen trägergestützte Flugzeuge erfolgreich zum Einsatz. Bevor die Truppen an Land gehen konnten, schwächten die massiven Angriffe von Jagdflugzeugen und Bombern den Widerstand des Gegners an Land. Hierbei kamen jedoch auch Schlachtschiffe erfolgreich zum Einsatz. Diese beschossen mit ihrer präzisen Artillerie feindliche Stellungen in Koordination mit den Luftangriffen der eigenen Flugzeuge. Wie groß die Bedrohung durch Trägerflugzeuge für den Feind war, bestätigten die japanischen Streitkräfte: Diese setzten ab 1944 Tausende von sogenannten Kamikaze-Flugzeugen ein, um die vorrückenden amerikanischen Trägerflotten aufzuhalten. Hierbei sollten sich die japanischen Piloten in einer Selbstmordmission auf die gegnerischen Flugzeugträger stürzen, um diese zu versenken oder zumindest davon abzuhalten, eigene Flugzeuge zu starten.

 

Das vorliegende Buch behandelt die englischen, amerikanischen und japanischen Trägerflugzeuge des Zweiten Weltkrieges. Hierbei wurden die Flugzeugtypen berücksichtigt, die aktiv an Kampfhandlungen zwischen September 1939 und August 1945 teilgenommen haben. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, auch auf etwaige Prototypen, Testflugzeuge oder Ausbildungsmaschinen einzugehen. Zur ergänzenden Lektüre zum Thema eignen sich die beiden vorhandenen Typenkompass-Publikationen »Flugzeugträger – Flottenträger im Zweiten Weltkrieg: USA, Japan, England« sowie »Geleitflugzeugträger – USA, England, Japan 1939-1945«.

Der Träger »USS Intrepid« nach einem Treffer durch einen Kamikaze-Flieger am 16. April 1945 im Pazifik. (U.S. Navy)

Blick in einen amerikanischen Trägerhangar. (U.S. Department of Defense)

Ein »Ready Room« an Bord des Trägers »USS Intrepid«. Hier wurden die Piloten auf ihre Einsätze vorbereitet. (U.S. Naval Aviation Museum)

Der amerikanische Trägerpilot John Thach, der später Admiral wurde. Die unten links am Cockpit aufgemalten japanischen Flaggen symbolisieren die von Thach abgeschossenen feindlichen Flugzeuge. (U.S. Navy)

Amerikanische Piloten posieren vor einer Grumman F4F »Hellcat« an Bord des Geleitflugzeugträgers »USS Nassau«. (U.S. Naval Aviation Museum)

Einige erfolgreiche Flugzeugmuster wie die hier abgebildete Vought F4U-4 »Corsair« kamen auch während des Koreakrieges (1950-53) zum Einsatz. (U.S. Naval Aviation Museum)

ENGLAND

Fairey »Swordfish« (Torpedobomber, Aufklärer und U-Boot-Jäger)

In den frühen 1930er-Jahren entwickelte die Fairey Aviation Company in Eigeninitiative sowie im Hinblick auf Bestellungen durch Griechenland den Doppeldecker Fairey PV. Der Prototyp TSR 1 ging jedoch 1933 bei einem Unfall verloren. Als das Luftfahrtministerium in London wenig später eine Ausschreibung für ein trägergestütztes Torpedo- und Aufklärungsflugzeug veröffentlichte, baute Fairey mit der TSR 2 ein zweites Exemplar, aus dem die Fairey »Swordfish« (engl. für Schwertfisch) entwickelt wurde. Nach dem Erstflug im April 1934 erfolgte die Serienproduktion, in der bis 1944 insgesamt rund 2.391 Exemplare (Fairey: 691, Blackburn: ca. 1.700) gebaut wurden.

 

Im Zweiten Weltkrieg kam das von zwei bis drei Besatzungsmitgliedern bemannte Flugzeug als trägergestützter Torpedobomber, Aufklärer und U-Boot-Jäger zum Einsatz. Der Antrieb bestand vorwiegend aus einem 690 PS starken Sternmotor vom Typ Bristol Pegasus III. Die Höchstgeschwindigkeit betrug je nach Ausführung 222 bis 246 km/h, die Reichweite bis zu 1.700 km. Die erreichbare Gipfelhöhe lag bei ca. 5.870 m. Die Bordbewaffnung umfasste zwei 7,7-mm-Maschinengewehre. Das erste war ein starres MG, welches synchronisiert durch den Propellerkreis feuern konnte, das zweite war beweglich auf einer Lafette weiter hinten montiert und wurde vom Heckschützen bedient. Zur Bekämpfung von Schiffen führte die »Swordfish« einen 45,7-cm-Torpedo mit. Alternativ konnten unter dem Rumpf bzw. den Tragflächen eine 680-kg-Mine oder verschiedene Bomben vergleichbaren Gewichts oder später auch ungelenkte Raketen gegen Land- und Seeziele angebracht werden. Trotz seines fragilen Erscheinungsbildes, seiner relativ geringen Höchstgeschwindigkeit und seiner schwachen Bewaffnung war der Doppeldecker ein robustes Flugzeug. Im Kampf erwies sich der mit Stoff bezogene Rumpf als sehr vorteilhaft, da die feindlichen Granaten diesen durchschlugen, ohne zu explodieren. Im Krieg kam die »Swordfish« erfolgreich als trägergestützter Torpedobomber, Aufklärer und U-Boot-Jäger zum Einsatz. Dieser Flugzeugtyp war am Angriff auf Tarent gegen die italienische Flotte im Jahre 1940 sowie an der Versenkung des deutschen Schlachtschiffes »Bismarck« ein Jahr später beteiligt. Hinzu kam die Vernichtung mehrerer deutscher U-Boote während der Schlacht im Atlantik.

Flugzeugtyp

»Swordfish« MK II

Länge

10,89 m

Spannweite

13,86 m

Höhe

3,76 m

Antrieb

1 Sternmotor Bristol Pegasus III 9-Zylinder (690 PS)

Höchstgeschwindigkeit

221–246 km/h (je nach Ausführung)

Reichweite

bis zu 1.700 km

Besatzung

bis zu 3 Mann

Gipfelhöhe

5.870 m

Leergewicht

2.145 kg

Fluggewicht

3.419 kg

Bewaffnung

2 x 7,7-mm-MGs; 1 x 45,7-cm-Torpedo; 1 x 680-kg-Mine oder entsprechende Bombenzuladung bzw. Raketen

Eine »Swordfish« wirft einen Torpedo ab. (Michael W. Pocock / MaritimeQuest.com)