Cover

Robert Rosentreter

Deutsche Kriegsschiffe

Die Kaiserliche U-Boot-Flotte bis 1918

Paul Pietsch Verlage

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Einbandgestaltung: Sven Rauert

Bildnachweis: Die zur Illustration dieses Buches verwendeten Aufnahmen stammen – wenn nicht anderes vermerkt ist – vom Verfasser.

 

Eine Haftung des Autors oder des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

 

1. Auflage 2014

 

Copyright © by Motorbuch Verlag,
Postfach 10 37 43, 70032 Stuttgart.

Ein Unternehmen der Paul Pietsch Verlage GmbH & Co. KG

 

Sie finden uns auch im Internet unter www.motorbuch-verlag.de

 

Der Nachdruck, auch einzelner Teile, ist verboten. Das Urheberrecht und sämtliche weiteren Rechte sind dem Verlag vorbehalten. Übersetzung, Speicherung, Vervielfältigung und Verbreitung einschließlich Übernahme auf elektronische Datenträger wie DVD, CD-ROM, usw. sowie Einspeicherung in elektronische Medien wie Internet usw. sind ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages unzulässig und strafbar.

 

Lektorat: Joachim Kuch / Joachim Köster

eBook-Produktion: pagina GmbH, Tübingen // v1

ISBN 978-3-613-31032-2

Hinweise des Verlags

Besuchen Sie uns auch im Web unter:

www.paul-pietsch-verlage.de

Einführung

Wenn vor 150 Jahren jemand prophezeit hätte, dass sich aus den kleinen Tauchvehikeln, die seinerzeit ausprobiert wurden und einen höchst fragwürdigen Kampfwert besaßen, die wichtigste Marine-Waffengattung entwickeln und daraus schließlich die mächtigste Waffe der Seestreitkräfte, ja aller Streitkräfte, hervorgehen würde, hätte man solch einen Wahrsager als Spinner belächelt. Jules Verne war zwar als Erfinder utopischer Geschichten anerkannt, doch in seinem Roman »Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer« erkannte kaum jemand ein reales Zukunftsszenario. Und doch wurden die Träume des Jules Verne noch weit übertroffen, als Atom-U-Boote sogar 40.000 Meilen und mehr in großen Tiefen unter Wasser zurückzulegen vermochten und als Untersee-Super-Schlachtschiffe bald mit Mehrfach-Kernsprengköpfen bestückte Fern-Raketen trugen, deren Vernichtungskraft den Erdball total zerstören und die Menschheit auslöschen konnte. Obwohl nach wie vor einige Länder, nämlich die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China über Atom-U-Boote verfügen, ist nach dem Ende des Kalten Krieges die Gefahr, dass sie jemals eingesetzt werden, allerdings sehr viel geringer geworden.

Die ersten Tauchfahrzeuge waren technisch noch unausgereift und unsicher. Genau so unausgegoren waren die Vorstellungen darüber, was man mit ihnen wie anfangen sollte und könnte. Das traf auch auf die ersten Tauchboote der deutschen Kaiserlichen Marine zu. Sie existierten quasi außerhalb der Seekriegstheorie, die voll auf die Erringung der Seeherrschaft durch den Kampf der Schlachtflotten und den Sieg in einer Generalschlacht fixiert war. Laut dem »Taschenbuch der Kriegsflotten 1912« war für die Kaiserliche Marine lediglich »die Beschaffung von 3 Booten laut Flottengesetz« geplant gewesen, was so nicht den Tatsachen entsprach. Das sonst so präzise Verzeichnis des Kapitänleutnant a. D. Bruno Weyer ist hier höchst ungenau. Aus Mangel an exakten Informationen oder aus Gründen der Geheimhaltung, oder weil man die U-Bootwaffe noch gar nicht für voll nahm?

Deutsche U-Boote im Kieler Hafen 1910, vorne rechts, mutmaßlich S. M. U 21

Die ersten U-Boote der Kaiserlichen Marine wurden jedenfalls schon zwischen 1906 und 1908 in Dienst gestellt. Im Jahre 1910 ist die erste Mini-U-Flottille mit vier Booten formiert worden. Wenige Monate später präsentierten sich acht Boote Seiner Majestät in Danzig. Schließlich gab es bereits 1912 eine U-Flottille mit dem Kreuzer HAMBURG als Führerschiff. Kurz nach Kriegsausbruch 1914 bescherten eher zufällige und sicher nicht vorhersehbare Erfolge der bis dahin ein Nischendasein fristenden U-Boote einen gewaltigen Aufschwung, die neue Waffe erlangte unversehens große Aufmerksamkeit in der Seekriegskunst und rasch einen immer höheren Stellenwert in der Seekriegsführung.

So beginnt die Geschichte der U-Boote eigentlich erst mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges, was besonders für die deutsche U-Bootwaffe zutrifft. England, Frankreich, aber auch Russland, hatten dem U-Bootbau schon seit der Jahrhundertwende größere Aufmerksamkeit geschenkt, wobei es in der Royal Navy gleichzeitig große Vorbehalte gegen die »teuflische Waffe« bzw. die »Waffe der Schwächeren« gab. Trotzdem fuhren und tauchten unter der Seekriegsflagge Großbritanniens zu Kriegsbeginn nicht weniger als 62 Boote. Deutschland lag dagegen mit 42 Booten ein ganzes Stück dahinter. Auch die USA und vor allem Frankreich spielten unter Wasser eifrig mit. Es ist nur schwer zu erklären, wieso viele Experten der großen wie der kleineren Seemächte fast unisono die U-Bootwaffe als unbedeutend einstuften, diese Länder aber trotzdem immer eifriger auch auf diesem Gebiet rüsteten. Jedenfalls waren nur wenige Marinestrategen von der Zukunft der Unterwasser-Waffe überzeugt. Doch man konnte ja nie wissen … Auf gar keinen Fall aber durfte man dem potentiellen, auch nicht dem eventuell möglichen Seegegner irgendeinen Rüstungsvorsprung gestatten, nicht einmal auf einem doch in vielerlei Hinsicht immer noch als fragwürdig geltenden Gebiet. Doch erst der Krieg offenbarte die Wahrheit und führte zu neuen Erkenntnissen.

Ab 1915 liefen in Deutschland U-Boote in rascher Folge vom Stapel und bildeten bald eine eigenständige Waffengattung. Die Kaiserliche Marine verfügte schließlich über die größte und stärkste U-Boot-Flotte der Welt, die mit spektakulären Leistungen auf sich aufmerksam machte. Vor allem deshalb vollzog sich in der Kaiserlichen Marineführung, in der Obersten Heeresleitung, in der Regierung und bei den Spitzen der bürgerlich-konservativen Parteien eine regelrechte Umkehr in der Einschätzung der Untersee-Waffe und der an sie geknüpften Erwartungen. Von der totalen Unterschätzung oder Nichtachtung, ja sogar der Bespöttelung, wurde die U-Boot-Waffe, je länger das Völkermorden dauerte, zu einem unverzichtbaren, schließlich sogar einzigen Hoffnungsträger auf den Sieg in dem bereits so gut wie verlorenen Krieg. Wenn Wilhelm II. einst schwadroniert hatte, dass Deutschlands Zukunft auf dem Wasser läge, so klang das 1916/17, als die Forderungen von Militärs und Politikern nach einem totalen U-Bootkrieg immer lauter wurden, eher nach einer Zukunft des Kaiserreiches sozusagen nur noch unter dem Wasser.

Am Ende standen aber die Niederlage des Reiches und die Auslieferung der Flotte, darunter aller U-Boote, an die Ententemächte. Deutschland durfte keine U-Boote mehr besitzen und künftig auch keine mehr bauen. Diese bedingungslose Festlegung der Siegermächte bewies im Nachhinein, welchen Respekt sie gerade vor dieser Waffe hatten und wie sehr sie sich durch sie in ihrer Existenz bedroht fühlten.

Damit endete das erste große Kapitel der Geschichte der U-Boote als Waffe des Seekrieges. Und in diesem Krieg hatte die Untersee-Flotte der Kaiserlichen Marine die bedeutendste Rolle gespielt, die meisten Erfahrungen gesammelt und wichtige Erkenntnisse gewonnen – allerdings auch die größten Opfer gebracht.

U-Boot beschießt feindliche Küste, was so kaum vorkam. Stöwer-Gemälde.

Teil 1: Entwicklungen und Erfindungen