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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 10

 

Allianz der Verlorenen

 

Der Kampf gegen den Generex – und die Mission der Todgeweihten

 

Rüdiger Schäfer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

In der fernen Galaxis Anthuresta leben die Nachkommen von Menschen, die einst in das Stardust-System ausgewandert sind. In schier unglaublicher Ferne entwickelt sich eine neue Menschheit mit eigenen Visionen und Träumen.

Als Perry Rhodan im Mai 1513 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ins Stardust-System reist, erwartet er eine Routinemission. Doch gleich zu Beginn der diplomatischen Reise muss der Terraner erkennen, dass die Stardust-Menschheit vor einer monströsen Bedrohung steht.

Eine mysteriöse Macht aus der Vergangenheit erwacht und macht mobil. Der geheimnisvolle Generex, der bereits vor 180.000 Jahren den Krieg in den Kugelsternhaufen Far Away brachte, will sein altes Sternenreich neu errichten. Er schickt die sogenannten Amöbenraumer, und diese greifen Welten an, auf denen Menschen siedeln.

Monströse Hinterlassenschaften erwachen in der aktuellen Zeit zu neuem, unheilvollem Leben: Auf geheimnisvollen Rüstungsplaneten werden Klonsoldaten gezüchtet, dann bricht eine furchtbare Krankheit aus, gegen die es kein Heilmittel gibt.

Nur Perry Rhodan hat eine Chance, die Seuche zu überleben – weil er einen Zellaktivator trägt. Doch der Terraner hilft der Stardust-Menschheit und steht an der Seite der ALLIANZ DER VERLORENEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner ist auf der Rüstungswelt des Generex im Einsatz.

Eritrea Kush – Die Admiralin kämpft gegen die Flotte der Amöbenschiffe.

Assant Delgo – Der Stardust-Terraner trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Anthur – Der Diener des Generex schließt letzte Vorbereitungen ab.

1.

An Bord der ZUMA

17. Juni 1513 NGZ

 

Assant Delgo fixierte die holografische Zeitanzeige über der Ausgabetheke und versuchte abzuschätzen, wann sie auf die nächste volle Minute sprang.

03.42 Uhr.

Wenn man sich bewusst darauf konzentrierte, konnte eine Minute sehr lang sein. Sechzig kleine Augenblicke wie Perlen an einer Kette aufgereiht. Zehn bis fünfzehn Atemzüge, fünfzehn bis dreißig Lidschläge, rund siebzig Doppelschläge seines Herzens. Im Vergleich zum Alter eines Sterns oder gar des Universums eine geradezu lächerliche Zeitspanne, doch für Assant Delgo war jede Minute ein Schritt näher heran an den Abgrund.

Die Tatsache, dass er auf seinem Weg nicht allein war, hatte nichts Tröstliches. Im Gegenteil. Dass es den anderen nicht besser erging als ihm selbst, machte ihm die Aussichtslosigkeit der Lage nur bewusster. Er war Teil einer Gemeinschaft, die das Wichtigste verloren hatte: Hoffnung.

03.43 Uhr.

Eine weitere Minute war verstrichen. Sinnlos. Ereignislos.

Die Stille in der Offiziersmesse legte sich wie ein Leichentuch über sein Gemüt. Vielleicht sollte er das tun, was bereits mehrere Mitglieder des Wartungsdienstes getan hatten. Sie hatten die Sicherheitsschaltungen der Medizinischen Selbstversorgung umgangen, sich irgendwelche Injektionspflaster besorgt und verabreicht. Angeblich waren sie friedlich eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Die Geschichte hatte sich rasend schnell unter der Besatzung der ZUMA verbreitet.

Eine offizielle Meldung dazu gab es nicht. Allerdings hatte Kommandantin Dunhill während der letzten Borddurchsage eindringlich zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Ruhe und Besonnenheit! Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte Assant laut gelacht.

Er griff nach dem Becher mit Fruchtsaft, der vor ihm auf dem Tisch stand, und führte ihn an die trockenen Lippen, bevor er merkte, dass er längst leer war. Einige verbliebene Tropfen Flüssigkeit rollten über den Becherrand in seinen Mund, benetzten seine Zunge.

Orange, schoss es ihm durch den Kopf. Mit einem Schuss Mango und Zitrone.

Wenn man bedachte, dass diese Früchte ihren Ursprung auf einem Planeten hatten, der mehr als 660 Millionen Lichtjahre von Far Away entfernt war, kam man unweigerlich ins Grübeln. Seine Ururgroßeltern, Bewohner des Planeten Erde, hatten diese unglaubliche Entfernung vor über 150 Jahren überbrückt und sich hier, im Halo der Ringgalaxis Anthuresta, eine neue Heimat geschaffen. Nun sah es so aus, als stünde diese kurz vor dem Untergang, als würde das Schicksal der Stardust-Menschheit nicht mehr als eine Fußnote im großen kosmischen Buch der Geschichte werden.

Die Zeitanzeige sprang auf 03.44 Uhr. Assant überlegte kurz, ob er sich einen weiteren Becher Saft holen sollte, entschied sich aber dagegen.

In weniger als vier Stunden begann sein Dienst im Maschinenraum, und er war todmüde.

Wann hatte er zum letzten Mal geschlafen? Er dachte angestrengt nach, doch er konnte sich nicht erinnern. Die Tage nach der erfolgreichen Rettungsmission auf Uricell – einer vergleichsweise winzigen Kolonie, die nur vierzig Lichtjahre vom Stardust-System entfernt lag – vermischten sich in seinem Verstand zu einem zähen Brei, dem er keine konkreten Ereignisse oder Zeitpunkte zuordnen konnte.

Nachdem die Kommandantin darüber informiert hatte, dass sie sich alle mit einem ebenso seltenen wie tödlichen Virus angesteckt hatten, waren das Schiff und seine Besatzung in eine Art Dämmerzustand gefallen – und bei Assant hielt dieser Zustand noch immer an.

Er hatte erwogen, zu einem der Psycho-Docs zu gehen, es dann aber sein lassen. Die Ärzte an Bord waren genauso betroffen wie alle anderen. Sie würden sterben; die einen früher, die anderen später. Daran änderte auch der Wirkstoff nichts, den sie inzwischen von diesem Ara bekommen hatten. Die Mediziner hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass das Zeug den Krankheitsverlauf nur verlangsamte. Eine Heilung gab es nicht.

Die Symptome der Infektion waren vielfältig. Einige seiner Kollegen hatten bislang lediglich mit einem trockenen Husten zu kämpfen. Andere klagten über Kopf- und Gliederschmerzen. Drei Mitglieder des Schleusenpersonals lagen mit lebensbedrohlichen Symptomen auf der Medostation im künstlichen Koma. Sicher wusste er das aber nicht, und eine entsprechende Anfrage an seinen Führungsoffizier war mit nichtssagenden Phrasen beantwortet worden.

Allen Betroffenen gemein war eine generelle Erschöpfung, die sich auch mit Schlaf nicht bekämpfen ließ. Die Gesichter, in die Assant während der letzten Tage geblickt hatte, waren ausnahmslos von blasser Haut, eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen gezeichnet gewesen.

Bei der Vorstellung, dass in diesem Moment überall in seinem Körper Milliarden von Viren dabei waren, seine inneren Organe aufzulösen, wurde ihm schlecht. Nach Ansicht der Ärzte war die Beliebigkeit, mit der der Erreger dabei vorging, der Grund für die Vielfalt möglicher Symptome. Sie richteten sich nach dem Ort, an dem die Viren mit ihrem zerstörerischen Werk begannen.

Das Flottenkommando hatte nichts verschwiegen und die Lage in diversen Trivid-Sendungen so düster dargestellt, wie sie nun einmal war. Einige der Informationen waren sogar von Admiralin Eritrea Kush höchstpersönlich übermittelt worden.

Zuerst hatte Assant dem sogenannten Generex die Schuld an allem gegeben: einem durchgeknallten Jaroc, dessen Plan, sein privates Sternenreich zu errichten, vor 180.000 Jahren gescheitert war. Irgendwie hatte dieser Irre überlebt und versuchte es nun noch einmal. Um Platz für seine Soldaten zu schaffen, die gegen das Virus immun waren, hatte er sich das Ziel gesetzt, Far Away von jeglichem intelligenten Leben zu säubern, vor allem von der Stardust-Menschheit.

Dann hatte sich Assants Zorn auf Anthur verlagert, einen Stardust-Terraner und ehemaligen TALIN-Jäger, der dem Generex dabei half, diesen barbarischen Völkermord zu begehen. Er hatte eine auf dem Planeten Jaroca deponierte Phiole mit dem Virus an sich gebracht und das Unheil damit in Gang gesetzt. Was ihm sein Herr für diesen unbegreiflichen Verrat an der eigenen Spezies als Belohnung versprochen hatte, wusste niemand.

Nicht einmal Perry Rhodan, den Assant am Ende seiner Überlegungen als den eigentlichen Auslöser allen Übels identifizierte. Mit seiner Ankunft im Stardust-System hatte alles begonnen. Nicht zum ersten Mal schien der unsterbliche Terraner die größenwahnsinnigen Widerlinge dieses Universums geradezu magisch anzuziehen. Warum war er nicht in der Milchstraße geblieben? Hatte er dort nicht genug Probleme zu lösen?

Irgendwann hatte Assant begriffen, dass die Frage nach der Verantwortung für ihn und sein weiteres Schicksal keine Bedeutung besaß. Sein Tod war beschlossene Sache. Das Schicksal hatte ihm die Faust entgegengestreckt und er hatte das kürzeste Streichholz gezogen. Er hatte in seinem Leben noch nie besonders viel Glück gehabt, aber das erschütterte selbst ihn.

Viele seiner Kollegen an Bord hatten damit angefangen, Holo-Aufzeichnungen für Familie und Freunde anzufertigen. Am Anfang hatte Assant sie belächelt. Sentimentalität war für ihn stets eine Form von Schwäche gewesen. Es dauerte eine Weile, bis er sich eingestand, dass er seine Einsamkeit nur deshalb zur Tugend erhob, weil ihm nichts anderes übrig blieb.

Mit seinen 115 Jahren stand er in der Blüte seines Lebens. Weil er sich schon als Kind für alle Arten von Technik interessierte, hatte er sich nach der Schule am SIT, dem Stardust Institute of Technology, beworben und war angenommen worden. Fünf Jahre später verließ er die renommierte Forschungsanstalt als diplomierter Hochenergie-Ingenieur.

Er war ein Einzelkind, und seine Eltern hatten ihm stets das Gefühl gegeben, nur geduldet zu sein. Also zögerte er nach dem Abschluss seiner Ausbildung nicht lange, nahm sich ein kleines Appartement in Stardust City und träumte davon, reich und erfolgreich zu sein.

Das war etwas, das er sehr gut konnte: träumen! Die Welt, die er sich in seinen Gedanken schuf, gefiel ihm besser als die Welt, die er außerhalb seines Kopfes vorfand. Im Traum war er der Mann, der er sein wollte: klug, schlagfertig, gut aussehend, von allen geliebt und geachtet. In der Realität dagegen schaute er sich stundenlang mittelmäßige Holoserien an, brachte in Gegenwart einer hübschen Frau kaum einen vollständigen Satz heraus, und aus dem Spiegel starrte ihm ein Durchschnittsgesicht mit fliehender Stirn und Adlernase entgegen.

Die Entscheidung, sich für die Flotte zu melden, traf er eher aus einer Laune heraus. Vielleicht hatte er damals geglaubt, dass das Leben an Bord eines Raumschiffs tatsächlich das große Abenteuer war, als das es in den Holoserien und Trivid-Programmen immer dargestellt wurde. Wie so häufig irrte er sich.

Aber er fand seine Nische, einen Platz, an dem er das tat, was er am besten konnte: unbedeutend sein. Er verrichtete seine Arbeit, reparierte Fusionsmeiler und Energieweichen, verbrachte endlose Stunden in Wartungsschächten und Maschinenräumen, und redete sich den Rest der Zeit ein, dass das gar nicht so schlecht war. Welches Leben war schon perfekt?

Es dauerte zehn Jahre bis zur ersten Beförderung, weitere fünfzehn bis zur zweiten. Der Sold war nicht üppig, aber er reichte aus. Assant musste sich um niemanden kümmern, außer um sich selbst.

Seine erste wirkliche Beziehung hatte er mit 52. Sie hielt genau drei Monate, bis Amy ihm an einem verregneten Sonntagmorgen eröffnete, dass das mit ihnen beiden nur ein bedauerliches Missverständnis gewesen war. Danach hatte er sich tagelang in seiner Wohnung verkrochen und war nicht zur Arbeit erschienen. Der Eintrag in seiner Personalakte und die 250 Stunden Strafdienst schmerzten dabei nicht einmal halb so sehr wie sein gebrochenes Herz.

Die nächsten vierzig Jahre verbrachte er an Bord diverser Raumschiffe der Stardust-Flotte, schaffte es sogar bis zum Sergeant. Es war eine Zeit, in der er sich immer öfter fragte, an welchem Punkt seines Lebenswegs er die falsche Abzweigung genommen hatte. Irgendwann lernte er zu akzeptieren, dass ihm das Schicksal keinen Platz auf der Bühne, sondern in einer der letzten Reihen des Zuschauerraums zugedacht hatte und er nichts daran ändern konnte.

Die Versetzung zur ZUMA verdankte er einem dummen Zufall. Auf dem Weg von einem technischen Seminar zurück nach Hause war er so in Gedanken versunken gewesen, dass er einen heranrasenden Gleiter auf der Avenida Reginald Bull übersah. Das Fahrzeug streifte ihn an der Schulter. Der Medoroboter des herbeigerufenen Notfallteams diagnostizierte einen doppelten Schlüsselbeinbruch und wies Assant über Nacht in die Whistler-Klinik ein.

Zwei Stunden später betrat ein hochgewachsener Mann mit kurzen, dunklen Haaren und breitem Grinsen sein Krankenzimmer und stellte sich als Alexandre Heckly vor. Er eröffnete Assant, dass er der Chefingenieur des Schweren Kreuzers ZUMA war – und der Pilot des Gleiters, der ihn angefahren hatte.

Heckly war einer jener seltenen Menschen, die jeder auf Anhieb sympathisch fand. Er lächelte viel und lachte noch öfter. Seine burschikose Art war beunruhigend und anziehend zugleich. Dabei wirkten seine Freundlichkeit und sein Charme jederzeit natürlich.

Sie kamen ins Gespräch, und als Heckly erfuhr, dass Assant wie er am SIT studiert hatte und Ingenieur war, fragte er ihn, ob er nicht für ihn arbeiten wolle. Er suche immer gute Techniker für sein Team, und sein Gefühl sage ihm, dass er gerade einen vor sich habe. Außerdem, so fügte er hinzu, war das Risiko, von einem Gleiter getroffen zu werden, an Bord der ZUMA ziemlich klein.

Assant überlegte nicht lange. Eine Woche später hielt er den Einsatzbefehl und die entsprechenden Versetzungspapiere in den Händen. Die ZUMA sollte in Kürze zu einer längeren Erkundungsmission in die Randgebiete von Far Away starten, und er würde mit dabei sein.

Mit dem Schweren Kreuzer hatte er es nicht schlecht getroffen. Alexandre Heckly empfing ihn wie einen alten Kumpel, und auch die Mitglieder seines Teams hießen ihn freundlich willkommen. Gemeinsam mit drei weiteren Männern war Assant zunächst für die Instandhaltung der beiden Nugas-Schwarzschild-Hauptkraftwerke im oberen Polbereich des Kugelraumers zuständig. Später übertrug ihm Heckly die Aufsicht über die sechs Gravotron-Feldtriebwerke.

Das alles war vor fast zehn Jahren gewesen. Alexandre Heckly war längst nicht mehr an Bord. Man hatte ihn zum Leiter der Flottenakademie auf Aveda gemacht, einer Eliteschmiede, die sich um den Offiziersnachwuchs kümmerte. Assant dagegen brachte nicht einmal die Energie auf, sich auf Hecklys Posten zu bewerben. Der Job des Chefingenieurs erschien ihm mit zu viel Verantwortung verbunden. Außerdem war er nicht besonders gut darin, anderen Befehle zu erteilen, geschweige denn darauf zu achten, dass sie korrekt ausgeführt wurden.

Also blieb er, wo er war. Es gefiel ihm auf der ZUMA. Solange er seine Arbeit erledigte, ließ man ihn in Ruhe. Er pflegte ein paar oberflächliche Freundschaften und beschäftigte sich in der Hauptsache mit seinen Holoserien. So hätte es nach seinem Empfinden ewig weitergehen können, doch dann kam der Einsatz auf Uricell.

Das Amöbenschiff, das die Kolonie angeflogen und dort das Virus freigesetzt hatte, war während der Evakuierung der Siedler rätselhaft passiv geblieben. Erst später war den Verantwortlichen klar geworden, dass es den Kreuzer nur aus einem Grund nicht angegriffen hatte: Anthur wollte sicherstellen, dass sich der Erreger so schnell wie möglich in Far Away verbreitete, und die Menschen an Bord der ZUMA waren dafür die beste Voraussetzung.

03.58 Uhr.

Wie viel Zeit blieb ihm? Laut den Medizinern zwei, drei, im besten Fall vier Wochen. Noch fühlte er sich einigermaßen gut. Sein Kopf schmerzte, aber das konnte auch der Schlafmangel sein. Es gab viele an Bord des Schiffes, denen es deutlich schlechter ging.

Die letzte Durchsage der Kommandantin war noch keine Stunde her. Die ZUMA hatte einen dringenden Funkspruch und eine Bitte von Flottenadmiralin Eritrea Kush empfangen. Daraufhin hatten die Führungsoffiziere entschieden, ihre Besatzungen über den Wunsch Kushs abstimmen zu lassen. Der ursprüngliche Befehl lautete, ins Stardust-System zurückzukehren und in sicherer Entfernung zu Aveda abzuwarten. Die ZUMA war ein Quarantäne- oder auch Seuchenschiff, und niemand durfte sie verlassen.

Es war keine große Überraschung gewesen, dass sich fast alle Beteiligten dafür entschieden hatten, der Bitte der Admiralin zu entsprechen. So ziemlich alles war besser, als untätig herumzusitzen und auf den Tod zu warten.

Mühsam erhob sich Assant, ging zur Ausgabetheke hinüber und stellte den leeren Becher in eine der Wandnischen. Dann verließ er die Messe und schlug die Richtung zu den Wohnbereichen ein. Vielleicht fand er ja doch noch die ein oder andere Stunde Schlaf.

2.

An Bord der FUNKENREGEN

17. Juni 1513 NGZ

 

Zum ersten Mal sah Perry Rhodan das System der roten Zwergsonne Jar in einer umfassenden schematischen Darstellung. Bis vor wenigen Minuten hatte der Stern mit seinen elf Begleitern noch keinen offiziellen Namen gehabt. Dann hatte Admiralin Eritrea Kush von ihrem Vorrecht als Oberbefehlshaberin der Stardust-Flotte Gebrauch gemacht und die Sonne Jar getauft – nach dem zweiten Planeten Jaroca, den der Terraner bereits in schlechtester Erinnerung hatte.

Nicht besonders kreativ, aber zweckmäßig, dachte Rhodan und studierte die auf den diversen Holos angezeigten Daten.

In der Zentrale der FUNKENREGEN waren sämtliche Stationen doppelt besetzt. Carola Exashan, die Erste Pilotin, hatte den Schweren Kreuzer behutsam an den Bahnen der beiden äußeren Planeten vorbeigeführt und hielt nun auf die neunte Welt zu, einen Gasriesen, der hauptsächlich aus molekularem Wasserstoff sowie atomarem Helium und Methan bestand. Damit ähnelte seine Zusammensetzung der des Uranus im Solsystem, wobei Jar 9 mit einem Durchmesser von 96.000 Kilometern fast doppelt so groß war.

»Reaktionen?«, fragte Eritrea knapp.

»Keine, Admiralin«, meldete Captain Patrick Dirmio, der Kommandant der FUNKENREGEN. »Unsere Bordpositronik steht in permanenter Verbindung mit den Rechnern der übrigen Schiffe. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden haben wir einundfünfzig Amöbenraumer identifiziert, die ihre Positionen unverändert halten und eine Art Kugelschale um den dritten Planeten bilden.«

»Die Depot- und Rüstungswelt des Generex«, sagte Rhodan leise. Er saß neben Eritrea in einem Sessel und verfolgte das Geschehen auf den diversen Holos.

»Sie wissen, dass wir kommen«, stellte Tippatz, Leiter der Funk- und Ortungsabteilung, fest. Der Ara drehte den kahlen Schädel ein wenig zur Seite und justierte ein paar Kontrollen auf seiner Steuerkonsole. »Das war zu erwarten.«

»Stehen wir in Verbindung mit dem Flottenkommando?«, wollte Eritrea wissen.

»Ja«, antwortete Dirmio. »Man hat dort nach Auswertung aller Messdaten ein paar Szenarios erarbeitet, die allerdings nicht besonders vielversprechend erscheinen. Ein direkter Angriff auf Tark wäre Selbstmord.«

»Habe ich einen direkten Angriff befohlen?«, fragte die Admiralin scharf.

Der Kommandant zuckte zusammen. »Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur ...«