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Eine alte Seemannskiste

»Smelly fishbone! Zu blöd, dass die Kiste nicht durch das Gully-Loch gepasst hat! Jetzt müssen wir sie über den Fluss in den Kanal bringen«, rief der Olchi-Detektiv Mister Paddock. Er saß mit seinem Gehilfen Dumpy auf einer Holztruhe, die in der Themse schwamm. Wie auf einem Floß schipperten sie den Fluss entlang und paddelten mit zwei Brettern vorwärts.

»So macht es doch viel mehr Spaß«, sagte Dumpy.

»Aber Mister Hideaway hat mich um höchste Geheimhaltung gebeten!«, rief Paddock. »Und so kann uns ja jeder sehen.« Hideaway war der Chef des Geheimdienstes P.S.T., mit dem Paddock oft zusammenarbeitete. P.S.T. stand für Professional Spy Team.

Vom Ufer winkte ihnen ein Kind zu, und Dumpy winkte freundlich zurück. »Na und? Die Leute sehen ja nicht, auf was genau wir hier sitzen.«

Endlich erreichten sie eine Kanalöffnung am Flussufer.

Dumpy sprang mit einem Satz in die Abwasserröhre hinein und zog seinen Chef mit der Truhe hinterher. Zusammen schleppten sie das hölzerne Ungetüm durch die Kanäle bis zu ihrem Gully-Büro tief unter den Straßen Londons.

»Was bringt ihr denn da mit?«, rief Fritzi, ihre Praktikantin.

»Unseren neuen Detektiv-Fall«, sagte Paddock. »Das ist die Seemannskiste des berühmten englischen Piraten Francis Drake. Er war im Auftrag der Königin auf den Weltmeeren unterwegs, vor mehr als vierhundert Jahren!«

»Wow«, staunte Fritzi. »Und wo habt ihr die her?«

»Von Mister Hideaway. Die Truhe war lange Zeit verschollen und ist jetzt auf einem Flohmarkt wieder aufgetaucht. Der Händler wusste gar nicht, was er da verkauft …«, erzählte Paddock.

»Aber der Geheimdienstchef hat es sofort gewusst!«, rief Dumpy. »Und er glaubt, dass der Piratenkapitän Drake irgendwo einen Schatz vergraben hat!«

Paddock nickte. »Hideaways Leute haben die Kiste genau unter die Lupe genommen, um einen Hinweis auf das Piratengold zu finden – leider ohne Erfolg. Nun haben sie keine Idee mehr, wo sie noch danach suchen können. Mister Hideaway hofft, dass wir etwas entdecken, das seine Leute übersehen haben …«

»Wir gehen also auf Schatzsuche?«, fragte Fritzi.

»Exactly!«, rief Paddock. Er öffnete das Schloss der Seemannskiste und klappte den Deckel auf.

Dumpy, Fritzi und Paddock schauten neugierig hinein.

Ein Fernrohr, ein Kompass, ein zerfleddertes Buch und eine flache Holzschachtel lagen auf dem Boden der Kiste.

»Besonders viel ist ja nicht übrig von Drakes Sachen.« Dumpy nahm das Fernrohr heraus und hielt es vor sein Glupschauge. »Boggy sock! Die Spinnen an unseren Wänden sind riesig!«

»Sieh mal, Fritzi, der Kompass funktioniert sogar noch«, sagte Paddock und gab ihn ihr vorsichtig.

Dumpy legte das Fernrohr zurück und griff nach dem Buch. Jemand hatte alle Seiten mit der Hand vollgeschrieben. »Das ist das Tagebuch von Francis Drake aus dem Jahr 1581!«, rief Dumpy. »Vielleicht steht da ja auch drin, wo er den Schatz vergraben hat …«

»No«, sagte Paddock. »Leider nicht. Mister Hideaways Leute haben es von vorne bis hinten durchgelesen.«

Enttäuscht legte Dumpy das Buch zur Seite. »Und was ist das hier?« Er zog die kleine Holzschachtel aus der Seemannskiste.

»Der Geheimdienst glaubt, dass es ein Spiel ist. Man kann die Schachtel aufklappen und hat innen den Spielplan: eine Karte von London, wie es damals aussah«, erklärte Paddock.

»Also genauso wie bei einem uralten Monopoly?«, fragte Dumpy.

»Well, maybe … Leider gibt es keine Anleitung.«

»Schade«, sagte Dumpy. »Aber vielleicht kriegen wir ja raus, wie es funktioniert!« Kleine Bilder schmückten den Spielplan, und an die Ränder oben und links waren Zahlen gemalt. Dumpy zeigte auf eine Tierzeichnung. »Ein Reh …«

»Da ist eine Kanone.« Fritzi deutete auf ein anderes Bild.

»Und ein Stück von einer Treppe«, sagte Dumpy. »Vielleicht muss man so lange würfeln, bis man die genaue Zahl der Treppenstufen hat. Dann darf man die Kanone abfeuern und gewinnt einen Besuch beim Reh im Wildpark …«

»Wir sollen kein altes Spiel erklären, sondern einen Piratenschatz finden«, sagte Paddock.

»Ihr sucht einen Piratenschatz?«, riefen zwei Kinderstimmen von Fritzis Computermonitor. Sie gehörten den Olchi-Kindern. Sie hatten aus Professor Brauseweins Labor in Gammelsberg übers Internet eine Verbindung hergestellt.