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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2085

 

Kintradims Heim

 

Der Gefangene des Drachen – drei Menschen wollen zum Architekten

 

von Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Bei ihrer Reise durch Raum und Zeit hat die Besatzung der SOL einige Erkenntnisse über Thoregon erhalten, die den Menschen in der Milchstraße mit einiger Sicherheit nicht bekannt sind. So haben sich die Terraner zwar dieser kosmischen Koalition angeschlossen, wissen aber nicht, dass bereits vor 18 Millionen Jahren ein Thoregon-Versuch komplett vernichtet wurde – ein Schicksal, das der Menschheitsgalaxis ebenfalls drohen könnte.

Aus diesem Grund sucht Atlan, unter dessen Kommando die SOL steht, nach weiteren Informationen. Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei Mohodeh Kascha ein, einer der Ritter von Dommrath, der in der fernen Galaxis Wassermal ebendiese Informationen erlangen konnte. Aber leider ist der letzte Kimbaner auf dem Planeten Clurmertakh verschollen.

Im März 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung beginnt Atlan deshalb mit einer kleinen Einsatzgruppe damit, den Ritter zu suchen. Die Galaktiker erreichen die mysteriöse Dunkle Null auf dem Planeten, die sich als merkwürdiges Gebilde namens ZENTAPHER entpuppt. Der Innenraum des Gebildes ist größer als sein Außenvolumen, und in seinen Wolken schweben zudem Hunderttausende sogenannter Kabinette, teilweise bevölkert und mit großen Maschinen ausgestattet.

In ZENTAPHER stoßen Mondra Diamond, Trim Marath und Startac Schroeder auf eine Spur, die zu einem ganz speziellen Kabinett führt: direkt zu KINTRADIMS HEIM …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Inkaty Chirpagnon – Der Handelskanzler der Kergorah ist der schlimmste Feigling seines Volkes.

Mondra Diamond – Die ehemalige TLD-Agentin leitet den Einsatz, der zu Kintradims Heim führen soll.

Trim Marath – Der Para-Defensor fürchtet sich vor dem Erscheinen seines »dunklen Zwillings«.

Startac Schroeder – Der Teleporter setzt seine Gaben nutzbringend ein.

Wircen La'm Uvaru – Der Instinktkrieger sucht einen Haushofmeister für den Architekten.

1.

Vergangenheit

Der Verräter ist der Sieger

 

Feigheit hat einen Namen: Inkaty Chirpagnon.

Niederträchtigkeit, Gemeinheit und Ehrlosigkeit haben denselben Namen. Inkaty Chirpagnon vereinigte alle diese negativen Eigenschaften in sich.

Er wusste es selbst, tat aber nichts dafür, sich zu bessern. Wozu sollte er sich auch ändern? Auf seine Art war er doch so erfolgreich und hatte es weit gebracht im Leben. Er hatte durch Kriechertum, Intrigen und Verschlagenheit die einflussreiche Position eines Handelskanzlers erreicht und war damit zu einem der mächtigsten Kergorah geworden.

Und nun missbrauchte er diese Macht, um sein Volk im Stich zu lassen und sein eigenes Leben zu retten. Inkaty Chirpagnons Volk war ohnehin verloren. Der Feind kam ihm immer näher. Es gab für die wenigen Millionen noch Lebenden keine Rettung. Aber es gab für Inkaty Chirpagnon die Chance, sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Er wollte nicht sterben, fürchtete Schmerz und Tod mehr als ewige Verdammnis. Lieber ein lebender Jämmerling als ein toter Held.

Inkaty Chirpagnon fand für seine Handlungsweise keine Ausreden, akzeptierte sie einfach. Sein Leben wäre es ihm sogar wert gewesen, dass sein ganzes Volk dafür zahlen müsste.

Es war alles aus. Dies war das Ende.

Der übermächtige Feind hatte das gesamte Kergorah-Sternenreich zerschlagen. Sonnensystem um Sonnensystem war erobert und vernichtet worden. Ohne Ausnahme. Der Feind war unerbittlich. Er machte keine Gefangenen, zeigte kein Mitleid mit den Schwachen und den Hilflosen. Der Feind hatte offensichtlich die Absicht, alles kergorahische Leben auszulöschen.

Die letzten paar Millionen Kergorah hatten sich schließlich zu ihrer Ursprungswelt Kergo zurückgezogen. Kergos Koordinaten galten als streng gehütetes Geheimnis. Nicht einmal die Kommandanten der zersprengten Flotteneinheiten kannten sie. Die Koordinaten von Kergo waren nicht einmal in den Steuerzentren der Kriegsschiffe gespeichert, damit sie dem Feind nicht in die Hände fallen konnten.

Und doch kam der Feind immer näher. Die Schlinge um die letzten Kergorah zog sich unerbittlich immer enger.

Inkaty Chirpagnon hatte seine Vorbereitungen bereits lange getroffen. Das kleine Kurierschiff stand startbereit in einem versteckten Hangar. Die fünfköpfige Mannschaft war jederzeit abrufbereit: fünf ausgesuchte Personen, alle vom Schlage Inkaty Chirpagnons. Er wusste, dass sie nicht zu ihm standen, weil sie sich ihm in Treue und Ehre verpflichtet fühlten. Sie waren so egoistisch wie er, und jeder von ihnen würde über die Leiche eines jeden anderen gehen. Aber gerade deswegen, weil jeder auf sich selbst bedacht war, konnte sich Inkaty Chirpagnon darauf verlassen, dass sie seine Fluchtpläne nicht an andere Kergorah verraten würden.

Inkaty hielt es auf Kergo nicht mehr aus. Er war nur noch ein zitterndes, angstschlotterndes Nervenbündel. Und darum gab er seinen Leuten das verabredete Zeichen, und sie fanden sich im getarnten Hangar ein. Zehn Minuten später startete das Kurierschiff, ohne dass man es aufzuhalten oder abzuschießen versuchte. Denn die Kergorah vermieden alles, was die Aufmerksamkeit des Feindes auf ihr Versteck lenken konnte. Sie wagten es nicht einmal, die Fernorter einzusetzen, um die Truppenbewegungen des Feindes zu beobachten. Deshalb ahnten sie nicht einmal, wie schlecht es bereits um sie stand. Nur der umsichtige Handelskanzler wusste es: Er hatte insgeheim die Fernortungssatelliten genutzt und erkannte, wie schlimm die Lage des Volkes war.

Inkaty Chirpagnon erreichte mit seinen fünf Gleichgesinnten ungehindert den freien Weltraum. Das Kurierschiff ging auf eine kurze Überlichtetappe. Nach der Rückkehr in den Standardraum befahl Inkaty, die Lage durch Fernortung auszukundschaften.

Der Weltraum wimmelte überall nur so von Feindschiffen. Die beiden Mutterschiffe waren Kergo bereits bis auf dreißig Lichtjahre nahe gekommen. Es konnte nur Tage dauern, bis das Versteck seines Volkes gefunden wurde.

»Als nächstes legen wir eine Etappe über hundert Lichtjahre ein«, beschloss Inkaty. »Damit bringen wir uns erst einmal in den Rücken des Feindes. Danach sehen wir weiter.«

Der Handelskanzler besaß noch recht unklare Vorstellungen darüber, wo sie Zuflucht suchen sollten. Er wusste nur, dass es sich um einen Sternensektor handeln musste, den der Feind längst schon entvölkert hatte. Nur dort konnten sie ein höchstes Maß an Sicherheit finden.

Als das Kurierschiff in den Normalraum zurückfiel, gellte augenblicklich der Alarm durchs Schiff. »Zehn feindliche Einheiten voraus!«, meldete der Orter.

Inkaty ließ sofort wieder beschleunigen und diesmal eine Überlichtetappe von 200 Lichtjahren vornehmen. Das musste sie in sicheres Terrain ohne Feindkontakt bringen.

Doch dem war nicht so. Bei der nächsten Etappe tauchten schon wieder die feindlichen Einheiten in ihrem Ortungsbereich auf.

»Was für eine verhängnisvolle Fügung!«, jammerte Inkaty Chirpagnon. »Wie ist es möglich, dass wir den Feind nicht abhängen können?«

»Ganz einfach«, sagte der Navigator. »Sie haben wohl mit ihren Hyperraum-Spürern unsere Spur aufgenommen und können uns überallhin folgen.«

Als das Kurierschiff diesmal beschleunigen wollte, um erneut in den Hyperraum einzutauchen, konnte es nicht mehr die dafür erforderliche Geschwindigkeit erreichen. Die zehn Feindschiffe stoppten es mittels Fesselfeldern. Sie näherten sich ohne Eile und umzingelten es.

Inkaty ließ sämtliche Schutzfelder auf Höchstleistung hochfahren. Aber die Feinde hüllten das kleine Raumschiff in ein mächtiges gleißendes Energiefeld, unter dem die Schirmfelder zusammenbrachen. Als das letzte Schirmfeld flackernd erlosch, desaktivierten die Fremden ihre Energiewerfer.

Nun war das kleine Kurierschiff völlig ohne Schutz. Inkaty Chirpagnon schloss mit dem Leben ab. Er war starr vor Angst, zeterte und schrie, heulte und wimmerte.

Doch es wurde noch schlimmer. Bläuliche Energiefinger griffen von den Feindschiffen zu dem kleinen Boot herüber. Sie sahen aus wie Energiepeitschen, die sich schlangengleich wanden. Und wo sie die Hülle des Kurierschiffes trafen, entstanden ausgezackte Risse. Diese Risse verbreiteten sich blitzartig über die gesamte Hülle, und als sie sich vereinigten, stob die gesamte Außenhülle in kleinen Bruchstücken davon. Dasselbe geschah mit der darunterliegenden Schicht der Ummantelung: Auch sie wurde in kleine Trümmerstücke zerteilt und stob ins Vakuum.

Für Chirpagnon mutete dieser Vorgang an, als würde ihr Kurierschiff wie von einem riesigen Büchsenöffner aufgeschnitten. Es war ein zutiefst erschreckender Vorgang.

Und dann wurde ihnen die Decke der Kommandozentrale über den Köpfen weggerissen. Über ihnen war nur noch das Vakuum des Alls mit seinen Sternen. Und die Rümpfe der Feindschiffe.

Eine energetische Blase stülpte sich über Inkaty, weitere Blasen über die anderen. Sie wurden von den Energieblasen hochgehoben, schwebten in ihnen zu den Schiffen und wurden von sich öffnenden Schleusen eingesaugt.

Inkaty Chirpagnon konnte sich nicht bewegen, Dunkelheit herrschte um ihn. Das blieb lange so, sehr lange.

Auf einmal ging das Schott auf, und Inkaty schwebte mit den anderen ins All hinaus.

Um sie wimmelte es nur so von Feindschiffen. Es mussten Hunderttausende sein. Und im Hintergrund waren die beiden gigantischen Mutterschiffe zu sehen. Darauf trieben die sechs Kergorah zu.

 

*

 

Inkaty Chirpagnon hatte schon Aufnahmen von den beiden Trägerschiffen gesehen, mit denen die sogenannten Instinktkrieger – wie die Feinde hießen – in das Kergorah-Imperium eingefallen waren. Aber selbst die besten Aufnahmen konnten nicht die Mächtigkeit dieser Gigantobjekte wiedergeben. Sie hießen 1-KYR und 7-KYR und waren einander ähnlich.

Jedes Trägerschiff bestand aus einer Kugelzelle von acht Kilometern Größe und besaß einen diskusförmigen Aufsatz mit zwei Kilometern Durchmesser und einer Dicke von 500 Metern. Aus dem Kugelkörper der 1-KYR ragten in Äquatorebene acht jeweils zehn Kilometer lange Zylinder mit eineinhalb Kilometern Durchmesser. 7-KYR dagegen besaß 16 solcher Ausläufer, die einen quadratischen Querschnitt hatten. Diese quadratischen Säulen, ebenfalls um den Schiffsäquator angeordnet, waren zwölf Kilometer lang und besaßen eine Kantenlänge von nur knapp einem Kilometer. Das ließ sie aus der Ferne schlank und fast zerbrechlich erscheinen.

Wie sehr dieser Eindruck jedoch täuschte, wurde beim Näherkommen deutlich, als die sechs hilflosen Gestalten in ihren Energieblasen unter diesen Auslegern hindurchtauchten und in einer weiten Schleife zum Kommandodiskus emporflogen.

Das alles geschah mit einer solchen Geschwindigkeit, dass Inkaty schwindlig wurde. Unzählige kleinere Kriegsschiffe beherrschten den Raum um die beiden Trägereinheiten. Sie besaßen unterschiedliche Form und Größe, aber als Grundform herrschte das Ellipsoid vor. Viele dieser Kriegsschiffe waren an den Wandungen der Ausleger verankert, wirkten wie Parasiten, die sich dort festgesaugt hatten.

Vor Inkaty tauchte der mächtige diskusförmige Kommandostand auf. Er raste derart darauf zu, dass ein Zusammenstoß unvermeidlich schien. Erst im letzten Moment tauchte er darunter durch, glitt in den haushohen Spalt zwischen Kugelkörper und Diskus hinein.

Und dann platzte die Energieblase, und Inkaty fand sich unvermittelt in einer Halle mit hoher Decke wieder – umringt von einem Dutzend furchterregender Gestalten. Instinktkrieger!

Die klobigen Erscheinungen wirkten wie aus grauer, versteinerter Borke gemeißelt. Jeder war über dreieinhalb Meter groß, mit vier Armen, von denen zwei aus der Schulter ragten, einer aus der Brust und einer aus dem Rücken. Zwischen den breiten Schultern saß der unbehaarte konusförmige Schädel. Daraus blitzten vier regenbogenfarbene Augen, die Rundumsicht erlaubten, zudem saß ein fünftes Auge an der höchsten Stelle des Schädels.

Obwohl Kergorah nicht viel kleiner waren als diese Instinktkrieger, kam sich Inkaty unter den durchdringenden Blicken der Regenbogenaugen winzig und verloren vor. Und jetzt hatte er auf einmal wieder Zeit, sich zu fürchten.

»Ich bin Wircen La'm Uvaru«, sagte der vorderste Instinktkrieger mit donnernder Stimme. »Dies nur zu eurer Information, damit ihr wisst, wer euer Henker sein wird.«

Er gab eine donnernde Lautfolge von sich, die offenbar Ausdruck einer ungezähmten Heiterkeit war. Alle umstehenden Instinktkrieger fielen amüsiert darin ein. Als Wircen La'm Uvaru verstummte, hielten auch alle anderen schlagartig inne.

Wircen La'm Uvaru sah seine sechs Gefangenen mit seltsam kritischem Blick an. »Wer ist euer Anführer?«, wollte er wissen.

Die anderen deuteten eingeschüchtert, gleichzeitig aber auch erleichtert auf Inkaty Chirpagnon, der ganz klein wurde, förmlich in sich zusammenschrumpfte. Und seine Gefährten riefen dabei: »Er ist unser Kommandant.«

»Ist das wahr?«, fragte Wircen La'm Uvaru.

»Ja … ja …«, stammelte Inkaty Chirpagnon. Es hatte keinen Zweck zu leugnen.

Daraufhin zog Wircen La'm Uvaru eine schwere Strahlwaffe, mit der er einen Kergorah auch mühelos hätte erschlagen können. Blitzschnell schoss er damit vier von Inkaty Chirpagnons Begleitern nieder.

Den Navigator aber, den er verschont hatte, übergab er an seine Leute, die ihn mit Eisenbändern an ein furchterregend anmutendes Gestell banden.

»Du wirst dir jetzt ganz genau ansehen, was ich nun mit deinem Kameraden anstelle«, sagte Wircen La'm Uvaru dann zu Inkaty Chirpagnon. »Ich werde ihn bei vollem Bewusstsein sezieren. Darauf verstehe ich mich ausgezeichnet, denn ich hatte Gelegenheit, die Anatomie der Kergorah ausreichend zu studieren.«

Wircen La'm Uvaru begann mit der Prozedur, und Inkaty Chirpagnon musste zusehen, durfte nicht ein einziges Mal den Kopf abwenden. Schon nach kurzer Zeit wurde er vor Angst ohnmächtig.

Als er wieder zu sich kam, sah er den toten Navigator vor sich liegen. Der Instinktkrieger hatte ihn offensichtlich kurzerhand erschossen. Inkaty hätte sich am liebsten in eine Ohnmacht geflüchtet; er fühlte sich selbst schon wie tot.

Aber Wircen La'm Uvaru war noch nicht fertig. »Ich weiß, dass dir diese Bilder unvergesslich bleiben werden«, sagte der Instinktkrieger. »Du stirbst fast vor Angst. Aber ich verspreche dir: Mit dir wird haargenau dasselbe passieren, wenn du mir nicht das Versteck deines Volkes verrätst. Und dich werde ich nicht vorher erschießen, um deine Leiden zu verkürzen.«

 

*

 

Was hätte Inkaty Chirpagnon in seiner Lage anderes tun sollen, als dem Instinktkrieger die gewünschte Auskunft zu geben? Vielleicht gab es Kergorah, die lieber die Folter über sich hätten ergehen lassen, als ihr Volk zu verraten. Der Handelskanzler war jedoch nicht von diesem Schlag. Die Informationen sprudelten nur so aus ihm hervor, ohne dass Wircen La'm Uvaru weiteren Druck ausüben musste.

Danach gestattete ihm der Kommandant von 1-KYR, dass er sich reinigte. Dabei fühlte sich Inkaty gar nicht schmutzig. Er war so rein wie ein Wesen, das sein Recht auf Selbsterhaltung in Anspruch genommen hatte. Überleben war alles, überleben um jeden Preis.

Dabei hatte Inkaty Chirpagnon keine Garantie, dass Wircen mit ihm nicht trotzdem ebenso verfahren würde wie mit seinem Navigator. Aber er hatte sich wenigstens einen Aufschub erkaufen können.

Als Inkaty völlig nackt – denn seine verschmutzte Uniform wollte er nicht wieder anlegen – von zwei Instinktkriegern in die Kommandozentrale zurückgeschleift wurde, empfing ihn Wircen La'm Uvaru.

»Du wirst jetzt Zeuge vom Untergang deines Volkes!«, sagte er. »Dank deiner so hilfreichen Kooperation haben wir Kergo erreicht und umzingelt. Dir bleibt der Trost, dass wir das Versteck deines Volkes früher oder später auch ohne deinen Verrat gefunden hätten. Genieße den Anblick, Inkaty Chirpagnon!«

Wircen La'm Uvaru bot dem Handelskanzler eine grandiose Holoshow. Die beiden Trägerschiffe waren im Vordergrund zu sehen. Die Hunderttausende von kleineren Kampfschiffen waren in die Höhe und Tiefe gestaffelt und verloren sich im unendlichen Sternenmeer. Im Hintergrund war Kergo als weißgescheckter, blaugrüner Globus zu sehen.

An den Hüllen der beiden Trägerschiffe waren nun unzählige Blitzentladungen zu erkennen. Die Blitze verlängerten sich zu Energiefingern, zu tödlichen, zerstörerischen Pfeilen, die ins All hinausgriffen und in Richtung Kergo zuckten. Schon bald darauf erreichten die ersten Energiebahnen die Atmosphäre des Planeten und ließen sie aufglühen. Sie durchstießen die Atmosphäre und schlugen in die Oberfläche des Planeten ein, wo sie winzig anmutende Brandherde entfachten.

Die vielen kleinen Brandherde vereinigten sich zu Flächenbränden und weiteten sich immer mehr aus, während unablässig weitere Energiepfeile den Planeten erreichten und neue Gebiete in Brand setzten. Das ging so lange, bis der gesamte Planet im unlöschbaren Atomfeuer glühte. Irgendwann barst dann der Planet wie ein halbgares Ei, aus dem das Magma wie Dotter hervorbrach.

Inkaty Chirpagnon hatte dem Schauspiel unbewegt zugesehen. Er hatte nichts gefühlt, als die Feuersbrunst über Kergo hinweggefegt war und die letzten paar Millionen seiner Artgenossen verschlang und schließlich den gesamten Planeten Kergo zum Platzen gebracht hatte.

Er konnte kein Mitleid für sein Volk, kein Bedauern über dessen Schicksal empfinden. Er hatte gewusst, was passieren würde. Er dachte schon weiter. Er fragte sich bange, was nun mit ihm passieren würde.

Er durfte nicht hoffen, dass er zum Dank für seinen Verrat am Leben bleiben durfte. Als höchste Gnade durfte er vielleicht erwarten, dass Wircen La'm Uvaru ihm einen schmerzlosen Tod bereiten würde. Inkaty Chirpagnon hoffte sogar, dass er es tat, ohne ihn vorher darüber zu informieren.

Doch die Barmherzigkeit eines raschen, schmerzlosen Todes erwies ihm Wircen La'm Uvaru nicht. Er baute sich vor Inkaty auf und betrachtete ihn lange aus seinen unergründlichen Regenbogenaugen.

»Ich kann dir ein Angebot machen«, sagte Wircen La'm Uvaru schließlich. »Ich werde dich nicht sofort auslöschen, sondern dich erst einmal mit nach ZENTAPHER nehmen.«

Das klang in Chirpagnons Ohren wie Musik. Doch die seltsame Betonung der beiden Worte »nicht sofort« gefiel ihm weniger.