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© 2019

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN: 978-3-7494-8823-0

Inhalt

Rückblick auf die Vergangenheit

Die meisten Menschen schreiben ihre Memoiren erst am Ende ihrer irdischen Laufbahn, was ja mehr als verständlich ist. Bei mir ist das etwas anders. Mein erstes Buch, in welchem ich unter anderem einen kurzen Abriss meines bisherigen Lebens lieferte, schrieb ich schon mit 42 Jahren. Ich hatte damals nicht die Absicht, diesem Buch eine Fortsetzung folgen zu lassen, zumal seitdem erst zehn Jahre vergangen sind. Die Situation erscheint vielen ungewöhnlich, aber es ist auch nicht selbstverständlich, was seit dem 27.11.2011 in meinem Leben passiert ist. Um es gleich vorwegzunehmen, an diesem Tag habe ich mich zu Jesus bekehrt. Mit anderen Worten, ich bin seitdem ein wiedergeborener Christ. Nun möchte ich euch auf die Reise durch die ersten Jahre meines neuen Lebens mitnehmen und hoffe, dass der eine oder andere beim Lesen zumindest ins Grübeln gerät. Der Titel dieses Buches wird so manchen Leser verwundern, aber die Erklärung ist ganz einfach. Im Jahr 2008 habe ich mit meiner schriftstellerischen Tätigkeit begonnen. Ich bin damals sehr viel gewandert, was eine neue Erfahrung für mich war. Das Resultat bestand in der Aufzeichnung der Erkenntnisse, die ich in dieser Zeit während der Wanderungen im Hoch- und Mittelgebirge gewinnen konnte. Der Titel des im Jahr 2010 erschienenen Buches lautete „Vom Sportmuffel zum Wanderfreak, der Werdegang einer ganz normalen Großstadtpflanze“. Mir ging es damals vor allem darum zu zeigen, wie jeder Mensch sich mit wenig Mitteln dazu motivieren kann, aktiv zu werden, um sich sowohl körperlich als auch mental besser zu fühlen. Denn Wandern ist eine der schönsten Freizeitbeschäftigungen, die ich kenne. Man braucht keine besonderen Fähigkeiten oder Begabungen, um auch eine längere Distanz in der freien Natur zurück zu legen. Das Ziel einer jeden Wanderung besteht für mich in der eigenen Bestätigung, etwas geschafft zu haben. Und viele, die diese Freizeitbeschäftigung ebenfalls neu für sich entdeckt haben, oder die schon immer ein Freund der Natur waren, werden mir in diesem Punkt zustimmen. Aber ich habe wie gesagt in diesem Buch auch mein Leben beschrieben, das ich als junger Mensch und später als Erwachsener in zwei verschiedenen Gesellschaftssystemen geführt habe.

Ungefähr ein Jahr später erschien noch ein weiteres Buch von mir auf dem Markt, in welchem ich über Reiseerfahrungen berichtete, die ich alle im Jahr 2009 gemacht hatte. Dieses eine Jahr war ganz besonders wichtig für mich, weil ich in einem solch kurzen Zeitraum vier Reisen ins Ausland machen durfte. Die Erkenntnisse, die ich dabei gewinnen konnte, haben zum Teil sogar mein Weltbild verändert. In Dänemark, Ägypten, Südafrika und den USA konnte ich Kontakte zu den dort lebenden Menschen knüpfen und dabei ihre Lebensweise und Kultur etwas näher kennen lernen. So unterschiedlich die Länder sind, so verschieden sind auch die Ansichten derjenigen, die in ihnen leben. Nachdem 2011 dann das zweite Buch „Kurzgeschichte einer Weltreisenden, Reisebericht einer ganz normalen Großstadtpflanze“, erschienen war, kam ein Jahr später die englische Version des Buches auf den Markt. Danach folgte eine schöpferische Pause, da ich als frisch bekehrter Christ eine Menge nachzuholen hatte. Ich wollte die Bibel studieren und verschlang deshalb eine Menge Sekundarliteratur zum Bibelverständnis. Und ich schwor mir damals, erst dann wieder ein Buch zu schreiben, wenn mich jemand darum bittet. Die Idee für ein neues Buch, in dem ich über meine Erfahrungen berichten wollte, hatte ich zwar schon eine Weile, aber ich schob diesen Plan immer wieder auf. Ich veröffentlichte aber viele Texte auf Facebook, weil ich die Leute in meiner Umwelt an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen wollte. Seit 2015 habe ich in Facebook auch die Seite „Jesus gibt Leben“. Dort sammle ich Spenden für ein Waisenhaus in Kamerun. Es ist einfach erstaunlich, wie Jesus auch diesbezüglich in mein Leben eingegriffen hat, denn die Idee für dieses Projekt kam natürlich nicht von mir allein. Aus diesem Grund habe ich diesem Buch diesen Titel gegeben.

Im Mai 2014 fragte mich nun tatsächlich ein Mann, ob ich für seinen Verlag ein Buch schreiben möchte. Dass aus der Veröffentlichung des Manuskripts vorerst nichts wurde, hatte verschiedene Gründe. Aber ich begann erneut mit meiner Autorentätigkeit. In dem vorliegenden Buch möchte ich euch nun berichten, was sich in den ersten sieben Jahren meines neuen Lebens als bekehrte Christin ereignete. Anhand meiner Geschichte kann vielleicht der ein oder andere erkennen, was mit demjenigen passiert, der sich Gott mit Herz und Seele zuwendet. Bekehrte Christen sind tatsächlich neue Menschen und fast alle verändern sich Schritt für Schritt zum Positiven. Es gibt die erstaunlichsten Geschichten, in denen Leute bekennen, wie Jesus ihr Leben umgekrempelt hat. Aus Verbrechern wurden sogar Pastoren und aus Drogensüchtigen Sozialarbeiter, weil diese Mitmenschen ganz besonders gut in der Lage sind, die Situation anderer Gestrauchelter zu erkennen und ihnen Wege aus ihrer Not und Verzweiflung zu zeigen. Gott liebt es besonders, vom Leben Benachteiligte zu sich zu ziehen. Noch interessanter ist es, wenn Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, gegen die Christen ins Feld zu ziehen, durch bestimmte Ereignisse in ihrem Leben die Wahrheit erkennen und später selbst zum Nachfolger Christi und Verkünder des Evangeliums werden. Sie sind die lebendig gewordene Geschichte des Apostels Paulus. Diese Tatsachen und die Hoffnung, dass sich noch sehr viele Menschen zu Jesus bekehren werden, sind für mich persönlich der Antrieb dafür, dass ich mich auch mit Gottes schlimmsten Gegnern auseinandersetze. Es ist nicht möglich, die Existenz unseres Schöpfers zu beweisen, weil er will, dass wir allein durch Glauben zu ihm finden. Für Gott wäre es ein Leichtes, durch übernatürliche Wunder seine Existenz unter Beweis zu stellen. Dies würde jedoch dazu führen, dass einige Menschen ihn nur aus Angst als ihren Herrn akzeptieren würden. Gott möchte jedoch, dass wir aus eigenem Antrieb, aus tiefster Überzeugung und Liebe zu ihm kommen. Meine eigene Geschichte ist nicht so spektakulär, aber es lohnt sich vielleicht doch, einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu werfen, um letztendlich die einzige Wahrheit zu erkennen, nämlich dass Gott uns liebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass alle Menschen gerettet werden. Was mich betrifft, ich war fast immer ein glücklicher und zufriedener Mensch. Gott hat mich mit allem versorgt, was ich für ein erfülltes Leben brauche. Er hat mich sogar über die Maßen gesegnet, denn ich besitze im Grunde genommen alles, was sich ein irdisches Wesen nur wünschen kann. Ich wäre froh, wenn ich etwas von meiner Freude, Dankbarkeit und Zufriedenheit weitergeben könnte und ich es schaffe, einige Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit herauszureißen, indem ich ihnen durch diese Zeilen Hoffnung gebe.

Wer mein erstes Buch gelesen hat, der weiß, dass ich in Marienberg, einer Kleinstadt im Erzgebirge, aufgewachsen bin. Meine Eltern waren zwar gottesfürchtige Menschen, aber ihr Glaube hatte seine Grenzen. Oftmals nannte man in unserer Stadt die Kirchgänger, wie meine Eltern es waren, scherzhaft „U- Bootchristen“, weil sie nur zweimal im Jahr in der Kirche auftauchten, zu Ostern und zu Weihnachten. Ich bin trotzdem fest davon überzeugt, dass sie beide an Gott glaubten und ihm den Respekt entgegenbrachten, der ihm gebührt. Nur schafften sie es nie, uns Kindern den wahren Glauben zu vermitteln, da sie während ihres irdischen Daseins Gott persönlich nie kennen gelernt haben. Mit anderen Worten, sie waren keine bekehrten Christen. Für meine Schwester und mich war es oft nicht leicht, ein gutes Verhältnis zu Gott zu haben. Wir waren als Kinder immer Außenseiter, weil wir zur Kirche gehen mussten und dies damals natürlich als Zwang empfunden. Selbst im protestantischen Marienberg gab es wenige Gläubige und noch weniger bekehrte Christen. Aus Zwang wird schnell Ablehnung. Das ist sicher ein Grund dafür, dass meine Schwester mit Gott heute nichts mehr zu tun haben möchte. Wichtig ist auch die Tatsache, dass wir im Sozialismus aufgewachsen sind. Die Kirche wurde zu der Zeit damals zwar irgendwie toleriert, aber im Grunde genommen wurde jeder, der an Gott glaubte und dies offen bekundete, als unwissender Naivling abgestempelt, belächelt und bedauert. Einige aufrichtige Christen hatten sogar massive Probleme, indem ihnen zum Beispiel ein Studium verwehrt wurde. Die meisten Bürger der DDR waren Atheisten, weil es sich so leichter leben ließ. Durch die Erziehungs- und Bildungsarbeit in den Schulen wurde systematisch ein gottesfeindliches Weltbild aufgebaut und vermittelt, welches alle wissenschaftlichen Errungenschaften und Fortschritte als Resultat einer gewachsenen menschlichen Intelligenz betrachtet. Gott hatte in vielen Köpfen keinen Platz, weil der Mensch ja dann hätte zugeben müssen, dass es doch einen Schöpfer gibt, der die Kontrolle über alles hat, was mit und um uns geschieht. Der Mensch würde nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Ich persönlich hatte immer das Gefühl, dass manche Leute befürchteten, dass wir als höchstbegabtes Lebewesen auf der Erde dann weniger wert wären. Im Zeitalter der Wissenschaften behaupten viele „moderne und fortschrittliche“ Mitbürger, dass die Menschheit in den letzten Jahrhunderten aus eigenem Antrieb und mit selbst erworbenem Wissenspotential den enormen Schub in allen bekannten Wissenschaften hervorgebracht hat. Da ist kein Platz mehr für Geschichten voller Wunder, so wie sie in der Bibel stehen. Es wird dann höchstens noch daran geglaubt, dass Jesus Christus tatsächlich auf dieser Erde gelebt und den Menschen geholfen hat.

Dazu muss ich sagen, dass ich bis zum Tag meiner Bekehrung teilweise auch so gedacht habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie all die Wunder der Bibel tatsächlich geschehen sein sollen. Aus menschlicher Sicht ist ja vieles auch gar nicht möglich. Viele Menschen denken: „Wunder sind nicht mehr zeitgemäß und stehen im Gegensatz zu den wissenschaftlich begründeten Erkenntnissen von heute.“ Nur darf man nicht vergessen, dass für Gott nichts unmöglich ist. Er ist der Geist, der alles aus dem Nichts erschaffen hat. Ohne Gott würde keiner von uns existieren, geschweige denn Empfindungen wie Hass und Liebe in sich spüren. Einige ungläubige Mitmenschen geben zumindest zu, dass sie bis heute keine plausible Erklärung dafür haben, wie das Universum entstanden ist. Aber sie sind felsenfest davon überzeugt, dass auch dieses Rätsel eines Tages von der Menschheit gelöst werden wird. Gott zeigt in manchen Situationen ganz offen seine Existenz, besonders bei Spontanheilungen. Diese können von den rational denkenden ungläubigen Menschen auch nicht erklärt werden, aber sie würden um keinen Preis der Welt zugeben, dass nur Gott zu solchen Taten in der Lage ist. Der Herr zeigt sich nicht allen gleich. Er sucht sich die Menschen aus, denen er Vertrauen entgegenbringen oder Erkenntnisse verschaffen möchte. Der Schöpfer würde niemals einem Atheisten beweisen, dass er tatsächlich existiert. Erstens braucht er das nicht zu tun und zweitens würde Gott nie jemanden unterstützen, der ihn verspottet. Auch mir fiel es früher schwer, Gott zu beschreiben, weil ich nicht wusste, wie ich seine Existenz definieren sollte. Es ist nicht leicht, einen Geist als real zu akzeptieren, den man mit menschlichen Sinnen nicht erfassen kann. Die meisten Menschen bestehen aus einem gut entwickelten Körper und einer Seele, durch die sie verschiedenste Empfindungen wahrnehmen können. Der Heilige Geist Gottes, der bei jedem Menschen unterschiedlich wirkt, macht jedoch den großen Unterschied aus. Gott sieht in die Herzen der Menschen und weiß ganz genau, wie sie sich fühlen und was sie denken. Wenn er merkt, dass jemand seine Nähe sucht, dann findet er einen Weg zu ihm. Noch vor wenigen Jahren hätte ich nicht so frei über unseren Schöpfer geredet, weil ich immer Angst davor hatte, als Idiotin abgestempelt zu werden. Aber ich war ja auch nicht bekehrt.

Gott wirkt in jedem, doch die Menschen wollen das oft einfach nicht wahrhaben. Man braucht doch nur einmal darüber nachzudenken, wie oft es durch Zufall im Leben eine Wende gegeben hat, die man so nicht erwartet hätte. Und wenn man dann umdenkt und begreift, dass dieser Zufall nur eine Lenkung in die richtige Richtung war, dann kann man erahnen, wie Gott wirkt. Selbst Menschen, die durch schlimme Lebensumstände zu Verbrechern wurden, können Gottes Gegenwart in geringem Maße spüren. Sie wissen ganz genau, wenn sie etwas Unrechtes tun, weil ihr Gewissen sie davon abhalten will. Aber je weniger das schlechte Gewissen sie noch plagt, umso weniger Einfluss hat Gott auf diese Menschen. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel über solche Dinge nachgedacht, weil ich letzten Endes verstehen möchte, wie Gott unser eigenes Leben positiv beeinflusst. Dabei habe ich mich an viele kleine Begebenheiten erinnert, die ich in der Vergangenheit sehr eigenartig fand, welche ich damals aber als günstige Lebensumstände abgetan habe.

Ganz krass finde ich die Geschichte unserer Reise nach Dänemark im Jahr 1992. Wir wollten dort mit Freunden die Silvesterfeiertage verbringen und sind deshalb mit zwei Autos in Magdeburg gestartet und dann auf der Autobahn immer gen Norden gefahren. Damals waren wir so naiv, dass wir weder die Adresse des Urlaubsortes aufgeschrieben noch einen Autoatlas bei uns hatten, und Navigationssysteme und Handys gab es noch nicht. Das heißt, dass wir uns vollkommen auf unsere Freunde verließen, die den Weg kannten. Wie es in solchen Situationen dann oft geschieht, haben wir uns einige Stunden später wegen des schlechten Wetters und der geringen Sicht aus den Augen verloren. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber schon mitten in Dänemark, also schon länger als zehn Stunden unterwegs. Als wir gerade aufgeben und wieder nach Deutschland zurückfahren wollten, kamen die Freunde mit ihrem Auto ungefähr zehn Meter rechts von uns entfernt einen Hügel heruntergefahren. So etwas passiert nicht einfach, da führt Gott die Menschen.

Ein anderes Beispiel; in Hamburg wollten mein Partner und ich eine Freundin besuchen. Die Adresse hatte ich auf dem Weg dorthin im Auto so verlegt, dass wir sie bei der Ankunft in der Hansestadt nicht mehr finden konnten. Ich erinnerte mich nur noch an die Straße, in der sie wohnte. Die erste Person, die uns auf dem Fußweg entgegenkam und die wir fragten, ob sie meine Freundin kennen würde, war ihre Nachbarin, die uns gleich mitnahm, weil sie auf dem Weg nach Hause war. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass diese Straße mehrere Kilometer lang ist. Aus eigenem Antrieb hätten wir die richtige Adresse also nie gefunden. In diesem Fall stimmte das Timing, also Ort und Zeit, perfekt. Und noch ein Beispiel; mit meinen Eltern wollten wir, mein Partner und ich, uns an einem Wochenende in Rangsdorf treffen. Sie hatten dort einen Bungalow gemietet. Als wir in dem kleinen Ort ankamen, fiel uns der Name der Straße nicht mehr ein, in welcher sich der Bungalow befand. Ich sah das Ganze anfangs noch nicht weiter dramatisch, weil ich dachte, dass Rangsdorf nicht so groß sein könne. Als wir am Ortseingang einen Mann danach fragten, wo sich die Bungalows befinden, dachte er, wir würden uns über ihn lustig machen und antwortete etwas beleidigt, dass es dort mehr als eintausend Bungalows gäbe. Den Richtigen zu finden, ist in diesem Fall so gut wie aussichtslos. Wir versuchten es trotzdem und trafen meine Eltern letztendlich, weil meine Mutter genau zu der Zeit aus dem Fenster des Bungalows schaute, als wir noch eine letzte Runde durch das Bungalowdorf drehten, bevor wir ergebnislos nach Hause zurück gefahren wären. Ein anderes Mal wollten wir uns mit Freunden an einem See treffen. Aber auch hier wussten wir nicht genau, wo sich der Bungalow befand. Gefunden haben wir sie dann direkt am Seeufer, da sie just in dem Moment badeten, als wir dort ankamen. Bei all dem Berichteten muss man bedenken, dass es Anfang der Neunziger noch keine Handys gab, wir uns demzufolge nicht so einfach verständigen konnten, wenn wir uns aus den Augen verloren hatten. Aber ich muss natürlich auch zugeben, dass wir sehr blauäugig durchs Leben gegangen sind. Während meines Auslandsstudiums in Odessa ist mir eine weitere Supergeschichte passiert. Es war an einem der Prüfungstage, als alle meine Mitbewohnerinnen morgens noch voller Stress im Zimmer hin und her liefen, weil sie so aufgeregt waren. Wir waren viel zu früh aufgestanden und ich wusste deshalb nicht, wie ich mir die Zeit vertreiben sollte. Deshalb setzte ich mich auf mein Bett und lernte noch schnell ein Gedicht in russischer Sprache. Wie staunte ich, als ich genau dieses Gedicht während meiner Prüfung aufsagen sollte. Es gab ja noch eine Menge anderer Gedichte zur Auswahl. Solche oder ähnliche Geschichten kann bestimmt jeder erzählen. Es passiert oft, dass Gott hilfreich ins Geschehen eingreift. Viele sagen dann, dass sie zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sind. Komisch erscheint ihnen die Situation nur dann, wenn sich die Zufälle häufen, denn zu viel Glück kann doch niemand haben.

Die Geschichte, wie ich zu meinem jetzigen Arbeitsplatz als Sozialarbeiterin gekommen bin, erzähle ich oft und gern meinen Klienten. Ich möchte ihnen damit zeigen, dass sich Engagement jeder Art lohnt und dass man einfach alles versuchen sollte, um Erfolg zu haben. Man sollte niemals aufgeben, auch wenn die Lebenssituation aussichtslos erscheint, weil man denkt, dass jede menschliche Anstrengung, mit der man sich aus der misslichen Lage befreien könnte, keinen Sinn ergibt. Wenn Gott hilfreich zur Seite steht, findet er für uns doch einen Ausweg. Nach dem Studium arbeitete ich in Leipzig als Lehrerin. Der Beruf war nicht geeignet für mich. Ich arbeitete zwar sehr gern mit jungen Menschen und führte noch viel lieber Gespräche mit ihnen, aber alles andere bereitete mir wenig Freude. Ich betete deshalb eines Tages zu Gott: „Bitte gib mir eine Arbeit, die mir gefällt, am besten den Job als Sozialarbeiterin!“ Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich schon, dass es Gott gibt. Aber eigentlich dachte ich nicht, dass er Gebete wirklich erhört und direkt auf das Handeln der Menschen einwirkt. Ich war damals ein normal sündiger und nicht immer ehrlicher Mensch, und meine Vorstellungen gingen schon in die Richtung, dass Gott mich eines Tages dafür richten wird, wenn ich gestorben bin. Aber ich redete mir auch ein, dass ich bis dahin ja noch viel Zeit hätte und es schon nicht allzu schlimm werden würde. Außerdem tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass es eine Menge Leute gibt, deren Verhalten noch viel schlimmer ist als meins. Auf diese Weise beruhigte ich mein schlechtes Gewissen. Glücklich war ich mit meiner Handlungsweise deshalb trotzdem nicht. Dass Gott jetzt und immer real existiert und meine Schwächen auch in diesem Moment sah, darauf wäre ich nie gekommen. Das liegt vor allem daran, dass nicht bekehrte Christen, die zwar irgendwie an die Existenz Gottes glauben, sich aber nie zu Jesus Christus bekehrt haben und damit wiedergeboren sind, keine echte Beziehung zu Gott haben, sie also sein Wirken auch nicht direkt spüren können. Ich verließ im Sommer 1995 Leipzig, weil ich mir in Magdeburg eine neue Existenz aufbauen wollte. Exakt ein halbes Jahr nach meinem Gebet bekam ich den Job, um den ich Gott gebeten hatte. Das Timing war perfekt, weil die Arbeitsstelle in dem Moment frei wurde, als ich noch auf Arbeitssuche in Magdeburg war. Die Kollegin, die bis dahin im Migrationsdienst für Jugendliche gearbeitet hatte, wechselte intern zur Schwangerschaftsberatung. Die Geschäftsführerin des Magdeburger Kreisverbandes der AWO musste ganz schnell einen Nachfolger finden, damit die Weiterfinanzierung dieser Stelle gesichert war.

Einige Monate früher hatte ich an alle Wohlfahrtsverbände der Stadt Blindbewerbungen geschickt, in denen ich mich für einen Arbeitsplatz als Sozialarbeiterin bewarb. Heute wäre dies gar nicht mehr möglich, weil ich als Lehrerin eine völlig andere Ausbildung bekommen hatte. Aber damals gab es noch nicht genügend ausgebildete Sozialarbeiter in Ostdeutschland, weil diese Studienrichtung hier ja erst seit der Wende angeboten wurde. Meine Chefin hatte sich daran erinnert, dass meine Bewerbung noch in ihrem Schreibtischschubfach lag. Mit meinen Qualifikationen war ich gut für diesen Job geeignet. Außerdem hatte ich mich in Leipzig schon mit Spätaussiedlern befasst, weil sich ihr Wohnheim in der Nähe unserer Schule befand. Das sind die Nachkommen der vor Jahrhunderten nach Russland ausgewanderten Deutschen, die heute vorwiegend aus diesem Land oder aus Kasachstan nach Deutschland kommen. Von sehr großem Vorteil war außerdem, dass ich Russisch sprechen kann. Die ersten Migranten, die nach Magdeburg kamen, stammten fast alle aus dem osteuropäischen Raum. So konnte ich mich sehr gut mit ihnen verständigen, und der Ansturm auf unsere Beratungsstelle riss schon deswegen nie ab. Und urplötzlich wurde mir klar, warum ich fünf Jahre Russisch studiert hatte. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden nämlich im Ostteil keine Russischlehrer mehr eingestellt. Die Menschen hatten genug davon, dass sie Jahrzehnte lang eine Sprache lernen mussten, die ihnen nicht gefiel. Aber in meinem neuen Job brauchte ich sie auf einmal wieder. Gott sieht jede Situation voraus und weiß heute schon, was in ein paar Jahren benötigt wird. Deshalb hat er es mir auf Umwegen ermöglicht, das Abitur zu erlangen und mein Studium erfolgreich abzuschließen. Auf dem Weg dahin sind viele Dinge passiert, die ich damals nur verwundert zur Kenntnis nahm. Heute weiß ich, dass Gott schon damals sehr oft helfend in mein Leben eingegriffen hat.

Meine Wiedergeburt am 27.11.2011

Ich arbeite seit 1996 als Migrationsberaterin bei der AWO. Ehe ich auf den Tag meiner Wiedergeburt zu sprechen komme, möchte ich noch schnell ein paar Jahre zurückgreifen. Ich wohne in einer Großstadt, die dadurch geprägt ist, dass es als Folge der vierzigjährigen Umerziehung der Menschen in der DDR kaum noch Christen in ihr gibt. Natürlich hatten wir in diesem Staat Meinungsfreiheit, aber Magdeburg war immer eine Arbeiterstadt, in der es sicher nicht einfach für diejenigen war, die ihren Glauben offen leben wollten. Ich bin wie gesagt in einer anderen Gegend aufgewachsen und wurde deshalb in meiner Kindheit schon mit dem Glauben an Gott konfrontiert. Der Herr hat mich Ende der 90er in eine Gemeinschaft gesetzt, die nur aus ungläubigen Menschen besteht. Manchmal frage ich mich schon, worin der Sinn besteht. Aber vielleicht wollte er einfach nur, dass ich auf all die Leute Einfluss nehme, damit er sie letztendlich durch mich auf den richtigen Weg bringen kann. Alle meine Verwandten und Freunde sind bis heute ungläubige Menschen, die zum Teil sogar massiv alle Religionen ablehnen. Aber die Toleranz reicht bei uns immer so weit, dass wir uns mit Respekt begegnen und den Willen des anderen akzeptieren. Meine Kinder sind beide getauft worden, obwohl die restliche Verwandtschaft darin sicher keinen Sinn sah. Ich hatte immer ein vages Gefühl, dass der Schöpfer auf unser Handeln und unsere Lebensweise Einfluss nimmt. Er tut dies auch schon bei Menschen, die erst in ein paar Jahren zum Glauben finden. Viele werden jetzt schon auf ihre spätere Aufgabe vorbereitet. Als sogenannter Namenschrist, der sich nur als solcher bezeichnet, besuchte ich die Kirche höchstens zu Weihnachten. Heute kenne ich den Grund dafür. In allen Kirchen, in denen ich bis zum November 2011 den Gottesdienst besucht hatte, predigte ein liberaler Pastor. Das sind Geistliche, die keine bekehrten Christen sind und die auch nicht daran glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist. Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie jemand in solch einem Beruf arbeiten kann, wenn er nicht an das rettende Opfer Jesu glaubt. Diese Menschen predigen Humanismus und nicht das Evangelium. Wir sollen Mitleid mit allen Geschöpfen dieser Erde haben und nichts Böses tun. Wenn ich mir solch einen Vortrag anhöre, dann kann ich mir auch die örtliche Volkszeitung anschauen. In ihr steht genau das Gleiche. Auf das, worauf es bei der Verkündigung des Evangeliums wirklich ankommt, sind diese Pastoren niemals eingegangen. Ich habe nie das Wort Hölle in irgendeiner Predigt gehört. Dabei ist der Hinweis, dass wir uns zu Jesus Christus bekehren müssen, wenn wir das ewige Leben bei Gott erhalten wollen, die wichtigste Botschaft an die Menschheit überhaupt. Ich war zu dieser Zeit also ein gläubiger aber nicht wissender Christ. Es ging mir genauso wie meinen Eltern, die auch nie davon gehört hatten, dass sie sich bekehren müssen, wenn sie die Ewigkeit im Himmel verbringen möchten. Aber ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass sie beide jetzt bei Gott sind, da sie ziemlich früh verstorben sind aber auf Erden immer ein gottesfürchtiges Leben geführt haben.

Meine Bekehrung und die Vorbereitung darauf war jedoch ein Wunder Gottes. Eines Tages erschien ein Fremder in meinem Büro. Er suchte einen ausländischen Freund, den ich jedoch nicht kannte. Dieser junge Mann stellte sich so vor: „Mein Name ist Robert. Ich bin Lehrer und Missionar.“ Mich beeindruckte diese Offenheit sehr. Ich fragte mich, was jemanden dazu bewegt, so selbstverständlich mit seinem Glauben umzugehen. Er konnte doch gar nicht wissen, auf wen er trifft. Ich hätte genauso gut jemand sein können, der Gott ablehnt. Meine Neugier war geweckt, und ich unterhielt mich noch eine Weile mit diesem jungen Mann. Im Normalfall wäre es bei dieser einen Begegnung geblieben, aber Gottes Pläne sehen oft anders aus, als wir es vermuten. In unserem Jugendmigrationsdienst können junge Menschen unter anderem Deutsch lernen. Zu der Zeit unterrichtete ein Student die jugendlichen Migranten. Genau an dem Tag, an dem mir Robert seine Visitenkarte hinterlassen hatte, teilte uns der Lehrer mit, dass er nach Berlin umziehen wird. Honorarkräfte können ihr Arbeitsverhältnis jederzeit und ohne Nennen von Gründen auflösen. Aber mein Kollege und ich standen nun vor dem Problem, von heute auf morgen einen Ersatzlehrer zu finden. Diese Person musste zwar für die Tätigkeit geeignet und genügend qualifiziert sein. Aber sie konnte für diese anspruchsvolle Arbeit nur wenig Honorar bekommen, weil unser Budget sehr begrenzt ist. Mein Kollege war ratlos, aber mir fiel der junge Mann wieder ein, der mir seine Visitenkarte hinterlassen hatte. Noch am gleichen Tag schrieb ich Robert eine Mail und bat ihn, zu einem Gespräch vorbeizukommen. Er erschien tatsächlich, und damit war unsere Situation gerettet. Aber was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dieser junge Mann würde mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen. Gott hatte ihn zu mir geschickt, weil er Pläne mit mir hat, die sogar bis zum Schreiben dieses Buches reichen. Vor meiner Bekehrung wäre ich nie auf die Idee gekommen, andere zum Glauben zu bringen, aber heute ist die Lage völlig anders.