image

Hansjörg Ransmayr

WILD SWIMMING

DEUTSCHLAND

ENTDECKE DIE SCHÖNSTEN STRÄNDE, FLÜSSE, SEEN UND WASSERFÄLLE DEUTSCHLANDS

image

Inhalt

Deutschland – ein Sommermärchen

Wild aufs nasse Element

Wildswimming: Dos, Don’ts & Tools

GPS – geh problemlos schwimmen

Alle Spots

Die Spots nach Gewässertyp

Give me five

Schwimmen im Norden

Schwimmen in der Mitte

Schwimmen im Süden

Packrafts – die Boote fürs Wildswimming

Über den Autor

image

Deutschland – ein Sommermärchen

image

Einen Sommer lang Deutschland bereisen, um die schönsten Wildswimming-Spots des Landes auszukundschaften und zu beschwimmen. Über 100 empfehlenswerte Spots sollten es schon sein, so lautete das hochgesteckte Ziel. Als dieses Vorhaben immer konkreter wurde, wuchs meine Skepsis. Deutschland ein Wildswimming-Land? Würde das Land das hergeben? Würde ich meine Qualitätskriterien nach unten korrigieren müssen? Um es kurz zu machen: Ja, Deutschland ist für mich ein Wildswimming-Land! Und was für eins!

Der grüne Strand an der Hamburger Hallig ist an sich sehr schön zum Wildschwimmen. Aber nur wenn man zum richtigen Zeitpunkt dort ist. Sonst kann man dort Wattwürmer auflesen und sich Gedanken über das Schweigen der Lämmer machen. Beides habe ich getan. Und aufs Wasser gewartet. Tja, die Nordsee hat halt so ihre eigenen Gesetze. Das von Ebbe und Flut bzw. Hoch- und Niedrigwasserstand sollte man als Wildswimmer im Auge behalten – diese Lektion habe ich relativ rasch gelernt. Auch die, dass die vermeintlich so harmlose Ostsee bei entsprechendem Wind einem als Schwimmer ordentlich zu schaffen machen kann und man froh ist, wenn man bei solchen Verhältnissen ins zahmere Achterwasser wechseln kann. Wie ich überhaupt die Windsbraut in Norddeutschland von einer mir bis dato unbekannt stürmischen Seite kennengelernt habe. Was aber für uns Wildswimmer durchaus auch Vorteile mit sich bringt: Nach dem Schwimmen trocknet einen der Wind so schnell, dass man kaum einmal ein Handtuch braucht. Windzerzaust und -gebeugt erlebte ich auch die mächtigen Baumriesen des Darßer Urwalds, dessen vorgelagerter Strand völlig zu Recht als einer der schönsten Strände Europas gilt.

Und dann waren da noch diese Flüsse und Bäche, die ich auch im Norden so gerne beschwommen habe. Elbe und Weser zum Beispiel. Große Namen. Große Ströme. Große Erlebnisse. Aber auch die kleineren Flüsse mit ihren wunderbar ausgestatteten Wasserwanderrastplätzen, die man so gut als Wildswimming-Einstiege nutzen kann, haben es mir besonders angetan.

Für mich ist immer wieder erstaunlich, wenn ich in Deutschland unterwegs bin, wie waldreich dieses Land außerhalb des Speckgürtels großer Städte noch ist. Wenn sich in diesen unberührten naturbelassenen Wäldern dann auch noch kleine Weiher und Seen mit frischem, glasklarem Wasser verstecken, treibt das den Puls jedes Freiwasserschwimmers schon vor dem eigentlichen Schwimmen in die Höhe. Meine Pulswerte waren denn auch recht oft entsprechend hoch. Mitteldeutschland hat mich aber nicht nur mit Wald- und Wiesenseen, großartigen Seenplatten und Dorfweihern verzaubert, sondern auch mit den vulkanischen Maaren oder den innerstädtischen Schwimmstellen mit teils faszinierendem Altstadtblick. Ein ganz besonderes Abenteuer war für mich auch das Schwimmen in den abgesoffenen Granitsteinbrüchen der ehemaligen DDR. Hier habe ich nicht nur wunderbare Wildswimming-Spots kennengelernt, sondern auch ebensolche Menschen, die hier bereits seit Jahrzenten tagein, tagaus schwimmen.

Vor allem mit idyllischen Bergseen und spektakulären Wasserfällen hat Süddeutschland mein Wildswimming-Herz erobert. Da nimmt man gerne schweißtreibende Aufstiege in Kauf, zumal die das Naturerlebnis noch zusätzlich befeuern.

Manche Märchen werden tatsächlich wahr. Ein »deutsches Wildswimming-Sommermärchen« ist es jedenfalls für mich geworden, und ich würde Sie gerne daran teilhaben lassen, mitnehmen auf diese Reise und Sie auf die Ihrige schicken. Denn dieses Buch ist für all jene gedacht, die daran glauben, dass Märchen auch heute noch leb- und erlebbar sind. Erleben auch Sie märchenhaft schöne Stunden am und im Wasser. Schwimmen Sie sich frei vom Alltag. Lassen Sie sich verzaubern. Go wild !

Hansjörg Ransmayr

www.alpine-swimming.com

Facebook-Gruppe: bergseen-schwimmen

Instagram: @alpine_swimming

image

image wildundcool

#wildundcool

www.wildund.cool

image

Weststrand Darß

image

Geroldsauer Wasserfall

Wild aufs nasse Element

BEVOR SCHWIMMEN CHLORIFIZIERT WURDE …

… lernten unsere Altvorderen in Dorfweihern und Seen, an stillen Flussabschnitten und seichten Meeresbuchten, sich mehr oder weniger elegant über Wasser zu halten. Oftmals wurden diese Bade- oder Schwimmausflüge mit geselligen Picknicks oder Bootsfahrten verbunden. Viele der einst so beliebten Badestellen gerieten im Convenience-Zeitalter in Vergessenheit bzw. wurden im Industriezeitalter so stark verschmutzt, dass sie nicht mehr genutzt werden konnten.

Eine wachsende Sehnsucht nach authentischen Naturerlebnissen, gepaart mit der Bereitschaft, die Komfortzone zumindest zeitweise zu verlassen, und die Verbesserung der Wasserqualität haben in den letzten Jahren zu einer Renaissance des »wilden« Badens und Schwimmens beigetragen.

WILDSWIMMING & CO.

Ganz allgemein wird mit Wildswimming das Schwimmen in der freien Natur bezeichnet. Wobei der harte Kern der Wildswimming-Community dabei institutionalisiertes Schwimmen in betreuten und kostenpflichtigen Badeanstalten ausschließt und dann eher von Outdoor-Swimming spricht. Eine weitere feine Unterscheidung bringt der Begriff des »Wild-Dippings« mit sich. Damit werden Badestellen oder -aktivitäten beschrieben, bei denen nur ein kurzes Ein- und Untertauchen/Baden (Dippen), aber kein längeres Streckenschwimmen möglich oder gewollt ist. Beispiele dafür sind etwa kleine Gumpen und Kolke unterhalb von Wasserfällen oder an Wildbächen.

IMMER ÖFTER GEHT’S AUCH IN STÄDTEN WILD ZU

Wenn Wildswimming in Städten möglich ist, spricht man auch von Urban Swimming. Weil in den letzten Jahren von vielen Kommunen und Industriebetrieben massiv in die Abwassereinigung investiert wurde und der Landwirtschaft Auflagen bezüglich des gewässernahen Düngens gemacht wurden, ist städtisches Freiwasserschwimmen in vielen deutschen Städten wieder populär geworden. Stellvertretend für viele andere urbane Spots seien hier nur angeführt: die Elbe in Hamburg oder Dresden, die Saale in Halle, der Neckar in Heidelberg, die Isar in München und die Donau in Neuburg oder Riedlingen. Auch in der Bundeshauptstadt bemüht sich die Initiative »Flussbad Berlin« seit Jahren darum, sicheres, zentrumnahes Baden und Schwimmen möglich zu machen.

WILDSWIMMING IST STARK IM KOMMEN

Die verbesserte Wasserqualität der Freiwasserflächen, der Trend zu vermehrten kompensatorischen Outdoor-Aktivitäten, die zunehmende Anzahl von Breitensportveranstaltungen wie See-Crossings, Neujahrs- und Vollmondschwimmen, die steigende Beliebtheit von Open-Water-, Triathlon- und Swimrun-Wettbewerben treibt immer mehr Zeitgenossen ins Freiwasser. Selbst viele ehemalige »Kachelzähler« (Poolschwimmer), notorische Couchpotatoes und Warmduscher haben inzwischen ihre Liebe zum Open-Water entdeckt. Andererseits haben viele Sportkameraden und -kameradinnen, die schon bisher »green workouts«, also Outdoor-Sportarten wie Trailrunning, Hiking, Mountainbiking, Ski-Touring, betrieben haben, ihr Portfolio um »blue workouts« ergänzt.

Allerhöchsten Natur- und Sportgenuss verbinden dann schlüssig »blau-grüne« Workouts, also etwa die Koppelung von Bergwandern und Freiwasserschwimmen oder ähnlich reizvolle Kombinationen.

JUST ADD WATER: PURE SWIMMING

Für viele schließt der Begriff »Wildswimming« die Nutzung wärmender Neoprenanzüge aus. Bei den meisten »echten« Open-Water-Veranstaltungen, bei klassischen Crossings und erst recht beim Eis- und Winterschwimmen gelten die Regeln der British-Channel-Swimming-Association, jener Institution, die auch über die korrekte Durchführung der Kanal-Crossings wacht. Zugelassen sind nur herkömmliche Badeanzüge/Badehosen (ohne zusätzliche Wärmefunktion und Überlänge), Schwimmbrillen, Nasenklammern und dünne Badekappen (kein Neopren).

Privat kann dies freilich jeder halten, wie er will. Es macht ja im kalten Wasser auch einen großen Unterschied, ob man mit mehr oder weniger isolierendem Speck an den Hüften in die Fluten steigt. Unumstritten ist aber, dass der Verzicht auf ein Ganzkörper-Kondom (langer, geschlossener Neoprenanzug) das Open-Water-Erlebnis erheblich intensiver macht. Echte Puristen schwimmen deshalb – wo auch immer angebracht und statthaft – ganz nackt und bezeichnen diese Form des Schwimmens entsprechend als »Pure Swimming«.

VOM VIELFÄLTIGEN NUTZEN DER GÄNSEHAUT

Nicht immer sind »wilde« Gewässer wohltemperiert, und für viele sollen sie das auch gar nicht sein. Eine wohldosierte Kaltwasserexposition bringt nämlich auch eine Fülle gesundheitlicher Vorteile mit sich:

imageSorgt für eine Umwandlung des bösen weißen Fett, in gutes braunes Fett, das durch seine erhöhte Mitochondrien-Dichte einen effizienteren Stoffwechsel und damit das Abnehmen und positive Anti-Aging-Effekte fördert.

imageBewirkt eine bessere Durchblutung und Straffung der Haut und beugt Cellulite vor.

imageFördert die Widerstandskraft und stärkt das Herz-Kreislauf-System.

imageBaut Stresshormone ab und Glückshormone auf.

imageMindert akute Schmerzen, Depressionen, chronische Entzündungen, Wechseljahresbeschwerden und Stresssymptome.

PROBIEREN GEHT ÜBER SINNIEREN!

Grau ist ja bekanntlich alle Theorie. Bunt, vielfältig und intensiv lassen sich hingegen Wildswimming-Erlebnisse gestalten. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Schwimmkönnen. Wenn man die in diesem Buch gegebenen Tipps beherzigt und mit einem gerüttelt Maß an Verantwortungsbewusstsein und Respekt an die Sache herangeht, kann und wird einem das völlig neue Erfahrungen bescheren. Probieren Sie’s doch einfach einmal aus!

image

Kirchendorfer Waldsee

image

Eibsee

Dos & Don’ts / Tools

image Dos

imageRecherche zum jeweiligen Spot und Abklärung der momentanen Situation vor Ort (Wasserstand, Wasserqualität, Wetter, gesetzliche Einschränkungen)

imageChecken, ob Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad möglich ist, Fahr-, Park- und Betretungsverbote beachten

imageRücksichtnahme auf Anrainer, andere Badegäste, Fischer, Jäger, Paddler, Naturbeobachter

image