Cäsar auf dem Gipfel seines Ruhms

In den Winternächten hört der Lärm in der Rue Saint-Honoré nur für einen Augenblick auf; die Gemüsehändler, die in die Markthalle fahren, setzen das Geräusch der Wagen fort, die aus den Theatern oder von den Bällen nach Hause rollen. Gerade in dieser kurzen Ruhepause des Pariser Straßenlärms, die gegen ein Uhr morgens eintritt, fuhr die Frau des Parfümeriehändlers Cäsar Birotteau, der nahe am Vendômeplatz sein Geschäft hatte, jäh aus einem entsetzlichen Traum in die Höhe. Sie hatte sich doppelt gesehen, sie war sich selbst, in Lumpen gehüllt und mit vertrockneter runzliger Hand die Türklinke ihres eigenen Ladens öffnend, erschienen, so daß sie sich gleichzeitig auf ihrer Türschwelle und in ihrem Kontorsessel befand; sie bettelte sich selbst um ein Almosen an, sie hörte sich zugleich an der Tür und im Kontor sprechen. Sie wollte nach ihrem Mann greifen und faßte mit der Hand auf eine kalte Stelle. Da wurde ihre Angst so gewaltig, daß sie ihren steifgewordenen Hals nicht mehr bewegen konnte; die Kehle war ihr wie zugeschnürt, sie konnte keinen Ton herausbringen; die stieren Augen aufgerissen, das Haar schmerzhaft sich sträubend, die Ohren voll von fremdartigen Tönen, das Herz zusammengepreßt, aber heftig schlagend, so saß sie starr wie festgebannt da, zugleich in Schweiß gebadet und zu Eis erstarrt, mitten in dem Alkoven, dessen beide Türen offen standen.

Die Furcht ist ein halb krankhaftes Gefühl, das auf die menschliche Maschinerie so heftig einwirkt, daß ihre Eigenschaften plötzlich sich bis zum höchsten Grade der Möglichkeit steigern oder auch in äußerste Verwirrung geraten. Die Physiologie ist lange Zeit von diesem Phänomen in Erstaunen gesetzt worden, das ihre Systeme über den Haufen wirft und ihre Hypothesen stört, obwohl es ganz einfach nur ein Blitzschlag im Innern ist, aber, wie alle elektrischen Erscheinungen, bizarr und unberechenbar in seiner Art. Diese Erklärung wird von dem Tage an eine Selbstverständlichkeit sein, da die Gelehrten erkannt haben werden, welche überaus wichtige Rolle die Elektrizität bei der Tätigkeit des menschlichen Gehirns spielt.

Frau Birotteau machte also etliche dieser gewissermaßen hellseherischen Schmerzempfindungen durch, die jene schrecklichen Entladungen des durch einen unbekannten Mechanismus ausgeweiteten oder konzentrierten Willens bewirken. So empfand die arme Frau während eines Zeitraumes, der nach der Uhr gemessen sehr kurz, aber nach der Schnelligkeit der einander folgenden Eindrücke berechnet, unmeßbar war, das ungeheuerliche Vermögen, mehr Gedanken zu fassen und mehr Erinnerungen in sich aufsteigen zu lassen, als sie bei normalem Zustande ihrer Fähigkeiten im Verlaufe eines ganzen Tages vermocht hätte. Die anschauliche Wiedergabe dieses Monologes geschieht am besten mit den wenigen ungereimten, widerspruchsvollen und sinnlosen Worten, so wie sie gesprochen wurden:

»Es gibt gar keinen Grund, warum Birotteau aus dem Bett gestiegen ist! Er hat so viel Kalbsbraten gegessen, vielleicht ist ihm schlecht! Aber wenn er unwohl wäre, würde er mich geweckt haben. Neunzehn Jahre schlafen wir zusammen in diesem Bett, in diesem selben Hause, und niemals ist es passiert, daß er aufgestanden wäre, ohne es mir zu sagen, der arme Kerl! Er war nur weg, wenn er die Nacht auf Wache verbringen mußte. Ist er denn heute abend mit mir zusammen schlafen gegangen? Aber gewiß doch; mein Gott, wie dumm bin ich.«

Sie richtete ihren Blick auf das Bett und sah dort die Nachtmütze ihres Mannes, die noch die fast kegelartige Form seines Kopfes zeigte.

»Er ist also tot! Sollte er sich getötet haben? Aber weshalb denn?« fing sie wieder an. »Seit zwei Jahren, seitdem sie ihn zum Beigeordneten ernannt haben, ist er ganz wie ausgetauscht. Ihm ein Amt aufzuladen, ist das nicht, so wahr ich eine anständige Frau bin, zum Erbarmen? Sein Geschäft geht gut, er hat mir einen Schal geschenkt. Sollte es doch nicht gut gehen? Ach, das würde ich doch wissen. Aber kann man jemals wissen, was ein Mann hinter sich hat? Oder eine Frau? Aber das ist auch kein Unglück. Aber wir haben doch heute für fünftausend Franken verkauft! Übrigens kann ein Beigeordneter nicht Selbstmord verüben, dazu kennt er die Gesetze zu gut. Aber wo steckt er denn?«

Sie vermochte weder den Kopf zu drehen, noch die Hand auszustrecken, um die Klingel zu ziehen, die die Köchin, drei Kommis und den Hausdiener in Bewegung gesetzt hätte. Unter dem Alpdruck, der sich auch in ihrem wachen Zustande fortsetzte, vergaß sie, daß ihre Tochter friedlich im Nebenzimmer schlief, dessen Tür sich am Fußende ihres Bettes befand. Endlich schrie sie: »Birotteau!« Es erfolgte keinerlei Antwort. Sie glaubte, den Namen, gerufen zu haben und hatte ihn nur in Gedanken ausgesprochen.

»Sollte er eine Geliebte haben? Dazu ist er zu einfältig«, fuhr sie fort, »und dazu hat er mich auch viel zu lieb. Hat er nicht zu Frau Roguin gesagt, daß er mir niemals untreu gewesen ist, nicht einmal in Gedanken? Er ist doch die Ehrenhaftigkeit selber, dieser Mann. Wenn Einer ins Paradies zu kommen verdient, dann ist er es. Was hat er seinem Beichtvater zu bekennen? Lappalien. Für einen Royalisten zum Beispiel, der er ist, ohne recht zu wissen warum, trägt er seine Religion nicht gerade sehr zur Schau. Der gute Kerl geht um acht Uhr morgens heimlich zur Messe, als ob er in ein zweifelhaftes Haus schliche. Er fürchtet Gott, aber um Gottes, nicht um der Hölle willen; die geht ihn nichts an. Wie sollte er auch eine Geliebte haben? Er hängt mir so am Rock, daß er mich schon damit langweilt. Er liebt mich wie seinen Augapfel, er würde sich seine Augen für mich ausreißen lassen. Neunzehn Jahre lang hat er nie ein Wort lauter als das andere betont, wenn er zu mir sprach. Selbst seine Tochter kommt für ihn erst in zweiter Reihe. Aber Cäsarine ist ja dort... (Cäsarine! Cäsarine!) Niemals hat Birotteau einen Gedanken gehabt, den er mir nicht mitgeteilt hätte. Damals, als er noch in den Petit-Matelot kam, da hat er mit Recht behauptet, daß ich ihn erst richtig erkennen würde, wenn ich ihn erprobt hätte. Und nun kommt's so! ... Das ist doch merkwürdig.«

Mühsam drehte sie jetzt den Kopf und sah verstohlen durch das Zimmer, noch ganz erfüllt von den phantastischen Nachtgesichten, an deren Wiedergabe die Feder verzweifelt und die allein dem Pinsel des Genremalers vorbehalten zu sein scheinen. Wie soll man mit Worten das schreckliche Hin und Her schildern, das die tiefen Schatten, die phantastischen Formen der vom Zugwind aufgeblähten Vorhänge, das Spiel des undeutlichen Lichtes der Nachtlampe auf den Falten des roten Kalikos, die Strahlen, die ein Gardinenhalter wirft, deren schimmernde Mitte dem Auge eines Diebes gleicht, die Erscheinung eines am Boden liegenden Rockes, kurz alle jene bizarren Dinge hervorbringen, die die Vorstellungskraft in dem Moment in Schrecken versetzen, wo sie nur fähig ist, Schmerzen zu empfinden und sie noch zu vergrößern? Frau Birotteau glaubte jetzt einen hellen Lichtschein in dem benachbarten Zimmer zu sehen und dachte sofort an Feuer; als sie aber ein rotes Halstuch bemerkte, das eine Blutlache zu sein schien, dachte sie ausschließlich an Diebe, vor allem, weil sie die Spuren eines Kampfes an der Art, wie die Möbel umgestellt waren, zu erkennen meinte. Als sie sich der Summe erinnerte, die in der Kasse war, vertrieb eine wohltätige Angst die heißkalten Nachtgebilde; außer sich sprang sie im Hemde mitten ins Zimmer, um ihrem Manne beizustehn, den sie im Handgemenge mit Mördern glaubte.

»Birotteau! Birotteau!« schrie sie endlich mit angstvoller Stimme.

Da fand sie ihren Mann in der Mitte des Nebenzimmers, eine Elle in der Hand und in der Luft messend, aber so mangelhaft in seinen Schlafrock aus grünem Kattun mit schokoladenbraunen Tüpfeln gehüllt, daß seine Beine von der Kälte gerötet waren, ohne daß er es empfand, so in Gedanken versunken war er. Als er sich umwandte und zu seiner Frau sagte: »Nun, was willst du denn, Konstanze?« machte er, wie die Leute, die von ihren Berechnungen absorbiert sind, ein so besonders albernes Gesicht, daß Frau Birotteau in ein Gelächter ausbrach.

»Mein Gott, Cäsar, wie komisch bist du so!« sagte sie. »Warum läßt du mich denn allein, ohne mir etwas zu sagen? Ich bin vor Angst beinahe gestorben, ich wußte gar nicht, was ich mir denken sollte. Was machst du denn da, so allem Zug ausgesetzt? Du wirst dich auf den Tod erkälten. Aber hörst du mich denn, Birotteau?«

»Ja, liebe Frau, und hier bin ich«, antwortete der Parfümhändler und trat in das Zimmer.

»Vorwärts, komm und erwärme dich und sag mir, was dir im Kopfe spukt«, begann Frau Birotteau wieder, schob die Asche des Kamins beiseite und beeilte sich, das Feuer wieder anzuzünden. »Mir ist eiskalt. Ich war so töricht, im Hemde herauszuspringen. Aber ich habe wirklich geglaubt, man ermordet dich.«

Der Kaufmann stellte den Leuchter auf den Kamin, zog seinen Schlafrock zusammen und holte mechanisch seiner Frau ihren flanellenen Unterrock.

»Hier, mein Herz, zieh ihn an«, sagte er. »Zweiundzwanzig zu achtzehn,« fuhr er in seinem Monologe fort, »wir können einen prachtvollen Salon haben.«

»Aber, Birotteau, bist du denn verrückt geworden? Träumst du?«

»Nein, mein Kind, ich rechne.«

»Wenn du Dummheiten machen willst, dann warte wenigstens, bis es Tag ist«, rief sie aus, befestigte ihren Unterrock unter der Nachtjacke und ging die Tür des Zimmers öffnen, in dem ihre Tochter schlief.

»Cäsarine schläft,« sagte sie, »sie wird uns nicht hören. Und nun, Birotteau, rede endlich. Was hast du denn?«

»Wir können den Ball geben.«

»Einen Ball geben? Wir? So wahr ich eine anständige Frau bin, du träumst, mein Lieber.«

»Ich träume nicht, mein Herzchen. Höre, es ist nötig, so zu handeln, wie man es der Stellung, die man einnimmt, schuldig ist. Die Regierung hat mich ans Licht gezogen, ich gehöre zur Regierung; wir sind verpflichtet, ihre Grundsätze zu studieren und ihre Absichten zu unterstützen, indem wir sie deutlich machen. Der Herzog von Richelieu hat es jetzt erreicht, daß die fremden Truppen Frankreich räumen. Herr von la Billardière wünscht, daß die Beamten, die die Stadt Paris repräsentieren, ein jeder in der Sphäre seiner Beziehungen, die Befreiung des Landes feiern sollen. Wir wollen den wahren Patriotismus zeigen, über den der der sogenannten Liberalen, dieser verdammten Intriganten, erröten soll, was? Denkst du, daß ich mein Vaterland nicht liebe? Ich will den Liberalen, meinen Feinden, zeigen, daß den König lieben, Frankreich lieben heißt!«

»Du glaubst also, daß du Feinde hast, mein Lieber?«

»Aber gewiß, liebe Frau, wir haben Feinde. Und auch die Hälfte unsrer Freunde in diesem Stadtviertel ist uns feindlich gesinnt. Alle sagen sie: Birotteau hat Glück, Birotteau ist ein Mann von niedriger Herkunft, und gleichwohl ist er jetzt Beigeordneter; alles gelingt ihm. Nun, sie werden sich noch mehr aufregen. Du aber sollst jetzt als erste erfahren, daß ich Ritter der Ehrenlegion geworden bin: der König hat gestern die Ernennung unterzeichnet.«

»Oh,« sagte Frau Birotteau ganz gerührt, »dann müssen wir allerdings einen Ball geben, mein Lieber. Aber weswegen hat man dir denn das Kreuz verliehen?«

»Als mir gestern Herr von la Billardière die Neuigkeit mitteilte,« erwiderte Birotteau verlegen, »da habe ich, wie du, mich auch gefragt, welches Anrecht ich denn darauf hätte; als ich aber heimging, ist es mir schließlich doch klar geworden und ich habe der Regierung zugestimmt. Erstens bin ich Royalist und bin vor Saint-Roch verwundet worden; bedeutet es nicht schon etwas, wenn man sieht, daß einer in jenen Zeiten für die gute Sache mit den Waffen eingetreten ist? Dann habe ich, nach der Meinung verschiedener Kaufleute, meine amtliche Tätigkeit zu allgemeiner Zufriedenheit ausgeübt. Schließlich bin ich Beigeordneter, und der König bewilligt der städtischen Verwaltung vier Ehrenkreuze. Nach Prüfung der Persönlichkeiten der Beigeordneten, die für die Auszeichnung in Frage kommen konnten, hat mich der Präfekt als ersten auf die Liste gesetzt. Übrigens muß mich der König kennen: dank dem alten Ragon liefere ich ihm das einzige Puder, das er gebrauchen mag; wir allein besitzen das Rezept dieses Puders der hochseligen Königin, dieses teuren erhabenen Opfers! Der Bürgermeister hat mich nachdrücklichst empfohlen. Was willst du also? Wenn der König mir das Kreuz verleiht, ohne daß ich ihn darum gebeten habe, so, meine ich, kann ich es nicht gut ablehnen, ohne den Respekt gegen ihn zu verletzen. Habe ich verlangt, Beigeordneter zu werden? Und deshalb, liebe Frau, da uns ein günstiger Wind von hinten treibt, wie dein Onkel Pillerault sagt, wenn er vergnügt ist, bin ich entschlossen, alles bei uns in Einklang mit unsrer hohen Stellung zu bringen. Wenn ich etwas zu bedeuten vermag, dann will ich auch wagen, das zu werden, was der liebe Gott noch mit mir vorhat, selbst Unterpräfekt, wenn das meine Bestimmung ist. Du bist sehr im Irrtum, meine Liebe, wenn du meinst, ein Bürger habe dem Vaterlande gegenüber seine Pflicht getan, wenn er zwanzig Jahre lang Parfümerien denen, die sie verlangt haben, verkauft hat. Wenn der Staat unsre Einsicht in Anspruch nehmen will, so schulden wir sie ihm ebenso, wie wir ihm die Mobiliarsteuer, die Tür- und Fenstersteuer und anderes schulden. Hast du denn Lust, immer weiter in deinem Kontor zu hocken? Du hast dich dort, Gott sei Dank, lange genug aufgehalten. Der Ball soll ein besonderes Fest für uns werden. Schluß mit dem Detailgeschäft, das heißt, für dich. Ich werde unser Schild ›die Rosenkönigin‹ verbrennen, an Stelle von ›Cäsar Birotteau, Parfümeriehändler, Ragons Nachfolger‹ werde ich einfach in dicken Goldbuchstaben ›Parfümerien ‹ setzen. Ins Zwischengeschoß kommt das Bureau, die Kasse und ein hübsches kleines Zimmer für dich. Den hinteren Teil des Ladens, das Speisezimmer und die Küche mache ich zum Magazin. Ich miete das erste Stockwerk des Nachbarhauses und breche eine Tür dahin durch. Die Treppe wird versetzt, so daß ich eine Zimmerflucht durch beide Häuser erhalte. Dann werden wir eine große, elegant möblierte Wohnung haben! Ja, dein Zimmer wird neu ausgestattet werden, du sollst ein Boudoir haben und auch Cäsarine soll ein hübsches Zimmer bekommen. Das Kontorfräulein, das du engagieren wirst, und dein Hausmädchen (jawohl, Madame, Sie werden ein Hausmädchen halten!) werden im zweiten Stock untergebracht. In den dritten kommen die Küche, die Köchin und der Hausdiener. Der vierte soll zum großen Magazin für Flaschen, Kristall und Porzellan werden. Der Raum für unsere Arbeiterinnen kommt ins Dachgeschoß. Dann werden die Passanten nicht mehr mit anzusehen brauchen, wie die Etiketten aufgeklebt, die Plakate gemacht, die Flakons ausgesucht und die Flaschen zugepfropft werden. Das war gut für die Rue Saint-Denis; aber für die Rue Saint-Honoré, pfui, das schickt sich nicht. Unser Geschäft muß aussehen wie ein Salon. Und sind wir denn die einzigen Parfümeriehändler, die eine ehrenvolle Stellung einnehmen? Gibt es nicht Essig- und Mostrichhändler, die Kommandanten bei der Nationalgarde und bei Hofe gern gesehen sind? Wir wollen es ebenso machen, wir wollen unser Geschäft vergrößern und uns gleichzeitig der vornehmen Gesellschaft anschließen.«

»Weißt du, Birotteau, was ich denke, wenn ich dich so reden höre? Du kommst mir vor wie einer, der sich ohne Not selber Lasten aufladet. Erinnere dich daran, was ich dir gesagt habe, als es sich um deine Ernennung zum Bürgermeister handelte: deine Ruhe muß über alles gehen! Du bist, habe ich dir gesagt, für die Öffentlichkeit geschaffen wie mein Arm für einen Windmühlenflügel. Die Ehre würde dein Untergang sein. Du hast nicht auf mich hören wollen, und nun werden wir dem Untergang zusteuern. Wenn man eine politische Rolle spielen will, muß man Geld haben; haben wir denn genug? Wie, du willst dein Schild verbrennen, das sechshundert Franken gekostet hat, und auf die ›Rosenkönigin‹, die dich mit Recht berühmt gemacht hat, verzichten? Überlaß doch den andern den Ehrgeiz. Wer seine Hand in einen Scheiterhaufen steckt, der verbrennt sie sich. Heutzutage verbrennt man sich an der Politik. Wir haben schöne hunderttausend Franken in bar, die nicht in unserm Geschäft, unsrer Fabrik und unsern Waren angelegt sind. Willst du dein Vermögen vergrößern, so mach es wie im Jahre 1793. Die Renten stehen zweiundsiebzig, kauf Renten. Du wirst zehntausend Franken Zinsen haben, ohne daß diese Anlage unserm Geschäft schaden kann. Dann benutze das, um unsre Tochter zu verheiraten, verkaufe unsre Papiere, und wir ziehen in deine Heimat. Fünfzehn Jahre lang hast du von nichts anderem geredet als von dem Kaufe von ›Les Trésorières‹, dem hübschen kleinen Gut dicht bei Chinon, wo es Wasser, Wiesen, Bäume, Weinberge gibt, mit zwei Meiereien, die tausend Taler Pacht bringen, wo wir beide gern wohnen würden, und heute, da will der Herr durchaus ein Regierungsmann werden? Überlege dir doch, was wir sind: Parfümhändler. Wenn man dir vor sechzehn Jahren, bevor du die ›Doppelpaste der Sultaninnen‹ und das ›Eau Carminative‹ erfunden hattest, gesagt hätte: ›Du wirst soviel Geld haben, daß du Les Tresorières kaufen kannst‹, würdest du nicht krank vor Freude geworden sein? Nun, jetzt kannst du diesen Besitz erwerben, nach dem du so begierig warst, daß du von nichts anderem geredet hast; jetzt aber sprichst du davon, das Geld für Torheiten auszugeben, das wir im Schweiße unseres Angesichts erworben haben, ich kann wohl sagen, unseres, denn ich habe die ganze Zeit hindurch immer im Kontor gesessen wie ein armes Vieh in der Hundehütte. Ist es nicht besser, wenn wir ein Absteigequartier bei unsrer Tochter, nachdem sie die Frau eines Pariser Notars geworden sein wird, haben und acht Monate in Chinon leben, als hier nun anzufangen, aus fünf Sous sechs Pfennige zu machen, und aus sechs Pfennigen nichts? Warte, bis die Staatsrenten steigen, dann kannst du deiner Tochter achttausend Franken Rente mitgeben, zweitausend behalten wir für uns, mit dem Preis für unser Geschäft können wir Les Tresorières kaufen. Dort, in deiner Heimat, mein lieber Alter, mit unsern wertvollen Möbeln, werden wir wie die Fürsten leben, während man hier mindestens eine Million haben muß, wenn man etwas vorstellen will.«

»Das hatte ich von dir erwartet, Frauchen«, sagte Cäsar Birotteau. »Aber so dumm bin ich noch nicht (obwohl du mich ja für sehr dumm hältst), daß ich daran nicht gedacht hätte. Nun höre mir aber ernsthaft zu. Alexander Crottat paßt uns vortrefflich als Schwiegersohn, und er wird Roguins Notariat erwerben; aber meinst du denn, daß er sich mit einer Mitgift von hunderttausend Franken begnügen wird (ich setze dabei voraus, daß wir alle unsre flüssigen Mittel für die Heirat unsrer Tochter hergeben, was auch meine Absicht ist; denn ich würde mich für den Rest meiner Tage gern mit trocknem Brot begnügen, wenn ich sie glücklich wie eine Königin sehen könnte, also als die Frau eines Pariser Notars, wie du sagst)? Nun, hunderttausend Franken oder selbst achttausend Franken Rente sind nichts, wenn man das Notariat Roguins kaufen will. Der kleine Xandrot, wie wir ihn nennen, hält uns, wie alle Welt, für viel reicher, als wir sind. Wenn sein Vater, der dicke Gutspächter, der ein richtiger Hamster ist, nicht auch für hunderttausend Franken Land verkauft, wird Xandrot nicht Notar werden, denn das Notariat Roguins ist vier- bis fünfhunderttausend Franken wert. Wenn Crottat nicht die Hälfte in bar zahlt, wie soll das Geschäft zustandekommen? Cäsarine muß zweihunderttausend Franken Mitgift bekommen; und ich will, daß, wenn wir uns vom Geschäft zurückziehen, wir es als wohlhabende Bürger mit fünfzehntausend Franken Rente tun. Also, wenn du das als sonnenklar einsiehst, wirst du dann nicht dein Schnäbelchen halten müssen?« »Ja, wenn dir die Schätze von Peru gehören ...«

»Ja, mein Herz, sie gehören mir. Ja,« sagte er, faßte seine Frau um die Taille und gab ihr ein paar leichte Klapse, erregt von der Freude, die sein ganzes Gesicht belebte. »Ich habe mit dir von dieser Sache noch nicht reden wollen, bevor sie reif war; aber morgen wird sie wahrscheinlich zustande kommen. Also höre: Roguin hat mir eine Spekulation vorgeschlagen, die so sicher ist, daß er sich mit Ragon, deinem Onkel Pillerault und noch zwei andern seiner Klienten daran beteiligt. Wir wollen an der Madeleine-Kirche Terrains kaufen, die wir nach der Berechnung Roguins für ein Viertel des Wertes haben können, den sie in drei Jahren erreichen müssen, wo wir sie dann, wenn ihre Verpachtung abgelaufen sein wird, nach unserem Belieben ausschlachten können. Wir beteiligen uns alle sechs daran mit bestimmten Anteilen, ich mit dreihunderttausend Franken für drei Achtel. Wenn einer von uns Geld braucht, wird Roguin ihm das verschaffen, indem er auf seinen Anteil eine Hypothek aufnimmt. Um den Stiel der Pfanne in der Hand zu behalten und zu sehen, wie der Fisch brät, will ich, dem Namen nach, Eigentümer der einen Hälfte sein, die Pillerault, dem guten Ragon und mir zusammen gehört. Roguin wird unter dem Namen eines Herrn Karl Claparon der andere Mitbesitzer sein und, wie ich, seinen Sozien einen Revers ausstellen. Die Kaufurkunde wird in privatschriftlicher Verschreibung ausgestellt, bis wir Besitzer aller Terrains sind. Roguin wird genau prüfen, welche Kontrakte realisiert werden müssen, denn er weiß noch nicht gewiß, ob wir die Eintragung ins Grundbuch vermeiden und die Kosten auf diejenigen, an die wir dann im einzelnen verkaufen werden, abwälzen können; aber das dauert zu lange, wenn ich dir das erklären wollte. Sind die Terrains bezahlt, so haben wir nichts zu tun, als mit gekreuzten Armen zuzusehen, und in drei Jahren besitzen wir eine Million. Cäsarine wird dann ihr zwanzigstes Jahr erreicht haben, dann verkaufen wir unser Geschäft und können, dank dem Himmel, bei aller Bescheidenheit zu hoher Stellung aufsteigen.«

»So, und wo willst du die dreihunderttausend Franken hernehmen?« sagte Frau Birotteau.

»Von Geschäften verstehst du nichts, mein Herz. Ich gebe die hunderttausend Franken her, die bei Roguin stehen, vierzigtausend Franken nehme ich auf die Baulichkeiten und das Gartenland unsrer Fabrik im Faubourg du Temple auf, für zwanzigtausend haben wir Wechsel im Portefeuille, das sind zusammen hundertsechzigtausend Franken. Bleiben noch hundertvierzigtausend, für die ich Wechsel an die Order des Bankiers Karl Claparon geben werde; er übernimmt die Valuta dafür nach Abzug des Diskonts. Damit sind unsre hunderttausend Taler bezahlt: vor dem Termin braucht man nicht zu zahlen. Werden die Wechsel fällig, so können wir sie mit unsern Überschüssen einlösen. Und können wir das nicht, so wird Roguin mir Geld zu fünf Prozent leihen und es als Hypothek auf meinen Anteil an den Terrains eintragen lassen. Aber es wird gar nicht zu diesem Geldborgen kommen: ich habe eine Essenz gegen den Haarschwund erfunden, das Comagenöl! Livingston hat mir eine hydraulische Presse aufgestellt, mit der ich mein Öl aus Nüssen herstelle, denen unter solchem Druck all ihr Öl sofort ausgepreßt wird. Nach meinen Berechnungen werde ich wenigstens hunderttausend Franken daran verdienen. Ich brüte über einer Annonce, die mit den Worten beginnen soll: ›Weg mit den Perücken!‹ und die eine großartige Wirkung machen wird. Du hast von meinen schlaflosen Nächten gar nichts gemerkt! Schon seit drei Monaten raubt mir der Erfolg des Makassaröls den Schlaf. Aber ich will das Makassaröl schon tot machen!«

»Das sind also die feinen Projekte, mit denen du seit zwei Monaten dein Gehirn abarbeitest, ohne daß du mir etwas davon sagst. Eben habe ich mich als Bettlerin an meiner eigenen Tür erblickt, das war ein Wink des Himmels. In kurzer Zeit wird uns nichts weiter bleiben als die Augen, um sie uns aus dem Kopfe zu weinen. Solange ich lebe, wirst du die Sache nicht machen, verstehst du mich, Cäsar? Dahinter stecken gewisse Machenschaften, die du nicht merkst, du bist zu anständig und zu ehrlich, um bei andern Betrügereien zu vermuten. Weshalb bieten sie dir Millionen an? Du beraubst dich aller deiner Ersparnisse, du engagierst dich über deine Mittel hinaus, und wenn nun die Wertsteigerung der Terrains nicht eintritt, womit willst du dann deine Wechsel bezahlen? Etwa mit den Schalen deiner Nüsse? Um in die feine Gesellschaft zu kommen, soll dein Name nicht mehr in der Firma erscheinen und das Schild der Rosenkönigin verschwinden, dafür aber willst du marktschreierische Annoncen und Prospekte loslassen, die den Namen Cäsar Birotteau an allen Ecken und auf allen Brettern, überall wo gebaut wird, anzeigen werden.«

»Oh, da bist du im Irrtum. Ich errichte eine Filiale unter der Firma Popinot, in irgendeinem Hause in der Nähe der Rue des Lombards, wo ich den kleinen Anselm hineinsetze. Damit werde ich zugleich die Schuld der Dankbarkeit gegen Herrn und Frau Ragon abtragen, wenn ich ihren Neffen etabliere, der so sein Glück machen kann. Die armen Ragons scheinen mir seit einiger Zeit sehr bedrückt auszusehen.«

»Aha, deshalb wollen diese Leute dein Geld haben.«

»Aber welche Leute denn, mein Kind? Etwa dein Onkel Pillerault, der uns lieb hat wie sein eignes Fleisch, und alle Sonntage bei uns ißt? Oder der gute alte Ragon, unser Vorgänger, der vierzig Jahre ehrenhaften Lebens hinter sich hat und mit dem wir unsern Boston spielen? Oder schließlich Roguin, ein Pariser Notar, ein Mann von siebenundfünfzig Jahren, der sein Notariat seit fünfundzwanzig Jahren verwaltet? Ein Pariser Notar, das wäre der Gipfel, wenn nicht alle ehrenhaften Leute den gleichen Wert hätten. Also, wenn Not am Mann wäre, würden mir meine Sozien schon beispringen! Wo ist denn nun also das Komplott, mein Liebchen? Aber ich muß dir einmal meine Meinung sagen! So wahr ich ein anständiger Mensch bin, das liegt mir auf dem Herzen. – Immer bist du mißtrauisch wie eine Katze gewesen! Sobald wir nur für zwei Sous Eigentum in unserm Laden hatten, hast du die Kunden für Spitzbuben gehalten. – Kniefällig muß man dich bitten, daß du gestattest, dich reich zu machen! Für ein Pariser Kind hast du wirklich recht wenig Ehrgeiz! Wenn du nicht ewig klagtest, könnte es keinen glücklicheren Menschen geben als mich! – Wenn ich auf dich gehört hätte, niemals hätt' ich die Sultaninnen-Paste und das Eau Carminative gemacht. Unser Ladengeschäft hat uns wohl ernährt, aber diese beiden Erfindungen und unsre Seifen haben uns hundertsechzigtausend Franken eingebracht, die wir klar und nett besitzen! – Ohne meine Erfindungsgabe – und ich habe Talent für die Parfümerie – wären wir kleine Detailhändler geblieben, wir würden uns plagen müssen, um unser Auskommen zu haben, ich würde nicht zu den angesehenen Kaufleuten gehören, die für die Wahl zum Handelsrichter in Frage kommen, ich würde weder Richter noch Beigeordneter geworden sein! Weißt du, was ich wäre? Ein Krämer, wie der alte Ragon einer war, womit ich ihn nicht beleidigen will, denn ich achte das Ladengeschäft, unser Hauptvermögen rührt ja daher! – Aber nach vierzig Jahren Handel mit Parfüms würden wir wie er dreitausend Franken Rente haben; und bei dem, was heute alles kostet, wo sich die Preise verdoppelt haben, würden wir, wie sie, kaum zu leben haben. (Täglich mache ich mir um das alte Ehepaar immer mehr Sorgen. Ich muß da endlich mal klar sehen, und ich werde das entscheidende Wort morgen von Popinot hören!) – Wäre ich deinem Rate gefolgt, dir, die du immer in Sorgen bist und dich immer fragst, ob du das, was du heute in der Hand hast, morgen noch haben wirst, so würde ich keinen Kredit, würde nicht das Kreuz der Ehrenlegion und nicht die Aussicht haben, eine politische Persönlichkeit zu werden. Ja, schüttle nur den Kopf, wenn unsre Angelegenheit zustande kommt, kann ich Deputierter von Paris werden. Oh, nicht umsonst heiße ich Cäsar, mir ist alles geglückt. – Es ist nicht zu glauben, jedermann erklärt mich für einen fähigen Kopf; nur zu Hause hält mich die einzige, der zuliebe ich so handle, daß ich Blut und Wasser schwitze, um sie glücklich zu machen – ausgerechnet hält mich gerade die für einen Dummkopf.«

Obwohl diese Phrasen durch beredte Pausen unterbrochen und wie Kugeln abgeschossen wurden, wie es von all denen geschieht, die sich in die Brust werfen, um ihren Gegner zu beschuldigen, drückten sie doch gleichzeitig eine so tiefe, so unerschütterliche Zuneigung aus, daß sich Frau Birotteau im Innersten bewegt fühlte; aber wie alle Frauen benützte sie die Liebe, die sie einflößte, um die Sache zu ihren Gunsten zu entscheiden.

»Nun also, Birotteau,« sagte sie, »dann laß mich doch auf meine Weise glücklich werden. Weder du noch ich haben eine Erziehung genossen, wir können weder uns unterhalten noch einen Diener machen, wie die Leute der feinen Gesellschaft: und wie sollen wir da in einer öffentlichen Stellung Erfolg haben? Und ich, ich würde so glücklich in Trésorières sein! Immer habe ich die Tiere und die kleinen Vögel gern gehabt, und ich würde so gern mein Leben damit verbringen, für die Hühner zu sorgen und eine Landfrau zu sein. Wir wollen unser Geschäft verkaufen, Cäsarine verheiraten und du laß deinen Größenwahn fahren. Wir werden den Winter in Paris leben, bei unserm Schwiegersohn, wir werden so glücklich sein, und nichts, was in der Politik oder im Handel passiert, wird unsre Lebensweise beeinflussen können. Warum wollen wir denn die andern tot machen? Genügt unser jetziges Vermögen nicht für uns? Wenn du Millionär sein wirst, kannst du dann zweimal Mittagbrot essen? Wünschst du dir noch eine andere Frau als mich? Denk doch an meinen Onkel Pillerault! Der hat sich verständigerweise mit seinem kleinen Vermögen begnügt und verbringt sein Leben damit, andern Gutes zu tun. Braucht der etwa schöne Möbel? Natürlich hast du schon die Möbel für mich bestellt: ich habe Braschon hier gesehen, und er ist sicher nicht hergekommen, um Parfüms zu kaufen.«

»Jawohl, mein Herz, deine Möbel sind schon bestellt und mit den Arbeiten hier wird morgen angefangen; geleitet werden sie von einem Architekten, den mir Herr von La Billardière empfohlen hat.«

»Mein Gott,« rief sie aus, »erbarme dich unser!«

»Aber so sei doch vernünftig, liebes Kind. Willst du dich denn mit siebenunddreißig Jahren, so frisch und hübsch, wie du bist, in Chinon begraben? Ich bin ja auch erst, Gottlob, neununddreißig. Das Glück eröffnet mir eine neue Laufbahn, soll ich sie nicht betreten? Wenn ich mich hier mit der gebotenen Vorsicht bewege, dann kann ich ein Haus begründen, das unter der Pariser Bourgeoisie ehrenvoll genannt wird, wie das früher geschehen ist; dann kann ich die Birotteaus begründen, wie es die Kellers gibt, die Jules Desmarets, die Roguins, die Guillaumes, die Lebas, die Nucingens, die Saillards, die Popinots, die Matifats, die in ihrem Viertel etwas bedeuten oder bedeutet haben. Und wenn noch diese Sache nicht so sicher wie Gold wäre ...«

»Sicher?«

»Jawohl, sicher. Seit zwei Monaten habe ich es mir ausgerechnet. Ohne daß jemand etwas gemerkt hat, habe ich über die Bauten im Stadthause und bei den Architekten und Unternehmern Erkundigungen eingezogen. Herr Grindot, der junge Architekt, der unsere Wohnung umändern soll, ist unglücklich, daß ihm das Geld fehlt, um sich an unserer Spekulation zu beteiligen.«

»Weil er die Bauten ausführen will, deshalb drängt er euch dazu und will euch ausnutzen.«

»Lassen sich Leute wie Pillerault, Karl Claparon und Roguin ausnutzen? Nein, der Gewinn ist so sicher wie bei der Sultaninnen-Paste.«

»Aber, Liebster, was hat Roguin denn nötig, zu spekulieren, wenn er auf sein Notariat nichts mehr schuldig ist und ein Vermögen gemacht hat? Ich sehe ihn manchmal vorbeigehen, sorgenvoller als ein Staatsminister, mit etwas Verstecktem in seinem Blick, was mir nicht gefällt; als ob er Sorgen verbergen wollte. Seit fünf Jahren hat er ein Gesicht wie ein alter Bummler bekommen. Wer sagt dir, ob er nicht ausrückt, wenn er euer Geld in der Tasche hat? So was ist schon vorgekommen. Kennen wir ihn denn wirklich genau? Mag er sich immer seit fünfzehn Jahren unsern Freund nennen, ich möchte nicht meine Hand für ihn ins Feuer legen. Denke daran, daß er eine Stinknase hat und nicht mit seiner Frau zusammenlebt; sicher hat er Mätressen, die ihn ruinieren; ich kann mir keinen andern Grund für seine trübselige Miene denken. Wenn ich beim Ankleiden durch die Gardinen gucke, sehe ich ihn morgens zu Fuß nach Hause gehn; niemand weiß, wo er da herkommt. Ich habe den Eindruck, daß er noch einen zweiten Haushalt führt, er bezahlt einen und seine Frau einen. Ist das ein Leben, wie es sonst ein Notar führt? Wenn man fünfzigtausend Franken einnimmt und sechzigtausend ausgibt, dann ist das Vermögen in zwanzig Jahren aufgebraucht und man steht nackt da wie ein neugeborenes Kind; weil man aber daran gewöhnt ist, groß aufzutreten, plündert man ohne Erbarmen seine Freunde aus; jeder ist sich selbst der Nächste. Er ist intim mit dem kleinen du Tillet, diesem Lumpen, unserm früheren Kommis; mir ahnt nichts Gutes bei dieser Freundschaft. Wenn er sich über du Tillet nicht klar ist, dann muß er sehr blind sein; wenn er es aber ist, warum ist er so vertraut mit ihm? Du wirst mir antworten, daß seine Frau du Tillet liebt. Nun, ich halte nichts von einem Manne, der in bezug auf seine Frau kein Ehrgefühl hat. Und schließlich, sind die jetzigen Besitzer dieser Terrains wirklich so dumm, daß sie für hundert Sous hergeben, was hundert Franken wert ist? Wenn dir ein Kind begegnet, das nicht weiß, wieviel ein Louisdor wert ist, wirst du ihm nicht sagen, wieviel er gilt? Eure Sache kommt mir, ohne euch beleidigen zu wollen, wie ein Schwindel vor.«

»Mein Gott, wie komisch seid ihr Weiber manchmal, und wie bringt ihr alle Gedanken durcheinander! Wenn ein Roguin nicht bei der Sache beteiligt wäre, dann würdest du sagen: du willst dich auf etwas einlassen, Cäsar, wo Roguin nicht dabei ist? dann ist die Sache nichts wert. Jetzt tritt er dabei als Garant auf, und nun sagst du ...«

»Ich denke, das ist Herr Claparon?«

»Aber ein Notar kann doch nicht mit seinem Namen bei einem Spekulationsgeschäft hervortreten.«

»Weshalb macht er denn dann etwas, was das Gesetz verbietet? Was denkst du denn darüber, du, der du doch immer nur nach dem Gesetze handelst?«

»Laß mich doch ausreden. Weil Roguin dabei ist, soll die Sache nicht gut sein. Hat das einen Sinn? Dann sagst du, er macht etwas Gesetzwidriges. Aber er wird schon offen hervortreten, wenn es nötig ist. Ferner sagst du: er ist aber doch schon reich. Kann man nicht von mir dasselbe sagen? Würden vielleicht Ragon und Pillerault zu mir gekommen sein und gesagt haben: Weshalb beteiligst du dich denn, wo du Geld hast wie ein Schweinehändler?«

»Kaufleute und Notare haben nicht die gleiche Position«, sagte Frau Birotteau.

»Mein Gewissen ist hierbei ganz ruhig«, fuhr Cäsar fort. »Die Leute, die verkaufen, tun das, weil sie dazu gezwungen sind; wir betrügen sie ebensowenig, wie man die betrügt, von denen man Renten zu fünfundsiebzig kauft. Heute kauft man die Terrains für den Preis, den sie heute wert sind; in zwei Jahren ist er ein anderer, wie bei den Renten. Und das solltest du wissen, Konstanze Barbara Josefine Pillerault, daß du Cäsar Birotteau niemals auf einer Tat ertappen wirst, die auch nur im geringsten der strengsten Rechtlichkeit, dem Gesetz, dem Gewissen oder dem Zartgefühl widerspricht. Wie kann man jemandem, der seit achtzehn Jahren etabliert ist, in seiner eigenen Familie Unredlichkeit vorwerfen!«

»Nein, Cäsar, nein. Beruhige dich nur. Eine Frau, die so lange an deiner Seite gelebt hat, die kennt dich doch durch und durch. Und schließlich bist du ja der Herr. Du hast doch das Vermögen verdient, also kannst du auch darüber verfügen. Und wenn wir ins äußerste Elend gerieten, weder von mir, noch von deiner Tochter würdest du auch nur ein vorwurfsvolles Wort hören. Aber eins gebe ich dir zu bedenken: als du deine Sultaninnen-Paste und deine Eau Carminative einführtest, wieviel hast du da riskiert? Fünf- bis sechstausend Franken. Heute willst du dein ganzes Vermögen auf eine Karte setzen, und das ist ein Spiel, wo du nicht allein beteiligt bist, sondern wo du Teilhaber hast, die sich als gerissener erweisen können, als du bist. Meinetwegen gib deinen Ball, kauf neue Möbel, das ist zwar überflüssig, das kann uns aber nicht ruinieren. Aber gegen die Sache mit den Terrains an der Madeleine lehne ich mich direkt auf. Du bist Parfümeriehändler, bleibe das, aber werde nicht Terrainhändler. Wir Frauen, wir haben für so etwas ein instinktives Gefühl, das uns nicht täuscht! Ich habe dich gewarnt und nun kannst du ja nach deinem Kopfe handeln. Du bist Handelsrichter gewesen, du kennst die Gesetze, du hast dein Schiff gut gesteuert und ich werde immer mit dir gehn, Cäsar! Aber ich zittere so lange, bis unser Vermögen sicher angelegt und Cäsarine gut verheiratet ist. Gebe der Himmel, daß mein Traum nicht eine Warnung war!«

Diese Unterwürfigkeit war Birotteau peinlich, und er gebrauchte eine unschuldige List, zu der er schon bei ähnlichen Gelegenheiten gegriffen hatte. »Höre, Konstanze, eine bindende Erklärung habe ich noch nicht abgegeben; aber ich habe so gut wie zugesagt.«

»Ach, Cäsar, dann ist es erledigt, reden wir nicht weiter darüber. Erst kommt die Ehre, dann das Vermögen. Und nun geh schlafen, mein Lieber, wir haben kein Holz mehr. Und im Bette werden wir besser reden können, wenn dir das Spaß macht. Ach, dieser scheußliche Traum! Mein Gott, wenn man sich so doppelt sieht! Es ist furchtbar! Cäsarine und ich, wir werden gehörig beten, daß die Terrainsache glückt.«

»Gewiß wird die Hilfe des Himmels nichts schaden«, sagte Birotteau feierlich. »Aber die Nußessenz ist auch eine Macht, mein Kind. Ich habe diese Erfindung wie die der Sultaninnen-Doppelpaste einem Zufall zu verdanken: das erstemal, als ich ein Buch öffnete, diesmal, als ich den Stich von Hero und Leander betrachtete. Du erinnerst dich, wo eine Frau Öl auf das Haupt ihres Geliebten gießt; ist das nicht reizend? Die sichersten Spekulationen sind die auf die Eitelkeit, die Eigenliebe und die Prahlerei. Diese Gefühle werden niemals aussterben.«

»Ach ja, das sehe ich.«

»In einem gewissen Alter sind die Männer, die kein Haar mehr haben, zu allem fähig, um wieder welches zu bekommen. Seit einiger Zeit höre ich von den Friseuren, daß nicht nur das Makassaröl geht, sondern alle Arten von Haarfärbemitteln und von Mitteln, bei deren Anwendung angeblich die Haare wachsen. Seit dem Friedensschlusse sind die Männer viel mehr hinter den Weibern her, und die haben die Kahlköpfe nicht gerne, nicht wahr, mein Liebling? Die Nachfrage nach diesem Artikel erklärt sich also aus der politischen Situation. Ein Mittel, das die Haare gesund erhält, würde abgehen wie warme Semmeln, und um so mehr, da diese Essenz sicher von der Akademie der Wissenschaften approbiert werden wird. Mein lieber Herr Vauquelin wird mich wohl auch dabei wieder unterstützen. Morgen gehe ich hin und unterbreite ihm meine Idee, und dabei werde ich ihm den Stich verehren, den ich nun endlich, nach zweijährigem Suchen in Deutschland, erhalten habe. Er befaßt sich gerade mit der Haaruntersuchung. Chiffreville, der Teilhaber bei seiner Fabrik chemischer Produkte, hat es mir mitgeteilt. Wenn meine Erfindung mit seinen Resultaten übereinstimmt, wird meine Essenz von beiden Geschlechtern gekauft werden. In meiner Idee, ich wiederhole es, steckt ein Vermögen. Ich kann wahrhaftig deshalb nicht schlafen. Glücklicherweise hat der kleine Popinot das schönste Haar, was man sich denken kann. Wenn man dann noch ein Kontorfräulein nimmt, mit Haar, das bis auf die Erde fällt, die, wenn das ginge, ohne bei Gott und Menschen Anstoß zu erregen, sagen könnte, daß das Comagenöl (es wird jedenfalls ein Öl sein) das bewirkt hat, dann werden sich alle Grauköpfe darauf stürzen, wie das Elend auf die Welt. Sag mal, Kleine, und was wird mit unserm Ball? Ich bin nicht bösartig, aber ich möchte gern diesen Kerl, den kleinen du Tillet, dabei sehen, der mit seinem Vermögen großtut und mir auf der Börse immer ausweicht. Er weiß, daß ich etwas, das er gemacht hat, kenne, was nicht schön war. Vielleicht bin ich doch zu gut zu ihm gewesen. Ist es nicht komisch, mein Kind, daß man immer für seine guten Taten bestraft wird, hier auf Erden versteht sich! Ich habe wie ein Vater gegen ihn gehandelt, du weißt gar nicht, was ich alles für ihn getan habe.«

»Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn du nur seinen Namen erwähnst. Wenn du gewußt hättest, was er aus dir machen wollte, hättest du über die gestohlenen dreitausend Franken nicht geschwiegen, denn ich habe erraten, wie die Sache arrangiert worden ist. Hättest du ihn der Polizei angezeigt, dann hättest du vielleicht vielen Leuten einen guten Dienst erwiesen.«

»Was beabsichtigte er denn aus mir zu machen?«

»Ach, nichts. Wenn du heute auf mich hören wolltest, dann würde ich dir den guten Rat geben, Birotteau, deinen du Tillet beiseite zu lassen.«

»Würde man es aber nicht merkwürdig finden, wenn ich einen Kommis, für den ich für die ersten zwanzigtausend Franken, mit denen er sein Geschäft angefangen hat, Bürgschaft geleistet habe, nicht einlade? Geh, laß uns gütig sein um des Guten willen. Übrigens hat sich du Tillet auch vielleicht gebessert.«

»Hier wird ja nun wohl alles drunter und drüber gehen.«

»Was redest du da von drunter und drüber? Alles wird hier wie am Schnürchen gehn. Hast du denn schon vergessen, was ich dir über die Treppe und das Mieten der Räume im Nachbarhause, nach der Abmachung mit dem Schirmhändler Cayron, gesagt habe? Wir müssen beide morgen zu Herrn Molineux, seinem Hauswirt, gehn, und ich habe morgen so viel Geschäfte wie ein Minister ...«

»Du hast mir mit deinen Projekten den Kopf ganz verwirrt,« sagte Konstanze, »ich finde mich nicht mehr zurecht. Und im übrigen will ich jetzt schlafen, Birotteau.«

»Also guten Morgen«, sagte er. »Höre doch, ich sage dir guten Morgen, denn es ist schon Morgen, mein Liebling. Ach, sie schläft schon, das gute Herz. Ja, du sollst sehr reich werden, oder ich will nicht mehr Cäsar heißen.«

Ein kurzer Blick auf das frühere Leben des Ehepaars wird den Eindruck bestätigen, den der liebevolle Streit der beiden Hauptpersonen dieser Erzählung hervorrufen muß. Diese Schilderung der Sitten des Detaillistenstandes wird gleichzeitig erklären, durch welche eigenartigen Umstände Cäsar Birotteau Beigeordneter und Parfümhändler, früherer Offizier der Nationalgarde und Ritter der Ehrenlegion geworden war. Wenn man das innerste Wesen seines Charakters und die Triebfedern zu seinem Aufstieg klar erkennt, wird man auch verstehen, weshalb kommerzielle Unglücksfälle, die selbst bedeutende Köpfe überwältigen, für kleine Geister zu unheilbaren Katastrophen werden. Geschehnisse können nie abgelöst für sich beurteilt werden, ihre Auswirkungen hängen völlig von den betroffenen Individuen ab: das Unglück ist für das Genie ein Schemel, für den Christen ein Bad, für den gewandten Mann ein Schatz, für die Schwachen ein Abgrund.

Ein Landarbeiter aus der Umgegend von Chinon, namens Jacques Birotteau, heiratete das Kammermädchen der Dame, in deren Weinberg er arbeitete; er hatte drei Söhne, aber bei der Geburt des jüngsten starb die Frau und der arme Mann überlebte sie nicht lange. Die Herrin, die an ihrem Kammermädchen sehr gehangen hatte, ließ Franz, den ältesten Sohn des Arbeiters, mit ihren Söhnen zusammen erziehen und brachte ihn dann in einem Seminar unter. Zum Priester geweiht, mußte sich Franz Birotteau während der Revolution versteckt halten und das Leben der herumirrenden Priester, die den Eid nicht leisten wollten, führen, auf die man wie auf wilde Tiere Jagd machte und die um der geringsten Sache willen hingerichtet wurden. Zur Zeit, da diese Geschichte beginnt, war er Vikar an der Kathedrale von Tours und hatte diese Stadt nur ein einziges Mal verlassen, um seinen Bruder Cäsar zu besuchen. Der Lärm in Paris betäubte aber den guten Priester dermaßen, daß er sein Zimmer nicht zu verlassen wagte, die Kabriolets »Halbchaisen« nannte und über alles staunte. Nach einer Woche kehrte er nach Tours zurück und gelobte sich, niemals wieder die Hauptstadt aufzusuchen. Der zweite Sohn des Weinarbeiters, Johann Birotteau, erlangte, zum Militär eingezogen, schnell den Rang eines Hauptmanns während der ersten Revolutionskriege. In der Schlacht an der Trebbia ließ Macdonald Freiwillige vortreten, die eine Batterie stürmen sollten. Der Hauptmann Johann Birotteau ging mit seiner Kompagnie vor und fiel. Das Schicksal der Birotteaus wollte offenbar, daß sie überall, wo sie Fuß faßten, entweder von den Menschen oder von den Ereignissen zugrundegerichtet werden sollten.

Das letzte Kind war der Held dieser Erzählung. Als Cäsar mit vierzehn Jahren lesen, schreiben und rechnen konnte, verließ er seine Heimat und wanderte zu Fuß nach Paris, mit einem Louisdor in der Tasche, um hier sein Glück zu machen. Auf die Empfehlung eines Apothekers in Tours fand er ein Unterkommen als Hausdiener bei den Ragons, Parfümeriehändlern. Cäsar besaß damals ein Paar mit Eisen beschlagene Schuhe, eine Hose, blaue Strümpfe, eine geblümte Weste, eine Bauernjacke, drei grobe Hemden aus guter Leinwand und seinen Reisestock. Wenn auch sein Haar wie das eines Chorknaben geschnitten war, so hatte er doch die festen Knochen eines Tourainers; wenn er sich manchmal der heimatlichen Faulheit überließ, so wurde das wieder wettgemacht durch das Verlangen, sein Glück zu machen; und wenn ihm auch Geist und Erziehung fehlten, so besaß er dafür einen geraden Sinn und ein von seiner Mutter ererbtes zartes Empfinden, einem Wesen, das, nach dem Tourainer Ausdruck, ein »goldenes Herz« hatte. Cäsar erhielt Essen, sechs Franken Lohn monatlich und eine schlechte Matratze auf dem Boden in der Nähe der Köchin; die Kommis, die ihn zum Einpacken und Gängebesorgen, zum Fegen des Ladens und der Straße anlernten, machten sich über ihn lustig, während sie ihn ausbildeten, wie das in den Ladengeschäften üblich ist, wo die Neckerei ein Hauptelement der Lehrlingszeit bildet; Herr und Frau Ragon kommandierten ihn wie einen Hund. Niemand nahm Rücksicht auf die Ermüdung des Lehrlings, wie schauderhaft ihn auch abends die vom Pflastertreten gequetschten Füße und die wie zerbrochenen Schultern schmerzten. Diese rauhe Lehre des »Jeder für sich«, das Evangelium aller Großstädte, ließ Cäsar das Leben in Paris sehr hart finden. Am Abend weinte er, wenn er an die Touraine dachte, wo der Bauer in Ruhe arbeitet, wo der Maurer den Stein erst zwölfmal herumdreht, bevor er ihn einsetzt, und wo die Faulheit so verständig mit der Arbeit verwoben ist; aber er schlief ein, ohne Zeit zu haben, ein Ausrücken zu überlegen; am nächsten Morgen hatte er schon wieder Gänge zu besorgen, und er tat seine Pflicht mit dem Gehorsam eines Wachthundes. Wenn er sich wirklich einmal beklagte, so lächelte der erste Kommis mit vergnügter Miene.

»Ja, mein Junge,« sagte er, »es ist nicht alles rosig in der ›Rosenkönigin‹, und hier fliegen einem nicht die Tauben gebraten ins Maul; man muß erst hinter ihnen herlaufen, dann sie packen und schließlich verstehen, sie sich zurechtzumachen.« Die Köchin, eine dicke Pikardin, nahm die besten Stücke für sich und richtete an Cäsar nur das Wort, um sich über die Ragons zu beklagen, die sich nicht bestehlen ließen. Gegen Ende des ersten Monats mußte das Mädchen an einem Sonntag das Haus bewachen und begann eine Unterhaltung mit Cäsar. Die sonntäglich gewaschene Ursula erschien dem armen Laufburschen, der ohne diesen glücklichen Zufall an der ersten verborgenen Klippe seiner Laufbahn gescheitert wäre, reizend. Wie alle schutzlosen Wesen verliebte er sich in das erste Weib, das ihm einen freundlichen Blick zuwarf. Die Köchin nahm Cäsar unter ihren Schutz und daraus entstand ein heimliches Liebesverhältnis, über das die Kommis unbarmherzig spotteten. Zwei Jahre später verließ die Köchin Cäsar zu seinem größten Glück wegen eines jungen Drückebergers aus ihrer Heimat, der sich in Paris verborgen hielt, eines zwanzigjährigen Pikarden, der einige Morgen Land besaß und sich von Ursula heiraten ließ.

Zwei Jahre lang hatte die Köchin ihren kleinen Cäsar gut ernährt, hatte ihn in verschiedene Mysterien des Pariser Lebens eingeweiht, das sie ihn in seiner Tiefe hatte kennenlernen lassen und wobei sie ihm aus Eifersucht einen starken Abscheu gegen die schlechten Orte, deren Gefahren ihr nicht unbekannt zu sein schienen, eingeflößt hatte. Im Jahre 1792 hatten sich die Füße des von ihr