Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Diese Geschichte ist urheberrechtlich geschützt. Jedwede weitere Nutzung bedarf der vorherigen schriftlichen Genehmigung durch den Autor!

Dankeschön

an Carolin Kaus, Steve Gensheimer, Christian Kögel, Joshua Becker, Sascha Toelle und Rosemarie Becker für das Korrekturlesen meines Buches

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an Christina Eckhardt für die Cover Bilder

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an Leolin Skullaro für das Coverdesign

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2016 Frank Becker

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7431-5788-0

Inhaltsverzeichnis

1stes Kapitel – Die Funkenmarie

01.04.2013

Es war 6.30 Uhr, als der Wecker klingelte. Ulli Happel kam nur sehr langsam zu Bewusstsein. Aus seinem veralteten Radiowecker ertönten gerade die Kurznachrichten. Der Radiomoderator berichtete, dass es heute einen wunderbar warmen Frühlingstag geben sollte. Dann lachte der Moderator laut auf und schob ein „April April“ hinterher. Es war der erste April 2013 und Ulli würde sich im Laufe des Tages noch den einen oder anderen Aprilscherz anhören müssen. Von wegen warmer Frühlingstag. Nach wie vor war es, wie schon wochenlang, sehr kalt im Südwesten Deutschlands. Die Heizung würde noch eine ganze Zeit lang ihre treuen Dienste leisten müssen. Zumindest sollte es heute trocken bleiben, was das Ganze etwas angenehmer machte.

Er schaltete den Wecker aus und begab sich in sein Badezimmer. Ein schaler Tabakgeschmack vom Vortag lag in seinem Mund.

Tags zuvor war in der Dorfkneipe ein Klassentreffen mit seinen ehemaligen Grundschulkameraden angesagt. Es war ein lustiger Abend. Seit seinem letzten Klassentreffen waren bereits mehrere Jahre vergangen und das Wiedersehen war ein feucht fröhliches. Ulli wuchs in Weingarten auf und hatte das Dorf nie wirklich verlassen. Es war ein eher kleines Dorf, welches in der Vorderpfalz lag. Mit weniger als 2000 Einwohnern war es ziemlich überschaubar.

Die Landwirtschaft war gegenwärtig durchaus präsent, spielte allerdings für den überwiegenden Anteil der ortsansässigen Bevölkerung keine große Rolle mehr. Das Geld wurde in den vielen Fabriken des Umlandes verdient. Einige wenige Großbauern, die Gemüse anbauten und vermarkteten, gab es natürlich dennoch. Diese arbeiteten mit schwerem Gerät und osteuropäischen Erntehelfern. Diese tummelten sich dann von Frühling bis Spätherbst auf den Feldern und verdienten sich ihren Lohn.

Mit einigen seiner Klassenkameraden der Grundschule hatte Ulli noch regelmäßig Kontakt. Vor den Damen, mit denen er in der Vergangenheit die Schulbank gedrückt hatte, erschrak er sich gestern Abend schon etwas. Ulli hatte sich ganz gut gehalten für sein Alter, was man von der überwiegenden Mehrheit seiner Klassenkameradinnen nicht gerade behaupten konnte. Da hatten sich ein paar zu ganz schönen Schreckschrauben entwickelt. Es war damals eine mittelgroße Klasse. 1979 wurden 22 Kinder in der Grundschule eingeschult und unterrichtet.

Vier Jahre später trennten sich die Wege der Kinder in alle Himmelsrichtungen.

Ulli selbst war mit ca. 1,74 Meter mittelgroß, schlank aber nicht schmächtig. Eher so der durchwachsene Holzfällertyp. Seine dunkelbraunen Haare trug er mit Pomade frisiert im Stil der 50er Jahre. Diese Epoche spielte im Leben von Ulli Happel im Allgemeinen eine sehr große Rolle. Er mochte die Musik, die Art sich zu kleiden und den ganzen Lifestyle.

Sein Gesicht war kernig und markant. Er trug entweder einen aus der Mode gekommenen Backenbart oder Schnauzbärte in den verschiedensten Variationen. Aktuell zierte sein Äußeres ein ziemlich üppiger Magnum-Schnauzer. Seine Kleidung war eher leger. Jeans und Bikerstiefel. Holzfällerhemden und T-Shirts prägten sein tägliches Outfit. Sein Chef auf dem Kommissariat sah dies nicht sonderlich gerne, aber so lange es keine Kleiderordnung auf der Dienststelle gab, sah Ulli keine Notwendigkeit darin, sich umzustellen. Warum sollte er auch? Die Individualität des Einzelnen war doch eine wunderbare Sache.

Er bewohnte ein typisches Einfamilienhaus in Haushofbauweise. In den alten Ortskernen der Vorderpfalz war dies nach wie vor Gang und Gäbe. Sein altes Fachwerkhaus war nicht wirklich groß, aber auf alle Fälle ausreichend für Ulli. Er hatte es vor 10 Jahren zusammen mit seiner damaligen Freundin gekauft. Das Haus hatte die Beziehung überlebt.

Die Dame war Vergangenheit und die gemeinsame Anschaffung blieb seine Burg. Der Hof war mit alten Pflastersteinen ausgelegt. Hinter dem Haus stand eine alte Scheune, welche allerlei Krimskrams beinhaltete. Vieles darin war noch vom Vorbesitzer, der damals aus organisatorischen Gründen nicht alles mitnehmen konnte. Ulli sah für sich selbst keinen Sinn darin, die Scheune komplett leer zu räumen. Vieles war noch gut in Schuss und konnte zur eigenen Verwendung erhalten bleiben. Es gab eine alte Werkbank, den Tankraum für das Heizöl und das Holzlager, wenn er im Winter mal zuheizen wollte. Die alten Schweine- und Ziegenställe hatte er damals direkt nach dem Hauskauf schön gesäubert und frisch gestrichen. Dort standen mehrere alte Motorräder und Mokicks aus vergangenen Tagen. Ulli hatte den Narren an Motorrädern einer italienischen Marke gefressen. Insgesamt 5 Maschinen dieser Art konnte er mittlerweile sein Eigen nennen. Besonders stolz war er auf seine Guzzi Ercole. Ein Lastendreirad der 60er Jahre mit hydraulischer Pritsche. Wenn er die Gelegenheiten hätte, über den Sommer an diesem Restaurationsprojekt zu arbeiten, würde er es im Herbst zulassen können. Luftwaffengrau sollte sie werden. Anstatt der Ladepritsche sollte die Maschine um einen Kabinenaufbau erweitert werden. Diesen wollte er zu einer Art minimalistischem Wohnmobil ausbauen.

Der Plan war, nach der Vollendung dieser Restauration auf das eine oder andere Motorradtreffen zu fahren. Seine Übernachtungsmöglichkeit hätte er somit gleich dabei.

Ulli scharrte im Allgemeinen gerne Dinge um sich herum, die er nicht wirklich benötigte. Er war nicht der Typ, der sich von seinem Sammelsurium ohne weiteres trennen konnte.

Wie zum Beispiel der alte Hummel Schmalspurtraktor, der an für sich nie mehr zum Einsatz kommen würde. Aber Ulli mochte seine stinkenden und knatternden Teile und würde sich so schnell nicht von ihnen trennen.

Sein alter Knudsen hingegen kam beinahe jeden Tag zu Einsatz. Ulli achtete sehr darauf, dass dieser in Schuss blieb und ließ sich dies von seiner Beamtenvergütung einiges kosten.

Der Knudsen wurde als Alltagsauto genutzt und musste somit beinahe jeden Tag zuverlässig seine Dienste leisten.

Mit seiner braungoldenen Lackierung und dem schwarzen Dachbezug traf er ziemlich genau Ullis Geschmack. Zweitürig und Fliesheck, genau so wollte er ihn haben. Letztendlich hatte er ihn in einer Onlineautobörse entdeckt.

Ohne groß zu Handeln wurde Ulli mit dem Verkäufer schnell einig. Es war keiner der großen amerikanischen Muscle Cars, die in letzter Zeit immer mehr gefragt waren. Es musste für ihn kein großvolumiger V8 Motor sein. Der Knudsen traf einfach seinen Geschmack und das war für ihn viel wichtiger!

Direkt hinter dem Haus hatte Ulli sich letztes Jahr eine Terrasse Richtung Garten angelegt. Er konnte diese sowohl durchs Wohnzimmer, als auch durch die Küche betreten. Eine Überdachung aus Plexiglas schützte die Terrasse vor Regen, so dass er sich während der warmen Tage des Jahres wunderbar darauf aufhalten konnte. Ulli fühlte sich wohl, so wie er wohnte. Er hatte sein Zuhause gefunden, seine Heimat. Manchmal allerdings erschlug ihn die Arbeit an seinem Eigentum etwas. Gerade an den Tagen, wo ihn sein Job bei der Kriminalpolizei sehr beanspruchte. Aber wenn gelegentlich Ruhephasen eintraten, machte es ihm immer sehr viel Spaß, sich um sein eigen Haus und Hof zu kümmern.

Er war ein Mensch der Leidenschaften. Zu diesen gehört auch gelegentlich ein Glas Kräuterlikör eines italienischen Herstellers und seine favorisierte Pfälzer Zigarillo Marke. Er wusste, dass dies nicht wirklich zu seiner Gesundheit beitrug. Vor Jahren noch lebte er viel körperbewusster. Mit der Zeit der Jahre kamen die Enttäuschungen und mit den Enttäuschungen stieg auch der Konsum. Mittlerweile sah er alles nicht mehr so eng wie noch vor Jahren. Warum auch? Es gab niemanden in seinem Leben, der ihm Vorschriften zu machen hatte. Also konnte er sein eigenes Ding durchziehen und musste niemandem Rechenschaft ablegen.

Ullis Ercole

Er bewohnte nicht alle Räume in seinem Haus. Es gab eingerichtete Gästezimmer die an für sich ungenutzt zur Verfügung standen. Dies war eigentlich Verschwendung, störte ihn allerdings auch nicht wirklich. Was sollte er tun mit dem vielen Platz. Er hatte keine Kinder und seit seiner letzten Trennung vor acht Jahren, hatte er keine wirkliche längerfristige Beziehung mehr. Eine neue Partnerin, die wirklich zu ihm passen würde, konnte er leider noch nicht finden. Er hätte gerne wieder eine Beziehung, wollte allerdings keine großen Kompromisse mehr eingehen. Einen alten Baum sollte man nicht mehr umpflanzen.

Selten war er länger als drei Jahre liiert. Irgendetwas war immer passiert oder irgendwas hatte nicht gepasst. Er zweifelte langsam daran, dass er der Typ für etwas Langes, Endgültiges war. Die Hoffnung trug er allerdings immer noch in sich. Auch für seinen Topf würde es einen Deckel geben. Blieb nur abzuwarten, ob er ihn auch finden würde.

Seine private Situation könnte durchaus auch mit seinem Job zusammenhängen, was er allerdings nicht als Alibi nutzen wollte.

Die vielen Überstunden und unregelmäßigen Arbeitszeiten in seinem Job als Kriminalkommissar machten das Leben in einer Beziehung nicht ganz einfach. Aber er liebte seinen Job und würde ihn niemals für eine Beziehung aufgeben wollen. Er hatte sozusagen seine Berufung gefunden. Einen Luxus, den viele Arbeitnehmer Deutschlands leider nicht für sich beanspruchen konnten.

Ulli war an für sich ein gutmütiger Typ. Er kam mit vielen, ja fast allen Leuten gut aus. Aber halt letztendlich doch nicht mit allen. Er mochte keine Leute, welche permanent eine Fassade vor sich herführten. Unehrlichkeit und Unentschlossenheit Anderer waren Eigenarten von Menschen, die ihn zur Weißglut bringen konnten. Er konnte dann auch schon mal zornig werden. Provozieren ließ er sich schon mal gar nicht. Angriff war seine Devise. Nicht nur deshalb hatte er in der Vergangenheit bei seinem Chef Bogner gelegentlich eine Vorladung bekommen. Dieser hatte um des Friedens willen oft Fünfe gerade sein lassen. Es war ein ständiger Machtkampf zwischen Ulli Happel und seinem Chef. Dies kostete zwar nur unnötig Kraft, ließ sich allerdings im Berufsleben nicht immer vermeiden.

Ulli war ein sehr erfolgreicher Ermittler. Er arbeitete auch gerne mal mit unorthodoxen Methoden.

Vor wenigen Monaten noch stand er knapp vor einer Dienstsuspendierung. Er hatte einem 18-jährigen Ukrainer bei einem Verhör den Daumen gebrochen. Bogner hatte sich ganz schön weit für Ulli aus dem Fenster lehnen müssen, um dies alles wieder gerade zu biegen.

Beruflich war Ulli durchaus angekommen. Er hatte keine Ambitionen mehr, weiter aufzusteigen. Umso weiter hoch in der Rangordnung, umso verlogener und bekloppter wurde alles.

Finanziell würde es ihm sowieso nichts bringen und warum sollte er sich dieses Kompetenzgerangel noch antun? Dieses politische Denken der Führungskräfte war nichts für ihn. Er brachte viel lieber Dinge in Bewegung und arbeitete gerne in der ersten Reihe. Ulli brauchte seine beruflichen Freiheiten und Herausforderungen. All dies bot ihm sein Job bei der Kriminalpolizei.

In den letzten Wochen allerdings plagten ihn diese kleinen Fälle, welche immer wieder vorkamen und ihn nicht wirklich herausforderten. Es war nicht sein Ding, einen kleinen Stinker zurechtzuweisen. Ob Trickdiebstahl einer Zigeunerbande, kleine Erpressungen auf dem Schulhof oder ein Kleinbetrug eines Hartzers.

Dies waren die kleinen Fälle, denen er am liebsten aus dem Weg gegangen wäre. Leider war ihm dies nicht möglich. Auch diese Arbeit musste erledigt werden. Der letzte große Fall der ihn herausforderte, war bereits etliche Monate her.

Ein Oldtimersammler der sich auf Guzzi Motorräder spezialisiert hatte, wurde ausgeraubt. Seine komplette Sammlung an Motorrädern wurde aus einer Lagerhalle in Ludwigshafen entwendet und auf einen LKW verladen. Dann verlor sich die Spur auf der Autobahn.

Auf Grund von Ullis Fachkenntnissen zu dieser Motorradmarke hatte man ihm diesen Fall zugeteilt. Harte drei Wochen lang war Ulli mit seiner Kollegin am Fall beschäftigt. Letztendlich konnten die Motorräder in einer abgelegenen Scheune in der Nähe von Frankfurt an der Oder sichergestellt werden.

Ihm ging eine fünfköpfige ukrainische Schleuserbande ins Netz und alle wurden im Nachhinein zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Bande hatte wohl vor die Motorräder, beziehungsweise die Teile, an gutbetuchte Kunden weiterzuverkaufen.

Während eines Verhörs auf einer Polizeiwache kam es dann auch zu dem Vorfall mit dem gebrochenen Finger. Problem bei der Sache war nur, dass die Person, welche zu Ullis Opfer wurde, mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun hatte. Das Opfer war ein orthodoxer Mönch und der kleine Bruder von einem der Täter. Er war lediglich zu Besuch bei seinem Bruder und hatte von dessen Machenschaften keine Ahnung. Er war das Bauernopfer und Ulli würde ihm jederzeit wieder den Finger bis zum Bruch überdehnen. Zumindest, wenn es den Ermittlungsarbeiten dienlich wäre. Ulli wunderte sich noch, wie lange der junge Mönch ihm beim Verhör die Wahrheit verschwieg. Dass dieser von den Aktionen seines älteren Bruders nichts wusste, konnte Ulli zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen. Letztendlich war die Ermittlung schnell und erfolgreich. Beinahe im Alleingang konnten die Täter gestellt werden. Im Nachhinein wurden die inhaftierten Ukrainer noch mit weiteren Straftaten belastet. Im Endeffekt war es ein sehr großer Erfolg für die Speyerer Dienststelle, wäre nicht der fade Beigeschmack mit dem Daumen des jungen Mönches gewesen.

Seine allmorgendliche Prozedur im Badezimmer konnte also beginnen. Rasieren, Zähne putzen und die Haare am Waschbecken nass machen. Ulli föhnte sich in seiner allmorgendlichen Prozedur die Haare seitlich streng nach hinten und das obere Deckhaar steil nach oben gen Himmel. Dann schmierte er eine weiche bis mittelfeste Pomade in sein Haar. Die Haare wurden mit heißer Luft geföhnt und gleichzeitig mit dem Kamm eng angelegt. Erst wenn alles glatt anlag und auch nicht das geringste Haar abstand war das Ergebnis perfekt. Im Anschluss weichte er mit dem Fön eine etwas festere Pomade in der Dose vor. Eine Fingerspitze aus der Pomadendose reichte in der Regel. Diese verteilte er auf der flachen Hand und trug diese oben auf dem Deckhaar auf. Nun die Pomade mit Kamm und viel heißer Luft in den Haaren verteilen. Jetzt kam die Kunst, eine schöne Tolle hinzubekommen. Dies klappte mal besser, mal weniger gut. Die Luft des Föns wurde immer kälter geregelt und die Haare mit einem Drall nach oben in Form gebracht. Immer nach vorne ziehen, nach oben und letztendlich nach hinten wegkämmen. Es brauchte einiges an Übung und Eitelkeit, bis ein gutes Resultat erzielt wurde. Heute gelang alles sehr gut und schnell. Perfecto würde sein Kumpel Luigi aus seiner Stammpizzeria sagen.

Rasiert wurde sich natürlich nass und im Anschluss mit einem guten Rasierwasser die Haut wohl duftend desinfiziert. Der Schnauzbart wurde allmorgendlich etwas zurechtgestutzt, damit die Gesamterscheinung nicht beeinträchtigt wurde.

Ulli war immer noch leicht verkatert vom Vorabend. Es waren bestimmt fünf bis sechs Weizenbier die letztendlich kassiert wurden. Die kleinen Muntermacher zwischendurch hatte Ulli gar nicht mitgezählt. Seinen alten Schulfreunde Gerald und Hannes würde es heute Morgen auch nicht wirklich besser gehen. Es war ein wirklich feucht fröhliches Klassentreffen. Die Quittung bekam er nun mit starken Kopfschmerzen zurückbezahlt. Ulli holte sich eine Tablette und zerkaute diese im Mund. Er hatte das Gefühl, dass die Tablette so schneller ihre Wirkung entfaltete. Ob es nur eine Einbildung war oder der Realität entsprach, war ihm an für sich egal. Hauptsache es ging ihm dadurch etwas besser.

Ulli hatte kein Problem damit, morgens früh aufzustehen. Auch nicht, wenn er tags zuvor lange im Dienst war oder spät abends in einer Spelunke einkehrte, um einen über den Durst zu trinken. Er kam morgens immer auf die Beine. Zwar brauchte er eine gewisse Zeit, bis er wirklich ansprechbar war, aber auch im Katerbetrieb funktioniert er noch ziemlich gut.

Spätestens um acht Uhr in der Früh war der allmorgendliche Dienstbeginn auf der Wache angesagt. Ulli arbeitete schon eine gefühlte Ewigkeit in der Speyerer Dienststelle. Die Arbeit machte ihm wirklich Spaß. Die Stadt war schön und seine Kollegen waren ganz Ok. Der Arbeitsweg von lediglich 18 Kilometern hatte auch seine Vorteile. Ulli kannte Kollegen, welche wesentlich weitere Wege auf sich nehmen müssen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.

In letzter Zeit war er nicht wirklich viel Zuhause. Immer gab es irgendwas zu tun, was ihn von seinem Heim fernhielt. Dies hatte allerdings auch seine Vorteile, denn so gab es in seinem Haushalt nicht wirklich viel zu erledigen. Er hatte es gerne ordentlich um sich herum und konnte es nicht leiden, abends heimzukommen und ein Chaos vorzufinden. Von einem Putzfimmel zu sprechen ginge sicherlich zu weit, pingelig traf es wohl eher.

Einmal in der Woche kam eine Putzhilfe, die sich um Bad, Fenster und die allgemeine Sauberkeit kümmerte. Ulli hatte eine Annonce in der Gemeindezeitschrift entdeckt und einfach angerufen. Sylvia Chadinski wurde vorstellig und konnte seitdem diesen kleinen Job ihr Eigen nennen. Sie war eine ziemlich adrette blonde Frau, knapp über dreißig Jahre alt. Ulli konnte sich blind auf sie verlassen. Sie hatte einen eigenen Hausschlüssel und konnte sich ihre Arbeitszeit frei einteilen. Ihr Aufgabenfeld war klar abgesteckt und auch die Zeit die ihr zur Erledigung zur Verfügung stand war klar abgesprochen. Ulli war bisher mit ihren Diensten immer sehr zufrieden gewesen. Nur von seinen vier Chinchillas hielt Sylvia immer Abstand. Sie mochte diese Tiere nicht sonderlich und hatte ihm dies beim Einstellungsgespräch von vorne weg klargemacht. Somit war auch diese Grenze zwischen Ulli und Sylvia klar abgesteckt und es gab seitdem keinerlei Reibungspunkte.

Verrückterweise ging seine letzte Beziehung genau aus solchen Gründen in die Brüche. Die ehemalige Dame des Herzens hatte es einfach nicht verstehen wollen, dass für ihn eine gewisse Grundordnung lebensnotwendig war. Alles war kein Problem, bis die beiden zusammenzogen. Woche für Woche wurde Ramona schlampiger. Ulli kam abends nachhause und fand die Wohnung mehr als einmal im Chaos vor. Ramona war am Telefon, im Bad oder sonst wo. Nur nicht beim Aufräumen. Ein paar Wochen lang hatte Ulli sich um die Hausarbeit gekümmert und Ramona hinterher geputzt. Irgendwann platzte ihm der Kragen und er sprach die ganze Sache offen an. Ramona hatte keinerlei Einsicht hinsichtlich ihres Fehlverhaltens. Sie wollte sich nach einer Putzfrau umsehen, die in der Wohnung für Ordnung sorgen sollte. Die Kosten sollten zwischen Ulli und ihr geteilt werden. Selbst mal den Staubsauger in die Hand zu nehmen oder aufzuräumen, lehnte sie kategorisch ab. Letztendlich war dieser Zustand des Zusammenlebens für Ulli untragbar. Er beendete die Beziehung mit dem Vorsatz „lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“. Nun fand er sich selbst mit einer Reinigungshilfe wieder und Ramona hatte zumindest ein klein wenig Recht behalten. Aber nun war Ramona Vergangenheit und spielte in Ullis Leben keine Rolle mehr. Bei der Trennung gab es noch etwas böses Blut, was sich ja bekanntlich selten vermeiden ließ. Es ging um die Chinchillas, um die sich beide zuvor liebevoll gekümmert hatten. Ramona wollte zwei der Tiere mitnehmen, da diese im Laufe der Beziehung geboren wurden. Da die beiden Elterntiere allerdings bereits vor der Beziehung von Ulli angeschafft wurden, blieb er bei diesem Punkt steinhart und behielt all seine Tiere. Es gab noch einen kurzen Rechtsstreit zu diesem Thema. Die Anwälte beider Parteien lieferten sich einen postalischen Schlagabtausch. Doch bevor es zum Gerichtstermin kam gab die Gegenpartei endlich Ruhe. Seitdem hatten die Tiere ihr endgültiges Zuhause bei Ulli gefunden.

Vier dieser wunderbaren Nagetiere lebten also bei Ulli Happel. Schon als kleiner Junge war Ulli sehr tiervernarrt und blätterte tagelang in seinem überaus dicken Tierlexikon. Schon damals gefielen ihm diese mittelgroßen Nagetiere. Als er dann viele Jahre später in einer Tierhandlung vor dem Käfig eines Chinchillas stand, war es um ihn geschehen. Alte Erinnerungen wurden wach und er kaufte noch im gleichen Moment seine ersten beiden Chinchillas mit Komplettausstattung. Leider hatte Ulli, bedingt durch seinen Job, nicht immer ausreichend Gelegenheit, sich um seine Tiere zu kümmern. Aber unterm Strich betrachtet ging es den Chinchillas ganz gut bei Ulli. Gelegentlich nervten die Stinker nachts, wenn diese anfingen aktiv zu werden. Sie versuchten, eine Höhle zu buddeln oder Nester wurden gebaut. In der Vergangenheit wurde Ulli immer wieder nächtelang des Schlafes beraubt.

Aufgrund nächtlicher Ruhestörung hatte sich das eine oder andere Chinchilla in den letzten Monaten immer wieder mal einen Klaps auf den Hintern eingefangen. Erziehung war eben alles. Gefruchtet hatte diese Methode bisher allerdings nicht. Auch andere Arten von Sanktionen wurden ausprobiert, um dieses nächtliche Generve zu unterbinden.

Alles war hoffnungslos. Für die ganz schlimmen Nächte hatte Ulli in seinem Nachttischschränkchen immer ein Päckchen Ohrstöpsel bereitliegen. Dies war dann allerdings die letzte Instanz.

Als Ulli im Badezimmer fertig war, ging er zurück in sein Schlafzimmer und schlüpfte in eine frisch gewaschene Jeans. Er stieg in seine alten eingelaufenen Biker Stiefel, die ihn schon jahrelang durchs Leben trugen. Ein frisches Workershirt aus dem Schrank komplettierte sein Outfit. Sein Spiegelbild verriet ihm, dass er in dieser Aufmachung unter die Menschheit treten konnte.

Bevor er zur Arbeit fuhr, kümmerte er sich noch schnell um seine Chinchillas. Liebevoll machte er den Käfig frisch, während er mit seinen Tieren sprach. Frisches Wasser und etwas Futter. Ok, er musste zugeben, dass es mit der Chinchillapflege nicht immer so gut klappte wie am heutigen Tag. In der Vergangenheit gab es immer wieder Zurechtweisungen von verschiedenen Personen bezüglich seiner Sorgfalt mit den Tieren. Aber heute war mal ein Glückstag für die Kleinen. Alles war sauber und vor allem frisch.

Ulli sah auf seine Armbanduhr. Es war bereits 7.30 Uhr. Um acht Uhr musste er spätestens auf der Dienststelle eingetroffen sein.

Ullis Chef, David Bogner, scharrte allmorgendlich um 8 Uhr seine Untergebenen zum Go-Meeting um sich. Jeder berichtete kurz und bündig von den Ermittlungsständen in den einzelnen Fällen. Bogner berichtete im Anschluss von verschiedenen übergeordneten Sachverhalten und plante weitere Vorgehensweisen. An für sich war dies eine gute Sache, aber leider verzettelte sich David Bogner nur allzu oft bei diesen Besprechungen. Die Kollegen blieben in solchen Fällen durch die Bank ruhig und ließen die allmorgendliche Prozedur über sich ergehen. Das Ganze grenzte dann oft an einer totalen Zeitverschwendung, denn es wurde oft ein Palaver veranstaltet, das sich unnötig in die Länge zog und somit die Ermittler von ihrer eigentlichen Arbeit abhielt. Die verschiedenen Themen wären in der Regel in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht, wurden allerdings künstlich in die Länge gezogen. Aber so war das nun mal auf der Dienststelle. Der Chef gab den Takt vor.

Ulli schnappte sich seine Winterjacke und verließ das Haus. Es war wirklich ein sehr kalter Morgen. Wenn man den Wettervorhersagen der letzten Tage Glauben schenken durfte, würde es noch lange dauern, bis der Frühling endlich einkehren sollte. Zumindest war es so, wie in der Wettervorhersage versprochen, trocken geblieben. Ulli knöpfte seine blauschwarze Filzjacke bis zum Hals zu. In seinem Job konnte er es sich nicht wirklich erlauben, krank zu werden. Schon jahrelang glänzte er unbemerkt ohne einen einzigen Krankheitstag. Andere Kollegen waren immer wieder wochenweise krankgeschrieben und schoben dies hinter vorgehaltener Hand auf die stressigen Arbeitsbedingungen.

Ulli schloss die Haustür ab und ging mit schnellen Schritten über den mit alten Pflastersteinen ausgelegten Hof und öffnete Hoftor und Scheunentor. Als er die Scheune betrat, strömte ihm umgehend der Duft dieses alten Gemäuers in die Nase. Er liebte diesen Duft. Es war eine Mischung aus alt, Heu, Benzin und Geschichte. Im Halblicht sah er seinen alten goldenen Knudsen stehen. Ein leichter Staubfilm lag über dem Wagen. Dies war nicht weiter schlimm und auch nicht wirklich zu vermeiden in diesem alten Gemäuer.

Ulli stieg in sein Auto und fühlte sich sofort wohl und zufrieden. Die schwarzen Ledersitze boten einen angenehmen Halt. Das Chrom im Armaturenbrett in Kombination mit den schwarzen Lederelementen sah einfach einzigartig aus. Er liebte dieses Auto. Als sich der Zündschlüssel im Schloss drehte, setzte umgehend das sonore Blubbern des Motors ein. Der erste Gang rastete spürbar in der Schaltkulisse ein und Ulli ließ den Wagen langsam mit Zwischengas nach draußen auf die Straße rollen. Er stieg aus und schloss die Tore. Der Wagen lief kurz nach dem Startvorgang wie immer etwas unrund. Dies lag wohl zum einen an der Kälte und zum anderen am fortgeschrittenen Alter des Wagens. Doch war er erst einmal warm gefahren, schnurrte der Wagen wie ein junges Kätzchen.

Vor der Abfahrt startete Ulli wie jeden Morgen seinen Rockabilly MP3-Mix im Bordradio und fuhr los. Die 18 Kilometer bis zur Dienststelle wurden auch heute wieder zum Genuss. Johnny Cash Songs aus den Lautsprechern und ein historischer Wagen, was wollte man mehr? Ulli fuhr Weingartens Hauptstraße entlang bis zum Ortsausgang. Nach circa zwei Kilometer erreichte er die B272. Diese bog er links in Richtung Speyer ab, um letztendlich auf der B9 zu landen. Dies war der schnellste Weg, um zur Dienststelle zu kommen.

Die rechte Spur der Bundesstraße war wie so oft voll mit diesen verdammten LKWs. Er reihte sich mit seinem Oldtimer zwischen den Brummis ein und rollte inmitten der Blechlawine. Die Brummifahrer waren in einer Zeit, in der alles schnell gehen musste und jeder alles sofort brauchte, leider unverzichtbar. Ulli verließ die Bundesstraße an der Ausfahrt Speyer Zentrum und fuhr durch die Innenstadt zu seiner Dienststelle. Die Dienststelle hatte einen eigenen Parkplatz im Hinterhof. Ullis Stammparkplatz war unter einer alten Ulme, welche im Sommer kühlenden Schatten auf Ullis Knudsen warf.

Er stellte seinen Wagen ab und betrat das Polizeigebäude durch den Hintereingang. Das Gebäude war ca. 200 Jahre alt und die Vorderseite grenzte direkt an die Fußgängerzone der Innenstadt. Es war keine echte Fußgängerzone. Vor etlichen Jahren rollte noch der ganz normale Straßenverkehr zwischen Altpörtel und Kaiserdom. Irgendwann wurde dann die Menschheit vernünftig und die Innenstadt wurde komplett saniert. Nun war die Maximilianstraße in Speyer lediglich noch für Busse, Lieferverkehr und wenige Ausnahmen frei für den Straßenverkehr. Otto Normalbürger musste draußen bleiben und wohl oder übel den Innenstadtring wählen.

Es war ein sehr schöner Arbeitsplatz, viel schöner als die schnöden Betonbunker der Moderne oder noch schlimmer die Plattenbauten der 70er Jahre. Die Dienststelle wäre sicherlich mal wieder sanierungsbedürftig, allerdings fehlte hierzu wie allzu oft das notwendige Kleingeld. Auch der Schnitt der Räume war für eine Polizeidienststelle sicherlich nicht ideal. Heutzutage würde ein Architekt 100000 Dinge bedenken und sicherlich auch besser machen. Aber den Flair dieses Gebäudes würde er niemals erreichen.

Über die alte knarrende Holztreppe ging Ulli hoch in den zweiten Flur. Hier war die Kriminalpolizei angesiedelt und hier war auch seine Wirkungsstätte. Es war mittlerweile 7.50 Uhr und er peilte direkt die Kaffeeecke am Ende des Flures an.

Da stand auch schon seine Kollegin Jutta Iger an der kleinen Küchenzeile. Sie goss sich gerade heißes Wasser aus dem Wasserkocher in ihre transparente, alternative Tasse. Über den Tassenrand baumelte noch der Papierschnipsel des Teebeutels. Sicherlich beinhaltete die Tasse wie so oft eine komische, exotische Teemischung. Ulli mochte keinen Tee. Eventuell einen Pfefferminztee, wenn er mal krank war. Aber wenn es nicht unbedingt sein musste, lies er dieses Weibergesöff lieber beiseite stehen. Sollten es andere zu sich nehmen.Jutta bemerkte ihren Kollegen und lächelte über ihre Schulter. Sie bewegte den Teebeutel in ihrer Tasse, um den Vorgang des Aufbrühens etwas zu beschleunigen. Ulli betrat die Kaffeeecke und lächelte zurück. Sein Blick hielt auf ihrer Tasse fest, denn das heiße Wasser änderte langsam seinen Farbton. Der Aufbrühvorgang begann bei glasklar und endete bei dem Farbton von Pferdepisse. Ekelhaft!

„Kaffee wäre besser für dich!“, sagte Ulli, als er zum Kaffeeautomaten schlendert.

„Tee wäre besser für dich, Ulli!“, erwiderte Jutta und lächelt.

Ulli zog sich 2 Espresso am Automaten. Seine Guzzi Tasse, welche er sich beim Guzzifest in Collenberg gekauft hatte, füllte sich unter dem Knattern der Maschine mit dem herrlichen Saft.

„Du kommst auch noch auf den Geschmack. Immer nur Pferdepisse trinken ist auf lange Sicht auch nicht gesund. Ist es wenigstens Mittelstrahl?“, spottete Ulli.

Jutta sah verdutzt in ihre Tasse und verzog angeekelt das Gesicht.

„Los geht’s, Jutta, Bogner wartet, wir haben gleich acht Uhr!“, sagte Ulli.

Jutta und Ulli waren mittlerweile seit zwei Jahren Kollegen und bildeten ein gemeinsames Team. An für sich kam Ulli ganz gut mit Jutta aus. Ok, in seinem Privatleben würde sie allerdings nie eine wirkliche Rolle spielen. Die beiden waren von ihrem Charakter her einfach zu unterschiedlich. Jutta Iger lebte ihren Lebensstil absolut alternativ. Sie engagierte sich hier und da bei karitativen Veranstaltungen. In Bezug auf ihre Religion war sie schlecht zu durchschauen, scheinbar aber war sie in dieser Hinsicht ziemlich abgedreht. Sie lebte schon seit Jahren als Veganerin. Ihr jahrelanges Vegetarierdasein war ihr irgendwann nicht mehr konsequent genug. Es musste mehr und es musste radikaler sein. Jutta war oft etwas angefressen, wenn Ulli sich zwischendurch eine Bratwurst oder einen Saumagen mit Sauerkraut reinzog. Ok, er frotzelt dann gelegentlich etwas, was sie fast immer auf die Palme brachte. Sie verstand ganz einfach nicht, wie sich jemand in ihrer Gegenwart von solchen Dingen ernähren konnte. Im Gegensatz dazu verstand Ulli auch nicht, wie es einem Menschen möglich sein konnte, sich wie ein Hase zu ernähren. Er ließ sie ja auch in Ruhe, und machte ihr keine Vorschriften. Aber sie hatte eine lockere Art an sich. Das war eine der Eigenarten, welche Ulli an Jutta zu schätzen wusste. Er musste sich ihr gegenüber nicht verstellen, was das gemeinsame Arbeiten um einiges leichter machte. Mit ihrer Stupsnase wirkte Jutta ein Paar Jahre jünger als sie eigentlich war. Sie war knapp 1,70m groß und sehr sportlich gebaut. Die gelegentlichen Leistungsfeststellungen der Polizei meisterte Jutta Iger stets mit Bravur. Für Ulli wurde dies eher zur Pflicht als zur Kür. Er war bei weitem nicht der Sportlichste auf der Dienststelle und es blieb ihm hier und da schon mal die Luft weg, wenn er zu Höchstleistungen auflaufen musste. Ihre Haare trug Jutta eher etwas prüde, mittellang mit Pony zur Seite gescheitelt. Sie war hübsch, allerdings auf ihre eigene Art.

Jutta wohnte in Essingen, nur wenige Kilometer von Ulli entfernt. Jeden Morgen fuhr sie über die Umgehungsstraße an Weingarten vorbei. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, mit Ulli eine Fahrgemeinschaft zur Arbeit zu bilden. Die Arbeitszeiten der beiden waren oft deckungsgleich und an für sich wäre es sinnvoll, die Anfahrt zur Arbeit gemeinsam anzutreten. Jutta hatte dies in der Vergangenheit schon mehrfach bei Ulli angesprochen. Sie sprach von dem Umweltaspekt und sah es nicht gerne, wenn Ulli mit seinen alten stinkenden Knattergeräten zur Arbeit fuhr.

Ulli hatte allerdings keine Lust, sich in dieses grauenhafte, emotionslose und moderne Transportgerät seiner Kollegin zu setzen. Es müsste schon einiges geschehen, damit Ulli seinen täglichen Arbeitsweg mit Jutta zusammen bestreiten würde. Das Ethnogeheule aus ihrem Radio war ein weiterer Grund, in die Tankstelle zu investieren.

Mit dem Knudsen on Tour

Zudem mochte er die Unabhängigkeit, die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann er seinen Arbeitstag beginnen oder beenden wollte.

Er brauchte morgens seinen Knudsen oder seine alte Guzzi SP1000, die er vom Motorradsammler dank seines Einsatzes vor wenigen Monaten geschenkt bekommen hatte. Das Ganze war vielleicht nicht wirklich zulässig, aber der ältere Herr hatte solange auf Ulli eingeredet, bis dieser eines seiner Sammlerstücke annahm. Der Motorradsammler hätte wohl keines seiner geliebten Stücke jemals wiedergesehen, wenn Ulli die Ermittlungen nicht so erfolgreich geleitet hätte. Zum Dank durfte sich Ulli von den wiedererlangten Maschinen eine aussuchen. Es handelte sich dabei um so eine Art Finderlohn. Er entschied sich für eine große, stark modifizierte SP1000. Ein Motorrad, das von seiner Optik her an eine Serienrennmaschine der 70er Jahre erinnerte. Die Maschine war bei weitem nicht mehr im Originalzustand, allerdings top in Schuss. Der Vorbesitzer hatte extrem viel an der Maschine umbauen lassen, um diese klassisch sportliche Erscheinung zu erzielen. Alutank, Fußrasten, Synchronisation der Vergaser, Auspuff anstatt Schalldämpfer und einhunderttausend andere Kleinigkeiten waren verbaut. Ulli hatte nach der Übergabe nur wenig an der Maschine optimieren müssen. Rechts und links auf den Tank musste ein Aufkleber von Johnny Horsepower. Einen ledernen Tankrucksack und dann war die Guzzi bereits nach seinen Ansichten perfekt. Es war eine Maschine, die sich leicht beherrschen lies, auch wenn sie gelegentlich mal ihre Tücken hatte. Wirklich im Stich gelassen hatte ihn seine Guzzi allerdings noch nie.

Es war mittlerweile kurz vor acht Uhr und Ulli und Jutta machten sich auf den Weg zur Morgenbesprechung. Auf dem Weg zum Besprechungsraum unterhielten sich die beiden über das vergangene Wochenende. Jutta war, wie beinahe jeden Morgen, in ziemlicher Mitteilungsstimmung. Sie hatte die grauenhafte Eigenart an sich, den Menschen in ihrem direktem Umfeld bereits vor acht Uhr auf die Nerven zu gehen. Jutta berichtete Ulli von irgendeinem Esoterik Reiki Event, an dem sie Samstag in Heidelberg teilgenommen hatte. Langweilig, Jutta! Ulli wollte allerdings nicht unfreundlich sein und ließ sie einfach weiterplappern.

„Das wäre auch mal was für dich, Ulli, ich könnt dich nächsten Samstag ja mal mitnehmen. Na, wie schaut`s aus?“, fragte Jutta.

„Mit deiner Weiberkarre nach Heidelberg zum Reikikurs, Jutta, du spinnst total. Lass die Finger von den Drogen, Mädel!“, zwinkerte Ulli Richtung Jutta.

„Fahr doch du mit mir am Freitagabend mit zum Guzzistammtisch? Du hinten auf der Guzzi und ich als edler Ritter vorne drauf.“

„Vergiss es!“, zwinkerte Jutta.

Der Besprechungsraum befand sich direkt neben dem Chefbüro. Eine Verbindungstür ermöglichte Bogner den direkten Zugang zu den Besprechungen, ohne den Umweg über den Flur nehmen zu müssen.

Die Flurtür des Besprechungszimmers stand bereits offen. Bogner hatte es zum Ritual gemacht, dass die Kripobeamten erst den Besprechungsraum betreten durften, wenn er beziehungsweise seine Praktikantin die Tür geöffnet hatte. Einmal hatte sich Ulli erdreistet, die Tür selbst zu öffnen und wurde dafür prompt abgekanzelt. Es wäre eine Frage des Anstandes, abzuwarten, bis die Tür zum Eintreten geöffnet würde.

Ullis Witz „Ich hab schon viele Türen eingetreten“, fand Bogner nicht wirklich witzig. Aber man war nicht jeden Tag auf der Arbeit, um sich neue Freunde zu machen.

Bogner saß bereits am Kopfende seines Konferenztisches als Ulli mit Jutta das Besprechungszimmer betrat. Vor David Bogner stand eine dampfende Tasse Kaffee auf einem Unterteller. Daneben wurde scheinbar von seiner Praktikantin ein Keks drapiert. Genauso, wie es der Bogner mochte. Genau in dem Moment, wo Ulli und Jutta sich auf ihren Stuhl niedersetzten, wechselt der Minutenzeiger auf acht Uhr.

„Die Tür!“, bellte Bogner.

„Steht offen!“, erwiderte Ulli.

Zwei bis drei Sekunden vergingen, bis Jutta mit den Augen rollte. Unter den Blicken aller Kollegen begab sie sich zur Tür und schloss diese sachte, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Bogners Blick haftete demonstrativ einige Sekunden an Ulli, bis er diesen endlich abwendete und in die Runde schweifen ließ.

Es war eine kleine Runde am heutigen Morgen. Gegenüber saßen die Kollegen Harry Weller und Bert Rembor. Die beiden zählten nicht gerade zu den besten Kollegen von Ulli und Jutta. Immer wieder gab es Ärger mit den beiden. Harry hatte sich zwischen den beiden als so eine Art Rudelführer herauskristallisiert. Bert war mehr der unterwürfige Mitläufertyp. Beide waren knapp über 40 Jahre alt und verstanden sich untereinander blind. Harry Weller trug seine fettigen schulterlangen Haare offen und hinter die Ohren geklemmt. Er hatte etwas milieuhaftes an sich und sah schon beinahe wie ein Mafiosi aus. Er war weit über 1,80 Meter groß und von kräftiger Statur. Der kleine Speichellecker Bert Rembor war keine 1,70 Meter groß und alles andere als nett anzusehen. Seine Erscheinung grenzte an eine Beleidigung der Augen des Betrachters. Die Geheimratsecken versuchte er mit einem Kinnbart zu kompensieren. Gepaart mit den abstehenden Ohren war er nicht gerade der Frauenfänger. Beide trugen bei der Arbeit immer Anzüge. Ulli hatte gelegentlich das Gefühl, die beiden verwechselten ihren Job bei der Kriminalpolizei mit dem eines FBI-Agenten. Lediglich die Goldkettchen und die üppigen Ringe der beiden störten etwas den FBI-Style.

Weiter war noch Beate Spuler mit ihrem Ermittlungskollegen Michael Peters anwesend. Michael Peters war ein Frischling, der gerade erst vor wenigen Monaten auf die Dienststelle in Speyer versetzt wurde. Er kam aus der Ecke von Hamburg und gewöhnte sich erst jetzt so langsam an den scharfen Pfälzer Dialekt. Kurz nach seinem Wechsel war Michael verständigungstechnisch mehr als aufgeschmissen und oft mussten ihm die Kollegen Übersetzungsdienste leisten. In letzter Zeit funktionierte es allerdings immer besser und Michael konnte gelegentlich alleine auf die Menschheit losgelassen werden. Beate hingegen war ein besonderer Fall. Ulli hatte vorletztes Jahr nach der Weihnachtsfeier einen kleinen Ausrutscher mit Beate. Die Situation war wochenlang alles andere als entspannt. Gerade auch, weil Harry und Bert Lunte gerochen hatten und immer wieder ihre Kommentare unter das Volk mischten. Doch nach und nach kehrte wieder etwas Ruhe ein in der Sache. Ulli und Beate lieferten den beiden keine Breitseite mehr und das Ganze verlor scheinbar etwas an Reiz für Harry Weller und Bert Rembor. Dass sich zwischen Ulli und Beate nichts wirklich Ernstes entwickeln konnte, war den beiden an für sich von vorne herein klar gewesen. Beate hatte wohl etwas viel Sekt getankt und Ulli war eh schon hackedicht von Weizenbier und Kräuterlikör. Es war geschehen, was besser nicht geschehen wäre. Für Ulli war es Ok, für Beate weniger.

Zwei weitere Kollegen befanden sich im Urlaub. Es hatte sich im Allgemeinen so eingebürgert, dass sich die Teams gemeinsam in den Freizeitabbau oder in den Urlaub verabschiedeten. Karl Scherb und Rita Büttner würden erst übernächste Woche wieder zum Dienstbeginn antreten. Karl war früher Ullis direkter Partner. Viele Jahre hatten die beiden gemeinsam an ihren Fällen gearbeitet. Dann standen irgendwann Pensionierungen an und neues Blut kam in die Abteilung. Die Teams wurden neu gebildet und der gemeinsame Arbeitsweg von Ulli und Karl trennte sich. Nichts desto trotz profitierte Ulli auch heute noch gerne von Karls langjährigem Erfahrungsschatz.

Die Kollegen Klaus Köhler und Sebastian Reuter arbeiteten aktuell an einem bundeslandübergreifenden Projekt. Bis Anfang der Sommerurlaubszeit würden die beiden für die Dienststelle in Speyer nicht zur Verfügung stehen. So also blieben in den letzten Wochen einige Plätze am Konferenztisch unbesetzt.

Weiter noch war die Nichte von David Bogner anwesend. Sie saß mit ihrem Protokollblock direkt neben dem „Boss“. Anke Buder war für ein halbes Jahr Praktikantin auf der Dienststelle. Bogner hatte dies eingefädelt, nachdem seine Sekretärin Hannelore Halling vor wenigen Monaten in den wohlverdienten Ruhestand wechselte.

Seit circa acht Wochen führte die Buder das Protokoll in der Morgenrunde. Weiter erledigte sie Botengänge, Schreibarbeiten und simple Tätigkeiten wie die Archivierung von Akten. Hinter den Kulissen wurde gemunkelt, dass sie in ihrem bisherigen Arbeitsleben keinen Fuß fassen konnte. Mit Hilfe ihres Onkels würde sie wohl auf eine untere Beamtenlaufbahn aus sein. Es war wohl davon auszugehen, dass sie die Nachfolge von Hannelore Halling antreten würde. Für eine Person ohne Vitamin B wäre dies wohl unmöglich gewesen. Anke Buder war ein biederes Persönchen und nicht hübsch anzusehen. Mit ihren 23 Jahren hatte sie immer noch die pickelige Erscheinung eines Teenagers. Sie wirkte einerseits wie ein kleines pubertierendes Mädchen, andererseits irgendwie altbacken. Sie war schlichtweg schlecht einzuschätzen.

„Guten Morgen“, eröffnete Bogner seine Morgenrunde.

Für Bogner war diese Veranstaltung eine wunderbare Plattform, sich selbst zu präsentieren. In der Regel dauerte diese Besprechung eine halbe Stunde. Selten kam es vor, dass die Kommissare früher an ihre Ermittlungsarbeit oder ihre Schreibarbeit gehen durften. Wenn sich Bogner gelegentlich bei seiner Selbstdarstellung verzettelte, konnte dieses Meeting auch schon mal eine Stunde dauern. Ulli war immer froh, wenn er diesen Teil seiner Arbeit schnell hinter sich gebracht hatte.

Ein beinahe einstimmiges: „Guten Morgen.“, wurde von den Anwesenden erwidert.

Das unsichere rausgequietschte Guten Morgen der Buder wirkte nur noch lächerlich, da sie ihren Onkel ja schon vorher gesehen und wahrscheinlich auch begrüßt hatte. Bogner nahm dieses Begrüßungsritual mit seinen Ermittlern wie jeden Morgen selbstgefällig entgegen.

Gelegentlich begann David Bogner seine Ansprache mit einem schlauen Spruch, den er wohl aus einer Zeitung oder von einem Kalenderblatt stibitzt hatte. Auch heute war wieder einer dieser Tage.

„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“

„Wer weiß, von wem dieses Zitat ist?“, fragte Bogner.

„Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann kein Knopf die Hose halten!“, erwiderte Ulli.

Bert Rembor prustete vor Lachen laut los.

„Der ist aus dem Internet“, vollendete Ulli seinen Einwurf und erntete dafür einen bösen Blick von seinem Chef.

Bogner überspielte die etwas verfahrene Situation, indem er seine Krawatte richtete und in seiner Aktenmappe blätterte. Dann begann er seine allmorgendliche Leier.

Er saß Sonntagabend mit verschiedenen Kollegen aus dem Ministerium in einem Golfclub zusammen und konnte in Erfahrung bringen, dass harte Zeiten auf die Dienststelle zukommen würden. Er benutzte permanent die Worte „Druck auf dem Kessel“ und „Da werden sich einige noch warm anziehen müssen“. Weiterhin würde da „Einiges aufs Trapez kommen“. Ulli hielt von diesen Floskeln schon lange nichts mehr, denn all dies hatte er schon viel zu oft gehört. Es war immer wieder das gleiche Jammern auf hohem Niveau und das Fehlersuchen bei allen anderen. Nur an der eigentlichen Sache änderte sich nichts. Die Dienststelle wurde permanent durch Worte auf hohem Niveau gehalten, obwohl dies von der Realität weit entfernt war.

Als sich Bogner zu diesem Thema endlich ausgejammert hatte, kam sein Lieblingsthema auf den Tisch. Es ging um die große Anzahl der Überstunden. Es war wie immer das Gleiche. Die Beamten hatten zu viele Stunden, verletzten ihre Arbeitszeitregeln und hatten noch Unmengen an Resturlaub. Die Frage war nur, wie man diese Art von gebunkerter Freizeit abbauen sollte, wenn das Personal auf der Dienststelle fehlte. Ulli hatte sich schon lange abgewöhnt, jede Minute, die er ermittelte, abzurechnen. Trotzdem hatte er ein beachtliches Konto an Überstunden aufgebaut. Genauso ergebnislos wie alle von Bogners Forderungen ging auch dieses Thema ungelöst in die nächste Besprechung. „Wir müssen mal!“ und „Das gucken wir uns später an“, waren die Floskeln des Konjunktiv-Gottes David Bogner.

Endlich hatte Bogner seinen Part der Besprechung erfüllt. Die Buder hatte währenddessen den kompletten Wortschwall Bogners stenographiert und würde diesen wohl später noch abtippen und abheften müssen. Wahrscheinlich würde Bogner nach seiner Pensionierung auf der Terrasse bei einem Glas Rotwein sitzen und sein Lebenswerk nachlesen. Harry Weller und Bert Rembor begannen mit ihrem Bericht zum Stand der Ermittlungen in ihrem Fall. Harry und Bert arbeiteten seit Mitte letzter Woche an einem Fall der schweren Erpressung mit Körperverletzung. Mehrere Schüler der Berufsschule wurden körperlich bedroht und im schlimmsten Fall aufs Übelste zusammengeschlagen. Die Jungs sollten ihrem Erpresser Geld besorgen und für ihn verschiedene illegale Dienste verrichten. Keiner der erpressten Jungen wollte die Identität des Erpressers preisgeben. Den Berichten von Harry Weller zu Folge stand der Fall kurz vor dem Abschluss. Die beiden hatten am Wochenende einige Überstunden geschoben. Wenn es so weiterginge mit der Ermittlungsarbeit, könnte der Erpresser in wenigen Tagen dingfest gemacht werden.

Harry und Bert waren nicht gerade die besten Kollegen von Ulli. Aber er muss zugeben, dass die beiden als Ermittler allererste Sahne waren. Auf alle Fälle bildeten sie ein ideales Team. Manchmal war sich Ulli allerdings nicht wirklich sicher, auf welcher Seite der Gerechtigkeit die beiden standen, denn schon oft hatte er Harry und Bert mit zwiespältigen Personen gesehen. Auch war Ulli fraglich, wie sich die beiden ihren hohen Lebensstandard sichern konnten. Irgendwann würde sich Ulli diese Sache mal genauer ansehen müssen.

„Sehr gut Hr. Weller, sehr gut Hr. Rembor. Genau das ist das, was ich hören will. Da können sich manch andere eine Scheibe von abschneiden. Dieser Fall wird sich bestimmt gut auf ihre nächste Beurteilung auswirken! Frau Spuler, Hr. Peters was gibt es bei ihnen Neues?“, lobte David Bogner.

Beate Spuler berichtete von den letzten Ereignissen in ihren verschiedenen Fällen. Michael Peters hielt sich bei den Morgenbesprechungen meist im Hintergrund und Beate führte das Wort.

Es gab nur wenig Fortschritte in ihrer Ermittlungsarbeit. Sie beschwerte sich über das viele Papier, das sich auf ihrem Schreibtisch stapelte und über die mangelnden Mittel, die ihr zur Verfügung standen. Immer wieder stieß sie an ihre Grenzen, da das Equipment mit dem sie den ganzen Tag arbeitete, veraltet oder nicht mehr brauchbar war. Ein Fall belastete das Ermittlerteam Spuler und Peters hauptsächlich. Aus einer Leichenhalle in Römerberg wurde der Körper einer kürzlich verstorbenen 17-jährigen Gymnasiastin gestohlen. Die Spuler berichtete darüber, dass sie am Wochenende mehrere Freundinnen der Verstorbenen verhört hatte. Es kamen keine neuen Erkenntnisse zum Vorschein. Die Gespräche waren für das Team sehr belastend. Sie berichtete, dass sie weiter am Ball bleiben würde, allerdings froh wäre wenn dieser Fall endlich abgeschlossen bzw. ad acta gelegt werden könnte. Mit weiteren Kleinigkeiten wurde sie jeden Tag belastet. Andauernd klingelte das Telefon und irgendjemand wollte was von ihr. Es war ein Gejammer auf ganz hohem Niveau.

„Nun lassen Sie mal den Kopf nicht hängen, Frau Spuler. Sie sind eine gute Ermittlerin und Ihnen wird sicherlich bald ein Durchbruch in Ihrem Fall gelingen. Sie wissen, dass Sie auf mich zählen können, auch bei fachlichen Fragen!“, erwiderte Bogner auf Beate Spulers Ausführungen.

„Danke, ich werde gegebenenfalls darauf zurückgreifen“, schleimte die Spuler.