Copyright © 2018 by Angelika Fries

Umschlaggestaltung Angelika Fries

Umschlagfoto Rainer Leitner, Bregenz

Herstellung und Verlag

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7528-8364-0

Aus dem Nichtseienden führe mich zum Seienden;

Aus der Finsternis führe mich zum Licht;

Aus dem Tode führe mich zur Unsterblichkeit!

Brihadaranyaka Upanishad 1.3.28

Inhalt

Vorwort

Paramapadma Dhiranandaji war ein Kriya-Yoga Meister aus der Linie beginnend mit dem legendären Babaji über Lahiri Mahasaya, Sri Yukteswarji und Paramahansa Yoganandaji.

Ein Buch kann einem großen spirituellen Meister wie Paramapadma Dhiranandaji (im weiteren Verlauf: P. Dhiranandaji) sicher nicht gerecht werden. So soll dieses Buch eher eine Hommage und ein kleines Dankeschön an ihn darstellen, für seine Hilfe, seine Führung, sein Wissen und seine Kraft. All dies hat er unermüdlich eingesetzt, um seine Schüler auf dem spirituellen Weg voranzubringen. Ohne jeden Egoismus, ohne Zwang oder Druck, war er immer für uns da, mit all seiner bedingungslosen Liebe.

Als P. Dhiranandajis langjährige Schülerin habe ich an hunderten seiner Einführungsseminare, Vorträge und an den Intensivseminaren teilgenommen. Einige Jahre nach P. Dhiranandajis Mahasamadhi ist in mir der Wunsch erwacht, seine für mich so hilfreichen und wichtigen Worte aufzuschreiben, und sie auf diese Weise zu bewahren, damit sie auch anderen, die nicht die Möglichkeit hatten ihn selber zu hören, zugänglich bleiben.

Durch Wiederholungen lernen wir am besten und schnellsten, so ist es nicht verwunderlich, dass durch eine häufige Teilnahme an den Vorträgen vieles im Unterbewusstsein gespeichert wurde. Auch in diesem Buch können Wiederholungen auftauchen, dies ist nur sinnvoll. Nur selten habe ich während den Vorträgen etwas aufgeschrieben. Sanskritausdrücke und ihre Erklärungen habe ich notiert, oder an Abenden des Zusammensitzens mit ihm, wenn die Möglichkeit bestand, ihm Fragen zu stellen, habe ich seine Antworten aufgeschrieben. Aber meistens habe ich nur dagesessen und zugehört. Während ich dieses Buch schrieb, habe ich mich deshalb oft gewundert, woher all diese Worte kamen, an die ich so lange Zeit nicht gedacht hatte. Wenn ich mich für meine Meditationen auf meine Matte gesetzt hatte und Ruhe in meinem Geist einkehrte, hörte ich innerlich P. Dhiranandajis Stimme wie in seinen Vorträgen zu mir sprechen. Anfangs nahm ich mir vor, das Gehörte später aufzuschreiben, merkte aber schon bald, dass dies nicht möglich war. Nach Beendigung der Meditation waren auch die Worte verschwunden und wollten nicht wiederkommen. So gewöhnte ich mir an, neben meinem Meditationsplatz einen Block und einen Kugelschreiber zu deponieren und alles was ich hörte gleich zu notieren. Manchesmal kamen so viele Worte, Sätze, Formulierungen, dass ich kaum dazu kam, meine Meditationsübungen zu absolvieren; und immer mal wieder schlich sich der Gedanke ein: Er ist hier, er gibt mir diese Erinnerungen, er diktiert mir, was ich schreiben soll!

P. Dhiranandaji hatte einen gewaltigen Wissensschatz über die Vedische- und über die Kosmische Astrologie, Edelsteinkunde, Chiromantie und vor allem über die heiligen Schriften in Indien: Mahabharata mit Bhagavadgita, den Veden und Upanishaden, dem Ramayana und anderen.

Doch gibt es wohl kaum einen Meister auf diesem Planeten, der nicht auch von anderen Meistern gelernt hat. So hat jeder Heilige und Weise von seinem Lehrer, und diese haben von ihren Lehrern gelernt. Worte, Weisheiten, Geschichten und Gleichnisse werden immer an die Schüler weitergegeben und diese geben es auch irgendwann weiter. Sicher sind einige der Worte in diesem Buch schon einmal anderenorts gesagt oder aufgeschrieben worden, denn auch P. Dhiranandaji hat viele Zitate verwendet. Doch habe ich alles im vorliegenden Buch selber aus dem Mund meines Meisters gehört.

Um den Text nicht unnötig zu verkomplizieren habe ich es dem Leser (und mir) erspart, eine wissenschaftliche Transkription der Sanskritausdrücke zu verwenden. Da P. Dhiranandaji jedoch viele Worte, Slokas und Gebete auf Sanskrit zitierte, und einige oft wiederholte, dürfen diese hier nicht fehlen. Hin und wieder hat P. Dhiranandaji auf Bitten seiner Schüler die Schreibweise diktiert, andere habe ich nach Gehör aufgeschrieben. Dabei ist zu bedenken, dass Sanskrit in den verschiedenen Landesteilen Indiens unterschiedlich ausgesprochen wird. So klingt in der bengalischen Aussprache, wie bei P. Dhiranandaji, oftmals ein A ähnlich einem O.

Aus Gründen der Authentizität habe ich weitestgehend P. Dhiranandajis Formulierungen beibehalten. Hin und wieder musste ich seinen etwas kreativen Gebrauch der deutschen Sprache zum besseren Verständnis >glätten<. P. Dhiranandajis direkte Rede und den restlichen Text habe ich durch unterschiedliche Schriften kenntlich gemacht.

Die Kernaussage von P. Dhiranandajis Lehre war und ist: >Alles was wir außen suchen, ist im eigenen Inneren versteckt<. In vielen Variationen versuchte P. Dhiranandaji seinen Schülern oder >Studenten<, wie er uns oft nannte, dieses Wissen zu vermitteln und uns zu regelmäßiger Meditation und Innenschau zu motivieren.

In seinen fesselnden Vorträgen hat er oft akkustische Untermalungen und Gebärden zur Veranschaulichung seiner Ausführungen verwendet. Diese habe ich, wo möglich, durch Worte ersetzt.

Aufgrund meiner Unvollkommenheit in Erinnerungsvermögen und Wissen haben sich vermutlich etliche Fehler eingeschlichen. Diese sind natürlich nur mir, und nicht P. Dhiranandaji oder anderen, anzulasten. Ich bitte alle, die es besser wissen oder erinnern, um Entschuldigung!

Trotz sicher vorhandener Mängel hoffe ich, dass spirituell interessierte Leser das eine oder andere passende Puzzleteil für ihr Lebenspuzzle finden, welches ihnen noch gefehlt haben mag. Ich weiß, wenn dieses Buch mit seinen Worten für einige eine Hilfe auf dem spirituellen Weg ist, wäre dies der schönste Dank an P. Dhiranandaji.

Angelika Fries

Teil 1

Der Mensch

Der Mensch

P. Dhiranandajis Mutter wurde fast einhundertundzwei Jahre alt. In jungen Jahren hatte sie nach den Geburten von drei Töchtern den sehnlichen Wunsch nach einem Sohn. In einem berühmten Shiva Tempel opferte sie und betete für die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Ihr Gebet wurde erhört, tatsächlich wurde ungefähr ein Jahr später, am 6. 3. 1937 in Kolkata, ein Junge geboren, dem die Eltern den Namen Samir Kumar Ghosh gaben.

Schon in jungen Jahren wurde er mit dem Thema Yoga vertraut gemacht und erlernte viele Übungen von verschiedenen Lehrern, nicht zuletzt von seinem Vater. Die ganze Familie war spirituell interessiert und hatte, wie in Indien oft üblich, einen Familienguru, Swami Hariharanandaji, den damaligen Leiter des Puri Ashrams. Schon als kleiner Junge saß P. Dhiranandaji auf dem Schoß seines Gurus. Auch Paramahansa Yoganandaji, einen weiter entfernten Onkel, hat er wohl einmal bei einer Familienfeier getroffen, als dieser aus Amerika zu Besuch kam. Dies hat P. Dhiranandaji jedoch nie von sich aus erwähnt. Nur auf bohrende Fragen seiner Schüler hin, aufgrund des gleichen Familiennamens, bestätigte er die Verwandschaft.

P. Dhiranandaji wollte seine Person nie gerne in den Mittelpunkt unseres Interesses gestellt sehen. Fragen nach seinem Privatleben beantwortete er oft nur kurz mit: „Das ist uninteressant!“ Ein neuer Teilnehmer fragte P. Dhiranandaji auf einem seiner Seminare, ob er Familie, ob er Kinder habe. Seine Antwort darauf: „Oh, ich habe viele Kinder!“, und mit einer weitausholenden Geste schloss er uns alle darin ein. Hin und wieder gewährte er seiner neugierigen Schülerschar Einblicke in seine Zeit als >normaler Mensch<.

Einmal erzählte P. Dhiranandaji ein bisschen von seinem Großvater. Dieser war einer von fünf Brüdern und deren Vater baute ein großes, aus fünf gleichen Teilen bestehendes Haus für seine Söhne und ihre Familien. Das Flachdach erstreckte sich über alle Teile des Hauses und war der Treffpunkt für alle Familienmitglieder. Die Gebäude lagen in einem riesigen Grundstück, durch das ein Fluss lief. Der Großvater baute einen Teich an den Fluss. Viele verschiedene Fische konnten hinein schwimmen, wurden aber durch eine Vorrichtung gehindert, wieder hinaus zu kommen. So hatten sie immer viel Fisch zum Essen. Oft waren P. Dhiranandaji und seine Familie zu Gast im Haus des Großvaters, das auf einer Seite eines Flusses lag und zu Bangladesch gehörte. Auf der anderen Seite des Flusses lag Indien.

Sogar einen Wagen hatte dieser Großvater schon, einen Austin. Dieser hatte sehr breite Trittbretter, sodass einmal siebzehn (17!) Personen gemeinsam eine Spritztour machen konnten! Die meisten mussten wohl außen, auf den Trittbrettern stehen.

P. Dhiranandaji hatte eine fünfjährige Ausbildung zum Yogalehrer gemacht, doch sein Herz und seine Leidenschaft gehörte dem Fußball. Schon früh hatte er mit dem Sport begonnen und war auf dem Weg zum erfolgreichen Profifußballspieler. Seine Mutter machte sich Gedanken darüber, dass ihn der spirituelle Weg so gar nicht interessierte. Die ganze Familie, Vater, Mutter und die Töchter meditierten. Auch P. Dhiranandaji war 1959 von Swami Hariharanandaji in den authentischen Kriya-Yoga eingeweiht worden, doch er hatte keine Lust zu meditieren, er wollte Fußball spielen. Die Mutter sprach den Familienguru bei einem Besuch darauf an. „Machen Sie sich keine Sorgen, er kommt, er kommt!“, war Swami Hariharanandajis Antwort. Und so war es auch: 1964 hatte P. Dhiranandaji einen schweren Unfall, der sein Leben grundlegend veränderte.

„In Indien tragen viele Leute astrologische Ringe. Die großen Edelsteine reduzieren den schlechten Einfluss verschiedener Planeten und können auch zur Stärkung bestimmter Lebensbereiche eingesetzt werden. Ein Freund erzählte mir von der starken Wirkung und Gefährlichkeit des Katzenauges, einer Edelsteinform des Chrysoberyll. Ich glaubte nicht an diese Dinge und lachte nur über solchen Abergauben. Der Freund bestand auf der Wahrheit seiner Worte und bot mir an, als Beweis den Ring eines Onkels zu besorgen, wenn ich mich traue, könne ich es ja damit ausprobieren. Ich war mit dem Experiment einverstanden und steckte mir den Ring mit einem riesigen Stein an den Finger. Mein Freund warnte mich nocheinmal eindringlich: ‚Sage nicht ich hätte dich nicht gewarnt, wenn etwas passiert!‘

Nach drei Tagen brach ich mir das Nasenbein. Mit dem Ring brachte ich das nicht in Verbindung, den hatte ich ganz vergessen. In der gleichen Woche kam es zu einem schweren Unfall beim Fußballtraining. Ich stürzte, ein Spieler landete mit seinem ganzen Gewicht auf meinem Bein und es machte >krutsch-kratsch<. Das Schienbein war zertrümmert und stand ganz schief ab. Bis heute fehlen zwei Zentimeter vom Knochen.

Meine Mutter entdeckte den Ring an meinem Finger als ich im Krankenhaus lag. Sie wurde sehr böse und schimpfte mit mir: ‚Bist du verrückt geworden? Nimm den Ring sofort ab! Damit scherzt man nicht!‘ Jetzt verstand ich!

Die Ärzte sagten: ‚Kein Fußballspielen mehr!‘ Und ich dachte: Nie wieder Fußball? Dann ist mein Leben jetzt vorbei! Alles ist zu Ende! Aber dann fing ich an zu meditieren und Gott hat mich erhört. Heute bin ich dankbar, dass das passiert ist. Wer weiß, sonst wäre ich jetzt vielleicht Fußballtrainer und wir wären nicht hier!“

Eine weitere positive Folge der Ereignisse war, dass P. Dhiranandajis Interesse an der Vedischen Astrologie geweckt wurde. Er erarbeitete sich ein großes Wissen darüber und ebenfalls über Edelsteine und -metalle. Später kam noch Wissen über die Kosmische Astrologie hinzu, von der wir erfuhren, dass die höheren, feineren Aspekte dieser Wissenschaft spirituellen Meistern vorbehalten sind, welche bereits große intuitive Kraft entwickelt haben.

Vielen seiner Schüler erstellte P. Dhiranandaji auf ihren Wunsch hin Horoskope, in denen sehr treffsicher Möglichkeiten, Chancen und Gefahren in körperlicher, materieller bzw. finanzieller und spiritueller Hinsicht verzeichnet waren. Zur Abschwächung, oder gegebenenfalls zur Stärkung von Planeteneinflüssen, verordnete P. Dhiranandaji passende Edelsteine mit genauer Angabe der Größe in Karat, welches Metall als Fassung zu verwenden sei und an welchem Finger jeder Stein zu tragen sei. Auch Mantras, die in bestimmter Anzahl innerlich rezitiert werden sollten, gehörten zu seiner Verordnung. Vielen Studenten waren die Horoskope und Schutzmaßnahmen eine große Lebenshilfe.

Das gebrochene Bein war nach dem Unfall ein ganzes Stück kürzer als das andere. Dieses Handicap machte P. Dhiranandaji den Rest seines Lebens immer wieder große Probleme. Manches Mal waren die Schmerzen so groß, dass er kaum eine Treppe hinauf steigen konnte. Dies kommentierte er mit den Worten: „Jetzt kann ich ein bisschen Schmerzen geniessen!“

Eine sichere Karriere bei der British Railways, bei der sein Vater arbeitete, schlug er aus. Eine Weile war P. Dhiranandaji bei Bata Schuhe beschäftigt. Sein Gespür für das beste Leder bei Auswahl und Einkauf brachte ihm dort großen Erfolg. Doch konnten ihn weder der sichere Arbeitsplatz noch der Erfolg dauerhaft binden. Nach einiger Zeit hatte er trotz gutem Verdienst keine Lust mehr und beendete das Arbeitsverhältnis.

„In dieser Zeit habe ich jeden Morgen vor der Arbeit ein Sloka aus den Schriften gelesen und das auf dem Weg zur Arbeit und den ganzen Tag innerlich wiederholt. So habe ich viele Slokas auswendig gelernt.“

Später hat P. Dhiranandaji sich als selbstständiger Händler betätigt, indem er Marktlücken ausfindig machte und sie geschickt nutzte. Zum Beispiel erfuhr er von einer stabilen Kunststoffart die nicht mehr erhältlich, aber sehr gefragt war. Dieser Kunststoff bestand aus zwei Platten, eine schwarze Schicht auf einer weißen Schicht. Daraus wurden meistens Namensschilder gefertigt. P. Dhiranandaji erinnerte sich an einen alten Freund, dessen Vater eine Plastikfabrik besaß. Auf seine Nachfrage stellte sich heraus, dass dieser tatsächlich noch mehrere Tafeln des gesuchten Materials auf Lager hatte. Mit großem Gewinn konnte P. Dhiranandaji daraus Plastikschilder an eine Fluggesellschaft verkaufen.

Eine Weile machte er gute Geschäfte mit Saris aus teurer, hochwertiger Seide aus Benares. Es gab zwar einen Geschäftsmann der das Monopol in Kolkata für diese wertvollen Saris hatte, aber mit den richtigen Worten, geschickter Verhandlungstechnik und großer Überzeugungskraft gelang es P. Dhiranandaji, den Händler dazu zu bewegen, ihm eine Anzahl der Saris zum Weiterverkauf zu überlassen.

In der Zeitung fand P. Dhiranandaji Hochzeitsanzeigen und suchte daraufhin Adressen und Telefonnummern aus dem Telefonbuch. Auf diese Weise bekam er Termine bei verschiedenen großen Familien, um seine Saris vorzustellen. Auch bei einem Kapitän, dessen Tochter heiraten wollte, kam er gerade richtig. Er hatte in der Nähe Besuche gemacht und mit spielenden Kindern geredet, die ihn fragten, was er mache, und die ihm von der bevorstehenden Hochzeit erzählten. Die reiche Familie kaufte sechs Saris von ihm. Die Braut wiederum schickte ihn zum Haus ihrer sehr wohlhabenden zukünftigen Schwiegereltern, die noch sechs weitere Töchter hatten. Auch dort konnte er weitere dreizehn Saris verkaufen. So verkaufte er an einem Tag neunzehn wertvolle Saris aus Benaresseide.

Nach dem Unfall trat P. Dhiranandaji in den Stand eines Brahmachari ein. Das ist in Indien der zweite von vier Lebensabschnitten eines Menschen, in dem dieser Enthaltsamkeit übt. In dieser Zeit arbeitet man nicht als Händler.

P. Dhiranandaji erwarb mit gespartem Geld zwei der in Kolkata sehr begehrten Taxilizenzen, die er nicht selber nutzte, sondern verpachtete. Mit dem bescheidenen Einkommen daraus war es ihm möglich, ein einfaches Leben zu finanzieren, und die Zeit zum Meditieren war gesichert. Seine damalige Wohnung lag im Norden von Kolkata, ein Dachkämmerchen im vierten Stock mit schöner Aussicht. Der Blick ging auf einen Park, in dem oft Musik gespielt wurde, und auch die Haltestelle der Doppeldeckerbusse war von dort aus zu sehen.

„Oft kamen in dieser Zeit drei Freunde zu Besuch um Karten zu spielen. Ich sagte dann: ‚Erst meditieren, dann Karten spielen!‘ Zwei Freunde meditierten mit, nur einer wollte nicht. Der musste dann in einem Gemeinschaftsraum warten, bis wir fertig waren. Nach der Meditation spielten wir bis tief in die Nacht hinein Bridge.

Im Sommer wurde es sehr heiß unter dem Blechdach der kleinen Dachwohnung. Ich habe dann Betttücher nass gemacht und in das Fenster gehängt, um ein bisschen zu kühlen. Nachts bin ich unter das Bett gekrochen und habe dort versucht zu schlafen, das war der kühlste Platz.

Zwei Krähen wurden meine Freunde. Das waren Mutter und Sohn. Sie kamen an das Dachfenster und ich habe sie gefüttert. Wenn es ihnen morgens zu lange dauerte bis ich aufstand, haben sie mit dem Schnabel ans Fenster geklopft und Geräusche gemacht, um mich zu rufen. Wenn ich auf der Straße aus dem Bus stieg, erwarteten sie mich schon, kreisten über mir und begleiteten mich nach Hause, wo ich ihnen am Dachfenster ein paar Brocken Brot gab.

Zu dieser Zeit bin ich oft mit dem Zug in den Bundesstaat Orissa zum Puri Ashram gefahren, um Swamiji1 zu besuchen. Und auch mit Swamiji habe ich viele Zugreisen an verschiedene Orte gemacht. Wir haben während der Fahrten oft meditiert, das ist nicht einfach in indischen Zügen! Man wird gerüttelt und geschüttelt und es ist sehr laut – aber es gibt eine gute Konzentration!

Einmal bin ich mit dem Nachtzug von Kolkata aus nach Puri zu Swamiji gefahren. Er hat damals den Ashram dort geleitet. Ich habe immer ein Geschenk für ihn mitgebracht. Er mochte Holzäpfel sehr gerne, die gibt es in Orissa nicht. Sie haben außen eine Schale die so hart ist wie Holz, aber innen sind sie ganz weich und süß. Ich hatte sie in einer Tasche in der Gepäckablage. Während der Fahrt suchte ich in der Tasche nach einem Buch. Ein Holzapfel ist dabei herausgerollt und der Frau, die darunter saß, auf den Kopf gefallen. Die Frau fing an zu schreien und zu heulen: ‚Mein Kopf! Mein Kopf! Mein Kopf ist kaputt! Ich muss sicher sterben!‘ Ich sagte: ‚Ich habe eine sehr gute Medizin!‘ und ich nahm etwas von meiner nach Minze duftenden Zahnpasta auf den Finger und strich es auf ihre Beule. Das hat eine kühlende Wirkung und der Frau ging es gleich besser: ‚Oh, das ist gut! Das ist wirklich eine sehr gute Salbe! Es geht schon viel besser!‘

Soviel Leid entsteht durch geistige Einstellung und kann auch durch die richtige Einstellung behoben werden!“

Unter der geistigen Führung seines Lehrers Swami Hariharanandaji vollendete P. Dhiranandaji schnell einige höhere Stufen des Kriya-Yoga. Fünf Einweihungen und fünf Stufen der insgesamt sechs Kriya-Stufen erhielt P. Dhiranandaji von seinem Guru. Die sechste Stufe war nicht mehr notwendig – am 27. August 1982 erreichte P. Dhiranandaji den Nirvikalpa-Samadhi, das Ziel des Yogaweges und des menschlichen Lebens überhaupt: die Selbsterkenntnis oder Gotteserkenntnis. Er bezeichnete den Tag als den schönsten Tag seines Lebens.

1977 kam er mit seinem Lehrer in den Westen.

„Erst sollte ein anderer Schüler Swamiji begleiten, aber es gab einen Streit und er kam nicht mehr. Swamiji sagte zu mir: ‚Dann kommst du mit!‘

Innerhalb von vier Wochen war alles okay: Ich bekam den Pass, das Visum, Flugticket, Wohnung gekündigt, alles gepackt! Sehr erstaunlich für indische Verhältnisse!

Am Anfang waren wir in vielen Ländern und gaben Kriya-Yoga Seminare: Holland, Belgien, England, Schweden, Finnland, Süd- und Nordamerika und Curaçao/Niederländische Antillen.

In Deutschland haben wir auf einem gemieteten Bauernhof nicht weit von Stuttgart gewohnt. Oft habe ich von einem Nachbarhof mit einer Milchkanne frische Milch geholt. Viele Schüler kamen dorthin. An manchen Tagen hat Dhirananda für zweihundert bis dreihundert Personen gekocht! Die Leute lagen ohne Textilien am Baggersee, haben die Sonne genossen und wollten nicht einmal fünf Mark am Tag freiwillig geben! So haben wir angefangen Geld zu nehmen.

Die Eltern sind die ersten Menschen im Leben eines Kindes. Sie ermöglichen den >Start<. Die körperliche Mutter ist der erste Guru im Leben eines Menschen. Vor der Mutter muss man immer Respekt und Dankbarkeit haben, egal was sie getan hat! Nur eine Mutter trägt ihr Kind neun Monate im eigenen Körper und passt auf, dass nichts passiert. Nur eine Mutter kümmert sich so!

Aber in Indien wissen die Leute, dass der Guru die wichtigste Person im ganzen Leben ist. Nur der spirituelle Lehrer oder Guru kann von allen Leiden befreien – auf ewig! Nur der Lehrer kann den Weg zeigen, der zur Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis führt. Im Westen kennt man die Institution des Gurus nicht. In Indien spenden die Menschen von sich aus alles, was der Lehrer braucht. Zum Beispiel: >Guru Daksina< ist die Spende, das Opfer, das man dem Lehrer bei der spirituellen Einweihung gibt. In Indien ist das eine Selbstverständlichkeit. Jeder gibt seinem finanziellen Vermögen entsprechend, hier im Westen musste es als Pflicht angegeben werden. Auch der Lehrer hat einen materiellen Körper in dieser Welt, muss essen, ein Dach über dem Kopf haben und so weiter. So haben Swamiji und ich angefangen, Geld zu nehmen, erst 5,- DM nachher 10,- DM am Tag. Dann, als es nicht für Miete und Ernährung und alles gereicht hat, haben wir auch Geld für Meditationen und Einweihungen genommen. Über vierzigtausend Schüler habe ich zusammen mit Swamiji in den Kriya-Yoga eingeweiht!“

Für viele war das Thema >Geld< die erste Hürde auf dem spirituellen Weg. Da hörte man immer mal: „Das ist mir zu teuer!“ oder: „Der spirituelle Weg darf nichts kosten!“ So scheiterten immer wieder einige schon an dieser Hürde. Nach und nach begriff ich, dass der Wunsch dieser Personen nach spiritueller Entwicklung einfach noch nicht groß genug war.

P. Dhiranandaji war mit großem Abstand zu allen anderen der großzügigste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte. Hatte man finanzielle Probleme, ein geringes Einkommen und deshalb Schwierigkeiten, die Seminarkosten zu finanzieren, musste man nur seinen Stolz überwinden und mit ihm über dieses Thema sprechen. Dann fragt er vielleicht: „Wieviel kannst du geben?“, und passte den Beitrag dementsprechend an.

Schon bald mussten Schüler, die wenig besaßen, gar nichts mehr für die Teilnahme an den Meditationen und Seminaren bezahlen. Natürlich waren auch die Organisatoren seiner Seminare und die Gruppenleiter in den verschiedenen Städten von jeglicher Zahlung befreit. Stattdessen bekamen sie meist zum Abschied ein finanzielles >Dankeschön< in die Hand gedrückt.

Hatte einer der anwesenden Schüler Geburtstag, so wurde er oder sie nicht nur in das Gebet nach der Meditation eingeschlossen, sondern auch noch mit einem Geschenk bedacht. Eine Freundin erzählte mir, sie habe mit den Glückwünschen zu ihrem Geburtstag einen 100 Schweizer Frankenschein von P. Dhiranandaji bekommen mit den Worten, sie solle sich einen schönen Tag machen.

Mit der Zeit waren es mehr als 50% der Teilnehmer, die von jeglichen Zahlungen befreit waren.

Nicht nur seine direkten Schüler kamen in den Genuss seiner Großzügigkeit. Hotel- und Restaurantpersonal strahlte oft beim Abschied, weil sie ein so hoch bemessenes Trinkgeld bekommen hatten.

Viele Male trafen wir uns schon am Freitagabend, vor einem Wochenend-Seminar, mit P. Dhiranandaji in einem Restaurant zum Essen. Als ich das erste Mal dabei war, sah ich wie P. Dhiranandaji dem Kellner, der mit der Rechnung kam, das Geld in die Hand drückte. Es stellte sich heraus, dass er die gesamte Rechnung für alle Anwesenden übernommen hatte! Ich konnte das erst garnicht glauben, wir waren mehr als zwanzig Personen! Dies habe ich nicht nur einmal erlebt, sondern immer wieder!

Während eines Sommerseminars im schönen italienischen Rapallo saßen wir, ungefähr dreißig Personen, an einer langen Tafel an der Promenade beim gemeinsamen Abendessen. Ein Blumenverkäufer, anscheinend ein Mann aus Indien, kam zu P. Dhiranandaji und die beiden unterhielten sich in bengalischer Sprache. Nach kurzer Verhandlung ging der Blumenstrauß in P. Dhiranandajis Hände über, der Verkäufer strahlte und jede der anwesenden Frauen bekam eine langstielige Rose überreicht! Nach dem Essen führte uns P. Dhiranandaji zu einer Eisdiele in der Nähe. Zum Ausgleich sollten sich alle Männer dort eine Eiskugel aussuchen. Am Ende hatten dann jedoch alle ein Eis in der Hand – auch die Frauen!

Ein Bruderschüler erzählte einmal von einer Begebenheit während einer Indienreise: P. Dhiranandaji spazierte mit einigen Schülern durch die Altstadt von Benares. An einer der vielen Straßenküchen, die einen sehr sauberen Eindruck machte, nahmen sie einen Imbiss ein. P. Dhiranandaji lud auch einige arme Leute, die auf der Straße saßen, zum Essen ein. Dies sprach sich anscheinend schnell herum und die Gruppe der Hungrigen wuchs an. Keiner ging leer aus, alle wurden zum Essen eingeladen. Am Ende waren die gesamten Vorräte der Straßenküche aufgebraucht und alle waren zufrieden. Die Hungrigen waren gesättigt und die Betreiber der Straßenküche hatten ein gutes Geschäft gemacht. Nicht zuletzt hatten P. Dhiranandajis anwesende Schüler eine schöne Erinnerung gewonnen.

Von Kolkata aus machte P. Dhiranandaji mit einigen Schülern und Familienmitgliedern einen Ausflug mit dem Bus nach Gangasagar, einer Insel im Gangesdelta. Ein Bruderschüler von P. Dhiranandaji, Swami Premanandaji, lebte dort und baute an einem kleinen Gästehaus für Yoga-Interessierte. Um Swami Premenandaji zu besuchen fuhr die gesamte Gruppe mit mehreren Rikshas, bis dies auf Grund des unbefestigten, holprigen Weges nicht mehr möglich war und wir das letzte Stück zu Fuß gehen mussten. Schon bald tauchte eine neugierige Schar Kinder auf und begleitete uns. So viele Fremde, und dann noch weißhäutige Europäer darunter, hatten sie auf ihrem Inselchen noch nie gesehen! Bei dem Gästehaus mit kleinem Tempel angekommen, mussten wir eine Weile warten, bis Swami Premanandaji uns empfangen konnte. Wie in Indien oft üblich, kamen wir unangemeldet und wohl sehr überraschend für ihn.

P. Dhiranandaji unterhielt sich während der Wartezeit mit den Kindern und scherzte mit ihnen. „Wer von euch kann rechnen und schreiben?“, fragte er. Ein älterer Junge meldete sich. „Du zählst alle Kinder und gibst jedem gleichviel.“ Mit diesen Worten drückte P. Dhiranandaji dem Jungen ein Bündel Rupienscheine in die Hand und die überglückliche Kinderschar stob jubelnd und lärmend davon, vermutlich um sich Süßigkeiten zu kaufen.

Im Verlauf einer anderen Meditationsreise durch Indien besuchten wir die Stadt Jodhpur in Rajasthan. Von einem Aussichtspunkt aus, an einer Bastion nahe des Palastes, konnte man die Stadt gut überblicken und sah in einem großen Teil der Stadt vorwiegend hellblau getünchten Häuser. Der Reiseleiter erklärte uns: „Die blauen Häuser bedeuten, dass dort Brahmanen wohnen, Blau ist die Farbe der Brahmanen.“

Im Jahre 2000 zog P. Dhiranandaji nach Lochau bei Bregenz in ein großes Haus mit mehreren Stockwerken, einigen Geschäften und ungefähr zwanzig Wohnungen. P. Dhiranandajis Wohnung hatte einen wunderschönen Blick über den Bodensee und schweizer Berge. Lange war ihm diese Aussicht jedoch nicht gegeben, schon bald nach seinem Einzug wurde das gesamte Gebäude mit Gerüsten umgeben und mit Bauplanen verhängt. Viele Monate lang wurde das Haus renoviert und gestrichen. Als dann endlich die Arbeiten beendet waren und alle Hüllen fielen, erstrahlte das Gebäude in einem leuchtend hellen Blau – dem Blau der Brahmanen!

Auch in der Schweiz fanden schon früh verschiedene Kriya-Yoga Seminare statt. Eine Freundin erzählte mir von ihrer ersten Begegnung mit P. Dhiranandaji: „Ich sah ihn bei einem Seminar mit Swami Hariharanandaji in Rehetobel im Appenzellerland. Er stand in orangefarbener Robe, in seinen Sandalen barfuß, im Schnee und lachte mich an.“

Ich sagte darauf: „Das kann nicht sein, in orangefarbener Robe! Er war doch kein Mönch! Das war sicher eine Vision!“ Doch sie versicherte mir, es sei genau so gewesen, er wäre wirklich da gewesen und so gekleidet.

Als ich P. Dhiranandaji später danach befragte bestätigte er mir dies.

„Als Brahmachari trägt man auch die orange Kutte, nicht nur als Mönch. Es ist eine der vier Stationen, auf Sanskrit >Asramas<, im menschlichen Leben. >Brahmachari< ist die Zeit nach der Kindheit. Die Schüler bleiben vom elften bis ungefähr zum zweiundzwanzigsten Lebensjahr im Hause des Gurus – das wird >Pakshala< genannt – und erhalten dort eine Erziehung. Man lebt dann in Enthaltsamkeit und Mäßigung. Aber das ist nur vorübergehend, ich wollte nie Mönch werden.

Nach dieser Zeit als Brahmachari gründet man einen Haushalt, arbeitet, ist Familienmensch, das heißt >Griha-stha<. Der dritte Lebensabschnitt heißt >Vanaprastha<, das bedeutet >Waldbewohner<. Die Kinder sind erwachsen geworden, verdienen ihren Unterhalt, es sind Enkel da und langsam wird man frei von weltlichen Pflichten. So kann man sich in den Wald zurückziehen, einsam leben und meditieren.

Im Alter kann man als >Sannyasin<, ohne Bindungen auf Wanderschaft gehen, um Entsagung zu üben und nach Befreiung zu streben.“

Swami Hariharanandajis Schülerzahl wuchs mit der Zeit und irgendwann kam die Frage von Schülern auf, ob nicht P. Dhiranandaji ein Seminar leiten könne, da auch an anderen Orten Interesse an Kriya-Yoga bestand. Swami Hariharanandaji sagte: „Warum nicht!“ So begann P. Dhiranandaji selber zu lehren und Vorträge zu halten.

P. Dhiranandaji: „Ich bereite mich nie auf einen Vortrag vor, ich lasse alles in Atmas Hand. Er weiß genau, was die Leute brauchen und hören sollen.“

Auch deshalb waren seine Vorträge oft so spannend und unterhaltsam – er selbst wusste vorher nicht was kommt. Seine Themen waren durchsetzt und aufgelockert von Geschichten, Anekdoten, Zitaten und manchmal auch von Scherzen, die ihm im Moment einfielen und zum Thema passten. So konnte manchmal ein Einführungsvortrag in den Kriya-Yoga statt eineinhalb, auch zwei Stunden oder mehr dauern. Doch die Zeit verging dabei wie im Flug, es wurde nie langweilig.

Hin und wieder geschah es dabei auch, dass er von einem ins andere kam und nach Beendigung eines Gedankenganges eine Pause eintrat. Mit einem nachdenklichen: „Wie sind wir hier gekooommen ...?“ fand er wieder, manchesmal mit einem Stichwort eines Schülers, zum Ausgangspunkt zurück.

P. Dhiranandaji hat nahezu all seine Zeit seinen Schülern gegeben, mehr als das heute die meisten, die sich selber >spirituelle Lehrer< nennen, tun. Fast jedes Wochenende hielt er Kriya-Yoga Einführungsseminare in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ab. Zudem fanden in jeden Schulferien mehrtägige oder sogar mehrere Wochen dauernde Seminare statt.

Auch auf den Fahrten zu und von den Seminarorten begleiteten ihn Schüler. Dazu kamen vier bis acht Wochenenden im Jahr an denen er Klassische Yogalehrer ausbildete. In der Zeit, die er nicht körperlich mit seinen Studenten verbrachte, erstellte er Horoskope unter Anwendung Vedischer und Kosmischer Astrologie für sie und schrieb Beiträge für spirituelle Zeitschriften. Zum Beispiel schrieb er von 2004 bis 2006 einen siebzehnteiligen Artikel über >Das Mysterium der edlen Steine – Edelsteine im Licht der Kosmischen Astrologie<.

Im Januar und Februar eines jeden Jahres reiste P. Dhiranandaji nach Indien, um seine Mutter und andere Verwandte und Freunde zu besuchen. Auch in dieser, eigentlich privaten Urlaubszeit, begleiteten ihn Schüler. Von einem wirklichen >Privatleben< konnte man bei ihm gar nicht sprechen. Alle die ihm begegneten waren seine Schüler oder seiner Hilfe wert, und diesen gab er alles, was sie nehmen konnten oder was sie brauchten. Das war sein Auftrag und seine Pflicht, wie er manchesmal sagte.

Wie Lahiri Mahasaya und Sri Yukteswarji wurde auch P. Dhiranandaji Familienmensch, er hat geheiratet und hatte zwei Söhne. Wie er oft betonte, und durch sein Leben auch bewiesen hat, ist eine Familie kein Hindernis für ein spirituelles Leben.

P. Dhiranandaji liebte Kinder und sie liebten ihn. Er erzählte einmal von einem Knirps, der in seinem Beisein zu seiner Mutter über ihn sagte: „Gell Mama, das ist ein richtig netter Kerl!“

An vielen der Ferienseminare an Ostern, Pfingsten, im Sommer und im Herbst, kamen oft ganze Familien, um während ihres Urlaubs mit P. Dhiranandaji zu meditieren. Auch wenn die Kinder nicht zu den Meditationen kommen konnten, ab zwölf Jahren gab P. Dhiranandaji die Einführung in den Kriya-Yoga, so gab es an den schönen Seminarorten, wie zum Beispiel in Beckenried am Vierwaldstätter See, in Lochau, Hörbranz und Mannenbach am Bodensee und in Montreux am Genfer See, immer viel zu entdecken. Wenn nur ein Elternpaar mit Kind zum Seminar kam und sich keine andere Möglichkeit bot, durfte der Nachwuchs sogar im Meditationsraum sein und leise spielen oder malen, damit Mutter oder Vater der Meditation nicht fernbleiben mussten. Fanatismus und Sturheit waren P. Dhiranandaji fremd.

Nach einem Ferienseminar wieder zu Hause, klagte die kleine Tochter einer Schülerin einmal: „Ich habe so Heimweh nach Dhiranandaji!“

Eine junge Familie brachte ihren jüngsten Sprößling zu einem Seminar mit. Als P. Dhiranandaji das Kind, ein kleines Mädchen, zum ersten Mal sah, sagte er: „Oh, wir kennen uns! Wir haben schon viele Male miteinander meditiert!“

Ein anderes Mal waren einige Schüler nach einem Seminar zum Abschieds-Kaffeetrinken in einem Autobahnrasthof zusammen mit P. Dhiranandaji. Die junge Familie war auch wieder dabei. In einem Shop auf dem Rasthof durfte sich das etwa dreijährige Mädchen als Geschenk von P. Dhiranandaji unter den dort angebotenen Stofftieren eines aussuchen. Das Kind wählte eine (heilige) Kuh, die umgehend den Namen >Nandabuh< erhielt, was bald darauf zu >Nandi< wurde, wie der Stier, das Reittier des Gottes Shiva. Von da an war Nandi immer dabei.

Einige Wochen später hatte das Mädchen einen großen Wunsch an P. Dhiranandaji, traute sich aber nicht ihn zu bitten, so musste die Mutter assistieren: „Dhiranandaji du riechst immer so gut,