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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Guten Frühlings-Morgen

Frühstück im Bett

Eine gute Planung

Ungewollte Beobachtungen

Sprachwissenschaften

Erziehung durch Provokation

Nur noch ein kurzes Stück

Shoppingpause

Hauptsache es glitzert

Kultgetränke

Fußbekleidung

Kurzstrecke

Wenn Kinder spielen

Gummi im Nobelhobel

Alles außer Zebras

Ein Loch im Zaun

In Gedanken schon reich

Sprachlos mit Versöhnung

Fastfood in Zeitlupe

Eine unheimliche Begegnung

Ab nach Hause

Vorwort

'Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben' hatte Jürgen Marcus 1972 mal behauptet. Das war zwar noch deutlich vor meiner Zeit, aber es gibt Tatsachen, die ihre Gültigkeit einfach nicht verlieren.

Viele neue Eindrücke wirkten in den letzten Tagen und Wochen auf mich ein. Ich möchte fast sagen zu viele. Das soll aber nicht heißen, dass es schlecht ist. Man muss eben nur einen Weg finden, diese irgendwie verarbeiten zu können. Wie ich darauf gekommen bin, ein Buch zu schreiben, erklärt sich relativ einfach.

Wie jeden Tag bin ich im Hörsaal angekommen. Doch irgendwas war anders als sonst. Ich will jetzt nicht sagen, dass meine Teilnehmer sonst deutlich motivierter sind. Denn die Aussicht auf acht Stunden Recht ist schon ziemlich heftig. Jedoch allein schon wetterbedingt ist der Elan, etwas zu tun, heute richtig am Boden. Begrüßt wurde ich nicht wie üblich mit einem freundlichen "Guten Morgen". Der Satz klang eher nach "Wir machen heute nichts!". Ich habe mir nur gedacht: "Gut, wenn ihr meint." und zog gut vorbereitet eine Aufgabenstellung zu einer Projektarbeit aus der Tasche. Für alle kopiert, hieß es dann nur noch "Ihr habt jetzt bis zum Unterrichtsende Zeit und nächstes Mal möchte ich eure Ergebnisse in Form eines Vortrags mit Präsentation haben."

Der ganze Hörsaal fing an, eifrig etwas zu tun. Was genau konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, aber das sollte sich ja in der Note widerspiegeln. In meinem Kopf rotierten, wie schon erwähnt, viele wirre Gedanken. Es waren immer wieder die selben und immer wieder sowas von glasklar, dass sie wie ein Film abliefen. Ich musste sie einfach festhalten und so begann ich, am Rechner alles aufzuschreiben.

Beim Schreiben vermischten sich mehr und mehr Realität und Fantasie. Die Worte sprudelten einfach nur so, dass es auch unterwegs auf dem Smartphone oder Tablet-PC weiterging. Egal wo ich saß oder lag - ob in den Unterrichtspausen oder im Wartezimmer beim Zahnarzt - auch wenn es nur ein paar Sätze waren, musste ich sie unbedingt notieren.

Hin und wieder habe ich Freunden Auszüge zum lesen gegeben. Nachdem mich diese und immer mehr Bekannte, unter anderem auch auf meiner Fanseite im Facebook, zum Weitermachen motiviert haben, ist nun mein Werk endlich vollendet.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen und freue mich auf Deine Meinung.

Steven Blechvogel

Guten Frühlings-Morgen

"Lass uns in den Zoo gehen", sagt sie mit einem entspannten Grinsen und Sternchen in den Augen, wie ich es zuvor noch nie bei einem Menschen gesehen hab. Nase an Nase und eng verschlungen in einem Menschenknoten, der für gewöhnlich zu akuten Rückenschmerzen führen würde, macht sich ein wohlig entspanntes Gefühl breit.

Es ist der erste wirklich schöne Tag im Jahr und das Gefühl lässt mich nicht los, als ob der Frühling genau auf diesen Samstag gewartet hätte. Blauer Himmel und Sonnenschein sorgen nicht nur bei den Vögeln, die einen schon am frühen Morgen mit ihrem Gesang erfreuen wollen, für gute Stimmung. Nein, auch das eigene Gemüt schwebt irgendwo zwischen einem letzten Hauch von Winterdepression und dem akuten Anfall von Frühlingsgefühlen.

Frühlingsgefühle? Aber bitte nicht vor zehn Uhr! Und wenn ich einen dieser Vögel in die Hände bekomme, die mich ab den ersten Sonnenstrahlen nicht mehr schlafen lassen, kann er sich darauf gefasst machen, mit einer Mettfüllung als Beilage zum späten Mittagessen zu enden. … Winterdepressionen eben!

Aber liebe Singvögel, da habt ihr noch mal Glück gehabt! Mittlerweile ist es nach zehn und ich schaue in zwei Augen, die, umschmeichelt von einem glücklichen Lächeln, funkeln und mich dann doch wieder in einen schönen Frühlingsmorgen entführen. Und genau deswegen stehe ich jetzt vor einem Zwiespalt, der mich zwischen "im Bett bleiben und schön frühstücken" und "aufstehen und ab in den Zoo" verzweifeln lässt. Was ich nun tue, liegt irgendwo dazwischen. Denn ein Frühstück im Bett bedingt eben irgendjemanden, der es zubereitet. Auf meinem Weg in die Küche fallen mir die Sünden des Vortags ein. Oder besser gesagt, ich falle darüber. Es ist immer wieder das selbe - man kommt sehr spät nach Hause. Auf dem Weg durch die Wohnung lässt man nach und nach die Sachen fallen, bis man dann in einem undefinierbaren Zustand innerer Gleichgültigkeit im Bett versinkt. Was dann passiert bleibt ein offenes Geheimnis im Dunkel der Nacht.

Noch schlaftrunken taumele ich nun Meter für Meter durch die Wohnung. Die textile Spur auf dem Fußboden weist meinen Füßen den Weg zur Küche. Doch dann plötzlich bin ich hellwach! Es ist die Erkenntnis, dass sich mein Haushalt über Monate an ein Singleleben gewöhnt hat. Neben diversen Konserven und Fastfoodartikeln gibt es als scheinbar Essbares nur noch undefinierbare Tellerinhalte, die seit Tagen versuchen den Kühlschrank von innen zuzuhalten. Doch wieder scheint es das Schicksal gut mit mir zu meinen … Hatte ich erwähnt, dass es Samstag nach 10 Uhr Morgens ist? Im formvollendeten Schlusssprung, dem in der B-Note mindestens eine 9,8 gerecht werden würde, stehe ich in meiner Hose und werfe mir im selben Augenblick Shirt und Jacke über. In meinem Sprint zur Wohnungstür vorbei am Schlafzimmer sehe ich gerade noch im Augenwinkel, dass sie sich wieder in die Decke eingekuschelt hat und durchs Traumland spaziert. Ich gehe zwei Schritte zurück, denn der Anblick ist einfach wundervoll. Wie in Trance schaue ich sie an und genieße die Gewissheit, dass dieses wundervolle Wesen bei mir ist - dass wir zusammengehören. Es ist einer der Momente, wo man ohne jede Rückfrage alles für den Anderen tun würde. Da kommen doch gleich die Frühlingsgefühle wieder durch.

Eigentlich hatte ich doch aber gerade etwas anderes vor. Noch wüst im Kopf vor Begeisterung versuche ich in das reale Leben zurückzukehren. Langsam sammeln sich meine Gedanken und mein Plan wird wieder klarer. Mit aller Kraft schaffe ich es, meinen Blick wieder in Richtung Wohnungstür zu schwenken und ohne weiteres Zögern stehe ich im nächsten Moment vor dem Haus. Hinter mir wartet sie auf mich und vor mir baut sich ein mächtiges Stadtbild auf. Es ist schon irgendwie beeindruckend, wie dieser junge Frühlingshauch selbst die grauen Winkel einer sonst doch noch tristen in spätwinterliche Stimmung eingepackte Metropole einnimmt. Aber das Großstadtleben macht sich gerade dann bezahlt, wenn man Unterhaltung und Aufregung sucht, oder eben spontan mal irgendetwas benötigt und keine Zeit hat, danach zu suchen. Die Städte wachsen und wachsen und passen sich den Ansprüchen der immer schnelllebigeren Zeit an. Denn egal, wie viele Menschen hier wohnen - es bestätigt sich immer wieder das Gefühl, dass es auf jeden Fall noch mehr Discounter gibt. Nur wenige Schritte nach dieser Feststellung stehe ich auch schon vor dem Bäcker meines Vertrauens, der sich wie so oft im Eingangsbereich von Geschäften breit macht. "Zwei Roggenbrötchen und zwei Abendbrötchen", höre ich mich sagen. Und wie jedes Mal wundere ich mich dabei, warum diese noch warmen und so frisch duftenden Leckereien gerade Abendbrötchen heißen. Ok, die Vollmondform ist unverkennbar und auch die Blässe, bedingt durch zu kurze Zubereitungszeiten, scheint auch typisch für diese Art von Backwaren zu sein. Ein Kumpel, der sich aufgrund einer Menge von Halbwissen mit so gut wie allem auskennt, hat dazu eine ganz eigene Begründung: Der Name kommt daher, weil diese Brötchen am Abend vorgebacken und über Nacht an die Filialen ausgeliefert werden. Auch wenn diese Erklärung recht plausibel klingt, bin ich, was ihn betrifft, eher vorsichtig. Er fällt nämlich auch unter die Kategorie Mensch, der versucht, mit Niveau gegen zu trockene Haut vorzugehen.

Die nette Bäckereifachverkäuferin legt die Tüte mit unserem Frühstück vor mich auf die Theke. In Gedanken bereits zu Hause bezahle ich und bin schon wieder so gut wie auf dem Rückweg. Hinter mir schließt sich die Automatiktür und verwehrt mir den Blick auf eben das Päckchen, welches noch immer auf dem Tresen auf mich wartet. Wo habe ich nur meine Gedanken? Und noch einmal laufe ich zurück in den Laden. Die Verkäuferin hält mir schon mitleidig lächelnd die Tüte mit den Brötchen entgegen. Ein freundliches "Danke" und einen guten Tag gewünscht bin ich auch schon wieder raus.

Jetzt muss ich aber los. Ich habe schon viel zu viel Zeit gebraucht. Auf dem Weg zurück hoffe ich, dass sie noch immer so niedlich schlummernd im Bett liegt. Leise schließe ich die Wohnungstür auf und schleiche mich katzengleich an der Schlafzimmertür vorbei. "Mooorgääääähn, wo warst Du? Ich habe Dich schon vermisst!", höre ich eine verschlafene Stimme sagen und mein Blick fällt wieder einmal auf die wunderbarsten Kulleraugen, die man sich vorstellen kann!

"Ich bin sofort wieder bei Dir mein Schatz", wispere ich zurück, um mit meiner augenblicklichen Hektik die Situation nicht kaputt zu machen. Der klassische Weg wäre es nun, leckeren Kaffee zu kochen und diesen zusammen mit dem Frühstücksbuffet und 2 Gläsern Orangensaft stilecht am Bett zu servieren. Da war aber was! Keinen Kaffee - sie trinkt lieber Tee, aber auch nicht immer. Und Zitrusfrüchte gehen ja erstmal gar nicht. Fast panisch, endlich fertig werden zu wollen, fällt mein Blick auf den Cola-Kasten. Muss man einen so besonderen Tag denn konservativ beginnen!? Eine leckere Vanilla-Coke passt auch immer und zu einem vollendeten Geschmackserlebnis muss man diese nicht mal erhitzen. Gläser werden grundsätzlich überbewertet, denn der Produktdesigner der Cola-Flasche wird sich ja irgendetwas optisch wertvolles bei der Gestaltung gedacht haben.

Die Teller, zwei Messer und alles was sonst noch zu einem vollwertigen Frühstück gehört, kommen auf das Tablett. Die Cola wird umschlungen von einer Knobibratwurst im Ring kreativ positioniert und kann sich in diesem mediterranen Ambiente wirklich wie eine Flasche guten Weines fühlen. Mit den fertig angerichteten Delikatessen versuche ich nun in