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Karte der Welt Halva

Karte der Welt Halva


Band 1


Cover Band 1


Nur ein Viertel Elfenblut

Tamalones Aufgabe klingt einfach: Geh ins Elfenviertel, schaue nach Spuren deiner Ziehmutter, und dann nichts wie weg, bevor jemand etwas merkt. Leider kann sie ohne Hilfe das Elfenviertel von NeuAllerdamm-Rot überhaupt nicht betreten. Mischlinge wie sie, drei Viertel Mensch und ein Viertel Elfe, sind dort unerwünscht, und ihre Magie ist schwach und unscheinbar. Ihrem Auftraggeber ist das durchaus bewusst. Er betrachtet Tamalone nur als Köder und hat ihr Scheitern eingeplant.
Allerdings ist er nicht der Einzige, der Pläne mit ihr hat. Und er ist nicht der Einzige, der vergisst, dass jemand wie Tamalone durchaus eigene Pläne haben kann – und die nötige Energie, dafür notfalls mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.

Der Hintergrund:

Unerwartet tauchen auf der Welt Halva Gestaltwandler auf. Dem Aussehen nach wilde Tiere, doch mit Vernunft gesegnet und der entsetzlichen Fähigkeit, biologische Grenzen zu durchbrechen und sich mit anderen Arten fortzupflanzen. Bereits ihre bloße Gegenwart bringt in den anderen vernunftbegabten Arten, den Drachen, Elfen und Menschen, die finstersten Seiten zum Vorschein. Die Elfen versuchen deshalb, die Gestaltwandler und ihre Mischlings-Nachkommen einzufangen und wegzusperren, doch der Keim des Zerfalls breitet sich unaufhaltsam aus. Unter den Elfen droht ein Bürgerkrieg, die Menschen dringen in den Siedlungsraum der Elfen ein und die Drachen scheinen unschöne Geheimnisse zu haben. Am Ende beginnt sogar Halva, sich selbst zu zerstören.
In dieser Welt macht sich die Viertelelfe Tamalone auf, ihre Ziehmutter wiederzufinden und die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Niemand rechnet mit dem, was ihre Suche auslösen wird – sie selbst am wenigsten.



Vorschau Band 3


Cover Band 3


Band 3 erscheint im April 2020

Das Elfenviertel

Zu ihrer größten Überraschung gehört Tamalone jetzt zur Bürgerwehr. Ebenso wie Pando. Die Frage ist nur, wird es so leichter für sie, in das Elfenviertel zu gelangen, oder schwieriger?

Außerdem, was er wartet sie dort eigentlich? Freunde ganz bestimmt nicht.

Irgendwie hatte ihr Auftrag deutlich einfacher geklungen, als Sumpfwasser sie dazu rekrutierte. Aber in NA-R ist nichts einfach, der Schein trügt allenthalben, und die, die hier leben, betrügen noch mehr.


Leseprobe


Tamalone



„Werdet ein Teil unserer Bürgerwehr. Was haltet ihr von dem Vorschlag?“ Die Stimme des Komposit war so trocken wie eine Bartflechte im Herbst nach einem regenlosen Sommer.

Tama stand wie festgewurzelt. Diese überraschende Nachricht musste sie erst einmal verdauen. Eine Patrouille der Bürgerwehr klopft lange vor Sonnenaufgang an ihre Tür und reißt sie aus dem Schlaf. Nur, um sie zu fragen, ob sie bereit sei, die Bürgerwehr zu unterstützen? Und nicht etwa mit Geld, Magie oder Neuigkeiten über einen Drachenzahn. Das hätte sie ja vielleicht noch verstanden. Aber nein, sie sollten ihre Knochen hinhalten, Pflaster treten und bereitwillig Befehle ausführen. Und alles so dringend, dass keine Zeit bis nach dem Frühstück war. Da war entweder jemand nicht ganz bei Trost oder besonders hinterhältig. Auch war schwer zu verstehen, dass man ihr so etwas antrug, nachdem sie noch vor einigen Tagen verhaftet worden war. Und was war mit dem Wachmann, dem Pando das Genick gebrochen hatte? Alles verziehen und vergessen?

Der ganze Auftritt roch so deutlich nach einer Falle, dass es auch schon wieder ehrlich gemeint sein konnte. Verrückt.

„Und mein Schoßtier bleibt wirklich die ganze Zeit an meiner Seite?“, fragte sie sicherheitshalber noch einmal und zeigte mit dem Finger auf Pando.

Wenn du das Wort Schoßtier noch einmal in einem Zusammenhang mit mir gebrauchst, lecke ich dir die Haut blutig.“ Pandos Stimme pflügte sich durch Tamas Gedanken und erstickte die letzten Reste klaren Denkens.

„Wer hat von Eurem Schoßtier noch nicht gehört?“, sagte der Offizier der Bürgerwehr höflich. „Ihr beide seid zusammen stark genug, um alleine auf Patrouille zu gehen. Falls Ihr Euch das gleich zu Anfang zutraut. Ihr könnt aber auch noch einen dritten oder vierten Mann dazubekommen. Viertelelfen wie die meisten unserer Truppführer, denen Ihr dann gleichberechtigt wärt. Oder Ihr schließt Euch einer größeren Gruppe an. Ihr werdet in jedem Fall zunächst nur für Routineaufgaben eingesetzt. Wenn Ihr Euch dort bewährt, werden wir weitersehen.“

„Wie lange haben wir Zeit, um uns zu entscheiden?“

„Genügend. Wir erwarten Euch erst im Laufe des Tages in unserer Einsatzzentrale.“

„Und die ist wo?“

„Ihr kennt das Gebäude. Von außen ebenso wie von innen, habe ich gehört.“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Sprechers war gutmütig, spöttisch und gemein zugleich.

„Ihr bekommt rechtzeitig Bescheid“, sagte Tama. Provozieren ließ sie sich nicht.

Die Patrouille ging und Tama warf sich rücklings aufs Bett. Nach einer Zeit nachdenklichen Schweigens sagte sie zu Pando: „Ich habe das Gefühl, dass mir gerade der Boden unter meinen Füßen wegrutscht. Und alles, was ich tun kann, um mein Gleichgewicht zu behalten, ist loszurennen. Das gibt mir wenigstens die Gewissheit, auf den Füßen zu bleiben. Aber ich laufe auf der Stelle und komme keinen Schritt voran. Ich sage dir etwas: Ich werde das Elfenviertel niemals erreichen. Ich werde unterwegs verloren gehen, mich auflösen und unter den Toten und Geistern wiederfinden.“

Jetzt redest du Unsinn. Die sind doch nicht ohne Grund gekommen. Irgendwo hat sich etwas bewegt, haben sich Meinungen verändert. Vielleicht wurden auch nur die Kreise eines Mächtigen gestört. Für mich bedeutet das, dass wir voran kommen. In jedem Fall haben wir die Aufmerksamkeit der Bürgerwehr endgültig gewonnen. Das ist der erste wichtige Schritt des langen Weges.“

Des langen … Was? Ach so. Dein Weg ins Elfenviertel. Nein, der bereitet mir keine Sorge. Es wird nicht mehr lange dauern und wir sind drin. Zumindest ich. Und dann schauen wir mal. Mir macht etwas ganz anderes zu schaffen. Der rutschige Boden. Ich gehe mir selbst gerade verloren. Pass auf, auf einmal bin ich weg. Wirst schon sehen.“

Unsinn, du kannst nicht verloren gehen, wenn ich auf dich aufpasse.“

Der Glaube an mich selbst ist bereits weg. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Als wir uns begegneten, war ich eine Viertelelfe. Aber nun? Entweder war mein Vater kein reinrassiger Mensch, wie man mir immer erzählt hat, oder meine leibliche Mutter keine Halbelfe. Wenn ich schon meine Eltern nicht kenne, dann will ich wenigstens wissen, welches Blut durch meine Adern fließt und warum man mich mein ganzes Leben lang belogen hat.“

Früher oder später wird die Wahrheit schon ans Licht kommen.“ Pando rollte sich auf die Seite, sodass er Tamas Gesicht sehen konnte.

Später hilft mir nicht. Und ich sag dir noch etwas. Ich werde die ganze Zeit das Gefühl nicht los, dass du wieder einmal mehr weißt als der Rest der Welt. Aber dich frage ich erst gar nicht. Du kommst mir dann wieder mit der Wahrheit, die zu groß für mich ist, und tischst mir neue Lügen auf. Dabei ist es wichtig zu wissen, wer man ist.“

He, das sind aber bittere Worte und Vorwürfe. Die habe ich nicht verdient. Dabei verstehe ich dich gut. Du besitzt Elfenblut, da bin ich mir sicher. Aber eine Viertelelfe bist du nicht. Da bin ich mir auch sicher. Leider hilft es wenig, zu wissen, wer man nicht ist. Deine Abstammung kenne ich genau so wenig wie du. Ich kann auch nur vermuten.“

Und deine Vermutung ist? Sag es mir.“

Pando schüttelte den Kopf. „Besser nicht. Du würdest mir ohnehin nicht glauben. Solche Dinge muss man allein herausfinden. Fremden glaubt man sie nicht.“

Siehst du? Da ist sie wieder, deine zu große Wahrheit.“

Unsinn. Ich erzähle dir gern, was mir aufgefallen ist. Aber deine Schlüsse musst du selbst daraus ziehen.“

Tama hob den Kopf, die gefurchte Stirn glättete sich, und so etwas wie Hoffnung erleuchtete ihr Gesicht.

Ist nicht viel, nur eine Kleinigkeit“, sagte Pando. „Du hast mir vorgeführt, wie du dein Aussehen verändern kannst. Vor allem die Tönung deiner Haut. Aber du veränderst auch die Farbe deiner Haare. So kannst du deine Erscheinung etwas mehr in Richtung Mensch oder Elfe verschieben.“

Na und? Das ist doch keine große Sache, und außerdem kann ich das auch nur ein ganz klein wenig. Es ist eine nützliche Fähigkeit. Vor allem hier in NA-R.“

Richtig. Nur ist es kein Elfenzauber.“

Was soll es denn sonst sein?“

Das ist ein Gestaltwandel. Und den beherrschen nur Gestaltwandler.“

Tama fing an zu lachen. „Du meinst, ich wäre so jemand wie Torso?“

Nein, nicht wie Torso. Dafür machst du es zu mühelos. Eher so wie ich.“

Aber das ist doch lächerlich. Ich kann meine Gestalt nicht verändern. Ich wüsste gar nicht, wie ich das machen sollte.“

Und doch kannst du es. Jedenfalls ein ganz klein wenig zwischen Mensch und Elfe. Hin und zurück.“

Das ist gar nichts.“

Es ist fast nichts. Aber lass uns nicht streiten. Entscheidend ist nicht wie viel, sondern dass du es überhaupt kannst. Aber wenn du mir bereits diese Kleinigkeit nicht glaubst und dich darüber aufregst, wie kannst du dann erwarten, dass ich dir alle meine Vermutungen anvertraue, von denen selbst ich nicht einmal völlig überzeugt bin?“

Tama wurde laut, schrie: „Ich rege mich nicht auf“, ertappte sich selbst, beruhigte sich wieder und sagte dann: „Ich darf dir nicht glauben. Sollte ich das tun, wäre das eingetreten, was ich so fürchte. Es gäbe mich nicht mehr.“

Pando grinste. „Ich kann dich aber noch ganz gut erkennen.“

Mir ist nicht nach deinen Witzeleien. Ich meine es ernst.“

Pando sah die steilen Falten zwischen Tamas Augenbrauen. „Dann vergiss einfach, was ich gesagt habe.“

Ein weiser Dummkopf sagte mir einmal, dass ein gesprochenes Wort nicht mehr zurückgenommen werden kann.“

He, das habe ich gesagt.“

Dann nehme ich das ‚weise‘ zurück und lasse nur den ‚Dummkopf‘ übrig.“

Vielleicht sollten wir nur das betrachten, was wir wirklich wissen. Die Bürgerwehr. Hast du dich bereits entschieden?“

Tama presste die Lippen zusammen. Manchmal hasste sie diesen Pando. Egal, welche Gestalt er gerade einnahm. Und vor allem hasste sie ihn, wenn er recht und sie selbst unrecht hatte. So wie im Augenblick. „Das Angebot der Komposits ist eine Falle.“ Aber sie wollte nicht über die Komposits sprechen, sie wollte wissen, wer ihre Eltern waren.

In diesem Punkt bin ich ganz deiner Meinung. Eine Falle. Aber auch eine Gelegenheit.“

Wir müssen herausfinden, warum die Bürgerwehr uns dieses Angebot macht.“

Endlich eine Frage, die ich beantworten kann. Wenn wir mit ihnen ziehen, stehen wir unter ihrer ständigen Kontrolle. Nicht so offensichtlich ist hingegen, wer uns das Angebot macht und warum. Es ist ja nicht die Bürgerwehr selbst, sondern jemand, der die Bürgerwehr befehligt oder dem Kommandanten sagen kann, was der zu tun und zu lassen hat. Und glaube mir, die Antworten auf diese beiden Fragen sind für uns wichtiger als die nach deiner Abstammung.“

Wie geschickt diese hochnäsige Raubkatze mich wieder einmal von dem weglockt, was mich am meisten beschäftigt, dachte Tama. Und sie muss es mir auch noch unter die Nase reiben.

Dann sag schon. Ich habe keine Lust hier herumzuraten. Warum macht die Bürgerwehr uns dies Angebot?“

Einmal, weil du einen Drachenzahn verkauft hast, von dem ein Mächtiger wissen möchte, woher du ihn hast.“

Aber das ist doch abgefallenes Laub vom letzten Jahr. Ich habe ihn von meiner Mutter bekommen.“

Was dir niemand glaubt.“

Es bleibt ihnen aber nichts anderes übrig, als mir das zu glauben.“

Außerdem hat sie misstrauisch gemacht, dass ein hochblütiger Komposit nicht in der Lage war, dir die Wahrheit zu entreißen. Versteh mich nicht falsch, niemand könnte dir dafür dankbarer sein als ich. Aber wer ist diese junge Frau, die den Elfenmagiern so ohne Weiteres widerstehen konnte? Und damit ist die Bürgerwehr bei derselben Frage angelangt wie du. Wer bist du, dass dir so etwas möglich ist?“

Siehst du, meine Abstammung ist wichtig. Ich will …“

Still. Kannst du nicht einmal bei der Sache bleiben?“

Grmpf.“

Die Komposits haben zwei Vermutungen, nehme ich an. Vielleicht ist ihnen aufgefallen, dass du nicht nur eine Viertelelfe bist, sondern auch ein Dreiviertelmensch. Und jetzt fragen sie sich, was sie übersehen haben. Die Geheimnisse des Elfenbluts kennen die Komposits gut. Besser als alle anderen, denn sie leben damit. Aber die Menschen sind ihnen ein Rätsel. Sie wissen nur, dass ein paar Tropfen Menschenblut ihrer eigenen Magie gut tut. Aber das erklärt nicht deine besonderen Eigenschaften.

Die andere Vermutung ist, dass du das Werkzeug einer besonderen Macht bist. Doch welche Macht soll das sein? Sie wissen es nicht, und das macht ihnen Angst.“

Weiß du was? Mir macht das auch Angst.“

Es gibt keine besondere Macht. Es gibt nur Drachen, Elfen, Menschen und Gestaltwandler. Sonst nichts, wenn man von den alten Göttern mal absieht. Aber es gibt jede Menge, was wir über die vier Völker der Vernunft noch nicht wissen. Und irgendwo in diesem Wust von Nichtwissen liegen die Antworten zu unseren Fragen. Aber da werden die Komposits niemals suchen.

Ach ja, und dann stören sie sich an mir. Sie verstehen nicht, warum ich dir ständig folge. Sie wissen nicht, dass du mir folgst, und ich bestimme, wo es entlang geht.“

Tust du nicht. Eher geht die Sonne nachts auf und der Mond am Tage.“

Der Mond scheint manchmal auch am späten Nachmittag. Das ist doch schon mal ein Anfang, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.“

Du bist ein Idiot.“ Tama war verärgert. Sie hatte immer das Gefühl, die Raubkatze würde mit ihr spielen. Katzen spielen nun mal gern, tröstete sie sich, aber dann fiel ihr ein, dass Pando sich auch mal als Bär oder Ledervogel herumtrieb, und weg war der Trost. Sie entschloss sich zu einem Friedensangebot. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, den Stadtoberen zu beweisen, was wir können und wie unersetzlich wir sind. Das könnte unsere Abkürzung sein, nach der wir gesucht haben. Aber was können wir schon, was andere nicht können?“

Wir können das sein, was wir sein wollen“, sagte Pando.

Und was willst du, was wir sind?“

Ich weiß nur, was ich sein will. Und das ist dein Freund.“

Tama drehte sich auf die Seite und stützte ihren Kopf mit der Hand ab. „Du bist so lieb.“ Sie musste lachen. „Aber ob das die Bürgerwehr beeindruckt, bezweifele ich. Ich will ja nicht nur wissen, wer ich bin. Ich will auch ein Artefakt erschaffen, das mich vor dem Elfencharme schützt. Damit ich weiß, wer es ehrlich mit mir meint und wer nicht.“

Tama streckte die Arme nach Pando aus, schmiegte sich an den langen Körper der Raubkatze und kraulte ihr Fell. „Es ist gut, dass du kein Elf bist. Du bist wenigstens ein ehrlicher Lügner.“

An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. So hätten sie auch gleich aufstehen und sich zum Garnisonsgebäude begeben können. Aber Eile zu zeigen wäre unklug gewesen. Und so dösten sie noch ein wenig vor sich hin, frühstückten zusammen mit der aufgehenden Sonne und überlegten, wie sie den Tag vertrödeln konnten. Pando war für Schlafen oder Dösen.

Ich muss unbedingt noch kurz zu Meijina. Ich könnte dir jetzt vorlügen, dass ich meine magischen Dornen und den Glimmerstaub bei ihr lagern möchte. Das wäre noch nicht einmal gelogen. Aber das ist es nicht. Etwas ist zwischen uns beiden passiert. Ich weiß nicht, was es ist, und verstanden habe ich es auch nicht. Jedenfalls muss ich nach ihr schauen.“

Pando gähnte und legte sich hin.

Einleitung

Unerwartet tauchen auf der Welt Halva Gestaltwandler auf. Dem Aussehen nach wilde Tiere, doch mit Vernunft gesegnet und der entsetzlichen Fähigkeit, biologische Grenzen zu durchbrechen und sich mit anderen Arten fortzupflanzen. Bereits ihre bloße Gegenwart bringt in den anderen vernunftbegabten Arten, den Drachen, Elfen und Menschen, die finstersten Seiten zum Vorschein. Die Elfen versuchen deshalb, die Gestaltwandler und ihre Mischlings-Nachkommen einzufangen und wegzusperren, doch der Keim des Zerfalls breitet sich unaufhaltsam aus. Unter den Elfen droht ein Bürgerkrieg, die Menschen dringen in den Siedlungsraum der Elfen ein und die Drachen scheinen unschöne Geheimnisse zu haben. Am Ende beginnt sogar Halva, sich selbst zu zerstören.

In dieser Welt macht sich die Viertelelfe Tamalone auf, ihre Ziehmutter wiederzufinden und die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Niemand rechnet mit dem, was ihre Suche auslösen wird – sie selbst am wenigsten.

Personae dramatis


KRIECHER: Drache mit einem gelähmten Flügel

TAMALONE: Eine junge Frau gemischten Blutes, die bei den Menschen lebt

PANDO: Ein Gestaltwandler in Tierform und Freund Tamalones

DORMAN: Pando in Menschenform

„MUTTER“ oder „die Unaussprechliche“: Eine rätselhafte Frau unklarer Abstammung


Waldelfen


SUMPFWASSER: Erster Berater der Waldelfen und Tamalones Auftragsgeber

LUFTHAUCH: Waldläufer

BORK: Truppführerin der Waldelfen

LIND und MAITRIEB, zwei ihrer Jäger

IMMERGRÜN: Ein Diener zweier Herren

ZIMTCHEN: Offizier der Wehrhüter und Sumpfwassers Tochter


Stadtelfen


TREIBGUT: Magier der Komposits und Artefaktentwickler

KÖNIG NACHTNEBEL: Artefakthändler und Treibguts Partner

WILLJA: Viertelelfe, arbeitet an Artefakten

ESPOS: versorgt Lufthauch mit dem Allernötigsten

STEINDORN: Stadtkommandant

GEFLECKTER GELBZAHN: sein Sohn und Ratsmitglied

SCHWIMMENDES SCHWERT: Leiterin der Bürgerwehr und Ratsmitglied

ZAUBERTÄSCHL: Ratsmitglied, verantwortlich für Handel und das Viertel des Handwerks

ZWEI-ARTEN-GRAU: Ratsmitglied, verantwortlich für Fragen der Magie

WIND-ÜBER-DEN-DÄCHERN: neuer Stellvertreter für Schwimmendes Schwert

SCHMUTZWASSERLINSE: verantwortlich für die Erweiterung der Stadt


Menschen in NA-R


MEIJINA: Frau, reinrassiger Mensch, arbeitet an Artefakten

SASS: Wachmann

UGLAS: Doppelagent

SCHLANGENAUGE: Führer der Unterwelt


Sonstige Personen in NA-R


TORSO: Gestaltwandler und Froschmensch von gewaltiger Sprungkraft



Tamalone


Es war für Tama ein merkwürdiges Gefühl, sich an den Ort zurückzubegeben, an dem sie nach einem Weg in die Stadt hinein gesucht hatte. Jetzt ging sie gerade das Stück Straße entlang, das sie vor einer gefühlten Ewigkeit aus einer ausgesprochen ungewöhnlichen Perspektive hatte bewundern dürfen. Unter dem Arm eines Riesenaffen hängend hatte sie nicht viel mehr mitbekommen, als die Sprünge im Pflaster und etwas Grün, das aus ihnen hervorsprießte. Dabei war alles gerade erst ein paar Tage her. Aber was in der Zwischenzeit passiert war, würde nicht an einem einzigen Lagerfeuerabend erzählt werden können: Die Begegnung mit Pando, diesem Schuft, der Verkauf des Zahns, Schlangenauge, Torso. Meijina und Willja, dann Verhaftung und Entlassung, und jetzt kehrte sie zu dem Anfang aller Ereignisse zurück, um ein paar Dinge zu kaufen. Es kam ihr vor, als müsste sie nun zum zweiten Mal durch eine Eingangstür gehen, die von der anderen Seite ein Ausgang war. Aber sie ging nicht hinaus. Sie ging erneut hinein, und die Tür war eine völlig andere.

Wie sollte das ein Mensch verstehen?

Tama blieb stehen.

Ja, hier war sie angekommen. Auf der einen Seite die Gleise, auf denen die Frachter anrollten, auf der anderen Seite große und kleine Straßen, die ins Viertel des Handwerks hineinführten. Das Tor in die Welt. Egal, von welcher Seite man es durchschritt. Aber wirklich aufregend war heute Abend nur der breite Streifen zwischen innen und außen. Ein freier Raum, mit dem niemand etwas anzufangen wusste und der sich selbst überlassen war, keine wirkliche Form besaß, aber auf dem sich alles aufhielt, das weder zu den Frachtern noch zu den Straßen gehörte. Als sie angekommen war, hatten hier überall kleine Feuer gebrannt, an denen sich die Wachposten aufgehalten hatte. Heute Abend war an derselben Stelle ein Markt aufgebaut, wie sie noch keinen zuvor gesehen hatte. Überall eilig zusammengestellte Tische. Ganz vereinzelt war auch schon mal ein großes Tuch darüber gespannt, um den Kunden bei Regen etwas Schutz zu bieten. Sie schaute zum Himmel. Er war wolkenlos, und die Sonne war bereits untergegangen.

Tama war überrascht von der Jahrmarktsstimmung auf dem Nachtmarkt. Es war die blaue Stunde, in der die Bäume ihre Farbe verloren und nur noch als schwarze Schatten vor einem lichten Himmel emporragten, bis ihre Schwärze mit der Umgebung verschmolz. Doch bis dahin war noch Zeit. Überall flackerten Fackeln, brannten Lampen und kleine Feuer. Nur hätte es etwas voller sein können. Aber vielleicht kamen die meisten Leute erst nach Einbruch der Dunkelheit. Noch waren jedenfalls mehr Wächter hier als Händler und mehr Händler als Kunden, wenn sie das richtig sah.

„He, meine Schöne, wo hast du denn deinen menschenfressenden Riesenaffen gelassen?“

„Eingetauscht gegen ein Kätzchen.“

Ein lautes Lachen belohnte ihre Antwort, und ein oder zwei Hände winkten ihr sogar hinterher. Ja, man erkannte sie wieder, und nun war sie zu einem Teil Stadt geworden.

Aber wozu dieser Aufwand von einem Markt, fragte sich Tama, als sie bemerkte, dass das, was sie als Kundschaft identifiziert hatte, ebenfalls Händler waren, die aus den Taschen heraus verkauften und keinen Stand aufgestellt hatten. Wo blieben die Kunden?

Das Rätsel löste sich schnell, als ihr auffiel, dass die meisten der wenigen Kunden immer wieder nach Trägern riefen. Da verstand sie endlich. Hier kauften die Einkäufer der großen Läden, die genau wussten, was sie brauchten, wo sie es bekamen und was es kostete. Sie hingegen wusste kaum, was sie wollte, und schon gar nicht, wo sie es bekam. Sie würde sich gründlich umsehen müssen, wollte sie nicht betrogen werden.

Einige der Händler, die sie ursprünglich für Kunden gehalten hatte, schlenderten einfach nur herum und stießen halblaute Töne aus, die allen anderen außer ihr etwas zu sagen schienen. Diese Kleinhändler trugen ihre Produkte in Beuteln, Gläsern oder Flaschen mit sich herum. Es war nicht einfach herauszufinden, wer kaufte und wer verkaufte, zumal einige der kleinen Händler auch selber als Käufer agierten.

„Ich brauche magische Dornen, Sumpfnebeltropfen und einen magischen Staub, der sich zwar mit dem Wind bewegen darf, aber nicht so leicht absinkt“, dachte sie bei sich. Sicher war sie sich bei ihrer kurzen Einkaufsliste nicht. Die Dornen hatte Meister Treibgut ihr empfohlen, Den Staub kannte sie nicht, konnte ihn sich aber gut vorstellen. Von ihrem Wunsch nach Nebeltröpfchen hatte sie selbst aber nur jenen verschwommenen Eindruck, den sie immer dann erhielt, wenn sie Mutters Schutz aufrief. Welches war die geschickteste Methode einzukaufen, wenn man weder das Produkt verstand, noch die Preise kannte? Tama konnte sich nicht entschließen, war die Gasse bis zum Ende entlanggegangen und nun auf dem Rückweg, als sie merkte, dass jeder sie beobachtete. Die meisten nur aus den Augenwinkeln, einige etwas offener, die ihr Interesse nur unvollkommen und mehr aus Höflichkeit verbargen. Aber es waren auch welche darunter, die sie so offen anstarrten, als würden sie nach einer Antwort verlangen, und ihr für einige Schritte folgten, bevor sie sich abwandten. In dem Moment, in dem sie das alles erkannte, war sie es auch schon leid. Sie blieb abrupt stehen und drehte sich so plötzlich um, dass sie ihrem augenblicklichen Verfolger direkt gegenüberstand. Der war nicht im mindestens verlegen, sondern schaute sie aus bösen Augen an. „Sprecht es einfach aus“, sagte Tama. „Was wollt Ihr von mir?“

„Die Frage ist, was du hier willst“, kam die Antwort.

„Was geht Euch das an?“, fragte Tama und suchte eine Verbindung zu den Gedanken des Mannes.

„Das solltest du aber wissen, wenn du dich hier noch etwas wohlfühlen willst. Du läufst hier hin und her, ganz in Leder gekleidet, als wären wir in der Wildnis. Du bist kein Verkäufer, dem die Zeit fehlt, sich etwas Passendes anzuziehen, und erst recht kein Käufer, denn du sprichst auch niemanden an. Also ist es besser, jemand folgt dir, bis wir wissen, was du vorhast.“

Tama überprüfte die Gedanken des Mannes, fand jede Menge Respektlosigkeit, ein flüchtiges Interesse an ihrem Körper, Trotz, Misstrauen und den Wunsch sie herauszufordern. Etwas viel auf einmal. „Ihr seid kein so guter Beobachter, wie Ihr glaubt zu sein, denn sonst hättet Ihr längst gemerkt, dass ich ein Käufer bin. Aber wer ist ‚wir‘, auf die ihr so großsprecherisch hinweist, als wäret Ihr ein Abgesandter?“

Der Mann lachte laut auf und schaute um sich, als müsste er sich seine Zuhörerschaft erst noch zusammensuchen. „Sag ich doch. Kein Händler und auch kein Käufer. Vielleicht eine verlorene Seele, hä? Auf der Suche nach der Antwort, was wir alle hier so machen. Das wenigstens will ich dir sagen, und dann verziehst du dich besser. Das hier ist der Nachtmarkt. Hier wird gehandelt. Und die Ware ist …“ - und jetzt senkte er die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, bevor er das letzte Wort aussprach - „Magie. Und ‚wir‘ sind die Bruderschaft, die diesen Handel erst ermöglicht, der eine ganze Stadt am Leben erhält. Und das tun wir unter Einsatz unseres Lebens. Ein Leben ist billig für uns. Und jetzt zisch ab.“

„Ihr seid ein Idiot“, entgegnete Tama kalt. „Wärt Ihr ein Händler, würde ich Euch nach Eurem Angebot fragen. Aber Ihr seid kein Händler, sondern nur auf Krawall aus. Ich gebe Euch den Rat, erst gar nicht etwas zu versuchen. Die Wächter der Bürgerwehr hier warten nur auf jemanden wie Euch.“

„Habe ich es mir doch gedacht. Ein Spitzel.“

„Denkt, was Ihr wollt, aber bleibt mir vom Leib.“

Tama wandte sich ab, ohne ihre Gedankenfinger mitzunehmen. Als sie sich auf den nächsten Marktstand zubewegte, kam sie ins Taumeln. Wie schwierig es doch war, geradeaus zu gehen, wenn sich die Gedanken nach hinten ausrichteten und das Gehirn, in dem sie sich verhakt hatten, sich ebenfalls bewegte. Glücklicherweise folgte ihr der Mann in einigem Abstand. Solange er ihr nicht zu nahe kam, war es ihr recht, denn sie wollte nicht, dass er erfuhr, wonach sie verlangte. Aber sie war die Aufmerksamkeit leid, die sie erregte und begab sich deshalb zum nächsten Stand.

„Ich suche magische Dornen“, fragte sie dort den Verkäufer, einen untersetzten, knorrigen Alten, der an ihr vorbeischaute und ganz plötzlich sein freundlichstes Lächeln anknipste. Gleichzeitig entfernte sich ihr Schatten.

„Ich bin kein Spitzel“, sagte sie. „Ersetzt diesen unfreundlichen Dummkopf hinter mir durch jemanden mit ein wenig Verstand. Was ich außer magischen Dornen suche, ist etwas Orientierung, denn ich bin nicht im Auftrag des Königs hier, sondern habe in seinem Geschäft nur einen angemieteten Arbeitsplatz. Und nach magischen Dornen suche ich, weil Meister Treibgut mir empfohlen hat, damit ein paar Dinge auszuprobieren. Beide Namen solltet Ihr kennen. Ist damit nun alles geklärt?“

Das Lächeln verschwand und machte einer nachdenklichen Miene Platz. „Magische Dornen sind Massenware und gut geeignet, wenn man etwas ausprobieren möchte. Du findest sie am übernächsten Stand. Bei mir kannst du das bekommen, was etwas seltener ist. Ich bin bekannt für Molche und Unken, frisch und getrocknet und bis in die letzte Faser mit Magie angereichert.“

„Und was macht man mit getrockneten magischen Unken?“

Der Händler warf in gespielter Hilflosigkeit die Arme in die Luft. „Woher soll ich das wissen? Ich bin ein Händler und ein Mensch dazu. Um Artefakte herzustellen, musst du ein Elf sein, oder zumindest ein Komposit, der hoch im Blut steht. Wenn ich dich so sehe, frage ich mich schon, wozu du einen Arbeitsplatz anmietest. Der König ist nicht dafür bekannt, dass er freizügig ist. Und was machst du für den überall bekannten und geschätzten Meister Treibgut? Vielleicht habe ich genau das Richtige für dich oder kann es bis zum nächsten Mal besorgen.“

„Ich hätte auch Interesse an magischem Staub oder Nebel.“

Der Händler verzog angewidert das Gesicht. „Komm wieder, wenn du etwas von Tieren brauchst. Heute bin ich mit Molchen und Unken hier, aber ich handele auch mit Eidechsen, Käfern und Spinnen. Und mit Würmern. Aber die nur auf Vorbestellung. Magische Dornen. Der übernächste Stand.“

Tama bedankte sich und ging zwei Stände weiter und fand tatsächlich, was sie suchte.

„Warum sind magische Dornen so teuer?“, fragte Tama, als sie auch nach hartnäckigen Feilschen nur ein geringes Entgegenkommen erzielen konnte. „Ich habe gehört, sie seien ein Massenprodukt.“

„Eigentlich ist es mir verboten, über die Geheimnisse der Sucher und Abenteurer zu plaudern“, sagte der Standbetreiber. „Aber weil Euer Liebreiz einfach überwältigend ist und weil ich möchte, dass Ihr auch weiterhin Eure Dornen bei mir kauft, werde ich Euch ein wenig davon verraten. Aber sagt niemandem, woher Ihr Euer Wissen habt.“ Der Händler schaute nach links und rechts über die Schulter, als fürchtete er den gesammelten Zorn von Himmel und Erde, Feuer und Wasser und den aller Drachen noch obendrein.

„Der hohe Preis wird nicht für die Dornen gezahlt.“

„Nicht für die Dornen?“

„Nein, holde Dame. Es ist der Preis für die Lebensgefahr, unter der die Abenteurer sie sammeln müssen. Denn es ist nicht so einfach, sondern höchst gefährlich, Allerweltsdornen die Macht und die Kraft zu verleihen, die ein Käufer erwartet. Es müsste schon ein großer Zufall sein, dass dornige Pflanzen in der Nähe eines Giftlochs wachsen. Nein, du musst sie pflanzen. Am einfachsten geht es mit Schlehen. Du steckst ein paar Triebe in die Nähe eines Giftlochs, lässt sie wachsen und kommst dann ein paar Jahre später wieder, um die Dornen zu ernten. Vorausgesetzt, es ist dir niemand zuvorgekommen. Um das Recht, im Umkreis der Giftlöcher ernten zu dürfen, wurden schon Kriege geführt, die ganze Familien ausgerottet haben. Und es ist auch nicht ratsam, sich lange dort aufzuhalten. Wer magische Pflanzen sammelt, verdient gut, lebt aber nicht lange. Das allerdings ist kein Geheimnis und unter den Menschen allgemein bekannt.“

Auch wenn das bei den Menschen jeder wusste, verstand Tama jetzt etwas mehr über den Wert von Lufthauchs Schatzkarten. Die Lage eines neuen, unbekannten Giftlochs zu kennen, konnte ein Vermögen bedeuten. Vielleicht würde ihr Wissen um das kleine Giftloch sie reich machen. Im Wald hinter dem Holzfällerlager hatte es eine Stelle gegeben, an der keine Bäume geschlagen wurden. Aber irgendetwas war geschehen. Sie erinnerte sich noch an den Geruch, und dass ihr schwindlig geworden war. Hatte sie den Rückweg allein gefunden oder war Mutter ihr zur Hilfe geeilt? Merkwürdig, dass alle Erinnerungen, die etwas mit Mutter zu tun hatten, so verschwommen waren. Vielleicht kann ich die Auskunftsfreudigkeit des Händlers noch einmal ausnutzen, dachte Tama und sagte: „Ich brauche auch noch magischen Staub und magischen Nebel. Den Nebel am besten aus einem Sumpf.“

Der Verkäufer hörte zunächst nicht. Er bediente gerade einen anderen Kunden. Aber dann drehte er sich doch noch um. „Einen Stand weiter verkaufen sie Stäube. Aber lass dir gleich sagen, den einen magischen Staub gibt es nicht. Es gibt mineralische und organische Stäube, quarzreiche und quarzarme Stäube, welche mit und ohne Ruß, mit und ohne Salz, feuergeboren, windgeboren, aus getrocknetem Wasser, vulkanischen Ursprungs, Staub galoppierender Pferde- oder Rinderherden und noch jede Menge mehr. Staub ist eine Kunst für sich. Und was Nebel angeht …“ Bedeutungsvoll wiegte er seinen Kopf hin und her. „Hin und wieder bietet einer der wandernden Händler so etwas an, wobei sie nie den Nebel an sich verkaufen, weil dieser sich nicht fangen lässt, sondern immer nur etwas, das von ihm getränkt wurde. Du wirst also herumfragen müssen, den Nebel bestellen und eine magische Nase besitzen, damit niemand auf die Idee kommt, dir ein gepanschtes Wasser zu verkaufen. Staub ist teuer, aber Nebel kostet ein kleines Vermögen.“

Ein Vermögen besaß sie nicht, und solange sie nicht genau wusste, was sie brauchte … Aber da stand sie bereits am nächsten Stand.

„Ich suche einen ganz bestimmten Staub“, sagte Tama.

„Darin unterscheidet Ihr Euch nicht um ein Quäntchen von unseren anderen Kunden, junge Frau. Jeder Staub für einen bestimmten Zweck. Das ist unser Wahlspruch.“

Tama dachte an Sumpfwassers Besuch bei der Minengesellschaft. „Gibt es einen Staub, den man in die Luft wirft und der die Gedanken der Leute um einen herum so verwirrt, dass sie vergessen, dass man da war?“