Das Christkind macht Urlaub

 

Evelyne Mayer

 

 

Ein Kinderbuch zum Selbstlesen und Vorlesen

 

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Warum sich das Christkind ärgert

 

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„Sieh dir das an, Glitzer!“ Aufgebracht hält das Christkind dem zarten Engel die eine Wunschliste vor die Nase.

Raschelnd fuchtelt es damit umher, sodass dem Engelchen ordentlich schwindelig wird.

Die krakelige Kinderschrift in Ruhe zu enträtseln ist schwer genug.

In Christkind Hand tanzt sie auch noch fröhlich hin und her.

Ganz angestrengt versucht der kleine Engel, zu lesen.

Die Liste verschwindet jedoch viel zu schnell – Wusch! – aus seinem Blickfeld.

„Christkind“, empört sich Glitzer. Dabei wackeln die spitzen Ohren am Köpfchen. „Ich bin noch nicht so weit.“

Doch das Christkind läuft längst aufgeregt durch den Wolkensaal. Plötzlich stoppt es, starrt kopfschüttelnd auf die Liste.

Dann marschiert es brummend weiter.

„Christkind, bitte!“ Vergeblich versucht Glitzer mit ihrer glockenklaren Stimme zu ihm durchzudringen. „Ich konnte kaum etwas lesen.“ Zu kurz gestattet Christkind dem Engelchen Einblick. „Steht denn was Schlimmes darauf?“

Fluff! Fluff! – Christkinds nackte Zehen schlurfen durch die Wolken, treten Wolkenfetzen los. Damit nebelt es die zarte Glitzer ordentlich ein.

„Glaubt wirklich niemand mehr an den Geist der Weihnacht?“, fragt das Christkind und schüttelt sorgenvoll den goldenen Lockenkopf.

Als es erneut an Glitzer vorbei stürmt, nutzt diese die Gelegenheit.

Schwupps, klammern sich ihre winzigen Finger am himmlischen Rocksaum fest. Sehr schlau!

So weicht sie den aufwirbelnden Wolkenfetzen aus, die wie Zuckerwatte aufpuffen.

 

 

 

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Als das Christkind in der Wolke steckt

 

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Jauchzend klammert sich Glitzer an Christkinds Kleid. Ein Gefühl wie beim Achterbahnfahren, gluckert in ihrem Bäuchlein. Als glitzernder Regenbogen wirbelt sie um die gläsernen Säulen des Himmelsgewölbes herum.

Aus der Backstube nebenan strömt ein köstlicher Duft herüber.

Es riecht herrlich nach Lebkuchen und Früchtebroten.

Vor Begeisterung schwirren dem Engelchen die kleinen Flügel.

Und weil jeder Flügelschlag einen eigenen Ton besitzt, erklingt eine feine Melodie.

Sie verändert sich je nach Stimmung.

Und Glitzers Flügelchen singen im Augenblick besonders herrlich vor Freude! So einzigartig … wie die erste fallende Schneeflocke, die du an kalten Wintertagen siehst. Richtig weihnachtlich wird ihr ums Herz.

Doch die Ankunft des Wichtels Brummi beendet das bunte Treiben.

Denn das Christkind, tief in Gedanken versunken, stolpert über den leise eintretenden Weihnachtswichtel.

Plumps, schlägt es einen Purzelbaum auf dem Wolkenboden.

Dann landet es mit Brummis Zipfelmütze im goldenen Schopf – Uff! – auf dem verdatterten Engel.

Der Saal glänzt sogleich vom verschütteten Engelsglanz, wie eine glitzernde Schneekugel. Doch das sieht das Christkind nicht. Seine nackten Füße zappeln in der Luft. Der blonde Schopf steckt fest im watteweichen Boden.

So fest, dass es ein leises – Plopp – gibt, als es sich befreit.

„Christkind“, stöhnt Glitzer. Tief in die Wolke gepresst, ist ihr zartes Stimmchen kaum zu hören. „Du liegst auf mir.“

Die Glitzerflügel versuchen den keuchenden Engel frei zu wedeln.

 

 

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Dabei kitzeln sie das Christkind am Bäuchlein.

Das biegt und krümmt sich vor Lachen.

Schließlich kullert es weg.

 

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Glitzer atmet auf. Sie strampelt mit den Beinen und flattert mit den Flügeln. Leider gerät sie so nur noch tiefer in die Wolke hinein.

Unterdessen fällt dem Christkind wieder ein, warum es sich so ärgert. Es hört auf zu kichern, springt auf die Beine und ruft im ernsten Ton: „Glitzer, Brummi!“

Folgsam trottet der pummelige Wichtel herbei. Im Vorbeigehen zieht er Glitzer – Plopp – aus der Wolke. Dann guckt er, die kurzen Arme in die Hüften gestemmt, zum Christkind auf.

„Was gibt es für ein Problem?“, fragt Brummi, während Glitzer sich Wolkenfäden aus dem glitzernden, fersenlangen Haar wedelt.

„Die Weihnachtswerkstatt arbeitet auf Hochtouren.

Alle deine Helferlein sind am Basteln.

Der Weihnachtsmann hat seinen Fahrplan. Nikolaus und der Krampus erledigen bereits die ersten Botengänge.“